INNERPARTEILICHE REFORMEN
Ursachen,
Verlauf und Problematik von Reformprozessen – dargestellt am Beispiel der
Reformdiskussion von 1991/92 des CDU-Landesverbandes Hamburg
Dissertation
zur Erlangung des
Grades des Doktors
der Philosophie im Fachbereich
Philosophie und
Sozialwissenschaften
der Universität Hamburg
vorgelegt von
Christoph
Huber
aus
Oppenau
Hamburg 1999
Ursachen, Verlauf und Problematik
von Reformprozessen - dargestellt am Beispiel
der Reformdiskussion von 1991/92 des CDU-Landesverbandes Hamburg
Einleitung - Zur Begründung des Themas und
der Analyse
Theoretische und methodologische
Vorüberlegungen
I. Parteien als Analyseobjekte
1. Problemfelder und
Stand der Parteienforschung
II. Analysekriterien für einen
innerparteilichen Reformprozeß
1.1 Die Ausprägung innerparteilicher
Demokratie als Bedingungsfaktor
1.1.1 Der
theoretische Bezugsrahmen
1.1.2 Die Ausprägung
innerparteilicher Demokratie im
politischen Handeln
1.2 Zur
"Modernisierungsforschung" über die CDU
2. Parteispezifische
Analysekriterien
3. Effizienz,
Transparenz und Partizipation als Bewertungskriterien für Reformprozesse
Die Ursachen für eine umfassende Parteireform
innerhalb der Hamburger CDU
I. Parteientwicklung und Handlungsumfeld
2. Das
Handlungsumfeld und die Problematik einer "Daueroppositionspartei"
3. Ansätze für eine
Parteireform - die Jahre 1973/74
III. Die innerparteiliche Entwicklung der
Hamburger CDU in den Jahren 1970 bis
1991
1. Wechsel an der Parteispitze:
von Dietrich Rollmann zu Jürgen Echternach
2. Führungsanspruch
und Machtkonzentration in der Hamburger CDU
2.1 Innerparteiliche
Machtkämpfe: Jürgen Echternach und Stephan Reimers
2.2 Gruppenübertritte
als Instrument der Machtausübung
2.3 Die
Kandidatenaufstellung und die Satzung der Hamburger CDU im Spiegel der Presse
2.3.1 Die Diskussion
der Jahre 1977 bis 1979
2.4 Der Umgang mit
parteiinternen Kritiken am Beispiel des Kreisvorsitzenden von Altona
2.5 Parteiinterne
Einsichtnahme in Mitgliederlisten
2.6 Der
"Magdalenenkreis" als Entscheidungsorgan
2.7 Wachsende Kritik
am Führungsstil der Parteispitze
IV. Die Niederlage der CDU bei der
Bürgerschaftswahl 1991 und die "Abrechnung" mit dem Parteichef
Der innerparteiliche Reformprozeß
I. Der Beginn der Reformüberlegungen
II. Die Arbeit der Reformkommission
3. Die Gewinnung von
Beiträgen für den Reformprozeß
3.1 Stellungnahmen
der Vereinigungen
CDA -
Christlich-Demokratische Arbeitnehmer
MIT -
Mittelstandsvereinigung der CDU
3.2 Die
Stellungnahmen der Kreisverbände
Kreisverband
Altona/Elbvororte
3.3 Stellungnahmen
von Ortsverbänden und Arbeitskreisen
3.4 Stellungnahmen
von Einzelpersonen (Mitglieder der Reformkommission)
3.5 Weitere
Stellungnahmen von Einzelpersonen (nicht Mitglieder der Reformkommission)
4. Kommissionen und
Projektgruppen
Unterkommission
"Verbesserte Finanzausstattung der Partei"
Unterkommission
"Neue Methoden der Wahlkampfführung"
Unterkommission
"Moderne Formen der Arbeit der Ortsverbände"
Unterkommission
"Arbeit der Vereinigungen"
Unterkommission
"Politische Weiterbildung der Mandatsträger und Mitglieder"
4.3
Frauenförderungskommission
IV. Das Ergebnispapier der Reformdiskussion
der Hamburger CDU
1. Neuer Stil nach
innen und außen
2. Neue Chancen für
die Mitglieder
2.1 Mehr Profil durch
den Sachverstand der Mitglieder
2.2 Mehr Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern
durch gesellige Veranstaltungen und soziale Hilfe
3.
Personalentwicklung und Talentförderung
3.1 Nachwuchs- und
Frauenförderung
3.2 Politische und
fachliche Weiterbildung
4. Lebendige Arbeit
in den Gremien - Moderne Organisation
6. Zielgruppen und
vorparlamentarischer Raum
7. Interne
Information, Kommunikation und Medien
V. Das Ergebnispapier und seine Probleme
II. Der Reformprozeß und die Rolle des
Landesvorsitzenden Jürgen Echternach
III. Ergebnis der Reformanalyse
Am 3. Juni 1991 gab der damalige Vorsitzende des Hamburger Landesverbandes der CDU, Jürgen Echternach, in einer Rede vor dem Landesparteitag seiner Partei (in der Satzung als „Landesausschuß“ bezeichnet) bekannt, daß der Landesvorstand tags zuvor die Einsetzung einer Parteireformkommission beschlossen hätte. Die erste Sitzung dieser Kommission fand bereits am 14. Juni 1991 statt. Die Reform-Ergebnisse wurden vom Landesausschuß der Partei ab dem 14. September 1991 beraten und beschlossen. Die Schlußabstimmung folgte am 6. Juni 1992.
Wie kam es zu dieser Reformbereitschaft
und was waren die Ergebnisse? Was waren die Ursachen, innerparteilichen Anlässe
und Folgewirkungen dieses Reformprozesses?
Eine konkret wertende Problemanalyse
dieser Vorgänge und Sachverhalte bilden den zentralen Gegenstand dieser politologischen
Monographie.
Aspekte innerparteilichen Lebens gelten
vielfach als Tabubereich des politischen Systems - entsprechend groß ist auch
das Interesse daran. Parteiinterne Konflikte werden möglichst
"innerparteilich", d. h. unter Ausschluß der Medien und der
Öffentlichkeit, ausgetragen. Die Parteiführungen, die vornehmlich die Kontakte
"nach außen" besitzen, sind, wenn man sich diesem Bereich nähert,
nicht selten defensiv in ihrem Verhalten, was die Schaffung von
Zugangsmöglichkeiten zu Informationen darüber betrifft.
Als Belege hierfür können zwei Arbeiten
herangezogen werden, die sich mit der CDU beschäftigen.[1]
Die Beispiele sollen verdeutlichen,
welcher Problematik man sich teilweise gegenüber sieht, wenn man beabsichtigt,
innerparteiliche Vorgänge empirisch-kritisch zu untersuchen. Sie sind jedoch
nicht als Beleg dafür anzusehen, daß dies grundsätzlich so sein muß, vielmehr
ist das Verhalten von Parteieliten vor allem davon abhängig, ob die jeweils zu
untersuchenden Aspekte unter deren eigener Beteiligung stattfanden, ob sich
mögliche erhobene Vorwürfe auf aktuelle Begebenheiten beziehen oder vor allem
in der Vergangenheit relevant waren und ob die gegenwärtigen Parteiakteure
dadurch eher einen Vorteil oder einen Nachteil für ihre eigene Arbeit zu
erwarten haben.
Das erste Beispiel ist die Analyse von
Detlev Preuße zum Thema "Gruppenbildungen und innerparteiliche Demokratie
- Am Beispiel der Hamburger CDU", erschienen 1981. Obwohl Preuße selbst
bereits seit Jahren Mitglied der Hamburger CDU war und seine Arbeit schließlich
durch die Graduiertenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt wurde,
hatte er mit erheblichen Problemen bezüglich der Informationsbeschaffung zu
kämpfen. Nach seinen eigenen Schilderungen bemühte er sich von März 1975 bis
Oktober 1976 um die Unterstützung der damaligen Hamburger Parteiführung und
erklärte sich von Beginn an bereit, seine Arbeit vor einer Veröffentlichung dem
Landesvorstand vorzulegen, "um ggf. Passagen, die nach Auffassung des
Landesvorstandes zu Mißdeutungen durch Dritte Anlaß geben könnten, zu
revidieren."[2] Im Verlauf
der Verhandlungen kam es zu weiteren Zugeständnissen Preußes, u.a. zu einer
mehrfachen Eingrenzung und Umformulierung des Themas. Nach einer dann positiven
Antwort des Landesvorstandes kam schließlich doch noch ein abschlägiger
Bescheid. Ferner wurde offenbar führenden Parteimitgliedern nahe gelegt, die
beabsichtigte Untersuchung nicht durch Auskünfte oder Akteneinsicht zu
unterstützen. All dies machte eine erneute Änderung des Themas erforderlich und
brachte eine erheblich aufwendigere Materialsuche mit sich.[3]
Der zweite Fall, bei dem nicht bereits
das Zustandekommen einer Arbeit über parteiinterne Gegebenheiten, sondern deren
Veröffentlichung verhindert werden
sollte, bezieht sich auf das Buch von Erwin K. und Ute Scheuch, "Cliquen,
Klüngel und Karrieren" (1992).[4]
Der Vorstand der Wirtschaftsvereinigung
der CDU Nordrhein-Westfalen befand, daß es grundsätzlich an
wirtschaftspolitischem Sachverstand in den heutigen Parlamenten fehle. Die
Autoren wurden daher beauftragt, Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Als Ergebnis
der Studie wurde festgestellt, daß die Ursachen für diesen Zustand die
Personalauswahl für Wahlämter und ein System von Vorteilsnahme seien. Daraufhin
wurde seitens der Politiker versucht, die weitere Verbreitung des Berichtes zu
stoppen.
Was nunmehr die Erfahrungen des
Verfassers der vorliegenden Arbeit hierzu betrifft, ist vorab
festzuhalten, daß es sich bei dem
Untersuchungsgegenstand um den Prozeß einer Parteireform in seiner Gesamtheit,
d.h. dessen Ursachen, Verlauf und Ergebnisse handelt. Von Bedeutung ist in
diesem Fall sicherlich die Tatsache, daß dafür das Jahr 1991 eine Zäsur
bedeutet und in dem damaligen Ende der Ära von Parteichef Jürgen Echternach und
dem Beginn der Reformdebatte vielfach ein Neubeginn für die Hamburger CDU
gesehen wird und sich die gegenwärtige Parteiführung - ob berechtigt oder
nicht, wird noch zu klären sein - dies selbst zugute hält.
Die betroffenen Akteure der CDU sind
damals wie heute in den führenden Positionen zu einem wesentlichen Teil noch
dieselben. Dennoch wurden dem Verfasser Einblick in die vorhandenen Unterlagen
der Parteizentrale gewährt und
entsprechende Auskünfte erteilt. Die früheren Erfahrungen Preußes können somit
an dieser Stelle nicht geteilt werden.[5]
Festzuhalten ist jedoch, daß die Arbeit
Preußes zum Thema Gruppenbildung und innerparteiliche Demokratie zum Zeitpunkt
ihres Entstehens einen, wie sich nachfolgend noch zeigen wird, sehr heiklen und
vor allem aktuellen Aspekt des innerparteilichen Lebens der Hamburger CDU
aufgriff, an dessen Entwicklung die damalige Parteiführung maßgeblich beteiligt
war und somit ein entsprechendes Interesse daran hatte, daß darüber nicht
allzuviele Details an die Öffentlichkeit und schließlich auch an die eigenen
Mitglieder gelangen konnten. Das Thema der vorliegenden Arbeit hingegen befaßt
sich mit einer für die meisten aktiven Parteimitglieder zwischenzeitlich
abgeschlossenen Ära, der Ära von Jürgen Echternach. Eine Zeitspanne, die für
nicht wenige, nicht zuletzt aufgrund der geführten Reformdebatte, für
(erfolgreich) bewältigt gilt und deren Öffentlich-Machung niemandem mehr
schaden kann: Echternachs ehemals aktiven Mitstreitern, die sich
zwischenzeitlich zu reformfreudigen Modernisierern zu mausern versuchten ebenso
wenig, wie den vielen neuen Kräften auf der Führungsebene, die unter Echternach
noch keine Ämter und Mandate innehatten.
Diese beiden Aspekte muß man sich vor
Augen führen, wenn man die unterschiedlichen Möglichkeiten des Material- und
Informationszugangs der beiden Autoren zu beurteilen und zu verstehen sucht.
In der Literatur zur Parteienforschung
bestehen nach wie vor Lücken, was die Untersuchung von Parteien auf lokaler und
regionaler Ebene, deren Binnenstruktur sowie das Zusammenwirken von
"einfachen" Parteimitgliedern und der Parteiführung betrifft. Wenn
von Reformen die Rede ist, so bezieht sich dies üblicherweise auf
Reformbemühungen "von oben", d.h. von seiten der
"Mutterpartei" auf Bundesebene.
Befaßt man sich speziell mit dem Gebiet
innerparteilicher Reformen als einer Facette des parteiinternen Lebens, sieht
man sich unterschiedlichen Problemen gegenüber - je nachdem, aus welchem
Blickwinkel man diesen Aspekt beleuchtet.
Theoretisch stellt sich das Problem auf zwei
Arten dar:
• Erstens, von welcher Seite die
entsprechenden Initiativen ausgehen - von der Parteiführung oder der
Parteibasis, also der Frage, wer die Rolle des Systemerhalters und wer die des
Systemwandlers innehat und
• zweitens, was die Ursachen für die
Reformbestrebungen sind - eine reine Anpassung an den gesellschaftlichen und
politischen Wandel oder parteiinterne Konflikte.
1991 kam es nach der Wahlniederlage der
Hamburger CDU zu einer heftig geführten Diskussion im Hinblick auf einen
personellen und strukturellen Neuanfang der Partei auf Landesebene.
Die CDU setzte daraufhin erstmalig in
einer deutschen Großstadt, die gleichzeitig auch Bundesland ist, einen
umfassenden innerparteilichen Reformprozeß in Gang.
Das generelle Interesse dieser Arbeit
gilt den Ursachen, dem Ablauf und den Ergebnissen dieses Reformprozesses auf
der Grundlage verschiedener, eine Partei prägender Bedingungsfaktoren und unter
Berücksichtigung der jeweiligen Rolle einer möglicherweise existierenden
innerparteilichen Opposition, der Parteibasis und der Führungselite.
Um einen derartigen Prozeß beurteilen zu
können, sind vorab (Teil A) die theoretischen und methodologischen Grundlagen
zu klären, d.h. neben der Festlegung der notwendigen Analysekriterien für die
Beurteilung eines derartigen Prozesses sind ferner jene Bedingungsfaktoren zu
analysieren, die ursächlich für die Richtung sind, in die sich eine Partei
entwickelt, und somit auch für die Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
Neben der Darstellung des Standes der Parteienforschung,
insbesondere der CDU-Forschung, gehören hierzu vor allem Untersuchungen zum
Thema innerparteiliche Demokratie sowie zur Entwicklung, zur Geschichte und zum
Handlungsumfeld der zu untersuchenden Partei.
In einem zweiten Schritt (Teil B) gilt es
dann zu untersuchen, wie und in welchen Bereichen es überhaupt zu einem
Reformdefizit kommen konnte. Die Aufgabe dieses Teiles wird es sein, die
Ursachen für die Notwendigkeit einer Parteireform zu analysieren und hierbei
vor allem die Frage nach den Gründen für eine derart ungewöhnlich massiv
begonnene Reformdiskussion im Jahre 1991 zu beantworten.
Wesentlich sind dabei die Fragestellungen
nach der Ausprägung innerparteilicher Demokratie, d.h. den Möglichkeiten
innerparteilicher Opposition sowie nach der Rolle und dem Selbstverständnis von
Parteiführung und -basis. Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, kann der
Reformprozeß in seiner Gesamtheit beurteilt und verstanden werden.
Den zeitlichen Rahmen für die vorliegende
Arbeit bildet die Phase nach Beendigung der Nachkriegsentwicklung der Hamburger
CDU, als die Partei begann, sich von einer Honoratiorenpartei zu einer
Volkspartei mit mehr als 15.000 Mitgliedern zu entwickeln. Diese
Entwicklungsphase erfolgte maßgeblich unter der Führung von Jürgen Echternach,
der die Hamburger Union zwanzig Jahre lang als Fraktions- und
Parteivorsitzender leitete. Bezieht man in Echternachs politische Laufbahn auch
seine Zeit als Vorsitzender der Jungen Union (JU) Hamburgs mit ein, so
erstreckt sich diese Periode auf die Jahre 1964 bis 1991, also einen Zeitraum
von 27 Jahren.[6]
Von Bedeutung ist im wesentlichen der
innerparteiliche Führungs- und Machtanspruch der damaligen Parteielite sowie
dessen Umsetzung und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die CDU selbst sowie
im Hinblick auf die öffentliche Meinung und vor allem auf die Medien.
Dabei wird zu untersuchen sein, welche
Faktoren die Grundlage für diese Art der Ausprägung der innerparteilichen
Führung und somit auch der innerparteilichen Demokratie bildeten.
Die Schwierigkeit, die sich bei der
Untersuchung dieser Phase der Entwicklung der Hamburger CDU ergibt, liegt vor
allem darin, objektiv verwertbare Aussagen zu erhalten.
Veröffentlichungen gibt es vorwiegend nur
von Personen, die unter der damaligen Führung ihre Mandate und ihre Ämter in
der Partei und der Fraktion, aus welchen Gründen auch immer, verloren. Ihre
daher überwiegend sehr kritischen bis polemischen Äußerungen sind vielfach nur
unter dem Vorbehalt zu verwenden, daß es sich nicht selten um eine "Revanche"
für das aus ihrer Sicht erlittene Unrecht (bzw. um eine politische Abrechnung)
handelt. Dennoch sind die darin aufgezeigten Probleme und Entwicklungen unter
der Voraussetzung einer kritischen Bewertung von wesentlicher Bedeutung für
eine umfassende Untersuchung der Parteientwicklung und müssen daher auch
entsprechend Berücksichtigung finden.[7]
Diesen Aussagen gegenüber stehen wiederum
jene von heute noch in der CDU an führender Stelle aktiven Politikern, die
früher nicht selten ebenfalls dem inneren Machtzirkel der Partei angehörten.
Auch diese müssen vorab kritisch hinterfragt werden. Nicht wenige innerhalb der
Hamburger CDU haben ihren Erfolg noch der damaligen Parteiführung zu verdanken
bzw. gehörten ihr selbst damals wie zum Teil heute noch an.
Ist im folgenden von der Ära Echternach
die Rede bzw. wird sein Name im Zusammenhang mit innerparteilichen
Entscheidungsprozessen genannt, so muß man dabei bedenken, daß Echternach diese
Politik zwar nach außen quasi als allein Verantwortlicher verkörperte, ihm zur
Seite jedoch immer eine Führungsmannschaft der CDU stand, die diese
Entwicklungen mitgestaltet, mitgetragen und somit auch mitzuverantworten hatte.
Im Verlauf der zeigte sich, daß es auch
heute noch schwierig ist, die politischen Handlungsstränge jener Zeit innerhalb
der Partei belegbar nachzuzeichnen.
Methoden der Informationsbeschaffung für
diesen Teil der Arbeit waren daher, jeweils unter dem Vorbehalt einer sehr
kritischen Betrachtung aufgrund der beschriebenen Problematik, der Zugriff auf einzelne
Veröffentlichungen von Mitgliedern bzw. ehemaligen Mitgliedern der Hamburger
CDU, das Führen von Gesprächen mit aktiven bzw. ehemals aktiven Mandatsträgern
der Hamburger CDU und vor allem die Auswertung von Berichten in den Medien,
vornehmlich den Printmedien, um dadurch eine möglichst objektive Untersuchung
der Entwicklung dieser Ära vornehmen und nachzeichnen zu können.
Die einzelnen Kapitel dieses Teiles
greifen thematisch teilweise ineinander. Um einer möglichen Verwirrung
entgegenzutreten, sei an dieser Stelle angemerkt, daß jedes dieser Kapitel
einen abgeschlossenen Themenkomplex darstellt, der in sich wiederum
chronologisch geordnet ist. Es kommt daher vor, daß sich die einzelnen
Abschnitte zwar zeitlich, nicht jedoch
inhaltlich überschneiden. Dem Verfasser erschien dies die plausibelste
Methode, die vielfach paralell verlaufenden Sachverhalte verständlich
darzustellen.
Im dritten Teil (Teil C) dieser Arbeit
wird der eigentliche Reformprozeß analysiert. Dazu gehört dessen Verlauf, die
Rolle der beteiligten Akteure, deren Vorstellungen und Ansprüche an eine
Parteireform und vor allem die Ergebnisse der Reformdebatte - sowohl
theoretisch als auch praktisch.
Von Interesse ist dabei vor allem die
Frage, von welcher Gruppe innerhalb der CDU dieser Reformprozeß initiiert wurde
und wer diesen letztendlich durchgeführt und gestaltet hatte.
Diese Untersuchungen basieren u.a. auf
der Grundlage ausgewerteter Presseberichte, vor allem jedoch auf der Auswertung
von Unterlagen aus dem Archiv des CDU-Landesverbandes sowie verschiedenen
Gesprächen des Verfassers mit den an diesem Prozeß Beteiligten.
Die Gespräche wurden geführt, nachdem die
Teile A bis C dieser Arbeit überwiegend abgeschlossen waren und basierten auf
einem vom Verfasser auf dieser Grundlage ausgearbeiteten Fragebogen mit
insgesamt 19 Fragen.[8] Die Befragten waren Mitglieder
der damaligen Parteispitze bzw. gehörten der eingesetzten Reformkommission als
Mitglieder an. Auch hierbei sei darauf verwiesen, daß sich keiner der vom
Verfasser nach einem Interviewtermin Gefragten weigerte, daran teilzunehmen
bzw. Auskunft zu geben.
In Teil D soll schließlich eine
Gesamtbewertung des Reformprozesses innerhalb der Hamburger CDU auf der
Grundlage der vorangegangenen Kapitel durchgeführt werden, die vor allem die
Frage zu beantworten versucht, weshalb der Reformprozeß den geschilderten
Verlauf nahm und dessen Ergebnisse entsprechend ausfielen.
Aufgabe dieser Arbeit in ihrer Gesamtheit
ist es, einen Beitrag zur Schließung der bestehenden Lücke in der Parteienforschung
auf dem Gebiet des Zusammenwirkens von Parteibasis und Parteiführung sowie
damit einhergehend die davon ausgehenden Impulse für eine Parteireform bzw. für
eine Parteimodernisierung zu leisten.[9]
Parteienforschung ist ein wesentlicher Aspekt
der Politikwissenschaft, der sich mit der zentralen Rolle befaßt, die die
Parteien im politischen Prozeß
einnehmen, und der gleichzeitig den Parteien selbst die Möglichkeit bietet, auf
ihre Mitglieder und potentiellen Wähler und deren Bedürfnisse und Wünsche
besser eingehen zu können.[10]
Seit den fünfziger Jahren konzentrierte
sich die wissenschaftliche Politikanalyse in zunehmendem Maße auf eine überwiegend formale Analyse von
politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen - Prozesse der
Machtbildung und -ausübung.
Es entwickelte sich eine hauptsächlich deskriptive Institutionen- und
Prozeßlehre, mit der eine Aufsplittung dieses Arbeitsfeldes in zahlreiche
eigenständige Forschungsfelder, die wiederum einer eigenen Segmentierung
unterlagen, einherging. Die moderne empirische Parteienforschung ist ein
Ergebnis dieser Entwicklung und unterlag schließlich gleichfalls dieser
"Atomisierung des Forschungsgegenstandes"[11]
- eine kaum mehr zu überblickende Flut entsprechender Fachliteratur, die jedoch
durchaus auch als ein nicht zu unterschätzender Aktivposten angesehen werden
muß, war die Folge.
Stöss/Niedermayer stellen in ihrer Arbeit
folgende Problemfelder der Parteienforschung fest:
• Lücken bei der empirischen Erschließung
dieses Gegenstandes,
• ein Mangel an elaborierten Methoden,
• wenig komparative Fragestellungen und
Analysen,
• ein großes Theoriedefizit sowie
• ein unzureichender Austausch der damit
befaßten Wissenschaftler untereinander.[12]
Elmar Wiesendahl fand in diesem
Zusammenhang bereits vor einigen Jahren sehr kritische Worte. Er wirft in
seinen Ausführungen der Parteienforschung vor, ihrem Untersuchungsgegenstand
analytisch und theoretisch nicht hinreichend gerecht geworden zu sein und zudem
einen Forschungsstand zu repräsentieren, der deskriptiv und theoretisch
unbefriedigende, analytisch simple, begrifflich unpräzise und inhaltlich
wertgeladene und widersprüchliche Aussagen beinhalte, die wiederum empirisch
von fragwürdiger Relevanz und theoretisch mit geringem Allgemeinheitsgrad
ausgestattet seien. Ferner kritisiert er darin eine Abgrenzung und Isolation
gegenüber den entsprechenden Nachbardisziplinen.[13]
Obwohl diese Kritik in weiten Teilen
sicherlich berechtigt ist, darf darüber nicht vergessen werden, daß die
Parteienforschung ein sehr breites, komplexes und arbeitsteiliges Gebiet ist,
das sich einer Fülle von unterschiedlichen Ansätzen, Fragestellungen und
Methoden bedient - es herrscht, wie Alf Mintzel dies formuliert, daher vielfach
"handwerklerische Kleinproduktion"[14]
vor. Entsprechend weit gefaßt definiert die Mehrheit der Parteienforscher ihr
Tätigkeitsfeld auch.[15]
Bereits bei der Analyse einzelner
Parteien stößt man hier an seine Grenzen. So ist eine flächendeckend umfassende
Analyse der möglicherweise vorhandenen Heterogenität einer Partei, deren vielfach regional unterschiedlichen
Existenz- und Erfolgsbe-dingungen und ihrer historisch-politischen sowie
religiösen Wurzeln und Traditionen, nahezu unmöglich.
Hinzu kommt noch das vielfach vorhandene
"Zugangsproblem"[16]
zu den Parteien, das ein Forschen zusätzlich erschwert, verfügt man nicht über
die entsprechenden "Kontakte" und Verbindungen zur jeweiligen Partei.
Vor allem drei Bereiche der
Parteienforschung weisen nach Stöss und Niedermayer noch weiteren
Forschungsbedarf auf:
• zum einen betrifft dies Parteien auf
lokaler und regionaler Ebene, vor allem mit Blick auf die "einfachen"
Parteimitglieder, sodann
• die Binnenstruktur von Parteien,
vornehmlich im Hinblick auf den wachsenden Einsatz wissenschaftlich
qualifizierter "Politstrategen", der Verbesserung von
Kommunikationstechniken und dem wachsenden Angebot an Dienstleistungen und
schließlich
• den Bereich von Führungsgruppen, Macht und
politischer Steuerung, beispielsweise bei der Umsetzung von Parteiinteressen
und -zielen in Parlamenten und Regierungen sowie der Politik im allgemeinen.
Seit Anfang der achtziger Jahre sind nun
deutliche Fortschritte festzustellen, was Arbeiten im Hinblick auf elaborierte
Methoden und komparative Fragestellungen und Analysen anbelangt. Diese weisen
vor allem in Richtung eines Anschlusses an den internationalen
Forschungsstandard, zumeist mit der Zielsetzung einer stärkeren Nutzung
quantitativer Methoden für die Parteienforschung. Diese Entwicklung zeigt,
"daß die deutsche Parteienforschung nicht ganz so provinziell ist, wie ihr
vielfach unterstellt wird."[17]
Was schließlich eine allgemeine
Parteientheorie anbelangt, so existiert diese nicht. Der Forschungsgegenstand
erscheint dafür zu komplex. Als Ergebnis eines derartigen Versuches käme wohl
lediglich ein "gestelztes Leerformelgebilde"[18]
heraus.
Parteienforschung bezieht sich zumeist
auf Typologien und Funktionskataloge[19].
Parteien werden überwiegend anhand von Merkmalen wie Ideologie, Programmatik
oder Zielsetzung und weniger nach organisatorischen oder binnenstrukturellen
Gesichtspunkten, ihrer jeweiligen sozialen Basis oder ihrer Funktion
typologisiert, was sich zwar zur Gruppierung unterschiedlicher Parteien in
ausdifferenzierten Parteiensystemen und für international vergleichende Studien
eignet, dem jedoch jene anspruchsvolleren Typologien gegenüberstehen, die
verschiedene Merkmale kombinieren.[20]
Auch wenn eine umfassende Parteientheorie
fehlt, bedarf die Parteienforschung einer Definition des von ihr zu
untersuchenden Gegenstandes - sowohl als Abgrenzung gegenüber anderen
sozialwissenschaftlichen Untersuchungsgegenständen als auch im Hinblick auf die
von ihr zu treffenden Aussagen.
Die Legaldefinition des Parteienbegriffs
findet sich in §2 Absatz 1 des Parteiengesetzes von 1967:[21]
Demnach sind Parteien "Vereinigungen
von Bürgern, die dauernd oder für längere Zeit für den Bereich des Bundes oder
eines Landes auf die politische Willensbildung Einfluß nehmen und an der
Vertretung des Volkes im Deutschen Bundestag oder einem Landtag mitwirken
wollen, wenn sie nach dem Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse,
insbesondere nach Umfang und Festigkeit ihrer Organisation, nach der Zahl ihrer
Mitglieder und nach ihrem Hervortreten in der Öffentlichkeit eine ausreichende
Gewähr für die Ernsthaftigkeit dieser Zielsetzung bieten."
Für die Politikwissenschaft stellt die
Definition von "Partei" ein erhebliches Problem dar. Die Frage nach
Merkmalen, die allen Parteien gemein und für das Abstraktum "Partei"
konstitutiv sind, wird in der Literatur mit sehr unterschiedlichen Definitionen
zu beantworten versucht, es wird sogar teilweise völlig auf einen
Definitionsversuch verzichtet.[22]
Was schließlich den Vorwurf einer
mangelhaften Kommunikation der deutschen Parteienforscher untereinander und mit
Vertretern der Nachbardisziplinen betrifft, so ist dieser einerseits
berechtigt, auf der anderen Seite muß man sich die bereits beschriebene
Komplexität, Arbeitsteiligkeit und Verzweigung des Feldes der Parteienforschung
vor Augen führen. Bereits daran wird deutlich, daß die Interessen und
Fragestellungen der einzelnen Vertreter dieser Disziplin viel zu sehr
differieren, um möglicherweise regelmäßig Tagungen in größerem Rahmen
stattfinden zu lassen.
Die Grundlagen der modernen
Parteienforschung wurden vor allem durch vergleichende Betrachtungen
erarbeitet, die überwiegend Krisendiagnosen darstellten und, zumindest für die
westlichen Demokratien, eine Allgemeingültigkeit beanspruchten.[23]
Dies gilt für die Parteiensoziologie auch noch gegenwärtig[24]
- wenn der Aspekt der Krisendiagnostik auch keinen Hauptbestandteil dabei
bildet.
Beispielhaft hierfür ist etwa das
Erstarken rechtsextremer Gruppen in den vergangenen Jahren in nahezu allen
westeuropäischen Demokratien, das vor allem mit dem Unmut in der Bevölkerung
über die politischen Repräsentanten in Zusammenhang gebracht wird. Nicht wenige
Autoren sehen darin bereits eine Krise der Demokratie oder gar "eine neue
soziale Bewegung von rechts".[25]
Wenn heutzutage von Parteien die Rede
ist, fallen gewöhnlich zuerst die Schlagworte "Politikverdrossenheit"
und "Parteienkrise". Für Warnfried Dettling ist die "Antwort
(... darauf ...) nicht in einer Parteireform zu suchen und zu finden, sondern
in einer anderen, einer neuen Politik. Erst wenn politische Parteien (wieder)
über sich hinausweisen auf Entwicklungen, auf Chancen und Gefahren der Zukunft,
haben sie auch wieder eine Chance, für das politische Publikum wie für die
Öffentlichkeit interessant und attraktiv zu werden."[26]
Auch Elmar Wiesendahl sieht angesichts
des "Abstiegs der Volksparteien" und der wachsenden Parteienkritik
die "Parteienkrise" vielmehr als eine "Politikkrise", die
Parteien selbst gefangen in einer "Modernitätsfalle". Eine Reform des
Parteiwesens gilt danach als unzureichend, ein neues Politikverständnis
hingegen für dringend geboten.[27]
Einen Überblick über den Stand der
CDU-Forschung gibt Thomas von Winter mit seinem Beitrag in dem Band von
Stöss/Niedermayer zur aktuellen Situation der Parteienforschung.[28]
Von Winter legt der Parteiorganisation der CDU ein doppeltes Gliederungsprinzip
zugrunde: eine horizontale Gliederung, etwa in Vereinigungen und
Landesverbände, sowie eine vertikale Gliederung, bestehend aus
Organisations-elementen wie beispielsweise Parteimitgliedschaft,
Funktionärskörper, Parteiführung, Fraktionen und Regierungsmitgliedern, in
dessen Zusammenhang die Politik und Programmatik der Partei beurteilt werden.
Die Fragestellungen, die sich dabei an
die Parteienforschung richten, sind
• jene nach Gesamtdarstellungen über die CDU
und was diese letztlich zum Untersuchungsgegenstand erheben,[29]
• jene nach Untersuchungen zu einzelnen
Segmenten und Ebenen,
• inwieweit Vermittlungs- und
Transformationsprozesse bzw. Zusammenhänge zwischen Struktur- und
Prozeßdimension erfaßt werden,
• welche allgemein soziologischen und
politikwissenschaftlichen oder spezifisch parteientheoretischen Konzeptionen
auf den Gegenstand CDU angewandt werden und schließlich
• wie hoch der Analysewert CDU-bezogener
Studien im Kontext einer politischen Soziologie der Parteien einzuschätzen ist.
Auch auf dem Sektor von Mitgliedschaft und
Organisation hat sich die Literaturlage vor allem seit Anfang der achtziger
Jahre deutlich verbessert. Einen wesentlichen Beitrag zur Analyse der
Mitglieder der CDU haben Wolfgang Falke und Wulf Schönbohm mit ihren
Untersuchungen geleistet, ergänzt etwa durch die Arbeiten von Terry Barton und
Michael Th. Greven, vor allem im Hinblick auf die innerparteiliche
Partizipation der Mitglieder.[30]
Nicht vergessen werden dürfen an dieser
Stelle die Vereinigungen der CDU sowie ihr nahestehende Organisationen. Zu nennen
sind vor allem die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA), die Junge
Union (JU), die Frauen Union (FU), die Senioren Union (SU), die
Mittelstandsvereinigung (MIT) oder der Wirtschaftsrat. Die Literaturlage dazu
ist eher dünn, bedeutsame aktuelle Studien gibt es seit den siebziger Jahren
nicht mehr. Als kennzeichnend für die Vereinigungen gelten auch heute noch zwei
Kernaussagen von Preuße und Steffani: Die Starrheit der einzelnen Verbände
scheint nur dann vereinzelt in die Bereitschaft zu einem intensiveren
Engagement umzuschlagen, wenn es um die Kür von Kandidaten oder die Wahrung des
Gruppenproporzes innerhalb der CDU geht.[31] Sie sind "Interessengruppen in eigener
Sache"[32] - vor allem
wenn es in innerparteilichen Machtkämpfen um Einfluß und Karrieren geht.
Festzuhalten bleibt, daß sich die
Literaturlage und der Forschungsstand seit dem Ende der siebziger Jahre vor allem im Hinblick auf
Gesamtdarstellungen und Fragestellungen im Zusammenhang mit der
Parteimitgliedschaft erheblich verbessert haben. Deutliche Lücken bestehen nach
wie vor bei Fragen im Zusammenhang mit den Vereinigungen der CDU und den ihr
nahestehenden Organisationen sowie der Programmanalyse. Die aktuelleren
Arbeiten haben vor allem zum Verständnis der Entwicklung, die die CDU in den
siebziger Jahren erlebte, beigetragen.
Aktuellere Arbeiten, die das
Zusammenwirken von Parteibasis und Parteiführung und die von diesen beiden
Polen ausgehenden Impulse für eine Parteireform bzw. Parteimodernisierung
beleuchten, fehlen - insbesondere dann, wenn diese Impulse nicht vom
Konrad-Adenauer-Haus ausgegangen sind.
Aufgabe dieser Arbeit ist es, einen
Beitrag zur Schließung dieser Lücke anhand des Beispiels des Hamburger
CDU-Landesverbandes zu leisten. Da der zu untersuchende Gegenstand mehrere der
von Stöss/Niedermayer angesprochenen, noch unzureichend untersuchten
Forschungsfelder betrifft, hat der Verfasser diese Thematik dem Bereich der
"Modernisierungsforschung" zugeordnet. Dies ist gleichzeitig die
Begründung dafür, weshalb der Aspekt der "Modernisierungsforschung"
erst im folgenden Kapitel II. 1.2 untersucht werden wird.
Eines
der Erkenntnisziele dieser Arbeit ist die Frage nach den Ursachen von
Reformbestrebungen innerhalb einer Partei. Hierbei spielen verschiedene
Faktoren eine Rolle, deren gemeinsame Grundlage die Ausprägung der
innerparteilichen Demokratie bildet. Das Zusammenspiel von Parteiführung und
-basis, der Stellenwert innerparteilicher Opposition, die Organisation einer
Partei und dies zusammenfassend betrachtet vor dem Hintergrund der
Parteigeschichte und -entwicklung, sind die Aspekte, die für Reformen
ursächlich sowie für deren Verlauf und Ergebnis bestimmend sind.
Der Aspekt der innerparteilichen
Demokratie ist seit jeher ein zentraler Analysegegenstand der deutschen
Parteienforschung. Auf den theoretischen Bezugsrahmen dieses Politikfeldes soll
an dieser Stelle nur insoweit eingegangen werden, wie dies für die vorliegende
Arbeit erforderlich ist.
Art. 21 (1) II des Grundgesetzes besagt,
daß die „innere Ordnung“ der Parteien „demokratischen Grundsätzen entsprechen“
„muß“. Unter demokratisch ist hierbei zu verstehen, daß der Aufbau der Parteien
von unten nach oben erfolgt, die Mitglieder nicht von der Willensbildung
ausgeschlossen sind und die grundsätzliche Gleichwertigkeit der Mitglieder
gewährleistet ist. Ferner widerspricht es demokratischen Grundsätzen, den
Parteiführern unbedingten Gehorsam versprechen zu müssen oder wenn diese ein
derartiges Versprechen abverlangen.[33]
Nach Ernst Fraenkel ist der Bestand der
Demokratie innerhalb eines Staates von der Pflege der innerparteilichen
Demokratie abhängig[34]
und nach Winfried Steffani können Parteien ihrer Partizipations-, Transparenz-
und Effizienzfunktion nur dann gerecht werden, wenn deren innere Ordnung auf
demokratischen Grundsätzen fußt.[35]
Als Elemente einer demokratischen
innerparteilichen Ordnung lassen sich folgende Aspekte nennen:[36]
• ein sach- und personalpolitischer
Willensbildungsprozeß, ausgehend von der Ebene der Mitglieder hin zur
Führungsebene,
• die Transparenz dieses Prozesses,
• die Gleichheit aller Mitglieder,
• kontinuierlich stattfindende Wahlen zur
Besetzung von Ämtern und Gremien,
• die Anerkennung von innerparteilicher
Opposition sowie von Minderheitenrechten (d.h. vor allem keine Sanktionierung
dieser Gruppen),
• die Verantwortlichkeit der Parteiführung
gegenüber der Basis und
• die Kontrolle der Parteiführung.
Parteien, die sich von diesen Prinzipien leiten lassen, d.h.
innerparteiliche Partizipation und Auseinandersetzung zulassen, schaffen
dadurch die Grundlagen für einen Interessenausgleich, für Integration und für programmatische
Innovation. Innerparteiliche Demokratie wird dadurch zu einem Instrument für
die jeweilige Partei, gesellschaftlich relevante und aktuelle Themen zu
besetzen und dadurch eine wesentliche Voraussetzung zu erfüllen, um
mehrheitsfähig zu werden bzw. zu bleiben.[37]
Nach Bodo Zeuner kann nur "ein demokratischer innerer Aufbau" von
Parteien verhindern, daß diese zu einer Söldnertruppe "einzelner
ehrgeiziger Führer werden; nur innerparteiliche Demokratie" kann
"gewährleisten, daß die Parteien die für die Gesellschaft relevanten
Probleme aufgreifen."[38]
Gemäß den Ausführungen des
Parteiengesetzes muß die innere Ordnung einer Partei in einem demokratischen
Prozeß durch eine entsprechende Satzung geregelt werden.[39]
Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang jedoch, daß Satzungen auch
die jeweils vorherrschenden innerparteilichen Kräfteverhältnisse widerspiegeln.
"Satzungsfragen sind Machtfragen. Das ist nach dem demokratischen
Verständnis legitim, solange nicht die demokratischen Grundsätze der inneren
Ordnung verletzt und im Ergebnis eine Grenze überschritten wird: Die Mehrheit
darf ihre Stellung nicht dazu mißbrauchen, Führungswechsel unmöglich zu
machen."[40]
In der vorliegenden Arbeit wird "von
einem an den Bestands- und Funktionssicherungserfordernissen des politischen
Systems ausgerichteten Demokratiemodell"[41]
ausgegangen, das am besten eine Balance zwischen der mit weiten Vollmachten
ausgestatteten und dadurch effektiv arbeiten könnenden Parteiführung auf der
einen sowie den "einfachen" weitgehend auf personalpolitische
Einflußmöglichkeiten beschränkten Mitglieder auf der anderen Seite
gewährleistet und somit die für beide Seiten optimale Form der
innerparteilichen Demokratie darstellt. Dieses Modell bildet auch die Grundlage
für eine Beurteilung der politischen Führung der Hamburger CDU hinsichtlich der
Umsetzung von innerparteilicher Demokratie in der Partei.
"Das dieser Sicht angemessene
Organisationsmodell politischer Parteien ist eine repräsentative,
zugangsoffene, verantwortliche, durch Wahlen legitimierte, pluralistische
innerparteiliche Elitenherrschaft. Auf dem Postulat, daß es für Parteien ´keine
andere als eine repräsentative Struktur geben kann´, sowie dem Prinzip
innerparteilicher Elitenkonkurrenz basierend, läßt dieses Konzept
innerparteilicher Demokratie in seiner extremen Form wenig Raum für die
Beteiligung der Parteimitglieder an der innerparteilichen Politikformulierung:
´Beschlüsse von politischer Tragweite werden ... nur von der Parteispitze
gefaßt. Die Masse der Mitglieder muß nicht gefragt werden und wird es auch nicht.
Ein plebiszitärer Modus, solche Beschlüsse durch das Parteivolk beeinflussen zu
lassen, ist nicht vorgesehen."[42]
Das wesentliche dieses Konzepts ist
demnach nicht die Beteiligung "einfacher" Mitglieder an der
Politikformulierung, sondern an der Personalrekrutierung. Es wird "die
demokratische Legitimation der Parteiführung" verlangt - "nicht mehr,
aber auch nicht weniger."[43]
Diese sich fortlaufend wiederholende und neu vollziehende Legitimation der
Parteiführung durch die Mitglieder, durch freiwillige Anerkennung ihrer
Führerstellung wie ihrer konkreten Führung, ist der eigentliche demokratische
Aspekt.[44]
Nicht die kontinuierliche inhaltlich-politische Willensbildung von den
Mitgliedern zur Führung, sondern die Möglichkeit der Wahl, der Kontrolle, der
Abberufbarkeit und der Austauschbarkeit innerparteilicher Repräsentanten ist
hierbei entscheidend.[45]
Abgelehnt werden hingegen Kontrollinstrumente der Mitglieder wie etwa das
imperative Mandat.[46]
Nur eine Parteiführung, die grundsätzlich über eine relativ freie Handlungs-
und Entscheidungskompetenz verfügt, entspricht den Erfordernissen des
übergeordneten politischen Systems.[47]
Da es für eine abschließende Bewertung
der Umsetzung von innerparteilicher Demokratie innerhalb der Hamburger CDU von Bedeutung
ist, wird an dieser Stelle noch kurz auf zwei andere Modelle eingegangen.
In dem auf der ökonomischen Theorie der
Demokratie basierenden Parteienmodell wird innerparteiliche Demokratie durch
zwischenparteiliche Demokratie ersetzt.[48]
Hierbei wird eine umfassende Mitgliederbeteiligung als grundsätzlich
kontraproduktiv angesehen. Dies gilt sowohl für den Bereich der
innerparteilichen Politikformulierung, wie auch für die Personalrekrutierung.
Begründet wird dies mit dem Erfordernis eines optimalen Mitteleinsatzes und
einer dadurch gewährleisteten, nahezu uneingeschränkten Handlungsfreiheit der
Parteiführung sowie einer effizienten und flexiblen Parteiorganisation. Beides
verbunden mit dem obersten Ziel einer Stimmen-maximierung bei Wahlen.[49]
Im Ergebnis bedeutet dies nicht weniger
als eine Zentralisierung der Macht in den Händen der Parteiführung sowie eine
innerparteiliche Willensbildung von oben nach unten Es entspricht also einem
Modell, das weder den genannten Vorgaben des Grundgesetzes Rechnung trägt, noch
die Bezeichnung "demokratisch"
verdient. Die gesamte Arbeit wird der Maßgabe eines ökonomisch maximalen
Mitteleinsatzes untergeordnet. Von einer tatsächlichen Mitgliederbeteiligung
kann nicht gesprochen werden.
Das dritte Demokratiemodell fällt schließlich
in das andere Extrem. Es ist ausgeprägt basisbezogen und an
Legitimitätserfordernissen orientiert. Dabei wird innerparteiliche Demokratie
erst durch eine uneingeschränkte Teilnahme der Parteibasis an der
innerparteilichen Politikformulierung realisiert. Ihm liegt eine
uneingeschränkt basisorientierte parteiinterne Willensbildung von unten nach
oben zugrunde.[50] Teilhabe
der Parteibasis bedeutet nach diesem Modell eine
"Entscheidungspartizipation" als die "reale Teilnahme an
verbindlichen innerparteilichen Entscheidungen, gleich, auf welcher
Organisationsebene".[51]
Zwar gibt es unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie weit der Basiswillen
hierbei Einfluß nehmen soll, im äußersten Fall jedoch können die Repräsentanten
einer Partei dadurch zu vollständig weisungsgebundenen und beliebig
austauschbaren Vollziehern des Basiswillens mutieren.[52]
Einer Mitgliederbeteiligung als Grundlage
innerparteilicher Demokratie wird bei diesem normativen Modell derart umfassend
Rechnung getragen, daß flexibles und effizientes Handeln der Parteiführung in
der Praxis unmöglich werden kann.
Bereits im Jahre 1911 untersuchte Robert
Michels die Sozialdemokratische Partei im deutschen Kaiserreich.[53]
Er kam zu dem Ergebnis, daß Organisation, betrachtet als die Waffe Schwacher im
Kampf mit den Starken, nicht zu umgehen ist und daraus in jedem Falle die
Bildung einer zentralisierten Führungsgruppe und schließlich eine Zweiteilung
der Partei in Führer und Geführte resultieren muß. In ihrem Streben nach
Machterhalt verselbständigen sich schließlich die jeweiligen Führer und werden
so als Gewählte über die Wähler herrschen.
Zweifelsohne sind vielfach Defizite in
der Praxis innerparteilicher Demokratie zu finden, dennoch gibt es auch
Gegengewichte zu Michels Oligarchisierungsthese im Sinne einer grundsätzlichen
Zentralisierung. Trotz einer, wenn derzeit auch rückläufigen, beachtlichen
Mitgliederzahl bei den in Deutschland vertretenen Parteien ist der Anteil der
aktiven Mitglieder mit etwa 20 Prozent recht gering, zudem sind oftmals
pauschale Identifikationen und Solidaritätsbekundungen die Gründe für einen
Parteibeitritt, nicht jedoch etwa der Wunsch nach aktiver Mitwirkung.[54]
Angesichts dieser Aspekte erscheint es sehr fraglich, ob innerparteiliche
Partizipation tatsächlich in einem erkennbaren Maß verstärkt werden kann, wenn
auf der einen Seite ein entsprechender Führungsstil zwar dazu führen könnte,
dieser jedoch, zumindest in den sogenannten "etablierten Parteien",
zumeist nur aufgrund von Basisaktivitäten erreicht werden kann und diese
Aktivitäten wiederum partizipationsfreudige Mitglieder bedingen.
Erscheinungen wie Ämterhäufung und der
fehlende Wechsel in den Führungspositionen der Parteien können daher nicht
ausschließlich als ein Streben nach Macht und Machterhalt gesehen werden,
sondern auch als Folge eines sehr eingeschränkten Personalbestands der
Parteien, was wiederum zu einer Verringerung der Kontrolle der Führung und
einer verstärkten Oligarchisierungtendenz führt. Hinzu kommt als weiterer
Punkt, der eine Oligarchisierung der Parteien forciert, die wachsende
Professionalisierung der Politik als Folge einer immer stärker werdenden
Komplexität und Kompliziertheit der Materie.[55]
Als ein aktuelles Beispiel hierfür ist
die Hamburgische Bürgerschaft das einzige sogenannte
"Feierabendparlament" eines deutschen Bundeslandes zu nennen.
"Feierabendparlament" bedeutet konkret, daß die Abgeordneten für den
Erwerb ihres Lebensunterhalts üblicherweise eine Vollzeitstelle haben müssen
und Politik nur "nach Feierabend", d.h. überwiegend ehrenamtlich,
betreiben und dafür auch lediglich eine geringe Aufwandsentschädigung erhalten
sollen. Es zeigt sich jedoch immer mehr, daß angesichts der Fülle von
Informationen, einer wahren "Papierflut", die täglich die Postfächer
der Abgeordneten füllt und einer immer komplexeren Materie, über die man
Bescheid wissen muß, diese Form eines Parlamentes angesichts des für seine
Mitglieder geltenden Gleichheitssatzes nicht Bestand haben kann. Erste Schritte
in diese Richtung sind die Vorverlegung der Plenarsitzungen von 16.00 Uhr auf
15.00 Uhr und die deutliche Aufstockung der Aufwandsentschädigungen.
Abgeordneter eines Stadtstaates zu sein, kann auf Dauer keine
Feierabendbeschäftigung mehr sein. Ausschuß-, Fraktions- und Vorstandssitzungen
ab 17.00 Uhr, Plenarsitzungen ab 15.00 Uhr, Bürgergespräche,
Veranstaltungsbesuche, das Lesen von Drucksachen, Briefen etc. sind von einem
"gewöhnlichen" Arbeitnehmer oder gar einem Selbständigen nicht zu
bewältigen. Nicht zuletzt deshalb muß sich die Hamburgische Bürgerschaft nicht
selten den Vorwurf gefallen lassen, ein Parlament von seiten ihrer Behörden zur
Mandatswahrnehmung weitgehend „freigestellten“ Beamten, vor allem von Lehrern,
zu sein.
Die zunehmende Professionalisierung birgt
auch die Gefahr einer wachsenden Abhängigkeit des Einzelnen von der Politik.
Die Tendenz zum Berufspolitiker steigt und damit auch das Maß der Abhängigkeit
einzelner Politiker von der Parteibasis auf der einen und der Parteiführung auf
der anderen Seite - vor allem dann, wenn der Beruf des Politikers der einzige
ist, den man bis dato "gelernt" bzw. ausgeübt hat. Beispielhaft
hierfür ist die auf der Vertreterversammlung der Hamburger CDU verabschiedete
Kandidatenliste[56] für die
Bürgerschaftswahl vom September 1997. Auf ihr befinden sich nicht wenige
Jungpolitiker, vielfach Juristen, die ihre politische Karriere sehr früh in der
Jungen Union begannen, es zum Ortsvorsitzenden oder zum Bezirksversammlungsmitglied
brachten, deren Studium sich durch die sehr zeitaufwendige Arbeit immer weiter
verlängerte und die nun, mit zum Teil deutlich unter 30 Jahren, sichere
Listenplätze für die Bürgerschaft erhielten. Das Maß der Abhängigkeit von der
Politik wird hierbei besonders deutlich, zumal es bei vielen eher
unwahrscheinlich sein wird, daß sie weitere 30 oder 40 Jahre von der Politik
bzw. von ihrer Partei getragen werden. Ihre Unabhängigkeit bei politischen
Entscheidungen ist dadurch bereits deutlich eingeschränkt, da in vielen Fällen
ein nicht unerheblicher persönlicher Druck zum Macht- und Mandatserhalt gegeben
ist.
Ein weiteres Beispiel für vorhandene
politische Abhängigkeiten sind die (wenn auch nur wenigen) hauptamtlichen
Kreisgeschäftsführer der Hamburger CDU, zumeist bereits um die 50 Jahre alt,
zum Teil mit Familie. Sie sind durch die Politik zu dem geworden, was sie sind,
aufgestiegen über ihre Orts- und Kreisverbände, nach Jahren der Arbeit immer
abhängig von den jeweiligen innerparteilichen Mehrheiten. Aus purem
Machterhalt, der für diesen Personenkreis auch berufliche und finanzielle
Zukunftssicherung bedeutet, geht die Anpassung an wechselnde Mehrheiten und
damit auch wechselnde Kreisvorsitzende teilweise bis hin zu einer Selbstaufgabe
persönlicher Überzeugungen und Werte und bis zum "Verkauf" ehemaliger
Mitstreiter - ein quasi aufgezwungenes Verhalten um der reinen Selbsterhaltung
Willen, das schließlich jedoch der Partei vor Ort und auf Landesebene insgesamt
nur schaden kann.[57]
Untersucht man die Kandidatenaufstellung
von Parteien, im vorliegenden Fall die der Hamburger CDU, für Parlamentswahlen,
so zeigt sich einerseits, daß dabei der Begriff innerparteilicher Demokratie
teilweise sehr strapaziert wird und kaum in einem als ausreichend zu bezeichnenden
Maß gewahrt wird. Andererseits kommt die Vorstellung Michels´ von einer
allgewaltigen Parteiführung so auch nicht (mehr) zum Tragen.[58]
Einer Oligarchisierungstendenz kann dann
entgegengewirkt werden, wenn durch innerparteiliche Opposition antizipierte
Reaktionen erzwungen werden können bzw. offener Dissens organisiert werden
kann. Einer solchen Entwicklung steht, wie sich nachfolgend (Teil B) noch
zeigen wird, vielfach die Angst einzelner Mitglieder, selbst politisch Schaden
zu nehmen bzw. das Disziplinierungsmittel von Parteiführungen, das Argument
einer dadurch vermeintlichen Verringerung der Wahlchancen der Partei, entgegen.
Als Ergebnis kann zwar grundsätzlich ein
Übergewicht von Parteivorständen und der darin vertretenen Profipolitiker
festgestellt werden, es stellt sich jedoch gleichzeitig die Frage, "ob
dieses Übergewicht bei gleichzeitig garantierter prinzipieller Offenheit des
Rekrutierungsprozesses und unter den Bedingungen moderner parlamentarischer
Massendemokratien nicht als Normalfall angesehen werden muß"?[59]
Beiträge zur
"Modernisierungsforschung“ gibt es reichlich. Die reine Anzahl vorhandener
Literatur sagt jedoch bei weitem nichts über deren Aussagefähigkeit aus, wird
diese doch zumeist "zum Nutzen oder Schaden der einen oder anderen Seite
verwendet"[60] - je nach
der parteipolitischen Präferenz des jeweiligen Autors.
Ein gutes Beispiel für die Richtigkeit
dieser Aussage sind die Arbeiten über die Modernisierung der CDU, vor allem die
hierfür grundlegendste Monographie von Wulf Schönbohm[61],
dem ehemaligen Leiter der CDU-Grundsatzabteilung. Ähnliches gilt auch für viele weitere Beiträge aus dem Umfeld der
Partei, wie etwa seitens der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Wissenschaft ist auf
diese und andere von der CDU „nahestehenden“ Einrichtungen herausgegebenen
Informationen angewiesen - entsprechend kritisch muß daher auch der Umgang mit
diesen Quellen sein.
Der Begriff der Modernisierung wird sehr
vielschichtig und wenig eingegrenzt, teilweise geradezu inflationär verwendet.
Die Ausgangsfrage muß an dieser Stelle daher lauten, was Modernisierung
überhaupt bedeutet und wie sich ein derartiger Prozeß analytisch erfassen läßt?
Schlägt man im Fremdwörterbuch nach, so
bedeutet "modernisieren" eine Umgestaltung oder Umänderung
entsprechend den gegenwärtigen Erfordernissen
und Gegebenheiten bzw. eine Veränderung gemäß den neuesten technischen
oder wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Josef Schmid und Heinrich Tiemann machen
in einem 1990 publizierten Beitrag zur "Modernisierung" der CDU drei
Bezugspunkte für die Bewertung von Zustand, Organisation und Programmatik der
Partei aus[62] :
• "die Kompatibilität zu soziokulturellen
Grundstrukturen und Einstellungsmustern,
• die organisatorische Homogenität und
Integration von Elementen und Formen innerhalb der verschiedenen Segmente der
Partei auf einem hohen Leistungsniveau,
• die Relativität der erzielten Lösung, sowohl
im Hinblick auf andere politische Akteure wie auch auf den jeweiligen
Zeitpunkt."
Modernisierung läßt sich demgemäß als ein
aktiver Prozeß des Wandels verstehen, differenziert nach den jeweiligen
Antriebskräften einerseits und den entsprechenden Eingriffsräumen andererseits,
die idealtypisch vereinfacht mehr oder
weniger innerhalb bzw. außerhalb der Parteiführung liegen. Hieraus wiederum
lassen sich vier unterschiedliche Modernisierungsformen ableiten:[63]
Antriebskräfte |
|
extern |
intern |
Gestaltungsraum |
extern |
1 |
4 |
|
intern |
2 |
3 |
• 1-Propagierung moderner Politiken nach
außen, ohne interne Konsequenzen zu ziehen;
• 2-Forderungen von außen nach einer
Parteireform;
• 3-Die unter 2 erhobenen Forderungen von außen
werden von der Führung aufgenommen und umgesetzt;
• 4-Die Organisation beginnt von sich aus auf
ihre Umwelt einzuwirken und versucht diese zu verändern bzw. ohne Umweltimpulse
Politik zu betreiben.
Interessant sind hierbei die
Untersuchungsergebnisse der jeweiligen Autoren vor allem im Hinblick auf eine
innerparteiliche Partizipation der Mitglieder. Während Schönbohm vor allem im
Zusammenhang mit der Modernisierung der CDU und dem deutlichen Anwachsen der
Mitgliederzahl auch eine stärkere Partizipation der Parteibasis erkannt haben
will, weisen Falke und Barton dies in ihren Studien zurück. Barton sieht für
diesen Zeitraum sogar eine Verringerung der Aktivitäten der Basis[64]-
ein Trend, der sich bis heute fortgesetzt hat. Ursächlich dafür sind vor allem die
Entfremdung der Partei von ihrem gesellschaftlichen Umfeld und die Verkrustung
der lokalen Parteistrukturen.[65]
Schönbohm zeichnet den organisatorischen
Wandel innerhalb der CDU in den siebziger und achtziger Jahren sehr umfassend
nach und sieht als Ergebnis dieses Prozesses eine sich emanzipiert habende
Parteiorganisation, einhergehend mit einer demokratisierten innerparteilichen
Willensbildung, auf der einen Seite abgegrenzt von der Bundestagsfraktion und
auf der anderen Seite von der Bundesregierung.[66]
Im Hinblick auf diese Emanzipations- und
Demokratisierungsthese besteht zwischen den einzelnen Wissenschaftlern jedoch
ein wesentlicher Dissens.
Nicht zuletzt Josef Schmid und Peter
Haungs widersprechen der These von einem unabhängigen und gestärkten Parteiapparat,
verkörpert vor allem durch die Bundesgeschäftsstelle.[67]
Detlev Preuße und Norbert Lammert setzen
sich sehr detailliert mit der Fragestellung hinsichtlich innerparteilicher
Willensbildung und innerparteilicher Demokratie auseinander[68]
und verdeutlichen dabei sehr anschaulich, daß die Parteireform der siebziger
Jahre bezüglich einer verstärkten Mitgliederpartizipation sehr rasch an ihre
Grenzen gestoßen ist. Die Autoren kommen zu dem einvernehmlichen Ergebnis,
"daß auf den unteren Parteiebenen der CDU die Tendenz zu
Konfliktvermeidung und Oligarchisierung besteht und daß hier die
Gesamtsituation mit dem Etikett partizipatorisch folgenloser
Interessenpluralismus zutreffend charakterisiert werden kann."[69]
Bei der Frage nach der Modernität der CDU
unterscheidet von Winter zwei Gesichtspunkte:
• die organisationstechnische und
• die soziale und politische Dimension.[70]
Sehr eindeutig fällt dabei die
Beurteilung des organisationstechnischen Bereichs aus, die der CDU durchaus die
Fähigkeit attestiert, gesellschaftlichen Wandlungsprozessen Rechnung zu tragen.
Als Belege hierfür gelten beispielsweise der Aufbau bundesweiter
Kommunikationsnetze, die Anwendung moderner Kommunikationstechniken, die
Professionalisierung der Mitgliederwerbung und Wahlkämpfe und schließlich auch
der Ausbau der Bundesgeschäftsstelle zu einer Koordinations- und
Planungszentrale.
Im Gegensatz dazu gelang eine
Modernisierung des sozialen und politischen Bereiches nur zum Teil. Zwar konnte
ab Ende der sechziger Jahre "so etwas wie eine formalisierte
programmatische Willensbildung in Gang ( ... gebracht werden ... ), in die auch
die Gliederungen unterhalb der Landesebene der CDU einbezogen waren". Auch
nahm die "inhaltlich-politische Beratungsintensität innerhalb der
Partei" zu. Dennoch blieben und bleiben einige wesentliche traditionale
Elemente erhalten. Besonders deutlich
feststellbar ist dies an der Parteibasis, wo Versuche einer Organisationsreform
bislang nur wenig fruchten konnten, die "Starrheit der informellen
Strukturen"[71] auch
weiterhin fortbesteht und die CDU vielfach eine Honoratiorenpartei blieb ist.[72]
Man muß die formelle Modernisierung der
CDU als einen von der Parteispitze initiierten und von ihr ausgehenden Prozeß
verstehen, der das "Parteileben", vor allem an der Basis, nur marginal erfaßt.[73]
Der politisch-programmatische Aspekt der
CDU spielt vor allem in vielen Beiträgen im Zuge der Diskussion um die
Modernisierung der Partei eine gewichtige Rolle, d.h., neben einem
organisationsstrukturellen kommt noch ein inhaltlicher Bereich hinzu.
Während einige Autoren, nach dem
Reformprozeß der siebziger Jahre, die Diskussionen in den achtziger Jahren als
eine Art zweite Modernisierungsstufe sehen,[74]
kommen andere zu dem Ergebnis, daß zwischen beiden Phasen zwar "gewisse
Verknüpfungen" bestehen, von einer "unmittelbaren Entsprechung"
jedoch keine Rede sein kann.[75]
Wurden die früheren organisationstechnischen Reformen von allen wichtigen
innerparteilichen Gruppen getragen, so waren die politisch-programmatischen
Reformansätze jeweils nur Initiativen einzelner innerparteilicher Strömungen,
die nicht zu einem Konsens, sondern zu parteiinternen Richtungsstreitigkeiten
führten.
Von Winter macht seinen Kollegen den
Vorwurf, "den Gegensatz zwischen modernen und traditionalen Elementen als
die zentrale politisch-programmatische Konfliktlinie erscheinen zu lassen und
die überkommenen richtungs- und interessenpolitischen Differenzierungen zu
vernachlässigen."[76]
Er selbst strukturiert demgemäß das politisch-programmatische Profil der CDU
nicht nur in einen Konfliktbereich von modernen und traditionalen Elementen,
sondern ebenso in einen links-rechts Konflikt zwischen Regierungsmitgliedern
und Parteimehrheit einerseits und etwa den Sozialausschüssen andererseits.
Hierunter sind diejenigen Aspekte zu
verstehen, die sich explizit auf die jeweils zu untersuchende, in ihrem
Aktionsradius örtlich begrenzte Partei, in diesem Fall die CDU als Hamburger
Landesverband, beziehen.
Aspekte sind dabei die konkrete
Parteientwicklung, deren Handlungsumfeld, die Parteigeschichte, ihre Rolle im
politischen Gefüge vor Ort sowie ihre innere Struktur.
Obwohl sich diese Untersuchungen
thematisch Teil A/II. - Analysekriterien für einen innerparteilichen
Reformprozeß - dieser Arbeit zuordnen lassen, hat sich der Verfasser aufgrund
des jeweils direkten Bezuges der einzelnen Punkte zur Hamburger CDU dafür
entschieden, diese Kriterien dem Teil B - Die Ursachen für eine umfassende
Parteireform innerhalb der Hamburger CDU - voranzustellen, um dadurch ein in
sich abgeschlossenes Gesamtbild der für diese Arbeit erforderlichen
Untersuchungen über die Hamburger CDU zu ermöglichen.
Für eine systematische empirische Analyse
innerparteilicher Reformen ist es erforderlich, dieser entsprechende Kategorien
voranzustellen, die die Bedingung für das Treffen von Grundaussagen zu dieser
Thematik darstellen.
Als dafür geeignet haben sich im Bereich
der Sozialwissenschaften in wachsendem Maße die Begriffe „Effizienz“,
„Transparenz“ und „Partizipation“ erwiesen.[77]
Was bedeutet dies nun für die vorliegende
Arbeit?
Die drei genannten Begriffe, insbesondere
„Transparenz“ und „Partizipation“, haben nicht nur einen analytischen, sondern
auch einen normativen Wert, „insofern sie künftigen Reformen als inhaltliche
Leitvorstellungen zu dienen vermögen.“ Ihr Bezug zur Praxis besteht auch darin,
daß sie transitiv oder komparativ zu verstehen sind, es geht immer um eine
Maximierung, eine Steigerung der Effizienz, Transparenz und Partizipation.[78]
Ziel ist das gemeinsame Optimum aller drei Leitbegriffe.
Mit der Frage nach der Effizienz
einer Partei wird zum einen (a) die Leistungsfähigkeit der Gesamtstruktur im
Kontext eines Parteiensystems angesprochen. Im Sinne eines Systemzielmodells
geht es im vorliegenden Fall um die Wahl- und Koalitionsfähigkeit der Hamburger
CDU mit dem Ziel einer Regierungsübernahme bzw. Regierungsbeteiligung der von
ihr aufgestellten öffentlichen Amtsbewerber. Zum anderen wird mit Effizienz
aber auch (b) die Leistungsfähigkeit der durch innerparteiliche Wahlen
bestellten Parteigremien und Parteiführer gemeint, d.h. deren Handlungs- und
Durchsetzungsfähigkeit im Rahmen der Partei und gegenüber dortigen
Mitkonkurrenten, Kritikern und Opponenten.
Wird unter parteipolitischem Aspekt ein
höheres Maß an Transparenz gefordert, bezieht sich dies zuerst auf die
Herrschaftstransparenz, d.h. jenen Bereich, der sich auf die Parteielite
bezieht und auf dieser Ebene sowie den dort ablaufenden
Willensbildungsprozessen mehr Durchsichtigkeit fordert. Hinzu kommen ferner die
Aspekte einer Problem-, Planungs- sowie Geschichtstransparenz, also der
Einblick in die inhaltliche Problematik, die Zukunftsplanung und schließlich in
die bisherige Entwicklung politischer Abläufe. Politische, sachliche,
prospektive und historische Durchsichtigkeit kennzeichnen somit den
Transparenzbegriff, wie er dieser Arbeit zugrunde gelegt wird.[79]
Der offizielle wie auch der informelle
Kommunikationsverlauf einer Partei muß, zumindest zeitweilig, transparent sein,
nicht zuletzt um dem Verdacht möglicher Manipulation und Geheimniskrämerei zu
begegnen.
„Auf die partizipative Komponente
ist aus zweierlei Gründen besonderer Wert zu legen. Zum einen, weil damit
Probleme von ´Macht´ und ´Herrschaft´, also zentrale Kategorien der
Politologie, in den Vordergrund rücken; zum anderen, weil damit unserem
normativen Postulat entsprochen wird.“[80]
Thaysen unterscheidet hierbei in einem
ersten Schritt verschiedene Ebenen der politischen Teilhabe (die unterste Ebene
ist dabei die der direkten Teilhabe des Bürgers an der politischen
Willensbildung) und verweist dann in einem zweiten Schritt auf die von Winfried
Steffani dargelegten vier verfassungsrechtlich gesicherten „primären
Partizipationsstränge“, durch die der einzelne Bürger zu einer „aktiven
Teilnahme am politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozeß verwiesen
wird“.[81]
Hierzu gehört vor allem das durch Art. 21 GG garantierte Mitwirkungsrecht über
die Parteien. Jeder dieser Partizipationsstränge läßt sich schließlich in sog.
Partizipationsfäden aufsplitten, die sich dabei (auf der unteren Ebene
beispielsweise), für den Parteibürger vielfach als Probleme innerparteilicher Demokratie
darstellen.
Die Problematik bei der Verwendung der
Begriffe Effizienz, Transparenz und Partizipation ist deren mangelnde
Meßbarkeit. Wann ist das erforderliche Maß an Effizienz, Transparenz und
Partizipation jeweils tatsächlich gegeben? Wer bestimmt dieses Maß? Dies sind
Fragen, die sich je nach dem Standort des Betrachters unterschiedlich
beantworten lassen.
Problematisch dabei ist auch die Frage
nach der Gewichtung der einzelnen Faktoren. Welche der Kategorien soll im
Konfliktfall Priorität beanspruchen können?
Während das Konfliktpotential zwischen
Partizipation und Transparenz eher niedrig anzusiedeln ist, sind Konflikte
zwischen Effizienz auf der einen Seite sowie Transparenz und Partizipation auf
der anderen Seite quasi vorprogrammiert. Je umfassender die Beteiligung der
Parteimitglieder sowie deren und die Information der Öffentlichkeit ist, desto
weiter entfernt man sich von dem Erreichen einer maximalen Effizienz.
Dennoch hat jeder dieser drei Faktoren
auch die Funktion eines Bindegliedes. Partizipation wurde längst schon als eine
Bedingung der Effektivität eines politischen Systems erkannt.[82]
Gleichzeitig setzt Partizipation wiederum Transparenz voraus, ebenso wie die
Effizienz daran geknüpft ist.
Es kommen so mehrere Faktoren zusammen,
aus denen sich ex negativo die Rangfolge der drei Reformkategorien ergibt. Eine
Effizienzmaximierung, etwa im Sinne einer bloßen Handlungs- und
Leistungsfähigkeit des Parteiapparates, kann schwerlich allein an erster Stelle
stehen. Zumindest ebenso wichtig ist der Aspekt demokratischer Partizipation.
Der Transparenz schließlich wird aufgrund ihrer engen Beziehung zur politischen
Beteiligung eine Mittlerstelle zwischen Partizipation und Effizienz zugewiesen.
„Man wird sich darüber im Klaren bleiben müssen, daß diese (Zuordnungen, d.
Verf.) nur als Regulativa, gleichsam als Orientierungsmuster, gesetzt werden
können. (...) Antworten sind (...) nicht im Ausschließlichkeits-, sondern im
Vorrangigkeitsbeweis zu suchen, und dabei (...ist man...) weitgehend auf intuitive
Ermittlung angewiesen.“[83]
Als Orientierungsmuster gilt dabei das Optimierungsmodell.
Mit Blick auf die genannten drei Faktoren
Transparenz, Effizienz und Partizipation sind in dieser Arbeit zwei
Fragestellungen zu beantworten:
·
Dies
ist zum einen die Frage, in welcher Ausprägung diese Faktoren zu Beginn der
Reformüberlegungen innerhalb der Hamburger CDU vorhanden waren und zum zweiten,
·
ob
bzw. in welcher Weise sich diese Ausprägung am Ende der Reformdiskussion für
jeden einzelnen Aspekt verändert haben.
Erst durch einen Vergleich des vorherigen
Zustandes mit dem Ergebnis des Reformprozesses kann ein kriterienorientierter
Erfolg bzw. Mißerfolg beurteilt werden.
Wie die Ausprägung der innerparteilichen
Demokratie, so sind auch die Geschichte einer Partei und das Umfeld, innerhalb
dessen diese agiert, von zentraler Bedeutung für das mögliche Erfordernis
parteiinterner Reformen. Zu diesem Bereich gehören Betrachtungen bezüglich der
personellen und strukturellen Entwicklung ebenso, wie die Frage nach
Oppositions- und Regierungszeiten sowie politischem und gesellschaftlichem
Umfeld. Beide Faktoren, so unterschiedlich sie in ihrem Betrachtungsgegenstand
auch sein mögen, können nur in direkten Zusammenhang gesehen werden, zumal das
unmittelbare Handlungsumfeld einer Partei deren Entwicklung maßgeblich
mitbestimmt.
Die Geschichte der Hamburger
Christdemokraten kann an dieser Stelle nur in Auszügen wiedergegeben werden.
Die bislang einzig umfassende Darstellung zu dieser Thematik stammt von Helmut
Stubbe-da Luz[84], auf dessen
Arbeit sich dieses Kapitel auch im wesentlichen beziehen wird. Neben Stubbe-da
Luz hat sich auch Preuße[85]
in seiner Studie mit der Parteigeschichte der Hamburger CDU beschäftigt, wenn
auch nicht so ausführlich.
Bis zum Februar 1946 firmierten die
Hamburger Christdemokraten unter dem Namen Christlich-Demokratische Partei
(CDP).
Die personellen und ideellen Verbindungen
dieser Hamburger Partei zum früheren Zentrum[86] waren zu jener Zeit unverkennbar -
eine Tatsache, die bereits den Beginn ihres politischen Daseins in Hamburg
vorbelastete. Nicht selten wurde gegenüber der CDP/CDU der Vorwurf laut, eine
rein katholische Partei zu sein, was ihr angesichts der Konfessionszugehörigkeit
der Hamburger Bevölkerung (1946 gehörten etwa vier Fünftel einer
protestantischen und nur ca. 6,5 Prozent der katholischen Kirche an) nicht
unbedingt zum Vorteil gereichte - auch wenn man seitens der CDU schließlich
demonstrativ und systematisch protestantische Persönlichkeiten in führende
Parteiämter berief und bei Wahlen mit aussichtsreichen Plätzen bedachte. Das
Zusammenführen zweier derart unterschiedlicher Gruppen, zum einen die eher
christlich-sozial denkenden, organisations- und parteierfahrenen Katholiken -
verankert in den katholischen Verbänden und früher im Zentrum und vielfach in
sozialen und pädagogischen Berufen tätig - auf der einen Seite und die
liberal-konservativen, hanseatisch-großbürgerlichen Protestanten - früher
vorwiegend an der DVP, DNVP oder Wirtschaftspartei orientiert, als Juristen,
Kaufleute oder Freiberufler tätig, von jeglicher "Vereinsmeierei"
frei aber dennoch bereit, als umworbene "Honoratioren" an die Spitze
der Partei zu treten - auf der anderen Seite. "Noch bis Ende der
fünfziger, Anfang der sechziger Jahre existierten (auf den unterschiedlichen
Konfessions-zugehörigkeiten basierend, d. Verf.) innerparteiliche ´Cliquen´ wie
der leicht sagenumwobene, protestantisch-großbürgerliche ´Halali-Club´, der
viel eifrigere ´Freundeskreis´ der Katholiken in der Hamburger CDU."[87]
Ihren Ursprung hatte die Hamburger CDU in
der federführend von Dr. Walther Heyn
und Dr. Leo Hopmann am 14. August 1945 gegründeten
"Arbeitsgemeinschaft christlich-demokratischer Gruppen" (ACDG), die
sich von da an zu wöchentlichen Sitzungen, üblicherweise in der Wohnung des
Schriftstellers Dr. Rudolf Beissel, Hochallee 44, zusammenfand.[88]
Am 15. September 1945 wurde seitens der
britischen Militärregierung eine Verordnung über die Bildung politischer
Parteien erlassen, die derartige Zusammenschlüsse im Grundsatz billigte.[89]
Am 19. September nannte sich die ACDG auf einstimmiges Votum der Anwesenden in
"Christliche Union" (CU) um. Zentraler Punkt war es auch hierbei
wieder, Gegensätze zwischen Protestanten und Katholiken auszuräumen, das
gegenseitige Verständnis zu fördern und christlichen Grundsätzen in der Politik
mehr Bedeutung zuzumessen. Mit Nachdruck begann man, auch den nächsten Schritt
in Angriff zu nehmen - die Gründung einer Partei.[90]
Bereits am 1. Oktober 1945 traf sich der aus 29 Personen bestehende
Gründerkreis der neuen Christlich-Demokratischen Partei (CDP). Am 21. November
wurde dem Zulassungsantrag der Partei seitens der britischen Militärregierung
stattgegeben - gleiches galt für die Anträge von SPD (Sozialdemokratische
Partei Deutschlands), KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) und PFD (Partei
Freier Demokraten).
Die Christlichen Demokraten der
britischen Zone, zu denen auch die Hamburger CDP gehörte, kamen in Abständen zu
sogenannten "Zonentagungen" zusammen. Spätestens seit der Tagung vom
22. bis 23. Januar 1946 wurde deutlich, daß sich auch die Hamburgische CDP zur
CDU zugehörig fühlte und in Zukunft auch unter deren Namen firmieren würde. Auf
der dann folgenden Tagung des CDU-Zonenausschusses in Neheim-Hüsten vom 26.
Februar bis 1. März 1946, auf der Konrad Adenauer zum Zonenausschußvorsitzenden
gewählt wurde, wurde auch der vom Programmausschuß der Zonen-CDU vorgelegte
Parteiprogramm-Entwurf, der an die Stelle der regionalen Leitsätze treten
sollte, einstimmig angenommen.[91]
Auf der Sitzung vom 26. bis 28. Juli 1946
in Neuenkirchen fiel der Beschluß, alle Landesverbände nach einem einheitlichen
Muster zu strukturieren. Demgemäß erfolgte die Neukonstituierung der Hamburger
CDU, mit neuer Satzung und neugewähltem Vorstand, am 15. August 1946 - ein
Schritt, der sich bereits einige Zeit zuvor als notwendig erwiesen hatte, als
sich zeigte, daß, bedingt durch steigende Mitgliederzahlen und die Bildung
einzelner Untergliederungen auf Stadtteilebene, die vom Gründerkreis
beschlossene Satzung unzureichend war.[92]
Nach den verlorenen Bürgerschaftswahlen
von 1946 und 1949 kamen die Landesvorsitzenden von CDU, FDP und DP (Deutsche
Partei) am 20. Februar 1953 mit Blick auf die im selben Jahr stattfindenden
Wahlen überein, "die sozialistische Mehrheit in Hamburg zu brechen und
gemeinsam die Regierung zu übernehmen".[93]
Am 28. September 1953 wurde daraufhin von den drei Parteien der sogenannte
"Hamburg-Block e.V." als Partei gegründet. Um keine Stimme zu
verlieren, wurde kurz vor der Wahl noch der Bund der Heimatvertriebenen und
Entrechteten (BHE) in den Block aufgenommen. Am 1. November schließlich errang
der Hamburg-Block mit 50,0 Prozent der Stimmen 62 der insgesamt 120 Mandate und
die Hamburger CDU war das erste und bis heute auch das einzige Mal aufgrund von
Wahlen an der Regierung der Freien und Hansestadt Hamburg beteiligt. Bereits
damals kündigten sichtbare Differenzen zwischen den beteiligten Parteien ein
voraussichtlich baldiges Ende des "Hamburg-Blocks" an, das sich 1957
durch das Ausscheiden der FDP auch einstellte.[94]
Prägend für die weitere Entwicklung der
Hamburger CDU waren dann vor allem die jeweiligen Parteivorsitzenden und nicht
zu vergessen die Junge Union (JU), die in den Jahren, bis in die Ära von Jürgen
Echternach als Parteichef hinein, eine zentrale, wenn nicht sogar führende
Rolle bei den Hamburger Christdemokraten spielte.
Kennzeichnend für diese Phase der
Entwicklung, also der Jahre 1958 bis zum Beginn der Reformdiskussion 1991, ist
eine ausgeprägte personelle Kontinuität von CDU und JU sowie ebenfalls eine
personelle Identität zwischen beiden Organisationen, teilweise noch
fortbestehend in der CDU-Bürgerschaftsfraktion, die sich, wenn auch weniger
ausgeprägt, bis in die Gegenwart fortsetzt.
|
JU – Vorsitz |
Parteivorsitz |
Fraktionsvorsitz |
Erik Blumenfeld |
|
1958 - 1968 |
|
Dietrich Rollmann |
1956 – 1963 |
1968 - 1974 |
|
Jürgen Echternach |
1964 – 1970 |
1974 - 1991 |
1970 - 1980 |
Dirk Fischer |
1970 – 1977 |
seit 1991 |
|
Ole von Beust |
1977 - 1983 |
|
seit 1993 [95] |
Der Einfluß der JU wird deutlich, wenn
man sich vor Augen führt, daß alle Vorsitzenden[96]
der Jugendorganisation, von Dietrich Rollmann bis zu Ole von Beust, später den Parteivorsitz,
den Fraktionsvorsitz oder sogar beide Ämter inne hatten.
Sichtbar wird der damals wachsende,
inzwischen jedoch wieder extrem geschwundene Einfluß der
CDU-Nachwuchsorganisation auch, wenn man die Anzahl der Bürgerschaftsabgeordneten
aus der JU im Verlauf der vergangenen Legislaturperioden im Verhältnis zur
Gesamtfraktion betrachtet:
Bürgerschaftswahl |
Fraktionsstärke |
aus der JU |
13.10.1946 |
16 |
2 |
16.10.1949 |
40 |
2 |
01.11.1953 |
62 (Hamburg-Block) |
5 |
10.11.1957 |
41 |
5 |
12.11.1961 |
36 |
5 |
27.03.1966 |
38 |
10 |
22.03.1970 |
41 |
16 |
03.03.1974 |
51 |
19 |
04.06.1978 |
51 |
15 |
06.06.1982 |
56 |
9 |
19.12.1982 |
48 |
6 |
09.11.1986 |
54 |
5 |
17.05.1987 |
49 |
5 |
02.06.1991 |
(ohne Angabe) |
4 |
19.09.1993 |
36 |
3 |
Quelle:
4 JU Hamburg, 3/96, September 1996, S. 20
Den Neuanfang der Hamburger CDU, nach dem
Scheitern des "Hamburg-Blocks", markierte eine Tagung der Jungen Union
vom 11. bis 12. Januar 1958, zu der Dietrich Rollmann, JU-Vorsitzender und seit
der Wahl von 1957 auch Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, vorwiegend die
möglichen Kandidaten für den CDU-Landesvorsitz eingeladen hatte: Kurt Sieveking
(bis zur Wahl 1957 Erster Bürgermeister Hamburgs), Erik Blumenfeld und Dr.
Wilhelm Witten. Vor allem Sieveking mußte sich den Vorwurf mangelnder Basis-
und Öffentlichkeitsarbeit gefallen lassen.[97]
Am 24. März 1958 wurde Erik Blumenfeld
Landesvorsitzender der Hamburger CDU. Er gab drei Richtlinien für die künftige
Parteiarbeit aus:
• Vorrang der Partei vor der Fraktion,
• ein "gutnachbarliches" Verhältnis
zur SPD sowie
• Distanz zur FDP.
Blumenfeld zog 1961 in den Deutschen
Bundestag ein und war 1966 Spitzenkandidat der CDU in Hamburg. Obwohl ihm nicht
der Vorwurf gemacht werden konnte, die Hamburger Landespolitik vernachlässigt
zu haben, galt vor allem Dr. Wilhelm Witten als für die Gestaltung der
eigentlichen Hamburger Landespolitik maßgeblich, der während der zehn Jahre
Blumenfelds als Parteichef dessen Stellvertreter war und 1962 schließlich Kurt
Sieveking als Fraktionsvorsitzenden in der Bürgerschaft ablöste.[98]
Schon zu Beginn der Ära Blumenfeld zeigte
sich die JU als wachsender Machtfaktor in der Partei, was auch sehr deutlich in
den Medien registriert wurde.
"Alte Parlamentarier der
Regierungspartei (SPD) erkennen an: Wir haben neuerdings im Plenum mit dieser
´jungen Garde´ härter zu ringen als früher mit den CDU- Honoratioren. Sie sind
intelligent, kritisch, nüchtern, entwicklungsfähig. Hier ist Jugend ´in
gezielter Aktion´ an den Staat und an das Parlament herangeführt worden. Bei
der SPD steht diese gezielte Aktion noch aus. Sie ist mit Verzichten seitens
Älterer verknüpft".[99]
"In vorderster Front der Hamburger
CDU-Reformer (...) steht die Junge Union. (...) Seit Jahren war sie schon so
etwas wie eine Fronde gegen die Parteiführung. (...) Die Junge Union ist
während der letzten zwei Jahre eine Macht innerhalb der Partei geworden. (...)
Sie ist voller Zuversicht, noch mehr ihrer Leute in verantwortliche Positionen
der Parteiorganisation stellen zu können."[100]
Nachdem man Erik Blumenfeld immer wieder
den Vorwurf gemacht hatte, sich zu sehr um
"Weltpolitik", aber zu wenig um die Hamburger Parteibelange zu
kümmern, trat bei den internen Wahlen der CDU am 11. Mai 1968 Dietrich
"Didi" Rollmann gegen ihn für das Amt als Landesvorsitzender an.
Rollmann war gut vorbereitet und hatte als JU-Vorsitzender die
Jugendorganisation zu einem schlagkräftigen und einflußreichen Machtfaktor
ausgebaut. Er war im JU-Bundesvorstand, er war Kreisverbandschef in
Hamburg-Mitte und seit 1960 auch Mitglied des Deutschen Bundestages. Rollmann
gewann schließlich mit 103 zu 91 Stimmen gegen Blumenfeld.[101]
Obwohl die Verdienste von Rollmann nicht
von der Hand zu weisen waren - die Reform der Parteiorganisation, deutlich
steigende Mitgliederzahlen (1968: 3.400, 1974: 9.100) und für die CDU damals
sehr erfreuliche Wahlergebnisse (1970: 32,8%, 1974: 40,6%) - verlor er Anfang
der siebziger Jahre zusehends an Rückhalt in der Partei. Zudem hatte sich seit
Jahren der neue "starke Mann" in der Hamburger CDU aufgebaut und
sich, nicht zuletzt wiederum über die JU, eine starke "Hausmacht"
verschafft: Jürgen Echternach. Nachdem dieser Rollmann im Frühjahr 1974
informiert hatte, gegen ihn antreten zu wollen, zog der noch amtierende
Parteichef seine erneute Kandidatur zurück. Am 17. Mai 1974 wurde Echternach
zum Vorsitzenden der Hamburger CDU gewählt. Unter seiner Führung erzielte die
Partei die bislang besten Wahlergebnisse ihrer Geschichte (1982: 43,2%, 1986:
41,9%), und die Mitgliederzahl erreichte nahezu 15.000 Personen.[102]
Erst 1991 wurde Echternach durch Dirk Fischer abgelöst, der das Amt des
Parteichefs seitdem innehat.
Das "Reichsgesetz über Groß-Hamburg
und andere Gebietsbereinigungen" vom 26. Januar 1937[103]
bedingte die Entstehung von Groß-Hamburg auf dem Gebiet, das auch heute der
Fläche des Hamburger Stadtstaates entspricht.
Art. 4 der Verfassung der Freien und
Hansestadt vom 6. Juni 1952[104] legt für den Stadtstaat die Einheit
staatlicher und gemeindlicher Tätigkeiten fest. Lediglich für Teilgebiete können
Verwaltungseinrichtungen gebildet werden, denen Aufgaben zur ständigen
Erledigung übertragen werden können (Art. 4 Abs. 2). Der Hamburgischen
Bürgerschaft obliegen somit die Aufgaben eines Landesparlamentes ebenso wie die
eines kommunalpolitischen Parlaments - es sei denn, diese Aufgaben wurden an
die Hamburger Bezirksversammlungen delegiert.
Eine Besonderheit im Hamburgischen
Verfassungsleben bilden die sogenannten Deputationen, die jeweils bei den
einzelnen Fachbehörden angesiedelt sind und deren Mitglieder von der
Bürgerschaft gewählt werden. Deputationen sind mitberatende und
mitentscheidende Verwaltungsausschüsse, die eine (ehrenamtliche) Mitwirkung von
Bürgern an der Verwaltung gewährleisten sollen. Ferner ist die Deputation ein
Instrument der Opposition - Deputationen werden entsprechend dem
Parteienproporz besetzt - zur besseren Kontrolle und Mitwirkung an der
Verwaltung.
Entsprechend dem "Gesetz über die
Bezirksverwaltung in der Hansestadt Hamburg" vom 21. September 1949[105]
erfolgte die Gliederung Hamburgs in sieben Verwaltungsbezirke. Die
Zuständigkeit zur Ausführung von Verwaltungsaufgaben obliegt den jeweiligen
Bezirksämtern. Repräsentative politische Vertretungen der Bürger sind die
zusammen mit der Bürgerschaft zu wählenden Bezirksversammlungen.
Ein Teil der Verwaltungsaufgaben der
Bezirksämter wiederum wurde an die insgesamt 15 Ortsämter Hamburgs delegiert,
die schließlich durch die Ortsausschüsse kontrolliert werden, dessen Mitglieder
anteilmäßig von den Bezirksfraktionen benannt werden und die rechtlich
Unterausschüsse der Bezirksversammlungen sind. Die Gebietsgrenzen der insgesamt
15 Hamburger Ortsämter stimmen nicht grundsätzlich mit den Grenzen der
Ortsverbände der CDU überein. Bei der Mandatsvergabe entsteht bei den
Fraktionen somit zum Teil das Problem, den Proporz der einzelnen Ortsverbände
wahren zu müssen und zu können.[106]
Wenn man sich die einzelnen Gremien vor
Augen führt - die Bezirksversammlung (BV), die Fachausschüsse der BV, die
Ortsausschüsse, die Unterausschüsse der Ortsausschüsse, die Deputationen der
Fachbehörden sowie die Bürgerschaft - wird deutlich, wie viele öffentliche
Positionen eine Partei zu besetzen hat - betrachtet man dann noch die
Organisation der Hamburger CDU ( vgl. dazu Tei A, II./4. dieser Arbeit), zeigt
sich, welche Probleme sich vor allem im innerparteilichen Bereich im
Zusammenhang mit Proporzfragen ergeben können.
Maßgeblich bestimmend für die Entwicklung
einer Partei, vor allem im Hinblick auf deren lokale und regionale Entwicklung,
ist auch die Prägung von deren sozialem Umfeld.[107]
Was etwa die Struktur der einzelnen
Bezirke betrifft, so existieren dort sehr deutliche Unterschiede. Die
ehemaligen Gemeinden Bergedorf und Harburg-Wilhelmsburg etwa sind historisch
eigenständig gewachsen und auch räumlich vom Stadtzentrum getrennt; die Bezirke
Bergedorf und Harburg weisen eine deutlich geringere Bevölkerungszahl auf als
die anderen Bezirke; Altona, Eimsbüttel, Nord und Wandsbek entsprechen eher
vorstädtischer Prägung; Mitte ist überwiegend großstädtisch strukturiert;
Harburg wiederum ist zwar ebenfalls großstädtisch strukturiert, hat jedoch im
Ortsamtsbereich Süderelbe mehrere ländliche Siedlungsräume, und Bergedorf
schließlich ist vorwiegend mittelstädtisch geprägt und besitzt mit dem
Ortsamtsbereich Vier- und Marschlande einen fast ausschließlich agrarisch
strukturierten Siedlungsraum.
Zur räumlichen Gliederung der
Stadtstruktur kommt noch die Sozialstruktur der einzelnen Stadtteile hinzu.
Herausragendster Faktor ist dabei die Einkommensverteilung. Als Beispiele seien
an dieser Stelle die Bezirke Altona, Eimsbüttel, Nord und Wandsbek genannt, die
sowohl hohe, mittlere als auch einen Anteil niedriger Einkommensschichten
aufzuweisen haben, während etwa in den Bezirken Mitte und vor allem Harburg
höhere Einkommensschichten fehlen.
"Die siedlungsgeographischen und
sozialen Strukturen Hamburgs waren mitbestimmend für die sehr unterschiedliche
regionale und lokale Entwicklung der Partei und wirken z.T. noch heute
gruppenbildend (...)."[108]
Die bereits vor der NS-Herrschaft
politisch traditionell links geprägte Freie und Hansestadt Hamburg ließ auch
nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einer sich vor allem aus ehemaligen
Zentrum-Mitgliedern und konservativ-liberalen Bürgergruppen konstituierenden
Partei wie der CDU nur wenig Chancen, einmal die Regierungsmehrheit zu
erreichen. Lediglich mit dem "Hamburg-Block" gelang es der CDU ein
einziges Mal, den Ersten Bürgermeister zu stellen bzw. sich überhaupt an einer
Hamburgischen Regierung beteiligen zu können. Erschwerend für die Partei kam
seit den achtziger Jahren noch hinzu, daß der mögliche Koalitionspartner FDP
die erforderliche Mehrheit für einen Einzug in die Bürgerschaft nicht mehr
erreichen konnte und sich links von der SPD, eine neue Partei, die
Grün-Alternative Liste (GAL), herausbildete, die sich mittlerweile an konstant
zweistelligen Wahlergebnissen erfreuen kann und bis heute eine Koalition mit
der CDU kategorisch ablehnt. Die Gründung der Hamburger STATT-Partei wiederum
ging zu Lasten der CDU, die bei den Bürgerschaftswahlen 1993 lediglich ein
Ergebnis von etwa 25 Prozent erhielt.
Nachdem die vom
CDU-Bürgermeisterkandidaten für die Wahl 1997, Ole von Beust, für kurze Zeit
offensiv geführte Diskussion über "schwarz-grün" durch die eigene
Partei rasch beendet wurde, bleibt der Union als gegenwärtig einzig realistisch
erscheinender Weg für eine Regierungsbeteiligung nur noch die Hoffnung auf eine
Große Koalition.
Wenn im Zusammenhang mit
"Dauerregierungsparteien" wie der SPD in Hamburg oder CDU/CSU und
F.D.P. auf Bundesebene, die jeweils mit nicht unerheblichen Personalproblemen
zu kämpfen haben, von einer "personellen Phase der Regeneration" in
der Opposition gesprochen wird, so müßte die Hamburger CDU nach all den
Jahrzehnten als Oppositionspartei in personeller Hinsicht hervorragend
dastehen. Daß dies nicht stimmt, zeigte der Wahlkampf 1997, der als reiner
Persönlichkeitswahlkampf einzig auf den Spitzenkandidaten Ole von Beust
zugeschnitten war - zum einen weil er als Sympathieträger gilt und sich
hervorragend "verkauft" und "verkaufen" läßt, zum anderen,
weil die Partei ansonsten personell völlig ausgezehrt ist.
Diese personelle Auszehrung aufgrund
ihrer Jahrzehnte in der Opposition trug auch dazu bei, daß die CDU immer
farbloser und unattraktiver wurde. Nahezu alle ehemals in der Hamburger Union
aktiven Spitzenleute verließen nach einem mehr oder weniger langen
Zwischenspiel die Hansestadt - nicht zuletzt, da die Hamburger CDU ihnen keine
Perspektive bieten konnte:
Jürgen Westphal, damals stellvertretender
Vorsitzender der Bürgerschaftsfraktion, folgte 1973 dem Ruf Gerhard
Stoltenbergs in dessen Kabinett nach Kiel; Birgit Breuel, wirtschaftspolitische
Sprecherin der Fraktion, nahm 1978 das Angebot Ernst Albrechts an und wurde
niedersächsische Wirtschaftsministerin und später Präsidentin der
Treuhandanstalt; Hans-Christoph von Rohr, ebenfalls früherer
wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion, wechselte 1984 in die Führung des
Klöckner-Konzerns und wurde später Vorstandsvorsitzender der Klöckner-Werke AG;
Wolfgang Peiner, haushaltspolitischer Sprecher, folgte 1984 dem Ruf in den
Vorstand der Gothaer Lebensversicherung und übernahm 1986 dessen Vorsitz;
Volker Rühe, ehemals bildungspolitischer Sprecher der Fraktion, wechselte in
den Deutschen Bundestag, wurde Generalsekretär der Bundes-CDU und später
Bundesminister der Verteidigung; Hartmut Perschau, Fraktionsvorsitzender und
dreimaliger Spitzenkandidat der Hamburger CDU, wechselte in die Landesregierung
von Sachsen-Anhalt und Dr. Martin Willich, früher zeitweilig Präsident der
Hamburgischen Bürgerschaft und sicherlich einer der herausragendsten
Rhetoriker, den die CDU-Fraktion bis dato hatte, schied 1994 aus dem Parlament
aus und arbeitet seitdem als Geschäftsführer von Studio Hamburg.
Die Hamburger CDU brachte also durchaus
einige durch ihren Sachverstand über die Parteigrenzen hinaus geschätzte und
anerkannte Persönlichkeiten hervorgebracht. Die Partei diente jedoch
überwiegend als "Sprungbrett" für die weitere Karriere. Sie sah sich
nicht in der Lage, personelle "Aushängeschilder" über einen längeren
Zeitraum zu halten. Was vielfach blieb, war farbloses Mittelmaß, das sich
jedoch als erstaunlich persistent in seinen Ämtern zeigte und noch immer zeigt.
Wenn Ole von Beust in seiner
Nominierungsrede zum Bürgermeisterkandidaten der CDU[109]
sagte, die Union hätte sich nicht mit
ihrer Rolle als Oppositionspartei abgefunden, so ist dies nicht unwidersprochen
hinzunehmen. Jahrzehnte der Opposition, mit einer hohen personellen Kontinuität
in der Parteiführung und der Fraktion, haben - wie dargelegt - ihre Spuren
hinterlassen. Eine negative Grundstimmung bei Mandatsträgern und Mitgliedern
über viele Jahre hinweg sowie die starke personelle Auszehrung und das Fehlen
von charismatischen Politikerpersönlichkeiten sind das Ergebnis dieser Jahre.
Nachdem die CDU im Jahre 1972 die
Bundestagswahl verloren hatte, setzte sich auf allen Ebenen der Partei die Erkenntnis
durch, daß zur Rückgewinnung der Regierungsverantwortung eine Parteireform
unabdingbar war und dafür längerfristige Strategien entwickelt werden mußten.[110]
Auf der Grundlage dieser Überlegungen
setzte der Landesvorstand der Hamburger CDU im März 1973 eine
Grundsatzkommission unter der Leitung von Prof. Dr. Winfried Steffani ein,
deren Aufgabe es sein sollte, "Vorschläge (zu) entwerfen, denen für die
Hamburger CDU als Großstadtpartei besondere Bedeutung zukam."[111]
Die Kommission selbst faßte diese Aufgabenstellung
in einem Arbeitsplan in drei Punkten zusammen:
"1. Erarbeitung von Thesen zur
Aktivierung der Parteimitgliedschaft.
2. Erarbeitung von Grundsätzen der CDU
(verstanden als Teilnahme an der Grundsatzkommission der Gesamtpartei).
3. Erarbeitung von Grundsätzen, die ihre
besondere Bedeutung für die Hamburger CDU als Großstadtpartei haben."[112]
Was den ersten Punkt betraf, so gingen
die Vorschläge der Kommission dahin, daß "die Parteimitgliedschaft stärker
in die sachpolitische Diskussion und die personalpolitischen
Entscheidungen" einbezogen und "beide Aspekte bei der
innerparteilichen Ämterbesetzung und der Kandidatenauswahl für parlamentarische
Mandate“ verbunden werden sollten. Ferner sollte, "die innerparteiliche
Kommunikation verbessert und der in der Partei vorhandene Sachverstand
„verstärkt für eine fundierte Willensbildung“ genutzt sowie "die
Kommunikation der Partei mit der Öffentlichkeit deutlich" ausgebaut
werden.[113]
Im Zusammenhang mit diesen Überlegungen
setzte sich die Grundsatzkommission auch kritisch mit dem
Kandidatenaufstellungsverfahren der Hamburger CDU auseinander und forderte
entsprechende Änderungen von § 18 Abs. 1 f. der damals geltenden Parteisatzung.[114]
Gefordert wurde die Abschaffung des
bestehenden und den Grundsätzen innerparteilicher Demokratie entgegenstehenden
Wahlausschusses, die Verbindung der Delegiertenwahlen zur Vertreterversammlung
mit den Kandidatenaufstellungen in den Ortsverbänden, die Zulassung
konkurrierender Vorschläge aus der Mitte der Vertreterversammlung mit einem
zehnprozentigen Quorum, die Reduzierung des Blockwahlsystemes, die Aufstellung
der Wahlkreiskandidaten für den Bundestag und die Kandidaten für die
Bezirksversammlungen durch die Vertreterversammlung des zuständigen
Kreisverbandes sowie die Einführung von Vorwahlen im Sinne eines
Popularitätstestes.[115]
Diese sehr weitgehenden Vorschläge der
Kommission fanden bei dem 1974 neu gewählten Landesvorstand unter dem Vorsitz
von Jürgen Echternach keine Zustimmung. Das Papier wurde lediglich zur Kenntnis
genommen.[116]
Um die nachfolgenden Ausführungen vor
allem im Hinblick auf die Macht- und Mandatsverteilung innerhalb der Hamburger
CDU besser beurteilen zu können, sollen an dieser Stelle vorab die wesentlichen
Elemente der Parteiorganisation kurz dargestellt werden.
Die unterste Organisationseinheit ist der
Ortsverband, bestehend aus der Ortsmitgliederversammlung sowie dem Ortsvorstand
mit dem Ortsvorsitzenden.
Die Aufgabe der Ortsmitgliederversammlung
ist es im wesentlichen, Kandidaten für das Europäische Parlament, den
Bundestag, die Bürgerschaft, die Bezirksversammlung und den Orts- bzw. den
Kerngebietsausschuß vorzuschlagen. Sie wählt ferner den Ortsvorstand,
Mitglieder für die Vertreterversammlung und Delegierte für den Kreis- sowie
Landesausschuß und nimmt an der politischen Willensbildung insgesamt teil.[117]
Der Ortsvorstand schließlich führt die
Geschäfte des Ortsverbandes, er leitet dessen politische und organisatorische Arbeit
und bereitet die Ortsmitgliederversammlungen vor.[118]
Die nächsthöheren Organisationseinheiten
sind die Kreisverbände mit dem Kreisausschuß sowie dem Kreisvorstand.
Der Kreisausschuß (Kreisparteitag)
schlägt dem Wahlausschuß Kandidaten für die Listen des Europäischen Parlaments,
des Bundestags und der Bürgerschaft, der Landesvertreterversammlung sowie eine
Kandidatenliste für die Bezirksversammlung und Kandidaten als Vorsitzende oder
Beisitzer des Landesvorstandes vor. Er wählt den Kreisvorstand, ein Mitglied
für den Wahlausschuß und nimmt gleichfalls an der politischen Willensbildung
teil.[119]
Der Kreisvorstand wiederum führt die
Geschäfte des Kreisverbandes, er führt Kreisausschußsitzungen und
-veranstaltungen durch und entscheidet über die Aufnahme von Mitgliedern.[120]
Ein weiteres Gremium ist der
Landesausschuß (Landesparteitag). Ihm gehören neben den Delegierten der
Ortsverbände u.a. auch der Landesvorsitzende und dessen Stellvertreter, die
Kreis- und Vereinigungsvorsitzenden, die Abgeordneten des Europäischen
Parlaments und des Bundestages sowie der Vorsitzende der
CDU-Bürgerschaftsfraktion an. Zu seinen wesentlichsten Aufgaben gehören die
Wahl des Landesvorsitzenden, seiner Stellvertreter sowie der weiteren
Mitglieder des Landesvorstandes, die Beschlußfassung über die Richtlinien der
Politik des Landesverbandes, mögliche Satzungsänderungen sowie die Wahl der
Mitglieder des Kreispartei- und Landesparteigerichts.[121]
Der Landesvorstand schließlich ist das
zentrale Führungsgremium der Partei. Ihm gehören unter anderem der
Landesvorsitzende, seine Stellvertreter sowie der Vorsitzende der
CDU-Bürgerschaftsfraktion an. Er hat die Aufsicht über die politische und
organisatorische Arbeit der Kreis- und Ortsverbände sowie die angeschlossenen
Vereinigungen, er führt die politischen Richtlinien durch und nimmt die
politischen Interessen der CDU wahr.[122]
Die Vertreterversammlung der Partei hat
die Aufgabe der Aufstellung der Kandidaten für das Europäische Parlament, den
Deutschen Bundestag, die Bürgerschaft und die Bezirksversammlungen.[123]
Sie wird von der Mitgliederversammlung der Landespartei für eine Amtszeit von
zwei Jahren bestellt.
Für die Vorbereitung der Wahlen zum
Europäischen Parlament, der Bundestagsliste sowie für die Hamburgische
Bürgerschaft wird ein Wahlausschuß gebildet. In diesen wählen die sieben
Kreisausschüsse je ein Mitglied und der Landesvorstand vier Mitglieder. Ferner
entsenden die Vereinigungen der Partei[124],
die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) als Vertretung des
Arbeitnehmerflügels, die Vertretung der Unternehmerseite der CDU, die
Mittelstandsvereinigung (MIT), die Nachwuchsorganisation der Partei, die Junge
Union (JU) sowie die für die Frauenarbeit zuständige Frauenunion (FU) und die
für die Seniorenarbeit verantwortliche Seniorenunion (SU) jeweils ein gewähltes
Mitglied. Schließlich wählt der Landesausschuß noch ein Mitglied, das den
Vorsitz übernimmt, jedoch selbst nicht kandidieren darf. Diese insgesamt
siebzehn Personen bilden dann den Wahlausschuß, den sogenannten 17er-Ausschuß.
Der Wahlausschuß legt seine
Wahlvorschläge der Vertreterversammlung zur Beschlußfassung vor. Über die
Vorschläge des Wahlausschusses zur Bürgerschaftsliste wird in heute
Einzelwahlen abgestimmt.[125]
Ende der sechziger, Anfang der siebziger
Jahre war die Hamburger CDU ein "Landesverband im Umbruch"[126].
Es war vor allem die Junge Union, die sich als Motor dieses Wandlungsprozesses
der CDU von einer Honoratiorenpartei hin zu einer Mitgliederpartei erwies. Ihr
"personelles Angebot für Ämter und Mandate" und die "Diskussion
programmatischer Alternativen" nahmen erheblich zu. Dieser stattfindende
Pluralisierungsprozeß wiederum unterstützte die Bildung innerparteilicher
Gruppen, zwischen denen sach- und machtpolitisch bestimmte Auseinandersetzungen
stattfanden.[127]
Die für die zu untersuchende
Entwicklungsphase der Hamburger CDU zentrale Führungsperson war Jürgen
Echternach. Das Jahr 1970 markiert zum einen das Ende von Echternachs Zeit als
JU-Vorsitzender, zum anderen den Beginn seiner Amtszeit als CDU-Fraktionschef
in der Hamburgischen Bürgerschaft. In den darauffolgenden Jahren bis 1991 war
er dann Fraktions- oder Parteivorsitzender bzw. bekleidete beide Ämter
gleichzeitig. Jürgen Echternach prägte die Hamburger CDU somit 21 - nimmt man,
was angesichts seiner späteren Personalpolitik in der Partei zwingend
erscheint, seine Zeit als JU-Chef noch hinzu - 27 Jahre an entscheidender
Stelle.
1968 forderten die Vertreter der
Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, Hans-Georg
Kuhn und Gerhard Orgaß, Dietrich-Wilhelm Rollmann auf, gegen Erik Blumenfeld
als Landesvorsitzender der Hamburger CDU zu kandidieren.[128]
Als Rollmann seine Kandidatur erklärte, sprachen sich die Sozialausschüsse und
die Mittelstandsvereinigung für ihn, die starke Junge Union (JU) und die ihr
nahestehenden Gruppen gegen ihn aus. Jürgen Echternach war seit 1964
Vorsitzender der JU. Rollmann, der von 1956 bis 1963 selbst dieses Amt
innegehabt hatte, sah die Ursache für diese Gegnerschaft darin, daß deren
"übermächtiger Landesvorsitzender (der JU, d. Verf.) Jürgen Echternach,
der seine Kandidatur für das Amt des stellvertretenden Landesvorsitzenden
angemeldet hatte," sich wohl "unter einem Landesvorsitzenden
Blumenfeld eine stärkere Position als unter" ihm selbst versprach. Auf der
Jahreshauptversammlung der CDU am 11. März 1968 wurde Rollmann mit 103 gegen 91
Stimmen zum Vorsitzenden der Hamburger CDU gewählt. Bereits damals waren die
Differenzen zwischen Rollmann und Echternach deutlich erkennbar.
Am 23. März 1970 wurde der 32jährige
Bundesvorsitzende der Jungen Union, Jürgen Echternach, der gegen den
amtierenden Vorsitzenden Dr. Wilhelm Witten kandidierte, zum neuen Vorsitzenden der
CDU-Bürgerschaftsfraktion gewählt.[129]
Seine Wahl erfolgte nach einer mehrstündigen Sitzung mit 25 zu 16 Stimmen. Die
Abwahl seines Vorgängers wurde nicht, wie man hätte vermuten können, als eine
"Revolte der Jungen Union“ gewertet, die in der 42köpfigen Fraktion mit
immerhin 16 Mitgliedern vertreten war. Im Gegenteil - der Landesvorsitzende
Rollmann bezeichnete den Wechsel als "Ausdruck der Verjüngung der Fraktion
und des Wunsches nach einer stärkeren Opposition im Rathaus“. Echternach selbst
kündigte eine "harte (...) Opposition“ an und galt schon bald als ein
Mann, der die Fraktion "so energisch wie kaum einer seiner Vorgänger“ führte
und „aus dieser Angriffslust jede Schwäche seiner Gegner mit Schärfe“
ausnutzte.[130]
Öffentliche Vorwürfe gegen dessen
politischen Stil wurden bereits 1972 laut.[131]
Echternach habe seine politische Machtstellung
mit allen parteilegalen und -illegalen Mitteln, insbesondere mit
Mitglieder-Manipulationen bei Abstimmungen, aufgebaut, so der Vorwurf der
beiden ehemaligen JU-Funktionäre Dirk-Eckhard Becker und Elmar Wiesendahl -
eine Machtposition, die über die Kontrolle der Jungen Union führte und zum Ergebnis
hatte, daß innerhalb der Hamburger CDU die JU der bestimmende Faktor wurde.
Dies hatte wiederum zur Folge, daß bei
entsprechenden Abstimmungen im Landesausschuß die JU und die ihr nahe- stehenden
Mitglieder bis zu zwei Drittel der Delegiertenstimmen auf sich vereinigen
konnten. Becker äußerte sich dahingehend, daß der
"Echternach-Freundeskreis“[132]
über alle relevanten Bereiche des Landesverbandes herrsche und diese nahezu
perfekt steuere.
Am 21. Oktober 1973, auf dem
Deutschlandtag der Jungen Union in Hamburg, kandidierte der 35jährige
Echternach aus Altersgründen nicht mehr für den Vorsitz der
CDU-Jugendorganisation. Sein Nachfolger wurde der 24jährige Matthias Wißmann.[133]
Kritik am Führungsstil des Fraktionschefs
wurde auch im Verlauf der Aufstellung der CDU-Kandidaten für die
Bürgerschaftswahl im März 1974[134]
laut. Die Kandidatenliste, aufgestellt
durch den sogenannten Siebzehner-Ausschuß, galt damals wie heute als Empfehlung
an die Vertreterversammlung der Partei, die wiederum über die offizielle
Landesliste der CDU entscheidet.
Der Siebzehner-Kreis tagte am 22. Oktober
1973 und verabschiedete seine Nominierungen damals einstimmig. Was nach außen
ein hohes Maß an Geschlossenheit demonstrieren sollte, wurde von Kritikern
Echternachs ganz anders beurteilt. Sie warfen ihm vor, durch geschicktes
Taktieren mögliche Gegenvorschläge in der Partei "an die Wand gespielt“ zu
haben. Echternach bediente sich seines "Freundeskreises“, den er bei
parteiinternen Entscheidungen als Machthabe erfolgreich einsetzte. Dadurch
konnte er, trotz vielfacher Kritik an seiner Person, unangefochten der starke
Mann in der Hamburger CDU bleiben und einen Machtfaktor bilden, gegen den
selbst der Landesvorsitzende Dietrich Rollmann über kein ernstzunehmendes
Gegengewicht verfügte.
Wie die Vorstellung der damaligen
Parteiführung von innerparteilicher Demokratie aussah, wird deutlich, wenn man
die Kandidatenauswahl von 1973 untersucht.
Der Siebzehner-Kreis setzte sich aus acht
Mitgliedern des Landesvorstandes, acht Mitgliedern der Kreisverbände sowie
einem "neutralen“ Vorsitzenden zusammen.
Die "Pressure-Group“[135]
Echternachs besaß von vornherein acht Stimmen in diesem Gremium - d.h. für eine
notwendige Mehrheit fehlte ihr nur noch eine Stimme. Eine Woche vor der
Zusammenkunft des Siebzehnerkreises versammelte der Fraktionschef seine
Änhänger und stellte mit diesen seine Kandidatenwunschliste auf, die später
auch der offiziellen Empfehlung des Wahlausschusses entsprechen sollte.
Wie es möglich war, daß Echternach mit
seiner Vorschlagsliste auf diese Weise "durchmarschieren" konnte,
basierte nach Aussage damals aktiver CDU-Politiker auf folgendem Verfahren: der
Fraktionsvorsitzende bestellte die Mitglieder des Wahlausschusses jeweils
einzeln zu sich und stellte sie vor die Alternative, entweder die gesamte Liste
uneingeschränkt zu unterstützen, oder man müsse noch einmal über die eigenen
Leute des Betreffenden auf dieser Liste "nachdenken". Die Zusammenkunft
des Wahlausschusses und die Kandidatennominierung wurde daraufhin, so ein
CDU-Mitglied, "zum notariellen Akt". Ein anderer Politiker
bezeichnete die Sitzung ebenfalls als "Marionettentheater":
Echternach rief einen Namen nach dem anderen auf und wie an Fäden gezogen
gingen 17 Arme zustimmend in die Höhe. Selbst der damalige
Bürgermeisterkandidat Erik Blumenfeld durfte von der Liste erst nach deren
Absegnung durch den Wahlausschuß Kenntnis nehmen.
Die CDU war lediglich nach außen hin
scheinbar ohne Probleme und entsprechend geschlossen. Nach innen bot sich ein
ganz anderes Bild. Was die Freunde des Fraktionschefs als geschickte Taktik
bezeichneten, betrachteten dessen Gegner als das rücksichtslose Diktat eines
Mannes, der jedes wichtige Parteigremium majorisierte - weder der
Landesvorsitzende Rollmann noch der Bürgermeisterkandidat Blumenfeld wagten es,
gegen ihn Stellung zu beziehen. "Er bleibt", so drückte es ein
Beobachter damals aus, "so lange der (...) starke Mann in seiner Partei,
wie es ihm gelingt, die Zahl seiner neuen Freunde größer zu halten als die
seiner alten und neuen Feinde."[136]
Im Frühjahr 1974 standen in der Hamburger
CDU die alle zwei Jahre stattfindenden parteiinternen Wahlen an, im Verlauf
derer unter anderem die Orts- und Kreisvorstände sowie der Landesvorstand
einschließlich des Landesvorsitzenden neu gewählt werden mußten. Gegen den
damaligen Parteivorsitzenden Dietrich Rollmann mehrten sich kritische Stimmen
innerhalb der Partei. Einflußreiche CDU-Mitglieder sprachen sich dafür aus, daß
Jürgen Echternach gegen Rollmann antreten sollte. Bereits bei den Ergebnissen
der Kreiswahlen zeichnete sich eine deutliche Verschiebung der Stimmen
zugunsten der Anhänger Echternachs ab.[137]
Daß diese Entwicklung nicht überraschend
kam, ließ sich bereits an verschiedenen Ereignissen im Vorfeld der Parteiwahlen
ablesen.
Gemäß der Satzung der CDU durften die
Kreisausschüsse dem Wahlausschuß Kandidaten für den Bundestag sowie die
Bürgerschaft vorschlagen. Am 9. Oktober 1973 gab der Kreisausschuß Eimsbüttel
seine Vorschläge für die Kandidatenliste bekannt. Angeführt wurden diese vom
Kreisvorsitzenden Hansjoachim Prahl, der mit
23 : 3 Stimmen gewählt worden war. Wie bereits dargelegt, hatte man in
der Parteiführung, was die Kandidatenliste betraf, eigene Vorstellungen. Prahl,
kein großer Anhänger des Fraktionschefs, fand darin offensichtlich keinen
Platz. Plötzlich machten in Hamburg "wieder die alten Gerüchte über Prahl,
das `Enfant terrible`" der hanseatischen CDU, die Runde."[138]
Eine Woche nach dem Treffen der Kreisvorstände bei Echternach zog Prahl seine
Kandidatur "freiwillig" zurück. Zur Begründung wurde eine angebliche
berufliche Überlastung genannt.
Nach
Auskunft von Parteifreunden Prahls rang ihm Echternach seinen Verzicht u. a.
mit der Zusage ab, erneut sechs Eimsbüttlern den Einzug in die Bürgerschaft zu
ermöglichen. Auf der zur Abstimmung gestellten Kandidatenliste befanden sich am
Ende jedoch lediglich vier Vorschläge des Eimsbüttler Kreisausschusses unter
den ersten 50 gebilligten Bewerbern. Prahl selbst wollte zu diesem Ergebnis
keinen Kommentar abgeben.
Bereits drei Wochen vor den Wahlen
zeichnete sich ein Sieg Echternachs ab, sollte er tatsächlich für den
Landesvorsitz gegen Rollmann kandidieren.[139]
Hierzu gehörte auch der nächste Schritt
bei der politischen "Demontage" von Hansjoachim Prahl. In einer
Kampfabstimmung um den Eimsbüttler Kreisvorsitz – ein Amt, das er bereits seit
Jahren innehatte - wurde er mit einem Ergebnis von 18 zu 20 Stimmen abgewählt.
Den Vorsitz übernahm die damals 45 Jahre alte Lehrerin Ingeborg Knipper.
Echternach mußte sich den Vorwurf
gefallen lassen, entsprechend Druck auf mehrere Delegierte ausgeübt zu haben.
Auch Prahl selbst warf ihm "massive Einflußnahme" vor.[140]
Im Kreis Nord zeichnete sich die Ablösung
des dortigen Vorsitzenden Heinrich Gewandt, der auch Bundestagsabgeordneter
war, ab. Gewandt, nach Aussage von Prahl ebenfalls "kein unbedingter
Echternach-Anhänger", sollte durch den 30jährigen JU-Landesvorsitzenden
Dirk Fischer ersetzt werden. Es galt bereits zu jenem Zeitpunkt als offenes
Geheimnis, daß Fischer zwei Jahre später auch die Nachfolge Gewandts im
Bundestag antreten sollte.
Bis auf den Kreischef Mitte, Dietrich
Rollmann, galten die übrigen sieben Vorsitzenden durchweg als Anhänger
Echternachs. Der Chef der Bürgerschaftsfraktion konnte sich dadurch und durch
die Unterstützung eines Großteils der Jungen Union (mit Dirk Fischer an der
Spitze) sowie der Sozialausschüsse (unter Führung von Stephan Reimers, der
gleichzeitig Kreisvorsitzender von Altona war) bereits vor der Wahl deutlich
mehr Delegiertenstimmen sichern als der
amtierende Parteivorsitzende Rollmann.
Sich dessen bewußt, erklärte Rollmann am
5. Mai 1974, für die meisten Außenstehenden überraschend, seinen Verzicht auf
eine erneute Kandidatur für den Landesvorsitz der Hamburger CDU.[141]
Die offizielle, vom Landesverband
verbreitete, Begründung für diesen Schritt lautete, Rollmann verzichtete mit
dem Hinweis auf die für ihn so ungünstig verlaufenen parteiinternen Wahlen. Als
besonders deutlichen Beleg hierfür wurde auf eine geheime Probeabstimmung im
Kreis Nord einige Tage zuvor verwiesen, bei der Echternach 36 Stimmen erhielt,
Rollmann hingegen lediglich eine einzige.
Nach inoffiziellen Informationen stellte
sich der Abgang von Dietrich Rollmann jedoch anders dar. Dieser sei am Tag der
Entscheidung, einem Sonnabend, morgens um zehn Uhr im Hamburger Hotel Reichshof
von Echternach vor die Alternative gestellt worden, entweder seine Kandidatur
für den Landesvorsitz zurückzuziehen oder nicht mehr für den nächsten Bundestag
aufgestellt zu werden. Der damalige Bundestagsabgeordnete Gerhard Orgaß äußerte
sich hierzu in der Presse folgendermaßen: "(...) Rollmann hat natürlich
Interesse zu wissen, ob er ganz geschlachtet wird. (...) Wenn über Dinge
stundenlang gesprochen wird, pokert man auch mal (...)."[142]
Lediglich eine gute Woche vor dieser
Entscheidung versicherte der noch amtierende Vorsitzende, daß er nicht daran
dächte, zu verzichten und "das Handtuch zu werfen".[143]
Nicht zuletzt dies zeigt, wie hart die Auseinandersetzungen hinter den Kulissen
bis zuletzt geführt wurden. Rollmann, als Realpolitiker bekannt, zog, als er
erkennen mußte, daß er keine Mehrheiten auf sich vereinigen konnte, den seiner
Ansicht nach einzig vernünftigen Schluß: er gab auf, um, zumindest vorläufig,
wie Orgaß dies ausdrückte, nicht "ganz geschlachtet" zu werden.
Rollmann selbst schildert in seinen
"Aufzeichnungen und Erinnerungen" sein Ende als Landesvorsitzender
folgendermaßen:[144]
"Wenige Wochen nach der so erfreulichen
Bürgerschaftswahl 1974 kam Jürgen Echternach zu mir: ich hätte es an der
notwendigen Loyalität ihm gegenüber fehlen lassen, darum müsse er dem ´Drängen´
seiner Freunde nunmehr nachgeben und auf der bevorstehenden
Jahreshauptversammlung zum Landesvorsitzenden der CDU kandidieren. (...) Nun
sollte ich genauso behandelt werden wie der damalige Fraktionsvorsitzende
Wilhelm Witten, der 1970 einen Tag nach einer ebenfalls guten Bürgerschaftswahl
sein Amt an Jürgen Echternach verloren hatte. Dagegen wehrte ich mich. (...) Da
seine Anhänger die Mehrheit der Delegierten stellten, stand ich nur noch vor
der Alternative, mit oder ohne einer erneuten Kandidatur das Amt des
Landesvorsitzenden zu verlieren."
Offiziell als Kandidat für den
Parteivorsitz wurde Echternach von Erik Blumenfeld, dem
CDU-Bürgermeisterkandidaten des Jahres 1974, vorgeschlagen, der sich dadurch
gleichzeitig bei Rollmann dafür "revanchieren" konnte, daß dieser ihn
1968 in einer Kampfabstimmung vom Amt des Landesvorsitzenden verdrängte. Jürgen
Echternach wiederum schlug Blumenfeld für die Wahl zu seinem Stellvertreter
vor.[145]
Die nunmehr nahezu vollständig vollzogene
personalpolitische Wende innerhalb der Hamburger CDU-Führung war nur die
logische Konsequenz aus der Entwicklung der vorausgangenen Monate und der
Kandidatenaufstellung für die Bürgerschaftswahlen des Jahres 1974.
Von Beginn an lagen durch seine
geschickte Personalpolitik alle Entscheidungen in der Hand von Jürgen
Echternach. Er war es, der nach der Absage des zunächst als Spitzenkandidat
vorgesehenen CDU-Schatzmeisters Leisler-Kiep seinen Stellvertreter Erik
Blumenfeld als Bürgermeisterkandidaten vorschlug. Er setzte die Kandidaten
seiner "Hausmacht", der Jungen Union, für die Bürgerschaftsliste
durch und er war es, der Kandidaten seines Vertrauens, wie den
Landesgeschäftsführer Eduard Prosch, den Studienrat Volker Rühe und die
Wirtschaftsexpertin Birgit Breuel auf sicheren Listenplätzen unterbrachte.
Während Jürgen Echternach seine
Machtposition innerhalb der Partei schrittweise ausbauen konnte, wurde der
Parteivorsitzende Dietrich Rollmann zu einer Randfigur ohne nennenswerten
Einfluß. Es war, nachdem der Fraktionsvorsitzende faktisch bereits die Macht
des Parteichefs innehatte, nur noch eine Formalie, das Amt auch nominell zu übernehmen.[146]
Am 17. Mai 1974 wurde Echternach ohne
Gegenkandidat mit deutlicher Mehrheit zum Parteichef gewählt.[147]
Bereits zur Zeit vor Echternachs Wahl
begann sich in der Hamburger CDU ein "Negativbild" vom allzu starken
Mann innerhalb der Partei aufzubauen. Der geschickte Taktiker Echternach, der
vom Beginn seiner politischen Karriere an, als JU-Landesvorsitzender, als
JU-Bundesvorsitzender, als Fraktionschef und nun auch als Parteichef, immer
bemüht war, ihm ergebene Leute an den entscheidenden Schaltstellen zu
platzieren, sah sich, wenn zunächst auch sehr zurückhaltend und hinter
vorgehaltener Hand, seit Beginn seiner Karriere der Kritik von
Parteimitgliedern ausgesetzt, die ihren Unmut darüber äußerten, wie geschickt
Echternach seine Leute, zumeist aus der Jungen Union, in der Fraktion und immer
stärker auch an den Schaltstellen der Parteibasis unterbrachte.
Auf dem CDU-Landesparteitag im Februar
1976 wurde Echternach mit überwältigender Mehrheit als Parteichef bestätigt.
Gleichzeitig erklärte er öffentlich, er wolle als Oppositionsführer weiterhin
in Hamburg bleiben und strebe kein Bundestagsmandat in Bonn an.[148]
Es war daher auch nur für Außenstehende
überraschend als auf dem Parteitag eine weitere Vorentscheidung für Bonn fiel:
Der frühere Parteichef Rollmann, Noch-Mitglied des Deutschen Bundestages,
erreichte die erforderliche Stimmenzahl nicht, um wenigstens Beisitzer im
Landesvorstand zu bleiben. Ein Vorgang, der gegen dessen (von Echternach früher
zugesagten) Wiedereinzug in das Bundesparlament gewertet wurde.
Am 25. März 1976 verzichtete er, nachdem
er nicht einmal mehr einen der hinteren Plätze auf der Landesliste erhielt, von
sich aus auf eine weitere Kandidatur,.[149]
Bereits gegen Ende der sechziger Jahre hatten
sich in der Hamburger Jungen Union zwei Gruppen herausgebildet, die jeweils um
die Vorherrschaft in der CDU-Nachwuchsorganisation kämpften.[150]
Dies war auf der einen Seite die Gruppe um Jürgen Echternach und Dirk Fischer,
zusammengeschlossen im sogenannten "Magdalenenkreis", sowie auf der
anderen Seite die Gruppe um Stephan Reimers mit dessen
"Freundeskreis". Die Vertreter beider Kreise konnten sich durch
programmatische Profilierung - vor allem aber durch eine jeweils geschickt betriebene
Personalpolitik - auch innerhalb der CDU gut etablieren. Im Ergebnis hieß das
konkret,
daß die drei primären Akteure mit
Abschluß der Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft sowie zum Landesvorstand im
Sommer 1970 wichtige Positionen in Partei und Fraktion einnahmen: Echternach
war Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion und stellvertretender
Landesvorsitzender, Fischer Vorsitzender der Jungen Union Hamburgs und Mitglied
der Bürgerschaft und Reimers schließlich war Vorsitzender der Kreisverbandes
Altona/Elbvororte und ebenfalls Mitglied der Bürgerschaft.
Beiden Gruppen gelang es, bis zur
Landesvorstandswahl 1972 ihre Positionen innerhalb der CDU sogar noch
auszubauen.[151] Dennoch
zeigte sich spätestens bei der wenig später stattfindenden Wahl der Delegierten
zum Bundesparteitag, daß Echternachs Magdalenenkreis im Kampf um Einfluß und
Macht in der Partei deutlich hinzugewann und der Freundeskreis von Reimers mehr
und mehr in die Isolation geriet.
Um das politische Durchsetzungsvermögen
beider Gruppen bei zukünftigen Wahlen und Kandidatenaufstellungen zu erhöhen
und langfristig zu sichern, schlossen sich der Magdalenenkreis und der
Freundeskreis im Sommer 1973 zum sogenannten "Breitenkreis" zusammen.[152]
Die damit angestrebten
personalpolitischen Zielsetzungen konnten später entsprechend umgesetzt werden:
Echternach erhielt 1974 die erforderliche Mehrheit, um den Landesvorsitzenden
Dietrich Rollmann ablösen zu können[153],
und Reimers konnte 1975 den Vorsitzenden der CDU-Sozialausschüsse, Gerhard
Orgaß, in seinem Amt ablösen und gleichzeitig die Grundlagen für eine
erfolgversprechende Kandidatur zum Deutschen Bundestag legen. Ferner schafften
es beide Gruppen, ihre Kandidaten für die Bürgerschaftswahlen 1974
durchzusetzen.[154]
Während sich in der folgenden Zeit der
Zusammenhalt der Gruppe um Echternach weiter festigte, ließ der innere
Zusammenhalt der Gruppe um Reimers spürbar nach.[155]
Vor allem die Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Satzungsreform von
1977/79 führten zum endgültigen Bruch zwischen dem „Breitenkreis“ einerseits
und den noch darin verbliebenen Mitgliedern des „Freundeskreises“, reduziert
auf relativ wenige Mitstreiter um Stephan Reimers und dessen Kreisverband,
andererseits. Die fünf Vertreter des ehemaligen Reimer´schen „Freundeskreises“
wurden von Echternach am 30. September 1977 aus dem „Breitenkreis“
ausgeschlossen, der sich kurz darauf in Echternachs "Freundeskreis"
umbenannte bzw. bis zu seiner offiziellen Auflösung 1991 weiterhin unter dem
Namen "Magdalenenkreis" bekannt war.[156]
Der Bruch zwischen Echternach und Reimers war endgültig vollzogen - alle
weiteren dann folgenden Schritte waren eine logische Konsequenz aus dieser
Situation.
Der Machtkampf innerhalb der Hamburger
CDU begann mitten in den Vorbereitungen zum Bürgerschaftswahlkampf 1978.[157]
Reimers verlor zu jener Zeit deutlich an
Rückhalt bei der Parteibasis. Um seine Position zu stabilisieren, beabsichtigte
der Kreisvorsitzende von Altona - des damals mitgliederstärksten Kreisverbandes
der CDU - den Vertreter seines Kreisverbandes aus dem für die Aufstellung der
Bürgerschaftsliste maßgeblichen Wahlausschuß abzuberufen und einen Vertreter
seiner Wahl dorthin zu entsenden. Reimers, der auch Vorsitzender der
CDU-Sozialausschüsse war, ging zu diesem Zweck ein Bündnis mit dem
Arbeitgeberflügel der Partei um die damalige Bürgerschaftsabgeordnete Birgit
Breuel ein. Der bisherige Vertreter Altonas im 17er Ausschuß, der
Bürgerschaftsabgeordnete Hans-Joachim Peuschel, sollte durch Georg Hesse
ersetzt werden. Echternach reagierte daraufhin mit der Anrufung des
Parteischiedsgerichts, das die
Abberufung Peuschels untersagte.[158]
Auf dem Landestag der
CDU-Sozialausschüsse am 22. Oktober 1977 kam es zu heftigen Vorwürfen gegen
Stephan Reimers. Der Bürgerschaftsabgeordnete sowie Kreisvorsitzende von
Alstertal, Ralf Mairose - ein enger politischer Freund von Gerhard Orgaß - warf
Reimers unter anderem eine Ämterhäufung vor,[159]
die zu Lasten der Sozialausschüsse ginge. Auch die oben bereits geschilderten
Vorgänge um die Person von Hans-Joachim Peuschel wurden Reimers vorgehalten.
Seine Koalition mit den Wirtschaftsvertretern in der Partei zur Durchsetzung
seiner Interessen wurde als Bündnis gegen die Sozialausschüsse gewertet.
Für die meisten völlig überraschend
erklärte Reimers, nachdem die Delegierten den ganzen Tag ergebnislos über
Personalien und Positionen gerungen hatten, daß er mit Ablauf der Wahlperiode
sein Amt als Kreisvorsitzender von Altona an seinen Freund Martin Müller
abgeben werde, um sich künftig verstärkt der Arbeit in den Sozialausschüssen
widmen zu können.
Neue und bedeutend schwerwiegendere
Auseinandersetzungen in der CDU kündigten sich im Vorfeld des für den 23.
Februar 1980 vorgesehenen Landesparteitags an: Echternach ließ wissen, daß er
Dr. Stephan Reimers nicht weiter als einen seiner Stellvertreter im
Landesvorsitz wünschte. Unterstützt wurde dieses Bestreben von sieben der
insgesamt acht CDU-Kreisvorsitzenden.[160]
Ziel war es, mit der "Abwahl"
von Reimers einen der schärfsten innerparteilichen Kritiker aus dem wichtigen
Amt des stellvertretenden Parteivorsitzenden zu entfernen und gleichzeitig
durch einen getreuen Gefolgsmann, nämlich Hans-Georg Kuhn, Mitglied der
Hamburgischen Bürgerschaft und wie Stephan Reimers den Sozialausschüssen
zugehörig, zu ersetzen.
Zum 13. Februar setzte Echternach Reimers
eine Frist, gemäß derer sich der Bundestagsabgeordnete für oder gegen eine
Kandidatur als Landesvorsitzender der Union entscheiden sollte.[161]
Parteikenner deuteten dies so, daß Echternach seinen Stellvertreter auf diese
Weise zwingen wollte, direkt gegen ihn anzutreten, um ihm damit die
entscheidende Niederlage beibringen zu können. Reimers selbst erklärte, daß er
keinesfalls für den Posten des Landeschefs kandidieren werde, da er diese
Aufforderung Echternachs lediglich als eine Trotzreaktion betrachten würde. Was
die Kandidatur für einen der Stellvertreterposten betraf, so erklärte er seine
Absicht, dafür antreten zu wollen.
Hinter Reimers standen zwar der größte
Teil des Kreisverbandes Altona sowie der Sozialausschüsse, gegen ihn als
Partei-Vize sprachen sich jedoch sieben der acht Kreisvorsitzenden sowie die
Chefs der Mittelstandsvereinigung und der Jungen Union aus.[162]
Die Wahl um den Stellvertreterposten war somit bereits entschieden, bevor sie
überhaupt stattgefunden hatte. "Eigentlich", so ein Parteimitglied,
"geht´s nur darum, ob Jürgen
Echternach 180 oder 200 Jastimmen bekommt und darum, ob Reimers 60 oder 80 auf
sich vereinigt."[163]
Die CDU-Vertreter aus Altona/Elbvororte
bezeichneten die geplante Abwahl und "Demontage" von Reimers als eine
Provokation. Es wurde vermutet, daß diese "das Ziel hat, seine Wiederwahl
in den Bundestag zu verhindern". Man versuche bewußt, mit einem schnellen
Manöver den unbequemen Politiker loszuwerden. Dies sei typisch für die
"nur an eigenen Machtinteressen orientierte Geisteshaltung der
Parteiführung".[164]
Echternach suchte die Kraftprobe mit
seinem Kritiker dieses Mal ganz offen. Er warf Reimers, dem, wie es immer
wieder anklang, "innerparteilichen Oppositionsführer", vor, innerhalb
des Landesverbandes bewußt mit dem Ziel gegen ihn gearbeitet zu haben, ihn zu
entmachten.
Politische Freunde Echternachs, wie der
Bundestagsabgeordnete und Bildungsexperte Volker Rühe, wiesen die Vorwürfe aus
dem Reimers-Lager, daß der Parteichef "geistige Gleichschaltung"
betreibt, entschieden zurück und forderten Stephan Reimers auf, sich, statt
"heimliche Opposition" zu praktizieren, in einer Kampfabstimmung um
den Parteivorsitz mit Echternach zu messen[165]
- eine Aufforderung, die ebenso durchsichtig wie absurd war, wußte doch jeder,
wie übermächtig die Anhängerschaft von Jürgen Echternach unter den Delegierten
war.
Am 23. Februar tagte der Landesausschuß
(Landesparteitag im Sinne des Parteiengesetzes) der Hamburger Unionspartei. Wie
nicht anders erwartet, unterlag Stephan Reimers seinem Gegenkandidaten
Hans-Georg Kuhn. Die Diskussion wurde sehr heftig und direkt geführt.[166]
Reimers warf Echternach vor, dieser hätte Presseberichte "lanciert",
unterdrücke innerparteiliche Kritik und verfolge eine "nur am eigenen
Machtinteresse orientierte Geisteshaltung". Mit seiner Person solle
offensichtlich "ein unbequemer Kritiker aus dem engsten Führungskreis
ausgeschlossen" werden. Echternach hingegen konterte, ihm, Reimers,
mangele es an Loyalität, er versuche, sich als "geheimer Oppositionsführer
zu profilieren" und würde mit "Verleumdungen und
Unterstellungen" arbeiten.
Der Altonaer Kreischef Martin Müller warf
Echternach vor, dieser habe sich mit sieben der acht Kreisverbände gegen Reimers
verschworen, anstatt zunächst eine einvernehmliche Lösung zu suchen. So wie in
dem aktuellen Fall habe der Parteivorsitzende schon mehrfach Führungsfehler
begangen, indem er sich zu wenig um eine Integration bemüht habe.[167]
Bei der Kampfabstimmung um den Platz des
stellvertretenden Landesvorsitzenden ging es für den Bundestagsabgeordneten
Reimers vor allem darum, erneut eine aussichtsreiche Position auf der
Landesliste für die Wahlen zum Deutschen Bundestag, über die etwa einen Monat
später, am 24. März 1980, entschieden wurde, zu erhalten. Mit seiner Abwahl aus
der engsten Führungsspitze sanken auch seine Aussichten, wieder in den
Bundestag einziehen zu können.
Als eigentlichen Grund der
Auseinandersetzungen zwischen Echternach und Reimers wurde die in der Hamburger
CDU seit geraumer Zeit diskutierte Forderung nach mehr Demokratie innerhalb der
Partei genannt[168], die
deutlich auf Echternachs Führungsstil abzielte. Das Vorgehen gegen Reimers, mit
dessen Abwahl als stellvertretendem Landesvorsitzenden vor allem dessen
Wiedereinzug in den Bundestag verhindert werden sollte, galt als bezeichnend
für die Parteispitze. Mit einer "Demontage" des Politikers sollte
auch in Zukunft jeder Ansatz einer innerparteilichen Kritik an der Führung des
Landesverbandes unterdrückt werden - was Echternach ungewöhnlich scharf
zurückwies und als "unerhörte Verleumdung" und Diffamierung
bezeichnete.[169]
Ob es Stephan Reimers bei dieser
Auseinandersetzung tatsächlich um mehr Demokratie innerhalb der Hamburger CDU
ging, muß an dieser Stelle deutlich angezweifelt werden. Beiden Gruppen, jener
um Echternach und jener um Reimers, ging es vorrangig um die Sicherung eigener
Positionen und somit den Machterhalt in der Union. Beide verfolgten, zuerst
gemeinsam, später getrennt und gegeneinander, ihre jeweiligen Ziele. Die
Begründung, mehr Demokratie zu praktizieren, war aus dem Umfeld von Reimers
erst dann zu hören, als bereits über dessen innerparteiliche Zukunft, zu seinen
Ungunsten, entschieden war.
Für viele überraschend erklärte Jürgen
Echternach Anfang März 1980, daß er sein Amt als Fraktionsvorsitzender zum Ende
des laufenden Jahres niederlegen und sich einer neuen Aufgabe, diesmal als
Abgeordneter des Deutschen Bundestages, zuwenden werde. Am 9. März 1980
nominierte ihn der Wahlausschuß einstimmig für Platz 1 der
Bundestagskandidatenliste. Ebenfalls einstimmig nominiert wurden Volker Rühe,
Klaus Francke, Dirk Fischer und Carl Damm[170]-
von Stephan Reimers war bereits nicht mehr die Rede. Das Hamburger Abendblatt
bezeichnete den Schritt Echternachs in einer Schlagzeile als den
"Abschieds-Coup eines ungeheuer guten Taktikers".[171]
Ungewöhnlich an der Kandidatur
Echternachs war, daß er sich ausgerechnet den Wahlkreis seiner parteiinternen
Widersacher, also Altona, ausgesucht hatte. Die Politiker vor Ort waren aus
diesem Grund auch sichtbar irritiert. Ihnen blieb lediglich, für den
ungeliebten Vorsitzenden Wahlkampf zu machen oder dessen Kandidatur zu
boykottieren und sich dadurch wiederum in der Gesamtpartei - angesichts der
dort vorherrschenden Zustimmung zu Echternachs Schritt - völlig ins Abseits zu
manövrieren. Ein Vertreter aus Altona bemerkte angesichts der neuen Situation
deutlich verärgert:"Daß er uns auf diese Weise noch einen mitgeben will,
zeigt, daß Echternach mit Recht so lange Wortführer der Partei gewesen ist. Er
ist einfach ein ungeheurer Taktiker."[172]
Die Altonaer CDU bekundete jedoch auch
ihren Willen, nicht kampflos aufgeben zu wollen und Stephan Reimers auf dem kommenden
Landesparteitag in eine Kampfabstimmung um einen der sicheren Listenplätze für
die Wahl zum Deutschen Bundestag zu schicken, obwohl offensichtlich war, wie
aussichtslos dieses Unterfangen war.[173]
Ein Kommentar im NDR 2 zu diesem Vorgang
macht sehr deutlich, was kennzeichnend für diese, nach außen nunmehr wieder
geschlossen auftretende Partei, war:[174]
"Was sich da auf den ersten Blick als Stärke der Partei
ausnimmt, ist in Wahrheit eine Schwäche der Hamburger CDU. Es mangelt der
Partei an Selbstbewußtsein. Jürgen Echternach hat zwar mit starker Hand die
Hamburger CDU organisatorisch gestrafft, aber unter diesem harten Griff ist die
innerparteiliche Demokratie stark verkümmert. Und dazu gehört
Konfliktbereitschaft, das Austragen von Konflikten und der faire Kompromiß für
Gruppierungen, die keine Mehrheitspositionen in der Partei haben.
Wie anders soll man es sonst verstehen, daß über den
überraschenden Wechsel Echternachs nach Bonn, nachdem er im Herbst noch
lautstark das genaue Gegenteil verkündet hat, kein Wort auf der
Vertreterversammlung verloren wird. Kein Delegierter fordert eine Erklärung,
und der Landesvorsitzende selbst hält ein erläuterndes Wort von sich aus
offenbar für nicht notwendig. Er hat eben entschieden.
In kaum einer anderen Partei, auch in anderen
Landesverbänden nicht, ist ein solches Verhalten denkbar. Auch die Art, wie der
Bundestagsabgeordnete Stephan Reimers abserviert wurde, gereicht der Partei
nicht gerade zur Ehre. (...) Er wurde einem Kandidaten geopfert, der (...) die
Gunst des Landesvorsitzenden genießt. Und das ist nun einmal in der Hamburger
CDU das schwerste Gewicht, das man in die Waagschale werfen kann. (...)"
Wenn nachfolgend von "fliegenden
Bezirken", "fliegenden Kolonnen" oder ähnlichem die Rede ist,
sind damit Gruppen innerhalb der Hamburger CDU gemeint, die – was nach der bis
1989 gültigen Satzung möglich war - zur Bildung von jeweils erforderlichen
Mehrheiten, von einem in einen anderen Ortsverband übertraten und, wenn das
entsprechende Ziel erreicht worden war, wieder in den ursprünglichen Verband
zurückkehrten.
Derartige
Gruppen spielten zu jener Zeit eine wichtige Rolle: Drohte etwa im CDU-Bezirk A
eine Niederlage für eine bestimmte Gruppe, traten mit dieser Gruppe befreundete
Mitglieder aus dem CDU-Bezirk B dorthin um, um ein von ihnen gewünschtes
Ergebnis zu erzielen.[175]
Vor der im Herbst 1977 anstehenden
Kandidatenaufstellung für die Bürgerschaftswahl und die Anfang 1978
stattfindenden parteiinternen Wahlen versuchte eine Subgruppe von Mitgliedern
aus der Mitte von Reimers´ „Freundeskreis“ heraus eine Mehrheit für sich zu
gewinnen. Zu dieser Gruppe gehörten die Ortsvorsitzenden von Bahrenfeld, Jürgen
Töpfer, von Osdorf, Hans-Joachim Peuschel, und von Sülldorf/Iserbrook, Peter
Schmidt. Sie suchten im „Freundeskreis“ die Mehrheit dadurch zu erlangen, indem
sie den Ortsverband Nienstedten, der bislang nicht zum Freundeskreis gehörte, quasi
"übernehmen" wollten.[176]
Damit war der Machtkampf im "Freundeskreis" ausgebrochen.
Während unter Mitwirkung des Vorsitzenden
des Ortsverbandes Nienstedten, Friedrich Rahardt, eine Übertrittsaktion von mehr
als 30 Mitgliedern organisiert wurde, um auf diese Weise eine Mehrheit gegen
die im Ortsverband stark anwachsende Gruppe um die stellvertretende
Ortsvorsitzende Marion Schüler, die als Anhängerin von Stephan Reimers galt, zu
erhalten, organisierte die Gruppe um Reimers als Reaktion darauf eine
Gegenaktion. So führte Marion Schüler in dem mehrheitlich von ihren Anhängern
besetzten Ortsverband einen Beschluß nach § 5 Abs. 5 Satz 3 der damaligen
Satzung herbei, mit dem das Recht des Ortsvorsitzenden, nicht im
Ortsverbandsgebiet wohnende Mitglieder aufzunehmen, auf den gesamten
Ortsvorstand übertragen wurde. Dieser nahm anschließend mehr als 30 Mitglieder
aus von Reimers-Anhängern dominierten Ortsverbänden auf.
Friedrich Rahardt gab daraufhin auf und
trat in den Ortsverband Flottbek/Othmarschen über. Anschließend wurden die so
organisierten Übertritte überwiegend wieder rückgängig gemacht.
Im Oktober 1978 wollte eine Gruppe von
mehr als 30 Mitgliedern um den Studenten Mathias Eisenführ, die bei den
vorangegangenen parteiinternen Wahlen ohne Erfolg geblieben war, auf Initiative
von Hans-Joachim Peuschel aus dem Kreisverband Nord in den Ortsverband Osdorf
übertreten. Die Mitglieder dieser Gruppe wohnten nicht im Gebiet des
Kreisverbandes.[177]
Nach der Satzung der Hamburger CDU war für den Übertritt lediglich die
Einwilligung des Ortsvorsitzenden des aufnehmenden Ortsverbandes erforderlich.
Nach dem Bundesstatut der CDU setzte ein derartiger Schritt jedoch das
Einverständnis des entsprechenden Kreisverbandes voraus. Der Kreisverband
Altona/Elbvororte lehnte die Aufnahme der Gruppe mit diesem Hinweis ab. Der
Landesverband schloß sich dem allerdings nicht an und nahm dennoch die
Umschreibung vor.[178]
Weitere Beispiele hierfür sind die für
viele überraschende Abwahl von Eleonore Rudolph Anfang 1984 als Ortsvorsitzende
in Altona/Ottensen oder die
Kreisvorstandswahlen in Altona 1986, als der parteiinterne Kritiker
Martin Müller gestürzt und durch den der Partei-Führung loyal gegenüberstehenden
Peter Tucholski ersetzt worden sei.
Frau Rudolph erklärte damals, daß man die
Vorstandsmehrheiten "mit Rollkommandos geändert" habe. Ein
Gefolgsmann von Echternach aus dem Nachbarbezirk habe bei der Abwahl Müllers
vor dem Versammlungsort eine größere Anzahl von Parteimitgliedern "in ständigem
Weisungskontakt" von seinem Autotelefon aus dirigiert.
"Wer nicht reinpaßt, wird
totgemacht", meinte ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter, der nach
eigener Aussage "durch ganze Schulklassen von 17jährigen Mädchen"
abgewählt wurde.[179]
Preuße zeichnet in seinem Buch die
damalige "Technik der gelenkten Massenübertritte"[180]
nach. Danach operierte eine "strategische Clique", die aus der Jungen
Union hervorgegangen war, mit "Personenmehrheiten, deren
Blankoübertritts-erklärungen die Gruppenführer bis zum letztmöglichen Termin
zurückhielten". Diese Scheine, die in der Geschäftsstelle der Jungen Union
deponiert wurden, dienten als Joker, wenn eine Majorität zur Abwahl mißliebiger
Parteifreunde benötigt wurde.
Heftiger Kritik sah sich die Hamburger CDU
bei der Kandidatenaufstellung für die Bürgerschaftswahl 1978 ausgesetzt. Die
kritischen Worte kamen vor allem von Professor Winfried Steffani, Hamburger
Politologe und selbst seit 1955 CDU-Mitglied. Dieser hatte intern bereits seit
Jahren das Verfahren bemängelt und äußerte sich nun auch öffentlich dazu.
Die Kritik richtete sich vornehmlich
gegen zwei zentrale Bestimmungen in der Parteisatzung.
Die Vertreterversammlung der CDU hatte
kein eigenes Vorschlagsrecht, sondern durfte nur über Vorschläge des Wahlausschusses
abstimmen. Zudem durfte sie von Listenplatz sechs an nur im Block von je zehn
Kandidaten über die Anwärter für ein Abgeordnetenmandat zur Hamburgischen
Bürgerschaft befinden. Dies führte dazu, daß, wer beispielsweise auch nur einem
Kandidaten aus dem jeweiligen Zehnerblock seine Stimme nicht geben mochte, um
diesen zu streichen, die restlichen neun, unter Umständen sich selbst,
gleichfalls kippen mußte.
Noch bedenklicher war nach Auffassung
Steffanis die Machtfülle des Wahlausschusses, des bereits genannten "17er
Ausschusses". Nach seinen Worten widersprach dieser "in seiner
derzeitigen Form den Grundsätzen der innerparteilichen Demokratie" in
jeder Hinsicht.[181]
Eine Partei, so Steffani, sei keine "Privatorganisation, in der sich eine
Art Familien- oder Cliquenwesen" durchsetzen dürfe. Steffanis Kritik
zielte dabei eindeutig auf die Machtfülle der Parteiführung und des
Magdalenenkreises ab. Die Partei wurde von dieser Gruppe nahezu vollständig
dominiert. Entscheidungen an ihr vorbei waren fast ausgeschlossen und wer nicht
absolut loyal war, was in diesem Fall nichts anderes als im wahrsten Sinne des
Wortes "linientreu" bedeutete,
stand nicht selten vor seinem politischen Aus.
Diese Dominanz und das Vorschlagsmonopol
waren es, die nach Auffassung Steffanis den 17er-Ausschuß zu einem entsprechend
undemokratischen Gremium werden ließen. Die Kandidatenaufstellung erfolgte nach
dem üblichen, bereits aufgezeigten Schema: Von der Parteiführung wurden
entsprechende Wunschkandidaten plaziert und Minderheiten war es kaum möglich,
einen eigenen Kandidaten durchzusetzen. Selbst wenn der fast ausgeschlossene
Fall eintrat und die Vertreterversammlung die Vorschlagsliste nicht absegnete,
konnte doch wiederum nur der 17er-Ausschuß neue Kandidaten benennen. Dadurch
war es beispielsweise möglich, daß bei der Verabschiedung der Kandidatenliste
der CDU für die Bürgerschaftswahl die Plätze 1 - 42 ohne eine einzige
Wortmeldung "abgehakt" wurden.
Blickt man vom Jahr 1977 einige Jahre
weiter in die Zukunft, so muß es doch verwundern, daß bereits damals heftige
Kritik am Aufstellungsverfahren der CDU-Kandidaten für die Hamburgische
Bürgerschaft geübt und diese durchaus auch von anderen Hamburger Parteien
aufgegriffen wurde,[182]
und dennoch nichts wesentliches passierte, um die umstrittenen Punkte zu
ändern.
Kritische Stimmen werden zumeist erst
dann öffentlich erhoben, wenn Wahlen verloren sind und die Suche nach dem oder
den Schuldigen beginnt. Das geschah auch 1978, als die CDU in Hamburg bei den
Wahlen am 4. Juni eine Niederlage hinnehmen mußte.[183]
Kritik kam weniger aus den Reihen der
Führungszirkel der Partei, sondern von der Basis. Aus den Reihen der
zwischenzeitlich 14.000 Mitglieder war bereits vor der Wahl Unmut zu hören, der
jedoch für die Dauer des Wahlkampfs nur verhalten öffentlich ausgetragen wurde.
Nachdem die Bürgerschaftswahl verloren
war, meldeten sich die Kritiker erneut zu Wort. Es ging dabei vornehmlich um
die parteiinterne Arbeit der CDU und deren Präsentation nach außen, die im Kreuzfeuer
der Kritik stand. Angesichts der Wahlschlappe wurden umfassende Konsequenzen
gefordert. Auch wenn Echternach nicht direkt angegangen wurde, war die
aufkommende Unzufriedenheit über den inneren Zustand der Union auch eine Form
der Kritik am Parteichef selbst.
Nach Auffassung derer, die
innerparteiliche Reformen anstrebten, galt es vor allem, vom Klischee einer
Wahlkampfmaschine nach Adenauerschem Muster in Verbindung mit dem Negativ-Image
eines "Schlagwort-Verkäufers"[184]
wegzukommen. Die CDU sollte sich vielmehr als das präsentieren, was sie
zwischenzeitlich auch war, eine Volkspartei und keine Honoratioren-Partei mehr.
Es galt als vornehmliches Ziel, dem Landesverband eine neue Infrastruktur zu
geben.
Einige, auch führende, Hamburger
CDU-Politiker forderten eine funktional bessere Gliederung der Parteistruktur.
Als ein Hauptproblem der ineffizienten Arbeit, etwa in den innerparteilichen Arbeitskreisen, galt die
Unfähigkeit, diese mit entsprechend kompetenten Leuten zu besetzen. Eine
weitere Forderung war es, die Koordination zwischen der Bürgerschaftsfraktion
sowie der Landes- und der Bezirksebene, die praktisch überhaupt nicht gegeben
war, zu gewährleisten.
Um derartige Koordinierungsaufgaben
durchführen zu können, waren die damaligen Spitzenfunktionäre Echternach, Rühe,
Reimers, Perschau und Prosch angesichts all der Funktionen, die sie auf sich
vereinigten, in den Augen vieler CDU-Politiker deutlich überfordert. In diesem
Zusammenhang wurde dann auch die Forderung der auf Reformen drängenden Mitglieder
erhoben, daß der vorhandene, aber nicht genutzte Sachverstand in der Partei,
der durch die bisherige innerparteiliche Organisationsform ausgeschlossen,
herangezogen werden müsse. Man versprach sich davon vor allem einen
Kompetenzvorsprung vor der SPD und eine positive Rückkopplung zu den Wählern.
Der zweite große Bereich, der reformiert
werden sollte, war der Modus der parlamentarischen Kandidatenauswahl. Das
gültige Verfahren gewährte zwar einen Proporz der innerparteilichen Gruppen wie
ihn die Parteiführung – vor allem Echternach - sah, doch, so die Kritiker,
ginge sie auch zu Lasten des Sachverstands in der Fraktion.
Ein dritter Vorschlag schließlich
verlangte die Einführung von hauptamtlichen Mitarbeitern auf der Kreis- und
Ortsverbandsebene zur Entlastung der Mandatsträger der Partei.
Bis zum November 1978 beschäftigte sich
eine Kommission des Landesvorstandes unter Leitung von Jürgen Echternach vor
allem mit dem Problem der Kandidatenaufstellung für die Bürgerschaftswahlen.[185]
Kernfrage dabei war, ob und in welcher Form den Mitgliedern der
Vertreterversammlung künftig ein eigenes personelles Vorschlagsrecht
zugestanden werden sollte.
Für die Landesausschußsitzung der CDU im
Februar 1979, auf der dieses Thema behandelt wurde, stellte der Landesvorstand
folgenden Vorschlag zur Diskussion: den Delegierten sollte dann ein eigenes
Vorschlagsrecht zugebilligt werden, wenn von ihnen ein Zehner-Block dreimal
hintereinander abgelehnt wurde.
Den Kritikern des bisherigen Verfahrens,
vor allem den Vertretern aus Altona und Eimsbüttel, ging dieser Vorschlag nicht
weit genug. Ihrer Auffassung nach bedeutete dies lediglich eine kosmetische
Korrektur. Sie verlangten vielmehr, daß die Mitglieder der Vertreterversammlung
das Recht haben müßten, paralell zum Vorschlag des Wahlausschusses einen
Alternativvorschlag einbringen zu können, wenn sich zehn Prozent der Mitglieder
der Vertreterversammlung darauf verständigen. Auf diese Weise, so der damalige
stellvertretende CDU-Kreischef von Altona, Hans-Christoph Leo, würde die
Kandidatenaufstellung "dezentralisiert und demokratisiert".[186]
Für Leo ging es hierbei um die Frage, "wieweit in der CDU
Minderheitenrechte anerkannt werden."
In einer vom Kreisverband Altona
erbetenen juristischen Stellungnahme zur Kandidatenaufstellung erhob Peter
Selmer, Professor am Seminar für Öffentliches Recht und Staatslehre an der
Universität Hamburg, einige grundsätzliche Bedenken gegenüber dem seinerzeit
gültigen Nominierungsverfahren.[187]
Selmer stellte in seinem Papier fest, daß
das Nominationsrecht in der vorliegenden Form verfassungsrechtlich angreifbar
erscheine, soweit es die Vertreterversammlung vom Wahlvorschlagsrecht
ausschließe und diese darauf beschränke, Wahlvorschläge der - mit einem
Vorschlagsmonopol ausgestatteten - Wahlkommission anzunehmen bzw. abzulehnen.
Ferner gehöre zur Wahlfreiheit auch, so wie dies vom Bundesverfassungsgericht
festgestellt worden sei, ein "grundsätzlich freies Wahlvorschlagsrecht für
alle Wahlberechtigten".
Trotz dieser Bedenken erschien im Vorwege
der Sitzung des Landesausschusses am 2. Februar 1979 eine deutliche Mehrheit
für den Vorschlag sicher zu sein.
Dennoch kam es im Verlauf der Sitzung zu
einigen Überraschungen. Selten wurde eine Diskussion innerhalb der Hamburger
Union so leidenschaftlich und kontrovers geführt wie zu dieser Thematik.
Für viele Delegierte ging es in der
Debatte nur vordergründig um die Kandidatenaufstellung. Ihnen schien klar zu
sein, daß es sich auch um einen innerparteilichen Machtkampf zwischen Jürgen
Echternach und seiner "Hausmacht" auf der einen sowie Stephan Reimers
und den Kreisverbänden Altona und Eimsbüttel auf der anderen Seite handelte.
An die Adresse der Gegner des
Landesvorsitzenden gerichtet, erklärte der damalige Fraktionsgeschäftsführer,
Hartmut Perschau, es werde "mit masochistischer Freude versucht, die
Solidarität" der Partei zu torpedieren[188],
was mit Pfiffen und Buhrufen, aber auch mit Beifallsbekundungen quittiert wurde
und die Spaltung der Delegierten in dieser Frage deutlich machte.
Dr. Martin Willich, Justitiar des
Landesverbandes, bezeichnete die "Satzung als demokratisch und
rechtmäßig", während Hans-Christoph Leo das Verfahren der
Kandidatenaufstellung "peinlich antiquiert" und
"quasi-feudalistisch" nannte.
In geheimer Abstimmung bekam keiner der
beiden Vorschläge die notwendige Mehrheit. Der Vorstoß von Altona wurde mit 142
zu 86 Stimmen bei sechs Enthaltungen abgelehnt.[189]
Zumindest vorläufig blieb dadurch alles beim alten, die Parteispitze hatte sich
durchgesetzt. Jürgen Echternach erhielt jedoch, als Folge der Zuspitzung der
Kontroverse, bei der Wahl der Delegierten für den Bundesparteitag das
drittschlechteste Ergebnis der insgesamt 15 Gewählten.
Der Vorstoß von Reimers und seinen
Anhängern wurde von der Mehrheit des Landesvorstandes als Versuch einer frühzeitigen
Mandatssicherung durch "Hausmachtpolitik" im Hinblick auf die
kommende Bundestagswahl gewertet. Die Gefahr, die Reimers für seine politische
Zukunft offenbar sah, nämlich nicht mehr für die kommende Wahl nominiert zu
werden, war, wie bereits geschildert, durchaus berechtigt. Das Sagen im
Hamburger Landesvorstand hatten nicht die Sozialausschüsse, sondern diejenigen
Politiker, die ihre Karriere in der Jungen Union, unter Jürgen Echternach,
begonnen hatten. Für Stephan Reimers bestand zusätzlich die Gefahr, von den
Sozialausschüssen bei der anstehenden Wahl Ende des Jahres 1979
"gekillt" zu werden, wie ein führendes Mitglied der Ausschüsse
zitiert wurde.[190]
Dietrich Rollmann, dem dieses Schicksal
in seiner Funktion als Landesvorsitzendem bereits 1974 widerfahren war,
bezeichnete die parteiinterne Krise als einen "Ausdruck des Regimes
einiger weniger Leute".
Bezüglich des Nominierungsverfahrens der
CDU kam es im Vorfeld der Landesausschußsitzung vom 18. Mai 1979 erneut zu
heftigen Auseinandersetzungen. Wie bereits bei früheren Kontroversen, so waren
auch in diesem Fall die Kontrahenten
wieder die Spitze des Landesverbandes der CDU sowie der mitgliederstärkste
Kreisverband Altona unter dessen Vorsitzendem Martin Müller, der seine
Forderungen nach mehr innerparteilicher Demokratie wiederholte.[191]
Echternach zeigte sich im Verlauf der
Diskussion um das Nominierungsverfahren erneut nicht bereit, einen deutlichen
Schritt auf seine innerparteilichen Opponenten zuzugehen. Als vehementer Verfechter
der damals gültigen Rolle des 17er-Ausschusses sah er sich lediglich zu dem
„Zugeständnis“ bereit, den Delegierten nach zwei Abstimmungsniederlagen der
Ausschußvorschläge ein eigenes Vorschlagsrecht für einen Gegenkandidaten
zuzugestehen. Müller, der demgegenüber für ein generelles Vorschlagsrecht der
Delegierten eintrat, reichte dies nicht. Er forderte dieses Recht bereits nach
der ersten Abstimmungsniederlage.
Nach mehreren Gesprächsrunden der
Beteiligten kam es - nach dem inzwischen bereits eineinhalb Jahre vergangen
waren - zu einer Beschlußfassung im Sinne des Zugeständnisses Echternachs.[192]
Bei nur wenigen Gegenstimmen beschloß der Landesausschuß eine Änderung der
Parteisatzung dahingehend, daß zukünftig auch Mitgliedern der
Vertreterversammlung unter bestimmten Bedingungen ein Vorschlagsrecht bei der
Nominierung von Bundestags- und Bürgerschaftskandidaten eingeräumt werden
sollte. Konkret bedeutete dies, daß die
Delegierten ein eigenes Vorschlagsrecht erhielten, wenn sich 15 Prozent von
ihnen auf einen eigenen Vorschlag einigten. Voraussetzung war allerdings, daß
der Vorschlag des 17er-Ausschusses von ihnen vorher bereits zweimal abgelehnt
wurde.
Was viele innerparteiliche Kritiker
kompromißwillig stimmte, war das Zugeständnis, daß die Kreisverbände die
Bezirksabgeordneten künftig in eigener Verantwortung aufstellen konnten. Müller
kommentierte das Ergebnis als ein "verbessertes demokratisches
Verfahren". Sein Parteifreund Winfried Steffani hingegen attestierte den
Delegierten eine große Bescheidenheit gegenüber der Parteiführung, die für die
Hamburger Christdemokraten unter Echternach schon immer kennzeichnend gewesen
sei. Auch Stephan Reimers zeigte sich nicht eben begeistert: "Zum jubeln
ist das nicht (...) doch es bedeutet einen erheblichen Fortschritt gegenüber
einem Zustand, wie er jetzt schon fast 30 Jahre bestand."[193]
Die (vorläufige) Beilegung des
innerparteilichen Konflikts kam zu einem Zeitpunkt zustande, als sich die
Hamburger CDU um ein erfolgreiches Abschneiden ihres Spitzenkandidaten Erik
Blumenfeld bei der Europa-Wahl sorgen mußte.[194]
Den Mandatsträgern der Partei war es allemal lieber, zum damaligen Zeitpunkt
auf weitergehende Reformen zu verzichten und den innerparteilichen
"Frieden" in der CDU wieder herzustellen, als Gefahr zu laufen, ein
mögliches Parteigerichts- oder ein ordentliches Gerichtsverfahren
heraufzubeschwören und somit für noch größere Negativ-Resonanz in der Presse
und Öffentlichkeit zu sorgen, was sich vermutlich nachteilig auf die
bevorstehenden Wahlen ausgewirkt hätte. Es war daher ein durchaus kluger Zug,
eine Entscheidung im Vorfeld der Europawahl herbeizuführen, um ein
entsprechendes Maß an Parteidisziplin und ein sehr eingeschränktes Interesse
für weitere Themen zu erreichen. Der straffe aber insoweit taktisch kluge
Führungsstil des Parteichefs hatte sich einmal mehr bewährt.[195]
Der "Gesprächskreis für christlich
demokratische Politik", der sich im Dezember 1987 Zusammenschloß, wurde
vom Landesvorstand als neur Unruheherd in der Hamburger CDU empfunden. Dessen
Mitglieder, u. a. Prof. Dr. Winfried Steffani und Prof. Dr. Karl Albrecht
Schachtschneider, beide Mitglieder der CDU, sahen ihre Aufgabe darin, sich
vorrangig mit der ihrer Auffassung nach vorhandenen
"Demokratiewidrigkeit" der Satzung zu befassen.[196]
Steffani, der schon mehrfach mit kritischen Äußerungen zur innerparteilichen
Arbeit der Partei hervortrat, erhob erneut den Vorwurf, der CDU mangele es an
innerparteilicher Demokratie und sie entspräche eher einer
"elitegesteuerten Führungsdemokratie unter der Leitung eines hochbegabten,
aber autoritären Vorsitzenden!"[197]
"Wer nicht in seinem (Echternachs, d. Verf.) Sinne spurt, bekommt in der
Partei kein Bein an den Boden." Dies gelte, so Steffani, auch für die
Person des Fraktionsvorsitzenden Perschau: "Wenn der sich für jemanden
einsetzt, und Echternach hebt auch nur eine Augenbraue, dann läuft nichts
mehr." Als der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Fridtjof Kelber,
gebeten wurde, vor dem neuen Gespächskreis etwas über die Partei zu sagen,
äußerte er nach einigem Zögern: "Wir sind auf Macht fixiert."[198]
In Abstimmung mit dem Gesprächskreis
wurde von Prof. Schachtschneider eine Klageschrift erarbeitet, die im Mai 1988
in der Parteizentrale am Leinpfad einging.[199]
Die Parteiführung wurde darin aufgefordert, die in der Schrift angeführten
Kritikpunkte, die als nicht verfassungskonform angesehen wurden, umgehend aus
dem Weg zu räumen. Sollte dies nicht geschehen, so wollte man die Klageschrift
an das Landgericht weiterleiten.
Gegenstand der Kritik waren vornehmlich
Satzungsbestimmungen, die den Landesvorstand und das Amt des Landesvorsitzenden
betrafen und diesen nach Auffassung der Kritiker zuviel Macht einräumten.[200]
Als nicht verfassungsmäßig wurden vor
allem zwei Punkte gesehen: Zum einen die Tatsache, daß Parteimitglieder auch in
einem anderen Ortsverband (gezielt) abstimmen konnten, wenn der dortige
Ortsvorsitzende mitspielte ("fliegender Bezirk", "fliegende
Kolonne")[201] und zum
zweiten, daß die Aufstellung der Kandidaten für die Bürgerschaft und den
Bundestag praktisch nur vom 17köpfigen Wahlausschuß entschieden wurde.
Schachtschneider führte in der Schrift dazu aus, daß die "Kombination der
Satzungsregelungen (...eine insgesamt...) zentralistische Struktur des
Landesverbandes (ergeben), die dem satzungsgemäß die Führung sichert, der die
Instrumente der Satzung aufgrund seiner Stellung in der Partei nutzen konnte.
Das ist der Landesvorsitzende, wenn er mit den Ortsvorsitzenden
zusammenwirkt." Für Steffani schreibt diese Form der Satzung
"faktisch fest, daß die Parteimitglieder auf ihr demokratisches
Erstgeburtsrecht - ihr Vorschlagsrecht bei der Nominierung von Amtsbewerbern -
zugunsten der Parteiführung völlig“ verzichteten. Diese Satzung, der Echternach
seine extrem starke Stellung in der CDU zu verdanken habe, gehöre, so Steffani,
ins "Gruselkabinett autoritärer Machtfixierung".[202]
Der "Hamburger Arbeitskreis für
christlich-demokratische Politik" lud Jürgen Echternach zu einem Gespräch
über die genannten Kritikpunkte ein. Dieser lehnte die Einladung mit der Bemerkung
ab, daß er diese als eine "Vorladung" betrachte.[203]
Daraufhin wurde die Klageschrift beim Landgericht Hamburg eingereicht (Az 770
307 / 88), wo für den 27. Oktober 1988 die Verhandlung anberaumt wurde. Da das
Gericht an jenem Tag nicht über juristische Formalitäten hinaus kam, vertagte
es sich zunächst auf den 5. Januar 1989[204]
und, nachdem Professor Schachtschneider die Klage kurzfristig erweitert hatte,
auf den 23. Februar 1989.[205]
Rückenwind bekam die Gruppe um
Schachtschneider, als im November 1988 ein Urteil des Bundesparteigerichts der
CDU bekannt wurde, das sich mit den innerparteilichen Zuständen der Hamburger
Unionspartei befaßte.[206]
Dabei ging es um die Anfechtung der
Nominierung des Ortsverbandes Rahlstedt von Kandidaten zur Bürgerschaft,
Bezirksversammlung und dem Ortsausschuß vom 3. März 1986 durch das CDU-Mitglied
Leonhard Hoffmann.
Der Ortsverband hatte damals zu einem
"Filmbericht über China" eingeladen und wollte ferner über
"Vorschläge für die Bürgerschaft und Bezirksversammlung" beraten. Anstelle
der Beratung wurde jedoch gleich gewählt. Hoffmann sah sich und viele andere
Mitglieder über den wahren Hintergrund der Sitzung getäuscht. Zusätzliche
Kandidaten seien um die Möglichkeit gebracht worden, ebenfalls antreten zu
können. Er focht die Wahl an. Das Kreis- und das Landesparteigericht verwarfen
die Anfechtung als unbegründet. Auf Landesebene argumentierte das Gericht, daß
bei den "bestehenden Mehrheitsverhältnissen eine Manipulation der
Wahlergebnisse durch die Form der Einladung als ausgeschlossen angesehen werden
könne". Erst das Bundesparteigericht kam zu einer deutlich anderen
Auffassung. Eine Argumentation, wie sie von der Landesinstanz vertrat, hätte
zur Folge, daß "bei von vornherein feststehenden Ergebnissen sich Wahlen erübrigen
würden". Dies entsprach wiederum dem Vorwurf der fehlenden
innerparteilichen Demokratie, der der Gesprächskreis erhob.
Jürgen Echternach sowie sein
Stellvertreter als Landesvorsitzender, Hans-Georg Kuhn, gaben zu den
verschiedenen in der Presse erhobenen Vorwürfen eine umfassende
Gegendarstellung ab, in der sämtliche erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen wurden.[207]
Ob der Inhalt dieser Zurückweisungen
tatsächlich in vollem Umfang den Tatsachen entsprach, darf bezweifelt werden.
Schon kurze Zeit nach deren Veröffentlichung wurde der Zeitung WELT am SONNTAG
die eidesstattliche Erklärung eines ehemaligen CDU-Vorstandsmitglieds
vorgelegt, in der der folgende Vorgang beschrieben wurde[208]:
" Im Januar 1986 wurden die Mitglieder des Vorstandes
des CDU-Ortsverbandes Blankenese von
der Vorsitzenden Birgit Stegmeier in ihr Haus in Rissen eingeladen. Es ging bei
dieser Besprechung unter anderem um die Abwahl des CDU-Kreisvorsitzenden von
Altona, des Bürgerschaftsabgeordneten Martin Müller.
Zu diesem Thema erklärte Frau Stegmeier, sie wolle eine
´saubere Lösung´ erreichen. Hierfür habe der ´Große Vorsitzende´ angeregt, es
sei besser, vorher festzustellen, wie wir wählen würden.
Frau Stegmeier gab jedem Vorstandsmitglied vorgefertigte
DIN-A 4-Bögen, auf denen jeweils der Name des von ihr gewünschten Kandidaten
für den geschäftsführenden Kreisvorstand stand, und zwar für jeden Kandidaten
ein Bogen. Bei diesen Kandidaten handelte es sich ausschließlich um Anhänger
von Echternach.
Frau Stegmeier bat uns, unsere Zustimmung zu den Kandidaten
durch Unterschrift zu bekräftigen. Die Zettel wurden von ihr eingesammelt. Sie
erklärte, sie würde sie weitergeben."
Am 31. Januar 1986 fanden die
Vorstandswahlen im Kreisverband Altona statt. Bei der Abstimmung über den
Kreisvorsitz siegte der von Echternach favorisierte Kandidat, Peter Tucholski,
mit deutlichem Vorsprung. Sein Name war es auch, der für dieses Amt auf dem
Papier stand, das den Mitgliedern des Ortsvorstands von Birgit Stegmeier zur
Unterschrift vorgelegt wurde. Frau Stegmeier bestätigte diesen Vorgang später
als ein "übliches Verfahren" bei derartigen Entscheidungen.[209]
Die "starke Prägung durch den
zweifellos mit hohem taktischen Geschick ausgestatteten Landesvorsitzenden war
längst zu einer lästigen Fessel für die Partei geworden"[210]
- auch wenn er die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden, mit Hilfe von
Gegendarstellungen in den Medien immer wieder zurückwies.
Zu einer offenen Auseinandersetzung
zwischen den Echternach-Kritikern und den Echternach-Unterstützern kam es am
21. Januar 1989 auf dem sogenannten "Europa-Tag" der Hamburger CDU.[211]
Während der Veranstalung kam es erstmals zu einem öffentlich ausgetragenen
Streit zwischen beiden Lagern. Vorgebracht wurden jeweils die bereits bekannten
Argumente und gegenseitigen Vorwürfe. Den Mitstreitern um Prof.
Schachtschneider gelang es trotz den insgesamt etwa 750 anwesenden
CDU-Mitgliedern, den Ablauf der Veranstaltung nachhaltig zu bestimmen - ein
entsprechend großes Echo in den Medien war ihnen dadurch gewiß.
Mit einiger Verblüffung wurde Anfang
Februar 1989 der Schritt Echternachs aufgenommen, eine Satzungskommission ins
Leben zu rufen, deren Ziel es sein sollte, Vorschläge für eine Aktualisierung
der Landessatzung zu prüfen[212]. Dies entsprach dem, was die
"Parteirebellen" seit langem einforderten. Hätte die Parteiführung
früher mit diesem Schritt reagiert, wäre der CDU ein Großteil der
innerparteilichen Auseinandersetzungen erspart geblieben.
Während auf Vorschlag von Jürgen
Echternach Winfried Steffani in die neue Kommission berufen werden sollte[213],
wurde vom CDU-Landesvorstand ebenfalls am 3. Februar 1989 einstimmig
beschlossen, gegen Professor Karl Albrecht Schachtschneider und Leonhard
Hoffmann aufgrund parteischädigenden Verhaltens ein Parteiausschlußverfahren
einzuleiten. Steffani selbst lehnte deshalb das "Angebot" an ihn mit
der Bemerkung ab, daß dies "ein ganz dummer Trick" sei, und man schon
"ein großer Esel sein" müsse, "um nicht das Motto zu sehen: Divide
et impera" - zumal die Einladung an ihn am gleichen Tag verschickt worden
sei, an dem man die Parteiausschlußverfahren gegen Schachtschneider und
Hoffmann eingeleitet habe.[214]
Nachdem neben der Einsetzung einer
Satzungskommission durch Echternach dieser später auch noch ein nahezu zweistündiges
Gespräch mit Steffani (auf dessen Wunsch hin) führte, kamen Spekulationen über
eine neue Linie des Parteichefs auf. Während die einen dies als taktischen
Schritt sahen, um den umgänglicheren Steffani von der Gruppe um
Schachtschneider zu trennen, war es für die anderen ein Anzeichen von Schwäche
des Vorsitzenden, dessen Einfluß auf
die Partei diese mittlerweile schwinden sahen.[215]
Am 27. April 1989 wurde die Klage Prof.
Dr. Schachtschneiders durch das Hamburger Landgericht mit der Begründung abgewiesen, daß dafür Parteigerichte als
"echte Schiedsgerichte im Sinne der Strafprozeßordnung" zuständig
seien.[216] Um einem
drohenden Parteiausschluß zuvorzukommen, erklärte Schachtschneider bald darauf
seinen Austritt aus der CDU.
Anfang 1986 war es erneut der
Kreisverband Altona, der auf sich aufmerksam machte. Während der damals
stattfindenden Kreisvorstandswahl wurde der amtierende Kreisvorsitzende Dr.
Martin Müller gestürzt. Im Verlauf der vorausgegangenen zweieinhalbstündigen
Debatte hatte sich Jürgen Echternach vehement für den dann siegreichen Peter
Tucholski eingesetzt.[217]
Durch die Abwahl Müllers, dem Nachfolger und politischen Freund von Stephan
Reimers, wurde erneut ein innerparteilicher Kritiker aus der Parteispitze
entfernt.
Das sehr deutliche Ergebnis für Tucholski
- dieser erhielt 53 Stimmen, Müller lediglich 31 - kam nach Aussage von Kennern
der Altonaer Verhältnisse auf die altbekannte Weise zustande. So habe
beispielsweise der Ortsverband Ottensen bei der anstehenden Wahl kurzfristig
150 Mitglieder mehr als bisher gehabt, bei denen es sich offensichtlich nur um
wenige Neueintritte gehandelt habe. Ein nicht unbeachtlicher Teil sei offenbar
aus dem der Parteispitze freundlich gesonnenen Ortsverband Osdorf übergetreten.[218]
Der nächste Schritt zur Demontage
Müllers, der noch Bezirks- sowie Bürgerschaftsabgeordneter und
sicherheitspolitischer Sprecher der Fraktion war, war die Kandidatenaufstellung
für die Wahl zur Bezirksversammlung, bei der er keine Berücksichtigung fand.
"Die Mitglieder sind verstärkt gegen Doppelmandate, das gilt auch für
Müller", so Kreischef Tucholski[219]
- ein Argument, das, betrachtet man die Ämterhäufung anderer Mandatsträger in der CDU, mehr als durchsichtig war.
Am 26. April 1986 beschloß die
Landesvertreterversammlung offiziell die Kandidatenliste für die anstehende
nächste Bürgerschaftswahl.[220]
Bereits zuvor mußte die Liste zwei weitere "Gremien" durchlaufen.
Dies war zuerst der bekannte "Freundeskreis". In ihm war im Vorwege
der Nominierung eine rund 90 Namen umfassende Kandidatenliste erstellt worden,
die dann, am 12. April 1986, dem 17-Ausschuß, dem zweiten wichtigen Gremium,
zur Entscheidung über die Namen und Reihenfolge der Kandidaturen, vorgelegt
wurde.
Martin mußte sich nach der so
vorbereiteten Kandidatenaufstellung mit Platz 31 der Liste abfinden - die
Plätze 1 bis 30 galten als die aussichtsreichen. Alle anderen Fachsprecher der
CDU-Fraktion waren deutlich weiter vorne abgesichert.
Die der Parteiführung verbundenen
Listenvertreter mußten sich hingegen keine Sorgen über ihre politische Zukunft
machen. So waren auch beispielsweise die Mandate für Hans-Joachim Peuschel und
Birgit Stegmeier für die kommende Legislaturperiode gesichert. Peuschel, in der
Bürgerschaft eher unauffällig und zurückhaltend, hatte als Ortsvorsitzender von
Osdorf sehr dazu beigetragen, daß die CDU Altona auf den Kurs der Parteispitze
eingeschworen wurde. Die Ortsverbandsvorsitzende von Blankenese, Stegmeier,
ebenfalls Mitglied des Echternach´schen "Freundeskreises", ließ sich,
wie bereits dargelegt, als die Abwahl Martin Müllers als Kreisvorsitzendem anstand,
von allen Delegierten schriftlich bestätigen, daß diese in der entscheidenden
Abstimmung für Tucholski und gegen Müller votieren würden.[221]
Echternachs Macht in der Hamburger CDU
hatte zu jenem Zeitpunkt ihren Zenit erreicht. Nahezu alle seine
innerparteilichen Kritiker waren aus den führenden Parteiämtern verdrängt. Kaum
einer bekannte sich öffentlich zu seiner Gegnerschaft gegenüber dem
Landesvorsitzenden - zumal da es in der Partei kaum noch jemanden gab, der sein
Mandat nicht dem Parteichef verdankte.
Als einzige Möglichkeit seinem Ärger Luft
zu machen, galten die geheimen Wahlen des CDU-Chefs. Bei der letzten erhielt
Echternach "nur" noch 75 % der Stimmen. Ein Ergebnis, das vor allem
als Denkzettel dafür galt, wie der Vorsitzende durch sein umstrittenes Taktieren
seine Kandidaten durchsetzte.[222]
Ein weiteres Feld innerparteilicher
Auseinandersetzungen bot der Bereich „Einsichtnahme in Mitgliederlisten“, ein
Aspekt, der zwischen einem Teil der innerparteilichen Kritiker und den
Führungsebenen im Hamburger CDU-Landesverband heftig umstritten war.
Im Jahre 1989 richteten zwei Mitglieder
des CDU-Landesverbandes Anfragen an ihre jeweiligen Ortsvorsitzenden, wie, also auf welche Weise, eine
Einsichtnahme in die Mitgliederlisten der Ortsverbände möglich sei.[223]
Beide erhielten als Antwort, daß eine Offenlegung der Mitgliederliste nicht
befürwortet werde. Während im ersten Fall der entsprechende Ortsvorstand eine
Offenlegung ablehnte, wurde die entsprechende Anfrage an den „Justitiar“[224]
des Landesverbandes, Herrn Dr. Martin Willich, weitergeleitet, mit der Bitte um
Rechtsauskunft. Unter dem Hinweis auf Datenschutzgründe sowie die in diesem
Zusammenhang gefestigte Rechtsauffassung der Parteischiedsgerichtsbarkeit wurde
auch in diesem Fall eine Einsichtnahme in die Mitgliederliste des Ortsverbandes
abgelehnt – eine Meinung, die zusätzlich von dem betreffenden Ortsvorstand
„leidenschaftlich“ geteilt wurde.
In beiden Fällen bezogen sich die
entsprechenden Antworten nicht auf die gestellte Frage nach dem „Wie“, sondern
bereits auf das „Ob“: ob eine Einsichtnahme überhaupt erfolgen kann. In beiden
Fällen wurde dies wie geschildert verneint.
Winfried Steffani teilte seinem
Ortsvorsitzenden daraufhin mit, daß es sich seiner Auffassung nach bei dieser
Rechtsfrage „um ein demokratisch-rechtsstaatliches Grundprinzip, nicht hingegen
um eine pragmatisch diskutierbare Verfahrensfrage“ handele. Entsprechend der
Regelung von Art. 21 Abs. 1 des Grundgesetzes müsse die „innere Ordnung (der Parteien) demokratischen Grundsätzen
entsprechen“. „Der erste unverzichtbare Grundsatz pluralistischer Demokratie“
sei dabei, so Steffani, „daß ein Parteimitglied erfahren“ dürfe, „wer Mitglied
der gleichen Partei“ sei, „da nur so innerparteiliche Kommunikation,
Willensbildung sowie Sach- und Wahlentscheidungen – etwa bei der
innerparteilichen Wahl eines Ortsvorstandes – in hinreichender Weise ohne
obrigkeitlich-autoritäre Kontrolle ´von oben´ möglich“ seien. Er kündigte
ferner an, daß er sich nunmehr um eine Klärung dieser Grundsatzfrage auf
Bundesparteiebene bemühen werde.
Derartige Streitfragen werden durch
Parteigerichte entschieden. Der übliche Weg führt vom Kreis- über das Landes-
bis hin zum Bundesparteigericht. Weshalb Steffani bereits in seinem Brief an
den Ortsvorsitzenden von der „Bundesparteiebene“ sprach, unterstrich bereits im
Vorfeld den Stellenwert, den er dem Kreis- und Landesparteigericht in Hamburg
zumaß: seiner Auffassung nach „neigten damals die Parteigerichte der Hamburger
CDU dazu, in derartigen Grundsatzfragen nahezu selbstverständlich den
Standpunkt des Landesvorstandes – und insbesondere den der Führungsspitze – zu
vertreten.“[225]
Am 15. November 1989 stellten Winfried
Steffani, Markus Wegner und Heinrich Kall als Mitglieder des Hamburger
CDU-Landesverbandes beim „Gemeinsamen Kreisparteigericht der CDU“ den Antrag,
den CDU-Landesverband dazu zu verpflichten, den Antragstellern die
Einsichtnahme in die Mitgliederliste zu gewähren.
Begründet wurde das Anliegen vor allem
mit der durch die Nicht-Einsichtnahme-Möglichkeit verbundenen fehlenden
Chancengleichheit aller Mitglieder, dem Unterlaufen der vom Grundgesetz
geforderten parteiinternen Willensbildung sowie einer Nicht-Gewährleistung von
demokratischer Kommunikation für jedes Mitglied.
Der Landesvorstand, der um Zurückweisung
des Antrags durch das Parteigericht ersuchte, verwieß vor allem auf § 24 des
Bundesdatenschutzgesetzes und sah darin sowie in der durch Art. 21 GG und durch
das Parteiengesetz besonders hervorgehobenen Stellung der Parteien eine
Nicht-Einsichtnahme in die Mitgliederlisten begründet.
Diese Auffassung bedeutet jedoch nicht
mehr und nicht weniger, als daß der herausragende politische Rang der Parteien
gemäß dem Grundgesetz nicht das „Muß“ der Parteien zur Anwendung demokratischer
Grundsätze begründet, sondern das genaue Gegenteil: er zwingt zu einer faktisch
weitreichenden Nichtbeachtung. Das Privatinteresse des einzelnen
Parteimitglieds soll einen besonderen Schutz erfahren, nicht etwa die
demokratische Ordnung der Parteien.[226]
Die entsprechende Verhandlung vor dem
Kreisparteigericht und die Beschlußverkündung fanden am 7. März 1990 statt. Die
vorliegenden Anträge wurden gemäß den Vorstellungen des Landesverbandes
zurückgewiesen.[227]
Die Antragsteller legten daraufhin mit Datum
vom 20. September 1990 beim Landesparteigericht fristgerecht Beschwerde ein.
Auch diese Instanz folgte in seiner Beschlußfassung und Begründung, die am 5.
Juni 1991 vorlagen, in allen Punkten der Argumentationslinie des
Kreisparteigerichts.
Wie bereits dargelegt, hatten die
Antragsteller mit den getroffenen Entscheidungen gerechnet. Der Fall kam nun
mit Datum vom 2. Juli 1991 vor das Bundesparteigericht. „Als genereller
Beschwerdegrund wurde formuliert: ´Die Entscheidung des Landesparteigerichts
hat den Vortrag der Beschwerdeführer falsch und unvollständig gewürdigt. Die
Entscheidung des Hamburger Landesparteigerichts verletzt die Rechte der
Beschwerdeführer. Die Entscheidung hält sich weder im angemessenen
vereinsrechtlichen noch im verfassungsrechtlich gebotenen Rahmen´.“[228]
Am 7. September 1992 wurde der für die
Gesamtpartei rechtsverbindliche Beschluß des Bundesparteigerichtes verkündet,
das sich darin der Rechtsauffassung des Hamburger Landesverbandes anschloß. Die
Begründung fußte jedoch weniger auf dem geltenden Datenschutzgesetz, sondern
auf dem informationellen Selbstbestimmungsrecht, jedes einzelnen Bürgers:
Dieses „Grundrecht gewährleistet dem einzelnen Parteimitglied die Befugnis,
grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen
Daten zu bestimmen. (...) Wer durch Mehrheit, also im Wege innerparteilicher
Demokratie, in Vorstandsämter gewählt worden ist, hat auch den korrekten Umgang
mit den sensiblen Daten im Rahmen seiner Aufgaben und Befugnisse zu verantworten,
zu kontrollieren und zu überwachen. Keine dieser drei Bedingungen erfüllen die
Beschwerdeführer, so daß ihre Anträge damit schon aus datenschutzrechtlichen
Erwägungen unbegründet sind.“[229]
Das Elternhaus von Jürgen Echternach
befand sich im Hamburger Stadtteil Pöseldorf, in der Magdalenenstraße 65. Nach
dieser Straße wurde auch der "Freundeskreis" Echternachs,
der "Magdalenenkreis", benannt, durch den in der Hamburger CDU nach
und nach alle relevanten Entscheidungen getroffen wurden. Der Ursprung dieses
Kreises lag jedoch bereits in den frühen sechziger Jahren.[230]
Er war die Fortsetzung einer Verbindung mehrerer regionaler Gruppen, die Echternach
im Verlauf seiner Amtszeit als Landesvorsitzenden der Jungen Union unterstützt
hatten.
Laut Aussage des
CDU-Landesgeschäftsführers Wulf Brocke hatte der Kreis seinen Ursprung in einer
Gruppe, die sich vor allem der "politischen Weiterbildung" widmete,
wozu u. a. ein offener Meinungsaustausch zu aktuellen politischen und
gesellschaftlichen Vorgängen, aber auch Übungen in Rhetorik etc., gehörten.
Ursprüngliches Ziel sei die Entwicklung der Hamburger CDU weg von der damaligen
Honoratiorenpartei hin zu einer Großstadtpartei gewesen.[231]
Preuße definiert den Magdalenenkreis als
"überregionales Leitungsgremium" sowie "als die
Ausdifferenzierung von Handlungsmustern innerhalb der Partei (...), die bei den
veränderten Positionen von zuvor im JU-Landesverband und nunmehr im
CDU-Landesverband führend tätigen Mitgliedern und bei ihren dadurch veränderten
Interessenlagen funktional erforderlich war, um den Einfluß dieser Gruppe
führend tätiger Mitglieder im Landesverband zu erhalten und zu
vergrößern." Er sah in ihm, aufgrund der darin tätigen Personen,
"eine Koalition mehrerer regionaler Gruppen und aufgrund seiner Struktur
eine strategische Clique."[232]
Im Juni 1973 schlossen sich, wie bereits
dargelegt, die beiden ursprünglich aus der JU kommenden Gruppen, der Altonaer
Freundeskreis um Stephan Reimers und Echternachs Magdalenenkreis, zum
sogenannten "Breitenkreis" zusammen, dessen Mitglieder nach der
Landesvorstandswahl von 1974 nahezu alle bedeutenden Führungspositionen
innehatten.[233]
Schon damals zeigte sich, daß die
Abhängigkeit des kleinen und auf Altona begrenzten Freundeskreises von seinem
deutlich stärkeren Bündnispartner auf Dauer größer sein würde als umgekehrt.
Während die Gruppe um Reimers im Landesverband nur mit der Gruppe um Echternach
mehrheitsfähig war, konnte letztere, nach Rollmanns Ende als
Landesvorsitzendem, durch bilaterale Absprachen mit Kreis- und
Vereinigungs-vorsitzenden die Mehrheit im Landesvorstand und im Landesausschuß
erreichen.
Um den seit der Gründung des
Breitenkreises vorhandenen Einfluß dieser Gruppe zu verdeutlichen, genügt an
dieser Stelle ein Blick auf dessen Struktur.[234]
Von den vereinbarten 25 Mitgliedern, neun
aus dem Freundeskreis und 16 aus dem Magdalenenkreis, waren ausnahmslos alle in
den sechziger Jahren führende Mitglieder im JU-Landesverband. Zehn gehörten dem
Landesvorstand der Partei an, vier waren Kreisvorsitzende, 13 gehörten den
Kreisvorständen an, elf waren Ortsvorsitzende, fünf waren Mitglied im
JU-Landesvorstand, einer war JU-Kreissprecher. Ferner waren darunter ein Mitglied
des Vorstandes der Mittelstandsvereinigung, ein Kreisvorsitzender der CDA, acht
Bezirksabgeordnete sowie 12 Bürgerschafts-abgeordnete, darunter der Vorsitzende
der Bürgerschaftsfraktion sowie dessen Stellvertreter.
Der Kreis tagte in der Regel drei- bis
viermal pro Jahr, bei anstehenden wichtigen Personalentscheidungen bis zu
viermal in zwei Wochen. Die Zusammenkünfte wurden üblicherweise durch
Echternach, Fischer oder Reimers angesetzt. Die Arbeit des Kreises vollzog sich
weitgehend im Hintergrund. Die Existenz und die Bezeichnung des Breitenkreises
waren dadurch auch nur wenigen Außenstehenden bekannt.[235]
Unter der Führung Echternachs gehörten,
in wechselnder Besetzung, fast alle in der Partei maßgeblichen Personen diesem Kreis
an und viele von ihnen, wie Dirk Fischer, Rolf Kruse, Ole von Beust oder Volker
Rühe, sind noch heute an der Gestaltung der CDU-Politik in der Hansestadt
maßgeblich beteiligt.
Die verschiedenen Äußerungen über Sinn
und Zweck dieses Kreises gingen damals und gehen auch heute noch weit
auseinander:
Es liegt nahe, daß jeder, der Mitglied
dieses Zirkels war und möglicherweise noch heute eine führende Parteifunktion
innehat, versuchen wird, dessen Macht und Einfluß möglichst weit
herunterzuspielen, nicht zuletzt, um nicht das eigene Ansehen und die eigene
Karriere zu beschädigen.
All jene, die durch diesen Kreis Macht
und Mandat in der CDU verloren, werden sich entsprechend anders äußern - sei es
aus Rache ob der zerstörten Karriere oder einfach aus Verbitterung.
Es ist sehr schwer, ein objektives Bild
über den Magdalenenkreis und dessen Funktion zu erhalten. Sicher ist, daß er
existierte, daß in ihm ein hohes Maß an Macht innerhalb der Hamburger CDU
konzentriert war und daß durch ihn Einfluß ausgeübt wurde.
Doch wie weit reichte diese Macht? Wurden
im Magdalenenkreis wirklich die Vorentscheidungen über die Vergabe aller
wichtigen Parteiposten getroffen, vorbei an den satzungsmäßigen Gremien? Ist es
zutreffend, den Kreis als "Oligarchen-Clan", als Sinnbild der
"Cliquen-Wirtschaft in der Hamburger CDU" zu bezeichnen?[236]
Jürgen Echternach und auch Ole von Beust beispielsweise widersprechen diesen
Behauptungen nachdrücklich. Während Echternach den Mythos, der sich um den
Magdalenenkreis rankt, als mit der Wirklichkeit nicht vereinbar zurückwies,
lediglich von einer Reihe parteiinterner "informeller
Besprechungsebenen" sprach und darauf verwies, daß Personalentscheidungen
ausschließlich "in den satzungsmäßigen Gremien" fielen, fand es von
Beust fatal, daß der Kreis "als Geheimbund angesehen" wurde und
"eine Art Angst" vor ihm herrschte - allerdings völlig zu Unrecht wie
er meinte. Dennoch räumte von Beust ein, daß der Magdalenenkreis das
"Führungsinstrument" und der entscheidende "Führungszirkel"
der Partei war.[237]
Wulf Brocke verwies in diesem Zusammenhang auf den Gedanken, mit dem dieser
Kreis seine Arbeit begann und in welche Richtung er sich schließlich
entwickelte: von einem "politischen Weiterbildungskreis" hin zu einem
"personalpolitischen Kreis", dessen Manko es am Ende war, daß man die
Mitglieder, "die nichts taugten", "nicht mehr los" wurde
und somit eine Orientierung an "Qualitätsgesichtspunkten" "nicht
mehr" stattfand.[238]
Formal hatte Jürgen Echternach recht,
wenn er sagte, alle Personalentscheidungen wurden in den satzungsmäßig
zuständigen Gremien beschlossen. Wenn die Führungsriege der Partei nahezu
komplett im Magdalenenkreis saß und die ihr genehmen Leute bis in die kleinsten
Parteiebenen verteilt hatte, so war es nicht verwunderlich, wenn die von
Echternachs Kreis getroffenen Entscheidungen schließlich auch in den
satzungsmäßigen Gremien abgesegnet wurden.
Betrachtet man die Aussagen von
Nicht-Mitgliedern oder ehemaligen, dann aber "in Ungnade gefallenen"
Mitgliedern des Magdalenenkreises, so bietet sich ein ganz anderes Bild.
Der frühere Bürgerschafts- und
Bundestagsabgeordnete Gerhard Orgaß beispielsweise bezeichnete den Kreis um
Jürgen Echternach als "das Politbüro", als ein "undemokratisches
Machtzentrum", das "die offiziellen Gremien der Partei zur reinen
Farce" machte.[239]
Nach Darstellung des früheren Hamburger
CDU-Chefs und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Dietrich Rollmann zeigte sich
spätestens bei der Kandidatenaufstellung zur Bürgerschaftswahl 1974, "daß
sich das Machtzentrum innerhalb der Hamburger CDU auf den Magdalenenkreis
verlagert hatte, in dem Jürgen Echternach mit seinen Freunden alle wichtigen
Probleme der Hamburger CDU beriet und entschied, so daß Landesvorstand und
Landesausschuß zunehmend nur noch eine notarielle Bedeutung zukam."[240]
Rollmann beschreibt in seinen
Erinnerungen ferner eine Begebenheit, die sich im Vorwege der Kandidatenwahl
von 1974 ereignete: Rollmann und Echternach hatten beide zu jener Zeit ein
Wochenendhaus in der Lübecker Bucht. Während eines Spaziergangs kam der
Parteichef am Haus des Fraktionsvorsitzenden vorbei und klingelte.
"Echternach öffnete. Sein ´Küchenkabinett´ war nahezu vollständig
versammelt gewesen, man war über unser (das von Rollmann und seiner Ehefrau, d.
Verf.) Erscheinen höchst überrascht und verlegen. Ich sagte: ´Nun teilt mir mal
wenigstens Eure Beschlüsse mit.´ Die Liste
wurde mir vorgelegt, ich erhob einige Einwendungen und konnte gerade
noch zwei Platzierungen verändern. Als dann wenig später die Kandidatenliste
durch den Wahlausschuß erstellt und vom Landesausschuß beschlossen wurde,
handelte es sich nur noch um einen formellen Akt."
Wie aus dem Magdalenenkreis heraus
Personalpolitik betrieben wurde, zeigte sich auch am Beispiel der CDU-Vertreter
im Deutschen Bundestag. Von 1976 bis 1980, also innerhalb von vier Jahren,
hatte die Hamburger CDU ihre Bundestagsabgeordneten komplett ausgetauscht. Zu
den Verlierern gehörte dabei auch Dietrich Rollmann.
Nach Meinungsverschiedenheiten über den
Etat der Hamburger CDU im Landesausschuß jedoch schrieb er Rollmann bereits am
27. Dezember 1974, daß er sich daraufhin, was die neue
Bundestagskandidatenliste beträfe, "in jeder Beziehung frei fühle."[241]
Rollmann kam nicht mehr in den 1980 zu wählenden neuen Bundestag.
Nach der verlorenen Bürgerschaftswahl vom
Juni 1991 forderte die Junge Union Hamburgs öffentlich die
"Beseitigung" des Magdalenenkreises.[242]
Der Kreis traf sich zuletzt nach dieser Wahl, um letztmalig die Weichen für die
Wahl zum neuen Fraktionsvorstand festzulegen. Der amtierende JU-Vorsitzende
Jürgen Warmke warf dem Gremium vor, über "vielfältige Abhängigkeiten und
Personalidentitäten (...) das Handeln der Partei und ihrer Gremien
bestimmt" zu haben. Wenige Wochen nach der Wahl gebe es immer noch
Bestrebungen, dem Kreis seinen Einfluß zu erhalten. Beispiele dafür seien
"die angestrebte Konsenslösung bei der nächsten Wahl eines
CDU-Landesvorsitzenden, die Ablehnung einer vorgezogenen Neuwahl während des
Sonderparteitages im September und die ´erfolgreichen Vorbereitungen´ der Wahlen
zum Fraktionsvorstand."[243]
Auch andere Beobachter des Geschehens
sahen das eigentliche Ziel Echternachs darin, nach seinem Ausscheiden als
Landesvorsitzender über den
Magdalenenkreis weiterhin alle Fäden in
der Hand behalten zu wollen und den künftigen Landesvorstand entsprechend
dominieren zu können. Die Zeitung DIE WELT zitierte in diesem Zusammenhang Kurt
Tucholskys Äußerung im Hinblick auf die SPD in der Weimarer Republik: "Sie
dachten, sie wären an der Macht. Dabei waren sie nur an der Regierung"[244].
Ob derartige Bestrebungen jedoch tatsächlich vorhanden waren, konnte nicht
geklärt werden.
Der Magdalenenkreis war das zentrale und
bestimmende politische Element der Hamburger CDU jener Zeit. Nach Schätzungen
verschiedener darin ehemals aktiver CDU-Mitglieder lag seine Mitgliederzahl im
Jahre 1991 bei etwa dreißig Personen.
Er zeichnete sich, wie viele ähnlicher
Verbindungen, durch einen hierarchischen Aufbau auf, an dessen Spitze der
Parteichef stand, sowie durch eine gleichzeitige strikte personalpolitische
Loyalität, die die Gewähr dafür bieten sollte, daß sich die jeweiligen
Mitglieder ihre inner- und außerhalb der Partei erstrebten Positionen sichern
konnten. Die Entwicklung dieses "Gremiums" ging soweit, daß alle für
die Partei wichtigen Personalentscheidungen aus dessen Mitte heraus getroffen
wurden.
Eine derartig betriebene, zentralisierte
Machtpolitik innerhalb einer Partei konnte auf Dauer nicht ohne weitere
Auswirkungen bleiben.
Die Herausbildung eines Zirkels, der den
Hauptteil des innerparteilichen Machtgefüges beherrschte, jedoch in keiner
Satzung je Erwähnung fand, stellte die Bezeichnung "demokratische
Volkspartei“ aufs Höchste in Frage. Eine Einrichtung, die es quasi gar nicht
gab, entzog sich auch der Kontrolle durch die Parteimitglieder und anderer
kraft Satzung existierender Instanzen.
Die Hamburger CDU wurde jahrzehntelang
vom Magdalenenkreis dominiert. Diese Dominanz gipfelte schließlich in einer
völligen Entfremdung zwischen dem tatsächlichen Führungsgremium sowie den
weiter nach unten gegliederten Parteiebenen und den Mitgliedern.
Das Wahldebakel von 1991 war dann das
letzte auslösende Moment, um den Versuch zu unternehmen, die Partei nach über
zwanzig Jahren einer grundlegenden Reform zu unterziehen.
Ein Leserbrief aus dem Jahr 1979 brachte
das zum Ausdruck, was eine zwar wachsende, aber immer noch kleine Minderheit in
der Union dachte:[245]
"Als langjähriges Hamburger CDU-Mitglied und
Angehöriger verschiedener Parteigremien kann ich mehr als ein Dutzend
Mitglieder nennen, die aus Protest zur Echternach-Oligarchie in andere
Landesverbände übergetreten oder gar ausgetreten sind.
(...) Minderheiten hatte Herr Echternach während der Zeit
meiner Zugehörigkeit zum Landesausschuß noch nie auf der Rechnung; aber er
hatte ja schon seit den Zeiten der Jungen Union ein besonderes Verhältnis zur
innerparteilichen Demokratie.
Seine Vasallen bekommen frisch für sie geschaffene
Ortsverbände (...und werden ...) auf einen Sitz ins Landesparlament gehoben,
vorbei an langjährigen, erfahrenen Parlamentariern (...) dank des 17er
Ausschusses. (...)"
Daß die Kritik an der Parteiführung
lauter wurde, zeigte sich im Oktober 1979, als der zweimalige
CDU-Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahlen, der stellvertretende
Landesvorsitzende und Europa-Abgeordnete Erik Blumenfeld, den
Parteivorsitzenden kritisierte. Blumenfeld erklärte, er stehe nicht weiter als
Echternachs Stellvertreter zur Verfügung, zumal dessen "Führungsstil (...)
kooperativem Teamgeist wenig zugeneigt" sei.[246]
Kritisiert wurde auch, daß Jürgen Echternach, seit neun Jahren
Fraktionsvorsitzender und seit sechs Jahren Parteichef, der Hamburger CDU in all den Jahren kein
politisches Profil gab und auch selbst farblos blieb, die Partei und vor allem
die Fraktion jedoch derart fest im Griff hatte, daß neben ihm kaum ein anderer
agieren konnte.[247]
Die mehr oder weniger öffentlich erhobene
Kritik an Jürgen Echternach als Partei- und Fraktionsvorsitzendem fußte immer
auf der Art seines Führungsstils und seines umfassenden Machtanspruchs
innerhalb der Hamburger CDU.
Innerparteiliche Opponenten brachten, wie
bereits erwähnt, vor allem die Kreisverbände Altona und Eimsbüttel hervor.
Während sich die Kritiker aus Altona nach dem erzielten Kompromiß im
Zusammenhang mit der Kandidatennominierung erst einmal zufrieden gaben, war es
nun Eimsbüttel, wo es die nächsten Unruhen in der Partei gab.[248]
Der personelle Machtkampf in der
Eimsbüttler CDU erreichte durch folgenden Vorfall seinen vorläufigen Höhepunkt:
Unter den Parteimitgliedern zirkulierte eine Liste, nach der angeblich die
Bezirksfraktion der Union neu besetzt werden sollte. Geschrieben war diese
Liste auf dem Briefpapier des Echternach-Kritikers und Eimsbüttler
Kreisvorsitzenden Dr. Jan Jacobs. Sowohl Jacobs wie auch das Vorstandsmitglied
Walter Czerwonatis wiesen dieses Papier als Fälschung zurück. Ob die Liste echt
war und nur aus Unachtsamkeit von Jacobs an die Öffentlichkeit gelangte oder ob
diese eine bewußte Fälschung von Gegnern des Kreisvorsitzenden war, ließ sich
nicht ermitteln. Das Ergebnis war jedoch, daß Czerwonatis, der 16 Jahre lang
kommunalpolitisch für die CDU aktiv war und auch den Fraktionsvorsitz im Ortsausschuß
Lokstedt innehatte, von allen Parteiämtern zurücktrat. In einem Brief an die
Parteispitze führte er unter anderem die "Machtbesessenheit des
amtierenden CDU-Landesvorsitzenden", die ja "allen bekannt" sei,
als Begründung an.
Als weiteres Ergebnis der Querelen
zeichnete sich bereits damals ein bevorstehender Wechsel im Kreisvorsitz ab,
eine Wiederwahl von Jacobs galt als unwahrscheinlich.[249]
Angriffe gegen Jürgen Echternach gab es
im Verlauf seiner Amtszeit immer wieder.
Festzustellen ist dabei jedoch, daß
solche Kritik überwiegend von Parteimitgliedern kam, die ihre Karriere in der
CDU bereits hinter sich hatten, solchen, die dadurch versuchten, ihre
gefährdete Position doch noch zu behaupten oder die grundsätzlich keine
Ambitionen in der Partei hatten.
Dieses Verhalten ist einerseits durchaus
zu verstehen – vor allem dann, wenn man sich den Werdegang parteiinterner
Kritiker betrachtet, nachdem diese ihren Unmut öffentlich gemacht hatten. Zum
Verständnis für ein derartiges Verhalten muß auch eingeräumt werden, daß ein
offensives Vorgehen gegen die Führungsspitze der Partei in den Jahren der Ära
Echternach ohne Aussicht auf Erfolg war.
Auf der anderen Seite zeigt dieses
Verhalten auch sehr deutlich, weshalb sich in der Hamburger CDU nichts verändern
konnte. Die eigenen Pfründe zu sichern, war für viele wichtiger, als durch
offensives kritisches Auftreten die eigene Meinung, die Kritik am Führungsstil
der Parteiführung und somit die dringend erforderlichen Veränderungen innerhalb
der CDU deutlich zu machen.
Es war wiederum ein ehemaliger
Mandatsträger der Union, der sich kritisch mit dem Führungsstil des Parteichefs
auseinandersetzte.[250]
Nachdem Hans-Christoph von Rohr als Mitglied der Bürgerschaftsfraktion der
Hamburger CDU ausgeschieden war und einen Sitz im Vorstand von Klöckner &
Co. in Duisburg erhielt, äußerte er sich öffentlich über den Zustand der
Christdemokraten in der Hansestadt und diagnostizierte, daß die Abwanderung
qualifizierter CDU-Politiker aus Hamburg unter anderem auf eine "verkrustete
Führungsstruktur" zurückzuführen sei, die einem "personellen
Neuanfang" kaum eine Chance einräume. Ursächlich für diese herrschende
"Aussichtslosigkeit", mit der viele CDU-Politiker die Hamburger
Politik betrachteten, sei unter anderem die Führung durch Jürgen Echternach.
Zwar sei dieser intellektuell qualifiziert, "aber in der Öffentlichkeit
nicht verkäuflich". Die Parteiführung werde zudem vom Landeschef " so
bestimmend beherrscht (...), daß ohne ihn nichts" laufe.
Ein weiterer "Ehemaliger", der
sich kritisch zu Wort meldete, war der frühere Hamburger Parteichef Dietrich
Rollmann. Er setzt sich in einem Buch mit seinen "Aufzeichnungen und
Erinnerungen" kritisch mit den damaligen Parteigrößen der CDU auseinander[251].
Den Unmut der Basis bekam Jürgen
Echternach im Verlauf der Ortsvorstandswahlen in Flottbek-Othmarschen zu
spüren. Obwohl er als Landesvorsitzender und Mitglied des Kreisvorstandes
Altona ohnehin an den Sitzungen des Ortsvorstandes teilnehmen konnte, stellte
er sich als Beisitzer für dieses Gremium zur Wahl. Die versammelten Mitglieder
des Ortsverbandes wählten 15 Beisitzer im Block - und dann geschah das, was die
zu jenem Zeitpunkt amtierende Ortsvorsitzende Ursula Kadereit als ein
"Debakel, das man nicht in Alpträumen erwartet hätte"[252],
bezeichnete: Echternach fiel durch und kam lediglich auf Platz 16. Daß er
dennoch einen der Beisitzerposten erhielt, verdankte er einigen gewählten
Beisitzern, die ihr Mandat nicht annahmen.
Kritik an Echternachs Führungsstil gab es
also bereits Jahre vor seinem Rücktritt als Parteichef. Sein taktisches
Geschick im Hinblick auf personalpolitische Entscheidungen und auch der Mangel
an Alternativen zu seiner Person als CDU-Vorsitzendem sicherten ihm jedoch über
die Jahrzehnte seine Führungsrolle in der Hamburger CDU.
Unabhängig davon, wie man über diesen
Führungsstil urteilen mag und der vor allem durch die Parteisatzung ermöglicht
wurde: nur dadurch und durch die auch von seinen Kritikern vielfach bewunderte
"virtuose" Ausübung von Macht konnte er sich über einen derart langen
Zeitraum an der Spitze einer "Daueroppositionspartei" halten.
Es läßt sich sehr klar darlegen, wie, mit
welchen Mitteln und Methoden, Echternach eine derartige Machtfülle innerhalb
der CDU erreichen konnte.
Basis für die spätere Machtkonzentration
in den Händen des Parteichefs waren dessen Arbeit in der Jungen Union, der von
ihm ins Leben gerufene Magdalenenkreis und die diese beiden
"Instrumentarien" nutzende, sehr geschickte Personalpolitik.
Niemals nach Echternach hatte die JU
wieder einen derartigen Einfluß in der Hamburger CDU. Mit ihm als Vorsitzendem
auf der einen Seite und mit dem schwachen Parteichef Rollmann auf der anderen
Seite, gewann die Nachwuchsorganisation nach und nach soweit an Macht, daß ihr
Vorsitzender erst Fraktionschef in der Hamburgischen Bürgerschaft werden konnte
und schließlich Dietrich Rollmann als Parteichef ablöste.
Sobald eine Position in der JU und der
CDU frei wurde, besetzte Jürgen Echternach diese mit einem seiner Anhänger.
Sein Erfolg beruhte darauf, daß er ständig präsent und umfassend informiert
war. Er überließ nichts dem Zufall - im Gegensatz zu Rollmann, der seinen
politischen Schwerpunkt auf seine Bonner Arbeit als Bundetagsabgeordneter legte
und Echternach in Hamburg freie Hand gab. Dessen Nachfolger in der Jungen Union
wurde zuerst Dirk Fischer, dann Ole von Beust - und beide gehörten wiederum dem
Magdalenenkreis an. Ähnlich handelte er auch auf der Kreis- und Ortsverbandsebene
oder im Landesvorstand.
Echternach begann erst dann an Einfluß zu
verlieren, als das Personalpotential seiner Generation aus der JU ausgeschöpft
war und eine jüngere Generation nachrückte, auf die er keinen Zugriff mehr
hatte. Nachdem er die Junge Union Ende der achtziger Jahre verloren hatte,
begann auch seine Macht in der CDU zu schwinden. Spiegelte der Magdalenenkreis
über einen langen Zeitraum hinweg die personelle Besetzung der Führungsgremien
der CDU und der Vereinigungen (JU, Senioren Union, Sozialausschüsse) wider, so
änderte sich dieses Bild schrittweise.
Jürgen Echternach baute bei seiner
Personalpolitik sehr auf das Instrument des "freiwilligen Verzichts".
Wurde einem seiner Gegenspieler vor Augen geführt, daß er eine bestimmte Position
nicht mehr halten konnte, bot ihm Echternach zumeist ein
"Trostpflaster" an. Um dieses dann wenigstens zu erhalten,
verzichteten die dadurch unter Druck Gesetzten vielfach auf Widerstand.
Echternach bekam was er wollte und hielt sein Versprechen schließlich oftmals
doch nicht ein. Sein Opponent hatte am Ende alles verloren. Einige Beispiele
hierzu wurden bereits genannt. Besonders deutlich zeigte sich diese Methodik an
der Person von Dietrich Rollmann.
Ein weiteres Mittel, mit dem Einfluß auf
Wahlen bzw. Abstimmungen ausgeübt wurde, waren die bereits erwähnten
"fliegenden Bezirke", die nach der gegenwärtig gültigen Satzung nicht
mehr möglich sind. Es war damals möglich, sich bzw. seinen politischen
Gefolgsleuten durch gezielte, meist kurzfristige Übertritte einer jeweils
benötigten Anzahl von Anhängern die gewünschten Ergebnisse zu sichern. Auch
dies war ein wesentliches Element früherer Personalpolitik in der Hamburger
CDU.
Das Parteigericht und in diesem
Zusammenhang das Parteiausschlußverfahren gehörten ebenfalls zur Methodik, um
unliebsame Gegenspieler loszuwerden. Was eigentlich als ein Normalfall
innerparteilicher Diskussion und Auseinandersetzung hätte angesehen werden
müssen, fiel vielfach unter den sehr dehnbaren Begriff des "parteischädigenden
Verhaltens". Das damalige Parteigericht, dessen Objektivität angesichts
der geschilderten Machtverteilung in der CDU angezweifelt werden durfte, wurde
angerufen und ein Parteiausschlußverfahren gegen den bzw. die Kritiker
eingeleitet.[253]
Als ein sehr kontrovers diskutierter
Aspekt ist auch die parteiinterne Einsichtnahme in Mitgliederlisten zu nennen –
auch wenn dies kein für Hamburg spezifisches Problem darstellt, zumal das
Kreis-, Landes- und schließlich auch Bundesparteigericht in nahezu
gleichlautender Weise ablehnend entschieden.
Wie in Teil B III. 2.4 bereits dargelegt,
verwiesen die damaligen Kläger darauf, daß die Verweigerung einer Einsichtnahme
in die Mitgliederlisten ihrer eigenen Partei für sie eine Aufhebung bzw.
zumindest substantielle Einengung eines fundamentalen Grundsatzes
innerparteilicher Demokratie nach dem Grundgesetz bedeutete.
Vor allem mit Blick auf eine
innerparteiliche Chancengleichheit aller Mitglieder ist dieser Auffassung
uneingeschränkt zuzustimmen. Die Verweigerung einer Einsichtnahme schränkt die
Handlungsfähigkeit und die Chancengleichheit der „einfachen“ Mitglieder, vor
allem bei innerparteilichen Auseinandersetzungen, erheblich ein. Die zur
Einsicht Berechtigten haben ihnen gegenüber den Vorteil einer direkten
Kontaktaufnahme und Ansprache, wenn sie dies (auch bezogen auf ihren eigenen
Vorteil) für erforderlich erachten. Das Verbot einer Einsichtnahme kann somit
jederzeit durch die berechtigten Amts- und Mandatsträger zu ihrem persönlichen
Vorteil instrumentalisiert und mißbraucht werden.
Das Unterschreiben vorgefertigter
Papiere, bezüglich des Verhaltens bei anstehenden parteiinternen Wahlen, galt
ebenso als ein "übliches Verfahren" wie die kurzfristige Terminierung
und ungenaue Tagesordnung bei wichtigen Ortsverbandssitzungen, über die
offensichtlich nur ein eingeweihter Kreis vorab genau Bescheid wußte, um sich
dann auch auf diesem Weg eine Mehrheit sichern zu können.
Die zentrale und straffe Führung der
Partei von oben kann als weiteres Mittel und logische Konsequenz der
geschilderten Methoden genannt werden. Auffällig dabei ist, daß es immer Jürgen
Echternach selbst war, der, wenn etwa eine Kommission zur Lösung anstehender
Probleme ins Leben gerufen wurde, deren Vorsitz übernahm. Beispiele sind die
genannte Satzungskommission des Jahres 1989 oder die Reformkommission von 1991.
Weder wollte der Parteichef damals eine Änderung der Satzung, noch konnte ihm
an einer umfassenden Parteireform gelegen sein. Als Vorsitzender eines solchen
Gremiums war er es dann, der am meisten Einfluß auf die Entscheidungen nehmen
konnte. 1989 gelang es ihm dadurch, seine Meinung überwiegend durchzusetzen.
1991 war seine Position in der Partei dafür bereits zu sehr in Frage gestellt.
Angesichts der geschilderten Mittel, die
Anwendung fanden, wird deutlich, wie es gelang, über Jahrzehnte hinweg eine
solche Machtfülle zu erlangen.
Sehr massive und auch öffentliche Kritik
an Jürgen Echternach kam nach der deutlichen Wahlniederlage der CDU bei der
Hamburger Bürgerschaftswahl im Juni 1991 auf. Der Verlust der Union von 5,4 Prozentpunkten
und ein Ergebnis von nur noch 35,1 Prozent kann als Eröffnung der Debatte um
die Person des Parteichefs gewertet werden. Das Wahldebakel galt für viele
seiner Kritiker, die sich bislang nicht öffentlich zu äußern wagten, als
Möglichkeit, endlich gegen den ungeliebten Vorsitzenden vorgehen zu können,
dessen deutlich geschwächte Position es augenscheinlich nicht mehr vermochte,
die Kritiker zum Stillschweigen anzuhalten bzw. diese, sollten sie sich dennoch
gegen ihn äußern, entsprechend der Handhabung aus früheren Jahren in der Partei
zu isolieren.
Die beginnende Diskussion über die Person
Echternachs machte deutlich, daß es dabei nicht nur um die verlorene Wahl ging
- es war eindeutig eine Debatte, die mit dem Ziel geführt wurde, die lang
ersehnte Chance zu nutzen und den immer unbequemer erscheinenden CDU-Chef
loszuwerden. Es zeigte sich zum einen die absolute Schuldzuweisung des
schlechten Ergebnisses an Jürgen Echternach, der nach der Bürgerschaftswahl im
Patriotischen Gebäude überwiegend mit Pfiffen und Buh-Rufen empfangen und
dessen Rede immer wieder unterbrochen wurde[254],
während Bürgermeisterkandidat Hartmut Perschau mit minutenlangen Ovationen
gefeiert wurde und keinerlei kritische Stimmen gegenüber seiner Person zu hören
waren, obwohl er inzwischen bereits zum dritten Mal sein Ziel nicht erreicht
hatte. Auch die für die gesamte Union damals bundesweit sehr schwierige Lage,
ihre Niederlagen in Hessen und Rheinland-Pfalz sowie die allgemein sehr
schlechten Wahlbeteiligungen, fanden keinen Eingang in die Bewertung des
Hamburger Ergebnisses: was man wollte, war der Rücktritt von Jürgen Echternach.
Der ehemalige Abgeordnete der
Hamburgischen Bürgerschaft, Prof. Dr. Klaus-Peter Kedenburg, CDU-Vorsitzender
von Nienstedten, eröffnete die Debatte, einen Tag nach dem Wahldebakel vom 2.
Juni 1991, auf dem kleinen Parteitag der Union im Patriotischen Gebäude mit den
Worten: "Jürgen Echternach hat große Verdienste aus den siebziger Jahren.
Aber sein Image ist heute miserabel! Wir sollten ihn auffordern, sich noch
einmal um die CDU verdient zu machen, indem er auf sein Amt verzichtet."[255]
Besonders heftig wehte Echternach der Wind von der Jungen Union ins Gesicht.
Die damalige JU-Vorsitzende Madeleine Göhring meinte, Echternach benutze „die
Jungen Leute als Feigenblatt!“ Junge Leute würden nur zur Bewährung auf hintere
Listenplätze rutschen. Ferner forderte sie einen „Neubeginn“ in der Partei,
ohne jedoch bereits explizit den Rücktritt Echternachs zu verlangen. Einige
Tage später sah dies bereits anders aus. Der geschäftsführende Vorstand der JU
gab eine Erklärung heraus, in der es hieß, daß Echternach die Hamburger CDU
seit 17 Jahren geprägt und "seine Herrschaft auf einen kleinen
Freundeskreis und wenige Seilschaften aufgebaut" habe. Unter seinem Vorsitz
sei die innerparteiliche Demokratie ausgehöhlt, die parteiinterne Diskussion
behindert und das Leistungsprinzip bei der Auswahl von Mandatsträgern
"weitgehend abgeschafft" worden.[256]
Die Loyalität gegenüber Echternach, so führte Göhring weiter aus, werde höher eingeschätzt
als politisches Talent oder fleißige Parteiarbeit. Als zwar kleines, aber
typisches Beispiel führte sie an, daß etwa die Mitglieder der JU aus Perschaus
Wahlkampfteam, die nach der verlorenen Wahl gegenüber den Rücktrittsforderungen
an Echternach ihre Zustimmung bekundeten, ihr Abschlußfest nicht in der
CDU-Zentrale feiern durften. Göhring forderte, diesen Ungeist des Abstrafens,
der sich durch alle Ebenen der Partei ziehe, durch "offene
innerparteiliche Diskussion zu ersetzen".[257] Die JU forderte den Rücktritt des
Parteichefs zu Gunsten von Hartmut Perschau.
Auch Perschau selbst, der ein erneutes
Antreten als Spitzenkandidat ausschloß, sprach von der "Notwendigkeit der
Erneuerung" - wie diese jedoch aussehen sollte, sagte er nicht. Darüber,
so ein Beschluß der Parteiführung, müsse sich eine entsprechende Kommission
Gedanken machen - ein Vorhaben, das jedoch bei vielen Delegierten als eine
reine Verlegenheitslösung ohne jeglichen praktischen Wert interpretiert wurde.
Ebenso forderte die Bürgerschaftsabgeordnete
Ingeborg Knipper Echternach zum Rücktritt auf: Die CDU müsse sich erneuern und
da sei es gut, „wenn die Person an der Spitze“ einen Anfang mache, damit „uns
nach den Wählern nicht auch noch die Mitglieder weglaufen.“[258]
Ole von Beust bezeichnete die CDU als
einen "geschlossenen Laden", der "viele tüchtige Hamburger"
abschrecke. Man koche "seit 14 Jahren im eigenen Saft", nur
"offene Diskussion" helfe jetzt weiter.[259]
Von Beust kritisierte weiter: "Wir analysieren schon seit 34 Jahren, woran
es liegt, daß wir nicht an der Regierung sind."[260]
Im Wahlkampf hätten sich die Bürger über das "ziemlich langweilige,
vermiefte, muffige Image" der CDU beklagt. Eine offene Diskussion sei
besser als eine Friedhofsruhe.
Nachdem die Kritik an seiner Person immer
heftiger wurde, entschloß sich Jürgen Echternach, auf eine erneute Kandidatur
zum Parteivorsitzenden im Frühjahr 1992 zu verzichten. Dies teilte er wenige
Tage nach der Bürgerschaftswahl, am 7. Juni 1991, den Delegierten des
Landesausschusses brieflich mit.[261]
Er erklärte, daß wer „mehr als zwei Jahrzehnte an vorderster Stelle gegen die
politische Linke und das Hamburger Macht-Establishment“ kämpfe, „naturgemäß
viele Pfeile auf sich“ ziehe. Wer sich „in diesem Kampf“ wund scheuere, müsse
darauf achten, daß die entstehenden Narben nicht das Ansehen der gesamten
Partei beeinträchtigen." Er werde deshalb nicht erneut für den
Landesvorsitz kandidieren, um in der CDU Raum "für neue unverbrauchte
Kräfte und Impulse" zu schaffen.
Obwohl es in der Union schon früher
kritische Stimmen gegenüber Echternach gab, begann das eigentliche
"Aufbegehren" seiner Kritiker in größerer Breite erst 1988, als ihm
Parteimitglieder in zunehmendem Maße einen manipulativen Umgang mit der Satzung
und deren teilweise Rechtswidrigkeit vorwarfen.
Am 18. Juni 1991 veranstaltete der
CDU-Ortsverband Volksdorf-Walddörfer unter seinem Vorsitzenden Ole von Beust
einen Ortsverbandsabend, der vor allem das Ergebnis der vergangenen
Bürgerschaftswahl und die möglichen, daraus zu ziehenden Konsequenzen zum Thema
hatte.
Zwar sprach von Beust auch
bundespolitische Aspekte an, die mit als ursächlich für das Wahldebakel zu
erachten seien, doch die eigentlichen Ursachen dafür sehe er eindeutig in der Hamburger
Parteipolitik. Der Wähler habe der CDU ganz einfach einen Sieg nicht zugetraut,
zudem wirke die Partei als "langweilig und muffig"[262],
so die Auffassung des Ortsvorsitzenden. Den Grund für diesen Zustand der Union
sah von Beust vor allem in der damaligen Parteiführung. Vor fünfzehn bis
zwanzig Jahren habe die Generation der damals Dreißigjährigen die Führung in
Hamburg übernommen. Und nun laste genau diese immer noch an der Spitze stehende
Mannschaft "wie ein Betondeckel auf der Partei". Er forderte, daß
sich "diese Leute (...) infrage stellen" und begrüßte es
gleichzeitig, daß es nach dieser Wahl endlich möglich sei, "die
ungeschützte Rede auch in der Öffentlichkeit" zu führen.
Von Beust unterstrich in seinen
Ausführungen zwar, daß Jürgen Echternach seiner Auffassung nach nicht die
alleinige Schuld an dem Debakel treffe, dennoch sparte er nicht mit Kritik an
dessen Person. Denn, so von Beust, wie solle Lebendigkeit in eine Partei
kommen, wenn Leute, "die sich das Wohlwollen des großen Vorsitzenden verscherzt
haben, ´plattgemacht´ werden"? Echternach regiere nach
"Gutsherrenart", gebe sich wie ein "Halbgott" und wie ein
"Zuchtmeister" und empfinde "wohlwollende Kritik als
Majestätsbeleidigung".
Tatsächlich zeigten diese und andere
kritische Stimmen, daß sich mit der vorangegangenen Wahl in der Hamburger CDU
vieles änderte. Von Beust ist hierbei geradezu exemplarisch heranzuziehen. Auch
er, Mitglied in Echternachs Magdalenenkreis, traute sich nun, wie immer mehr
andere auch, "die ungeschützte Rede in der Öffentlichkeit" zu führen.
Jetzt, wo Echternachs Macht und Einfluß immer stärker zurückging, gingen auch
seine einstigen Günstlinge auf Distanz. Die Gründe dafür waren
unterschiedlicher Art.
Bei den einen war es, daß sie nun endlich
sagen konnten, was sie schon lange sagen wollten, sich jedoch aufgrund ihrer
Abhängigkeit vom Parteichef nicht trauten. Andere wiederum sahen darin die
Chance, für sich noch zu retten, was zu retten war bzw. konnten zum damaligen
Zeitpunkt damit beginnen, das Erbe Echternachs unter sich aufzuteilen.
Wie sehr der Widerstand gegen Echternach
zunahm, zeigte sich auch in seinem eigenen Ortsverband, in dem er eine
empfindliche Niederlage hinnehmen mußte. Er konnte seinen Kandidaten, seinen
persönlichen Referenten Andreas Mattner, für einen der Beisitzerposten nicht
durchsetzen[263] - ein
Vorgang, der noch einen Monat zuvor undenkbar war. Mattner fiel danach auch bei
der Wahl zum Kreisausschuß durch.
Hinzu kam, daß Echternach selbst
Schwierigkeiten hatte, gewählt zu werden. Erst im dritten Wahlgang erhielt er
die notwendige Stimmenzahl - aber auch erst, als einer der gewählten Beisitzer
seine Kandidatur zurückzog und ihm Platz machte.
Mit sehr massiver Kritik an Echternach
meldete sich auch der CDU-Ehrenvorsitzende Erik Blumenfeld zu Wort. Er forderte
bereits Mitte Juli 1991 den sofortigen Rücktritt des Parteichefs,[264]
da die Partei keine monatelangen quälenden Personaldiskussionen vertrage und
die Mitglieder dies auch nicht wollten. Er warf Echternach vor, dieser habe die
„Partei geführt wie ein Feudalherrscher“ und habe aus dem Hintergrund die Fäden
gezogen. Er habe andere vorgeschoben und sich selbst nie als
Bürgermeister-Kandidat gestellt. Ihm gegenüber kritische Persönlichkeiten habe
er in die Wüste geschickt, oder sie seien vor ihm geflohen. In jedem
Schattenkabinett sei er zwar aufgetaucht, aber immer mit einem anderen
Wunsch-Ressort - was zeige, daß er seine Grenzen nicht kennt. Er hat sich
umgeben mit Ja-Sagern im sogenannten Freundeskreis, so daß er schließlich gar
nicht mehr erkennen konnte, welchen Widerstand es in der Partei und in der
Bevölkerung gegen ihn gebe."
Über Dirk Fischer, den potentiellen
Nachfolger Echternachs, nachdem Perschau zwischenzeitlich einen Ministerposten
in Sachsen-Anhalt angenommen hatte, meinte Blumenfeld, daß er den Nachteil
habe, "als politischer Ziehsohn von Echternach" zu gelten und sich
erst freischwimmen müsse und könne. Er halte ihn "für klug genug, zu
erkennen, daß die Partei an Haupt und Gliedern reformiert werden“ müsse.
Die wenig schmeichelhafte Beurteilung von
Jürgen Echternach muß kritisch betrachtet werden, zumal Blumenfeld sich bereits
früher, wenn auch nicht in dieser Schärfe, ähnlich über den Führungsstil des
Parteivorsitzenden äußerte. Es entsprach nicht den Tatsachen, Jürgen Echternach
nun vorzuwerfen, er habe „andere vorgeschoben“ - zumal Erik Blumenfeld, früher
selbst Spitzenkandidat, bestimmt kein
Mensch war, der sich vorschieben ließ und Echternach von seinem eigenen Manko,
seiner Farblosigkeit und seinem fehlenden Charisma wohl wissend sich vor allem
deshalb nicht um eine Spitzenkandidatur bemühte. Hätte er diesen Mangel nicht
gehabt, der Machtmensch Echternach hätte nicht lange gezögert und wäre
angetreten.
Vielfach objektiver als bei seinen
"Parteifreunden" waren die "Nachrufe" auf Jürgen Echternach
in der Presse.
Die Zeitung DIE WELT schrieb zu dessen Abgang eher mitleidsvoll:
"Für Echternach, dessen Verdienste um die hiesige CDU in der mit
Sicherheit folgenden Schlacht nicht mehr gewürdigt werden, hat der Abgang fast tragische
Züge. Daß es einem politisch so hochbefähigten Analytiker wie ihm nicht
gelungen ist, seine Lage nüchtern einzustufen, beweist einmal mehr die
Verführbarkeit der Macht. Echternach wäre ja nicht der erste, der an falscher
Selbstdiagnose scheitert. Verblüffend bleibt nur - trotz der vielen Beispiele
schlecht gemachter Abgänge -, wie wenig die gefährdeten Nachfolger daraus
lernen. Richtig abzutreten gehört zum politischen Profil."[265]
Die Hamburger Morgenpost beschrieb
Echternach als den "Kopf" und
den "Arm" der CDU, als einen Mann, der "straff" und
mit "Lust an der Macht" führte, aber auch als jemanden, in dessen
"Magdalenenkreis (...) sich die Karriere einer ganzen Generation von
Christdemokraten" entschied und der am Ende schließlich "Täter und
Opfer zugleich" war.[266]
Auch das Hamburger Abendblatt ging auf
den Führungsstil Echternachs ein. "Die straffen Zügel, die er seiner
Partei anlegte," so das Blatt, "taten ihr nicht immer gut. Klüngel,
Seilschaften und Abhängigkeiten, Duckmäuserei und Winkelzüge beherrschen über
lange Jahre die CDU. Nur wenn Echternach den Daumen hob, gab es ein Fortkommen,
senkte er ihn, half meist nur ´Auswanderung´ in andere Landesverbände oder nach
Bonn. (...) Alles das hat in der Hamburger CDU dazu geführt, daß kreative, zur
Führung befähigte Persönlichkeiten sich dem Landeschef unterwerfen mußten, was
natürlich zu Kreativitäts- und Persönlichkeitsverlust führte."[267]
Die BILD-Zeitung hingegen ging auf die
nun massiv auftretende Kritik am Parteichef ein: "Wer bis Sonntag (dem Wahltag,
d. Verf.) Feigling war und am Montag sein Heldentum entdeckte, ist zur
Neuordnung unfähig"[268].
Der Wandel der Hamburger CDU von der
einstigen Honoratioren-Partei zu einer mitgliederstarken Großstadtpartei war im
wesentlichen der Arbeit von Jürgen Echternach zu verdanken, ein Verdienst, der
ihm auch von seinen schärfsten Kritikern nicht abgesprochen wurde.
Daß es trotzdem zu der geschilderten Entwicklung
des Jahres 1991 kam, lag an mehreren Faktoren.
Echternachs großes Manko war das völlige
Fehlen von Charisma, was ihm selbst auch durchaus bewußt war. Gegenüber den
Wählern war er nicht zu "verkaufen" und konnte auch nie als
Spitzenkandidat seiner Partei antreten.
Hinzu kam, daß sich dieser Mangel an
Ausstrahlung - vor allem, wenn jemand so lange die führende Rolle in einer
Partei innehatte - auch auf die Partei selbst auszudehnen begann.
Organisationen wie die CDU werden vor allem über die in ihnen agierenden
Führungsmitglieder beurteilt und in zunehmendem Maße werden die stattfindenden
Wahlen zu reinen Persönlichkeitswahlen. Sind die Parteiführer farblos und
"unverkäuflich", überträgt sich das früher oder später auch auf die
durch sie vertretene Partei. Und so war es auch bei der CDU unter Jürgen
Echternach: Die Union wurde zu einer farblosen, blassen Partei ohne jegliche
Ausstrahlung.
Hinzu kam der straffe und von Kritikern
auch teilweise als skrupellos bezeichnete Führungsstil des Parteichefs bzw. der
Parteiführung, der im Laufe der Jahre jede dynamische Entwicklung verhinderte
und eine Profilierung der CDU unmöglich machte. Was am Anfang der Ära
Echternach als der Motor der Entwicklung der Hamburger CDU hin zu einer
Volkspartei galt, zeigte sich später immer mehr als Bremse jeder Innovation.
Verkörpert wurde dies vor allem durch die Personalstruktur der Partei. Jürgen
Echternach und seine Mitstreiter aus der Jungen Union, die, als er 1970 den
Vorsitz der CDU-Bürgerschaftsfraktion übernahm, von Dietrich Rollmann, wie
beschrieben, noch als "Ausdruck der Verjüngung" bezeichnet wurden,
galten 1991, so Ole von Beust, "als Betondeckel",[269]
der auf der Partei lastete.
Diese fast zwanzigjährige
personalpolitische Kontinuität war es auch, die zwangsläufig zu einem
Stillstand bei der Entwicklung der Parteiarbeit führte. Es ging am Ende nur
noch darum, die eigenen Ämter und Mandate zu sichern und sich zunehmend mit
innerparteilichen Kritikern auseinanderzusetzen. Die Sacharbeit kam dabei zu
kurz.
Jürgen Echternachs politischer Instinkt,
sein Intellekt, aber auch sein ausgeprägtes taktisches Geschick und seine
nahezu perfekte Fähigkeit im Umgang mit innerparteilichen Machtstrukturen waren
die Grundlagen für seinen Aufstieg in der Hamburger CDU. Bereits in den Jahren
seiner JU-Tätigkeit setzte er diese Fähigkeiten gezielt ein, um dadurch und mit
den Möglichkeiten, die ihm die damalige Parteisatzung bot, ein sehr enges Netz
aus eigenen Gefolgsleuten in der JU und der CDU aufzubauen, das er im Laufe der
Jahre, je höher ihn seine Parteikarriere führte, immer weiter ausbaute und auf
alle Ebenen innerhalb der CDU ausdehnte. Dieses Netzwerk diente seinem
Machterhalt, und er selbst dankte dies den einzelnen Mitgliedern, indem er
diese auf seinem Weg mit nach oben nahm. "Fehlstellen" wurden rigoros
"ausgebessert" und durch andere "Getreue" ersetzt.
Erst nachdem der Parteichef den
"Zugriff" auf die nachwachsende Generation verlor und sich sein
personeller Gestaltungsspielraum, zusätzlich zu der festgestellten Abwanderung
charismatischer Persönlichkeiten aus der Hamburger CDU aufgrund ihrer Rolle als
"Daueroppositionspartei", weiter einengte, verlor der Parteichef
zunehmend an Rückhalt.
Betrachtet man die Grundsätze
innerparteilicher Demokratie im Hinblick auf die geschilderten
Satzungsdiskussionen, stellt man fest, daß diese Grundsätze durch die
CDU-Satzung und deren Handhabung in wesentlichen Bereichen mißachtet wurden:
Einen von "unten nach oben"
verlaufenden Willensbildungsprozeß innerhalb der Partei gab es nicht.
Die Satzung ermöglichte ein
Kandidatenaufstellungsverfahren, das zentral von der Parteiführung organisiert
und kontrolliert wurde.
Hinzu kamen noch die sogenannten
„gelenkten Gruppenübertritte“, die, entsprechend eingesetzt, die Herbeiführung
der jeweils erforderlichen Mehrheitsverhältnisse ermöglichten.
Es mangelte an einer Transparenz der
politischen Willensbildungsprozesse, vor allem im Bereich der Personalpolitik,
die vorwiegend von einer verhältnismäßig kleinen Führungsgruppe gestaltet
wurde.
Innerparteilichen Minderheiten war es
nahezu unmöglich, ihre eigenen Kandidaten durchzusetzen. Die faktisch nicht
gegebenen Möglichkeiten der Vertreterversammlung, auf die Vorschläge des
Wahlausschusses Einfluß zu nehmen, ließen eine Korrektur der Vorschläge der Parteiführung
kaum zu.
Diese Art der Personal- und Machtpolitik
innerhalb der Hamburger CDU verhinderte, daß es innerhalb von nahezu zwanzig
Jahren zu einem innerparteilichen Führungswechsel kommen konnte. Ferner konnte
sich in der Partei nur durchsetzen, wer zur Führungsgruppe um den Parteichef
gehörte bzw. dieser zugetan war. Dies war der entscheidende Faktor für eine
mögliche Parteikarriere. Erst dann kamen Aspekte wie inhaltliche oder
politische Kompetenz für die zu leistende Arbeit hinzu, was wiederum dazu
führte, daß sich das qualitative Niveau der CDU-Vertreter in den einzelnen
Parlamenten, d.h. der Bürgerschaft und den Bezirksversammlungen, in einem zum
Teil sehr bescheidenen Rahmen bewegte.
Wenn das Streben nach innerparteilicher
"Machtbildung, Machtausübung und Machterhaltung"[270]
einer Führungsgruppe derart ausgeprägt ist, kommt die innerparteiliche
Demokratie als Grundlage eines lebendigen, innovativen und gestaltenden
Willensbildungsprozesses als logische Konsequenz daraus nur noch sehr
eingeschränkt zum Tragen. Das Ergebnis war eine konturlose, wenig
schlagkräftige und nahezu "gleichgeschaltete" Partei.
Preuße kommt in seiner empirischen Arbeit[271]
zu dem Ergebnis, daß die Mehrheit der Parteimitglieder der Hamburger CDU in den
Basiseinheiten der Parteiorganisation einer politischen Mitarbeit eher
apathisch gegenüberstand. Es oblag daher den aktiven Mitgliedern dieser unteren
Parteigliederungen und nicht den Einheiten selbst, Kontrolle auszuüben und den
politischen Willensbildungsprozeß durchzuführen und diesen dadurch auch
demokratisch zu legitimieren.
Infolge der vielfachen Interaktionen
bildeten diese aktiven Mitglieder mehr oder weniger offene Gruppen. Die
besonders aktiven Mitglieder wiederum hatten zumeist auch, unabhängig von
Veranstaltungen der Partei, Kontakt untereinander. Darunter gab es Gruppen, die
sich nach außen hin stark abschotteten und Neumitgliedern den Zugang zu ihrem
Kreis bewußt verweigerten - einmal, um die Homogenität der jeweiligen Gruppe zu
erhalten, aber auch aus Angst vor möglichen Amts- oder Mandatsverlusten.[272]
Daraus resultierte, daß oftmals unfähige
Amtsinhaber, die der gleichen Gruppe angehören, nicht ausgewechselt wurden, um
das ungestörte Zusammenwirken innerhalb der Gruppe nicht aufs Spiel zu setzen.
Das Ergebnis war eine ineffektive Parteiarbeit und das Verschwinden von
personeller Kompetenz in Sachfragen - gleich ob auf der Orts-, Kreis- oder
Landesverbandsebene.
Die damalige politische Führung war,
betrachtet man die untersuchten Aspekte, keine repräsentative, zugangsoffene
und pluralistische innerparteiliche Elitenherrschaft. Die von Mehrkatz
postulierte "demokratische Legitimation der Parteiführung", die sich
ständig zu wiederholen und neu zu vollziehen habe, wurde durch den engen
Freundeskreis, dessen Mitglieder nahezu über alle wesentlichen Ämter und
Mandate verfügten, quasi ad absurdum geführt. Der Kreis wählte die Führung
lediglich aus sich heraus immer wieder neu, Kritiker hatten keine Möglichkeit,
sich durchzusetzen.
Durch dieses Agieren der Parteiführung
aus dem Magdalenenkreis heraus entwickelte sich ein auf der ökonomischen
Theorie der Demokratie basierendes Parteimodell, das nahezu die gesamte Macht
in der Hand der Parteioberen konzentrierte, ihnen einen fast vollständigen
Handlungsfreiraum verschaffte, die Mitgliederpartizipation, abgesehen von den
Anhängern des Kreises, auf ein Minimum reduzierte und somit schließlich auch zu
einem innerparteilichen Willensbildungsprozeß von „oben nach unten“ führte.
Von einer funktionierenden innerparteilichen
Demokratie konnte keine Rede mehr sein.
Festgehalten werden muß jedoch auch, daß,
was sehr häufig geschieht, eine Reduzierung dieser Entwicklung ausschließlich auf die Person von Jürgen Echternach
völlig zu kurz greifen würde. Nicht vergessen werden darf dabei, daß es sich um
eine Gruppe von etwa 30 Mitgliedern handelte, die diese Entwicklung steuerten
und mittrug.
Ohne diese äußerst loyalen Mitstreiter,
die die Schaffung eines außerhalb der Parteisatzung stehenden, jedoch alles
entscheidende Gremium erst ermöglichten, ohne die sehr inaktive Parteibasis,
die im wahrsten Sinne des Wortes geführt wurde und sich mit wachsenden
Mitgliederzahlen und den für die Hamburger CDU hervorragenden Wahlergebnissen
zufrieden gab, sowie ohne eine Parteisatzung, die diese Entwicklung, vor allem
durch die damaligen Regelungen im Bezug auf die Kandidatenaufstellung zu einem
großen Teil förderten, wäre eine derartige Machtpolitik innerhalb der Hamburger
CDU nicht möglich gewesen.
Auffällig war, daß diese Loyalität zu
Jürgen Echternach, auch seitens seiner engsten Mitstreiter, mit dem Wahldebakel
von 1991 ein sehr rasches Ende fand. Die fast ausschließlich gegen seine Person
gerichtete Kritik aus der Partei heraus, wie auch durch die Medien, zeigte sehr
schnell einen sich anbahnenden Wechsel an der Führungsspitze der Hamburger CDU.
Es zeigte sich gleichzeitig, daß keiner
der politischen Weggefährten Echternachs bereit war, neben dem Parteichef
persönliche Konsequenzen daraus zu ziehen oder sich zur eigenen Mitverantwortung
an dieser Entwicklung zu bekennen. Echternach war die "Symbolfigur"[273]
und somit in den Augen vieler der alleinige "Sündenbock", viele der
anderen Beteiligten "duckten sich weg" bzw. distanzierten sich von
ihm.[274]
Durch diese Art innerparteilicher
Machtausübung war es möglich, der Partei eine sehr effiziente
Führungsspitze zu geben, die durchaus achtbare Erfolge bei Bürgerschaftswahlen
und auch bei der Arbeit in der Hamburgischen Bürgerschaft aufwies.
Auf der anderen Seite konnte von einer Transparenz
der Partei, weder im Hinblick auf die innerparteilichen Willensbildungsprozesse
noch bezüglich der Personalpolitik, keine Rede sein. Entscheidungen wurden
innerhalb des Magdalenenkreises getroffen, von dessen Existenz die meisten
Mitglieder nichts wußten. Diese Ergebnisse wiederum wurden dann von den
eigentlich dafür zuständigen Gremien abgesegnet – dies jedoch nicht auf der
Grundlage eines demokratischen Willensbildungsprozesses, sondern weil es von
der Parteispitze so gefordert wurde.
Aus dieser geschilderten Handhabung
innerparteilicher Machtausübung resultiert quasi automatisch ein entsprechender
Mangel an Partizipation der Mitglieder. Wer nicht dem engsten
Führungszirkel angehörte, hatte keine Möglichkeit, an innerparteilichen
Prozessen zu partizipieren. Dennoch darf an dieser Stelle nicht unerwähnt
bleiben, daß dieser Mangel an Partizipation unter zwei Gesichtspunkten bewertet
werden muß. Dies ist zum einen die faktische Unmöglichkeit, unter den gegebenen
Umständen zu partizipieren, zum zweiten jedoch auch der von Preuße
festgestellte fehlende Wunsch der Mehrheit der Mitglieder nach einer wie auch
immer ausgeprägten Art der Partizipation.
Gerade an diesem Beispiel der Hamburger CDU während der Führung durch Jürgen Echternach läßt sich die Gewichtung der drei Faktoren Effizienz, Transparenz und Partizipation gut erkennen: Die damalige CDU (Führung) war sehr effizient, der Partei mangelte es jedoch erheblich an Transparenz und der Möglichkeit zur Partizipation der Mitglieder. Die durch die effiziente Arbeit erzielten Erfolge konnten den vorhandenen Mangel an Transparenz und Partizipation zwar bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Letztendlich erwiesen sich die beiden letztgenannten Faktoren für den Erhalt, die Lebendigkeit, die Attraktivität und die breite Wählbarkeit als die deutlich relevanteren und führten schließlich zum Ende der Ära Echternach.
1991 war die Hamburger CDU eine
zentralistische, "von oben" geführte Partei. Während zu Beginn der
Führung durch Jürgen Echternach die Parteispitze und die weiter nach unten
gerichteten Leitungsebenen wie auch die außerordentlich starke Junge Union
sowohl in ihrem politischen Streben als auch auch personell eine Einheit
bildeten, hatte sich dies bis zum Jahr 1990 drastisch gewandelt. Zwischen der
Parteiführung auf der einen Seite und der Parteibasis sowie der
zwischenzeitlich politisch und personell schwachen JU auf der anderen Seite gab
es kaum noch überbrückbare Differenzen. Jahrelange innerparteiliche Konflikte
um Satzungsfragen, die straffe Führung durch die Parteispitze und der immer
stärker werdende Wille nach Veränderung und Demokratisierung der Partei waren,
wie bereits dargelegt, hierfür ursächlich.
Den Wendepunkt in dieser Entwicklung
bildete die Bürgerschaftswahl des Jahres 1991.
Für den 3. Juni setzte die Parteispitze
eine Sitzung des Landesausschusses an, deren einziger Tagesordnungspunkt das
"Ergebnis der Bürgerschaftswahl" vom Vortag war.[275]
"Diese Landesausschußsitzung
(...wurde...) während ihres gesamten Ablaufes von einer ungewöhnlich starken
Zuhörerschar der Jungen Union (...) begleitet, die (...) im weiteren Verlauf
die gegenüber dem Landesvorsitzenden kritischen Passagen mit starkem Beifall
(...begleitete...)."[276]
Jürgen Echternach gab in seiner Rede den
Beschluß der vorausgegangenen Sitzung des Landesvorstandes bekannt, "eine
Kommission zur Erarbeitung von Konsequenzen dieser Bürgerschaftswahl
einzusetzen, die sowohl personelle Veränderungen an der Spitze von Partei und
Fraktion als auch die Verbesserung der Arbeit und die Setzung neuer Akzente
umfassen"[277] sollte.
Nach Aussage des Landesgeschäftsführers Wulf Brocke wurde dieser Entschluß
bereits am Vorabend der Wahl, also am 1. Juni 1991, im Verlauf eines Gespräches
zwischen ihm und Jürgen Echternach gefaßt. Man sei damals zu der Erkenntnis
gelangt, so Brocke, daß die Partei "erstarrt" sei und etwas
"Neues" in Angriff genommen werden müsse. Von weitergehenden
Maßnahmen, wie etwa der Auflösung des Magdalenenkreises, sei zu jenem Zeitpunkt
jedoch noch keine Rede gewesen.[278]
Im Verlauf der Landesausschußsitzung
wurde eine sehr offene und kontroverse Diskussion geführt. Kritische Stimmen
richteten sich vor allem gegen die Person des Landesvorsitzenden, dessen
Rücktritt mehrfach gefordert wurde. Gleichzeitig gab es aber auch Beiträge, die
die Kritik zwar teilten, jedoch davor warnten, die Ursachen für die
Wahlniederlage einzig in der Person Echternachs zu suchen. Vor allem Dr. Martin
Willich stellte in diesem Zusammenhang, vornehmlich auch angesichts des
Kandidatenaufstellungsverfahrens, fest, "daß die Mehrheiten dazu von denen
geschaffen wurden, die sich heute dagegenstellen".[279]
In seinem abschließenden Redebeitrag
begrüßte Echternach die geführte Diskussion ausdrücklich. Er stellte dabei auch
fest, daß sich "die meisten Vorwürfe gegen ihn selbst als
Landesvorsitzenden gerichtet hätten, wobei er keine konkreten Gründe für einen
Rücktritt habe hören können. (... Er sei durchaus bereit ...), dieses Amt zur
Verfügung zu stellen, wenn es der Partei (diene, er sei aber nicht bereit ...),
sein Amt wegen des Wahlergebnisses zur Verfügung zu stellen."[280]
In einem Schreiben an die Mitglieder des
Landesausschusses vom 7. Juni 1991 erklärte er, daß er nicht noch einmal für
den Landesvorsitz der Hamburger CDU kandidieren werde.[281]
Zu Beginn der Beratungen der vom
Landesvorstand der CDU eingesetzten Reformkommission zur Neustrukturierung der
Partei[282] legte der
Landesvorsitzende und zugleich Vorsitzende der Kommission, Jürgen Echternach,
als Arbeitsgrundlage einen Katalog von Vorschlägen zur Verbesserung der
politischen Arbeit innerhalb der Union vor. Wesentliche Aspekte hierbei waren
die Befassung mit den Aufstiegsmöglichkeiten von Parteimitgliedern ohne Amt und
Mandat, die Kriterien bei der Auslese von Kandidaten für Parlamentsmandate und
Führungspositionen in der CDU, die Attraktivität der CDU für Jung- und
Wechselwähler, das Verhältnis der Partei zu den Medien sowie die Behandlung von
Vorschlägen der Parteibasis in den einzelnen Gremien. Nach der ersten Sitzung
sagte der Landesgeschäftsführer der CDU, Wulf Brocke, daß bei allen Mitgliedern
der Kommission sehr deutlich der Wille zu einer "sehr kritischen
Bestandsaufnahme ( ... und zu ... ) ernsthaften Reformmaß-nahmen"
erkennbar gewesen sei.
Auf der dann folgenden Sitzung im August
sollten Vorschläge zur Erneuerung der Partei formuliert werden, die Ende
September des Jahres auf einem Landesparteitag zur Diskussion gestellt und wenn
möglich verabschiedet werden sollten.
Kritische Stimmen zu diesem Weg der
Reformgestaltung waren sehr verbreitet und es wurden immer wieder Zweifel laut,
ob die eingeschlagene Richtung tatsächlich zu einer Stärkung der politischen
Schlagkraft der Partei und einer Steigerung von deren Attraktivität beitragen
könne.
Ein Kernpunkt dieser Kritik war, daß
Führungszirkel ohne Mandat (in Anspielung auf den "Magdalenenkreis")
die tatsächlichen Entscheidungen über die Arbeit der Partei fällten und daß vor
allem dies zu korrigieren sei, d.h., die Entscheidungen müßten wieder zurück in
die satzungsmäßigen Gremien verlagert und dann für die Öffentlichkeit
transparent gemacht werden. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage, ob
die CDU eines ihrer größten Defizite, die Vernachlässigung der kontroversen
politischen Sacharbeit zugunsten personalpolitischer Kungeleien, tatsächlich
mit dem Instrumentarium dieser Reformkommission zu lösen in der Lage sein
würde.
Kritische Äußerungen zur Frage eines
personellen Neubeginns kamen auch vom früheren Bundestagsabgeordneten Gerhard
Orgaß: "Da werden doch nur Mützen ausgetauscht und neuer Wein in alte
Schläuche gegossen." Die "alten Seilschaften" würden nach wie
vor arbeiten.[283]
Nachdem sich die kritischen Stimmen in
der CDU zu den Themen "Magdalenenkreis" und "Vorsitz der
Reformkommission" verstärkten, zog die Partei daraus entsprechende
Konsequenzen: Mitte August wurde die Auflösung des "berühmt-berüchtigten
´Magdalenenkreis´- Klüngels"[284]
bekanntgegeben. Zudem gab Echternach den Vorsitz der Reformkommission an seinen
designierten Nachfolger als Parteichef, Dirk Fischer, ab.
Ferner zeichneten sich auch erste
Ergebnisse der Reformüberlegungen ab: Es war geplant, allein für 1991 noch zwei
bis drei weitere Parteitage, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein
sollten, durchzuführen. Die Partei, so Dirk Fischer, dürfe nicht mehr
"hinter jedem Wechselwähler herjagen", sondern müsse Profil zeigen.
Auch die "Personal- und Talentförderung" innerhalb der Union sollte
verstärkt werden. Mandatsträgern, die keine Zeit für ihre Wähler hatten, sollte
es zukünftig sehr schwer gemacht werden, um in der CDU noch weiterzukommen.
Großgeschrieben werden sollten in Zukunft vor allem die Schlagworte
"Transparenz der internen Meinungs- und Willensbildungsprozesse" und
eine "größere Streitkultur".
Ein entsprechendes Papier, das unter
anderem auch den Begriff der "Glaubwürdigkeit" in den Mittelpunkt
stellte, wurde auf dem ersten der
insgesamt drei Reformparteitage der Hamburger Christdemokraten, am 14.
September, verabschiedet.[285]
Nachdem Hartmut Perschau als Minister
nach Sachsen-Anhalt ging, blieb für viele aus der CDU nur noch Dirk Fischer als
möglicher Kandidat für den Landesvorsitz übrig.
Über Äußerungen Blumenfelds zu seiner und
der Person Echternachs äußerte sich Fischer eher zurückhaltend: "Von einem
sofortigen Rücktritt des Herrn Echternach halte ich nichts. So kann man mit
einer verdienten Person des Führungspersonals der CDU nicht umgehen."[286]
Ferner sprach sich Fischer dafür aus, daß Echternach, wie angekündigt, bis zum
Ablauf seiner regulären Amtszeit sein Mandat wahrnehmen solle. Statt einer
"Holterdiepolter-Entscheidung" müsse die Frage der Nachfolge in den
nächsten Wochen in einer "offenen Diskussion innerhalb der Partei"
erörtert werden. Auf die Frage nach seiner eigenen Rolle in dieser Diskussion
meinte Fischer lediglich: "Mein Name ist mit im Topf."
Für Anfang August 1991 kündigte
Echternachs Stellvertreter Gespräche über Personal- und Sachfragen mit
führenden Hamburger Unionspolitikern an. Davon, so Fischer, hinge dann auch seine eigene Entscheidung
ab. Er strebe "nicht um jeden Preis" den Parteivorsitz an, und er sei
auch nicht "vom Ehrgeiz zerfressen".[287]
Fischer sprach sich dafür aus, "die Diskussion kollegial und
kooperativ" anzugehen. Er wolle "auch andere Persönlichkeiten in die
Pflicht genommen wissen." Seiner Ansicht nach müsse eine Kandidatur von
großem Konsens getragen sein, es sei zu klären, wer künftig im Landesvorstand
mitarbeite und CDU-intern sei möglichst sofort über die nächsten Wahlen und die
Frage von Spitzenkandidaturen zu sprechen.
Daß alles auf die Person von Fischer als
Echternach-Nachfolger hinauslief, zeigte sich daran, daß Fischer Nachfolger von
Jürgen Echternach als Vorsitzender der Reformkommission wurde. Deutlich wurde
dies auch auf dem Landesausschuß vom 14. September 1991, als erkennbar wurde,
daß Echternach aufgegeben hatte. Er hielt sich völlig aus der laufenden
Diskussion heraus, während sein Stellvertreter faktisch bereits als sein
Nachfolger fungierte. Während die früheren Sitzungen zumeist nach eineinhalb
Stunden beendet waren, dauerten die Diskussionen nun nahezu sieben Stunden -
ein erster Schritt zur Verwirklichung von Reformen schien gemacht.[288]
Die Reformkommission der Hamburger CDU
setzte sich aus 25 Mitgliedern zusammen und wurde vom Landesvorstand benannt.
Da die Zusammensetzung der Kommission für den weiteren Verlauf des Reformprozesses
und vor allem für die einzelnen Reformvorschläge relevant ist, werden die
Mitglieder und ihre jeweilige Funktion nachfolgend aufgeführt:[289]
Name |
Funktion |
Ilse
Baseler |
MdHB,
Landesvorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung |
Antje
Blumenthal |
MdHB,
Landesvorsitzende der Sozialausschüsse |
Günther
Boyer |
Kreisvorsitzender
Harburg |
Wulf
Brocke |
Landesgeschäftsführer |
Jürgen
Echternach |
MdB,
Landesvorsitzender |
Charlotte
Fera |
MdHB,
Landesvorsitzende der Senioren-Union |
Dirk
Fischer |
MdB,
stv. Landesvorsitzender, Kreisvorsitzender Nord |
Franz-G.
von Gaertner |
Landesvorsitzender
des Wirtschaftsrates der CDU |
Madeleine
Göhring |
MdHB,
Landesvorsitzende der Jungen Union |
Paul
Haarmeyer |
MdHB,
Landesvorsitzender der Mittelstandsvereinigung |
Dietrich
Hoth |
Landesvorsitzender
der Gesamtdeutschen Vereinigung |
Fridtjof
F. O. Kelber |
MdHB,
Kreisvorsitzender Bergedorf |
Rolf
Kruse |
MdHB,
Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion |
Joachim
Lampe |
Sitzungsleiter
des Landesausschusses |
Ralf
Mairose |
MdHB,
Kreisvorsitzender Alstertal |
Johannes
Mertens |
MdHB,
Kreisvorsitzender Eimsbüttel |
Hartmut
Perschau |
MdEP,
Bürgermeisterkandidat, stv. Landesvorsitzender |
Eleonore
Rudolph |
MdHB,
Landesvorsitzende der Frauen-Union |
Dr. Roland Salchow |
MdHB |
Karlheinz
Sanders |
MdHB,
Kreisvorsitzender Mitte |
Wulf
Schulemann |
Marketing-Experte |
Ingrid
Soehring |
stv.
Landesvorsitzende |
Peter
Tucholski |
MdHB,
Kreisvorsitzender Altona |
Dr.
Martin Willich |
MdHB,
Kreisvorsitzender Wandsbek |
Klaus
Martin Wolff |
Inhaber
Werbeagentur K. M. Wolff |
Diese Liste zeigt sehr deutlich, wie
begrenzt der Bereich war, aus dem sich die Kommissionsmitglieder rekrutierten -
es handelte sich um den engsten Führungszirkel der Hamburger CDU. Außer Wulf
Schulemann und Klaus Martin Wolff hatten alle entsprechende Parteiämter und -mandate inne. Angefangen bei der
Mitgliedschaft in der Hamburgischen Bürgerschaft, über den Vorsitz der
Kreisverbände bis hin zu den Vorsitzenden der Vereinigungen. Auffällig ist das
Fehlen von Vertretern der Basis sowie von unabhängigen Beratern und
Sachverständigen von außen - auch von den bekannten innerparteilichen Kritikern
ist niemand auf der Liste zu finden.
Eingesetzt wurde die Kommission vom
Parteivorstand, der auch zu einem wesentlichen Teil in diesem Gremium vertreten
war. Den Vorsitz übernahm Jürgen Echternach.
Führt man sich vor Augen, daß in der
laufenden Diskussion innerhalb der Hamburger CDU vor allem die Parteiführung
und der Parteichef wachsender Kritik ausgesetzt waren, so war das
Zustandekommen und die Zusammensetzung dieses Reformgremiums von vorneherein
ein Fehler, aus dem sich unweigerlich Konflikte ergeben mußten.
Es stellt sich dabei auch die Frage nach
der Reformfähigkeit und dem Reformwillen.
Es wird im Zusammenhang mit der weiteren
Entwicklung des Reformprozesses auch zu klären sein, wer die Initiatoren und
wer die Motoren der Reformen waren, also von welcher Seite die entsprechenden
Initiativen jeweils ausgingen.
Der Landesgeschäftsführer der Hamburger
CDU, Wulf Brocke, lud im Auftrag von Jürgen Echternach für den 14. Juni 1991
zur ersten Sitzung der Kommission ein. Inhalt der Zusammenkunft war die
Besprechung des weiteren Vorgehens im Hinblick auf "Reformen der Arbeit
der Partei auf allen Ebenen sowie der Fraktionen in der Bürgerschaft und den Bezirksversammlungen".[290]
Zu Beginn der Sitzung erklärte Echternach
als Ziel der Kommission, das Wahlergebnis aufzuarbeiten, um dadurch Resignation
zu verhindern und die "produktive Unruhe in eine Reform auf allen
Ebenen" umzusetzen. Am Ende dieses Prozesses sollte eine aus dieser Krise
gestärkte Hamburger CDU stehen.[291]
Den Vordergrund bildeten dabei die Antwort auf die Frage nach einer
mittelfristigen Ablösung der SPD von der Regierungsverantwortung sowie
Reaktionen auf die "dramatischen Veränderungen", etwa der Entfremdung
zwischen Bürgern und Parteien. Echternach ging bei seinen Vorstellungen sogar
soweit, daß die Hamburger CDU bei der Findung entsprechender Antworten
möglicherweise die Rolle eines Wegbereiters für die CDU Deutschlands einnehmen
könnte.
Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden
von den Anwesenden die unterschiedlichsten Forderungen erhoben und verschiedene
Kritikpunkte genannt. Zu den Forderungen gehörte vor allem die Verbesserung des
Erscheinungsbildes der Partei nach außen und nicht zuletzt jene nach einer
Beschäftigung mit dem inneren Zustand der CDU.[292]
Vor allem Wulf Schulemann, Hartmut
Perschau und Johannes Mertens äußerten sich dahingehend.[293]
Schulemann verwies auf die nach der Wahl aufgekommene Diskussion, die sich
nicht mit dem Wahlergebnis selbst, sondern mit den parteiinternen Strukturen
auseinandersetzte. Ein Erfolg der Arbeit der Reformkommission sei nur dann
gegeben, wenn Fragen man nach der Struktur und der Sachkompetenz kritisch
anspreche und man dann von einer inneren zu einer äußeren Wirkung komme - einer
Auffassung, der sich Perschau grundsätzlich anschloß. Eine ausschließliche
Wahlanalyse sei seiner Meinung nach nicht ausreichend. Er unterließ es auch
nicht, zwar ohne einzelne Namen zu nennen, dennoch unverkennbar auf die versammelte
Parteiführung abzielend, darauf hinzuweisen, daß er als eines der
wesentlichsten Probleme den Umstand sehe, daß sich die Verantwortlichen in der
Hamburger CDU durch ihre meist sehr lange Verweildauer in den jeweiligen Ämtern
nur schwer in der Lage seien, sich neuen Wegen zu öffnen. Er führte dabei einen
Vergleich mit der freien Wirtschaft an, in der auch nur diejenigen Firmen eine
Spitzenstellung einnehmen könnten, die flexibel zu Veränderungen bereit seien.
Vor allem das Image der Partei sei dabei von grundlegender Bedeutung, negative
Klischees müßten abgebaut werden.
Daß die Diskussionen sehr offen geführt
wurden, zeigte auch die Äußerung des Eimsbüttler Kreisvorsitzenden Mertens, der
sich ebenfalls den Ausführungen Schulemanns anschloß und gleichzeitig den
Magdalenenkreis in ungewohnt deutlicher Form angriff. Die Diskussion an der
Parteibasis zeige, so Mertens, daß man wieder dahin kommen müsse, daß alle
grundsätzlichen strukturellen, personellen und inhaltlichen Entscheidungen in
den dafür zuständigen Gremien getroffen würden. Eine Einrichtung wie den
Magdalenenkreis, der alle wichtigen Entscheidungen vorgebe, sei schädlich für
die Partei.
Auf die Äußerung von Mertens erklärte
Jürgen Echternach, „daß sich der Magdalenenkreis nie als ein
Selbstbedienungskreis verstanden habe, sondern aus einem Gesprächskreis der
Jungen Union herausgewachsen sei, der sich als offener Kreis verstehe und sich
zur Aufgabe gemacht habe, Integrationswirkungen zu erzielen und mehrheitsfähige
Entscheidungen, die durch die satzungsmäßigen Gremien zu treffen“seien, zu
finden.[294]
Neben der Forderung nach einer
Profilschärfung der CDU durch zentrale Sachthemen, genannt wurden u.a.
nichteheliche Lebensgemeinschaften, Medienpolitik und Wirtschaftspolitik sowie
eine entsprechenden Vermittlung von Sachkompetenz, war ein weiteres zentrales
Thema der Umgang mit der Presse bzw. die Berichterstattung der Medien über die
Hamburger CDU. Konkret festgemacht wurde die Diskussion dieses Themas an den
Kommentaren zum Wahlergebnis in der Presse sowie an einer möglichen
Veröffentlichung eines vorab bereits erarbeiteten 24-Fragen-Papiers der
Reformkommission.[295]
Übereinstimmend wurde die Berichterstattung in den Medien über die CDU und deren
Abschneiden bei der Wahl als nicht objektiv beurteilt. Dies wiederum führte zu
einer Diskussion über eine mögliche Weitergabe des vorgelegten Fragenkataloges
an die Medien, in deren Verlauf deutliche Differenzen über das weitere
Verhalten gegenüber der Presse sichtbar wurden. Während Echternach eine
Veröffentlichung des Papiers wollte, sprachen sich Ingrid Söhring und Antje
Blumenthal nachdrücklich dagegen aus. Schließlich einigte sich die Kommission
darauf, das Papier auf Anfrage von Journalisten zu veröffentlichen, die
Überschrift "Themen" durch die Bezeichnung "Anregungen" zu
ersetzen und jeweils darauf hinzuweisen, daß diese "Anregungen" nicht
als vollständig anzusehen seien, um den Eindruck bei der Presse zu vermeiden,
bei der Reformdebatte gehe es allzu "schlank zu". [296]
Gerade derartige Debatten zeigten, wie
"dünnhäutig" die Parteiführung gegenüber Maßnahmen war, die nach
außen auch nur den leisesten Verdacht einer "Kungelei" aufkommen
ließen. Es wurde alles vermieden, was im Zusammenhang mit den Reformen als eine
Vorgabe bzw. ein "Diktat von oben" ausgelegt werden konnte. So sollte
der Fragenkatalog auch nur eine Anregung für die zu führenden Diskussionen sein
und nicht etwa die fertige Vorlage der zu behandelnden Themen.
Abschließend wurde der Zeitplan für die
weitere Arbeit festgelegt. Beschlossen wurde, daß die Kommissionsmitglieder bis
zum 5. August 1991 zu den entsprechenden Fragen Stellung nehmen bzw. diese
ergänzen sollten. Eine ganztägige Sitzung wurde dann für den 17. August 1991
festgesetzt, eine weitere für den 31. August 1991.
Am 19. Juni 1991 schrieb der
Landesgeschäftsführer die Mitglieder des CDU Landesausschusses an und
verschickte gleichzeitig den Fragenkatalog mit der Bitte, ebenfalls
Stellungnahmen bzw. Anregungen dazu abzugeben.[297]
Betrachtet man den Verlauf der ersten
Sitzung der Reformkommission, so wird, unabhängig von den dort agierenden
Personen, deutlich, daß ein Wille zu Reformen vorhanden war und man sich nicht
mehr nur mit reinen Wahlanalysen zufrieden geben wollte. Die einzelnen Beiträge
zeigten, daß auch Selbstkritik geübt wurde, daß ein Großteil der Probleme der
Hamburger CDU auf innerparteiliche Ursachen zurückzuführen war und daß in
diesem Bereich entscheidende Veränderungen vorgenommen werden mußten. Die
Offenheit der Diskussion zeigte sich auch an der Kritik am Magdalenenkreis und
der vielfach jahrelangen Verweildauer einzelner Mandatsträger in ihren
Parteiämtern.
Ein weiterer Aspekt, der den Willen zu
Reformen erkennen ließ, war die für einen so umfassend angestrebten Prozeß sehr
eng gesteckte Terminierung. Zwar sollte nicht unter übermäßigem Zeitdruck
gearbeitet werden, dennoch wollte die Kommission der Gefahr einer
"Verschleppung" der angestrebten Reformen sichtbar entgegentreten.
Deutlich wurde auch, daß die Kommission
unter einem gewissen Reform-Druck stand: dem Wunsch nach Veränderungen seitens
der Basis. Die "Kommentare der Parteimitglieder" über das
Wahlergebnis haben "einen großen Mangel an Solidarität" erkennen
lassen und was die Basis nunmehr wolle, sei eine klare Verlagerung der
Entscheidungskompetenzen - weg vom Magdalenenkreis, hinein in die zuständigen
Gremien - so die Äußerungen einzelner Kommissionsmitglieder.[298]
All dies verdeutlichte, daß man die
erforderlichen Reformen auch seitens der Parteiführung durchführen wollte und
auch durchführen mußte, zumal die Kritik der Basis nach der verlorenen Wahl
wuchs und die Führung durch den Reformprozeß die "Flucht nach vorne"
antreten konnte.
Wie verunsichert die Parteiführung war,
zeigte sich nicht nur anhand der ungewohnt heftigen Kritik durch die
"einfachen" Mitglieder, sondern auch an der offenkundigen
Ratlosigkeit im Umgang mit der Presse, die sehr kritisch mit der Partei umging
und in deren Berichterstattung die CDU-Führung jegliches Maß an Objektivität
vermißte.
Zu Beginn der Sitzung am 17. August 1991
schlug Jürgen Echternach seinen Stellvertreter Dirk Fischer als
Diskussionsleiter und gleichzeitig auch als seinen Nachfolger als
Kommissionsvorsitzenden vor. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.[299]
Der Sitzung vorausgegangen waren heftige
Diskussionen und Vorwürfe seitens der Parteibasis über die Zusammensetzung und
den Vorsitz der Kommission. Es wurden Bedenken dahingehend erhoben, daß das
Gremium in seiner damaligen Form nicht die Gewähr für tatsächliche Reformen
biete. Viele störten sich vor allem an der Person Echternachs, der den für
viele abgewirtschafteten und verkrusteten Parteiapparat verkörperte und
gleichzeitig umfassende Reformen auf den Weg bringen sollte, mit anderen
Worten: er mußte sich und die durch ihn über Jahrzehnte geprägte Parteistruktur
quasi selbst reformieren - ein Unterfangen, das man ihm weder zutraute, noch
ihm den wirklichen Willen dazu abnahm.
Es stellte sich in diesem Zusammenhang
die Frage, was sich durch diesen Wechsel im Kommissionsvorsitz tatsächlich
geändert hatte und ob ein derartiger Schritt angesichts der danach vorliegenden
Konstellation überhaupt erforderlich war. Dirk Fischer war über Jahrzehnte
hinweg ein Weggefährte Jürgen Echternachs. Er war dessen Nachfolger als
Landesvorsitzender der Jungen Union Hamburgs, er war dessen Stellvertreter als
Landesvorsitzender der Hamburger CDU, er war Mitglied des Magdalenenkreises und
auch Echternachs Stellvertreter im Vorsitz der Reformkommission. Angesichts
dieser Parallelen im politischen Lebenslauf war es verständlich, daß viele
Zweifel daran hegten, daß Fischer die Arbeit in der Kommission besser erfüllen
würde als sein Vorgänger im Amt. Im Umkehrschluß mußte ebenso bezweifelt
werden, daß Jürgen Echternach die weitere Arbeit schlechter bzw. weniger
effektiv gemacht hätte als Fischer. Dieser Personalwechsel konnte daher nur als
optische Korrektur bezeichnet werden.
Fischer regte zur Unterstützung der
weiteren Arbeit der Kommission die Bildung von Unterkommissionen an, in deren
Arbeit Mitarbeiter mit spezifischen Sachkenntnissen einbezogen werden sollten.
Was eine Veröffentlichung der
eingegangenen Stellungnahmen sowie jener der Reformkommission betraf, wurde
nach ausführlicher Diskussion beschlossen, "keine Geheimniskrämerei zu
veranstalten", eine Veröffentlichung jedoch von der vorherigen Zustimmung
des jeweiligen Verfassers abhängig zu machen.[300]
Offenheit nach innen und außen stand auch
als erster Punkt auf dem Beratungspapier der Kommission. Beschlossen wurde eine
zwölf Punkte umfassende Liste mit den zu behandelnden Themenschwerpunkten:[301]
(1) Neuer Stil nach innen und außen
(2) Mitglieder
(3) Personal und Talentförderung
(4)Gremien, Organisation (dazu gehörten die
Bereiche Koordinierung, Landesausschuß, Landesvorstand, Arbeitskreise, Orts-
und Kreisverbände, Vereinigungen, Landesgeschäftsstelle und hauptamtliches
Personal, neue Veranstaltungsformen, neue Gremien und Einrichtungen, Vorfeld
der Partei sowie Bürgerschaftsfraktion und Bezirksfraktionen)
(5) Themen, inhaltliche Arbeit,
Fachkompetenz
(6) Zielgruppen
(7) Interne Information und Kommunikation
(8) Medien und externe Information
(9) Vorparlamentarischer Raum und
Bürgerinformation
(10) Wahlkampf
(11) Finanzausstattung der Partei
(12) Satzung
Bereits anhand dieser Liste wird
deutlich, daß die Parteiführung darum bemüht war, die Reformdiskussion
tatsächlich umfassend und auf allen Ebenen zu führen. Kein wirklich relevanter
Bereich wurde ausgeklammert.
Schließlich wurde die weitere
Terminierung des Reformverlaufes abgesteckt. Als Sitzungstermine für die
Kommission legten die Mitglieder den 31. August, den 23. September sowie den
28. September fest. Sitzungen des Landesausschusses sollten am 14. September und
am 21. Oktober 1991 stattfinden.[302]
Die entsprechenden Ergebnisse der
Beratungen zu den einzelnen Themenbereichen sollten jeweils in einem Papier
ausgefertigt und dem Landesausschuß zur Beschlußfassung vorgelegt werden.
Auf den dann folgenden weiteren Sitzungen
der Reformkommission[303]
wurde jeweils ein Bereich aus den genannten Einzelthemen behandelt, die weitere
Terminierung festgelegt und die entsprechenden Papiere zur Abstimmung im
Landesausschuß verabschiedet.
Mit der Vorformulierung der
"Anregungen für die Reformkommission"[304],
einem 24 Punkte umfassenden Fragenkatalog, durch die Landesgeschäftsstelle
wurde die Richtung, die der Reformprozeß nehmen sollte, bereits in wesentlichen
Teilen vorgegeben.
Betrachtet man die in Teil B dieser
Arbeit aufgezeigte Entwicklung der Hamburger CDU sowie deren inneren Zustand
und die Stimmung unter den Mitgliedern zum Zeitpunkt unmittelbar nach der
Bürgerschaftswahl 1991, so mußten zwei zentrale Bereiche den Mittelpunkt der
Reformüberlegungen bilden:
• Fragen, die den Bereich der Mitglieder,
deren Einbeziehung bei der Politikformulierung, deren Chancen innerhalb der Partei
und das Verhältnis von Parteiführung und Parteimitgliedern umfassten sowie
• Fragen nach der Modernisierung und somit
einer allgemeinen, von den Mitgliedern und den von ihnen gewählten Gremien
getragenen Effizienzsteigerung der CDU und deren Darstellung und Handeln nach
außen.
Beiden Themenkomplexen wird in dem
Fragenkatalog Rechnung getragen. Fragen nach der Motivation, den Chancen und
der Information der Mitglieder (2., 11.), der Kommunikation zwischen
Mitgliedern und Führungsgremien (2., 4., 7., 8., 16., 17., 18, 23.) wurde
ebenso ein breiter Stellenwert eingeräumt wie dem Bereich "Modernisierung
und Effizienzsteigerung" (3., 5., 6., 7., 9., 15., 16., 18., 19., 22.).
Nach der Billigung des Fragenkataloges
durch die Reformkommission am 14. Juni 1991 wurde dieser von der
Landesgeschäftsstelle am 19. Juni 1991 an die Mitglieder des Landesausschusses
der Hamburger CDU verschickt, mit der Aufforderung, "bis zum 05. August zu
den aufgeworfenen Fragen Stellung zu nehmen und sie gegebenenfalls zu ergänzen."[305]
Interessant ist dabei, daß zusammen mit
den Fragen ein achtseitiges Papier von Dr. Martin Müller, Mitglied der
CDU-Bürgerschaftsfraktion, mit dem Titel "Thesen und Vorschläge zur Arbeit
der CDU in der 14. Wahlperiode"[306]
verschickt wurde, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, wie konfliktreich
das Verhältnis zwischen ihm und Jürgen Echternach, zumindest über Jahre hinweg,
war.
Entsprechend den im Archiv des
CDU-Landesverbandes vorhandenen Unterlagen gingen in der Landesgeschäftsstelle
47 mehr oder weniger umfangreiche Stellungnahmen zur Parteireform ein.[307]
Statistisch betrachtet, lassen sich diese
in fünf Gruppen einteilen:
• Neun
Papiere gingen von den Vereinigungen der CDU (CDA, JU, MIT, FU, SU) ein;
• weitere zehn Papiere kamen von den CDU-Kreisverbänden (Altona, Harburg,
Eimsbüttel, Mitte, Nord, Wandsbek);
• fünf
Papiere kamen aus CDU-Ortsverbänden bzw. aus Arbeitskreisen oder von
Arbeitskreisvorsitzenden;
• sechs
Stellungnahmen stammten von Einzelpersonen, die jedoch ebenfalls der
Reformkommission angehörten;
• sechzehn
Stellungnahmen schließlich kamen von Einzelpersonen, die nicht Mitglieder der
Kommission waren.[308]
Ferner läßt sich feststellen, daß von
diesen 46 Arbeitspapieren insgesamt 25 direkt oder indirekt aus dem Kreis der
Mitglieder der Reformkommission selbst stammten, d.h. die betreffenden Personen
reichten diese unter ihrem eigenen Namen oder im Namen des Gremiums, dessen
Vorsitz sie innehatten, ein. Dies wiederum bedeutet, daß - nimmt man die drei
Papiere von CDU-Ortsverbänden bzw. Arbeitskreisen noch heraus - lediglich 18
Vorlagen aus dem Bereich der "einfachen" Parteimitglieder kamen, eine
Entwicklung, die, zumindest unter diesem Aspekt, zeigt, daß der Reformprozeß
vor allem vom Kreis der Kommissionsmitglieder geprägt wurde und sich die Basis
mit eigenen Anregungen kaum beteiligte. Es stellt sich dabei die Frage, ob die
Mitglieder an einer umfassenden Reform überhaupt interessiert waren und ob die
Einbindung der Parteielite und des Landesausschusses ausreichend war, um die
Reformdiskussion auch bis zur Basis vordringen zu lassen.
Um die weitere Untersuchung der
Reformvorschläge zu systematisieren und diese übersichtlicher darzustellen,
wurden die Unterlagen entsprechend den genannten fünf Gruppen zusammengefaßt.
Die CDU-Landesgeschäftsstelle hingegen teilte für die Arbeit der
Reformkommission die eingehenden Vorschläge nach Themengruppen auf, was für die
Erstellung eines Gesamtpapieres sicherlich der richtige Weg war. Für den
Verlauf dieser Arbeit und für die Beurteilung des Reformprozesses ist es
erforderlich, nicht nur die Vorschläge selbst, sondern diese vor allem im
Zusammenhang mit deren jeweiligem Verfasser zu bewerten und zu sehen, was sich
davon in welcher Form im Abschlußpapier wiederfindet und welche
Reformvorschläge von wem stammten.
Zunächst soll anhand einer inhaltlichen
Darstellung der Einzelpapiere deren jeweilige Intention beschrieben und
abschließend in einer Gesamtbetrachtung deren Wirkung und Bezug, sowohl
inhaltlich, wie auch im Hinblick auf die einzelnen Gruppen, hinsichtlich der
angestrebten Parteireform hinterfragt werden.
Da die verschiedenen Vorschläge sowohl
inhaltlich wie auch in ihrer Intetion vielfach Paralellen aufweisen und um
ferner abschließend ein Gesamtbild über die Vorlagen zu erhalten, erfolgt an
dieser Stelle vorab eine Darstellung der einzelnen Papiere, an die sich am Ende
eine Gesamtbewertung anschließt. Auf eine Einzelbewertung der Vorschläge wird
aus den genannten Gründen verzichtet.
Die CDA setzt sich in ihrem Beitrag für
die Reformkommission[309]
sehr kritisch mit ihrem Verhältnis zur CDU auseinander. Der Partei wird
vorgeworfen, noch immer keine
gemeinsame (aber dennoch konkurrierende) Parteiarbeit zwischen beiden
Organisationen zu. Mitgliederzuwächse würden lediglich der CDU zugute kommen,
nicht aber den Vereinigungen. Vor allem würden erhebliche Defizite der Union im
Arbeitnehmerbereich bestehen, die auch eine Ursache für das schlechte Wahlergebnis
waren. Gefordert wird eine bessere Abstimmung und Information untereinander,
eine frühzeitige Diskussion des Wahlprogrammes, möglicherweise die Einrichtung
einer Jobbörse für Arbeitslose in der CDU und vor allem eine deutliche
Verbesserung und Aktualisierung der Pressearbeit.
Gefaßt wurden diese Beschlüsse auf einer
Klausurtagung der CDA am 3. August 1991. Vorsitzende der CDA war Antje
Blumenthal, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und Mitglied der
Reformkommission.
Seitens des Vorstandes der SU, deren
Vorsitzende Charlotte Fera, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und
ebenfalls Mitglied der Reformkommission, war,
wurden zwei Papiere in die Diskussion eingebracht,[310]
die in entsprechenden Sondersitzungen verabschiedet wurden.
Darin wird festgestellt, daß sich die CDU
bereits mehrfach in einer derartigen Krise befand, daß jedesmal entsprechende
Diskussionen begonnen wurden, aber letztendlich alles beim alten blieb. Den
vorgegebenen Fragenkatalog befindet das Gremium als überwiegend inakzeptabel.
Unverholener Kritik müssen sich generell die Mandatsträger der Hamburger CDU
unterziehen. Es wird der Vorwurf erhoben, daß sich in der Parteibasis und auch
in der Öffentlichkeit der Eindruck verstärkt hat, "daß die Mandatsträger teilweise
opportunistisch handeln, um ihre Karriere nicht zu gefährden." Vielen
Mandatsträgern und "einfachen" Mitgliedern würde es zudem an
Einsatzfreude fehlen. Ferner mangelt es oftmals an Pflichterfüllung der
Mandatsträger und es fehlt an Aufstiegsmöglichkeiten für aktive Mitglieder.
Gefordert werden vor allem Mut zu
unpopulären Entscheidungen, eine bessere und offensivere Darstellung der Partei
nach außen, die Zurückstellung "persönlicher Profilierungssucht"
sowie Sachkompetenz in den zu vertretenden Themen, vor allem auch bei den
jeweils aktuellen Themen. In einem gesonderten Antrag fordert die Senioren
Union zudem den Verzicht der CDU auf Straßenstellschilder im Wahlkampf -
unabhängig vom Verhalten anderer Parteien.
Die Landesvorsitzende der Jungen Union
Hamburg, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und gleichfalls Mitglied der
Reformkommission, Madeleine Göhring, reichte ein sehr umfassendes Papier für
die Arbeit der Reformkommission ein,[311]
das dem auf zwölf Seiten sehr dezidiert auf die Situation der Hamburger CDU
sowie auf die aktuelle und künftige Rolle der JU eingeht. Während sich die
Wahl- und Situationsanalyse über acht Seiten erstreckt, nehmen sich die
Anregungen für Reformen mit zwei Seiten sehr bescheiden aus.
Angekündigt wird im Anschreiben eine
Podiumsdiskussion der JU zum Thema Reformen, die dann am 7. September 1991
stattfand. An diesem Termin fand schließlich ein Landestag der JU statt, auf
dem ein Antragspapier für den am 28. September 1991 geplanten CDU-Parteitag verabschiedet
wurde, dessen Inhalt von den Mitgliedern in den vorangegangenen Wochen in
Arbeitsgruppen erstellt wurde.[312]
Da dieses im wesentlichen inhaltlich mit der Ausarbeitung von Madeleine Göhring
übereinstimmt, wird der Untersuchung der Position der JU im folgenden das
Papier vom 7. September zugrunde gelegt.
Wie bereits unmittelbar nach der
verlorenen Bürgerschaftswahl, so spart die Nachwuchsorganisation auch in ihrem
Antragspapier nicht mit Kritik an der Mutterpartei. Bereits im Vorwort wird
deutlich, wie sich die JU die CDU vorstellt: als "endlich wahrheitsfähig
und selbstverständlich streitbar" - eine "Vision", deren
Umsetzung als einzige Chance für die Zukunft der Partei angesehen wird.
Das Papier ist in sechs Teile
untergliedert:
• (A) Situationsbeschreibung
• (B) Neue Themen für eine moderne
Unionspolitik in der Großstadt
• (C) Verbesserung des Erscheinungsbildes
• (D) Verbesserung der Organisation
• (E) Verjüngung und Nachwuchsförderung
• (F) Demokratisierung der Partei
Der erste Teil befaßt sich mit[313]
• der
Ausgangslage nach der verlorenen Bürgerschaftswahl und dabei vornehmlich
mit der Analyse der Wahl im Hinblick auf Verschiebungen bei den CDU-Wählern
sowie die Kandidatenaufstellung und das Kandidatenalter bei der Union;
• der
Rolle der JU im Reformprozeß. Die Nachwuchsorganisation versteht sich dabei
vor allem als "Motor der Erneuerung" der Union und moniert in diesem
Zusammenhang die Vernachlässigung der Vereinigungen, die auch dazu beigetragen
habe, daß der erforderliche Kontakt zum vorpolitischen Raum nicht zustande
gekommen sei; und
• den
Arbeitsdefiziten der CDU. Zu diesem Bereich gehört vor allem eine Vernachlässigung der Gremienarbeit
in den Ortsverbänden (unattraktive, langweilige und altbackene
Veranstaltungen), im Landesvorstand (zu schwache Stellung, wichtige
Entscheidungen fallen bereits vorab in informellen Kreisen) sowie im
Landesausschuß (wird nicht als Diskussionsforum genutzt; eine feste
Funktionsträgerschicht läßt ein Gefühl der Ohnmacht zu), Mängel bei der Mandatsträgerauswahl (fehlender Wettbewerb;
Fachkompetenz, Einsatzbereitschaft und Leistung spielen im Gegensatz zu
personalpolitischer Verbundenheit nur eine untergeordnete Rolle), inhaltliche Mängel (zukunftsweisende
inhaltliche Positionen fehlen, Themenmangel), Mängel in der Darstellung (altbacken, wenig attraktiv) und
schließlich mangelnde Glaubwürdigkeit in
wichtigen Politikbereichen (teilweise fehlende Umsetzung von
Wahlkampfthemen in der politischen Alltagsarbeit, verkrustete
Herrschaftsstrukturen in der Hamburger CDU lassen wenig Vertauen auf eine
tatsächliche Bekämpfung des "Behördenfilzes" aufkommen).
Weiter befaßt sich das JU-Papier mit der
künftigen Themenauswahl der
Hamburger CDU. Aufgezeigt werden die Bereiche, in denen die Union traditionell
einen Kompetenzvorsprung (u.a. innere Sicherheit, Wirtschaftspolitik) genießt,
den man nutzen muß. Gleichzeitig soll der bei vielen Themen bestehende
Kompetenzmangel (etwa in der Sozial-, Jugend-, Frauen und Umweltpolitik) durch
verstärkte inhaltliche Diskussionen abgebaut werden. Besonders wichtig ist
dabei eine konsequente, kompetente und dauerhafte Vertretung neuer, auch
bislang tabuisierter, Themen nach innen und außen.[314]
Deutlich verbesserungswürdig ist das Erscheinungsbild der Partei. Die JU
fordert daher eine verstärkte Pressearbeit auf allen Ebenen der Partei, die
wiederum eng mit der inhaltlichen Arbeit verbunden sein muß. Eine schlechte
inhaltliche Arbeit schließe eine gute Pressearbeit von vornherein aus.[315]
Der Kontakt zu den Medien muß deutlich
intensiviert werden. Die Information der Mitglieder ist zu verbessern und es
gilt vor allem, die Öffentlichkeitsarbeit der CDU zu aktualisieren und zu
modernisieren. Dabei soll der vorpolitische Raum stärkere Beachtung finden. Es
sind neue Veranstaltungsformen zu nutzen und die Darstellung der Union nach
außen muß lebendiger, professioneller und frischer werden.
Für den Bereich einer Verbesserung der Organisation sieht das
Reform-Papier vor allem die Landesgeschäftsstelle gefordert, die sich von einem
nüchternen "Verwaltungsstützpunkt" zu einem
"Service-Center" wandeln und dessen Hauptaufgabe die Versorgung
Interessierter mit Informationen über die Gesamtheit der Hamburger CDU sein
muß.[316]
Die entscheidende Herausforderung an die
Partei ist nach Ansicht der JU die Verjüngung
und Nachwuchsförderung, die es nachhaltig zu forcieren gelte. Hierbei muß
die Form der Mitgliederwerbung ebenso geändert werden wie die Zusammenstellung
der Kandidatenlisten.[317]
Weiterhin fordert die JU eine umfassende Demokratisierung der Partei. Wiederholt
verweist das Papier auf das „Netz von Gesprächs- und Freundeskreisen“, das
neben den satzungsmäßigen Gremien besteht.[318]
Das Ergebnis dieser Entwicklung sind „vielfältige Abhängigkeiten und
Einflußmöglichkeiten sowie Personalidentitäten“. „Beschlüsse und Zielvorgaben
aus diesen informellen Kreisen“ haben dann das Handeln der Partei bestimmt. Die
Junge Union fordert Satzungsänderungen, deren Ziele „die Transmission von
parteifremden Vorgaben in die Partei hinein“ verhindern und „die Zusammensetzung
der Parteiorgane demokratischer“ organisieren „und ihre Handlungen
transparenter“ machen.[319]
Ferner werden die Forderungen nach
Schaffung von Wahlkreisen für Hamburg sowie nach einem Rechenschaftsbericht der
CDU-Bürgerschaftsabgeordneten am Ende einer Legislaturperiode erhoben.
Seitens der Hamburger
Mittelstandsvereinigung der CDU wurden der Kommission zwei Arbeitspapiere
zugeleitet, beides zusammenfassende Darstellungen von Mitgliedern der
Vereinigung.
Die erste Vorlage stammt von Paul
Haarmeyer, dem Vorsitzenden der MIT, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
und ebenso der Reformkommission. Haarmeyer verschickte nach eigenen Angaben den
der Kommission vorgelegten Fragenkatalog mit einem entsprechenden Anschreiben
an "eine große Zahl von Angehörigen"[320]
der MIT. Die daraufhin eingegangenen mündlichen und schriftlichen
Stellungnahmen faßte er als Grundlage für das Reformpapier seiner Vereinigung
zusammen.
Als größte Defizite werden darin die
fehlende Transparenz und Offenheit sowie die mangelnde Einbeziehung der
Mitglieder in die Entscheidungsprozesse angesehen (Stichwort
"Freundeskreise"). Ferner ein festgestellter Mangel an effizienter
Außendarstellung der Partei, aufgrund schlechter Pressearbeit, fehlendem
medienwirksamem Auftreten der Mandatsträger und unklaren politischen Aussagen.
Die Arbeit der MIT selbst wird als sehr
positiv verstanden - nicht jedoch das Zusammenwirken von Vereinigung und
Partei.
Haarmeyer faßte dieses Meinungsbild unter
den Mitgliedern in zehn "Gedanken" zusammen und fügte daran die
Konsequenzen an, die seiner Meinung nach daraus zu ziehen sind.[321]
Dazu gehört eine Verjüngung bei den
Mandatsträgern, die Anwendung moderner Managementmethoden in der Parteiführung
(ähnlich einer Unternehmensführung), die Stärkung des Stellenwertes der
Vereinigungen (eine bessere Zusammenarbeit von Partei und Vereinigung, die
stärkere Berücksichtigung bei der Aufteilung von Delegiertenplätzen), die
Verbesserung der Organisationsvoraussetzungen für die Vereinigungen (die Forderung nach einem wissenschaftlichen
Mitarbeiter, die Inanspruchnahme der Partei-Pressestelle, die Ermöglichung von
Weiterbildung, ständige Konsultationen mit der Parteiführung), die Verbesserung
der Außendarstellung der CDU (durch neue Veranstaltungsformen und die Beratung
durch Medienfachleute) sowie die Einrichtung eines Beschwerdentelefones.
Deutlich kritischer sind die Ausführungen
der zweiten Gruppe von Mitgliedern der Mittelstandsvereinigung, die unter
Federführung von Heinrich Otto Leopold auf Grundlage der Auswertung einer
Briefaktion zustande kam.[322]
Bereits in den Vorbemerkungen wird die
Arbeit der Reformkommission und der Parteiführung scharf kritisiert. Angesichts
des (zu langen) Fragebogens wird die Befürchtung geäußert, daß durch die
Formulierung der Fragen bereits die gewünschten Antworten suggeriert werden
sollen und daß, wie schon früher bei ähnlichen Unterfangen, alle eingegangenen
Vorschläge wieder "abgeblockt" werden.[323]
Auch die Zusammensetzung der Kommission
wird kritisiert, vor allem der Umstand, daß erneut wieder nur die
"etablierten" Mandatsträger über die Reformen befinden - "Neue
Ideen sind nur mit neuen Köpfen zu verwirklichen." Daraus resultierend
besteht die Gefahr, daß der Eindruck entsteht, daß man doch nichts ändern kann.
Ferner wird dem Landesvorsitzenden
Echternach eine "miese Personalpolitik" vorgeworfen. Die Hamburger
CDU wird in ihrem Erscheinungsbild als undemokratisch, "alt und
konservativ" bezeichnet.
Im Anschluß an die Vorbemerkungen wird in
Stichpunkten auf nahezu neun Seiten sehr ausführlich das Meinungsbild der antwortenden Mitglieder der
Hamburger Mittelstandsvereinigung dargestellt. Nachfolgend werden die zentralen
Kritikpunkte und Anregungen zusammengefaßt dargestellt, um dadurch die
Grundstimmung innerhalb der MIT bezüglich des Reformprozesses zu verdeutlichen.[324]
• Parteibasis/Mitglieder:
fehlende Basisarbeit;
aktive Mitglieder
werden nicht gewünscht;
bessere Information
(etwa durch regelmäßige Rundschreiben oder kurze und prägnante Informationsbroschüren);
Förderung des
Jungwählerpotentials (vor allem durch die JU);
Verstärkung der
Kontakte zu Vereinen und Verbänden;
Verstärkung der
Frauenförderung;
• Parteiführung/Mandatsträger:
schlechte
Repräsentation durch die Mandats- und Funktionsträger;
der Wille zur
Machtübernahme wird nicht konsequent genug vertreten;
fehlendes Charisma
des Landesvorsitzenden (dadurch auch keine Motivation der Mitglieder);
durch
"Kungelei" wird das "einfache" Mitglied demotiviert;
neue Ideen "werden
durch zu lange Platzhalter blockiert";
Mandatsträger wollen
ihr "Herrschaftswissen" behalten (Stichwort
"Magdalenen-kreis");
die Auslese von
Mandatsträgern soll nach dem Leistungsprinzip und nicht nach dem Gusto des
Parteichefs erfolgen;
weniger "Filz"
innerhalb der Partei;
die Verhinderung von
Ämterhäufungen;
• Partei/Parteiarbeit:
die Parteiarbeit ist
zu wenig transparent und begreifbar;
der Mittelstand wird
benachteiligt;
die CDU ist zu
diskussionsfeindlich (Förderung und Zulassung kontroverser interner
Diskussionen);
parteifremde
Fachleute müssen eingebunden werden;
es mangelt an
"Querdenkern";
die Vereinigungen
haben eine zu geringe Außenwirkung;
das Verhältnis zu den
Medien ist zu überdenken (bessere Außendarstellung);
bei der Sachthemenwahl:
bessere Abgrenzung zur SPD, klare Position beziehen, eigene Kompetenzbereiche
stärker herausstellen, andere Bereiche mitaufnehmen;
Von der Frauen-Union der Hamburger CDU
wurden der Reformkommission ebenfalls zwei Papiere zugeleitet.
Die Vorsitzende der FU, Eleonore Rudolph,
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft sowie der Reformkommission, verweist in
ihrem Schreiben[325]
auf ähnliche Reformbestrebungen in der Vergangenheit, im Verlauf derer nach
einer verlorenen Bürgerschaftswahl ebenfalls entsprechende Papiere erstellt,
jedoch nie umgesetzt wurden - dies scheiterte an der damaligen
"personalpolitischen Konstellation" innerhalb der CDU.[326]
Die Forderungen von Frau Rudolph beziehen
sich ausschließlich auf die Position der Frauen bzw. der Frauen-Union innerhalb
der CDU. Verwiesen wird auf die Defizite der Partei in diesem Bereich, vor
allem auf den fehlenden Willen, entsprechende Beschlüsse - seien es auf Bundes-
oder Landesebene gefaßte - in Hamburg auch umzusetzen. Von einer Parteireform
wird gefordert, daß dadurch dann auch "die Frauenfrage als politische
Aufgabe der Gesamtpartei" anerkannt wird, daß frauenbezogene
"Strukturen in allen Bereichen der Partei" geschaffen werden, eine
"neue inhaltliche, am Wertewandel orientierte Diskussion" eingeleitet
wird und bezüglich dieser Thematik dann auch eine breitere
"Öffentlichkeits- und Kontaktarbeit" geleistet wird.[327]
Bereits im Juni 1991 tagte der Vorstand
der FU unter Leitung der stellvertretenden Vorsitzenden Ursula Dau im Verlauf
derer eine Reihe von Argumenten gesammelt und schließlich an die
Reformkommission weitergeleitet wurden.[328]
Dieses Papier befaßt sich im Gegensatz zu jenem von Frau Rudolph sowohl mit
einer generellen Parteireform als auch mit speziellen Änderungsvorstellungen
bezüglich des Bereiches der Frauenpolitik.
Für eine grundsätzliche Reform der
Hamburer CDU werden folgende Forderungen erhoben:
• die CDU muß offener werden (Kritik muß
erwünscht, kontroverse inhaltliche Sachdiskussionen müssen gefördert werden);
• die Mitglieder müssen stärker einbezogen
werden (Förderung des Gedankenaustausches zwischen Mandatsträgern und Basis,
Personalentscheidungen aus Sachgesichtspunkten);
• die Außendarstellung der Union muß
verbessert werden;
Im Hinblick auf die Frauenpolitik der
Hamburger CDU enthält das Thesenpapier die Kritik, daß das schlechte
Wahlergebnis bei der Bürgerschaftswahl auch auf eine verfehlte Frauenpolitik
der Partei zurückgeführt werden muß. Daraus resultieren für die FU vor allem
zwei zentrale Forderungen:
• die Einführung einer Frauen-Quote von 30%
sowie
• die Zur-Verfügung-Stellung von deutlich
höheren finanziellen Mitteln für die Frauenpolitik (für Personal,
Veranstaltungen ... etc.).
Der Kreisverband Hamburg-Nord legte der
Reformkommission eine Beschluß des Kreisausschusses als Arbeitspapier vor.[329]
Wie bereits erwähnt, sollten die Vorschläge bis zum 5. August 1991 in der
Landesgeschäftsstelle eingegangen sein. Von der zuständigen Kreisgeschäftsstelle
wurden die Vorschläge mit Datum vom 6. November 1991 an den Vorsitzenden der
Reformkommission, Dirk Fischer, gleichzeitig auch Vorsitzender des
Kreisverbandes Nord, weitergeleitet.
Zum Bereich "Themen" wird die
Forderung nach einer aktiven "Bearbeitung von kommunal- und
landespolitischen Projekten durch Mitgliederbasis als Zutrag für die
parlamentarische Weiterbearbeitung", mit einem "Feedback an die
Mitglieder über die Weiterentwicklung der Anliegen im Ortsausschuß, BV (Bezirksversammlung,
d. Verf.) oder Bürgerschaft" gefordert sowie ein analoges "Verfahren
bei Basisinitiativen, welche in Kreis- und Landesausschuß behandelt
werden."[330]
Angestrebt wird weiterhin eine
Schwerpunktsetzung auf kommunale Themen, Themen mit Grundwertcharakter (bspw. §
218) sowie die Formulierung einer begrenzten Zahl öffentlichkeitswirksamer
Leitthemen.
In einem Zusatzantrag über die
"Grundsatzfragen der Politik" wird ferner eine massive
"öffentliche Aufklärung der deutschfeindlichen SPD-Politik" sowie eine "posthume Auseinandersetzung
mit dem Sozialismus als Irrlehre"[331]
verlangt.
Kritisiert wird die Verlagerung
inhaltlicher Politikformulierung weg von der Partei und hin zur
Bürgerschaftsfraktion.
Der Kreisverband spricht sich für eine
verstärkte Diskussionsverlagerung auf die Kreis- und Ortsverbandsebene sowie
deren verstärktes Engagement nach außen aus - sowohl bezogen auf Kontakte mit
Vereinen, Verbänden etc. (vorpolitischer Raum) wie auch hinsichtlich möglicher
Kontakte zur Presse.
Als wünschenswert gilt auch die bessere
Einbindung der Vereinigungen mit deren spezifischem Sachwissen und eine
ausgeglichenere Aufgabenverteilung, weg von den vielfach überlasteten
Mandatsträgern hin zu "der breiten Mitgliedschaft".[332]
Durch den Kreisverband Altona/Elbvororte
wurde ein Papier des Kreisvorsitzenden Peter Tucholski eingebracht, in dem
dieser seine "Vorschläge und Gedanken" zur Situation und Reform der
Hamburger CDU darlegt.[333]
Der Vorwurf Tucholskis ist vor allem an
die Parteiführung gerichtet, die den Landesverband in den vergangenen Jahren
zentralistisch führte. Er bezieht diese Kritik auf alle Bereiche der Partei,
sowohl den inhaltlichen, personellen wie auch organisatorischen und fordert
gleichzeitig eine Dezentralisierung, eine Verlagerung von Verantwortlichkeiten
auf die Kreis- und Ortsverbandsebene, besonders im Hinblick auf die
Kandidatenaufstellung, die Mitgliederverwaltung und Spendenaquirierung, bei der
hauptsächlich die Kreisverbände ein erhebliches Mitspracherecht erhalten
sollten.
Auch sieht er die Arbeit des
Landesvorstandes "durch Furcht vor Indiskretionen und
Presseveröffentlichungen behindert"[334]
und dessen Funktion als "Führungs- und Diskussionsgremium" infrage
gestellt. "Die Arbeit im Landesvorstand ist so wichtig, daß sie auf jeden
Fall den Vorrang vor Sicherheitsmaßnahmen hat. Die Pressebegleitung politischer
Arbeit gehört heute zu einer funktionierenden Demokratie. Wenn auch
Indiskretionen z. T. unangenehm sind, darf das nicht dazu führen, daß die
politische Arbeit auf andere Gremien in Form eines Geheimbundes verlagert
wird."
Tucholski fordert in seinem Arbeitspapier
eine Öffnung der Parteitage gegenüber Mitgliedern und Bürgern sowie die
Dezentralisierung des Kandidatenaufstellungs-verfahrens für die Bürgerschaft.
Die vom Kreisverband Harburg eingebrachte
Vorlage[335] für die
Reformkommission bezieht sich auf den vorab ausgearbeiteten Fragenkatalog der
Landesgeschäftsstelle. Gemäß dem entsprechenden Schreiben wurden die Fragen vom
damaligen Kreisvorsitzenden Günther Boyer beantwortet.
Die Ansprüche Boyers an eine Parteireform
lassen sich in einigen zentralen Aspekten zusammenfassen.
Gefordert wird vor allem mehr Bürgernähe,
bessere Mitgestaltungsmöglichkeiten sowie eine Einbeziehung der Mitglieder (vor
allem über die Ortsverbände), eine Modernisierung der Parteiarbeit, eine
Verbesserung der Kontakte zu den Medien, die Effektivierung der Arbeit der
Vereinigungen, die Einschränkung des Proporzgedankens im Hinblick auf die Gewinnung
von mehr Sachkompetenz, eine Verstärkung der Diskussionsmöglichkeiten auf allen
Ebenen, der Ausbau des Frauenanteils unter quantitativen und qualitativen
Gesichtspunkten sowie eine bessere Information aus der Partei heraus.
Ein sehr ausführliches Papier wurde durch
die Strategiekommission des Kreisverbandes Wandsbek ausgearbeitet. Auf zwölf
Seiten werden darin insgesamt zehn Problemfelder angesprochen und entsprechend
jeweils Lösungsvorschläge unterbreitet.[336]
(1)
Problem:
Das unscharf gewordene Profil der CDU,
bedingt durch das Fehlen einer positiven Zuordnung der Partei zu bestimmten
Sachthemen.
Lösung:
Eigene Kompetenzthemen müssen wieder mehr
Priorität erlangen, neue Themen müssen rechtzeitig besetzt werden (etwa Abbau der
Staatsverschuldung, Steuersenkungen, Wirtschaftspolitik, innere Sicherheit,
Bejahung eines positiven Nationalgefühls, Bekämpfung von Sozialmißbrauch).
(2)
Problem:
Der Verlust der Glaubwürdigkeit von
Politikern.
Lösung:
Klar sagen was gemeint ist, auch
Unangenehmes ehrlich und offensiv vertreten.
(3)
Problem:
Die Partei wird in der Öffentlichkeit als
orientierungslos, rein pragmatisch und ohne Grundsätze angesehen.
Lösung:
Rückbesinnung auf die "C-Werte"
der Partei (Verdeutlichung der moralischen Fragwürdigkeit rein
konsumorientierten Denkens).
(4)
Problem:
Eine resignative Haltung der Partei
aufgrund ihrer jahrelangen Oppositionsrolle (grundsätzliche Verneinung von
Regierungsplänen, populistische Solidarität mit dem von der Regierungspolitik
negativ Betroffenen; Resultat: interne Resignation, mangelnde Glaubwürdigkeit
nach außen).
Lösung:
Die interne Meinungsbildung muß unter dem
Gesichtspunkt einer Regierungsver-antwortung und nicht aus "einer reinen
Oppositionseinstellung heraus geschehen", der Wille zur Übernahme der
Regierungsverantwortung muß deutlich werden.[337]
(5)
Problem:
Externer Sachverstand wird zuwenig
genutzt, interner Sachverstand vielfach nicht abgefragt.
Lösung:
Verstärkte Einbeziehung externen Sachverstandes,
Nutzung internen Fachwissens (auch von Mitgliedern, die kein weiteres Parteiamt
bzw. -mandat innehaben).
(6) und (7)
Problem:
Unattraktives, traditionelles
Erscheinungsbild der Partei bei Veranstaltungen (Folge: alte und mögliche neue
Mitglieder werden nicht angesprochen).
Lösung:
Öffnung der Union für Diskussionen und
neue Veranstaltungsformen, Beziehung von Positionen (wenn erforderlich, auch
gegen den Zeitgeist), sachliche Kritik muß erwünscht sein und nicht als
Illoyalität verstanden werden, stärkere Beteiligung "einfacher"
Parteimitglieder.
(8)
Problem:
Das Verfahren der Kandidatenauswahl und
-nominierung widerspricht dem Gedanken des Wettbewerbs, zu geringe Einflußnahme
der Vertreterversammlung, teilweise Reformbedürftigkeit der Parteisatzung.
Lösung:
"Das Kandidatennominierungsverfahren
ist zu reformieren. Die Mandatsvergabe hat nicht nach parteiinternen Quoten,
Proporzaspekten und überzogenen Loyalitätsgesichtspunkten, sondern nach den
Grundsätzen des Engagements und der Sachkunde zu erfolgen. Quoten und
Proporzmaßstäbe gefährden den Wettbewerb und begünstigen quantitative statt
qualitative Gesichtspunkte."[338]
Vorgeschlagen werden hierzu u.a. die
Abschaffung des nahezu monopolisierten Vorschlagsrechtes des
17-Wahlausschusses, Ausarbeitung der Besetzung der zu vergebenden Listenplätze
vom Landesvorstand (Alternativvorschläge seitens der Kreisausschüsse/-vorstände
sowie eines Teils des Landesausschusses sollten ermöglicht werden),
Abstimmungen über alle Mandate nicht mehr in Zehner, sondern in Fünfer-Blöcken
(Einzelabstimmungen gelten aus Praktikabilitätsgründen für nicht umsetzbar),
eine verstärkte Mitwirkung der Mitglieder der Vertreterversammlung, bei
verbandsinternen Wahlen müssen die Kandidatenvorstellung und eine geheime Wahl
obligatorisch sein (Vorschläge etwa des alten Ortsvorstandes werden als
sinnvoll angesehen, hinsichtlich einer Chancengleichheit aller Kandidaten
sollten vorbereitete Stimmzettel mit entsprechenden Vorschlagslisten jedoch
keine Verwendung finden) sowie eine Verstärkung der Attraktivität des
Landesausschusses und die Wahl von Ersatzdelegierten.
(9)
Problem:
Die schlechte Repräsentation der CDU bei
Frauen (vornehmlich der Altersgruppe zwischen 18 und 35 Jahren).
Lösung:
Erhöhung des Frauenanteils bei der
Vergabe von Mandaten sowie eine bessere Darstellung der frauen- und
familienpolitischen Inhalte der Partei.
(10)
Der Mangel an örtlicher Identifikation
zwischen der CDU vor Ort und dem entsprechenden Stadtteil (zu geringer Stellenwert
der kommunalpolitischen Arbeit in der Union).
Lösung:
Eine Ausweitung der Zusammenarbeit
zwischen den Ortsverbänden und den jeweiligen kommunalen Gremien, ein
verstärktes Aufgreifen regionaler Themen, die Präsenz der CDU in kommunalen
Initiativen, eine verstärkte regionale Pressearbeit.
Die Stellungnahme des Kreisverbandes
Hamburg-Mitte ist ebenfalls sehr ausführlich.[339]
Übereinstimmend wird darin festgestellt,
daß ein großer Teil der Stimmenverluste auf die Bonner Politik zurückzuführen
ist (etwa auf eine verfehlte Steuerpolitik). Zwar besetzte die Hamburger CDU
zwar im Wahlkampf die richtigen Themen, nicht zuletzt aufgrund der Politik der
Bundesregierung sprachen die Wähler der Partei die entsprechende Kompetenz ab.
Ebenfalls negativ wirkte sich das
Verhalten der Hamburger Medien gegenüber der CDU aus. Namentlich genannt werden
DER SPIEGEL, der Stern und das Hamburger Abendblatt, die sich „unfair“
gegenüber der Partei verhielten.[340]
Ein weiteres Problem war die Tatsache,
daß man den „rechten Sozialdemokraten Voscherau“ unterschätzte, zumal „rechte
Sozialdemokraten als Bürgermeister für den Wahlerfolg der CDU gefährlicher“
sind „als linke.“[341]
Was die Hamburger Partei und deren
Zustand selbst anbelangt, wird festgestellt, daß
• die Partei zu wenig im vorparlamentarischen
Raum, vor allem im Jugendbereich, verankert ist (Lösung: Prüfung, ob nicht auch
"linke Vereine"[342]
seitens der Union besucht und gefördert werden können);
• im Bereich der Sozialpolitik entsprechend
den Darstellungen des Papiers neue Themenbereiche besetzt werden muß und die
Einstellung gegenüber Minderheiten sich ändern müsse (etwa ein Zugehen auf
Arbeitslosengruppen, Stadtteil- und Mieterinitiativen, Homosexuelle und
Lesbengruppen) - gleichzeitig werden jedoch auch Bedenken erhoben, ob dies
nicht möglicherweise wiederum die eigenen Stammwähler verschrecken wird;
• als Hauptthema der Hamburger Politik die
Verwaltungsreform angesehen werden muß;
• die Auffassung, der Landesvorsitzende ist
„allein an allem schuld,“ ist unzutreffend und greift viel zu kurz. Dennoch
wird der Einfluß des Magdalenenkreises als ein Problem dargestellt. Unter
Effizienzgesichtspunkten werden informelle Gruppen zwar als in der Sache
vernünftig und in anderen Parteien und Organisationen ebenfalls als durchaus
üblich angesehen, vor allem die Größe des Magdalenenkreises für diese Funktion
aber als zu umfangreich bewertet – ein Kreis, der sich schon durch seine
Zusammensetzung zu einem Instrument der Besitzstandswahrung entwickelt hat.
Informellen Gruppen wird nur dann ein positiver Sinn zugestanden, wenn diese
"den Mief des Regional- und Gruppenproporzes unter den Gesichtspunkt der
Leistung und der inhaltlichen Erneuerung" stellen.[343]
• der Sachdiskussion innerhalb der Partei ein
zu geringer Stellenwert beigemessen wird. Die Bürger sollen dabei mehr
einbezogen werden und auch divergierende Meinungen innerhalb der verschiedenen
Ebenen der CDU sollen offen vertreten werden.
• auch die Mitgliederpolitik eine Änderung
erfahren muß. Dazu gehören interessantere Veranstaltungsformen ebenso wie die
Ausweitung der Einfluß-möglichkeiten von Mitgliedern in Sachfragen.
Als Nachgang zu diesem Ergebnispapier
wurde eine weitere Stellungnahme zum Thema Landesausschuß eingereicht.[344]
Die Stellungnahme geht dahin, daß Anträge
an den Landesausschuß, denen ein sehr komplexer Sachverhalt zugrunde liegt,
dieser künftig auf Antrag in noch zu schaffende Arbeitskreise des Ausschusses
überweist, in denen der Antrag dann unter Hinzuziehung von Fachleuten und unter
Beteiligung von interessierten Mitgliedern des Landesausschusses weiter beraten
werden kann und anschließend, versehen mit einer entsprechenden Stellungnahme,
wieder an den Landesausschuß zur Abstimmung rücküberwiesen wird.
Seitens des Kreisverbandes Eimsbüttel und
dessen Vorsitzendem Johannes Mertens lagen der Reformkommission insgesamt acht Stellungnahmen bzw.
Vorschläge von Mitgliedern des Verbandes vor.
Der Kreisvorsitzende übersandte die
Stellungnahmen, versehen mit der Zusage seiner Unterstützung, selbst an die
Geschäftsstelle des Landesverbandes[345]
bzw. sagte für dort bereits eingegangene Arbeitspapiere seine Unterstützung zu.[346]
Mertens selbst brachte lediglich eine
Ergänzung des Fragenkatalogs für die Kommission ein, in der er eine zusätzliche
Frage 25 vorschlägt, die nochmals auf seine Äußerungen während der Sitzung der
Reformkommission am 14. Juni 1991 bezüglich des Einflusses des
Magdalenenkreises eingeht. Er stellt dabei die Frage, wie erreicht werden kann,
"daß die wesentlichen politischen Entscheidungen (inhaltlich, personell
und strukturell) in den jeweils zuständigen Gremien der CDU fallen",[347]
ohne jedoch gleichzeitig einen eigenen Lösungsvorschlag zu unterbreiten.
Die Stellungnahme des Eimsbüttler
CDU-Mitgliedes Erich Bach sieht die Schuld am Wahlausgang vornehmlich bei einem
"Fehlverhalten auf verschiedensten Gebieten der Bundespolitik (z.B. der
Steuerfrage)".[348]
Speziell bezüglich der Hamburger Politik werden Vorwürfe laut, die einen
fehlenden Bekanntheitsgrad der Mandatsträger sowie ein zu ausgeprägtes
persönliches Profilierungsstreben anprangern, das durch eine Profilierung durch
Sachthemen ersetzt werden soll. Beklagt wird ferner das schlechte Verhältnis
zwischen der Partei und den Medien und die mangelhafte bis fehlende
Publizierung von CDU-Positionen.
Insgesamt drei Papiere wurden von Sybille
Möller-Fiedler, ebenfalls Mitglied des Kreisverbandes Eimsbüttel, verfaßt und
der Kommission vorgelegt.
Die erste Stellungnahme[349]
ist eine reine Analyse des Wahlergebnisses, ohne daß auf die eigentliche
Fragestellung eingegangen wird.
Das folgende Papier[350]
geht nach einer allgemeinen Einführung auf den Fragenkatalog der
Reformkommission ein.
Als grundsätzliche Fehlentwicklung in der
CDU wird die Vernachlässigung der Beschäftigung mit wesentlichen
zukunftsweisenden Fragestellungen und entsprechen-den Antworten sowie die
vielfach im Mittelpunkt stehende "Verteilung von Pöstchen und Ämtern"
gesehen. "Personalpolitische Kungeleien"[351]
verleihen der CDU in der Öffentlichkeit ein schlechtes Image und hindern
gleichzeitig kompetente Fachleute daran, in der Partei mitzuarbeiten.
Auf einzelne Fragen aus der Kommission
eingehend, erhebt Frau Möller-Fiedler folgende Forderungen:
• die Verstärkung von Kompetenz und
Glaubwürdigkeit (dazu gehören die Klärung der Verhältnisse von Sachpolitik und
Personalpolitik sowie von Wahlkampf-forderungen und politischer Alltagsarbeit);
• die Förderung inhaltlicher
Basisdiskussionen;
• die finanzielle und organisatorische
Förderung der Frauenarbeit in der CDU (mehr Frauen und auch junge Menschen in
Führungspositionen bringen);
• die fachliche Qualifikation und
Glaubwürdigkeit als zentrale Entscheidungskriterien für die Vergabe von Ämtern
und Mandaten;
Als weiteres Papier wurde der
Reformkommission schließlich als "Ergebnis der Arbeitsgruppe 4: ´Bedeutung
der Inhalte´ (eine) Vorlage für die Sitzung der Kreisreformkommission"
(Eimsbüttel) zugeleitet.[352]
Ein weiteres Papier der genannten Kreisreformkommission war in den Unterlagen
des Landesverbandes jedoch nicht zu finden. Auch Informationen über weitere
Arbeitsgruppen, von deren Existenz aufgrund der genannten Arbeitsgruppe 4
auszugehen ist, lagen der Parteikommission nicht vor.
Der Inhalt dieser Vorlage entspricht
zudem nahezu vollständig den Ausführungen von Frau Möller-Fiedler vom 24. Juli
1991. Lediglich einige Themen, mit denen sich die CDU künftig vorrangig
auseinandersetzen sollte, wurden noch ergänzt, so beispielsweise zur
Wohnungsnot und zum Wohnungsbau sowie zur
Verbrechensbekämpfung und -verhütung, einer Politik gegen den
Verkehrsinfarkt, der Familienpolitik, der Gleichstellung der Frau und der
Verwaltungs- und Parlamentsreform.
Die Unterstützung des Kreisverbandes
Eimsbüttel erhielten auch die Überlegungen von Ingeborg Knipper[353],
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und schulpolitische Sprecherin der
CDU-Fraktion.
Frau Knipper sah die Überlegungen des
Reformprozesses vor allem vor dem Hintergrund, ob[354]
• diese hilfreich sind, den politischen
Willen der CDU in allen Sachbereichen mehrheitsfähig zu machen,
• Positionen zu diesem Zweck überdacht oder
in der Öffentlichkeit lediglich deutlicher vertreten werden müssen,
• die Arbeitsstrukturen der Partei geeignet
sind, die politische Willensbildung transparent zu machen,
• die Mandatsträger der Hamburger CDU
geeignet sind, die Parteipolitik glaubwürdig zu vertreten.
Zentrale Forderungen sind dabei eine
andere Arbeitsweise, andere Personalauswahlkriterien, die Schaffung von
Vertrauen und Glaubwürdigkeit durch personelle und sachpolitische Alternativen
auf allen Ebenen der Partei (Führungsauswahl nach Fachkompetenz), eine Reform
der Satzung, die Einbeziehung der Mitglieder in die Sachdiskussion, eine
verstärkte Arbeit im vorparlamentarischen Raum sowie eine bessere Informationspolitik
nach innen und außen.
Weitere Reformvorschläge wurden in einem
Gemeinschaftspapier der Herren Lukas Lenz, Dr. Heinrich Langhein sowie Johannes
Conradi, drei Mitgliedern des Kreisverbandes Eimsbüttel, vorgelegt.[355]
Als Defizite der Hamburger CDU werden
darin vor allem der "Verlust politischer Glaubwürdigkeit, das Fehlen
kompetenter und attraktiver Führungspersonen sowie kraftlose politische
Forderungen", die das Bild nach außen bestimmen, sowie nach innen die
Motivation der Mitglieder lähmende
"verkrustete Herrschaftsstrukturen, der Vorrang der Personalpolitik vor
der Sachpolitik und eine langweilige Postenverwaltung" festgestellt.[356]
Um diese Situation zu ändern, werden eine
Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen:
• Die Schaffung von sog. Eingabenausschüssen
(je zur Hälfte zusammengesetzt aus Mandatsträgern und unabhängigen
sachverständigen Mitgliedern) auf allen Ebenen der Partei, die Anregungen
seitens "einfacher" Mitglieder, aber auch von Nicht-Mitgliedern
bearbeiten und über deren Brauchbarkeit und Weiterverwendung entscheiden.
Ferner sollten Mitglieder und Bürger durch entsprechende Anreize (etwa Preise
für die "beste Eingabe des Monats") zur Mitarbeit animiert werden.[357]
• Die Schaffung bzw. Umstrukturierung der Arbeitskreise
(AK) der CDU gemäß der Gliederung der Aufgabenverteilung des Senats. Die AK
sollen als Schattensenat fungieren, die jeweiligen Vorsitzenden als die
entsprechenden Schattensenatoren und deren Stellvertreter als die möglichen
Staatsräte gelten. Deren Wahl wiederum erfolgt durch den Landesausschuß; Die
Nominierung der Bürgerschaftsabgeordneten soll auf der Grundlage ihrer dortigen
Arbeit erfolgen;
• Eine Änderung des Nominierungsverfahrens
dahingehend, daß nicht auch weiterhin "einzelne Gruppen ihr Machtinteresse
(...) gegen die demokratisch legitimierte Vertreterversammlung
durchsetzen"[358]
können.
• Die Schaffung eines "Handbuches für
den Ortsverband" mit neuen Anregungen zur Mitgliedermotivation und
-führung sowie zur politischen Arbeit für die Ortsvorstände. Sinn, Zweck und
Aufgaben moderner Politik sollen darin durch in- und externe Fachleute
dargelegt werden und dadurch der CDU zu einem neuen Image verhelfen.
• Die Förderung von Politik-Talenten durch
deren Einbeziehung in die politische Sacharbeit (dafür soll die Position eines
unabhängigen Personalbeauftragten geschaffen werden).
Interessant ist bei diesem Aspekt, daß
lediglich aus zwei der insgesamt 51 CDU-Ortsverbände Reformbeiträge vorgelegt
wurden .
Nach einer kurzen Analyse der
Bürgerschaftswahl, in der neben hamburg-spezifischen Ursachen auch
bundespolitische Faktoren als ursächlich für die Niederlage der CDU
verantwortlich gemacht werden, nennt das Papier des Ortsverbandes Ochsenzoll[359]
als Ergebnis einer Mitgliederversammlung einige Aspekte, die für die zukünftige
Arbeit der Partei zu ändern sind.
Dazu gehört die "Erarbeitung und
konsequente Verfolgung von Arbeitsschwerpunkten" für Hamburg ebenso, wie eine
effektivere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gremien der Partei, deren
Öffnung für externe Fachleute, eine offensivere Öffentlichkeitsarbeit sowie
eine schnelle "personelle Erneuerung an der Parteispitze", wozu auch
die Zusammenlegung der Ämter des Spitzenkandidaten und des Parteichefs zu
zählen sind.
Der Ortsverband Nienstedten diskutierte
den Fragebogen der Reformkommission nach Darstellung seines Ortsvorsitzenden
Prof. Dr. Claus-Peter Kedenburg unter reger Beteiligung.[360]
Grundtenor war nach den Schilderungen
Kedenburgs: "So dürfen wir nicht weitermachen".[361]
Als deutliches Zeichen für eine
Erneuerung erwarteen die Mitglieder einen Wechsel an der Parteispitze:
"einflußreiche Persönlichkeiten des Hamburger Landesvorstandes ( ... sich
inzwischen ... ) ungeachtet früherer Verdienste ( ... ) verbraucht".
Gefordert wird eine starke
Führungspersönlichkeit, die vor Ort agieren und sowohl die Fraktion als auch
den Landesverband führen und gleichzeitig auch Spitzenkandidat für das
Bürgermeisteramt sein soll.
Die Beteiligung der Mitglieder muß
verstärkt werden, ihnen soll die Möglichkeit zur Teilnahme an Sitzungen der
verschiedenen Gremien gegeben werden, wovon man wiederum eine Motivation zur
Einbringung eigener Vorschläge aus diesem Kreis heraus erwartet. Zur
Information der Mitglieder soll eine entsprechende Mitgliederzeitung geschaffen
werden.
Neben der Forderung nach einer
intensiveren Betreuung der Interessen des Mittelstandes wird in dem Papier von
Prof. Kedenburg auch wieder eine Änderung des Kandidatenaufstellungsverfahrens
angemahnt, "um das Machtkartell einer relativ kleinen Gruppe von führenden
CDU-Mitgliedern zu brechen und wieder demokratische Verhaltensnormen in die
Hamburger CDU zu bringen."[362]
Der Arbeitskreis Polizei setzt sich aus
Hamburger Polizeibeamten zusammen, die Mitglieder der CDU sind. Zu den
Arbeitskreissitzungen werden zudem regelmäßig Polizeiangehörige eingeladen, die
der CDU nahestehen.
Das Papier des Arbeitskreises für die
Reformkommission[363]
befaßt sich ausschließlich mit dem Bereich Polizei/innere Sicherheit und erhebt
in diesem Bereich zum Teil sehr detaillierte Forderungen bezüglich der
Polizeiarbeit und der dortigen Personalsituation, die jedoch mit einer
Parteireform an sich nichts zu tun haben. Daher wird an dieser Stelle darauf
verzichtet, weiter auf dieses Papier einzugehen.
Das Mitglied des Europäischen
Parlamentes, Dr. Georg Jarzembowski, legte der Reformkommission ein Papier
vor, in dem er drei aus dem Fragebogen herausgegriffene Fragen "aus Sicht
eines Arbeitskreisvorsitzenden"[364]
beantwortet.
Inhalt der Ausführungen ist eine Stärkung
der CDU-Arbeitskreise durch eine qualifiziertere Zusammensetzung der Mitglieder
sowie durch ein engeres Zusammenwirken von Arbeitskreisen und Landesvorstand
bzw. -ausschuß, um dadurch den Einfluß auf die Bundesparteipolitik zu
verbessern.
Auch in diesem Papier fehlen Vorschläge
für eine umfassende Reform gänzlich. Zielsetzung ist lediglich, wie bereits bei
den Vereinigungen festgestellt, eine Stärkung der eigenen Position bzw. des
Einflusses der eigenen Klientel. Was fehlt ist wieder der Blick auf die
Gesamtpartei.
Ebenfalls entsprechend dem Fragenkatalog
ist das achtseitige Papier von Elisabeth Will gegliedert.[365]
Frau Will antwortet ebenfalls als Arbeitskreisvorsitzende und schickt in einem
Vorwort voraus, daß ihre Äußerungen aus terminlichen Gründen nicht mit den
Mitgliedern des Kreises abgesprochen werden konnten und diese auch nur als
"Anregungen", nicht jedoch als konkrete "Reformvorschläge"
gesehen werden sollen. Die einzelnen Aspekte lassen sich zu folgenden Punkten
zusammenfassen:
Populistische "Schnellantworten auf
aktuelle Fragen" müssen vermieden werden.[366]
Motivation ist zwar bei vielen vorhanden, sie muß jedoch auch gepflegt und
gefordert werden. Mitglieder sollen eher seltener, dafür aber fundierter und
regelmäßiger informiert werden.
Explizite Mitgliederbetreuer sind nicht erforderlich, dafür sind die
Mandatsträger zuständig. Ideen müssen aufgegriffen werden, wo immer diese fallen,
sie müssen bearbeitet werden und es muß eine Rückmeldung an den
"Ideengeber" erfolgen.[367]
Die Arbeitskreise müssen durch
"neue Gesichter" lebendiger werden.[368]
Als wichtig gilt vor allem eine Profilierung gegenüber der SPD durch Themen,
bei denen diese innerlich gespalten ist, und ferner müssen unpopuläre Themen
aufgegriffen und offenesiv diskutiert werden. Die Partei und Mandatsträger
müssen im vorpolitischen Raum eine deutlich stärkere Präsenz, vor allem bei
Kleinveranstaltungen vor Ort, zeigen und schließlich ist es erforderlich, zu
einer stärkeren innerparteilichen Koordination und einem regelmäßigen
Gedankenaustausch zu kommen.
Die Beiträge einzelner Kommissionsmitglieder
unterscheiden sich sowohl inhaltlich wie auch formell deutlich voneinander.
Der stellvertretenden
Fraktionsvorsitzende und Kreischef von Wandsbek, Dr. Martin Willich, legte
einen 24 Punkte umfassenden Fragenkatalog vor,[369]
dessen Inhalt alle wesentlichen Bereiche der Parteiarbeit tangiert. Teilweise
werden zwar durch die Fragestellung bereits die Aspekte genannt, die zukünftig
geändert werden müssen, konkrete Lösungswege fehlen jedoch komplett.
Ingrid Soehring sieht sich in ihrem Schreiben an
die Mitglieder der Kommission[370]
einer "Fülle von Papieren" gegenüber, die die Gefahr birgt, daß man
"den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr" sieht und schließlich nur
noch "Detailgesichtspunkte breit und ausführlich" diskutiert. Sie
schlägt daher vor, daß das Papier von Dr. Martin Müller[371]
als "Grundlage und Ausgangspunkt" für die weiteren Überlegungen
gemacht werden soll. Die Ausführungen von Dr. Müller beziehen sich zwar
überwiegend auf die Rolle der Bürgerschaftsfraktion, Frau Soehring sieht dabei jedoch
die Möglichkeit der Übertragbarkeit auf die Parteiebene.
Erst wenn einige „grundsätzliche
Leitgedanken gefunden (...sind...), die nicht akademisch in sich selbst ruhen,
sondern bewußt praxisbezogen aktive Veränderungen und Neuanfänge zügig in die
Wege zu leiten geeignet sind, werden Detailfragen und Einzelprobleme
überzeugend, klar und logisch zu beantworten sein".[372]
Sie lehnt es daher ab, den der Kommission
vorgelegten Fragenkatalog zu bearbeiten, ohne daß vorab eine entsprechende
"Gesamtkonzeption" vorliegt. Als richtigen Weg sieht sie:
• die Formulierung der Kernproblematik,
• das Aufzeigen der Defizite,
• das Treffen ergebnisorientierter Aussagen
und
• den Verzicht auf Nebensächlichkeiten
Aufgrund der gemachten Äußerungen
herausgehoben ist das Papier von Dr. Roland Salchow.[373]
Zwar werden auch darin keine grundlegenden Vorschläge für eine Parteireform
gemacht, dennoch sind die einzelnen Kritikpunkte gegenüber der CDU und den dort
agierenden Personen sehr deutlich. Nach der Auffassung Salchows fehlt es der
Hamburger CDU an Ehrlichkeit und infolge dessen an Glaubwürdigkeit. Der in
Großstädten rasch erfolgende Werte- und Einstellungswandel wird durch die Union
als "Zeitgeist" diffamiert. Die Union gilt als privilegienerhaltend.
"In der Öffentlichkeit funktionieren die CDU-Prinzipale erklärend,
erläuternd, rechthabend, richtigstellend. Es fehlt das Zuhören (...), das
´Mitfühlen´, (...) die wenigredende Nachdenklichkeit".[374]
Was die Mitglieder betrifft, so bescheinigt Salchow diesen bei einer möglichen
Mitgestaltung der Parteiarbeit "bürgerlich-schüchtern" zu sein und so
"wie die CDU-Parlamentarier nicht opponieren gegen ihre Oberen, tuns auch
nicht die Basisleute gegen ihre Ortsvorsitzenden."[375]
Auch für die Rekrutierung des innerparteilichen Führungsnachwuchses findet er
deutliche Worte: "Chancen für Führungspositionen sind eine Sache, die
wesentlich abhängt vom Ausscheiden Oberer; a priori bleibt in der CDU ein
Mandatsträger auf Dauer Mandatsträger. Neue haben sich hintanzustellen, selbst
wenn ihre Prognose auf Leistung gut ist."[376]
Ein recht umfassendes Papier wurde von
einem durchaus als ein "Externer" zu bezeichnenden Mitglied der
Reformkommission vorgelegt[377]
- von Wulf Schulemann, einem Marketing-Experten, der zwar Mitglied
der Hamburger CDU war, jedoch kein führendes Mandat bzw. Amt in der Partei und
Fraktion innehatte.
Das zwölfseitige Papier Schulemanns
befaßt sich auf den ersten sechs Seiten, wie bereits auch in anderen
Ausführungen festgestellt, mit einer reinen Wahlanalyse bezüglich des
Kompetenzprofils, des Spitzenkandidaten, des Images und des Führungsnachwuchses
der Partei und kommt schließlich auf Seite sieben zu dem Ergebnis, daß die
Situation der Hamburger CDU trotz dieser Defizite "keineswegs
aussichtslos"[378]
ist. Während die sehr ausführlichen Untersuchungen auf den ersten insgesamt
acht Seiten gemessen an ihrem Umfang wenig aussagekräftig und für eine
Parteireform nur wenig hilfreich erscheinen, macht Schulemann im letzten Teil
seines Papiers einige durchaus interessante und detaillierte Überlegungen. Er
fordert dabei vor allem
• die
Verbesserung der Leistungskompetenz durch mehr Bürgernähe, eine Stärkung
der Sachkompetenz ohne taktische Innenabsicherung, die Besetzung weniger
wichtiger Kompetenzfelder und deren konsequente Umsetzung (Verbesserung der
Lösungskompetenz), die stärkere politische Honorierung erfolgreicher Sacharbeit
sowie die Entwicklung von Visionen und Konzeptionen als langfristige
Orientierung;[379]
• den
langfristigen Aufbau eines Führungsteams und den frühzeitigen Aufbau eines
Spitzenkandidaten;
• eine
gezielte und konzentrierte Ansprache der Problemzielgruppen (Jungwähler bis
30 Jahre, Frauen) durch schnelle, kreative Zielgruppenarbeit, eine stärkere
Nutzung der Vereinigungen und die Entwicklung attraktiver
Veranstaltungs-formen;[380]
• eine
Verbesserung der Parteikultur[381]
und damit die Wirkung auf Leistungsträger in Wissenschaft, Kultur und
Wirtschaft durch die Schaffung einer "Denkfabrik" (kleiner Kreis,
Dialog mit der Parteiführung, offener Gedankenaustausch) als feste Institution,
eine enge Kooperation zwischen Parteiführung, Vereinigungen und dem
vorparlamentarischen Raum, der Bildung qualifizierter Arbeitskreise zu
wichtigen politischen Schlüsselthemen sowie die Gründung von Fachausschüssen zu
den wichtigsten Kompetenzfeldern (mit Antrags- und Rederecht im Landesausschuß)
und schließlich
• die
gezielte Entwicklung des Führungsnachwuchses und eine Verjüngung der Partei durch
eine systematische Talentsuche bei den Vereinigungen, die Bildung kleiner
qualifizierter Arbeitskreise junger Nachwuchspolitiker, Ideen- bzw.
Konzeptwettbewerbe sowie die stärkere Beteiligung junger Sachtalente bei der
Mandatsvergabe.[382]
Der zweite "Externe" in der
Reformkommission war Klaus Martin Wolff, Inhaber der
Werbeagentur Wolff, die über Jahre hinweg die Wahlkämpfe der Hamburger CDU
gestaltete. Allein deshalb muß es sehr erstaunen, daß das Papier von Herrn
Wolff ebenso kurz wie inhaltsleer ausgefallen ist.[383]
In vier Stichpunkten werden "Probleme und Fragen zur CDU genannt":
• Wie kann die Distanz zwischen Politik und
Mensch überwunden werden?
• Wie kann die menschliche Seite der CDU
stärker herausgearbeitet werden?
• Wie kann die CDU die Bürgernähe vor Ort
verstärken? und schließlich
• Was kann man tun, damit die Menschen die Politik
wieder besser verstehen? - eine Frage, die bereits im ersten Punkt enthalten
ist.
Als letztes Reformpapier, das von einem
Mitglied der Kommission erarbeitet wurde, wird auf die Ausarbeitung des
CDU-Landesgeschäftsführers Wulf Brocke eingegangen,[384]
die sich in vielerlei Hinsicht von den bisher untersuchten Stellungnahmen
grundlegend unterscheidet.
Bereits der Umfang der Vorlage ist – bei
einem hauptamtlich angestellten Mitarbeiter der Partei nachvollziehbar - mit
seinen 41 Seiten deutlich herausgehoben. Brocke beginnt mit einem allgemeinen,
sich über 11 Seiten erstreckenden Teil und hält sich danach stringent an den,
auch von ihm in der Landesgeschäftsstelle ausgearbeiteten, 24-Punkte Fragebogen
der Kommission.
Auffallend dabei ist, daß das Papier nicht,
wie bereits mehrmals festgestellt, mit einer Analyse der verlorenen Wahl
beginnt, sondern mit einer Analyse der Hamburger CDU, gegliedert in eine
Einleitung, einen Rückblick und einen Ausblick.
Brocke sieht in der beginnenden
Reformdiskussion eine große Chance für die Hamburger CDU, vor allem zu einer
grundlegenden Modernisierung. Er warnt davor,
diese Chance zu vergeben, indem man sich auf eine
Vergangenheitsbewältigung konzentriert und die Partei mit persönlichen
Abrechnungen belastet. Diese Vergangenheit ist die gemeinsame Vergangenheit
aller, zu der man zu stehen hat, die "viele großartige Leistungen und
persönliche Verdienste aufzuweisen" hat und in der sehr viel
"Substanz geschaffen" wurde, auf der man nun aufbauen kann.[385]
Brocke sieht durchaus die Notwendigkeit von Reformen, allerdings nicht zur
Profilierung einzelner, sondern zum Wohl der Gesamtpartei.
Sehr deutlich fällt auch sein Rückblick
aus, die Entwicklung der Hamburger CDU seit Mitte der siebziger über die
achtziger Jahre, im Verlauf derer die Partei unter "einer personellen
Hochleistungselite"[386]
zweimal die stärkste politische Kraft in Hamburg wurde, bis hin zum
Wahlergebnis von 1991.
Als ursächlich für diese Entwicklung
erkennt er eine personelle "Verlagerung nach Bonn und Abwanderungen"
aus der inneren Führungsschicht der Union, eine Motivation der Parlamentarier,
die "nur noch durchschnittlich" ist, eine "thematische
Innovation", die sich in Grenzen hält, eine Verlangsamung des Nachwachsens
von Talenten sowie der quasi fast vollständige Ausfall der Jungen Union als
politische Kraft seit dem Ende der Ära Echternach/Fischer - Aspekte, die
zusammengenommen verantwortlich für die nachlassende "Stärke auf allen
Ebenen" der CDU sind.[387]
Brocke zeigt zwar sehr deutlich auf,
weshalb sich die CDU schließlich in diesem Zustand der Schwäche befindet, er
beantwortet jedoch nicht die Frage, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte.
Eine Antwort läßt sich aber auch nur dann finden, wenn man sich mit der
Vergangenheit kritisch und ausführlich auseinandersetzt, was er grundsätzlich
ablehnt.
Der Landesgeschäftsführer macht deutlich,
daß es bei den Reformen nicht darum gehen darf, kurzfristig bis zur nächsten
Bürgerschaftswahl zu denken und entsprechende Reformen daraufhin auszurichten,
sondern daß in einem längerfristigen Rahmen gedacht werden muß, möglicherweise
in einem Zeitraum von zehn Jahren. Grundlegende Veränderungen, "z.B. in
der Organisation und in der Nachwuchsförderung, müssen über einen längeren
Zeitraum, auch unter den Bedingungen kommender Wahlkämpfe, erprobt und
möglicherweise auch korrigiert werden. Neue innere Stabilität muß gewonnen
werden. Neue Themen müssen aufbereitet und penetriert werden. (...) Wer
moderner sein will als die Hamburger SPD, muß sie jetzt personell, inhaltlich,
organisatorisch um ein Jahrzehnt überholen. (...) Reformerischer Elan mit
Langzeitwirkung muß Platz greifen".[388]
Die grundsätzliche Überlegung muß sein,
wie sich die Politik der CDU stärker an
den Interessen und dem Bewußtsein des Hamburger Großstadtpublikums
orientieren kann. Dabei darf jedoch nicht der Fehler begangen werden, zu
übersehen, daß bei "aller Notwendigkeit, auf gruppenspezifische Defizite
(bei Jungwählern und Frauen, d. Verf.) durch veränderte Stile und Inhalte
einzugehen, (...) die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Strategie der Union im
großstädtischen Bereich" bleibt.[389]
Auch darin unterscheiden sich die
Ausführungen Brockes sehr deutlich von jenen vieler anderer. Er sieht sehr wohl
die Problematik, die mit der Beseitigung von Defiziten bei jungen Wählern und
Frauen, einhergeht. Während für eine Problemlösung in diesem Bereich ansonsten
überwiegend das Stichwort "neue Veranstaltungsformen" genannt wird,
wird hier durchaus warnend angemerkt, daß ausschließlich solche Maßnahmen zu
kurz greifen würden.
In dem Papier wird auch erstmals von der
Hamburger CDU als einer Großstadtpartei gesprochen und festgestellt, daß eine
solche, schon allein aufgrund ihres Umfeldes, anders beurteilt werden muß und diese dann auch anders agieren muß, als
etwa die Partei in einem Flächenstaat.
Für eine entsprechende
"Großstadtstrategie" ist für Brocke die Klärung von vier zentralen
Aspekten von grundlegender Bedeutung:
• Personal:
Welcher Politiker-Typ kommt beim großstädtischen Publikum am besten an?
("Wer nicht gespannt und spannend ist, gehört nicht an die Spitze. Allein
schon wegen seiner Medienwirkung.")
• Themen:
Was bewegt die Großstadtwähler (bezogen auf deren Einstellungen und Emotionen)?
Neue Zukunftsthemen und Fragestellungen müssen wieder mutig aufgegriffen werden
- die Partei darf nicht nur auf Konfliktvermeidung ausgerichtet sein.
"Zukunftskompetenz gewinnt man nicht durch Erinnern an den Dank für
erfolgte Leistung. Nur durch Zukunftsprägung" (Beispiel: Deutsche
Einheit). Neben den traditionellen Themen wie Wirtschaft, Arbeitsplatzsicherheit, Innere Sicherheit,
Soziales Netz und Umweltschutz, werden für die 90er Jahre eine ganze Reihe von
Themenkomplexen vorgeschlagen: beispielsweise die Themen Schule,
Stadtent-wicklung, Verkehrspolitik, nicht-eheliche Lebensgemeinschaften,
Management-Verwaltung statt öffentlicher Dienst, eine neue
Kulturförderung/Kulturpolitik, Einwanderungspolitik statt Zuwanderungspolitik,
Umdenken in der Kriminalitätsbekämpfung/Soziale Polizei, Umgestaltung des
Sozialsystems, neue Aufgaben im Alter, Neuordnung des Verhältnisses von Kirche
und Staat, plebiszitäre Elemente oder neue Finanzierungsformen bei öffentlichen
Aufgaben. Für die inhaltliche Ausgestaltung wiederum werden sogenannte
"Kreativ-Zirkel", bestehend aus kreativen Politikern und Experten von
außen vorgeschlagen.[390]
• Kommunikation:
Wie kommuniziert man am besten mit Großstadtbewohnern?
• Organisation:
Wie hält man am besten mit dem hohen Tempo der Information, der
Bewußtseinsmoden mit? Festgestellt wird in diesem Bereich ein erhebliches
Defizit bei der "Entwicklung moderner Formen des Dialogs mit den Bürgern
(...und...) der Information" der Mitglieder (Vorwurf: geschlossene Veranstaltungen
ohne Offenheit und Modernität nach außen, Politikberatung erfolgt fast
ausschließlich durch die eigenen parteiinternen Kräfte).[391]
Zur Steigerung der Effizienz in diesem Bereich werden gleichfalls einige
Vorschläge gemacht. Dazu gehört beispielsweise die Öffnung von Veranstaltungen
und Sitzungen der Parteigremien für externe Sachverständige, die Nutzung von
FAX-Geräten zur besseren Information, die Erhöhung der Anzahl von
durchzuführenden Kongressen, Fachtagungen und Hearings, die Verbesserung des
Dialogs mit den Bürgern (ein schnelleres Bearbeiten von Bürgerpost, der
telefonische Dialog von Anrufern muß mit entsprechend Sachkundigen geführt
werden), die Anwesenheit von CDU-Vertretern auf Veranstaltungen muß massiv
verstärkt werden und das Erscheinungsbild der CDU muß sichtbar moderner werden
(angefangen vom Briefkopf bis hin zu Pressekonferenzen).[392]
Wulf Brocke hat dadurch bereits im ersten
Teil seines Papiers seine grundlegendsten Vorstellungen angeführt und
erläutert. Die nun folgende Beantwortung des Fragenkataloges der
Reformkommission erschließt sich inhaltlich daraus. Einige weitere zentrale
Gedanken und Vorschläge sollen hier dennoch nicht unerwähnt bleiben.[393]
Politik ist für Brocke ein
"Wettbewerb um die besseren Visionen, besseren Sachlösungen und besseren
Reaktionen auf die Tagesaktualität mit den besseren Leuten und dem besseren
Zugang zu den Medien. Leistung (jedes einzelnen), Glaubwürdigkeit (in jeder
Beziehung), Offenheit (ohne jede Scheu auch vor negativen Reaktionen (...)) und
Dialog (ohne jede Barriere) sind (...) die Schlüsselbegriffe, an denen (...sich
die Partei...) zu orientieren" hat, um Erfolg zu haben. Die Abgrenzung
zwischen Stamm- und Wechselwähler ist nach seiner Auffassung fragwürdig
geworden. Das Besetzen kurzer, einprägsamer Begriffe ist ein wichtiges
Instrument zur Meinungsbeherrschung.
Im Hinblick auf die Mitglieder der CDU
gilt: "Das Risiko, alles beim alten zu lassen, ist viel größer als das,
Neues zu wagen." D.h., auch "einfachen" Mitgliedern muß die
Möglichkeit eingeräumt werden, in Führungspositionen zu gelangen. Ferner muß
deren Information und die Nutzung von Fachkenntnissen einzelner verbessert
werden.
Neue Veranstaltungsformen unter den
Stichworten Dialog und Zuhören sind dringend erforderlich, die möglicherweise
berufsgruppen- bzw. interessengruppenspezifisch gegliedert werden sollten.
Die hauptamtlichen Apparate (vor allem
Landesverband und Bürgerschaftsfraktion) müssen stärker, etwa durch
regelmäßigen Gedankenaustausch, miteinander verzahnt werden und dürfen nicht
weiter nebeneinanderher arbeiten.
Die Vereinigungen haben sich
selbstkritisch zu untersuchen und ihrerseits interne Reformen einzuleiten.
Hinsichtlich der Medien dürfen Meldungen
aus der Hamburger CDU nicht nur von deren Seite "verkaufbar" sein,
sondern müssen so ausgerichtet sein, daß sie für den Journalisten auch
"kaufbar" sind. Die Kontakte zu den Medien, vor allem den
Nicht-Print-Medien, muß deutlich intensiviert werden, die Meldungen aus der
Partei müssen interessanter und auch kontroverser werden.
In den klassischen CDU-Themen zeigt die
Union vielfach Schwächen, neuen Themen gegenüber zeigt sie sich verschlossen.
Die Partei muß thematisch "neugierig" werden und möglicherweise auch
"linke" und konfliktgeladene Themen aufgreifen (Nicht-eheliche
Lebensgemeinschaften, Alternative Kultur, Ausländerpolitik ... ).
Bei der Parlamentarier- und
Führungsauslese müssen deutlich höhere Anforderungen an die Leistungsfähigkeit,
Kreativität, Modernität, Sachkompetenz und Medienfähigkeit des einzelnen
gestellt werden (kein Automatismus bei Wiederwahlen).
Der Landesverband muß über den
Landesvorstand oder den Landesausschuß mehr Einfluß auf bundespolitische
Entscheidungen nehmen.
Der Kontakt zum vorparlamentarischen Raum
muß durch mehr Dialog, einen kontinuierlichen Informationsaustausch und die
Schaffung einer entsprechenden Referentenstelle intensiviert werden.
Und schließlich ist der Informationsfluß
zwischen den einzelnen Parteigremien auszubauen und deren jeweilige originären
Aufgaben und Kompetenzen sind zu stärken.
In seinem Schreiben an den
CDU-Landesgeschäftsführer legt das CDU-Mitglied Ralph W. Kraehe den
Schwerpunkt auf den inneren Zustand der Partei. Er kritisiert gleich eingangs
die Zusammensetzung der Kommission, in der er ein "Übergewicht
altgedienter Funktionäre"[394]
erkennt, das ausgeglichen werden muß. Mit Blick auf Jürgen Echternach plädiert
er für den baldmöglichsten Rücktritt des Parteichefs und für die umgehende Wahl
eines Nachfolgers. Lange Diskussionen über die Person Echternachs sowie über
mögliche Nachfolger darf es angesichts des labilen Zustandes, in dem sich die
Union befindet, nicht geben. Kraehe zitiert in diesem Zusammenhang die FAZ, die
seiner Auffassung nach eine treffende Analyse der Hamburger CDU wiedergibt:
"Der Schock der verlorenen Wahl
bringt nun die Hamburger CDU auf Trab. Seit mehr als zwanzig Jahren zieht hier
der Vorsitzende Echternach die Fäden, seit 17 Jahren steht der Rechtsanwalt und
derzeitige Bonner parlamentarische Staatssekretär an der Spitze des
Landesverbandes. Seine Fähigkeit, nach innen ordnend zu wirken und solide
Herrschaftsstrukturen zu schaffen, hat nach außen schädlich gewirkt. Die CDU
gilt als verkrustet, sie wirkt auf potentielle Parteimitglieder abweisend. Ein
ausgeklügeltes System innerparteilicher Machterhaltung, das nach Ansicht von
Kritikern demokratiefeindlich und mit der Satzung der Bundes-CDU nicht
vereinbar ist und das ein Kenner von Geheimgesellschaften in einem ernst zu
nehmenden Buch als ´mafiös´ bezeichnet hat, sichert die Posten."[395]
Als Hauptthema ist die personelle und geistige Erneuerung der Partei zu sehen.
Sichergestellt werden soll ebenfalls, daß nicht der Eindruck entstehen darf,
daß Echternach bei der Wahl seines Nachfolgers erneut im Hintergrund die Fäden
zieht. Eine personelle Erneuerung muß auf allen Ebenen durchgeführt werden -
auch bei der Kandidatenaufstellung für die nächste Bürgerschaft und der
anstehenden Fraktionsvorstandswahl.
Einen ausführlichen Katalog mit
Anregungen für die Reform-Kommission erarbeitete Hans Lafrenz.[396]
In dem Papier werden insgesamt vier Themenschwerpunkte aufgestellt:
Oppositionspolitik, fachliche Kompetenz, Mitglieder und Themen.
Konkret heißt es in dem Papier, daß die CDU
als Oppositionspartei keine "Nein-Sager-Rolle" einnehmen darf,
sondern eigene Initiativen hervorbringen muß, bevor diese von der
Regierungsseite kommen, daß fachliche Qualifikation und Koordination nach innen
und außen durch die entsprechend qualifizierten Fachsprecher auf allen Ebenen
gewährleistet sein muß, daß den Mitgliedern des Landesverbandes die Möglichkeit
gegeben werden muß, eigene Vorstellungen (etwa über die Arbeitskreise)
einbringen zu können und schließlich auch, daß als Themen, bei denen sich die
CDU gegenüber der SPD profilieren kann, der Wohnungsbau, die Verkehrspolitik,
der Flughafenbau sowie Bereiche aus dem Flächennutzungsplan erkannt werden.
Lafrenz hält eine "Reorganisation
des Landesverbandes"[397]
für unverzichtbar. Die bereits genannten Aspekte müssen noch durch einen
besseren Informationsfluß und einen permanenten Dialog mit den Medien ergänzt
werden.
Entsprechend der Vorgabe des
Fragenkatalogs der Reformkommission versucht das CDU-Mitglied H.
Raube Anregungen für eine Parteireform zu finden.[398]
Das sich über sechs Seiten erstreckende, sehr ausführliche Papier enthält
jedoch nur wenig mehr, als eine Reihe von Allgemeinplätzen, die sich für
konkrete Reformmaßnahmen als unzureichend erweisen. Lediglich zwei
Grundfeststellungen, die sich in den Ausführungen immer wieder finden, sind für
die Vorlage kennzeichnend:
• zum einen, daß es der Partei an aktiven
Mitgliedern fehlt und
• zum zweiten, daß viele Maßnahmen, die zu
möglichen Verbesserungen der Parteiarbeit führen könnten, aufgrund der vorhandenen
Sparzwänge nicht umgesetzt werden können.
In seinen "Überlegungen und
Anregungen zur Parteireform"[399]
warnt Rolf Harlinghausen davor, die Reformdebatte nur halbherzig zu
führen, ausschließlich einen Defizit-Katalog zu erstellen, diese dann zu beklagen
und schließlich in einer Art "Erneuerungseuphorie" alles
"Alte", auch Bewährtes, zu stürzen.[400]
Er gliedert sein Papier in die
Schwerpunktbereiche
• Öffentlichkeitsarbeit:
Erhoben wird die Forderung nach geschulten Pressereferenten auf allen politischen
Ebenen, möglicherweise in Form einer "hauptamtlich ausreichend"
besetzten "Pressezentrale" und nach regelmäßigen Bürgersprechstunden
in den Ortsverbänden;[401]
• Kommunikation
und Gesprächsklima innerhalb der Partei: Gefordert wird eine
wirkungsvollere Einbeziehung der Parteimitglieder durch eine ständige und
aktive Betreuung, die Schaffung einer offen diskutierenden, lebendigen Partei
mit gesunder Streitkultur (kontroverse Debatten dürfen nicht als störend
empfunden werden) sowie monatliche Konferenzen der Ortsvorsitzenden mit dem
Landesvorstand;[402]
• Arbeitskreise:
Es sollen Anreize für externe Fachleute zur Mitarbeit in den Arbeitskreisen
geschaffen werden;
• Auswahl
von Mandatsträgern: Die "Verbindung von Arbeit und Amt muß ein
gewichtiges Kriterium bei personellen Entscheidungen darstellen."[403]
Parlamentarische Mandate in einer Ebene sollten grundsätzlich nur noch auf Zeit
(höchstens für 12 Jahre) vergeben werden (Vermeidung von Verkrustung und
Erstarrung).
Von "acht Mitgliedern der JU/CDU
(JU-Bezirksvorsitzende und/oder Mitglieder in CDU-Orts- und Kreisvorständen und
im Landesausschuß)", die nicht namentlich genannt sind, wurde ein
zweiseitiges Arbeitspapier vorgelegt,[404]
das sich vorwiegend mit den Bereichen Bürger-, Mitglieder- und
Jugendbeteiligung innerhalb der CDU befaßt und für die einzelnen Gruppen
jeweils eine stärkere Einbindung in die Partei und Ansprache durch die Partei
fordert. Umgesetzt werden soll dies durch eine intensivere Beteiligung und ein
umfassenderes Engagement im vorparlamentarischen Raum, eine verbesserte
Schulung "einfacher" Mitglieder, die sich etwa an einem
Informationsstand aktiv beteiligen wollen, regelmäßigen Kontakt der Partei- und
Fraktionsführung zu jungen Menschen und die Bildung eines Arbeitskreises
"Junge Leute in Hamburg".[405]
Sehr ausführlich stellt Heinz
Meinke in zwei Beiträgen seine Überlegungen zum Reformprozeß der
Hamburger CDU dar.[406]
Meinke schickt in seinem ersten Schreiben
vorweg, daß seiner Auffassung nach für die Wähler nicht die innere Organisation
der Partei, sondern das Erscheinungsbild der Spitzenpolitiker von Interesse
ist, und daß vor allem auch bundespolitische Aspekte, Querelen in der Koalition
und getroffene steuerpolitische Entscheidungen zu Stimmenverlusten führt.
Jürgen Echternach als alleinig Verantwortlichen
zu bezeichnen ist, obwohl seine Person in der Öffentlichkeit nicht besonders
angenommen wird, falsch.
Meinke wirft der Union vor, nicht nach
der adenauerschen Devise verfahren zu sein, daß man "dem Volk auf´s Maul
schauen können" muß. Für ihn "ist Politik der Versuch, die breite
Masse der Bürger zufriedenzustellen; denn alles, was nicht in die Masse dringt,
ist unwirksam."[407]
In dem Papier werden dann zu einzelnen
Aspekten der Hamburger Politik, sowohl der CDU- wie auch der SPD-Politik, Anmerkungen
gemacht, die sowohl als Kritik wie auch als Vorschläge für die zukünftige
Arbeit geäußert werden.
Die Hamburger SPD wird demnach versuchen,
für ihr eigenes Versagen jeweils die Bundespolitik verantwortlich zu machen,
auf diese Taktik muß sich die CDU einstellen. Der CDU-Oppositionsführer muß
gleichzeitig auch Bürgermeister-Kandidat sein und bei der künftigen
Wahlkampfführung muß u.a. beachtet werden, daß die Anzahl der Stellschilder im
Stadtbild reduziert wird, daß Info-Stände auch mit jüngeren Leuten besetzt
werden und daß die CDU als Vorreiter für eine Senkung des
Wahlkampfkosten-Zuschusses (pro Stimme um zunächst DM 1,--) eintritt.
Kritisiert wird die zwar richtige,
derzeit aber nicht umsetzbare "Forderung der Hamburger CDU, daß 40.000
Wohnungen errichtet werden müssen"[408],
die kurz nach der Wahl erhobene Forderung nach einer Diäten-Erhöhung, die von
vielen Wählern als „Tritt in den Hintern aufgenommen“ wurde[409]
die Tatsache, daß man den Splitter-Parteien zuwenig Beachtung schenkt, ferner,
daß die CDU nichts dagegen unternimmt (nicht handelt), um von dem Image einer
reinen "Unternehmerpartei" wegzukommen und schließlich daß die CDU
den Senat nicht offensiv genug kritisiert (Bsp. verfehlte Drogenpolitik).
In einem ergänzenden Schreiben, das der
Kommission als Tischvorlage vorgelegt wurde, schlägt Meinke zudem die Bebauung
von als Schrebergartengelände genutzter Flächen an ausgebauten Straßen mit
Wohnungsneubauten vor und geht auf das Verhalten der Hamburger Wähler sowie den
innerparteilichen Streit mit Markus Wegner ein.
Sehr ähnlich verlaufen die Überlegungen
von Rena
Vahlefeld, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.[410] Deren Papier orientiert sich ebenfalls am
Fragebogen der Reformkommission, gibt jedoch überwiegend eine Bestandsanalyse
ab, merkt an, was falsch gemacht wird und was geändert werden muß. Die Frage
nach dem entsprechenden Weg wird zumeist nicht beantwortet.
Beklagt werden darin vor allem die
mangelnde Motivation und das mangelnde Engagement vieler Mitglieder, die
fehlende offene und tabulose Diskussionsfähigkeit, mangelnde Koordination bei
der Sacharbeit, der schlechte "Verkauf" der eigenen Politik, fehlende
Glaubwürdigkeit, ein zu wenig offensiver Umgang mit der Asylproblematik, eine
fehlende Diskussion bezüglich der Schaffung einer Berufsarmee, eine fehlende
liberale Lösung der Abtreibungsfrage, das zu viele Taktieren und der zuwenig
vorhandene Sachverstand bei den Parlamentariern, zuviel Personal- und zuwenig
Sachpolitik in der JU sowie die zu sehr verbreiteten Plakate und die zuwenig durchgeführten
persönlichen Gespräche im Wahlkampf.
Vielfach wird der Politik bzw. dem
Erscheinungsbild der Bundesregierung eine Teilschuld an der verlorenen Wahl
zugewiesen. Sigrid Brinkmann sieht darin jedoch die Hauptursache für die
Niederlage der Union in Hamburg.[411]
In dem Papier wird darauf verwiesen, daß die CDU "eine klare ideelle
Wertorientierung" benötigt und das "C" im Parteinamen wieder
"mit neuem Leben zu erfüllen" ist, wobei es "jede
Diskriminierung Andersdenkender zu vermeiden" gilt. Zudem sind die Wähler
"nicht nur rational, sondern auch emotional anzusprechen"[412]
- was immer auch hierunter zu verstehen ist. Ferner muß der Kontakt der
Mandatsträger zu den "einfachen" Mitgliedern verstärkt und vor allem deren
Arbeitsbelastung auf das Notwendigste reduziert werden.
Der zentrale Punkt in den Ausführungen
von Hans-Georg
Kuhn [413] ist die
Pressearbeit von Partei und Fraktion. Ein permanentes Auftreten in den Medien,
eine Koordination der Pressearbeit von Partei und Fraktion sowie deren ständige
Rückkopplung zu Parteivertretern, um diese zu aktuellen Äußerungen zu
veranlassen, ist demnach unabdingbar, um Aufmerksamkeit, Interesse und dadurch
wiederum möglicherweise Attraktivität für die CDU zu erlangen. Das „Erkämpfen
von Aufmerksamkeit (ist) die wichtigste Überlebensbedingung.“[414]
Als weitere wichtige Aspekte sieht Kuhn
eine Verstärkung bei der Jugendarbeit, vor allem über die Schüler-Union, die
Schaffung eines Preises (ähnlich dem Hamburger Bürgerpreis), der regelmäßig
Leistungen aus dem Breich der Kunst, Musik und Literatur auszeichnet, da der
Kontakt zu diesen Gruppen seitens der CDU kaum gegeben ist sowie die Bildung
einer aktiven "Kernmannschaft"[415]
(ähnlich einem Schattensenat) mit einem Bürgermeister-Kandidaten, etwa in der
Mitte einer Legislaturperiode.
Sehr heftig kritisiert Anni
Weid in ihrem Beitrag die männlichen Mitglieder der CDU-Führung und
fordert zuerst eine Reformierung an der Parteispitze und die Wahl einer Frau in
das Amt des Parteichefs. Die Reformkommission wird als
"Verschiebebahnhof" und die CDU selbst als tote und verschlafene
Partei bezeichnet.[416]
Eine Sammlung von Stellungnahmen
"junger Nicht-Parteimitglieder" wurde der Kommission von Dr.
Irmgard Weber vorgelegt.[417]
Darin werden von der CDU vor allem Taten
statt phrasenreicher Worte, Hilfestellungen im Alltag (etwa in Form von
Sprechstunden zu bestimmten Themen) sowie eine kontinuierliche Information über
die eigene Arbeit gefordert.
Frau Dr. Weber selbst fordert zusätzlich
eine bessere Einbindung der Arbeitskreise in die Partei- und Fraktionsarbeit
sowie eine stärkere Basisarbeit, die nach ihrem eigenen Bekunden jedoch aus
zeitlichen Gründen gar nicht zu leisten ist.
Ein Arbeitspapier mit Überlegungen zu den
Themenbereichen Gremien/Organisation und Themen wurde von Dietmar Busold
eingereicht.[418] Darin
schlägt dieser u.a. vor, die Anzahl der Arbeitskreise der Partei zu erhöhen.
Bezüglich der Ortsverbände fordert er, daß deren Mitglieder in allen Bereichen
auch innerhalb des Ortsverbandsgebietes leben müssen und die innere Struktur
der CDU dahingehend in Ordnung gebracht werden muß - nur dann kann die Partei
auch nach außen erfolgreich sein.
Mit Blick auf die Vereinigungen sowie die
Veranstaltungsformen der Union sieht er im wesentlichen keinen Änderungsbedarf,
außer daß bei letzteren entsprechend bessere Themen gefunden werden müssen.
Themenschwerpunkte werden zwar begrüßt, in dem Papier selbst werden jedoch
bereits sieben Themenvorschläge genannt, die dabei Berücksichtigung finden
sollten.
Extrem kritisch zeigt sich Dr.
Helmut Stubbe-da Luz mit seinen "Thesen und Anregungen zur
CDU-Reform".[419]
Nach seiner Auffassung erwies sich die
Hamburger CDU "bisher als unfähig zur Reform (...), weil ihre Führung dazu
unwillig ist." Er begründet dies wie folgt:
"Unfähig:
Weil die Reformkommission fast identisch
ist mit dem Landesvorstand;
weil die Reformkommission geleitet wird
vom langjährigen Stellvertreter Echternachs;
weil die Reformkommission deshalb zu
einer fundamentalen Kritik an der CDU-Praxis der Echternach-Ära nicht in der
Lage ist.
Unwillig:
Weil die Führungsspitze dem leicht
einsehbaren Umstand ihrer eigenen Reformunfähigkeit nicht dadurch Rechnung
trägt, eine unabhängige Reformkommission einzusetzen."[420]
Stubbe-da Luz schlägt daher vor, eine anders
zusammengesetzte kritische Reformkommission zu bilden. Seiner Meinung nach
sollte eine Partei-Reform folgende Aspekte berücksichtigen:
• Eine Stärkung der Mitgliederversammlung.
• Die Organisation der Mitglieder
(Unzulässigkeit von Beitragspatenschaften in Ortsverbänden).
• Eine parteiinterne Öffentlichkeit der
Mitgliederlisten.
• Eine grundsätzlich parteiinterne
Öffentlichkeit der Vorstandssitzungen und der Sitzungen der Parteigerichte.
• Ständige Arbeitskreise als Service für
Mitglieder, die vorwiegend sachpolitisch interessiert sind.
• Die Schaffung einer Mitgliederzeitung.
• Eine Mitgliederbeteiligung an der
Kandidatenaufstellung für Parlamente (Möglichkeit jedes Mitglieds, sich zu
bewerben).
• Einen Mitgliederservice durch nahestehende
Bildungsgemeinschaften.
• Die Öffnung der Partei für Nichtmitglieder
(öffentliche Parteiversammlungen, Gruppenantragsrecht bei Parteitagen).
Auffällig ist die Tatsache, daß Dr.
Stubbe-da Luz sein Papier vom 13. September 1991 erst einen Tag vor dem
CDU-Landesparteitag verfaßte, auf dem die Vorlage des Reformpapiers der Partei
diskutiert und ggf. verabschiedet werden sollte.
In einigen Stichworten legte Imme
Dunze ihre Überlegungen für die Kommission dar.[421]
Ein Ausbau informativer Veranstaltungen, eine bessere Bindung zwischen
Ortsverbänden und Mitgliedern, eine Intensivierung der Pressearbeit und der
Informationspolitik sowie die Vermeidung des Austragens innerparteilicher
Querelen in der Öffentlichkeit sind in diesem Papier die zentralen Forderungen
an eine Parteireform.
Ein Schreiben, das keinen Eingang in die
offiziellen Reformüberlegungen fand, ging am 14. August 1991 in der
CDU-Parteizentrale ein.[422]
Verfasser ist der als innerparteilicher Kritiker bekannte Markus Ernst Wegner, der
darin einige Gedanken zur Parteireform darlegt und zusätzlich ein Papier des
bereits genannten, von einigen kritischen CDU-Mitgliedern begründeten
Gesprächskreises, dem Wegner gleichfalls angehörte, beifügte. Gerichtet ist der
Brief an den damaligen Parteijustitiar Dr. Martin Willich.
Wegner bezieht sich darin auf ein Urteil
des Landgerichts Hamburg vom 7. Juni 1991,[423]
in dem dieses feststellte, daß "es sich u.a. bei den Orts- und
Kreisverbänden um bloße ´Organe´ des Landesverbandes handelt" und bei den
angefochtenen parteiinternen Wahlen "der Ortsvorstand (lediglich) als
Organ des Landesverbandes tätig geworden ist".
"Der Bestätigung des
zentralistischen Charakters der Hamburger CDU - wonach die Kreisverbände nicht
einmal rechtlich selbständige Unterorganisationen sind - muß", so Wegner
in seiner Begründung, "für die künftige Reform der Partei große Bedeutung
beigemessen werden." Er fordert daher zusätzlich zu einer Parteireform
auch eine Erneuerung in der CDU sowie eine Satzungsänderung, "die als
formaler Rahmen politische und organisatorische Parteiarbeit frei sichert und
demokratisch gestaltet",[424]
d.h. umfassendere Beteiligungsmöglichkeiten der Mitglieder sowohl an der
politischen Willensbildung wie auch bei der Kandidatenaufstellung schafft.
Neben einer Satzungsänderung bedarf es gleichzeitig einer Neukonzeption der
Parteiarbeit und als dritten Schritt einer Intensivierung der Zusammenarbeit
von Partei und Fraktion.
Wegner schlägt eine Reihe von Struktur-
und Satzungsänderungen vor, die vornehmlich auf eine organisatorische
Eigenständigkeit der Hamburger Kreisverbände, eine Änderung beim Verfahren
parteiinterner Wahlen (vor allem mit Blick auf die Kandidatenaufstellung durch
die Vertreterversammlung und deren Zusammensetzung) sowie auf die
"Streichung dirigistischer Bestimmungen"[425]
in der Satzung abzielen. Erhoben werden diese Forderungen jeweils mit dem
Hinweis auf das Bundes-Statut und das Grundsatzprogramm der CDU Deutschlands,
zu denen die Hamburger Parteipraxis in Widerspruch steht. Vor allem der
Leitgedanke, daß die CDU "die Demokratie als eine dynamische,
fortzuentwickelnde und politische Ordnung (...versteht...), die die Mitwirkung
der Bürger gewährleistet und ihre Freiheit durch Verteilung und Kontrolle der
Macht sichert. Diese Ordnung muß für die einzelnen durchschaubar sein; sie kann
nur verwirklicht werden, wenn sich die Bürger für ihre Gestaltung
verantwortlich fühlen und sich aktiv und opferbereit daran beteiligen"[426],
wird als in der Hamburger CDU nicht erfüllt angesehen.
Weshalb das Schreiben von Markus Wegner
keinen Eingang in die offizielle Liste der Reformvorschläge fand, konnte vom
Verfasser auch auf Nachfrage in der Geschäftsstelle des Landesverbandes nicht
geklärt werden.
Der Gesprächskreis selbst sah sich durch
die ständig wachsende Kritik der Parteiführung an seiner Arbeit und seinen
Mitgliedern bereits im April 1991 dazu veranlaßt, einen Brief an die Orts- und
Kreisvorsitzenden sowie die Mitglieder und Freunde der CDU herauszugeben,[427]
in dem der Gesprächskreis seine Handlungsweise, seine Zielsetzung aber auch
seine Loyalität gegenüber den Grundsätzen der CDU Deutschlands darlegt.
Deren Mitglieder sehen sich als
"loyale Mitglieder" der CDU, die "selbstverständlich zu den
Grundsatzentscheidungen der Partei" stehen, aber " zugleich als
innerparteiliche Opposition (... die ...) Minderheitenrechte in Anspruch"
nehmen und "die Einhaltung geltenden Rechts und die Teilhabemöglichkeiten
an innerparteilicher Demokratie" fordern.[428]
Man möchte "keine Machtverteilung durch anonyme Zirkel, die sich mangels
Transparenz jeder Kontrollmöglichkeit durch die Parteimitglieder entziehen,
oder von höheren Gnaden." Insoweit kann man auch nicht von
"rebellieren" sprechen, sondern lediglich von der Forderung nach der
"Durchführung des Grundsatzprogramms und (...der...) Geltung des
CDU-Bundes-Statuts" auch in Hamburg.[429]
Neben der eigentlichen Reformkommission
gab es noch eine Reihe von Kommissionen bzw. Unterkommissionen und
Projektgruppen, die sich jeweils mit herausgehobenen Einzelthemen befassten.
Insgesamt wurden im Verlauf des
Reformprozesses fünf Unterkommissionen eingesetzt, die die Themen
"Verbesserte Finanzausstattung der Partei", "Neue Methoden der
Wahlkampfführung", "Moderne Formen der Arbeit der Ortsverbände",
"Arbeit der Vereinigungen" und "Politische Weiterbildung der
Mandatsträger und Mitglieder" zu bearbeiten hatten.
Die Kommission hatte insgesamt neun
Mitglieder, zwei davon waren gleichzeitig Mitglieder der Reformkommission. Den
Vorsitz übernahm Gunnar Uldall, Mitglied des Deutschen Bundestages.[430]
Der Vorsitzende der Reformkommission,
Dirk Fischer, bat Uldall, "in einer ad hoc-Gruppe neue Möglichkeiten zur
Verbesserung der Parteifinanzierung zu finden." Auf Fischers Vorschlag hin
lud Uldall eine Gruppe von CDU-Politikern aus dem Bereich der freien Wirtschaft
zu einer ersten Sitzung ein, die das Ziel hatte, "konkrete
Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten".[431]
Dem Schreiben wurden insgesamt sechs
verschiedene Unterlagen mit der Bitte beigefügt, diese "streng vertraulich
zu halten".[432]
Dazu gehörten vor allem ein Papier von
Uldall selbst, indem er Vorschläge zur Änderung der damaligen Beitrags- und
Finanzordnung unterbreitet[433]
sowie eine Notiz von Wulf Brocke "Gedanken zur Reform des
Finanzwesens".[434]
Brocke sieht den Bereich des Finanzwesens
als den reformbedürftigsten Teil der Arbeit des Landesverbandes. Als Probleme
werden vor allem die sinkenden Durchschnittsbeiträge, die mangelhafte
Spendenaquirierung sowie die politische Diskussion im Bezug auf die
Wahlkampfkostenerstattung gesehen.
Angesichts des Anwachsens der
strukturellen Finanzschwäche der Hamburger CDU nach der verlorenen Wahl, wird
ein Umdenken angemaht. Brocke schlägt daher folgende Änderungen vor:
• Eine systematischere und professionellere
Einnahmepolitik (u.a. durch eine spezielle personelle Regelung);
• eine verbindliche Erhöhung des
Mitgliederbeitrags;
• eine konsequente, regelmäßige und intensive
Spendenaquirierung;
• eine nachträgliche Anpassung der Kosten der
Serviceleistungen des Landesverbandes an die Preisentwicklung;
• eine Neugestaltung der Beitragsanteile von
Landesverband und Kreisverbänden;
• eine effizientere Aufgabenverteilung bei
den Mitarbeitern sowie eine dadurch ermöglichte Verkleinerung des
Stammpersonals.
Sitzungstermine waren der 16. November
und der 20. Dezember 1991 sowie der 26. Februar und der 22. April 1992, im
Verlauf derer verschiedene Empfehlungen an die Reformkommission verabschiedet
wurden, um die Finanz- und Beitragsordnung der Partei effizienter gestalten zu
können. Entsprechende Beschlüsse wurden von der Kommission am 7. Dezember 1991
gefaßt und traten mit Wirkung vom 1. Januar 1992 in Kraft.[435]
Am 12. November 1991 fand die Sitzung der
Unterkommission "Neue Wahlkampfführung" statt, der insgesamt neun
Mitglieder angehörten. Vier davon, darunter auch deren Vorsitzender Wulf
Brocke, gehörten ebenfalls der Reformkommission an.[436]
Grundsätzlich wurde von der Kommission
festgestellt, daß die Wahlkampfführung, bei der man über einen Zeitraum von
etwa zwanzig Jahren nach demselben Muster verfuhr, einer erheblichen
Veränderung bedarf. Kennzeichnend dafür waren vor allem eine schwindende
Beteiligung der Mitglieder am Wahlkampf, eine ausufernde Materialflut und
mangelndes Interesse der potentiellen Wähler.[437]
Für zukünftige Wahlkämpfe arbeitete die
Kommission einige Anregungen aus, die umgesetzt werden sollten. Dazu sollten
vor allem eine bessere Vorbereitung der Wahlkampfführenden,
"einfache" Mitglieder wie auch Mandatsträger, ein stärkeres Zugehen
auf den Wähler, eine intensivere Behandlung lokaler Themen, mehr Dialog und
weniger Papier, ein "Info-Center" anstelle der üblichen Info-Tische,
open-air-Veranstaltungen anstelle von Großveranstaltungen in Sälen sowie eine
Konzentration auf Kernthemen gehören.[438]
Unter dem Vorsitz von Johannes Mertens
nahm die insgesamt zehnköpfige Unterkommission "Moderne Formen der Arbeit
der Ortsverbände" ihre Beratungen auf.[439]
Zwei ihrer Mitglieder gehörten gleichzeitig der Reformkommission an.
Den vorhandenen Unterlagen sind keine
Sitzungstermine zu entnehmen. Als Anlage an die Mitgliederliste findet sich
lediglich ein Ergebnispapier vom 16. September 1991.
Als Ergebnisse werden dort verschiedene
Überlegungen zur Neugestaltung der Ortsverbandsarbeit dargelegt.[440]
Eine Verbesserung der entsprechenden
Rahmenbedingungen, d. h. eine Veränderung der Finanzausstattung der
Ortsverbände, verbesserte Antragsmöglichkeiten an übergeordnete Gremien sowie
Abgeordnetenbüros als Anlaufstellen für Bürger vor Ort werden ebenso angeregt,
wie ein Ausbau der Serviceleistungen des Landesverbandes für die Ortsverbände.
Neue Veranstaltungsformen, auch hinein in den vorparlamentarischen Raum, und
eine bessere Information nach innen und außen sollen dazu beitragen, das
Verbandsleben wieder attraktiver zu machen.
Die Leitung der Unterkommission "Arbeit
der Vereinigungen" übernahm Dirk Fischer. Von den elf Mitgliedern der
Unterkommission gehörten zehn gleichzeitig der Reformkommission an.[441]
Auch in den Unterlagen dieser
Unterkommission sind keine Informationen über stattgefundene Sitzungen zu
finden, sondern lediglich ein Ergebnispapier vom 8. November 1991.[442]
Neben einer ausführlichen Darstellung der
Bedeutung der Vereinigungen werden folgende Ziele als erstrebenswert für die
weitere Arbeit erachtet:
• Eine effektive und sachgerechte Verteilung
der Hilfen des Landesverbandes auf die einzelnen Vereinigungen;[443]
• eine stärkere Wechselwirkung zwischen den
jeweiligen Zielgruppen und dem Landesverband;
• eine intensivere Kooperation zwischen den
Vereinigungen sowie den Vereinigungen und dem Landesverband;
• eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit und
attraktivere Veranstalungsformen.
Der aus neun Mitgliedern bestehenden
Unterkommission "Politische Weiterbildung der Mandatsträger und
Mitglieder" saß Madeleine Göhring vor.[444]
Neben einem ausführlichen Protokoll der
Sitzung vom 16. September 1991 enthalten die Unterlagen auch eine
Beschlußempfehlung für die Reformkommission vom 19. September 1991.[445]
Grundsätzliches Ziel ist es danach, daß
der politischen und rhetorischen Weiterbildung der Mandatsträger und Mitglieder
zukünftig eine deutlich stärkere Bedeutung zukommen soll. Um dies auch umsetzen
zu können, sollen vor allem die Weiterbildungsangebote der Partei ausgebaut
sowie die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Trägern der Bildungsarbeit
intensiviert wird. Gleichzeitig wurde jedoch auch darauf verwiesen, daß die
Teilnahme an entsprechenden Weiterbildungs-maßnahmen lediglich auf freiwilliger
Bais geschehen kann.
Im Rahmen der Reformdebatte wurden
zusätzlich auch drei Projektgruppen gegründet: die Projektgruppen
"Wolff", "Veranstaltungen" sowie "Fachkompetenz".[446]
Der Projektgruppe "Wolff"
gehörten insgesamt fünf Mitglieder an, die alle gleichzeitig auch der Reformkommission
angehörten. Im Mittelpunkt der Arbeit dieser Projektgruppe stand das Thema
Außenwirkung/Werbung der Partei. Entsprechende Beschlüsse für Veränderungen in
diesem Bereich, die vornehmlich auf Aspekte der Parteiwerbung, des
Mitgliedereinsatzes sowie der Wahlkampfgestaltung und Wahlkampfterminierung eingehen, wurden auf der Sitzung am 26.
August 1991 ausgearbeitet. [447]
Für die Projektgruppe
"Veranstaltungen", der fünf Mitglieder angehörten, zwei davon
Mitglieder der Reformkommission, und die Projektgruppe
"Fachkompetenz", diese setzte sich aus sieben Personen, davon fünf
Mitglieder der Reformkommission, zusammen, liegen im Archiv des
CDU-Landesverbandes außer der jeweiligen Mitgliederliste keine weiteren
Unterlagen vor. [448]
Die Frauenförderungskommission wurde
nicht im Rahmen der Reformkommission gebildet, sondern durch den
Landesvorstand, der wiederum gemäß einem vom Landesausschuß am 24. April 1989
beschlossenen Antrag zur "Förderung der Mitarbeit von Frauen auf allen
Ebenen der Partei" handelte. Die Ergebnisse der Kommission wurden der
Reformkommission vorgelegt.[449]
Als Ergebnis wird vorgeschlagen, daß die
CDU Frauen auf allen Ebenen "gezielt und persönlich" ansprechen soll,
daß die Stellung der Frauenbeauftragten der Ortsverbände aufgewertet wird, daß der Fortbildung von
Frauen mehr Gewicht zugemessen wird, daß Veranstaltungen speziell zum Thema
"Frauen" durchgeführt und daß schließlich die frauenpolitischen Beschlüsse
der Bundespartei und des Landesausschusses konsequent umgesetzt werden.[450]
Nach der ersten
Sitzung der Reformkommission erklärte der CDU-Landesgeschäftsführer Wulf
Brocke, bei allen Mitgliedern der Kommission sei "durchgängig" der
Wille zu einer "grundsätzlichen und sehr kritischen Bestandsaufnahme"
sowie zu "ernsthaften Reformmaßnahmen" spürbar gewesen. Er
versicherte weiterhin, daß die Reformkommission "keine
Alibiveranstaltung" sein werde.[451]
Dennoch war unter den
Hamburger CDU-Mitgliedern, bis hin zu den Kommissionsmitgliedern, eine
deutliche Skepsis zu spüren, ob die Partei auch wirklich zu Reformen in der
Lage war. Als Kernpunkt dieser Skepsis galt, ob nicht nur "die formalen,
sondern die tatsächlichen Entscheidungsprozesse aus Führungszirkeln ohne Mandat
in den Landesvorstand zurückverlagert und für die Parteiöffentlichkeit
transparent gemacht werden"[452]
konnten.
Fehlende
innerparteiliche Demokratie war in fast jeder Äußerung der Ausgangspunkt für
die heftige Kritik am damaligen Zustand der Hamburger CDU und für die Forderung
nach umfassenden Reformen. "Die Reform tut dringend not. Seit Jahren gilt
der Hamburger Landesverband der CDU als verkrustet und erstarrt, seit Jahren
werfen Kritiker dem Landesvorsitzenden Echternach und seinem Freundeskreis vor,
eine lebendige innerparteiliche Demokratie abzuwürgen, Anpasser zu fördern,
innerparteiliche Gegner kaltzustellen oder in die Resignation zu treiben.
Modernität war bisher nicht das Markenzeichen"[453]
dieser Großstadtpartei. Selbst Dirk Fischer, von Beginn an Mitglied des
Magdalenen-Kreises, gestand im Rahmen der Reformdebatte selbstkritisch ein, daß
das, was „positiv begonnen“ habe, kein „gutes Ende nehmen“müsse. Gleichzeitig
erhob er gegenüber der Öffentlichkeit den Vorwurf, deren "Wahrnehmung
(...) gegenüber der CDU (...sei...) überscharf."[454]
Fischer wies auch darauf hin, daß die Erneuerung der Hamburger CDU "kein
Einmal-Ereignis", sondern ein Prozeß von Dauer sei.[455]
Auch Winfried
Steffani, einer der vehementesten innerparteilichen Kritiker, äußerte seine
deutlichen Zweifel daran, daß die Partei "überhaupt noch
reformierbar" sei. Man müsse „Mut zur Sünde und Gottvertrauen haben, um in
dieser Partei tätig zu sein.“[456]
Kritik wurde immer
wieder an der Zusammensetzung der Kommission laut, der größtenteils "die
bisherigen Hofsänger"[457]
angehörten.
Auch im weiteren
Verlauf der Reformdiskussion ebbten die kritischen Stimmen aus der eigenen
Partei nicht ab. Die JU-Vorsitzende Madeleine Göhring, selbst ein
Kommissionsmitglied, äußerte die Befürchtung, daß „alles im Sande“ verlaufe,
die Kommission habe bisher „nur über Stilfragen diskutiert.“ „Wenn man den Filz
in den Hamburger Behörden“ bekämpfe,
müsse „man auch den Filz in der eigenen Partei bekämpfen.“[458]
Allein diese Äußerungen
machen deutlich, in was für einem schwierigen Klima die Arbeit der
Reformkommission begann. Es stellt sich dabei unweigerlich die Frage, wie groß
die Aussichten auf einen Erfolg der Reformen sein konnten, wenn die Skepsis und
die Kritik innerhalb der Partei, bis hinein in die Reformkommission selbst, so
groß war, daß viele bereits zu Beginn der Diskussion ein Scheitern
prognostizierten. Daß die alte und designierte neue Parteiführung in diesem
Zusammenhang große Fehler machten, sei es durch die Zusammensetzung der
Kommission oder die Vorlage des 24-Punkte Kataloges, ist unbestritten. Der
dadurch entstandenen Verunsicherung und Skepsis innerhalb der CDU mußte man als
erstes entgegenwirken. Eine Aufgabe, die einen großen Zeitaufwand erforderte,
den man besser in den Reformprozeß investiert hätte.
Die Hamburger Presse,
die die CDU in den vergangenen Jahren zumeist sehr kritisch begleitete,
berichtete sehr objektiv über den ersten "Reformparteitag" am 14.
September 1991. Wenn etwas deutlich wurde, dann die Tatsache, daß sich nun
Kritiker zu Wort melden konnten. "Heute kann jeder sagen, was er für
richtig hält, ohne bestraft zu werden. (...) Früher waren Parteitage der
Hamburger CDU meistens in anderthalb Stunden beendet. Der letzte dauerte fast sieben
Stunden." Auch "solche Leute an den Reformen zu beteiligen, die
vorher als unbequeme Störenfriede auffielen," wurde angemahnt, könnte der
Gefahr vorbeugen, daß nun "mit aufgeblasenen Worthülsen nur alter Wein in
neuen Schläuchen präsentiert wird."[459]
Diese Anmerkung zielt erneut auf die Zusammensetzung der Reformkommision.
Anstatt zumindest einen Vertreter der innerparteilichen Opponenten darin
einzubinden und zu versuchen, eine einheitliche Linie zu finden, wurden diese
weiterhin ausgegrenzt.
Dennoch schien es
Fischer bereits auf dem ersten "Reformparteitag" gelungen zu sein,
die Stimmung innerhalb der Union in weiten Teilen zu verändern. Dies war ein
Erfolg, den er selbst als solchen erkannte: "Was am Anfang mit Skepsis
betrachtet wurde, ist zu einem kraftvollen, tiefergehenden Prozeß
geworden."[460]
Bei den Delegierten
des Landesausschusses war diese Wende gleichermaßen zu erkennen. Ein
ausgewiesener, in der Vergangenheit jedoch zumeist schweigsamer
innerparteilicher Kritiker spürte "geradezu physisch, wie sich die
Atmosphäre von Angst und Mißgunst der früheren Parteitage aufzulockern begann,
wie am Horizont sich befreites Denken abzeichnete."[461]
Ein weiterer meinte, daß bei vielen "die schamvolle, aber auch befreiende
Selbsterkenntnis (...vorherrschte..): Oh Gott, was haben wir bloß mitgetragen.
Und Selbsterkenntnis ist nun einmal die Basis zur Veränderung."[462]
Während der
Diskussion der Reformvorschläge der Kommission im Landesausschuß kam es vor
allem bei zwei Aspekten zu Meinungsstreitigkeiten.
Das erste war der
Wunsch der Reformkommission, die eigenen Parlamentarier zweimal jährlich einer
Leistungskontrolle zu unterziehen. Dirk Fischer, Befürworter dieses Vorschlags,
begründete dies damit, daß es zukünftig im Parlament keine sogenannten
„Hinterbänkler“ mehr geben solle. „Viel zu viele Staatsmänner und Staatsfrauen
der CDU“ würden da im Parlament lächelnd herummarschieren und würden kein
einziges Mal das Wort ergreifen. Einige CDU-Mandatsträger müssten erst wieder
die Umwelt begreifen lernen. Viele könne man gar nicht mehr auf eine
Diskussionsveranstaltung schicken.[463]
Die Befürworter argumentierten weiter, daß die jeweils Betroffenen von den
Kontrollergebnissen zwar informiert werden sollten und dadurch die Chance
hätten, etwas zu verändern. Wohl gab es schon bisher „Bewertungen“, aber die
nahmen Dunkelmänner vor. Am Ende ging das Fallbeil runter, und einer war
abgemeldet und wußte gar nicht warum", so der Bürgerschaftsabgeordnete
Johannes Mertens.[464]
Die Gegner dieses
Vorschlags begründeten ihre Ablehnung vor allem damit, daß es objektive
Kriterien zur Leistungsbewertung von Abgeordneten überhaupt nicht gibt und es
sich dabei vorwiegend um eine Kontrolle „von oben nach unten“ handelt.
"Eine solche Leistungskontrolle stärkt höchstens die Profilneurosen."[465]
Der Vorschlag wurde
vom Landesausschuß nicht angenommen, sondern zur Überarbeitung an die
Kommission zurücküberwiesen.[466]
Der zweite kritische
Punkt war die Frage nach einer Satzungsreform. In der Kommission einigte man
sich auf eine neue Struktur bei der Zusammensetzung des 17-Ausschusses. Dirk
Fischer strebte dabei ein "Drei-Bänke-System" an, "das die
Vereinigungen in der CDU" stärken sollte.[467]
Vorgesehen war, daß -
wie bisher - jeder der acht Kreisverbände[468]
ein Mitglied in den Wahlausschuß entsenden sollte. Darüber hinaus sollte
jeweils ein Vertreter aus der Senioren-, der Frauen- und der Jungen Union sowie
der Sozialausschüsse und der Mittelstandsvereinigung in das Gremium entsandt
werden. Weitere vier Mitglieder, bislang waren dies acht, sollten aus dem
Landesvorstand heraus benannt werden. Der Vorsitzende des Wahlausschusses
sollte wie bisher vom Landesausschuß gewählt werden. Wie in der Vergangenheit
üblich, sollte der Wahlausschuß die Bürgerschaftskandidaten in Zehner-Blöcken
vorschlagen, ein einmal vom Parteitag abgelehnter Vorschlag sollte in Zukunft
nicht mehr eingebracht werden dürfen. Die Reformkommission sprach sich ferner
gegen die Möglichkeit von Spontan-Kandidaturen auf dem Parteitag für den
Landesvorstand aus, es sollte weiterhin eine Nennfrist von 14 Tagen für
Kandidaten zu diesem Gremium gelten.[469]
Mit ihrem Entwurf
sprach sich die Reformkommission in der Frage der Kandidatenauswahl für die
Bürgerschaft weiterhin deutlich für ein zentralistisches Verfahren aus. Während
Fischer dies damit begründete, "einen härteren, fachbezogenen und weniger
regional orientierten Modus" zu wollen, bei dem "nicht Kandidaten zum
Zuge kommen, nur weil sie bestimmten Kreisverbänden angehören", kündigte
der Kreis Eimsbüttel für die kommende Sitzung des Parteitages einen Gegenvorschlag
im Hinblick auf eine "Teilregionalisierung" an.[470]
Konfliktreich war
auch die Frage der Kandidatenaufstellung zum Landesvorstand, für die die JU
auch Spontan-Kandidaturen auf den entsprechenden Parteitagen forderte. Nach
Auffassung der Nachwuchsorganisation bewegte sich bis zuletzt "in den
zentralen Fragen der innerparteilichen Machtausübung (...) so gut wie
nichts." All ihre "Vorschläge für eine demokratische Satzung"
wurden abgeschmettert zugunsten "zentralistischer Wahlverfahren", die
die "beste Voraussetzung für Personalklüngeleien" bieten.[471]
Auf dem
"Landesparteitag" vom 6. Januar 1992 wurde dann auch deutlich, daß
vielen Delegierten die Reform, vor allem im Hinblick auf die
Kandidatenaufstellung für die Bürgerschaftswahlen, nicht weit genug ging. Sicherlich
wurde dies, wie Fischer meinte, "die gründlichste Reform, die Hamburgs CDU
je" vornahm.[472]
Aber ob dies ausreichte, das Vertrauen der Wähler wiederzugewinnen, war
fraglich. Der "weitaus schwierigere Teil", die Umsetzung der
Reformgedanken, lag, wie Fischer richtig erkannte, noch vor der Partei.[473]
Im Raum standen auch die Zweifel einiger CDU-Delegierter, daß eine "echte
Änderung der Satzung" durch diese Vorschläge gar nicht stattfand und die
Partei so "den geforderten Neuanfang nicht" schaffen wird.[474]
Neben der JU war es vor allem der Kreisverband Eimsbüttel, der auf
weitergehende Satzungsänderungen pochte und dessen Vorsitzender Johannes
Mertens mahnte, daß aus "der Reform kein Reförmchen werden" dürfe.[475]
Noch deutlicher wurde der als innerparteilicher Kritiker bekannte CDU-Chef von
Nienstedten, Prof. Dr. Claus-Peter Kedenburg, der den Vorwurf erhob, in der CDU
herrsche noch immer "eine kleine Führungsschicht"[476],
die weitergehende Reformen verhindere. Die Diskussion über mögliche
Satzungsänderungen wurde, nachdem keine Einigkeit erzielt werden konnte, erst
einmal vertagt.[477]
Die geplante
Leistungskontrolle der Parlamentarier, von vielen als
"Abgeordneten-TÜV" belächelt, wurde ganz aus dem Reformpapier
gestrichen. Durchsetzen konnte sich Fischer u.a. bei dem wichtigen Punkt der
Parteifinanzierung, für deren Stabilität der Mindestbeitrag nunmehr verdoppelt
wurde.[478]
Wie sich zeigte, waren die in die Reformkommission eingebrachten
Arbeitspapiere von sehr unterschiedlicher Ausprägung.
Bei den Vereinigungen reichte dies von
einer sehr differenzierten und ausführlichen Stellungnahme der Jungen Union bis
hin zu Papieren wie etwa dem der CDA, das inhaltlich wenig aussagefähig und
sich in seinen Ausführungen rein auf die eigene Organisation und deren Stellung
in der CDU bezog.
Ein grundsätzliches Problem der
Vereinigungen war dabei auch die eigene Rolle innerhalb der Partei. Vielfach
ging es bei den Ausführungen nicht um das eigentliche Ziel der Kommission,
nämlich die Hamburger CDU zu reformieren, sondern um die Möglichkeit, den
Einfluß der eigenen Organisation künftig zu stärken.
Dies begann bereits bei den Wahlanalysen,
an deren Ende das Ergebnis stand, daß die Wahl u.a. deshalb verloren wurde,
weil das jeweilige Klientel der entsprechenden Vereinigung, wiederum bedingt
durch deren mangelhafte Unterstützung durch die CDU, zu wenig angesprochen
wurde.
"Ich bin mir selbst der
nächste" gilt ganz offensichtlich auch in der Politik, innerhalb einer
Partei und der ihr verbundenen Vereinigungen, zu gelten.
Neben einzelnen Vorschlägen, die sich
quasi selbst von vornherein disqualifizierten, weil sie administrativ bzw. aus
finanziellen Gesichtspunkten nicht umsetzbar waren, etwa die Einrichtung einer
Jobbörse für Arbeitslose in der CDU, die Schaffung eines Beschwerdetelefons
oder die Forderung nach einer generellen Aufstockung der finanziellen
Zuwendungen, gab es sehr viele "Ideen", die grundsätzlich nach jeder
verlorenen Wahl zu hören sind, Allgemeinplätze, die man einfach zu Papier bringen
kann, ohne sich sonderlich mit der eigentlichen Problematik zu beschäftigen.
Sichtbar wurde auch der offenkundige
Zweifel an der Fähigkeit und dem Willen der Kommission, eine entsprechende
Reform auch tatsächlich durchsetzen zu wollen und zu können. Die Kritik reichte
von einem Verweis auf Reformbemühungen früherer Jahre, die nicht umgesetzt
wurden, bis hin zu der Infragestellung der Reformfähigkeit angesichts der
Mitglieder der Kommission.
Erstaunlich ist, daß für einige der
Vereinigungen jeweils zwei Papiere in die Kommission eingebracht wurden.
Augenfällig ist dies vor allem bei der FU und der MIT. In beiden Fällen wurde
ein "offizielles" Papier des bzw. der jeweiligen Vorsitzenden
erstellt und ein zweites von einigen Mitgliedern, in dem ebenfalls darauf
verwiesen wird, daß es sich um die Auffassung der entsprechenden Organisation
handelt.
Interessant ist dabei, daß das nicht
offizielle Papier jeweils deutlich detaillierter und auch kritischer auf die
aktuelle Problematik eingeht, was einerseits auf die mangelhafte Abstimmung
zwischen Führung und Basis auch bei den Vereinigungen schließen läßt und
andererseits die Bedenken unterstreicht, daß die selbst in die Parteiführung
eingebundenen Vereinigungsvorsitzenden weniger (selbst-)kritisch, offen und mit
dem Willen zur Veränderung an der Diskussion beteiligt waren und daß sich
dadurch wiederum zeigt, daß die Frage nach dem Reformwillen und der Effizienz
der Kommission in dieser
Zusammensetzung durchaus berechtigt war.
Zwei zentrale Punkte, die generell - wenn
auch in ihrer Ausprägung mehr oder weniger stark auf das eigene Klientel
bezogen - von allen Vereinigungen für stark reformierungsbedürfig betrachtet
wurden, waren die Form der Beteiligung, die Einbindung und die Ausgestaltung
der Möglichkeiten der "einfachen" Mitglieder im Hinblick auf die
Parteiarbeit und die Mandatsvergabe sowie eine grundlegende Neugestaltung der
Parteiarbeit, vor allem was die Offenheit, die Durchschaubarkeit und die
Entscheidungsfindung und die Personalpolitik innerhalb der CDU betraf. Mehrfach
wurde der "Magdalenenkreis" angesprochen, der als "informelles
Gremium" zuviel Macht innehatte und der nicht weiter existieren durfte -
die Entscheidungen sollten wieder in den Gremien fallen, die satzungsmäßig
dafür auch vorgesehen waren. Zwar wird in den Papieren und auch in der
mündlichen Aussprache immer wieder die Auflösung des Kreises gefordert,
auffallend ist jedoch, daß in diesem Zusammenhang kein einziges Mal direkt die
Ablösung von Jürgen Echternach verlangt wurde. Lediglich die teilweise sehr
lange Verweildauer einiger Führungspersönlichkeiten in ihren jeweiligen Ämtern
wurde, ohne Namen zu nennen, kritisiert. Daß ein Rücktritt Echternachs aus
diesem Grund aus der Mitte der Kommission heraus nicht erhoben wurde, fand
sicherlich auch darin seine Begründung, daß viele der Kommissionsmitglieder
dann ebenfalls hätten zurücktreten müssen.
Wie bereits die Vereinigungen, so sahen
auch die Kreisverbände ihren Einfluß als zu eingeschränkt. Die Forderung nach
Dezentralisierung der innerparteilichen Entscheidungs- und Machtverteilung
sowie nach einer verstärkten Einbindung in die Diskussionsprozesse unterstrich
den immer wieder vorgebrachten Vorwurf, daß die CDU zentralistisch geführt war.
Bis auf den Kreisverband Hamburg-Nord,
dessen Vorsitzender Dirk Fischer war, wurde in jedem anderen Kreis die, wenn
auch nicht immer wörtliche, Forderung nach Auflösung des Magdalenenkreises
erhoben. Immer wieder wurde dessen Macht und Einfluß kritisch angemerkt. Es
wurde deutlich, daß vor allem die Auflösung dieses Kreises als eine wesentliche
Voraussetzung für alle weiteren Reformschritte angesehen wurde. Erst nach einem
solchen Schritt erschien vielen eine Dezentralisierung innerhalb der Partei und
die Schaffung einer neuen Diskussionskultur möglich.
Neben dieser generellen Forderung wurden
auch wieder Anregungen vorgelegt, die nicht bzw. nur mit einem erheblichen
verwaltungstechnischen Aufwand hätten umgesetzt werden können. Sei dies die
Schaffung von "Eingabenausschüssen" zur Bearbeitung von Briefen, sei
dies die Schaffung bzw. Umstrukturierung von Arbeitskreisen als
"Schattensenat" oder die Bildung weiterer Gremien neben dem
Landesausschuß zur Bearbeitung komplexer Anträge.
Beklagt wurden vor allem die Bereiche
Sachthemenauswahl und Einbeziehung der Mitglieder. Beide Aspekte kamen in der
CDU nach einvernehmlichem Bekunden zu kurz.
Während man auf der einen Seite sehr viel
Kritik übte, was alles falsch gemacht wurde und daß nicht zuletzt auch die
Bundesregierung eine erhebliche Mitschuld an dem Wahldebakel trug, gab es auf
der anderen Seite nur wenige konstruktive Vorschläge. Vieles wurde recht
allgemein gehalten und war nicht umsetzbar, weil zu teuer oder zu aufwendig und
das meiste zielte nicht auf eine Reform der Partei nach innen, sondern
ausschließlich auf deren Außenwirkung. Dazu gehört das Erscheinungsbild in den
Medien ebenso wie die Auswahl von Themen, die sich gut "verkaufen"
lassen.
Vorrangiges Ziel sollte es sein, die, in
der überwiegenden Mehrheit der Beiträge kritisierte, innere Struktur der Hamburger
CDU zu reformieren, also die Arbeit der Parteiführung und der Gremien, um
dadurch dann auch zu einer wirksameren Einbindung der Mitglieder gelangen zu
können - an diesem Ziel gingen die meisten Vorschläge vorbei.
Wurden tatsächlich einmal konkrete Vorschläge
unterbreitet, wie beispielsweise zur Reform der Parteisatzung, so gingen diese
zumeist nicht weit genug. Während sich die Anregungen der JU Eimsbüttel auf die
Anzahl der Sitzungen der einzelnen Gremien und die Anwesenheit der Delegierten
reduzierten, griffen die Vorstellungen aus Wandsbek entschieden zu kurz. Ob
über die Nominierung der Bürgerschaftskandidaten auf der Vertreterversammlung
der CDU in 10er-Blöcken abgestimmt wird, oder in 5er-Blöcken wie der
Kreisverband Wandsbek vorschlug - beides ist gleichermaßen höchst
problematisch, auch wenn darauf verwiesen wurde, daß Einzelabstimmungen nicht
praktikabel sind, was sich, zieht man die aktuell gültige Satzung zum Vergleich
heran, als falsch erwiesen hat.
Seitens der Ortsverbände, die den engsten
Kontakt "zum Bürger" und zum "einfachen" Mitglied
unterhalten, wurden als zentrale Forderungen die verstärkte Einbindung der
Basis und die Schaffung einer zentralen, erkennbaren Führungsfigur innerhalb
der Union erhoben.
Die Schwierigkeit der Einbindung und auch
des Erreichens der Mitglieder spürt immer zuerst der Ortsverband, der in diesem
Fall "an forderster Front", d.h. am unmittelbarsten mit den Bürgern
und der Partei-Basis Kontakt hält und in diesem Zusammenhang auch immer wieder
die Problematik erkennen muß, wie schwierig es ist, die jeweiligen
Führungspersönlichkeiten der Hamburger CDU bekannt zu machen. Unter diesem
Gesichtspunkt ist die Forderung nach der Zusammenfassung der zwei bzw. drei
Spitzenämter der Partei, dem des Parteichefs, des Fraktionsvorsitzenden in der
Bürgerschaft und zum gegebenen Zeitpunkt auch dem des Spitzenkandidaten,
verständlich, vereinfacht es doch das Bekanntmachen dadurch, daß nur eine und
nicht drei verschiedene Personen der Öffentlichkeit vermittelt werden müssen.
Ähnlich unterstützend ist dabei auch der Wunsch nach dem Wirken dieser Person
vor Ort und nicht, wie etwa im Falle Echternachs oder Fischers, die beide einen
wesentlichen Teil ihrer Arbeit in Bonn leisten bzw. leisteten und in Hamburg
daher nicht so präsent waren und sind, wie es viele gerne gesehen hätten.
Neben diesen beiden Aspekten kamen aus
den Ortsverbänden jedoch kaum Anregungen für eine umfassende Reform der Partei.
Zwar wurde auch hier, wie bereits bei den Vereinigungen und den Kreisverbänden,
die mangelnde innerparteiliche Demokratie und das "Machtkartell einer
kleinen Gruppe" angemahnt, konkrete Lösungsvorschläge gab es jedoch nicht.
Ähnlich stellt sich das Problem auch in
den Arbeitsgruppen. Die aus diesem Bereich eingebrachten Papiere waren inhaltlich wiederum sehr darauf
ausgerichtet, den eigenen Einfluß bei der innerparteilichen Willensbildung
auszubauen. Es wurde viel kritisiert und wenn Vorschläge gemacht wurden, dann
waren diese vielfach mit einem deutlich vergrößerten Verwaltungsaufwand
verbunden, der, so läßt sich erfahrungsgemäß sagen, in keinem zu
rechtfertigenden Verhältnis zu dem zu erwartenden Ergebnis stehen würde.
Alle drei bislang untersuchten Gruppen
hatten in ihren Vorstellungen somit eines gemein: es ging dabei weniger um eine
grundsätzliche Reform der Partei, sondern um eine Stärkung der eigenen Position
und eine bessere Einbindung des eigenen Klientel. Es gab zwar viele
Vorstellungen, in welchen Bereichen sich etwas ändern müßte, konkrete
(umsetzbare) Vorschläge waren jedoch sehr dünn gesät.
Zentrale Aspekte bei den Darstellungen
der vierten Gruppe, den Einzelpersonen aus der Reformkommission, die Vorschläge
unterbreiteen, waren wiederum die mangelhafte Mitgliederbeteiligung und die
problematische Situation bei der Rekrutierung des Führungsnachwuchses. Auch in
dieser Gruppe überwogen oberflächliche und wenig innovative Vorschläge.
Deutlich herauszuheben ist dabei
lediglich das Papier des CDU-Landesgeschäftsführers Wulf Brocke, in dem
erstmals eine Analyse der Gesamtpartei vorgenommen wurde und, was sehr
auffällig ist, nicht von einer Schuldzuweisung an eine bestimmte Gruppe,
sondern an die Gesamtpartei die Rede war. Er setzte sich sehr ausführlich mit
der Krise der CDU auseinander und sprach dabei auch alle Parteiebenen an, vom
Landesverband über die Vereinigungen bis hin zur Bürgerschaftsfraktion. Er
machte zudem verschiedene Vorschläge, die sicherlich als Grundlagen für spätere
Reformen geeignet und auch umsetzbar waren. Wo diese fehlten, zeigte er Wege
auf, wie man diese möglicherweise erarbeiten konnte.
Der Denkansatz Brockes wies sicherlich in
eine richtige Richtung. Eine Reduzierung der Diskussion auf eine reine
Vergangenheitsbewältigung ohne ein in die Zukunft gerichtetes Denken würde die
Partei nicht weiter bringen. Auch eine Schuldzuweisung, eine Abrechnung mit
Einzelpersonen wäre ein falsches Signal. Der Weg, den die Hamburger CDU über
Jahre hinweg ging, wurde von vielen Mitgliedern der Reformkommission gemeinsam
gegangen. Daß in der laufenden Diskussion immer mehr Jürgen Echternach zum
allein Verantwortlichen gemacht wurde, war falsch - ohne die Unterstützung
vieler anderer hätte er diese Machtfülle innerhalb der Union nie erreichen
können. Genauso falsch war es jedoch, von vorneherein zu sagen, man sollte sich
nicht mit der Vergangenheit aufhalten. Daß gerade dabei einiges aufzuarbeiten
war, zeigten die in fast allen eingegangenen Papieren vorhandenen kritischen
Anmerkungen zu den Themen Führungsnachwuchs oder Magdalenenkreis. Lediglich
festzustellen: "Der Magdalenenkreis ist aufgelöst!", war zuwenig. Um
die Entschlossenheit zu zeigen, daß man tatsächlich neu anfangen wollte, mußte
zuerst die Entwicklung in der Vergangenheit, vor allem für die eigenen
Mitglieder, transparent gemacht und erklärt werden - mit allen Konsequenzen,
die sich möglicherweise für einzelne Personen oder einen ganzen Personenkreis
ergeben könnten. Daß man einen solchen umfassenden Schritt machen mußte und
auch wollte, fehlte in allen
Stellungnahmen.
Der grundlegende Fehler an dem Papier
Brockes ist, daß es keine Überlegungen darüber beinhaltet, weshalb die
Hamburger CDU in diese Situation kam, in der sie sich 1991 befand. Es ging
sogar soweit, eine Aufarbeitung der Vergangenheit explizit auszuschließen.
Genau dies konnte sich später als ein Hauptproblem bei dem Versuch einer
Erneuerung der CDU herausstellen. Nur wenn man die Fehlentwicklungen der
Vergangenheit kennt, diese benennt und dies vor allem nicht nur im kleinen
Kreis der Führungsmannschaft, sondern offensiv in der Gesamtpartei, kann man daraus
entsprechende Entwicklungen für die Zukunft ableiten.
Das Papier von Dr. Martin Willich
wiederum glich vor allem einem Diagnoseschema für die Hamburger CDU, es konnte
jedoch nicht als sonderlich wegweisend für entsprechende Problemlösungen
gelten, zumal es in vielen Punkten zusätzlich noch deckungsgleich mit dem
Papier der Reformkommission war.[479]
Der von Ingrid Soehring aufgezeigte Weg
war zwar ein durchaus gangbarer. Wie schwierig die Umsetzung jedoch ist, wurde
schon dadurch deutlich, daß konkrete Lösungsvorschläge für die Übertragbarkeit
des Papiers von Martin Müller auf die Landespartei fehlen. Daß viele der
gemachten Anregungen Gefahr liefen, sich in Detailfragen zu verlieren, wurde -
wie sich bereits bei der Untersuchung anderer Stellungnahmen zeigte - richtig
erkannt. Aber auch bei diesem Aspekt wurde lediglich warnend angemerkt, Akzente
fehlen auch hier. Wie in den meisten anderen Arbeitspapieren wurde auch bei
Frau Soehring deutlich, wie einfach es ist, Kritik zu üben und wie schwer
wiederum, entsprechende konkrete Lösungen zu präsentieren. Vieles waren
lediglich Allgemeinplätze.
Die Ausführungen des langjährigen
Mandatsträgers Dr. Roland Salchow wiederum machten, wie bereits mehrfach
angeklungen, den inneren Zustand der CDU und damit deren Hauptproblem deutlich:
die Partei wurde zu zentralistisch geführt, in der die Basis kaum Chancen
hatte, gestaltend mitzuwirken.
Das Papier von Klaus Martin Wolff verlor
sich ebenfalls in Allgemeinplätzen, die beliebig auf jede andere Partei
übertragen werden konnten. Lösungswege wurden nicht ansatzweise angeboten. Man
konnte sicherlich erwarten, daß eine Agentur, die sich über Jahre hinweg
intensiv mit der Hamburger CDU beschäftigte, bzw. beschäftigen hätte sollen,
etwas differenziertere Vorschläge hätte erarbeiten können. Vielleicht zeigte
jedoch gerade dies, daß die CDU dem Aspekt der Zusammenarbeit mit einer
entsprechenden Werbeagentur zu wenig Beachtung schenkte. Auch dadurch hatte sie
offenbar das erhebliche Problem, beim Wähler "rüberzukommen".
Am Beispiel der "acht Mitglieder von
JU und CDU" zeigte sich einmal mehr, daß das Hauptaugenmerk der einzelnen
Vorlagen jeweils auf die Klientel der entsprechenden Verfasser zugeschnitten
war und der Blick für eine umfassende Parteireform dadurch verdeckt blieb.
Die Überlegungen Meinkes unterschieden
sich zwar inhaltlich von denen vieler anderer. Dennoch war ihnen mit den
meisten gemein, daß es sich oft um die reine Darstellung von Problemen
handelte, der Bezug zu einer Reform der Gesamtpartei jedoch fehlte und wenn
Vorschläge zu Veränderungen gemacht wurden, sich diese überwiegend auf die
politische Sacharbeit bezogen.
Betrachtet man die Anregungen für eine
Parteireform abschließend in ihrer Gesamtheit, so läßt sich bei den Vorschlägen
der untersuchten Gruppen übereinstimmend ein zentraler Aspekt feststellen:
die Forderung nach mehr innerparteilicher
Demokratie und damit einhergehend der Wille nach einer stärkeren
Mitgliederbeteiligung.
Läßt man die Ausarbeitung von Wulf Brocke
einmal außen vor, so fehlten konkrete Vorschläge für einen wirklichen Neubeginn
fast vollständig. Allgemeinplätze und Überlegungen in Bezug auf eine positivere
Außendarstellung der Partei sowie den Ausbau der eigenen Einflußmöglichkeiten
waren kennzeichnend für die Papiere. Es wurde viel kritisiert, wie jedoch
Verbesserungen erreicht werden konnten, wurde nicht gesagt.
Es ist bemerkenswert, daß bei einer
Partei mit mehr als 14.000 Mitgliedern insgesamt nur 47 schriftlich[480]
ausgearbeitete Vorschläge eingingen, von denen wiederum lediglich sechzehn von
Mitgliedern außerhalb der Reformkommission eingebracht wurden.
Sicherlich wurde bei der
Entscheidungsfindung in den einzelnen Vereinigungen, den Kreisverbänden,
Ortsverbänden und Arbeitsgruppen zumindest teilweise eine Mitgliederdiskussion durchgeführt.
Doch selbst dann, legt man die üblichen Teilnehmerzahlen derartiger
Veranstaltungen zugrunde, war die Beteiligung an einer so wichtigen und alle
Parteiebenen umfassen sollenden Reform sehr gering.
Obwohl ursprünglich die heftigste Kritik
von der Parteibasis, den "einfachen" Mitgliedern kam, und aus dieser
Richtung auch die Reformdiskussion gefordert wurde, war die Beteiligung eben
dieser Gruppe sehr gering. Die überwiegende Mehrheit der Vorschläge kam aus dem
Bereich der Parteiführung. Es entwickelte sich eine Reformdiskussion, gefordert
von "unten", geführt jedoch überwiegend von "oben". Die
Möglichkeit einer Mitwirkung der Basis an der Diskussion war von der
CDU-Führung jedenfalls gegeben – lediglich die Parteibasis nutzte diese
Möglichkeit kaum.
Die Arbeit der Kommissionen und
Projektgruppen, sieht man einmal von der Unterkommission "Verbesserte
Finanzausstattung der Partei" ab, kann grundsätzlich als gescheitert
bezeichnet werden.
Kam es überhaupt zu Beschlußfassungen,
waren diese zumeist nicht weniger allgemein gehalten als der größte Teil der
eingegangenen Anregungen für die Reformkommission. Obwohl vielfach
Partei-Mitglieder außerhalb der Reformkommission zu den Beratungen hinzugezogen
wurden, unterschieden sich die Ergebnisse kaum von den bereits bekannten
Vorschlägen.
Es wurde einmal mehr deutlich, wo die
Grenzen für weitergehende Reformüberlegungen tatsächlich liegen. Die einzelnen
Gruppierungen bzw. Vereinigungen der Hamburger CDU sind vor allem darauf
bedacht, ihren Besitzstand zu wahren bzw. auszubauen.
Politische Weiterbildung und
Fachkompetenz von Mitgliedern und Mandatsträgern kann nicht erzwungen werden,
sondern muß auf freiwilliger Basis geschehen. Noch so gute Angebote seitens des
Landesverbandes können nicht wirksam umgesetzt werden, wenn die Angesprochenen
diese nicht annehmen.
Betrachtet man das Ergebnis der Arbeit
der Frauenförderungskommission und bedenkt man, daß sich die Arbeit der
Kommission über einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckte, so bedarf dieses
keiner weiteren Kommentierung. Das Resultat hätte man durchaus auch im Verlauf
eines nachmittäglichen Seminars erzielen können.
Neuen Methoden der Wahlkampfführung,
höheren Zuwendungen für die Vereinigungen aber auch den gefaßten Beschlüssen
für eine "Verbesserte Finanzausstattung der Partei" sind dort die
Grenzen gesetzt, wo die Wahlkampfkostenerstattungen zurückgehen, die
Mitgliederzahlen sinken und die Beiträge und Spenden kontinuierlich rückläufig
sind. Von einer Aufstockung der Finanzmittel kann keine Rede sein. Möglich ist
einzig eine Umverteilung der immer geringer werdenden Mittel.
Die Arbeit, so sie denn überhaupt
stattgefand, und die Ergebnisse der Kommissionen und Projektgruppen bieten
einzig ein Bild von vornherein zur Hoffnungslosigkeit verurteilten Bemühens und
einen weiteren Beitrag für die Steigerung des (vielfach zu Recht beklagten,
aber wie in diesem Fall oftmals auch überflüssigen) Arbeitsaufkommens der
Politiker.
Neben den
inhaltlichen Aspekten sind es jedoch vor allem personelle Gesichtspunkte, die
für den Verlauf eines solchen Reformprozesses von entscheidender Bedeutung
sind.
Angesichts der
geschilderten Problematik der Hamburger CDU im Bezug auf den Magdalenenkreis,
die Zusammensetzung der Reformkommission und die bis zu diesem Zeitpunkt
durchgeführten personellen Veränderungen, die sich einzig auf den Rücktritt
Jürgen Echternachs als Vorsitzender der Kommission und die Nominierung von Dirk
Fischer als dessen Nachfolger sowie die Verzichtserklärung des Parteichefs auf
eine erneute Kandidatur für dieses Amt beschränkten, stellt sich die Frage, ob
dies tatsächlich für eine umfassende Parteireform ausreichend sein kann.
Es bleibt abzuwarten,
inwieweit zusätzliche personalpolitische Veränderungen im Zuge der Umsetzung
der Reformmaßnahmen durchgeführt werden. Dennoch kann die Reform allein bereits
dadurch erheblichen Schaden nehmen, wenn die Parteiführung, gegen deren Politik
sich ein erheblicher Teil der Kritik richtete, gleichzeitig quasi die Spitze
der Reformbewegung bildete. Dies kann sich weder für den Verlauf noch für die
Glaubwürdigkeit eines Reformvorhabens positiv auswirken. Im Gegenteil, die
Gefahr des Scheiterns eines solchen Prozesses wird ungleich höher, wenn durch
eine so geführte Personalpolitik von Beginn an Zweifel am Reformwillen, der
Reformfähigkeit und vor allem an der Glaubwürdigkeit der Reformer selbst
bestehen. In dem Umfang, indem diese Zweifel vorhanden sind bzw. wachsen, nimmt
auch das Vertrauen in und das Engagement für eine mögliche Erneuerung der
Partei ab.
Mehr innerparteiliche
Demokratie, vor allem durch mehr Transparenz und Partizipation, waren die
zentralen Forderungen in den meisten Reformbeiträgen. Dies waren jedoch
zugleich diejenigen Vorschläge, die inhaltlich am wenigsten konkret
ausformuliert waren. Mehr Transparenz durch die Abschaffung des
Magdalenenkreises sowie mehr Partizipation - zwar auch durch die stärkere
Einbindung der Mitglieder, vor allem jedoch durch einen größeren Einfluß der
jeweiligen Vereinigungen oder der Kreisverbände - sind allein nicht
ausreichend, um die erforderlichen Veränderungen bewirken zu können. Sie sind
dies schon gar nicht, wenn man in diesem Zusammenhang - wie etwa von Wulf
Brocke, als einem der unter Jürgen Echternach maßgeblichen Parteifunktionäre,
gefordert - die Aufarbeitung der Vergangenheit dabei ausklammert.
Es wurde im Verlauf
der Reformdiskussionen deutlich, daß vielen das Wort „Reform“ und dabei die
Begriffe innerparteiliche Demokratie, Transparenz und Partizipation sehr
schnell über die Lippen ging, aber die inhaltliche Ausgestaltung dabei zu kurz
kam.
Es bleiben in diesem
Zusammenhang eine Reihe von Fragen offen, die zu einer gewissen Skepsis über
einen möglichen Erfolg der angestrebten Reformen Anlaß geben. So z.B.: Wie kann
ein höheres Maß an Partizipation erreicht werden, wenn bereits im Verlauf der
Reformdiskussion deutlich wurde, daß seitens der Mitglieder kaum ein
Partizipationsbedürfnis bestand? Wie sollen mehr Transparenz und Partizipation
erreicht werden, wenn der gesamte Reformprozeß von der bisherigen Parteiführung
beherrscht wurde? Besteht nicht die Gefahr, daß angesichts der Fülle von (auch
administrativen) Vorschlägen und Vorhaben ein Apparat entsteht, bei dem
wiederum dann der Effizienzgedanke zu kurz kommt?
All diese Fragen sind
abschließend von der endgültigen Beschlußfassung und der Fähigkeit der Partei,
diese auch umzusetzen, abhängig und können auch dann erst beantwortet werden.
Auf den Sitzungen der Reformkommission
wurden die vorgelegten Anregungen in einzelnen Themenkomplexen zusammengefaß
und bearbeitet. Dem obersten Entscheidungsorgan der Partei, dem Landesausschuß,
wurden die Beratungsergebnisse thematisch geordnet in verschiedenen Stufen zur
Diskussion und Abstimmung zugeleitet.[481]
Am Ende dieses Prozesses stand ein 44 Seiten starkes Reformpapier, das vom
Landesausschuß am 6. Januar 1992 verabschiedet wurde.[482]
Auf der ersten Sitzung des
CDU-Landesausschusses zum Thema Parteireform am 14. September 1991 stellte der
Vorsitzende der Reformkommission, Dirk Fischer, fest, „daß die mit anfänglicher
Skepsis betrachtete Reformkommission nun zu einem kraftvollen Prozeß des
Nachdenkens geführt habe.“ Die menschlichen und finanziellen Möglichkeiten
allerdings, würden es bei der Planung der Arbeit erforderlich machen, daß
Prioritäten gesetzt würden. Fischer stellte bereits zu jenem Zeitpunkt eine
"neue Diskussionskultur" innerhalb der Partei fest.[483]
Das Abschlußpapier der Kommission
orientiert sich im wesentlichen an den zu Beginn der Beratungen gefaßten
Themenschwerpunkten:[484]
• Neuer Stil nach innen und außen
• Neue Chancen für die Mitglieder
• Personalentwicklung und Talentförderung
• Lebendige Arbeit in den Gremien - Moderne
Organisation
• Themen
• Zielgruppen und vorparlamentarischer Raum
• Medien
• Wahlkampf
• Finanzierung der Partei[485]
Als Konsequenz aus
der Wahlniederlage vom 2. Juni 1991 sieht die CDU darin die Notwendigkeit, ihre
Politik "stärker an den Interessen und dem Bewußtsein der Bürgerinnen und
Bürger in der Metropole Hamburg zu orientieren und sie thematisch wie personell
zu profilieren."[486]
Um das verlorengegangene „Vertrauen zurückzugewinnen“ sollen „positive
Entwicklungen der Vergangenheit“ ausgebaut sowie „bedauerliche Mängel und
Probleme der letzten Jahre“ beseitigt werden. Dies „erfordert nicht nur eine
gründliche und kritische Analyse (...der...) Arbeit auf allen Ebenen, sondern
auch einen wirksamen Reformprozeß".[487]
Hervorgehoben wird in den einleitenden Sätzen des Reformpapiers auch, daß sich
die in diesem Zusammenhang anstehenden Fragen nicht nur an die Hamburger CDU,
sondern auch an die Bundespartei richten müssen. Auf diese Weise soll den in
vielen Beiträgen für die Reformkommission gemachten Schuldzuweisungen an die
Politik der damaligen Bundesregierung Rechnung getragen werden.
Wie bereits in Teil C
/ II. / 1. – 3., wird auch in diesem Kapitel auf eine Einzelbewertung der
verschiedenen Punkte verzichtet. Vielmehr schließt sich einer eingehenden Darstellung
des Ergebnispapiers (IV./1.-10.) eine umfassende Gesamtbewertung dieser
Ergebnisse an (V.).
Der politische
Wettbewerb erfordert nach Auffassung der Hamburger CDU ein permanentes
Überprüfen des eigenen Handelns in allen Bereichen der Parteiarbeit. Hierfür
werdendie Schlüsselbegriffe Leistung (jedes einzelnen), Glaubwürdigkeit (in
jeder Beziehung), Offenheit (ohne jede Scheu vor negativen Reaktionen) und
Dialog (ohne jede Barriere) geprägt, an denen man sich zukünftig orientieren
will und die kennzeichnend für die durchzuführende Reform sein sollen.[488]
Um die
Leistungskompetenz innerhalb der Partei, der Fraktion und ihrer Gremien
deutlich zu steigern, soll vor allem verstärkt auf die Leistungsanforderung,
d.h. auf die Aspekte Sachkompetenz, Kreativität, Glaubwürdigkeit, Fleiß sowie
den Bürger- und Mitgliederdialog, bei der Personalauswahl geachtet werden.
Angestrebt werden auch ein besserer Zugang zu den Menschen, die Verläßlichkeit
und Bereitschaft zu langfristiger, beharrlicher Arbeit, die Entwicklung klarer
Ziele, die Stärkung von Sachkompetenz sowie die Besetzung der zukünftig
wichtigsten Aufgaben und Kompetenzfelder.[489]
Um als Partei
glaubwürdig zu sein, muß man den Mut haben, klare Aussagen zu treffen und
feste, grundsätzliche Positionen zu vertreten, um dadurch ein klares Profil zu
erlangen. Glaubwürdigkeit beinhaltet auch das Eingestehen von eigenen Fehlern
und Schwächen sowie eine klare und deutliche Sprache, durch die die Bürger
erkennen können, welche Politik die Partei verfolgt und welche Konsequenzen
diese für jeden einzelnen mit sich bringt. Ferner mußaus dieser Politik auch
erkennbar werden, wofür das "C" im Parteinamen der Union steht.[490]
Moderne Parteiarbeit
verlangt Offenheit:
„- Transparenz von
Entscheidungsprozessen
- Abwägung anderer
Argumente
- Achtung
abweichender Meinungen
-
Aufnahmebereitschaft für neue Gedanken
- Stärkere
Beteiligung von Mitgliedern (...)
- Öffnung für den Rat
externer Fachleute
- Darstellung von
Sach-Kontroversen
- Stärkung der
Entscheidungsprozesse in den Gremien, die nicht durch
informelle Strukturen ausgehöhlt werden
dürfen
- keine Opposition um
der Opposition Willen".[491]
Die Elemente Dialog
und Diskussion sollen zukünftig, sowohl innerparteilich als auch nach außen,
die wichtigsten Aspekte bei der Entscheidungsfindung der Hamburger CDU sein.
Eine ausgeprägte Diskussions- und Streitkultur, deren zentrales Gremium der
Landesausschuß als das Parlament der Partei ist, wird das vorrangige Ziel
dieser Reformdiskussion sein. Wichtig dabei ist vor allem die
Dialogbereitschaft der Mandatsträger auf allen Ebenen, die dadurch einen
verstärkten Kontakt zur Basis, deutlich intensiver als in der Vergangenheit,
herstellen müssen. Wichtig ist eine Dialogbereitschaft auf und zwischen allen
Ebenen der Partei sowie zwischen der Partei und den Bürgern - etwa durch
regelmäßig durchgeführte Hausbesuche von Mandatsträgern bei Bürgern und bürger-
und mitgliederoffene Veranstaltungen zu den Grundsätzen der CDU.[492]
Nach der Formulierung
der vier Leitgedanken bei der Umsetzung der anstehenden Reformmaßnahmen -
Leistung, Glaubwürdigkeit, Offenheit und Dialog - wird in den folgenden Punkten
entsprechend ausgeführt, wie dies in den einzelnen Bereichen nach Auffassung
der Reformkommission geschehen soll.
In dem Reformpapier wird eine sich in den
letzten Jahren "verstärkende Leistungs- und Motivationsschwäche eines Teils
(...der...) Funktions- und Mandatsträgerinnen und -träger"[493]
festgestellt, was u. a. darauf beruht, daß die "einfachen" Mitglieder
für eine Mitarbeit nicht genug motiviert sind und kaum eine Chance haben,
wirkungsvoll auf die CDU-Politik Einfluß zu nehmen oder gar zur Übernahme eines
Mandats oder anderer innerparteiliche Funktionen.
Um dies zu ändern
soll künftig ein "Info-Telegramm" mit aktuellen Nachrichten
herausgegeben, Anregungen von Mitgliedern sollen in den Gremien diskutiert und
die entsprechenden Ergebnisse den Mitgliedern dann auch mitgeteilt werden.
Ferner ist beabsichtigt, ein "Bürger- und Mitglieder-Service" zur
Information und zum Dialog von der Partei zum Mitglied bzw. Bürger in der
Landesgeschäftsstelle einzurichten. Ein Bürger- und Mitgliedertelefon des
Landesverbandes für den Kontakt mit den entsprechenden Gruppen soll den Dialog
untereinander fördern. Halbjährlich stattfindende Foren, auf denen die
Mitglieder mit Vertretern der Führungsgremien diskutieren können sowie die
persönliche Unterstützung leistungsbereiter Neu-Mitglieder durch Mandats- und
Funktionsträger sollen die geplanten Maßnahmen noch ergänzen.[494]
Um den internen
Sachverstand besser nutzen zu können, ist beabsichtigt, das bisherige
Arbeitskreissystem, d.h. regelmäßige Arbeitskreise zu umfangreichen
Themen-bereichen, bei deren Arbeit lediglich mehr oder weniger zufällig die
Fachkenntnisse einzelner genutzt wurden, durch ein System von zeitlich und
thematisch eng gebundenen Projektgruppen zu ersetzen, welchen durch den
Landesausschuß bzw. den Landesvorstand jeweils ein konkreter Auftrag mit
zeitlicher Vorgabe gegeben werden soll und die dann auch über die
Zusammensetzung der Projektgruppen (maximal 5 - 7 Mitglieder) entscheiden.
Wichtigster Aspekt dabei ist , daß die Besetzung nicht nach dem
Proporzgedanken, sondern ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der
Fachkompetenz erfolgt. Nachwuchskräfte, aber auch Sachverstand von außen, wird
dadurch die Möglichkeit einer Mitwirkung eröffnet.
Voraussetzung für die
Einrichtung derartiger Projektgruppen ist die Kenntnis der die parteiinternen
Sachkenntnis verkörpernden Personen. Um dies zu erreichen, ist beabsichtigt,
eine entsprechende "Kompetenzkartei" aufzubauen, auf die man jeweils
zurückgreifen kann. Am Ende ihrer Arbeit sollen sich die Projektgruppen den
Mitgliedern und Bürgern in einem öffentlichen Anhörverfahren stellen und deren
Ideen und Überlegungen mit aufnehmen. Das Endergebnis soll schließlich dem
einrichtenden Gremium zur Beschlußfassung zugeleitet werden.[495]
Um einen besseren
Kontakt zu den Bürgern zu bekommen, soll künftig geselligen Veranstaltungen,
etwa auf dem kulturellen und sportlichen Sektor, aber auch Reisen, Ausflüge,
Informationsveranstaltungen über Probleme des Alltags und soziale
Hilfsleistungen, ein höherer Stellenwert eingeräumt werden.
Für derartige
Aktivitäten werden jedoch Mitglieder und Bürger benötigt, die eine
entsprechende Unterstützung bei der Umsetzung bieten können. Um die Ressourcen
der Partei in diesen Bereichen erfassen zu können, soll über die
Mitgliederkartei eine Fragebogenaktion "Wer hilft bei Veranstaltungen und
Aktionen?" durchgeführt werden, deren Ergebnis den Gliederungen der Partei
zur Verfügung gestellt wird.
In Anlehnung an die
"Senioren-Kreise" der Hamburger CDU, die alten Menschen in der
Hansestadt ein Kultur-, Freizeit- und Hilfsangebot bieten, wird angestrebt, die
sozialen Dienste der CDU auszubauen und möglicherweise kontinuierlich soziale
Hilfe zu bieten bzw. zeitlich begrenzte Projekte durchzuführen.[496]
Wie bereits dargelegt, wird im Ergebnispapier festgestellt, daß die
Hamburger CDU durchaus Politiker hervorgebrachte, die zwischenzeitlich jedoch
in ihrer beruflichen und politischen Tätigkeit dem Landesverband
verlorengingen. Beklagt wird vor allem das Fehlen eines ausreichenden
kontinuierlichen Nachwachsens neuer entsprechend qualifizierter Kräfte - und
dies einhergehend mit einer starken Ausdünnung dieser Kräfte in den
Altersgruppen der bis zu 40jährigen.[497]
Daß diese Entwicklung
mit großer Sorge betrachtet wird, zeigt sich an der Ausführlichkeit, mit der diese
Thematik im Reformpapier behandelt wird. Um dieser Einhalt zu gebieten und eine
Trendwende herbeizuführen, soll "die personelle Basis für die Übernahme
politischer Arbeit"[498]
erweitert werden.
Um dies zu
ermöglichen, sollen neue personelle Kräfte in allen Bereichen mehr Chancen
erhalten, junge Menschen müssen künftig verstärkt und schneller in
Führungspositionen hineinwachsen können. Talente müssen gefördert,
Mandatsträger neu motiviert und die Leistung jedes einzelnen muß gemessen und
bei Kandidaturen für Ämter und Mandate herangezogen werden.[499]
Vor allem bei diesem
letzten Punkt sieht man in der Partei einen großen Handlungsbedarf. Um den
angestrebten umfassenden Dialog mit den Bürgern umsetzten zu können, wird es
als erforderlich angesehen, das Personalangebot der Hamburger CDU deutlich zu
verbessern und vor allem von sog. "Erbhöfen" bei der Ämter- und
Mandatsvergabe wegzukommen, d. h., künftig jeder Bewerber dafür auf den
Prüfstand gestellt werden muß, damit man dann wiederum anhand von Leistungskriterien
bewerten kann, ob der Betreffende dafür qualifiziert ist oder nicht.
Entsprechende Kriterien sollten vor allem die bislang erbrachte Leistung, die
erkennbare zukünftige Leistungsbereitschaft, Sachkenntnis, charakterliche
Eignung und persönliche Glaubwürdigkeit, Einfallsreichtum, die Fähigkeit zum
Dialog mit den Bürgern, die Fähigkeit zur Kommunikation mit den Medien sowie
die Legitimation zu Mitentscheidung und Ämtern durch eine entsprechende
Mitarbeit sein. Für die Übernahme von Mandaten wird die vorherige Arbeit in der
Partei als eine Grundvoraussetzung gesehen. Seiteneinsteigern soll dann eine
Chance eingeräumt werden, wenn sich diese aufgrund ihrer Persönlichkeit und
ihrer Leistung außerhalb der Partei auszeichneten.[500]
Als ein gangbarer Weg, sich vor allem
inhaltlich zu qualifizieren, wird die in der Reformkommission angestrebte
Nachwuchsförderung hervorgehoben, die die Einbeziehung junger Mitglieder in die
Fachausschüsse der Bezirksversammlungen, die Ortsausschüsse und die kommunalen
Unterausschüsse vorsieht sowie deren Berücksichtigung bei der Besetzung von
Assistentenstellen der Bürgerschaftsab-geordneten.[501]
Kritisch wird im Reformpapier auf die wiederholt angemahnte aber noch immer sehr unzureichend umgesetzte Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der CDU eingegangen - selbst wenn die Hamburger CDU im Bundesvergleich an der Spitze innerhalb der Union liegt.
Daher muß künftig auf
eine "stärkere Berücksichtigung der Frauen in den Ämtern und Mandaten von
Partei und Parlamenten " hingearbeitet werden.[502]
Um dies zu erreichen, soll der Landesvorstand das Thema
"Frauenförderung" im Vorfeld der nächsten parteiinternen Wahlen
(Januar/Februar 1992) "intensiv erörtern".[503]
Ferner ist beabsichtigt, Frauen "auf allen Ebenen vermehrt gezielt und
persönlich" anzusprechen, regelmäßig über den Stand der Beteiligung von
Frauen zu berichten, Frauen mit Kindern zu unterstützen und speziell für Frauen
zugeschnittene Angebote politischer Bildung und Qualifikation vorzulegen[504]
- konkret geplante Maßnahmen fehlen jedoch gänzlich.
Den Führungskräften
in der Partei und den Fraktionen, dem Führungspersonal auf Kreis- und Ortsverbandsebene
sowie den Vereinigungen, den Abgeordneten, den hauptamtlichen Mitarbeitern und
auch den für spätere Führungsaufgaben in Frage kommenden Mitgliedern soll
künftig eine kontinuierliche politische und fachliche Weiterbildung zuteil
werden, um deren Leistungsfähigkeit auszubauen.[505]
Als Ziele dieser
Weiterbildung werden die Förderung politischer und fachlicher Fähigkeiten, die
Vermittlung von Grundsätzen und Grundwerten, die Umsetzung der Programmatik in
aktuelle Politik, die Förderung der Bereitschaft zur Übernahme von
Verantwortung im vorparlamentarischen Raum, eine Stärkung der rhetorischen
Fähigkeiten und des Umgangs mit dem Publikum und den Medien, eine
psychologische Ausbildung im Sinne von Überzeugungskraft, Standfestigkeit und
dem Lernen von Streitgesprächen sowie die Vermittlung moderner
Managementmethoden, etwa in den Bereichen Menschenführung, Organisation und
Finanzwirtschaft genannt. Dazu müssen jedoch die Weiterbildungsangebote der
Partei ausgebaut werden - sowohl die Angebote der Partei selbst, als auch jene
in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Trägern der Bildungsarbeit.[506]
Die Arbeit der
Gremien, der Verbände, der Fraktionen und der Geschäftsstellen der Partei soll verbessert
und modernisiert werden, um den Ansprüchen der 90er Jahre zu genügen.
In diesen Bereich
gehört eine bessere Koordinierung, vor allem zwischen der Bürgerschaftsfraktion
und dem Landesverband, dem Landesverband und den Kreis- und Ortsverbänden sowie
den Vereinigungen, der Bürgerschaftsfraktion und den Bezirksfraktionen, der
Bürgerschaftsfraktion und den Deputierten sowie den Europa-, Bundestags- und
Bürgerschaftsabgeordneten. Eine Jahresplanung und eine mittelfristige Planung
der Schwerpunktaufgaben und wichtigen Termine aller betroffenen Gremien sollen
die Koordinierung erleichtern und es ermöglichen, daß diese früher als bisher
erfolgt. Deren Umsetzung wiederum soll Aufgabe der jeweiligen politischen
Spitzen sein, möglicherweise wird es hierzu der Einstellung einer
hauptamtlichen Kraft bedürfen.[507]
Ein zweiter wichtiger
Aspekt ist die Rolle des Landesausschusses. Ihm wird weit mehr als bisher die
Aufgabe als "Parlament der Hamburger CDU", dem höchsten Gremium der
Partei, zugedacht. Kennzeichnend dafür muß jedoch eine lebendige Diskussion
innerhalb dieses Gremiums sein, die inhaltliche Impulse für neue Themen bietet.
Angedacht sind ferner neue Sitzungsformen, etwa durch die Beteiligung von
Sachverständigen.[508]
Die Tätigkeit des
Landesvorstandes wiederum "ist mit dem Ziel weiterzuentwickeln, ein
modernes Führungsmanagement zu praktizieren. Dazu gehört insbesondere die
Übertragung von Ressortverantwortung auf die Landesvorstandsmitglieder, die
Förderung der Tätigkeit der Gliederungen sowie die Erfolgskontrolle" der
Arbeit.[509]
Als Aufgabenbereiche
des Landesvorstandes werden folgende Aspekte genannt:
•
die Weiterentwicklung der politischen Aussagen und Strategien;
• die Planung und Gestaltung von Aktionen und
Kampagnen;
• der Dialog mit dem vorparlamentarischen
Raum;
• die Beauftragung von Projektgruppen zu
speziellen Fragestellungen;
• Kontakte zu anderen Landesverbänden;
• die Aufnahme von Anregungen der Mitglieder
und Gliederungen;
• Anregungen neuer Formen der Parteiarbeit
(entsprechend der finanziellen Situation);
• Nutzung der Methoden der Meinungsforschung
im Bereich der Mitglieder, Interessengruppen und der Bevölkerung zur Erfassung
von Trends, Stimmungen und Einstellungen innerhalb dieser Gruppen sowie
• die stärkere Nutzung von Kreativität und Sachverstand
von Persönlichkeiten auch außerhalb der Partei;
Im Hinblick auf die
Arbeit der Führungsgremien der Hamburger CDU werden drei Prinzipien genannt,
denen in dem Reformpapier jeweils auch inhaltliche Aussagen zugeordnet werden.
Grundlage ist es, dabei Managementmethoden bei der Arbeit der Parteiführung
anzuwenden.[510]
Vorrangig müssen die
Führungsfunktionen klar definiert werden. Dies verlangt eine Festlegung der
Führungsfunktionen des Landesvorsitzenden innerhalb des Landesvorstandes und
anderer Parteigremien, eine klare Definition der Führungsfunktion des
Landesvorstandes sowie der Aufgabenstellung des geschäftsführenden
Landesvorstandes gemäß der Parteisatzung.
Als zweiter Punkt
soll das Ressortprinzip eingeführt und der jeweilige Verantwortungsrahmen durch
den Landesvorstand festgelegt werden. Hierzu gehört die Festlegung der
wesentlichen politischen und organisatorischen Ressortfelder sowie eine klare
Definition der Kompetenzen und somit der entsprechenden Verantwortlichkeiten
der Ressortträger in den einzelnen Führungsgremien der Partei.
Der dritte Aspekt ist
die Einführung klarer Zielvorgaben und Kontrollen für die Arbeit der Führung
des Landesverbandes. Dies wiederum verlangt die Festlegung möglichst exakter
Zielvorgaben für die bedeutendsten Arbeits- und Ressortbereiche durch den
Landesvorstand, daraus hervorgehend die Ableitung von Maßnahmen für jedes
Ressort mit einer Zielvorgabe, einem Aktivitätenkatalog sowie einem Budget
durch den Landesvorstand, die Verabschiedung eines daraus hervorgehenden
Jahresplanes ebenfalls durch den Landesvorstand, eine Kontrolle und, falls
erforderlich, Korrektur dieser Planung, die Anschaffung eines EDV-Systems zur
Unterstützung der Gremienarbeit, die Einführung eines effizienten Informations-
und Berichtssystems für die Arbeit des Landesvorstandes, der Ressorts und der
Landesgeschäftsstelle zur Kontrolle der Umsetzung der Beschlüsse und
schließlich eine einmal jährlich stattfindende Durchführung einer Analyse von
Stärken und Schwächen hinsichtlich der Jahresplanung im Vergleich zu anderen
Parteien.
Ein erhebliches Gewicht in Zuge des
Reformprozesses kommt den Orts- und Kreisverbänden zu, zumal diese auf der
Ebene handeln, auf der die Partei die engsten Kontakte zu den Bürgern hat.
Im Reformpapier ist
daher auch eine deutliche Veränderung
der Arbeit der Ortsverbände vorgesehen.[511]
Konkret heißt das,
daß neue und attraktivere Veranstaltungsformen gefunden werden sollen, da der
herkömmliche Veranstaltungstyp mit Referat und anschließender Diskussion nicht
mehr angenommen wird. Als Alternativen werden Pro- und Contra- Diskussionen,
Podiumsdiskussionen, Journalistenbefragungen, die Verbindung von politischer
Information und Diskussion mit gesellschaftlichen Veranstaltungen
vorgeschlagen, verbunden mit einer Öffnung des Ortsverbandes nach außen, etwa
für örtliche Initiativen.
Mehr Information nach
innen, etwa durch die Berichterstattung über die örtlichen Entwicklungen und
Aktivitäten im Bereich der Ortsausschüsse oder Bezirksversammlungen, sollen
wiederum dazu beitragen, das Interesse der Mitglieder zu wecken und diese an
die aktive Arbeit heranführen.
Externe Sitzungen,
etwa bei Sportvereinen oder Bürgerinitiativen, sollen beispielsweise dazu
beitragen, daß die CDU verstärkt in den vorpolitischen Raum hineinwirken kann,
bei Veranstaltungen im Stadtteil schließlich soll die CDU personell oder durch
Informations-Stände Präsenz zeigen.
Zum Abschluß des
Bereichs "Gremienarbeit" hebt das Reformpapier die Bedeutung der
Vereinigungen der CDU für die Partei hervor.[512]
Gleichzeitig wird jedoch darauf verwiesen, daß die Vereinigungen keine
"Partei in der Partei" sind und jede einzelne sich im Rahmen des
Reformprozesses selbst prüfen muß, wie sie aus sich selbst heraus stärker
werden kann.
Für die weitere
Arbeit der Vereinigungen sowie deren Zusammenarbeit mit der Partei wird ein
entsprechender Zielkatalog aufgestellt.
Um eine effektive und
sachgerechte Verteilung der Zuwendungen durch den Landesverband zu erreichen,
soll der Landesvorstand ein Konzept ausarbeiten, in dem die finanzielle
Unterstützung, die Raumnutzung in der Parteizentrale sowie eine mögliche
Personalbereitstellung, etwa für anfallende Schreibarbeiten, geregelt werden,
ohne daß sich daraus eine Nivellierung der Arbeitsmöglichkeiten der
Vereinigungen ergeben darf. Ferner soll eine stärkere "Wirkung auf die
Zielgruppen und mehr Rückwirkung dieser Zielgruppen in die Partei hinein"
erreicht werden.[513]
Eine Intensivierung der Zusammenarbeit der Vereinigungen mit dem Landesverband,
den Orts- und Kreisverbänden sowie den Vereinigungen selbst, beispielsweise
durch deren Berücksichtigung in der beabsichtigten Jahresplanung des
Landesverbandes, eine Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit durch
zielgruppengerichtete Publikationen sowie neue Veranstaltungsformen ergänzen
den Maßnahmenkatalog.
Bezüglich der
Geschäftsstellen, hierzu gehören sowohl die Landesgeschäftsstelle wie auch die
der Fraktionen, wird auf die Bedeutung der dortigen hauptamtlichen Mitarbeiter
verwiesen, auf deren Auswahl und Weiterbildung ein besonderes Gewicht gelegt
werden muß.[514]
Ein breiteres und
aktuelleres Informationsangebot, eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den
hauptamtlichen Mitarbeitern, der Ausbau und die Modernisierung der internen und
externen PR-Möglichkeiten im Rahmen moderner Werbung sowie Veränderungen im
Bereich der Arbeitsstrukturen, -abläufe und -bedingungen, mit denen sich der
Landesvorstand befassen soll, werden als Aspekte für eine Verbesserung und
Effektivierung der Arbeit der Geschäftsstellen genannt.
"Durch
Kreativität und Konsequenz ein schärferes Profil gewinnen"[515]
- unter diesen Leitsatz wird die zukünftige Orientierung bei der Suche der
Hamburger CDU nach Sachthemen gestellt.
Beklagt werden vor
allem Mängel in der Sachthemenarbeit. Um diese zu beheben, wurde es als erforderlich
erachtet, daß die bisherigen klassischen Themen der Hamburger CDU mit neuen
Fragestellungen und entsprechenden Antworten versehen werden müssen, daß neue
Themenfelder, entsprechend den wirtschaftlichen, politischen und
gesellschaftlichen Veränderungen, besetzt werden, daß die Hamburger CDU einen
stärkeren Einfluß auf bundespolitische Themen und den Kurs der Bundespartei
nimmt und schließlich daß die Partei ihre Sacharbeit durch sogenannte
Querschnitthemen, etwa den Wertewandel, ergänzt.
Zu Themen, die sich
in der Öffentlichkeit gerade in der Diskussion befinden, muß die CDU aktuell
Stellung beziehen und möglicherweise Lösungen anbieten. Um bei den Bürgern ein
inhaltliches Profil zu erhalten, ist die Formulierung von Kernthemen
erforderlich. Als Kernthemen werden im Reformpapier Wohnen, Verkehr, Innere
Sicherheit, Umwelt und soziale Verantwortung genannt. Die Arbeit auf allen Ebenen der Partei ist auf diese Themen
auszurichten, sie muß kontinuierlich erfolgen, öffentlich gemacht und vor allem
auch zwischen den Wahlkämpfen durchgeführt werden.
Nach einer kurzen
Analyse der Veränderung des Wählerverhaltens, der Schrumpfung des Stammwählerpotentials
und der Feststellung von Defiziten der Union, vor allem bei jungen Wählern und
Frauen, soll künftig versucht werden, neue Wählerschichten für die Partei zu
gewinnen.[516]
Eine gezielte
Ansprache und Information seitens der Hamburger CDU wird für Frauen, jüngere
Menschen, den Mittelstand, Senioren und Arbeitgeber sowie soziale
„Milieugruppen, die bei aller Wechselhaftigkeit ihrer Wahlentscheidung für die
CDU gewonnen werden können“,[517] genannt werden beispielsweise „soziale
Aufsteiger“ und Arbeitnehmer in modernen Technik- und Dienstleistungsbereichen,
verlangt.
Für eine Verbesserung
der Zielgruppenarbeit soll als erster Schritt eine Zielgruppenkonzeption, die
wiederum für jede Zielgruppe einen abgestimmten Maßnahmen-Katalog enthält,
erstellt werden. Die Herausgabe von Zielgruppeninformationen, die Verstärkung
der Kontakte zum betrieblichen Ausbildungssektor und Zielgruppenstammtische
sollen, unter Beteiligung der jeweiligen Vereinigungen, die zentralen Aspekte
der weiteren Arbeit in diesem Bereich sein.
Mit dem Ausbau der
Zielgruppenarbeit wird angestrebt, auch die Aktivitäten im vorparlamentarischen
Raum, d. h. im Hinblick auf Verbände und Initiativen, zu verstärken.[518]
Hierfür soll ein Informations- und Kommuniktionssystem "Vorparlamentarischer
Raum" geschaffen werden, das einerseits der Partei Informationen über die
vorhandenen Gruppen und deren Ansprechpartner liefert und andererseits
sicherstellt, daß diese Gruppen über die Arbeit der CDU entsprechend informiert
werden. Im Organisationsbereich ist beabsichtigt, die Stelle eines
"Referenten für den vorparlamentarischen Raum" einzurichten. Ferner
sollen Verbände und Initiativen künftig in Veranstaltungen der Partei
einbezogen werden und deren Meinung über Hearings und Befragungen in die Parteiarbeit
einfließen.
Um den Aspekt der
internen Information und Kommunikation zu verbessern, wird in erster Linie eine
Aktualisierung bei der Unterrichtung der Mitglieder über parteiinterne
Entwicklungen angestrebt.[519]
Hierbei sollten interne sachpolitische Diskussionen ebenso berücksichtigt
werden wie die Arbeit der einzelnen Gremien, die Versorgung mit
Hintergrundinformationen zu aktuellen Diskussionen sowie eine optisch modernere
Präsentation der Hamburger CDU.
Praktisch umgesetzt
werden sollten die Vorschläge durch die Herausgabe eines aktuellen
"Info-Telegramms"[520]
für die Funktions- und Mandatsträger, eine Überprüfung des bisherigen Konzeptes
der Hamburger CDU-Zeitung und die Herausgabe von Kurz-Informationen zu
einzelnen aktuellen Themen.
Nachdem sich die
Darstellung der Union in den Medien, vor allem im Zusammenhang mit den
innerparteilichen Auseinandersetzungen, sehr negativ entwickelte, ist das
Verhältnis zu und die Arbeit mit den Medien ein zentrales Reformthema der CDU.[521]
Am Anfang des
entsprechenden Kapitels steht die Erkenntnis der Partei, daß ohne eine
nachhaltige Verbesserung ihrer Medienarbeit und ihrer externen
Informationspolitik der Erfolg ihrer Arbeit nicht zu steigern ist, da das
Bewußtsein und die Bewertungen der Bürger immer stärker durch die Darstellung
der Politik in den Medien geprägt wird. Grundsätzlich ist dabei zu beachten,
daß der Medienmarkt sich deutlich gewandelt hat, d.h. er ist größer und
differenzierter geworden, auch die Form des Berichtswesens hat sich gewandelt.
Diskussionen, kurze und prägnante Darstellungen und die visuelle Darstellung
von Politik haben deutlich an Stellenwert gewonnen und diesen Veränderungen
gilt es bei der Parteiarbeit Rechnung zu tragen.
Um dies zu erreichen,
werden im Reformpapier einige entsprechende Maßnahmen, wie die Einrichtung
eines halbjährlichen "Medien-Treffs", einer Zusammenkunft von
Journalisten und Mandatsträgern der CDU, die Schaffung ehrenamtlicher
Pressereferenten auf allen Ebenen der Partei, die Koordinierung der
Pressearbeit der Bürgerschaftsfraktion und des Landesverbandes, regelmäßige
Kontakte der Fachsprecher zu den Medien, eine bessere Information über Besuche
von Mitgliedern der Bundesregierung, mehr Hintergrundinformationen zu bundespolitischen
Fragen bis hin zu einer aktuellen Pressearbeit auf Ortsverbandsebene, genannt.[522]
Selbstkritisch wird dabei darauf
verwiesen, daß der Bürgerschafts-Wahlkampf der Hamburger CDU seit nahezu zwanzig
Jahren nach demselben Schema geführt wurde, es keine grundsätzlichen
Innovationen gibt und sich dadurch die Frage stellt, "ob nicht doch
erhebliche Veränderungen notwendig" sind.[523]
Merkmale, die diese
Frage als berechtigt erscheinen lassen, werden in dem Papier eine ganze Reihe
genannt. So wird festgestellt, daß die Beteiligung der Mitglieder am Wahlkampf
schwächer und dessen Lasten dadurch auf immer weniger Personen konzentriert
werden, daß die Kritik der Bevölkerung, vor allem an der "Materialschlacht",[524]
immer größer werden und daß die üblichen Wahlkampfanzeigen und Info-Stände kaum
noch eine Resonanz hervorrufen, daß die Wahlkampfveranstaltungen überwiegend
nur noch von Parteimitgliedern besucht und, daß die Mittel der Partei zu sehr
auf die kurze Zeit des Wahlkampfes konzentriert werden und dies in einem
eklatanten Gegensatz dazu steht, daß die Einstellungen der Wähler zu den
Parteien viel längerfristig geprägt werden.
Aus diesen genannten
Gründen wurde beschlossen, daß der CDU-Landesvorstand 1992 eine
Experten-Kommission einsetzen wird, die sich ausschließlich mit modernen
Wahlkampfformen auseinandersetzen soll. Möglichen Ergebnissen vorgreifend
werden in dem Reformpapier einige Anregungen mit Blick auf kommende Wahlkämpfe
bereits gegeben. Wesentlich erscheint vor allem die festere Einbindung und
Beteiligung der Parteibasis aber auch der Abgeordneten und Kandidaten als
Nutznießer des Wahlkampfes, eine verstärkte Besetzung lokaler Themen, ein
stärkerer Dialog mit den Bürgern und weniger Papier, die Schaltung kleinerer
Anzeigen anstelle von Plakaten, ein neukonzipiertes "Info-Center"[525]
anstelle der bisherigen Info-Stände, Großkundgebungen als
Open-air-Veranstaltungen, eine Vorverlegung des Vorwahlkampfes sowie die
Konzentration auf Kernthemen.
Als letzter Punkt des Reformpapiers wird
die Finanzierungsfrage der Hamburger CDU behandelt.[526]
Diesem Abschnitt wird
die Feststellung vorangestellt, daß der finanzielle Rahmen der Partei für die
Umsetzung der geplanten Reformen nicht ausreicht. Sinkende
Durchschnittsbeiträge, stark rückläufige Spenden und die Unsicherheit bezüglich
der staatlichen Wahlkampfkostenerstattung kennzeichnen diesen Umstand.
Daher wird in dem
Papier ein Beitrag aller verlangt, der sich u.a. in höheren Mitgliedsbeiträgen
und einem Mindestbeitragssatz niederschlagen soll. Ferner sind neue
Spenderkreise anzusprechen und die Spendenaquirierung ist zu intensiveren.
Vorgeschlagen wird auch bei der Spendenwerbung verstärkt auf gezielte
Projektfinanzierung zu setzen.
Mit Blick auf die
Serviceleistungen des Landesverbandes wird schließlich eine kostendeckende
Arbeit angemahnt.
Abschließend wird die
Unterkommission Finanzen aufgefordert, dem Landesvorstand baldmöglichst ein
Konzept für eine rationellere Haushaltsführung vorzulegen.
Das Thema Satzungsänderungen fand keinen
Eingang in das abschließende Reformpapier, was jedoch nicht hieß, daß dieser
Bereich von der Diskussion ausgeklammert wurde.
Auf einer weiteren Sitzung des
Landesausschusses der Hamburger CDU am 15. Februar 1992 stand das Thema
"Änderung der Satzung des CDU-Landesverbandes Hamburg" auf der
Tagesordnung.[527] Den
Teilnehmern lagen eine Reihe von Änderungsanträgen zu verschiedenen Paragraphen
der Parteisatzung vor. Zentrale Punkte dabei waren die Änderung von § 24, der
das Abstimmungsverfahren bei der Kandidatenaufstellung regelt, sowie von §22,
der die Regelungen bezüglich des Wahlausschusses zum Inhalt hat.
In einer Synopse[528]
werden die unterschiedlichen Satzungsänderungsvorschläge gegenübergestellt.
Der einzig strittige Punkt bei der
Diskussion von § 24 war die Frage, ob nach Platz zehn jeweils in Fünfer- oder
Zehnerblöcken abgestimmt werden sollte.[529]
Es herrschte somit zumindest Einigkeit darüber, daß ein Mischsystem aus Einzel-
und Blockabstimmungen allgemein als am praktikabelsten ist.
In der entsprechenden Abstimmung setzte
sich dann der von der Reformkommission gemachte Vorschlag durch, der das
Zehnerblock-System zum Inhalt hatte.
Bei der Neuregelung im Hinblick auf den Wahlausschuß
ging es vorwiegend um die Frage, ob dieser beibehalten werden oder in den
Landesvorstand übergehen sollte.[530]
Auch in diesem Fall fand bei der
Abstimmung der Vorschlag der Reformkommission, die sich für eine Beibehaltung
des Ausschusses aussprach, eine deutliche Mehrheit.[531]
Bereits Punkt "1. Neuer Stil nach
innen und außen" des Ergebnispapiers sowie die damit einhergehenden
Schlüsselbegriffe Leistung, Glaubwürdigkeit, Offenheit und Dialog machen ein Problem
deutlich, mit dem sich die Hamburger CDU, will sie diese Worte auch mit
Inhalten füllen, konfrontiert sehen wird: der Frage nämlich, ob und wie sie
dies angesichts der personellen Ressoucen der Partei möglich machen kann.
Lediglich der Austausch des Parteivorsitzenden, und dann auch noch durch dessen
bisherigen Stellvertreter, kann diesen Wandel nicht bewirken. Sollte die alte
Parteielite auch weiterhin in ihren Positionen verharren - und ein umfassender
personeller Wechsel in den Führungsgremien wurde nirgendwo angedacht - so ist
es wenig wahrscheinlich, daß die genannten Schlüsselbegriffe in absehbarer Zeit
umgesetzt werden, zumal diese Parteiführung auch weiterhin mit der
Parteipolitik aus den Jahren unter der Führung von Jürgen Echternach in Verbindung
gebracht werden wird, als vor allem Glaubwürdigkeit, Offenheit und Dialog kaum
Bestandteile innerparteilichen Handelns waren. Auch der Leistungsbegriff kann
nur dann umgesetzt werden, wenn sich ein personeller Wandel vollzieht.
Mandatsträger, die bislang keine oder nur wenig Leistung erbrachten, werden
dies wohl auch zukünftig nicht tun, es sei denn, es besteht eine unmittelbare
Gefahr, ihr Amt oder Mandat zu verlieren. Da die meisten jedoch selbst zur
Führungsmannschaft gehören, ist diese Gefahr eher gering einzuschätzen.
Der Partei bleiben nur zwei Möglichkeiten
für eine Umsetzung dieses Reformaspekts: entweder die Führung vollzieht einen
radikalen personellen Wechsel und ermöglicht dadurch einen entsprechenden
Neuanfang, oder ein personeller Wandel wird sich über Jahre hinziehen, d.h. es
erfolgt der übliche schrittweise Generationenwechsel, der jedoch die Gefahr in
sich birgt, daß sich die Politik nicht grundlegend ändern wird, da
üblicherweise die eigenen innerparteilichen "Zöglinge" nachrücken, und
der angestrebte Reformprozeß dadurch völlig ins Leere läuft bzw. quasi gar
nicht stattfinden kann.
Unter dem Aspekt
"Neue Chancen für die Mitglieder" sollen Änderungen durch einen
Ausbau des Apparates der Landesgeschäftsstelle sowie durch einen verstärkten
Informationsservice erreicht werden, also über Wege, die ein deutliches Mehr an
Arbeitsaufwand und steigende finanzielle Aufwendungen erfordern. Wie diese
beiden Aspekte, vor allem angesichts sinkender finanzieller Ressourcen und
eines sehr engen Bestandes an Personal umgesetzt werden können, geht aus dem
Papier nicht hervor.
Foren, Diskussionen
und Informationsschriften bedeuten nicht nur für die Partei einen höheren
Aufwand. Auch von den Mitgliedern wird ein deutliches Mehr an Zeitaufwand
abverlangt. D.h. das Problem liegt hierbei auf Seiten des Anbieters, also der
Partei, vornehmlich in der Frage, ob sich die angestrebten Vorhaben angesichts
der geschilderten knappen Mittel auch umsetzen lassen, und schließlich auf
Seiten der "Konsumenten", also den Parteimitgliedern, ob überhaupt
ein Interesse daran besteht und die entsprechenden Angebote auch angenommen
werden.
Auch die Gewinnung
von "Mehr Profil durch den Sachverstand der Mitglieder" bedeutet
zunächst einmal einen nicht unerheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand, etwa
bezüglich des Erstellens und dann auch des Verwaltens einer
"Kompetenzkartei", sowie ein Anwachsen des Verwaltungshandelns durch
die Einbindung von Landesvorstand, Landesausschuß und Projektgruppen.
Hinsichtlich der "Kompetenzkartei" stellt sich ferner die Frage,
inwieweit ein derartiges Unterfangen angesichts von deutlich über zehntausend
Mitgliedern überhaupt umsetzbar ist, d. h. wie entsprechende Informationen
beschafft und vor allem aktuell gehalten werden können. Ferner ist es, möchte
man tatsächlich auch externen Sachverstand einbeziehen, dann auch erforderlich,
für diese Gruppe eine entsprechende Kartei anzulegen.
Als weiteres Problem
stellt sich die Frage, wie Projektgruppen mit höchstens fünf bis sieben
Mitgliedern besetzt werden können, wenn sowohl interner Sachverstand (ohne
Mandat, aus den Reihen der "einfachen" Mitglieder), externer
Sachverstand und auch Vertreter aus den jeweiligen Bürgerschaftsausschüssen und
den Deputationen Berücksichtigung finden sollen und dies zudem unter Ausschluß
des Proporzgedankens.
Ebenso ist bei dem Aspekt "Mehr
Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern durch gesellige Veranstaltungen und
soziale Hilfe" ein erheblicher verwaltungstechnischer Vorlauf
erforderlich. Eine weitere Kartei müßte angelegt werden, der Erfolg einer
derartigen Fragebogenaktion ist sehr fraglich, da die Rücklaufquoten
bekanntermaßen sehr gering sind. Ein weiterer Faktor unbekannter Größe ist das
Setzen auf freiwilliges und ehrenamtliches Engagement sowohl seitens der
Parteimitglieder wie auch seitens der Bürger selbst. Fraglich ist dabei auch,
ob derartige Aktionen nicht wieder vor allem CDU-Mitglieder ansprechen und eine
Wirkung nach außen dadurch unterbleibt. Beispiele, die eine derartige
Befürchtung bestätigen, sind etwa Parteiveranstaltungen wie Sommerfeste oder
Grillabende, die öffentlich sind und auch plakatiert werden. Erfahrungen
zeigen, daß dadurch überwiegend Parteimitglieder angesprochen werden,
Nicht-Mitglieder jedoch nur sehr vereinzelt teilnehmen und der Aufwand somit in
keinem Verhältnis zu einem möglichen Ergebnis steht.
Fraglich ist ebenfalls, inwieweit eine
Partei überhaupt in der Lage ist, "soziale Hilfe" anzubieten. Dies
würde zusätzliches ehrenamtliches Engagement für die Mitglieder bedeuten, die
sich bereits innerhalb der Partei engagieren. Die Folge wäre eine
Vernachlässigung der originären Parteiarbeit. Es kann nicht Aufgabe einer
Partei sein, in breiterem Umfang soziale Hilfeleistungen anzubieten - sie würde
sich damit, angesichts der ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, einfach
"übernehmen".
Mit Blick auf den
Bereich der "Personalentwicklung und Talentförderung" wurde im
Reformpapier darauf verwiesen, daß es
an einem kontinuierlichen Nachwachsen qualifizierter Kräfte fehlt und diese
Entwicklung in deutlichem Widerspruch zu jener in früheren Jahren steht, in
denen die Mandatsträger zu einem erheblichen Teil aus dem Umfeld der Jungen
Union kamen und den überwiegenden Teil der Schlüsselpositionen in der Partei
und der Fraktion besetzten. Was jedoch nicht erwähnt wird, ist die Tatsache,
daß, wer sich politisch bzw. beruflich nicht verbessern konnte, auch noch
nahezu zwanzig Jahre später ein entsprechendes Mandat innehat und vielfach aus
diesem Grund gar nicht die Möglichkeit bestand, daß sich ein Wechsel bzw. eine
Verjüngung innerhalb dieses Personenkreises vollziehen konnte. Ein rascheres
Hineinwachsen jüngerer Mitglieder in Führungspositionen kann nur dann erfolgen,
wenn entsprechende Positionen frei (gemacht) werden.
Die
"Messung" der Eignung künftiger Mandatsträger wäre eine positive
Maßnahme, problematisch erscheint jedoch deren Umsetzung. Nicht zuletzt im
Zusammenhang mit der Aufstellung eines Kriterienkatalogs ergeben sich eine
Reihe von Fragen, die das Reformpapier nicht beantwortet. Wer in der Partei
beurteilt die zu bewertenden Personen? Wer mißt die Eignung derjenigen, vor
allem der Führungspersonen, die bereits ein Mandat bzw. Amt innehaben?
Es wird auch an
keiner Stelle erkennbar, ob zumindest ein Teil der Parteioberen, wie sie etwa
in der Reformkommission vertreten waren, bereit sind, auf Ämter und Mandate zu
verzichten, um tatsächlich dem Nachwuchs eine Chance einzuräumen. Es drängt
sich die Vermutung auf, daß die neuen Ideen bei der Personalauswahl vorwiegend
auf der mittleren bzw. unteren Parteiebene umgesetzt werden sollen.
Auch die Tatsache,
daß vorherige Parteiarbeit als Grundvoraussetzung für die Übernahme von
Mandaten angesehen wird, beinhaltet Aspekte, denen bei einer Umsetzung dieses
Gedankens noch Rechnung zu tragen sind. Neue innovative Ideen kommen vielfach
von außen oder von Personen, die noch nicht allzu lange einer Partei angehören
bzw. sich, aus den verschiedensten Gründen, beruflicher oder privater Natur,
nicht sehr stark in einer Partei engagieren. Wer schon früh in der Jugendorganisation
und dann in der Mutterpartei aktiv war, sich von der Schüler Union über die JU
bis in die CDU hochgearbeitet, vielfach im wahrsten Sinne des Wortes
hochkämpfte, dem fehlt nicht selten der Blick für Neues, Innovatives.
Jahrelange Parteiarbeit ist sehr prägend für die Persönlichkeit und oftmals
tritt sehr vieles hinter diese Arbeit und hinter das Streben nach einem Mandat
zurück. Ob dies dann tatsächlich der Weg für eine personelle Erneuerung der
Hamburger CDU sein kann, ist daher mehr als fraglich.
Es ist unabdingbar, daß die künftigen
Mandatsträger ihre Partei auch umfassend kennen. Dies darf jedoch nicht dazu
führen, daß die jungen Mitglieder in den Jugendorganisationen innerparteiliche Grabenkämpfe
und das Schachern um Ämter und Mandate lernen, um dies dann später in der CDU
weiterführen zu können - im Kampf um den Weg "nach oben" bleiben die
Inhalte allzuoft auf der Strecke.
Wesentlich bei einer gezielten
Nachwuchsförderung muß es sein, daß nicht allein auf eine Parteikarriere Wert
gelegt wird, sondern, wenn nicht anstelle, so doch zumindest zusätzlich, auf
die geleistete Gremien- und Sacharbeit.
Der Ausbau von
Weiterbildungsangeboten für Führungskräfte auf allen Ebenen der Partei bedeutet
auf der Seite der Partei, auf Landes-, Kreis-, Ortsverbands- und auf der
Vereinigungsebene erneut ein deutliches Mehr an Arbeit und
Organisationsaufwand. Gleichzeitig bedeutet es auch ein Mehr an Arbeit und vor
allem an zeitlichem Aufwand auf Seiten der Zielgruppen. Vor allem dieser Aspekt
wirft dann die Frage nach der Akzeptanz dieser Angebote auf. Geht man von den
Erfahrungen bei ähnlichen Bemühungen aus bzw. legt man die Beteiligung der
CDU-Mitglieder an sonstigen Parteiveranstaltungen zugrunde, so sind die
Aussichten für eine umfassende, vor allem für eine langfristige und regelmäßige
Beteiligung seitens der Zielgruppen eher gering anzusetzen. Es ist daher sehr
unwahrscheinlich, ob der Arbeitsaufwand tatsächlich in einem angemessenen
Verhältnis zu den zu erzielenden Ergebnissen stehen wird.
Wie schwierig die
Umsetzung von Vorstellungen, wie sie in dem Kapitel "Lebendige Arbeit in
den Gremien - Moderne Organisation" vorgegeben werden ist, wird sich erst
in der Praxis erweisen. In der Freien und Hansestadt Hamburg gibt es mehr als
50 CDU-Ortsverbände. Vielerorts ist es üblich, einmal monatlich eine
Ortsverbandsveranstaltung durchzuführen. Nimmt man als Beispiel einen
Ortsverband mittlerer Größe, d. h. mit ca. 160 Mitgliedern, so kann man
üblicherweise mit einer Teilnehmerzahl an den Veranstaltungen von fünf bis acht
Prozent, also von etwa acht bis 13 Mitgliedern, rechnen - eine Zahl, die sich
auch bei der Durchführung von Pro- und Contra-Diskussionen nicht nennenswert
erhöhen wird.[532] Daß es
kaum umsetzbar sein wird, für eine so geringe Teilnehmerzahl eine
Podiumsdiskussion, möglicherweise mit Journalisten und ausgesuchten Fachleuten,
zu organisieren, und dies mehrfach jährlich und in allen Ortsverbänden des
Stadtstaates, wird dabei offensichtlich. Ein weiteres Problem in diesem
Zusammenhang sind auch die engen finanziellen Grenzen, in denen ein Ortsverband
agieren kann und angesichts derer die Mittel kaum für die Anmietung eines
geeigneten Raumes, geschweige denn für die Spesen anreisender Diskussionsteilnehmer
ausreichen.
Führt man sich diese
Vorstellungen im Reformpapier vor Augen, so kommt einem bald der Satz
"Papier ist geduldig" in den Sinn. Man kann sich einer gewissen
Polemik an dieser Stelle wirklich nicht erwehren. Gerade die Verfasser des Reformpapiers
müßten am besten wissen, daß solche Ideen in der Praxis kaum umsetzbar sind.
Welcher Sportverein hat wohl ein begründetes Interesse, bei sich eine
CDU-Ortsveranstaltung durchzuführen? Sicherlich kann eine derartige
Veranstaltung, mit einem wirklich aktuellen, bei diesem Beispiel
sportpolitischen und auch noch stadtteilbezogenen Thema, möglicherweise mit
einem hohen Mandatsträger der Partei, den man zumindest landesweit kennen muß,
als Ausnahmefall einmal stattfinden - dies kann jedoch nicht zur Regel gemacht
werden. Hinzu kommt die Tatsache, daß die CDU mit ihrer Daueroppositionsrolle
in Hamburg zu kämpfen hat und sich viele fragen werden, was eine derartige
Veranstaltung dann an konkreten Ergebnissen bringen kann. Auch der Gedanke, bei
Stadtteilfesten womöglich mit einem Info-Stand vertreten zu sein, kann keine
Antwort auf die Frage nach Reformbemühungen sein. Angesichts der
weitverbreiteten "Politikverdrossenheit" - man mag dieses
vielstrapazierte Wort verzeihen, aber es ist nun einmal Bestandteil unseres
politischen Alltagslebens geworden - werden derartige Stände, mit Sonnenschirm
und gedruckten Broschüren, eher als störend empfunden und das Interesse, man
kennt dies von den Ständen am Rande von Wochenmärkten, hält sich sehr in
Grenzen.
Bezüglich der Arbeit
der Vereinigungen ist besonders auffällig, daß sich die erhobenen Forderungen
im wesentlichen mit den Reformmaßnahmen hinsichtlich der Arbeit der
Parteigremien bzw. der verschiedenen Parteiebenen decken. Gleichzeitig wird
deutlich, daß auch in diesem Zusammenhang konkrete Vorschläge, wie die
aufgestellten Ziele erreicht werden können, nahezu vollständig fehlen. Es ist
einfach, zu fordern, daß sich die Vereinigungen mehr mit sich selbst
beschäftigen sollen, um dadurch eigene Mängel besser erkennen und somit ändern
zu können. Auch die hierbei zum wiederholten Mal erhobene Forderung nach neuen
Veranstaltungsformen trägt nicht zu weitergehenden Reformen bei, wenn dies nur
eine Leerformel bleibt, die inhaltliche Ausgestaltung jedoch fehlt.[533]
Einzig der Gedanke einer intensiveren Zusammenarbeit aller Beteiligten und
damit einhergehend eine bessere und effizientere Ressourcen-Verteilung weist in
die richtige Richtung.
Ein Umdenken bei der
Schwerpunktsetzung in der Sachthemenarbeit ist angesichts des
gesellschaftlichen Wandels dringend erforderlich. Die Beschäftigung mit
sogenannten Randgruppen, mit Arbeitslosigkeit oder Umweltpolitik darf jedoch
nicht dazu führen, daß die CDU ihre klassischen Themen vernachlässigt oder
aufgibt - diese Befürchtung kommt auf, wenn man bei den genannten Kernthemen
etwa den Wirtschaftsbereich vergebens sucht. Die Definition von neuen
Kernthemen darf nicht bedeuten, daß man sein bisheriges Profil, und die CDU
besitzt ja nach wie vor das Profil der Unternehmer- und Wirtschaftspartei,
aufweicht. Eine neue Sachthemenarbeit kann nur eine Ergänzung der bisherigen
Kernthemen bedeuten, angepaßt an den wirtschaftlichen, sozialen und
gesellschaftlichen Wandel. Dies darf allerdings nicht heißen, daß die Partei
dem Zeitgeist hinterher läuft und dadurch ihre alte Stammwählerschaft
verprellt.
Auch bei dem Bereich "Zielgruppen
und vorparlamentarischer Raum" stellt sich wieder die Frage nach der
Bewältigung der anfallenden Mehrarbeit und der Finanzierung der geplanten
Maßnahmen. Zielgruppenstammtische, regelmäßige Gesprächstermine, Hearings und
Befragungen, "Runde Tische" u.ä. bedeuten ein hohes Maß an
zusätzlicher Arbeit, das zu schaffende Informations- und Kommunikationssystem
"Vorparlamentarischer Raum" eine weitere Personenkartei, die es zu
erstellen, auszubauen und zu aktualisieren gilt. Die Schaffung der Stelle eines
"Referenten für den vorparlamentarischen Raum" erfordert weitere
finanzielle Mittel, sollte diese Stelle gänzlich neu geschaffen werden.
Einen Großteil der Kommunikation mit den
Verbänden und Initiativen soll von den Vereinigungen wahrgenommen werden - eine
Aufgabe, die diese bereits zuvor schon, jeweils für die ihnen zugemessene
Klientel, hätten wahrnehmen müssen. Weder ist die Frage beantwortet, weshalb
dies bislang nicht geschah, noch herrscht Klarheit darüber, wie und weshalb
dies, bei sicherlich nicht wesentlich höheren Zuwendungen, jedoch verbunden mit
einem deutlich größeren Arbeitsaufwand, zukünftig besser funktionieren sollte.
Neben einigen sehr wichtigen und dringend
erforderlichen Reformvorhaben, die in dem Papier genannt werden, zeigt sich
immer wieder ein Problem: Es fehlen zumeist konkret geplante Maßnahmen, wie die
einzelnen Aspekte umgesetzt werden können, sei es, daß entsprechende Ideen
gänzlich fehlen oder daß Maßnahmen genannt werden, deren Umsetzung schon allein
deshalb fraglich ist, weil die Frage nach der Gewinnung der erforderlichen
finanziellen und personellen Möglichkeiten nicht geklärt ist. Zwar wird am Ende
des Reformpapiers darauf verwiesen, daß die abrufbaren finanziellen Mittel für
eine konsequente Umsetzung der Reformmaßnahmen nicht ausreichen würden und man
daher bestrebt sein wird, entsprechende Gelder einzuwerben. Betrachtet man
jedoch die Fülle der dargestellten finanziell relevanten Maßnahmen, so wird
deutlich, daß allein durch höhere Mitgliedsbeiträge, die, neben den
rückläufigen Mitgliederzahlen, fraglos zusätzliche Parteiaustritte mit sich
bringen würden, sowie durch den Versuch der Einwerbung weiterer Parteispenden,
die erforderlichen Finanzmittel nicht beschafft werden können.
Ungeklärt für die Durchführung vieler
Maßnahmen ist die Frage nach der Motivation der Parteimitglieder hinsichtlich
zusätzlicher ehrenamtlicher Arbeit sowie der Bereitschaft zu entsprechender
inhaltlicher Weiterbildung. Angesichts der üblichen Teilnehmerzahlen bei
Parteiveranstaltungen darf ein reges Interesse und eine kontinuierliche
Teilnahme angezweifelt werden.
Besonders kritisch ist an dem
Reformpapier anzumerken, daß es auf die Frage nach einer tatsächlichen und
umfassenden personellen Erneuerung innerhalb der Hamburger CDU zuwenig und zu
unkonkret eingeht.
Betrachtet man die geschilderte
innerparteiliche Entwicklung bis zum Beginn der Reformdiskussion, so war diese
vor allem gekennzeichnet durch personalpolitische Kungeleien, mangelnde
Offenheit, fehlende Glaubwürdigkeit und kaum ausgeprägter innerparteilicher
Demokratie. Zwar wurde all dies, vor allem nach außen, überwiegend an der
Person von Jürgen Echternach festgemacht, dies darf dennoch nicht darüber hinwegtäuschen,
daß auch ein Parteichef wie Echternach ohne einen entsprechenden Rückhalt durch
die ihm verbundene Parteielite den von ihm praktizierten Führungsstil nie hätte
umsetzen können. Im Umkehrschluß bedeutet dies auch, daß einzig der Rücktritt
von Echternach allein auch keine personelle Erneuerung für die Hamburger CDU
bedeuten konnte.
Unter diesem Gesichtspunkt ist es zwar
ein richtiger Ansatz, den ersten Punkt des Reformpapiers dem Aspekt "Neuer
Stil nach innen und außen" zu widmen und darunter die für die Partei neuen
Schlüsselbegriffe Leistung, Glaubwürdigkeit, Offenheit und Dialog
zusammenzufassen, es fehlt jedoch an einer weitergehenden inhaltlichen
Ausgestaltung dieser Begriffe - und hierzu gehört auch eine neue, auf die
zukünftige Arbeit ausgerichtete personalpolitische Konzeption, die konkrete
Alternativen für die alte Führungsmannschaft aufzeigt.
Die Umsetzung der genannten
Schlüsselbegriffe, einhergehend mit einer grundlegenden personellen Erneuerung
der Parteiführung, muß den Ausgangspunkt für alle weiteren Reformschritte
bilden. Geschieht dies nicht, fehlt dem gesamten Reformpaket die entscheidende
Grundlage und die Gefahr, daß dadurch die Reformbestrebungen in ihrer
Gesamtheit scheitern, wächst enorm.
Das Reformpapier wurde in der dargelegten
Fassung vom Landesausschuß beschlossen. Inhaltlich entsprach es weitgehend den
Vorschlägen, die die Reformkommission
dem Ausschuß vorgelegt hatte.
"Es stellt ein
Sammelsurium von Absichtserklärungen (Einrichtung von
´Zielgruppen-Stammtischen´), Binsenwahrheiten (´Der Wahlkampf muß mit der Basis
geführt werden´) und Analyseversuchen (Die Zielgruppe Frauen setzt sich aus
´Gruppen mit sehr unterschiedlichen Einstellungen und Erwartungen´ zusammen)
dar. Mit einem ´Ja´ zu diesem Katalog konnte kein Christdemokrat etwas falsch
machen; und keiner mußte Angst davor haben, daß es durch seine Zustimmung zu
spürbaren Veränderungen kommen würde."[534]
Tatsächlich ist diese
sehr kritische Wertung des Reformpapiers durchaus begründet und läßt sich mit
einer ganzen Reihe Argumenten untermauern. Dennoch konnte nach der
Verabschiedung des Papiers durch den Landesausschuß nicht viel anderes stehen
als ein Papier, das den Weg aufzeigt, den die Partei in ihrer Arbeit zukünftig
gehen wollte.
Das Reformpapier unterstreicht
sehr nachdrücklich den Willen nach Veränderung auf allen Ebenen. Und ein ganz
wesentlicher Aspekt wurde bereits im Verlauf der Reformdiskussion umgesetzt:
die Partei wurde ein ganzes Stück demokratischer. Offenheit, Diskussionsfreude
und Streitkultur: Dinge, die es bislang in der Hamburger Union nicht gab,
begannen, sich zu entwickeln. Allein die geführte Diskussion über mögliche
Reformen war der größte Schritt in Richtung einer Erneuerung, den die Union in
ihrer Parteigeschichte bisher unternahm.
Ein höheres Maß an
Transparenz (durch mehr Offenheit nach innen und außen), bessere Möglichkeiten
für eine Partizipation (durch eine stärkere Einbindung und Beteiligung der
Mitglieder) sowie eine effiziente Parteiarbeit (durch eine moderne Organisation)
sind die obersten Zielsetzungen des Reformpapiers. Dennoch bleiben in diesem
Papier viele Fragen unbeantwortet und viele Zweifel bezüglich der Möglichkeiten
und Fähigkeiten der Umsetzung dieser, teilweise inhaltsleeren,
Absichtserklärungen bestehen.
Die Zweifel von
internen wie externen Kritikern sind sehr wohl angebracht - vor allem dann,
wenn man sich vor Augen führt, wer nach einem Rückzug von Jürgen Echternach die
Geschicke der Hamburger CDU lenken wird. Es ist erstaunlich, wie sehr die
gesamte innerparteiliche Entwicklung seit 1970 ausschließlich an der Person von
Jürgen Echternach festgemacht wurde und er der einzige war, der politisch die
Konsequenzen aus dieser Entwicklung zu tragen hatte. Niemand von seinem
Freundeskreis, der dies jahrelang mitgetragen hatte, wurde zur Rechenschaft
gezogen. Im Gegenteil, nicht wenige hatten den größten Sprung in ihrer Karriere
noch vor sich. Allein durch den Abgang von Echternach konnte ein personeller
Neuanfang nicht gelingen und der von Ole von Beust genannte "Betondeckel"
wird weiterhin auf der Partei lasten.
Es muß sich bei der
Umsetzung des Papiers erweisen, ob und wie weit sich die in ihren Ämtern
verbliebenen Weggefährten Echternachs auch von dem bisherigen innerparteilichen
Führungsstil trennen können. Eines haben sie zumindest bereits bewiesen: Sie
ließen innerhalb der Partei, ob aus freien Stücken oder unter dem Aspekt des
eigenen Machterhalts, demokratische Spielregeln zu, deren Grenzen jedoch
ebenfalls bereits sichtbar wurden: ganz ohne zentrale Strukturen, vor allem bei
der Kandidatenaufstellung zur Bürgerschaftswahl, sollte es in der CDU auch
zukünftig nicht gehen.
Gerade in diesem
Zusammenhang wird ein wesentliches Defizit der Reformdebatte erneut deutlich:
die Ausgrenzung der innerparteilichen Kritiker, jener Personen, von Kedenburg
bis Steffani, die sich über Jahre hinweg für eine weitergehende Satzungsreform
einsetzten und deren durchaus auch öffentlichkeitswirksame Kritik und der sich
dadurch ergebende innerparteiliche Konflikt sich negativ auf das Image der
Union auswirkten. Anstatt diese Personen einzubinden, möglicherweise auch einen
ihrer Vertreter in die Reformkommission zu berufen,[535]
zeigte sich bereits im Verlauf des abschließenden Reformparteitages, daß der
Konflikt nicht gelöst war, sondern zum Schaden der Partei weiter ausgetragen
wird.
Das Reformpapier, so
aufgebläht und mit Allgemeinplätzen versehen es sich für viele darstellen mag,
ist in seiner Zielsetzung auf dem richtigen Weg.
Viele
Begleitumstände, wie etwa die Uneinigkeit in Satzungsfragen, die personelle
Kontinuität auf vielen Ebenen oder auch die extrem angespannte Finanzlage der
CDU, lassen es jedoch fraglich erscheinen, ob alle oder zumindest die
wichtigsten erhobenen Forderungen und Zielsetzungen tatsächlich umgesetzt werden
können.
Das härteste Stück
Arbeit liegt, wie dies der damalige designierte CDU-Landesvorsitzende Dirk
Fischer bereits äußerte, somit noch vor der Partei.
Ein Jahr nach dem Beschluß des Reformpapiers
erstellte der CDU Landesverband Hamburg - vertreten durch den neuen
Landesvorsitzenden Dirk Fischer und den Landesgeschäftsführer Wulf Brocke –
eine "Reform Bilanz `92"[536],
in der die Frage beantwortet werden sollte, welche der beschlossenen Reformvorschläge
schon bzw. welche noch nicht umgesetzt sind und welche Maßnahmen noch zur
Umsetzung anstehen.
Unter der Rubrik "Was gelang"
werden vor allem zwei Aspekte genannt,
denen besonderes Gewicht beigemessen wird: die finanzielle Situation des
Landesverbandes sowie die Kommunikation der Partei nach innen und außen. Beide
Punkte gelten ebenso als erfolgreich umgesetzt, wie insgesamt ein Drittel der
mehr als neunzig übrigen Reformvorschläge überhaupt.[537]
In neun Unterpunkten faßt der Bericht die
„verwirklichten“ Reformschritte zusammen:[538]
• 21 Projektgruppen mit über 200
Mandatsträgern, Mitgliedern und externen Experten, die sich vorwiegend mit
Zukunftsfragen, etwa einer Hochschul- oder Sozialhilfereform, beschäftigten,
haben ihre Arbeit aufgenommen.
• Der Landesverband veranstaltete einen
Ideen-Workshop, einen Hochschulkongreß sowie ein Weiterbildungsseminar für
Mandatsträger, ferner fanden in der Parteizentrale zwei Kunstausstellungen
statt.
• Im Rahmen einer Konzertveranstaltung der
CDU wurden 25.000,-- DM für hungernde Kinder in Somalia gespendet.
• In der Parteizentrale wurde ein
Bürgertelefon eingerichtet, mit Bürgerbesuchen von Mandatsträgern war begonnen
worden.
• Die Diskussionen im Landesausschuß sind
lebendiger, im Landesvorstand wurde die Ressortverantwortung eingeführt, d.h.,
jedes Vorstandsmitglied hat nun eine bestimmte Aufgabe zu übernehmen und dafür
entsprechende Planungen vorzulegen.
• Der Informationsdienst "Hamburg
aktuell" erscheint als FAX für die Mandatsträger sowie als Briefbeilage
für die Mitglieder.
• Der Redner-Service wurde neu aufgelegt,
erstmals erschien der "Termin-Kalender" der Hamburger CDU, nachdem
durch eine Planungsgruppe und den Landesvorstand alle landesweiten Termine für
ein Jahr (1993) festgelegt wurden.
• Der EDV-Service wurde verbessert, die
Hamburger CDU verfügt daraufhin über die modernste Mitgliederverwaltung der CDU
Deutschlands.
• In finanzieller Hinsicht konnte ein
Ansteigen des Durchschnittsbeitrages der Mitglieder erreicht werden, ebenso
wurden die Erwartungen des Landesvorstands hinsichtlich des Spendenaufkommens
der Partei noch übertroffen.[539]
Während in den Bereichen Dialog nach
innen und außen sowie Finanzen dem Bericht nach Fortschritte erzielt werden
konnten, gab es noch eine Reihe von Aspekten, die nach Auffassung des
Landesvorstandes selbst nach einem Jahr noch nicht umgesetzt werden konnten.
Selbstkritisch wurden auch diese unter der Rubrik "Was nicht gelang"[540]
aufgezeigt:
• Bemängelt wird vor allem, daß die Reform
bis dahin noch keine ausreichende Breite und Tiefe in der Partei selbst
erreichen konnte und sich fast ausschließlich auf den Landesverband beschränkt,
nicht aber auf die Kreis- und Ortsverbände erstreckt.
• Es gelang der Hamburger CDU nicht, wie dies
sicherlich auch in anderen Landesverbänden und bei anderen Parteien der Fall
war, den fortlaufenden Mitgliederrückgang zu stoppen.
• Auch das gesteckte Ziel, thematisch die
Diskussion in Hamburg zu beherrschen, war noch nicht erreicht. Als ursächlich
dafür werden bundespolitische Themen, aber auch die eigene "Schwäche,
Themen zu schaffen und in Kampagnen umzu-setzen"[541],
gesehen.
• Zwar konnte die Medienarbeit verbessert,
nicht jedoch optimiert werden. Einer Steigerung der Anzahl der
Pressemitteilungen konnte keine Steigerung bei den persönlichen Kontakten zur
Presse gegenübergestellt werden.
• Auch die im Reformpapier beschlossene
Zielgruppenarbeit konnte nicht in dem erforderlichen Maß umgesetzt werden. Vor
allem junge Menschen, Frauen, Arbeitnehmer sowie der Mittelstand wurden nicht
im gebotenen Umfang angesprochen.
• Das Ziel, die Arbeit innerhalb der Partei
breiter zu streuen, konnte aufgrund von anhaltenden Nachwuchs- und
Aktivitätsproblemen und durch die stark abnehmende Bereitschaft zum politischen
Engagement, gleichfalls nicht erreicht werden.
Als Ausblick für den weiteren Fortgang
bei der Umsetzung der Reformbeschlüsse wird dem Papier noch ein dritter Aspekt
angegliedert, der aufzeigen sollte, "Was kommt".[542]
Zentrale Punkte dabei sind vor allem der
Wille, die Reformen "in der Breite der Partei" voranzutreiben und
diese dann auch unbefangener zu leben, um dadurch den entscheidenden Schritt zu
mehr Glaubwürdigkeit, Leistung, Dialog und Offenheit tatsächlich vollziehen zu
können. Angestrebt werden ferner die Verabschiedung eines "Personalentwicklungs-Konzeptes"
(Entscheidung durch den Landesvorstand), eine Reform des CDU-Wahlkampfes in
Hamburg (Vorlage durch die Wahlkampf-Reform-Kommission), die Durchführung von
zeitgemäßeren Veranstaltungen (Pilot-Versuche im Landesverband) sowie ein
stärkeres inhaltliches Profil der Partei (auf der Grundlage der Ergebnisse der
eingesetzten Projektgruppen).
Für den Landesgeschäftsführer der
Hamburger CDU, Wulf Brocke, gelten als die wichtigsten bislang umgesetzten Reformschritte
die Konzeption neuer Veranstaltungsformen sowie eine verbesserte
Personalauswahl, was insbesondere durch die vorgenommenen Satzungsänderungen im
Zuge der Aufstellung der Bürgerschaftskandidaten bewirkt wird und dem Bereich
der Offenheit und des Wettbewerbs zuzurechnen ist.[543]
Das Ergebnis der "Reform Bilanz
`92" stellt nach Brockes Angaben den gegenwärtigen Entwicklungsstand der
Reformen dar. Dies bedeutet jedoch auch, daß sich seit 1992 im Hinblick auf die
Umsetzung der einzelnen Reformschritte nicht mehr sehr viel bewegt hatte. Als
ursächlich hierfür sieht Brocke vor allem den „menschlichen Faktor“, der sich
gleichzeitig als die größte Schwierigkeit im Verlauf der Reformdebatte erwiesen
hatte. Damit sich innerhalb einer Organisation wie der Hamburger CDU
grundsätzlich etwas verändert, müssen sich auch die beteiligten Akteure,
zumindest was deren Denkweise anbelangt, ändern - und gerade darin sieht er das
größte Problem: "die Menschen ändern sich nicht". Bei vielen steht
einzig im Vordergrund, "wie bekomme ich Mandate, nicht wie helfe ich der
Partei".
Als das größte Problem für die Partei,
das gleichzeitig dem wichtigsten noch nicht umgesetzten Reformschritt
entspricht, gilt das "Nachwuchsqualitätsproblem" der Hamburger CDU:
es mangelt der Partei an jungem und qualifiziertem Nachwuchs, vor allem im
Alter zwischen 16 und 20 Jahren. "Die heutigen jungen Mandatsträger sind
wie die alten - nur jünger", lautet dann auch die wenig optimistische
Einschätzung Brockes.
Grundsätzlich sind für den Landesgeschäftsführer
die Parteireformen bis heute noch nicht abgeschlossen, vor allem was die
Bereiche Personalentwicklung und Modernität betrifft. Eine Partei läßt sich nur
über Personen grundlegend reformieren. Reformen beginnen im Kopf, und eben
diese Köpfe müssen sich ändern.
Daß diese Bewertung Brockes ebenso von
anderen führenden Mitgliedern innerhalb der Hamburger CDU geteilt wird, zeigte
sich im Verlauf einer Klausurtagung der Partei am 15. April 1998, anläßlich
derer der Landesvorsitzende Dirk Fischer ein zehn Punkte umfassendes
Thesenpapier verschicken ließ, das die immer noch erheblichen Defizite
innerhalb der Partei aufzeigt.[544]
Fischer attestiert seiner Partei darin
mangelnde Sachkompetenz und fehlende Innovationsfähigkeit. Außer auf dem Gebiet
der Inneren Sicherheit habe die Hamburger CDU, so Fischer, auf keinem Themengebiet einen
Kompetenzvorsprung vorzuweisen. Besonders bedenklich sei der
Wirtschaftsbereich, vormals der Kernbereich christlich-demokratischer Politik,
für den diese Einschätzung gleichfalls zuträfe. Er verlangte "eine starke
Konzentration auf ein eingängiges programmatisches und thematisches
Profil". Deren Kernpunkte "Innere Sicherheit, Finanzen, Verkehr,
Zukunft: Standort, Wirtschaft, Bildung" sowie eine Personalisierung der
einzelnen Themen für Multiplikatoren sein müssten.[545]
Als weiteren Vorwurf nennt der Parteichef
die noch immer erheblichen „Modernitätsprobleme (Outfit, Veranstaltungs- und
Aktionsformen)“ sowie ein „quantitatives und qualitatives Nachwuchsproblem“ der
CDU und ihrer Vereinigungen sowie das
Fehlen einer "Führungsreserve" innerhalb der Partei, wie es sie etwa
"Anfang der 70er Jahre" gab. Er fordert daher "eine
Modernisierungsoffensive auch für etablierte Veranstaltungsformen (z.B.
Landesausschuß)" sowie personell neben "Machern" auch
"strategische und innovative Köpfe".[546]
Als weiteres Defizit führt der
Landesvorsitzende schließlich "ein Mitgliederproblem" der Hamburger
CDU, einhergehend mit einem "Aktivitätsproblem", an. Sehr kritisch
bewertet er dabei die sog. "Pöstchenwirtschaft" innerhalb der CDU. Er
stellt ein "Aktivitätsproblem auf allen Ebenen und in allen
Aufgabenbereichen - außer bei der Erlangung von Mandaten" - sowie damit
einhergehend eine Beeinträchtigung der eigenen "Kampagnefähigkeit"
fest. Das "Wir-Gefühl innerhalb der Partei" ist daher zu stärken und
"Entsolidarisierungs- und Ego-Tendenzen" sind zu vermeiden. Auch ein
verstärktes Engagement im vorparlamentarischen Raum gehöre in diesen Bereich.[547]
In der abschließenden Aussprache erhielt
der Parteivorsitzende für seine Thesen überwiegend Zustimmung.
Der damalige Kreisvorsitzende der CDU
Altona, Wolfhard Ploog, bezeichnete seine Partei als "verkrustete
Gesellschaft mit wenig Personalbewegung", von der junge Menschen den
Eindruck haben, als ob "alles fest in den Händen der Alten" ist.[548]
Die Vorsitzende der Frauen-Union, Karen
Koop, warf vielen ihrer Parteifreunde gar "Polit-Autismus",
Problemferne und Basisfremdheit vor und forderte eine Verbesserung der Chancen
für Seiteneinsteiger.[549]
Der Fraktionsvorsitzende der CDU in der
Bezirksversammlung Hamburg Nord, Kai Voet van Vormizeele, bemängelte eine
fehlende Streitkultur sowie mangelnde Offenheit und Flexibilität innerhalb
seiner Partei und der damalige Vorsitzende der Jungen Union, Klaus-Peter Hesse,
äußerte abschließend die Befürchtung, daß viele in der Partei diese
"unbequemen Thesen schnell verdrängen" würden.[550]
Die stellvertretende Partei- und
Fraktionsvorsitzende der Hamburger CDU, Antje Blumenthal, sieht die Reformen in
wesentlichen Bereichen bis heute gleichfalls als nicht gelungen an.[551]
Sie bescheinigt Dirk Fischer zwar, diese Aufgabe entschlossen und mit aller
Offenheit angegangen zu haben, sieht aber als wesentlichen Grund für das
Nicht-Gelingen die Unmöglichkeit, eine
komplette Partei derart grundlegend in einem Guß zu reformieren. Sie sieht
derartige Reformen "als einen ständigen Prozeß". Diesem entgegen
wirkt wiederum die Tatsache, daß Parteiarbeit für die einzelnen Akteure
zugleich immer bedeutet, Einfluß zu erlangen. Dies wiederum bedingt ein entsprechendes
Taktieren und somit das Suchen nach entsprechenden Bündnissen innerhalb der
Partei[552] - eine
Auffassung, die auch Fischer in seinem Thesenpapier vertritt.
Als "im Ergebnis gelungen"
wertet der CDU-Kreisvorsitzende Johannes Mertens die Reform. Die beschlossenen
Maßnahmen seien, so Mertens, zwar noch
nicht vollständig umgesetzt, es habe jedoch eine "Öffnung" der Partei
stattgefunden und insbesondere seien die wichtigsten Aspekte bereits
realisiert: die "innerparteiliche Demokratie wurde gestärkt". Dies
sei vor allem durch die veränderte Form der Kandidatenaufstellung und ein
demokratisiertes Antragsrecht geschehen. Nicht gelungen sei allerdings die
Arbeit der eingesetzten Projektgruppen, diese habe man "überschätzt".[553]
Auch hält er die Kritik an der CDU-Reform - wonach es sich, vornehmlich
angesichts des personellen Wechsels von Echternach zu Fischer, lediglich um ein
"Reförmchen" handelt - für verständlich und die damit
einhergegangenen Befürchtungen für anfänglich durchaus nicht unbegründet. Diese
Kritik habe sich jedoch im Ergebnis als unzutreffend erwiesen.
Für deutlich mißglückt schätzt er jedoch
das von Dirk Fischer vorgelegte 10-Punkte-Thesenpapier ein, das er einerseits
inhaltlich in einigen Punkten - etwa mit Blick auf das angesprochene
Nachwuchsproblem oder die mangelnde Sachkompetenz - für überzogen und
zusätzlich in der Art der Präsentation und Öffentlich-Machung für falsch hält
und im Ergebnis lediglich „der Opposition in die Hände“ gespielt hat.[554]
Mertens hält Parteien für grundlegend und
umfassend reformierbar. Dieses könne jedoch nur in einem zeitlich breiten
Rahmen geschehen. Eine komplette innerparteiliche Erneuerung, einschließlich
eines entsprechend umfassenden personellen Wechsels, sei kurzfristig nicht
machbar. Allein der Versuch würde eine Partei handlungsunfähig machen. Daß sich
die Hamburger CDU als "Daueroppositionspartei gemütlich eingerichtet"
haben könnte, weist der Abgeordnete entschieden zurück. Dennoch müsse die
Partei eine stärkere "programmatische Arbeit" leisten sowie ihr
"Image und ihre Attraktivität" verbessern.[555]
Befragt nach den wichtigsten umgesetzten
Reformschritten, erhält man unisono die Antwort, daß die Partei offener und
demokratischer wurde.[556]
Daß dies auch zutrifft, sieht man an den zum Teil sehr kontroversen Diskussionen
in den Kreisausschüssen oder im Landesausschuß, vor allem jedoch auch an der
geänderten Parteisatzung.
Interessant dabei ist, daß - was den
innerparteilichen Demokratisierungsprozeß anbelangt - die Satzungsreform bei
vielen an erster Stelle genannt wird. Dabei wird allerdings übersehen, daß die
aktuell gültige Satzung nicht das Ergebnis des innerparteilichen
Reformprozesses ist, sondern durch die Klage von Markus Wegner vor dem
Bundesverfassungsgericht im Jahre 1993 erzwungen wurde. Die am Ende der Reformparteitage
beschlossenen Satzungsänderungen waren nicht sehr weitgehend.[557]
Befragt man Mitglieder der Parteispitze
bzw. Mandatsträger der Hamburger CDU nach der Umsetzung der Reformen, so zeigt
sich, daß ein grundsätzlicher Konsens darin besteht, daß die Reformen in ihrer
Gesamtheit noch nicht abgeschlossen sind und daß sich dieser Prozeß über einen
längeren Zeitraum hinweg erstreckt.
Festzustellen ist, daß die Reformen in
einigen Bereichen positive Entwicklungen innerhalb der CDU in Gang gesetzt
haben. Ein deutlich höheres Maß an Offenheit und innerparteilicher Demokratie
(auch wenn letzteres, wie geschildert, nicht ausschließlich als ein Ergebnis
des Reformprozesses gesehen werden darf) sind dabei die wichtigsten Aspekte.
Ausschlaggebend dafür war sicherlich der Rücktritt von Jürgen Echternach und
damit einhergehend die Auflösung des Magdalenenkreises - eine Maßnahme, die auf
viele Mitglieder vor allem eine positive psychologische Wirkung hatte.
Nahezu alle weiteren Reformvorhaben von entscheidendem
Gewicht, wie etwa die Nachwuchsförderung, die Forderung nach einem personellen
Neuanfang, mehr Kompetenz in der Sacharbeit und einer Modernisierung der
Partei, sind auch sechs Jahre nach der Reformdiskussion nicht bzw. nur
teilweise und unbefriedigend umgesetzt.
Jürgen Echternach beschrieb einmal sein
Erfolgsrezept als "die Konsensbildung in der Partei, die Konzentration auf
die Arbeit nach draußen ohne Kräfteverzehr nach drinnen."[558]
Auf die Frage nach gemachten Fehlern in
seiner Amtszeit als Parteichef und darauf, was man hätte anders machen können
und sollen, antwortete er, daß ihm die "Weisheit des Alters" sage,
daß man Auseinandersetzungen mit den Kritikern "weniger verbissen hätte
führen sollen". Auch ein Parteiausschlußverfahren gegen diese anzustreben,
käme ihm heute wohl nicht mehr in den Sinn. Echternach betonte jedoch auch:
"Ich habe mir nichts vorzuwerfen."
Daß Echternach sich sehr wohl den Vorwurf
gefallen lassen muß, keinen Konsens mit seinen innerparteilichen Kritikern
gesucht und diese mit allen Mitteln bekämpft und dadurch gleichzeitig innerhalb
der Partei die Chance für kontroverse Diskussionen und somit auch Innovation
vertan zu haben, wird durch diese Arbeit deutlich. Es zeigt sich auch gezeigt,
daß er sich und der Hamburger CDU viele Streitigkeiten und Querelen hätte
ersparen können, wenn er frühzeitig auf seine Kritiker eingegangen wäre. Gerade
die jahrelangen Satzungsdiskussionen, deren Wortführer seitens der damaligen
Parteiführung mit allen Mitteln bekämpft wurden, zeigten sich am Ende als
völlig unangemessen und auch als parteischädigend. Zumal durch das von Wegner
erstrittene Neuwahlurteil vor dem Bundesverfassungsgericht die Parteisatzug geändert
werden mußte. Eine Auswirkung dieses Urteils war, daß die CDU bei den
darauffolgenden Wahlen auf nahezu 25 Prozent abstürzte.
Ein Grundproblem der Hamburger Union,
gerade auch während der Zeit der Reformdiskussion, war und ist auch heute noch,
daß die negativen Entwicklungen in den Jahren unter der Parteiführung von
Jürgen Echternach einzig an seiner Person festgemacht wurden und vielfach noch
werden. Sicherlich war er mit seinem politischen Instinkt, seinem autoritären
Führungsstil und seinem taktischen Geschick die dominierende Person der
Parteispitze. Dennoch hätte man sich immer vor Augen halten müssen, daß es
sich, gerade im Magdalenenkreis, um eine Gruppe von Funktionären handelte, ohne
deren Unterstützung sich Jürgen Echternach nicht so lange hätte halten können.
Gleichzeitig hätte dies dann jedoch auch die Konsequenz mit sich bringen
müssen, daß nicht nur Echternach, sondern ebenso manch anderer – und wohl nicht
wenige - aus der Parteispitze hätten zurücktreten müssen, was den gesamten Reformprozeß
glaubwürdiger und im Ergebnis möglicherweise erfolgreicher gemacht hätte. Diese
Chance wurde von der Partei vertan. Bereits darin liegt ein wesentlicher Grund
für das nahezu vollständige Scheitern der Reformen.
Im Verlauf der Gespräche mit den verschiedensten
Mandatsträgern und Mitgliedern der Parteispitze der Hamburger CDU wurde immer
wieder hervorgehoben, daß der Erfolg der Reformen wesentlich von den
beteiligten Akteuren abhängig ist. Interessant dabei ist, daß sehr oft
"neue Köpfe" gefordert werden, diese Überlegungen jedoch zumeist von
genau denen angestellt werden, die bereits über Jahrzehnte hinweg führende
Positionen innerhalb der Partei innehaben und selbst nicht an eine Freigabe
ihrer eigenen Mandate denken. Die offenkundigsten Beispiele hierbei sind der
Parteivorsitzende Dirk Fischer aber auch der Fraktionsvorsitzende Ole von
Beust, die die fehlende personelle Erneuerung kritisieren, selbst jedoch seit
Jahrzehnten der Parteispitze angehörten und als politische Wegbegleiter von
Jürgen Echternach die Entwicklung der Partei maßgeblich mitgestaltet und
mitzuverantworten haben.
Das Thema "Echternach" galt
nach dessen Abschied aus der offiziellen Parteiarbeit lange Zeit als Tabu. Erst
in jüngster Zeit, so scheint es, erfährt der ehemalige Parteichef – einige
sprechen von Nostalgie - nach und nach eine Art von Rehabilitierung.[559]
Innerhalb wie außerhalb der CDU galt er für viele lange Zeit als der einzig
Schuldige am desolaten Zustand der Partei. Vor allem nach der verlorenen
Bürgerschaftswahl von 1991 ließ die Verurteilung seiner Person jegliche
Objektivität vermissen - mit allen Konsequenzen für ihn und seine
parteipolitische Zukunft.
Nach der Bürgerschaftswahl von 1997 wurde
Jürgen Echternach jedoch in die Deputation der Finanzbehörde berufen. Der Landesvorsitzende
Dirk Fischer und Fraktionschef Ole von Beust erklärten, daß man sich dabei von
dem Gedanken "an ein hohes Maß an Fachkompetenz und personeller
Innovation" leiten ließ.[560]
Die Bereitschaft Echternachs, diese
Nominierung anzunehmen, wird in der Hamburger CDU offenbar nicht als Versuch
für ein politisches Comeback gesehen. Landesgeschäftsführer Wulf Brocke sieht
derartige Aspekte nach Jahren der Zurückhaltung als einen Schritt "zurück
zur Normalität",[561]
eine Auffassung, die auch von Antje Blumenthal geäußert wird.[562]
Eines steht fest: Nicht nur die
Parteiführung in ihrer Gesamtheit trägt die Verantwortung für die Entwicklung
der Hamburger Unionspartei bis zum Beginn der Reformdiskussion im Jahre 1991
und dann schließlich auch für das Scheitern der Reformen. Verantwortlich sind
ebenfalls die untere Führungsebene der Partei sowie die Parteibasis.
Die vehementeste Kritik an der
Parteispitze und am inneren Zustand der CDU ging ursprünglich von diesen beiden
Gruppen aus. Vorzuwerfen ist beiden ihre eigene, nahezu blinde
Folgebereitschaft, und ansonsten Untätigkeit und Interessenlosigkeit. Dies
zeigte sich während der Ära Echternach, als zwar immer wieder vereinzelt Kritik
am Führungsstil der Parteielite geäußert wurde, die positive
Mitgliederentwicklung und die für die Partei in Hamburg positiv erscheinenden
Wahlergebnisse dafür aber offensichtlich entschädigten. Dies wurde auch zu
Beginn der Reformdebatte sichtbar, als die Kritik und die Forderung nach einer
Erneuerung zwar aus eben diesen beiden Gruppen heraus vorgebracht wurde. Als
die Diskussionen dann aber geführt wurden, zogen sich diese wieder zurück und
die Debatte wurde nahezu ausschließlich von der Parteispitze geführt. Besonders
deutlich wurde dies anhand der eingegangenen Beiträge zur Reformdiskussion, die
sich auf eine Anzahl von 47 beschränkte und von denen der überwiegende Teil
zudem noch aus der Reformkommission selbst kam.
Einen zutreffenden Kommentar
veröffentlichte die tageszeitung Anfang
Januar 1992, als sie schrieb, "es wäre ungerecht, Echternach allein die
Mittelmäßigkeit der Hamburger CDU anzulasten. Sicher ist ihm vorzuwerfen, daß
in seinem Machtbereich kein Querdenker etwas werden konnte, doch im großen und
ganzen entsprach die Führung der Partei und deren Mandatsträger durchaus dem Willen
der Basis. Denn so undemokratisch, daß breite Strömungen innerhalb der Partei
hätten unterdrückt werden können, war die CDU auch bisher nicht. Mit Dirk
Fischer als neuem Parteivorsitzenden ist das Problem der CDU also nicht gelöst,
weil es eben nicht nur - und nicht einmal in erster Linie - das Problem einer
verknöcherten und machtbewußten Führung war."[563]
Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung
widmete diesem Thema, wenn auch erst Jahre später, einen Beitrag, indem sehr
offene Vorwürfe an Parteicliquen und deren Agieren gerichtet wurden:
"Einst war die CDU eine ehrbare
Vereinigung von Honoratioren, deren Wort selbst von den Gewerkschaften gehört
wurde. Dann übernahmen für Jahrzehnte sogenannte Berufspolitiker die Zügel,
planten ihren Aufstieg, gestützt auf Mitglieder der Jungen Union, die sich gern
in Geflechte - gemeinhin Seilschaften genannt - begaben. Nicht unbedingt
Leistung, vielmehr persönliche Beziehungen wurden zum Maßstab für
Aufstiegschancen, etwa bei der Aufstellung der Kandidatenliste vor Wahlen zum
Landesparlament, um prestigeträchtige, wenn auch wegen der Abgeordneten-Bezüge
nicht unbedingt lukrative Positionen, einnehmen zu können. Diese Ära wird in
Hamburg mit dem Namen (...) Echternach verbunden. (...Dieser...) war nicht ein
Matador innerparteilicher Demokratie und besaß - deswegen? - erheblichen
Einfluß auf alle Verästelungen der Hamburger CDU."[564]
Ein weiteres Manko gleich zu Beginn der
Reformdiskussion war die Zusammensetzung der Reformkommission, die ihre Arbeit
zunächst noch unter dem Vorsitz von Jürgen Echternach aufnahm. Seine Person
sowie viele der Mitglieder dieses Gremiums standen für das, was in der CDU
reformiert werden sollte. Und gerade diese Personen sollten nun die Reformen
einleiten und umsetzen? Damit wurde ein Verhalten offenbart, das von Beginn an
wenig Glaubwürdigkeit und Vertrauen in einen solchen Prozeß einfließen ließ.
Sicherlich kann man bei einem derart weitgreifenden Schritt nicht die komplette
Parteispitze ausklammern. Dennoch hätte man deren Anteil an der Kommissionsarbeit
beschränken können und müssen. Unabhängiger Sachverstand, aber auch die
Einbindung innerparteilicher Kritiker hätten die Arbeit der Kommission ergänzen
müssen und sicherlich positiven Einfluß auf das Ergebnis gehabt.
Das Ergebnispapier der Reformdebatte ist
sehr detailliert und umfassend und beinhaltet positive Reformansätze. Dennoch
ist es in vielen Bereichen noch unausgereift und läßt ein hohes Maß an
Ratlosigkeit erkennen. Hinzu kommt, daß viele der Vorschläge - und dies hätte
man auch in der Kommission bzw. im Landesausschuß erkennen müssen - allein aus
personellen und finanziellen Gesichtspunkten von vornherein nicht umsetzbar
sind.
Blickt man vom heutigen Zeitpunkt auf die
Reformdiskussion zurück, wird erkennbar, daß es sich um einen in seinen
Ansätzen sehr breit angelegten Prozeß handelte, der jedoch aus den genannten
Gründen bereits von Beginn an in den meisten Bereichen zum Scheitern verurteilt
war. Sicherlich, die Reformdiskussion, deren Inhalte und Zielsetzungen waren
für eine Großstadtpartei wie die Hamburger CDU in der Bundesrepublik
beispiellos. Aber gerade darin lag, befaßt man sich mit Parteien, deren
Führungszirkeln und ihren Mitgliedern, eines der größten Probleme.
Jahrzehntelang hatte sich in der Partei nichts verändert und nun sollte
innerhalb weniger Monate eine komplette Reform auf allen Ebenen durchgeführt
werden? Unabhängig von den bereits genannten Faktoren mußten die Mandatsträger
und Mitglieder, denen man - wie dargelegt - ein hohes Maß an Lethargie nicht
absprechen konnte, dadurch völlig überfordert sein. Die Reform verlief im Laufe
der Jahre im Sande. Das Ergebnis ist eine Partei, die überwiegend noch die
selben Probleme hat wie einige Jahre zuvor. Dieser Tatsache kann sich auch Dirk
Fischer nicht verschließen, der in seinem bereits genannten zehn-Punkte Papier
nochmals darauf aufmerksam macht.
Treffend wurde im April 1998 die damals
aktuelle Situation der Hamburger CDU in einem Kommentar des Hamburger
Abendblattes beschrieben:
"Das eigentlich bedrohliche für die
CDU ist die Erkenntnis, daß die Zeiten lange zurückliegen, als die Union eine
echte Gefahr für die Dauer-Regierungspartei SPD war. In den 70er Jahren hatte
die CDU immer mehr zur SPD aufgeschlossen und war 1982 und 1986 sogar stärkste
Partei. Bei der letzten Bürgerschaftswahl gelang es der CDU nicht, vom
historischen Tiefstand des Erzrivalen SPD im Ergebnis entscheidend zu
profitieren. Die SPD ist schwach, die CDU schwächer. Dies liegt nun mit
Sicherheit nicht nur an den Hamburger Besonderheiten, die abnehmende
Attraktivität der Volksparteien gilt bundesweit. Wer allerdings die Hamburger
CDU über Jahre beobachtet, den beschleicht gelegentlich das Gefühl, daß sich
diese Partei in ihrer Zuschauerrolle ganz bequem eingerichtet hat. Die große
Zustimmung in der Partei für das ´Mangelhaft´, das Fischer der CDU ins Zeugnis
schreibt, muß skeptisch machen. Dahinter könnte die Haltung stehen, daß ein
unangenehmes Thema so schneller von der Tagesordnung verschwindet.
Natürlich
muß sich Fischer selbst fragen, was sein Beitrag zu der unbefriedigenden Lage
ist, schließlich trägt er seit 1992 die Verantwortung. Dem Vorsitzenden allein
sind die Defizite nicht anzulasten. Aber Fischer verkörpert auch nicht gerade
den Aufbruch, und er hat die Doppelaufgabe, Bundestagsmandat und Parteivorsitz
zu tragen. Fischer und Ole von Beust fordern mehr innerparteiliche Demokratie
durch sachliche Kontroversen - doch die meisten haben es lieber streitfrei und
gemütlich."[565]
Am Ende der Ära von Jürgen Echternach war
die Hamburger CDU eine Partei, die sich nach zwanzig Jahren Dominanz durch
ihren Vorsitzenden und dessen engstem Führungszirkel durch einen geradezu
erschreckenden Mangel an innerparteilicher Demokratie, durch mangelnde
Effizienz, fehlende Transparenz und kaum vorhandene Partizipation auszeichnete.
Die Effizienz der CDU ging seit Ende der
80er Jahre durch die jahrelange „Cliquenwirtschaft“, die personelle Auszehrung
und ihre organisationsinterne quasi -Gleichschaltung verloren. Eine Transparenz
des politischen Willensbildungsprozesses und bei Personalentscheidungen fehlte
der Partei aufgrund der internen Machtstrukturen und der Machtkonzentration im
Magdalenenkreis. Es war unmöglich, daß es zu einer ausgeprägten Mitglieder-Partizipation
kommen konnte – zum einen weil das existierende Machtgefüge dies von vornherein
ausschloß und zum anderen weil auch seitens der meisten Mitglieder kaum ein
Bestreben vorherrschte, mehr an der politischen Arbeit partizipieren zu wollen.
Nur wenige Mitglieder, die dann sogleich
auch als „Parteirebellen“ abgetan wurden, versuchten gegen diesen inneren
Zustand der Hamburger CDU, vor allem im Hinblick auf eine Satzungsreform,
anzugehen – ein Versuch, der die Partei einige ihrer fähigsten (kritischen)
Mitglieder kostete und sie schließlich mehr mit sich und ihren internen
Auseinandersetzungen beschäftigt sein ließ, als sich einer effizienten
Parteiarbeit zu widmen.
Die Entwicklung unter Jürgen Echternach
und seinen Mitstreitern aus der Jungen Union begann zunächst für die Hamburger
CDU sehr dynamisch und erfolgreich.
Es ist im Blick hierauf sicherlich nicht
falsch, wenn man die Akteure von damals mit dem heute sehr gebräuchlichen und
vielfach auch überstrapazierten Begriff der "jungen Wilden"
bezeichnet. So kam es unter anderem zu einem deutlichen Anwachsen der Anzahl
der Parteimitglieder – und zweimal sogar zu außerordentlich beachtenswerten
Wahlerfolgen. Diese Erfolge bei den Bürgerschaftswahlen dürften allerdings in
nicht unwesentlichem Maße auf eine nahezu demonstrative Wahlenthaltung
ansonsten getreuer SPD-Wähler zurückzuführen sein – was sich mit deren Rückkehr
an die Wahlurnen bei den jeweils kurze Zeit darauf veranstalteten
"Neuwahlen" zeigte.
Doch die Möglichkeiten, die die damalige
Parteisatzung der Parteiführung bot sowie das Streben nach Macht und Einfluß
innerhalb der CDU einschließlich der dabei im Verlaufe der Jahre entwickelten
Instrumente des Machterhalts führten zunehmend zu einer Lähmung und Verkrustung
der Gesamtpartei. Als die einst noch vorhandene effiziente und wahlerfolgreiche
Parteiarbeit den wachsenden Mangel an innerpartei-licher Demokratie,
vornehmlich an Transparenz und Partizipationsmöglichkeiten, nicht mehr
auszugleichen vermochte, führte dies schließlich zum Ende der Ära Echternach.
Der hier analysierte Reformprozeß ging
davon aus, daß nach einer eklatanten CDU-Niederlage diese Defizite einer
wachsenden Zahl an CDU-Mitgliedern und in den Vereinigungen der CDU tätigen
"Aktivisten" unter ihnen zunehmend bewußt wurden. Ziel einer
derartigen Parteireform wird und muß es vor allem sein, daß sie den Forderungen
des für alle Parteien verbindlichen Grundgesetzes, wonach deren innere Ordnung
demokratischen Grundsätzen entsprechen muß, gerecht wird bzw. diesem Postulat
zumindest sehr nahe kommt. Als analytische Kategorien bieten sich in diesem
Zusammenhang insbesondere die Begriffe Effizienz, Transparenz und Partizipation
an. Mit diesen analytischen Kategorien arbeitet auch die vorliegende
Untersuchung.
Während die CDU-internen Reformdebatten
ihren Ursprung auf seiten der Parteibasis hatten, zeigte es sich nach
Einsetzung der Reformkommission von 1991, daß, je mehr dieser Reformprozeß an
Schwung gewann, sich die Aktivitäten immer mehr auf die Parteiführung
verlagerten. Spätestens als Jürgen Echternach den Vorsitz der Reformkommission
niederlegte und bekannt gab, nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren zu
wollen, war das Interesse vieler Parteimitglieder an einer weiterreichenden
Partizipation auch wieder nahezu erloschen. Dies zeigte sich ebenso an der
Anzahl der Reformbeiträge, die – wie dargelegt – mehrheitlich aus dem Bereich
der Kommission selbst und somit aus dem Umfeld der bisherigen Parteiführung
stammten.
Die Weiterführung der Reformen lag somit
in den Händen derjenigen, die überwiegend für die damalige Situation der
Hamburger CDU verantwortlich waren und die für Transparenz und Partizipation
bis dahin kaum etwas übrig hatten.
Bereits zu Beginn der Reformdiskussion
gab es somit drei Faktoren, die deutliche Zweifel an deren Erfolg
rechtfertigten:
·
Die
Tatsache einer weitgehenden Interessenlosigkeit bzw. Teilnahmslosigkeit der
Parteibasis.
·
Die
fehlende Einbindung früherer innerparteilicher Kritiker in den Reformprozeß
sowie
·
die
überwiegende Zusammensetzung der Reformkommission aus Mitgliedern der
bisherigen Führungselite.
Dennoch wurden in den Reformbeiträgen
fast durchgängig Forderungen nach mehr Offenheit, einer umfassenderen
Einbindung der Mitglieder sowie einer moderneren und organisatorisch
effizienteren Partei laut – Forderungen, die sich anschließend auch im
Reformpapier der CDU wiederfinden. Diese Zielsetzungen wurden zwar genannt, was
jedoch fehlte, waren konkrete inhaltliche Ausformulierungen.
Auffällig an dem Abschlußpapier der
Reformkommission war die Tatsache, daß eine weitergehende Satzungsreform darin
nicht angedacht war und es sich abzeichnete, daß der über Jahre hinweg
andauernde interne Streit über diese Problematik erneut nicht gelöst werden
sollte.
Betrachtet man abschließend die
Ergebnisse der Reformdebatte von 1991/92, zeigt sich, daß die grundlegendsten
Aspekte der Reform nicht umgesetzt wurden.
Die Satzungsproblematik wurde nicht
aufgrund von innerparteilichen Refomen gelöst, sondern durch Beschluß des Hamburgischen Verfassungsgerichts in dem sog.
„Neuwahl-Urteil“ von 1993.
Das parteiinterne Fazit der Hamburger
CDU-Reform aus dem Jahre 1992 macht deutlich, daß seit jenem Jahr keine
weiteren Entwicklungen mehr stattfanden. Hinzu kommt das bereits genannte 10-Punkte-Papier
des Landesvorsitzenden Dirk Fischer aus dem Jahre 1998, das gleichfalls auf
weiterhin vorhandene erhebliche Reformdefizite aufmerksam macht.
Es ist der Partei bis heute nicht
gelungen, ein höheres Maß an wahlwirksamer Effizienz zu entwickeln, das durch
eine Modernisierung der CDU erreicht werden sollte. Noch immer gilt die Partei
als wenig innovativ. Auch ist es nicht gelungen, entsprechende Sachthemen zu
besetzen, aufgrund derer eine Identifizierung nach außen erfolgen könnte. Was
die angestrebte Modernisierung der Organisation betrifft, waren und sind dieser
nicht zuletzt durch die Finanzsituation der Partei enge Grenzen gesetzt. Noch
immer gilt die CDU, auch bei vielen ihrer Mitglieder, als altmodisch und
„verstaubt“.
Das sicherlich größte Manko ist jedoch
die mangelnde Fähigkeit, neue Mitglieder zu gewinnen und sowohl diese wie die
vorhandenen zu einem höheren Maß an Partizipation zu bewegen. Es ist auf
Landes-, Kreis- und Ortsverbandsebene nach wie vor eine kleine Gruppe von
Mandats- und Amtsinhabern, die für die Parteiführung verantwortlich ist.
Was bis zu einem gewissen Grad gelungen
ist, ist die Verwirklichung eines höheren Maßes an Transparenz, zumindest was
die Öffentlichkeit von einzelnen Gremiensitzungen betrifft. Was jedoch die „Kungeleien“
in Bezug auf Personalentscheidungen betrifft, so bestehen diese nach wie vor.
Nach Aussage von Mitgliedern aus den Führungsgremien der Partei (die Namen sind
dem Verfasser bekannt) gestalten sich diese jedoch seit der Auflösung des
Magdalenenkreises "dentralisierter" und haben sich von der
Landesverbands- auf die Kreisverbandsebene verlagert.
Als eindeutiges Fazit dieser Arbeit
bleibt festzuhalten, daß die Reformvorhaben in der Hamburger CDU gescheitert
sind.
Ursächlich dafür ist vor allem die Tatsache,
daß der Partei der Mut zu einer umfassenden Auseinandersetzung und Aufarbeitung
der Ära Echternach fehlte. Ferner, daß man mit dem Ende dieser Ära nicht
gleichzeitig einen grundlegenden personellen Wechsel, zumindest auf Landes- und
Kreisebene, vollzog und dadurch die alte Parteiführung fast vollständig in
ihren Ämtern verblieb und aufgrund dessen dem Reformprozeß von Beginn an das
erforderliche Maß an Glaubwürdigkeit fehlte. Und schließlich hat auch die
Tatsache dazu beitrug, daß es nicht gelungen ist, die Mitglieder verstärkt zu
einer Partizipation an der internen Parteiarbeit zu bewegen und diese
offensichtlich auch kein Interesse daran haben.
Selbst wenn man dem Argument folgt, daß
ein so umfassend geplanter Reformprozeß einen entsprechenden zeitlichen Rahmen
benötigt, so erscheint das Ergebnis sechs Jahre nach Fertigstellung des
Reformpapiers mehr als bloß dürftig. Die parteiinterne Politik der CDU gleicht
eher einem „weiter so“, was vor allem auch für die immer wieder angemahnte
personelle Erneuerung gilt, die lediglich durch ein altersbedingtes Ausscheiden
einzelner erfolgt, nicht aber auf der Grundlage einer gezielten
Personalpolitik.
Es ist zu vermuten, daß sich in diesem
Bereich erst etwas ändern wird, wenn sich auch an der Parteispitze im Landesvorsitz
ein Wechsel von Dirk Fischer zu Ole von Beust vollzogen hat. Der Hamburger
Fraktionsvorsitzende Ole von Beust - der bereits kurz nach der für die CDU
verlorenen Bundestagswahl von 1998 seinen Anspruch auf das Amt des
Parteivorsitzenden für das Jahr 2000 anmeldete - steht nach außen wie auch nach
innen für eine neue Politik. Möglicherweise kann es ihm gelingen, die CDU und
ihre Mitglieder aus der hier festgestellten Lethargie zu führen.
Der nachfolgende Fragenkatalog wurde
erstellt, nachdem Teil D dieser Arbeit weitgehend fertiggestellt war. Sein
Inhalt resultiert aus noch offen gebliebenen Fragen zu diesem Kapitel. Der
Fragenkatalog diente als Leitfaden für die vom Verfasser geführten persönlichen
Interviews, deren Ergebnisse anschließend in diese Arbeit eingefügt wurden. Die
entsprechenden Interviewpartner sind im Literaturverzeichnis angeführt und
spielten bzw. spielen in der Hamburger CDU eine herausgehobene Rolle.
1.
Wer / welches Gremium befand über die
Zusammensetzung der Reformkommission (RK), weshalb wurde diese berufen, nicht
aber gewählt ?
2.
Welches waren die
"Aufnahmekriterien", die deren Mitglieder erfüllen mußten ?
3.
Versuchte man, innerparteiliche Kritiker
mit einzubinden ?
4.
War diese
Zusammensetzung der RK im Nachhinein betrachtet ein Fehler und konnte man
angesichts der Zusammensetzung tatsächliche Reformen erwarten ( = "die zu
Reformierenden reformieren sich selbst") ?
5.
Wie kam es dazu, daß insgesamt nur 47
(die vom Landesverband durchnummerierten) Beiträge zur Reformdebatte von
Mitgliedern der Hamburger CDU eingingen ? War das Interesse der Mitglieder zu
gering oder wurde die Diskussion nicht öffentlich genug geführt ? Wie wurde
versucht, die "einfachen" Mitglieder einzubeziehen ? Wurde vom
Landesverband vorsortiert bzw. aussortiert (z.B. der Beitrag Wegners) ?
6.
Weshalb hat Jürgen Echternach den Vorsitz
der RK abgegeben (Gründe) ?
7.
Weshalb gab es keine weiteren personellen
Konsequenzen, vor allem in der Führung ?
8.
Weshalb verlor Echternach nach der Wahl
1991 plötzlich so auffallend stark an Rückhalt in der Partei (und
Parteiführung) ? Was hatte sich geändert - war es nur das Wahlergebnis?
Wo blieb die Rückendeckung aus der
Parteiführung ?
9.
Im Verlauf der Reformdiskussion wurde
sehr viel Kritik am Magdalenenkreis geübt - auch von Mitgliedern der
Parteiführung (bspw. Mertens).
War diese Kritik begründet? Wie
funktionierte dieser Kreis? Ist dieses Gremium möglicherweise "aus dem
Ruder gelaufen" - Stichwort Dirk Fischer: "Nicht alles was gut
beginnt, muß auch gut enden."?
10.
Stichwort "Positive
Entwicklungslinien unter Echternach" ? Wie war er: Sein Führungsstil
("fliegende Bezirke", "Magdalenenkreis"), sein Umgang mit
Kritikern, Einbindung oder Ausgrenzung (Lattmann, Müller) ?
11.
Stichwort Unterkommissionen: Wer /
welches Gremium hat diese einberufen und welche Ergebnisse haben diese
geliefert ?
12.
Zu den Ergebnissen des Reformpapiers:
Welche der angestrebten Reformen wurden umgesetzt ? Welche nicht und weshalb ?
Wo lagen die größten Schwierigkeiten?
13.
Welche Satzungsänderungen gab es im Zuge
der Reformdebatte ?
14.
Sind die Reformen letztendlich gelungen,
gescheitert oder noch gar nicht abgeschlossen - Begründung ?
15.
Erfährt Jürgen Echternach derzeit so
etwas wie eine "Renaissance" oder eine Art Wiedergutmachung durch die
Partei ?
16.
Kann man Parteien überhaupt grundlegend
reformieren, oder ist dies letztlich nur eine Frage der handelnden Personen ?
Was läuft in der Hamburger CDU falsch - Zusammenarbeit Partei/Fraktion ... etc.
? Als Daueropposition eingerichtet ?
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Archiv des CDU-Landesverbandes (werden zwei Datierungen genannt,
entspricht das zweite Datum dem Eingangstag bei der Reformkommission),
·
Dok.
1 d. Verf., (ohne Titel)
·
Dok.
2 d. Verf., Einladungsschreiben vom 5. Juni 1991
·
Dok.
3 d. Verf., Protokoll der Sitzung vom 14. Juni 1991
·
Dok.
4. D. Verf., Schreiben an die Mitglieder des Landesausschusses vom 19. Juni
1991
·
Dok.
5 d. Verf., Anregungen für die Reformkommission
·
Dok.
6 d. Verf., Protokoll der Sitzung vom 17. August 1991, vom 19. August 1991
·
Dok.
7 d. Verf., Gliederung der Beratungen der Reformkommission, Stand: 30. August
1991
·
Dok.
8 d. Verf., Protokoll der Sitzung vom 31. August 1991, vom 11. September 1991
·
Dok.
9 d. Verf., Protokoll der Sitzung vom 23. September 1991, vom 24. September
1991
·
Dok.
10 d. Verf, Protokoll der Sitzung vom 28. September 1991, vom 2. Oktober 1991
·
Dok.
11 d. Verf., Protokoll der Sitzung vom 19. Oktober 1991, vom 25. Oktober 1991
·
Dok.
12 d. Verf., Protokoll der Sitzung vom 9. November 1991, vom 13. November 1991
·
Dok.
13. D. Verf., Protokoll der Sitzung vom 16. November 1991, vom 18. November
1991
·
Dok.
14 d. Verf., Protokoll der Sitzung vom 20. November 1991, vom 27. November 1991
·
Dok.
15 d. Verf., Dr. Martin Müller – Thesen und Vorschläge zur Arbeit der CDU in
der 14. Wahlperiode, vom 3. Juni 1991
·
Dok.
16/12 d. Verf., Reformvorschläge der CDA vom 5. August 1991
·
Dok.
17/22 d. Verf., Stellungnahme des Landesvorstandes der Senioren Union, vom 12.
August 1991
·
Dok.
18/35 d. Verf., Antrag der Senioren Union an die Reformkommission, (undatiert)
·
Dok.
19/13 d. Verf., Vorlage für die Reformkommission (Madeleine Göhring), vom 5.
August 1991
·
Dok.
20/45 d. Verf., Antragspapier der Jungen Union, vom 7. September 1991
·
Dok.
21/16 d. Verf., Paul Haarmeyer – MIT, vom 30. Juli 1991
·
Dok.
22/33 d. Verf., Heinrich Otto Leopold – Zusammenstellung der Anregungen der
MIT, vom 7. August 1991
·
Dok.
23/29 d. Verf., Eleonore Rudolph – Frauen Union, vom 12. August 1991
·
Dok.
24/21 d. Verf., Vorstandssitzung der Frauen-Union vom 26. Juni 1991, vom 9.
August 1991
·
Dok.
25/46 d. Verf., Positionen des Kreisverbandes Hamburg – Nord, vom 6. November
1991
·
Dok.
26/40 d. Verf., Vorschläge und Gedanken des Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes
Altona/Elbvororte, vom 1. Juli 1991
·
Dok.
27/7 d. Verf., Günther Boyer, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Harburg, vom
24. Juli 1991
·
Dok.
28/47 d. Verf., Thesen zur Erhöhung der Attraktivität der Hamburger CDU –
Strategiekommission des Kreisverbandes Wandsbek, vom 13. November 1991
·
Dok.
29/15 d. Verf., Zusammenfassung der vorläufigen Ergebnisse der Reformkommission
des Kreisausschusses Hamburg-Mitte, vom 5. August 1991
·
Dok.
30/20 d. Verf., Nachgang Kreisverband Hamburg-Mitte, vom 8. August 1991
·
Dok.
31a/10 d. Verf., Schreiben des Eimsbüttler Kreisvorsitzenden Johannes Mertens –
Kreisverband Eimsbüttel I., vom 4. August 1991
·
Dok.
31b/10 d. Verf., Johannes Mertens – Ergänzung des Fragenkatalogs, vom 4. August
1991
·
Dok.
31c/10 d. Verf., Junge Union Eimsbüttel – Satzungsänderungsanträge, vom 31.
Juli 1991
·
Dok.
31d/10 d. Verf., Erich Bach – Anregungen für die Reformkommission, vom 5. Juli
1991
·
Dok.
31 e/10 d. Verf., Sybille Möller-Fiedler – Anregungen für die Reformkommission,
vom 24. Juli 1991
·
Dok.
31 f/10 d. Verf., Sybille Möller–Fiedler – Wahlanalyse, vom 22. Juni 1991
·
Dok.
31 g/10 d. Verf., Sybille Möller–Fiedler, Manfred Neblung – Vorlage für die
Sitzung der Kreisreformkommission am 28. September 1991, vom 28. August 1991
·
Dok.
31 h/10 d. Verf., Ingeborg Knipper – Überlegungen zur Parteireform, vom 31.
Juli 1991
·
Dok.
31 i/10 d. Verf., Reformvorschläge Lenz, Langhein, Conradi, vom 1. August 1991
·
Dok.
32/3 d. Verf., Beschluß der Mitgliederversammlung des Ortsverbandes Ochsenzoll
vom 26. Juni 1991, vom 1. Juli 1991
·
Dok.
33/28 d. Verf., Ortsverband Nienstedten – Prof. Dr. Claus-Peter Kedenburg zur
Reformkommission vom 13. August 1991, vom 14. August 1991
·
Dok.
34/18 d. Verf., CDU-Arbeitskreis Polizei vom 6. August 1991, vom 8. August 1991
·
Dok.
35/14 d. Verf., Dr. Martin Willich – Fragenkatalog vom 5. August 1991, vom 6.
August 1991
·
Dok.
36/19 d. Verf., Ingrid Soehring vom 8.
August 1991
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Dok.
37/23 d. Verf., Dr. Roland Salchow – Anmerkungen zu den Fragen an die
Reformkommission, vom 12. August 1991
·
Dok.
38/26 d. Verf., Wolf Schulemann –
Reformanregungen, vom 12. August 1991
·
Dok.
39/27 d. Verf., KM Wolff Werbeagentur, vom 13. August 1991
·
Dok.
40/24 d. Verf., Wulf Brocke – Beiträge zur Reformdiskussion (ohne Datum)
·
Dok.
41/1 d. Verf., Ralph W. Kraehe – Reform-Kommission vom 22. Juni 1991, vom 24.
Juni 1991
·
Dok
41/4 d. Verf., Hans Laferenz – Reform-Kommission, vom 1. Juli 1991, vom 2. Juli
1991
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Dok.
42/6 d. Verf., H. Raube – Anregungen für die Reformkommission, vom 25. Juli
1991
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Dok.
43/8 d. Verf., Dr. Georg Jarzembowski – Anregungen an die Reformkommission aus
Sicht eines Arbeitskreisvorsitzenden, vom 30. Juli 1991, vom 1. August 1991
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Dok.
44/17 d. Verf., Elisabeth Will – Reformvorschläge, vom 2. August 1991, vom 6.
August 1991
·
Dok.
45/25 d. Verf., Rolf Harlinghausen – Überlegungen und Anregungen zur
Parteireform vom 3. August 1991, vom 12. August 1991
·
Dok.
46/30 d. Verf., Acht Mitglieder der JU/CDU – Anregungen für die
Reformkommission, vom 13. August 1991
·
Dok.
47/31 d. Verf., Heinz Meinke – Anregungen für die Reformkommission (Ergänzung),
vom 28. August 1991
·
Dok.
49/32 d. Verf, Rena Vahlefeld – Zur Reformkommission, vom 19. August 1991
·
Dok.
50/34 d. Verf., Sigrid Brinkmann – Zur Reformkommission, vom 24. August 1991,
vom 27. August 1991
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Dok.
51/37 d. Verf., Hans-Georg Kuhn – Stellungnahme (ohne Datum)
·
Dok.
52/38 d. Verf., Anni Weid – Zur Reformkommission, vom 24. August 1991, vom 28.
August 1991
·
Dok.
53/39 d. Verf., Dr. Irmgard Weber – Reformkommission, vom 29. August 1991
·
Dok.
54/43 d. Verf., Dietmar Busold – Stellungnahme, vom 19. September 1991
·
Dok.
55/44 d. Verf., Dr. Helmut Stubbe-da-Luz – Thesen und Anregungen zur
CDU-Reform, vom 13. September 1991
·
Dok.
56/5 d. Verf., Imme Dunze – Anregungen für die Reformkommission, vom 22. Juni
1991
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Dok.
58 d. Verf., Unterkommission „Verbesserte Finanzausstattung der Partei“ (ohne
Datum)
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Dok.
59 d. Verf., Unterkommission „Neue Methoden der Wahlkampfführung“ (ohne Datum)
·
Dok.
60 d. Verf., Unterkommission „Moderne Formen der Arbeit der Ortsverbände“ (ohne
Datum)
·
Dok.
61 d. Verf., Unterkommission „Arbeit der Vereinigungen“ (ohne Datum)
·
Dok.
62 d. Verf., Unterkommission „Politische Weiterbildung der Mandatsträger und
Mitglieder“ (ohne Datum)
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Dok.
63 d. Verf., „Projektgruppe Wolff“ (ohne Datum)
·
Dok.
64 d. Verf., „Projektgruppe Veranstaltungen“ (ohne Datum)
·
Dok.
65 d. Verf., Thesenpapier Dirk Fischer vom 6. April 1998
·
Dok.
66/41 d. Verf., Ergebnisse der Frauenförderungskommission, vom 12. September
1991
·
Dok.
67 d. Verf., Faltblatt des CDU-Landesverbandes „Reform Bilanz ´92“, 1992
·
Dok.
68 d. Verf., Schreiben von Markus Ernst Wegner vom 12. August 1991, vom 14.
August 1991; daraus zitiert: Entscheidung des Landgerichts Hamburg vom 7. Juni
1991, Az.: 328 0 432/90
·
Dok.
69 d. Verf., Brief des Gesprächskreises vom April 1991
·
Dok.
70 d. Verf.; Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 3. Juni 1991, vom
24. Mai 1991
·
Dok.
71. D. Verf.; Protokoll der Landesausschußsitzung am 3. Juni 1991, vom 10. Juni
1991
·
Dok.
72 d. Verf.; Schreiben von Jürgen Echternach an die Mitglieder des
Landesausschusses vom 7. Juni 1991
·
Dok.
73 d. Verf., Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 14. September 1991,
vom 4. September 1991
·
Dok.
74 d. Verf., Protokoll der Landesausschußsitzung am 14. September 1991, vom 17.
September 1991
·
Dok.
75 d. Verf., Erste Beschlußvorlage der Reformkommission der Hamburger CDU für
den Landesausschuß (ohne Datum)
·
Dok.
76 d. Verf., Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 21. Oktober 1991,
vom 7. Oktober 1991
·
Dok.
77 d. Verf., Protokoll der Landesausschußsitzung am 21. Oktober 1991, vom 23.
Oktober 1991
·
Dok.
78 d. Verf., Zweite Beschlußvorlage der Reformkommission für den Landesausschuß
(ohne Datum)
·
Dok.
79 d. Verf., Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 7. Dezember 1991,
vom 25. November 1991
·
Dok.
80 d. Verf., Protokoll der Landesausschußsitzung am 7. Dezember 1991, vom 11.
Dezember 1991
·
Dok.
81 d. Verf. Dritte Beschlußvorlage der Reformkommission für den Landesausschuß
(ohne Datum)
·
Dok.
82 d. Verf., Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 6. Januar 1992, vom
27. Dezember 1991
·
Dok.
83 d. Verf., Protokoll der Landesausschußsitzung am 6. Januar 1992, vom 9.
Januar 1992
·
Dok.
84 d. Verf., CDU-Reform (Gesamtpapier) – Beschlüsse des Landesausschusses der
Hamburger CDU (ohne Datum)
·
Dok.
85 d. Verf., Einladung zur Sitzung des CDU-Landesausschusses am 15. Februar
1992, vom 5. Februar 1992
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Dok.
86 d. Verf., Protokoll der Landesausschußsitzung vom 15. Februar 1992, vom 18.
Februar 1992
·
Dok.
87 d. Verf., Synopse der noch nicht beratenen Anträge zur Satzungsänderung,
Stand: 4. Februar 1992
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Dok.
88 d. Verf., §24 der Satzung der Hamburger CDU vom 29. Februar 1992
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Dok.
89 d. Verf., §24 der Satzung der Hamburger CDU vom 25. Juni 1993
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Maunz, Theodor / Dürig, Günther, u.a.,
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Reichsgesetzblatt (RGBL.) I vom 26. Januar 1937,
Reichsgesetz über Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen
Satzung der
Christlich-Demokratischen Union – Landesverband Hamburg e. V. vom 31. Januar 1995
Bergedorfer Zeitung
vom 25. Februar 1980
vom 12.
Februar 1980
vom 13.
Februar 1980
vom 22.
Januar 1986
vom 1.
Februar 1986
vom 4.
Juni 1991
vom 5.
Juni 1991
vom 8.
Juli 1991
vom 12.
Juli 1991
vom 7.
Januar 1991
vom 1.
April 1996
vom 24.
Oktober 1988
die tageszeitung
vom 6. Dezember 1991
vom 7. Januar 1992
Die Welt
vom 11. Februar 1972
vom 23. Oktober 1973
vom 20. Oktober 1977
vom 4. November 1977
vom 25. August 1978
vom 9. Februar 1979
vom 7. März 1979
vom 22. März 1979
vom
19. Mai 1979
vom 11. Dezember 1979
vom 10. März 1980
vom 7. März 1984
vom 23. Juli 1988
vom 28. Oktober 1988
vom 4. Februar 1989
vom 7. Juni 1991
vom 17. Juni 1991
vom 26. Juni 1991
vom 1. Juli 1991
vom 12. Juli 1991
vom 19. August 1991
vom 23. Oktober 1991
vom 7. Januar 1992
Die Zeit,
vom 16. Januar 1985
vom 28. Juli 1989
Frankfurter Allgemeine Zeitung
vom 29. März 1976
vom 12. Februar 1979
vom 21. Mai 1979
vom 25. Februar 1980
vom 19. Juni 1991
vom 13. Juli 1996
Frankfurter Rundschau
vom 6. Januar 1989
Hamburger Abendblatt
vom 24. März 1970
vom 22. Oktober 1973
vom 25. April 1974
vom 6. Mai 1974
vom 28. Februar 1976
vom 14. Oktober 1977
vom 24. Oktober 1977
vom 6. Februar 1979
vom 10. Februar 1979
vom 19. Mai 1979
vom 27. November 1979
vom 23. Februar 1980
vom 21. März 1980
vom 12. April 1986
vom 2. September 1987
vom 16. April 1988
vom 26. Mai 1988
vom 28. Oktober 1988
vom 3. Januar 1988
vom 9. November 1988
vom 7. Februar 1989
vom 25. März 1989
vom 28. April 1989
vom 4. Juni 1991
vom 5. Juni 1991
vom 6. Juni 1991
vom 8. Juni 1991
vom 14. Juni 1991
vom 19. Juli 1991
vom 24. Juli 1991
vom 19. August 1991
vom 16. September 1991
vom 22. Oktober 1991
vom 22. November 1991
vom 7. Januar 1992
vom 2. Dezember 1996
vom 28. Oktober 1997
vom 27. November 1997
vom 16. April 1998
Hamburger Morgenpost
vom
18. Oktober 1972
vom 6. Mai 1974
vom 18. Mai 1974
vom 26. März 1976
vom 27. März 1976
vom 18. Oktober 1977
vom 15. Mai 1979
vom 25. Februar 1980
vom 25. März 1980
vom 24. Oktober 1980
vom 24. Oktober 1988
vom 4. Juni 1991
vom 8. Juni 1991
vom 19. August 1991
vom 14. September 1991
vom 17. Januar 1992
vom 7. Februar 1996
Hamburger Rundschau
vom 19. September 1991
Handelsblatt
vom 22. Mai 1979
Süddeutsche Zeitung
vom 7. Mai 1974
vom 20. Mai 1974
vom 25. Februar 1989
vom 28. Juni 1991
Vorwärts
vom 17. November 1977
Welt am Sonntag
vom 20. November 1988
vom 22. Januar 1989
vom 14. Juli 1991
vom 1. September 1991
Wulf Brocke, Geschäftsführer des CDU-Landesverbandes
Hamburg, am 18. März 1998
Antje Blumenthal, Mitglied der Hamburgischen
Bürgerschaft, stv. CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende, am 18. März 1998
Johannes Mertens, Mitglied der Hamburgischen
Bürgerschaft, CDU-Kreisvorsitzender von Eimsbüttel, am 29. April 1998
Ole von Beust, Vorsitzender der
CDU-Bürgerschaftsfraktion Hamburg, am 13. Mai 1998
Ingeborg
Knipper, ehem.
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft u. schulpolitische Sprecherin der
CDU-Bürgerschaftsfraktion, am 13. Mai 1998
NDR 2 – Kommentar vom 25. März 1980
Ole von Beust, Rede anläßlich seiner Nominierung
zum Spitzenkandidaten der Hamburger CDU während einer Sitzung des
Landesausschusses der Partei am 17. September 1996
ACDG Arbeitsgemeinschaft
christlich-demokratischer Gruppen
BHE Bund der Heimatvertriebenen und
Entrechteten
CDA Christlich Demokratische
Arbeitnehmer
CDP Christlich-Demokratische Partei
CDU Christlich Demokratische Union
Deutschlands
CU Christliche Union
DNVP Deutsch-Nationale Volkspartei
DP Deutsche Partei
DVP Deutsche Volkspartei
FDP Freie Demokratische Partei
FU Frauen Union
GAL Grün Alternative Liste
JU Junge Union
KPD Kommunistische Partei
Deutschlands
KV Kreisverband
LV Landesverband
MdHB Mitglied der Hamburgischen
Bürgerschaft
MdB Mitglied
des Bundestages
MIT Mittelstandsvereinigung der CDU
OV Ortsverband
PFD Partei Freier Demokraten
SPD Sozialdemokratische Partei
Deutschlands
SU Senioren Union
[1]Da sich der Verfasser im Verlauf
dieser Arbeit entsprechend der Themenstellung mit der CDU befaßte, entstammen
auch die beiden nachfolgend aufgeführten Beispiele dem Bereich dieser Partei.
Dies soll jedoch kein Beleg dafür sein, daß ein derartiges Verhalten der
Parteieliten nur bei den Unionsparteien gegeben ist, vielmehr handelt es sich
an dieser Stelle lediglich um Zufallsbeispiele.
[2]Vgl. hierzu: Detlev Preuße, Gruppenbildungen und
innerparteiliche Demokratie - Am Beispiel der Hamburger CDU, Königstein/Ts.
1981, Kapitel II., S. 4 ff.
[3]Als ursächlich für diese Entwicklung
sind vor allem zwei Aspekte zu nennen: zum einen ist dies der Umstand, daß es
sich bei dem die Arbeit betreuenden Professor um den als innerparteilichen
Kritiker der Hamburger CDU bekannten Winfried Steffani handelte und die
damalige Parteiführung – obwohl Steffani damals als aktives CDU-Mitglied
Deputierter der Justizdeputation – war Befürchtungen über die mögliche Richtung
hatte, die die Arbeit Preußes inhaltlich einschlagen würde und zum zweiten, daß
es sich bei der Themenstellung um einen Aspekt der seinerzeit aktuellen
Parteipolitik handelte und die Parteiführung damit rechnen mußte, daß ihre
politische Handlungsweise entsprechend durchleuchtet wird.
[4]Vgl. hierzu: Erwin K. und Ute Scheuch,
Cliquen, Klüngel und Karrieren, Reinbek 1992.
[5] Der Verfasser selbst ist seit
ca. vier Jahren CDU-Mitglied im Hamburger Landesverband und war für etwa drei
Jahre als Referent Mitarbeiter der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Zum Zeitpunkt des
Beginns der Arbeit an dieser Dissertation bestand das Beschäftigungsverhältnis
nicht mehr.
[6]Daß die Einbeziehung von
Echternachs Zeit als JU-Vorsitzender für die Bewertung der Gesamtentwicklung
der Hamburger CDU unabdingbar ist, wird nachfolgend noch zu belegen sein.
[7]Als Beispiele für derartige
Veröffentlichungen, die die Hamburger CDU mit Schärfe und vielfach mit Polemik
angehen, seien an dieser Stelle zwei Arbeiten genannt - beide von ehemaligen
Hamburger CDU-Mitgliedern verfaßt, die sich im Streit von der Partei trennten:
Helmut
Stubbe-da Luz; Parteiendiktatur -
Die Lüge von der "innerparteilichen Demokratie"; Frankfurt/M.,
Berlin, 1994.
Dirk-Eckhard Becker, Elmar Wiesendahl; Ohne Programm nach Bonn oder die Union als
Kanzlerwahlverein, Reinbek 1972.
[8]Der Fragebogen ist abgedruckt im
Anhang, S. 271 f.
[9] Der Aspekt der Satzungsfragen,
deren kontroverse Diskussionen über Jahre hinweg kennzeichnend für die
innerparteiliche Entwicklung des Landesverbandes der Hamburger CDU waren, soll
in diese Arbeit nur insoweit Eingang finden, wie dies für die Analyse des
Reformprozesses der Jahre 1991/92 erforderlich ist. Sehr ausführlich
beschäftigt haben sich mit dieser Frage: Martin Müller/Katrin Börsting,
Kandidatenaufstellung und innerparteiliche Willensbildung am Beispiel der
Hamburger CDU, in: Uwe Thaysen/Jürgen
Hartmann, Pluralismus und
Parlamentarismus in Theorie und Praxis,
Opladen 1992, S. 137-173.
[10]Vgl. hierzu: Geoffrey K. Roberts, Parteienforschung: Probleme
und Perspektiven, in: Peter Haungs /
Eckhard Jesse; Parteien in der
Krise? In- und ausländische Perspektiven; Köln 1987; S. 27-30; hier: S. 27.
[11]Richard Stöss/ Oskar Niedermayer ,
Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Stand und Perspektiven der Parteienforschung in
Deutschland, Opladen 1993, S. 7-34, hier: S. 9f.
[12]Stöss/Niedermayer, Einleitung, a.a.O., S. 13.
[13]Elmar Wiesendahl, Parteien und Demokratie, Eine soziologische Analyse
paradigmatischer Ansätze der Parteienforschung, Opladen 1980, S. 16.
[14]Alf Mintzel,
Hauptaufgaben der Parteienforschung, in: Österreichische Zeitschrift für
Politikwissenschaft, 16. Jhrg., 1987, H. 3, S. 221-240, hier: S. 226.
[15]Vgl. hierzu beispielsweise die
Arbeiten von Otto Stammer/ Peter Weingart, Politische Soziologie,
München 1972; Winfried Steffani,
Parteien als soziale Organisationen. Zur politologischen Parteienanalyse, in:
Zeitschrift für Parlamentsfragen, 19. Jhrg., 1988, H. 4, S. 549-560 Stefan Immerfall, Die letzte Dekade
westdeutscher Parteienforschung - zur Analogie der Defizite von Parteien und
Parteienforschung, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 23. Jhrg., 1992, H. 1,
S. 172-189.
[16]Mintzel, Hauptaufgaben der
Parteienforschung, a.a.O., S. 236 f.; ein Problem, das, wie sich zeigen wird,
auch bei der vorliegenden Arbeit eine wesentliche Rolle spielt.
[17]Stöss/Niedermayer, Einleitung, a.a.O., S. 16 ff.
Verwiesen
sei an dieser Stelle auf einige Arbeiten, die sicherlich in ihrer Auswahl sehr
begrenzt sind und somit auch keinen Anspruch erheben und erheben können, einen
umfassenden Überblick über die Literaturlage in diesem Bereich zu bieten. Dies
soll im Rahmen dieser Arbeit auch keineswegs geleistet werden. Sie sollen
jedoch Belege dafür sein, daß zwischenzeitlich quantitative Methoden und
komparative Fragestellungen auch in der deutsche Parteienforschung einen
entsprechenden Stellenwert erlangt haben:
Oskar Niedermayer / Hermann Schmitt; Sozialstruktur, Partizipation
und politischer Status in Parteiorganisationen; in: Politische
Vierteljahresschrift, 24. Jhrg., 1983, H. 3, S. 293-310; Ferdinand Müller-Rommel; Grüne Parteien in
Westeuropa. Entstehungsphasen und Erfolgsbedingungen, Opladen 1993; Hans-Dieter Klingenmann, Die programmatischen Profile der politischen Parteien
in der Bundesrepublik Deutschland. Eine quantitative Inhaltsanalyse der
Wahlprogramme von SPD, FDP und CDU von 1949 bis 1987; in: Dietrich Herzog/Bernhard Weßels (Hrsg.), Konfliktpotentiale und Konsensstrategien. Beiträge
zur politischen Soziologie der Bundesrepublik, Opladen 1989, S. 99-115; Joachim Raschke, Organisierter Konflikt in
westeuropäischen Parteien. Eine vergleichende Analyse parteiinterner
Oppositionsgruppen, Opladen 1977.
[18]Klaus von Beyme, Theoretische Probleme der Parteienforschung, in: Politische
Vierteljahresschrift, 24. Jhrg., 1983, H. 3, S. 241-252, hier: S. 251.
[19]Vgl. hierzu u.a. die Arbeiten
von: Elmar Wiesendahl, Parteientypologie, in: Dieter Nohlen (Hrsg.), Pipers Wörterbuch zur
Politik, Bd. 1: Politikwissenschaft, München 1989, S. 671-674; Manfred Hättich, Zur Typologie politischer Parteien; in: Gilbert Ziebura (Hrsg.), Beiträge zur
allgemeinen Parteienlehre. Zur Theorie, Typologie und Vergleichung politischer
Parteien, Darmstadt 1969 (Wege der Forschung Bd. CVI), S. 375-410.
[20]Stöss/Niedermayer, Einleitung, a.a.O., S. 26 f.
[21]Gesetz
über die politischen Parteien (Parteiengesetz), in: Staats- und Verwaltungsrecht,
Bundesrepublik Deutschland, Heidelberg 1992.
[22]Es wird an dieser Stelle darauf
verzichtet, die unterschiedlichen Definitionen ausführlich darzulegen oder eine
Definition als für diese Arbeit maßgebend zu erklären - zumal dies für den
weiteren Verlauf der Arbeit auch nicht von Relevanz ist.
[23]Stöss/Niedermayer, Einleitung, a.a.O., S. 11f.
[24]Rolf Ebbighausen, Politische Soziologie. Zur Geschichte und
Ortsbestimmung, Opladen 1981, S. 19 ff.
[25]Vgl. hierzu u.a. Hans-Gerd Jaschke, Formiert sich eine neue
soziale Bewegung von rechts? Folgen der Ethnisierung sozialer Konflikte, in:
Blätter für deutsche und internationale Politik, 37. Jhrg., H. 12, S.
1437-1447.
Sicherlich
darf das verstärkte Auftreten rechtsextremer Tendenzen nicht verharmlost
werden, genauso falsch ist jedoch eine Überbewertung einer derartigen Entwicklung.
"In allen westlichen Industriegesellschaften existiert ein Potential für
rechtsradikale politische Bewegungen (...). Rechtsradikalismus ist (...) eine
´normale´ Pathologie von freiheitlichen Industriegesellschaften." Vgl.
hierzu Erwin K. Scheuch/Hans-Dieter Klingenmann, Theorie des
Rechtsradikalismus in westlichen Industriegesellschaften, in: Hamburger
Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, 12. Jhrg., Tübingen 1967,
S. 11 ff., hier: S. 12 f.
[26]Warnfried Dettling, Vom Elend der Selbstthematisierung. Dringende Bitte um
eine neue Politik, in: Gunther Hofmann/
Werner A. Perger (Hrsg.), Die
Kontroverse. Weizsäckers Parteienkritik in der Diskussion, Frankfurt a.M. 1992,
S. 72-81, hier: S. 78.
[27]Elmar Wiesendahl, Volksparteien im Abstieg. Nachruf für eine
zwiespältige Erfolgsgeschichte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 1992, B
34-35, S. 3-14.
[28]Thomas von Winter, Die Christdemokraten als Analyseobjekt oder: Wie modern
ist die CDU-Forschung? in: Stöss/Niedermayer,
Stand und Perspektiven der Parteienforschung, a.a.O., S. 57-80, hier: S. 58 f.
[29]Durch eine Fülle von Überblicks-
oder Gesamtdarstellungen, die seit Anfang der achtziger Jahre entstanden, wurde
diese bis dahin bestehende Lücke zwischenzeitlich geschlossen. Exemplarisch zu
nennen sind hier etwa die Arbeiten von Ute
Schmidt, , Die Christlich Demokratische Union Deutschlands, in: Richard Stöss (Hrsg.), Parteien-Handbuch, Bd.
1, Opladen 1983, S. 490-660 sowie von Peter
Haungs, Die CDU: Prototyp einer Volkspartei, in: Alf Mintzel/ Heinrich Oberreuter
(Hrsg.), Parteien in der Bundesrepublik Deutschland, München 1990, S. 158-198.
[30]Wolfgang Falke, Die Mitglieder der CDU, Berlin 1982; Wulf Schönbohm, Die CDU wird moderne
Volkspartei, Stuttgart 1985; Terry
Barton, Die CDU 1975-1983: Nach rechts rutschende Honoratiorenpartei?, in:
Zeitschrift für Parlamentsfragen, 15. Jhrg. 1984, H. 2, S. 196-210;
Michael Th. Greven, Parteimitglieder, Opladen 1987.
[31]Detlev Preuße, Gruppenbildungen und innerparteiliche Demokratie, a.a.O.,
S. 436 ff.
[32]Winfried Steffani, Parteien als soziale Organisationen, a.a.O., S. 559.
[33]Dieter Hesselberger, Das Grundgesetz - Kommentar, Bonn 1990, S. 175, 180.
[34]Ernst Fraenkel, Die repräsentative und die plebiszitäre Komponente im
demokratischen Verfassungsstaat, Tübingen 1958, S. 58.
[35]Winfried Steffani, Parlamentarische und präsidentielle Demokratie,
a.a.O., S. 159f.
[36]Helmuth Pütz, Innerparteiliche Willensbildung, Mainz 1974, S. 16ff.
[37]Martin Müller, Katrin Börsting,
Kandidatenaufstellung und innerparteiliche Willensbildung am Beispiel der
Hamburger CDU; in: Uwe Thaysen,
Jürgen Hartmann, Pluralismus und
Parlamentarismus in Theorie und Praxis, a.a.O., S. 139.
[38]Bodo Zeuner, Innerparteiliche Demokratie, Berlin 1970, S. 13.
[39]Gesetz
über die politischen Parteien (Parteiengesetz), Zweiter Abschnitt "Innere
Ordnung", § 6 ff; in:Textbuch Deutsches Recht, Staats- und
Verwaltungsrecht Bundesrepublik Deutschland, Heidelberg 1992.
[40]Müller/Börsting, a.a.O., S. 139.
Theodor Maunz, , Günter Dürig, u.a., Grundgesetz-Kommentar, München 1990, Art. 21, Rdnr 57
Nicht
zuletzt vor diesem Hintergrund muß die in der Hamburger CDU über Jahre hinweg
geführte Satzungs-Debatte, insbesondere hinsichtlich der
Kandidatenaufstellung, gesehen werden,
auf die nachfolgend noch ausführlicher eingegangen wird. Von zentraler
Bedeutung ist dabei vor allem die Frage, inwieweit die Satzung zur Sicherung
bestehender Machtverhältnisse in der CDU instrumentalisiert werden konnte und
welche Auswirkungen dies auf die Sacharbeit hatte.
[41]Oskar Niedermayer, Innerparteiliche Demokratie, in: Oskar Niedermayer, Richard Stöss, (Hrsg.), Stand und Perspektiven der
Parteienforschung, Opladen 1993, S. 230-250, hier: S. 231.
[42]Ebd.; Vgl. hierzu auch: Wilhelm Hennis, Die mißverstandene Demokratie, Freiburg 1973, S. 23; Hans Friedrich, Winfried Zehetmeier, Parteien, München 1965, S.
110.
[43]Hans-Joachim von Mehrkatz, In der Mitte des
Jahrhunderts, München/Wien 1963, S. 79.
[44]Friedrich August Freiherr von der Heydte, Karl Sacherl, Soziologie der deutschen Parteien, München 1955, S. 150.
[45]Hennis, Die mißverstandene Demokratie,
a.a.O., S. 23.
[46]Wolfgang Jäger, Innerparteiliche Demokratie und Repräsentation, in: ders.
(Hrsg.), Partei und System, Stuttgart 1973, S. 129.
[47]Oskar Niedermayer, Innerparteiliche Demokratie, a.a.O., S. 232.
[48]Elmer
E. Schattschneider, Party
Government, New York 1942, S. 60.
[49]Oskar Niedermayer, Innerparteiliche Demokratie, a.a.O., S. 231.
[50]Ebd., S. 233.
[51]Joachim Raschke, Demokratisierung durch innerparteilichen
Gruppenwettbewerb? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 1975, B 14, S. 11.
[52]Oskar Niedermayer, Innerparteiliche Demokratie, a.a.O., S. 233.
[53]Vgl. hierzu: Robert Michels, Zur Soziologie des Parteiwesens in der
modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens,
Stuttgart 1957.
[54]Suzanne S. Schüttemeyer, Innerparteiliche Demokratie: "Ehernes Gesetz der
Oligarchie?", in: Peter Haungs/
Eckhard Jesse (Hrsg.), Parteien in
der Krise? In- und ausländische Perspektiven; Köln 1987; S. 243-247; hier: S.
244.
[55]Ebd., S. 244 ff.
[56]Der Verfasser war Mitglied der
Vertreterversammlung vom 26. April 1997. Die Kandidatenliste befindet sich in
seinem Archiv.
[57]Beispielhaft für ein derartiges
Verhalten ist der Kreisverband Altona und dessen langjähriger
Kreisgeschäftsführer Peter Schmidt. Im CDU-Landesverband Hamburg gibt es neben
Schmidt (der sein Amt zwischenzeitlich, aufgrund der Zahlung einer
entsprechenden Abfindung durch die Partei, aufgegeben hat) als hauptamtlichen
Kreisgeschäftsführer nur noch Dieter Worch aus dem Kreisverband Hamburg-Nord.
[58]Der Vertreterversammlung der
Hamburger CDU vom 26. April 1997 gingen intensive Beratungen in den Orts- und
Kreisverbänden über die einzelnen Kandidaten voraus. Dabei kam es auch zu
Absprachen nach dem Motto "Hilfst Du mir, so helfe ich Dir", bei
denen kleinere Ortsverbände mit ihren Vorstellungen teilweise "auf der
Strecke blieben". Die so ausgehandelten Kandidatenvorschläge wurden dann
von der Parteiführung im sogenannten Siebzehnerausschuß (auf dieses Gremium wird
nachfolgend noch eingegangen werden) zu einer Gesamtvorschlagsliste, unter
Proporz- und (Frauen-) Quotengesichtspunkten, zusammengefaßt. Die Sitzung der
Vertreterversammlung, bestehend aus gewählten Vertretern der Ortsverbände, hat
dann angesichts einer Reihe zum Teil erfolgreicher Gegenkandidaturen gezeigt,
daß innerparteiliche Demokratie auch gelebt werden kann. Daß dies in diesem Maß
in der Hamburger CDU nicht immer so war, wird in Teil B dieser Arbeit noch
umfassend verdeutlicht.
[59]Schüttemeyer, a.a.O., S. 247; Eine Frage, auf
die in den nachfolgenden Teilen dieser Arbeit versucht wird, Antworten zu
finden.
[60]Alf Mintzel, Großparteien in der Bundesrepublik, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte, B 11/1989, S. 3-14, hier: S. 7f.
[61]Vgl. dazu: Wulf Schönbohm, Die CDU wird moderne
Volkspartei, a.a.O.
[62]Josef Schmid,/ Heinrich Tiemann,
Die Modernisierung der CDU, in: Hans-Joachim Schabedoth / Klaus-Jürgen Scherer
(Hrsg.), Ende der Wende? Konservative Hegemonie zwischen Manifestation und
Erosion, Marburg 1990, S. 93-104, hier: S. 94 f.
[63]Ebd.,
S. 95; Vgl. zum organisationstheoretischen Hintergrund u.a.: Mark Burns/ Alfred Mauet, Administrative freedom for interorganizational action. A
life-cycle interpretation, in: A. H. Van
de Veen/ W.F Joyce (Hrsg.),
Perspectives on organization design and behavior, New York 1981, S. 311-337.
[64]Falke, Die Mitglieder der CDU, a.a.O.,
S. 256 ff.; Barton, Die CDU
1975-1983, a.a.O., S. 200 ff.
[65]Vgl. hierzu die Arbeiten von Mintzel/Oberreuter, Parteien in der
Bundesrepublik Deutschland, a.a.O., S. 423; Haungs, Die CDU: Krise einer modernen Volkspartei?, in: Der Bürger
im Staat, 39. Jhrg. 1989, H. 4, S. 163 ff.
[66]Schönbohm, Die CDU wird moderne
Volkspartei, a.a.O., S. 295 ff.; Zu einem vergleichbaren Ergebnis kommt auch
Peter J. Grafe, Schwarze Visionen,
Reinbek 1986; Ders., Die modernisierte CDU, in: Gewerkschaftliche Monatshefte,
39. Jhrg. 1988, H. 5, S. 296.
[67]Josef Schmid, Die CDU, Opladen 1990; Peter Haungs, Die CDU, a.a.O., S. 239 f.
[68]Detlev Preuße, Gruppenbildung und innerparteiliche Demokratie,
Königstein/Taunus 1981; Norbert Lammert,
Lokale Organisationsstrukturen innerparteilicher Willensbildung, Bonn 1975.
[69]von
Winter, Die
Christdemokraten als Analyseobjekt, a.a.O., S. 62 f.
[70]Ebd., S. 63 f.
[71]Peter Haungs, Die CDU in den achtziger Jahren, in: Rupert Breitling / Winand Gellner (Hrsg.), Politische Studien,
Gerlingen 1988, S. 103.
[72]Josef Schmid, Die CDU, a.a.O., S. 149.
[73]von
Winter, Die
Christdemokraten als Analyseobjekt, a.a.O., S. 64.
[74]Vgl. hierzu etwa Volker Heins, Gefühl und Härte, in: Thomas Noetzel/Horst-Dieter Zahn (Hrsg.), Die Kunst des Möglichen,
Marburg 1989.
[75]von
Winter, Die
Christdemokraten als Analyseobjekt, a.a.O., S. 69.
[76]Ebd., S. 70 f.
[77] UweThaysen, Parlamentsreform in Theorie und Praxis, Opladen 1972, S.
82.
[78] Ebd., S. 83.
[79] Vgl. hierzu ausführlich: Thaysen, Parlamentsreform, a.a.O., S.
86-92.
[80] Ebd., S. 92.
[81] Ebd., S. 94; Winfried Steffani, Parlamentarische und
präsidentielle Demokratie. Strukturelle Aspekte westlicher Demokratien, Opladen
1979, S. 164.
[82] Sidney
Verba, Norman H. Nie, Jae-On Kim, Participation and political equality: a seven-nation
comparisation. Cambriddge
1978, S. 57.
[83] Uwe Thaysen, Parlamentsreform, a.a.O., S. 108 f. sowie bspw. Winfried Steffani, Parlamentarische und
präsidentielle Demokratie, a.a.O., S. 144f.
[84]Helmut Stubbe-da Luz, Von der "Arbeitsgemeinschaft" zur
Großstadtpartei - 40 Jahre Christlich Demokratische Union in Hamburg
(1945-1985); Hamburg 1985; Stubbe-da Luz war jahrelang mittelbar und
unmittelbar mit der Hamburger CDU eng verbunden. Er war Landesgeschäftsführer der Europa-Union
Hamburg e.V., RCDS-Landesvorsitzender und als CDU-Mitglied gewählter Vertreter
in der Bezirksversammlung Hamburg Mitte, bis er sich im Streit von der Partei
trennte und mit seinem Buch "Parteiendiktatur" (Frankfurt a.M./Berlin
1994) scharf mit dem bundesdeutschen Parteienwesen und insbesondere der
Hamburger CDU abrechnete.
[85]Vgl. hierzu: Preuße, a.a.O. S. 166-227.
[86]Das "Zentrum" wurde im
Jahre 1870 zur Selbstbehauptung des katholischen Volksteils gegenüber einer
protestantischen Dominanz von preußischen Landtagsabgeordneten der Mitte (also
des Zentrums) gegründet. Diese ganz überwiegend katholische Partei gab sich im
Jahre 1918 den Namenszusatz "Christliche Volkspartei", um damit ihre
Öffnung gegenüber Protestanten zu dokumentieren.
[87]Stubbe-da
Luz; Von der
Arbeitsgemeinschaft zur Großstadtpartei; a.a.O., S. 9.
[88]Ebd., S. 21 f.
[89]Vgl. hierzu: Amtsblatt der Militärregierung. Deutschland. Britisches
Kontrollgebiet. No. 4. S. 12; zitiert nach Stubbe-da
Luz, Von der Arbeitsgemeinschaft zur Großstadtpartei; a.a.O.; S. 31.
[90]Ebd.
[91]Ebd., S. 48 ff.
[92]Ebd., S. 72.
[93]Ebd., S. 125.
[94]Ebd., S. 127 f.
[95]Quellen: Stubbe-da Luz, a.a.O., S. 254; 4 JU Hamburg - Das Mitgliedermagazin
der Jungen Union Hamburg, Ausgabe 3/96 September 1996, S. 23.
[96]Ausgenommen von Christian Lochte,
der die JU nur kurz, von 1963 bis 1964, führte.
[97]Stubbe-da
Luz, a.a.O., S.
139.
[98]Ebd. S. 140.
[99]Zitiert aus: Hamburger Monatsblatt der CDU, Ausgabe September 1967.
[100]Theo
Sommer, in: Die Zeit, 16. Januar 1958.
[101]Stubbe-da
Luz, a.a.O., S.
145.
[102]Ebd., S. 147 ff.; Auf die Ära
Echternach und Fischer wird in Teil B und C dieser Arbeit noch ausführlich
eingegangen werden, da diese maßgeblich die innerparteilichen Reformen der
Hamburger CDU bedingten und reflektieren.
[103]Vgl. hierzu: Reichsgesetz über
Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen vom 26. Januar 1937, Reichsgesetzblatt (RGBL.) I S. 91.
[104]Vgl. hierzu: Verfassung der
Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. Juni 1952, Art. 4, Gesetz- und Verordnungsblatt (Hamburg) (GVBl.), S. 117.
[105]Vgl. hierzu: Gesetz über die
Bezirksverwaltung in der Hansestadt Hamburg vom 21. September 1946, GVBl. S. 223 ff.
[106]Detlev Preuße, Gruppenbildung und innerparteiliche Demokratie, a.a.O., S.
119.
[107]Vgl. hierzu ebenfalls die
Ausführungen von Preuße, a.a.O., S. 121.
[108]Ebd., S. 122.
[109]Rede von Ole von Beust anläßlich
seine Nominierung zum Spitzenkandidaten der Hamburger CDU während einer Sitzung
des Landesausschusses der Partei am 17. September 1996.
[110]Schönbohm, a.a.O., S. 105 ff.
[111]Müller
/ Börsting,
a.a.O., S. 142.
[112]Zitiert nach: Müller / Börsting, a.a.O., S. 142,
Bericht des Vorsitzenden, Prof. Dr. Winfried Steffani, vom 2. Mai 1974 an den
Landesausschuß.
[113]Zitiert nach: Müller / Börsting, a.a.O., S. 142, Landesvorstand
der CDU Hamburg, Grundsatzkommission, Thesen zur Aktivierung der
Parteimitgliedschaft, unveröffentlichtes Manuskript vom 28. Juni 1974 (im
Archiv Müller/Börsting).
[114]Die damalige Satzung der Christlich Demokratischen Union - Landesverband Hamburg
e.V. und damit auch der entsprechende § 18 Abs. 1 f. behielten bis zu der
Satzungsänderung vom 17. Mai 1979 ihre Gültigkeit. Der umstrittene § 18
lautete:
1.
Zur
Vorbereitung der Wahlen für den Bundestag und die Bürgerschaft wird ein
17-köpfiger Wahlausschuß gebildet. In diesen wählen der Landesvorstand 8
Mitglieder und die 8 Kreisausschüsse je 1 Mitglied. Die Termine werden vom
Landesvorstand festgelegt. Der Vorsitzende des Wahlausschusses wird vom
Landesausschuß gewählt. Er darf weder für die Wahlen zum Bundestag noch zur
Bürgerschaft kandidieren.
Der
Wahlausschuß stellt eine Kandidatenliste auf und legt sie mindestens sechs
Wochen vor dem gesetzlichen Meldetermin der Vertreterversammlung zur
Beschlußfassung vor. Bei vorzeitiger Auflösung des Bundestages oder der
Bürgerschaft reduziert sich diese Frist auf zwei Wochen.
Bei
den Bundestagskandidaten findet Platz-für-Platz-Abstimmung statt. Bei den
Bürgerschaftskandidaten wird über die Plätze 1-5 einzeln abgestimmt. Im Übrigen
stimmt die Vertreterversammlung über jeweils zehn aufeinanderfolgende
Bürgerschaftsplätze ab.
2.
Lehnt
die Vertreterversammlung einen Einzelvorschlag oder eine Zehnerliste (Liste)
des Wahlausschusses für die Bürgerschaftswahl und etwaige Änderungsvorschläge
des Wahlausschusses ab, so kann sie sogleich einen Termin für eine
Vertreterversammlung ansetzen, wobei die Frist des § 11 Abs. 3 für die
Anberaumung dieser Sitzung nicht eingehalten zu werden braucht. In dieser
Sitzung muß der Wahlausschuß für abgelehnte Einzelvorschläge oder Listen neue
Vorschläge oder Listen vorlegen. Werden sie wiederum abgelehnt, so muß der
Wahlausschuß der Vertreterversammlung so lange neue Einzelvorschläge bzw.
Listen unterbreiten, bis sie die Zustimmung der Vertreterversammlung finden.
[115]Nach: Müller / Börsting, a.a.O., S. 142, Landesvorstand der CDU Hamburg,
Grundsatzkommission, Thesen zur Aktivierung der Parteimitgliedschaft,
unveröffentlichtes Manuskript vom 28. Juni 1974 (im Archiv Müller / Börsting).
[116]Müller
/ Börsting,
a.a.O., S. 142 f. Als wesentliche Ursache für diese ablehnende Haltung wird der
im Sommer 1973 vollzogenen Zusammenschluß des Magdalenenkreises und des
Freundeskreises zum sog. "Breitenkreis" gesehen (vgl. hierzu ausführlich Teil B/III./2.6.,
S. 100 ff. dieser Arbeit). Dieser neue
informelle Zusammenschluß, "der das politische Durchsetzungsvermögen der
Beteiligten bei den bevorstehenden Kandidatenaufstellungen und
Landesvorstandswahlen erhöhen und langfristig sichern sollte, schloß eine
Konfrontation in einer Satzungsfrage aus. Zugleich hatte sich der aus der Sicht
der Mehrheit des Freundeskreises bestehende Zusammenhang von
personalpolitischen Interessen und Satzungsreform aufgelöst. Die Durchsetzung
der eigenen Ziele war nun über die im Breitenkreis organisierte Zusammenarbeit
dauerhaft sichergestellt. Die Minderheit des Freundeskreises, die wie Winfried
Steffani aus prinzipiell demokratischen Gründen die Satzungsreform für
notwendig hielt, fand unter diesen Umständen keine Möglichkeit, ihr Anliegen
durchzusetzen."
[117]Satzung
der Christlich Demokratischen Union Landesverband Hamburg, II. Organisation, A.
Ortsverbände, § 12, vom 31. Januar 1995.
Soweit
sich Satzungsänderungen im Vergleich zu früher gültigen Bestimmungen ergeben
haben, werden diese an den erforderlichen Stellen im laufenden Text kenntlich
gemacht. Der Inhalt dieses Kapitels bezieht sich auf die aktuell gültige
Parteisatzung.
[118]Ebd., § 13.
[119]Ebd., B. Kreisverbände, § 14.
[120]Ebd., § 15.
[121]Ebd., § 16. Für das weitere
Verständnis ist eine Begriffsklärung an dieser Stelle unabdingbar. Der
Landesparteitag (im Sinne des Parteiengesetzes) wird gemäß der Satzung der
Hamburger CDU als Landesausschuß bezeichnet, die Landesmitgliederversammlung
(im Sinne des Parteiengesetzes) wid darin Landesparteitag genannt. Der
Landesparteitag wählt alle zwei Jahre die Vertreterversammlung , die offiziell
die Kandidaten für öffentliche Ämter nominiert (wobei allerdings der
"casus belli" 17er-Wahlausschuß nicht übersehen werden darf).
[122]Ebd., § 17.
[123]Ebd., § 20.
[124]Ebd., § 25.
[125]Ebd., §§ 22, 24.
[126]Vgl. dazu ausführlich: Detlev Preuße, Gruppenbildungen und
innerparteiliche Demokratie, a.a.O., S. 227 – 379.
[127]Martin Müller / Katrin Börsting,
Kandidatenaufstellung und innerparteiliche Willensbildung am Beispiel der
Hamburger CDU, a.a.O., S. 140;
Diese
Entwicklung war jedoch keine Hamburger Besonderheit, sondern ein ähnlicher
Wandel vollzog sich auch auf Bundesebene. Vgl. dazu Wulf Schönbohm, Die CDU wird moderne Volkspartei, Stuttgart 1985, S. 99
ff.
Auf
die Bildung innerparteilicher Gruppen im Hamburger CDU - Landesverband sowie
deren Zusammenspiel geht Teil B / III. dieser Arbeit noch ausführlich ein.
[128]Dietrich-Wilhelm Rollmann, 25 Jahre Politik 1952-1977,
in: Deutscher Bundestag (Hrsg.), Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Aufzeichnungen
und Erinnerungen, Band 3, Boppard 1985, S. 297-414, hier: S. 368, dort auch die
folgenden Zitate.
[129]Hamburger
Abendblatt vom
24. März 1970, S. 1.
[130]DIE
WELT, vom 11.
Februar 1972, S. 19.
[131]Hamburger
Morgenpost vom
18. Oktober 1972, S. 5.
Dirk-Eckhard Becker, Elmar Wiesendahl, Ohne
Programm nach Bonn, a.a.O.
Sowohl
innerhalb der Hamburger CDU wie auch in der Jungen Union gab und gibt es immer
Gruppen, die gegeneinander arbeiteten und arbeiten. Dadurch gibt es auch immer
"Gewinner" und "Verlierer". Dieser Aspekt ist hier deshalb
von grundlegender Bedeutung, weil er für die Beurteilung der verschiedenen
Veröffentlichungen, je nachdem, zu welcher Gruppe der jeweilige Verfasser
gehörte, unabdingbar ist. Becker und Wiesendahl waren im August 1971 aus der
CDU ausgetreten und gehörten damit, ohne daß hier eine Wertung über den Inhalt
und die Ursachen der vorausgegangenen innerparteilichen Differenzen abgegeben
werden soll, zu den "Verlierern" bei den parteiinternen
Auseinandersetzungen.
Da
ein Großteil der Publikationen über die Hamburger CDU von aktiven oder
ehemaligen Akteuren der Partei verfaßt wurden, müssen diese entsprechend
kritisch betrachtet und die objektiven Begebenheiten von den vielfach rein
subjektiven Darstellungen getrennt werden - ein Versuch, der sich, da es an
schriftlichen Unterlagen vielfach mangelt, zumeist als sehr schwierig erweist.
[132]Vgl. dazu ausführlich Teil A
III., 2.6., S. 96 ff. dieser Arbeit.
[133]Hamburger
Abendblatt vom
22. Oktober 1973, S. 8.
[134]DIE
WELT vom 23.
Oktober 1973, S. 26.
[135]Ebd.
[136]Karl Denkner, Wie ich es sehe. Anhand des dem Verfasser vorliegenden
Artikels war es nicht ersichtlich, aus welcher Zeitung dieser stammte.
[137]Hamburger
Abendblatt vom
25. April 1974, S. 1.
[138]Karl
Denkner, vgl.
Anm. 136. Um welche Gerüchte es sich hierbei im einzelnen handelte, konnte in
diesem Zusammenhang nicht geklärt werden. Offensichtlich reichte dies jedoch
aus, um das gewünschte Ziel, den Rückzug Prahls, zu erreichen.
[139]Hamburger
Abendblatt vom
25. April 1974, S. 3.
Ursächlich
für die guten Chancen Echternachs war vor allem die im Gegensatz zur Wahl von
1972 völlig andere Ausgangssituation des Jahres 1974, die auf der Entstehung
des Breitenkreises fußte, mit dessen Hilfe der Fraktionsvorsitzende mit einer
ausreichenden Mehrheit im Landesausschuß rechnen konnte.
[140]Ebd.; Prahls Äußerungen ließen an
seinem Vorwurf gegenüber Echternach keinen Zweifel: "Meine Freunde und ich
haben nicht aufgepaßt und uns überfahren lassen. Das wird nicht noch einmal
passieren. Wir werden bei den nächsten Wahlen in zwei Jahren den Spieß
umdrehen. Dann werde ich
nicht nur wieder Kreisvorsitzender in
Eimsbüttel, sondern in vier Jahren auch erneut Mitglied der Bürgerschaft."
[141]Hamburger
Morgenpost vom
6. Mai 1974, S. 1.
[142]Ebd., S. 7.
[143]Hamburger
Abendblatt vom
6. Mai 1974, S. 3
[144]Rollmann, 25 Jahre Politik 1952-1977,
a.a.O., S. 402 ff.
[145]Hamburger
Abendblatt vom
6. Mai 1974, S. 2.
[146]Süddeutsche
Zeitung vom 7.
Mai 1974, S. 5. Der damalige Fraktionschef der SPD, Hartmann, erklärte
daraufhin, die Vergabe der beiden repräsentativsten Ämter innerhalb der CDU an
Echternach würden dessen "totalen Machtanspruch" dokumentieren.
[147]Süddeutsche
Zeitung vom 20.
Mai 1974, S. 5.
Hamburger Morgenpost vom 18. Mai 1974, S. 4.
Echternach
erhielt 248 von 320 Stimmen, Blumenfeld 281. Von den beiden anderen
Stellvertretern erhielt Stephan Reimers 267 und Hans-Georg Kuhn 232 Stimmen.
[148]Hamburger
Abendblatt vom
28. Februar 1976, S.1, 2, 4. Echternach erhielt insgesamt 280 Stimmen -
lediglich neun Delegierte votierten gegen ihn.
[149]Hamburger
Morgenpost vom
26. März 1976, S. 8. Rollmann bezeichnete seinen Schritt damals als "die
bitterste Stunde meines Lebens"- zumal Echternach ihm zwei Jahre zuvor
einen sicheren Listenplatz für den Bundestag versprochen hatte, wenn er auf
eine Kandidatur zum Parteivorsitz verzichtet.
Hamburger Morgenpost vom 27. März 1976, S. 1.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. März 1976.
Echternach
selbst dementierte noch am gleichen Tag diese Pressemeldung und verwies auf Zeugen
aus dem Parteivorstand, die an den entscheidenden Gesprächen mit Rollmann
beteiligt gewesen seien. Dietrich Rollmann selbst beharrte auf dieser
Darstellung und verwies ebenfalls auf
entsprechende
Zeugen. "Echternach hat mir damals seine Unterstützung zugesagt. Sechs
Zeugen waren dabei."
[150]Müller/Börsting, a.a.O., S. 140 f.
[151]Detlev Preuße, Gruppenbildungen und innerparteiliche Demokratie - Am
Beispiel der Hamburger CDU, Königstein 1981, S. 311 ff.
[152]Ebd., S. 329 ff.
[153]Ebd., S. 370 ff.
[154]Ebd., S. 349.
[155]Ebd., S. 337 f.
[156]Nachfolgend wird für die Gruppe
um Jürgen Echternach jeweils die Bezeichnung "Magdalenenkreis"
verwendet.
[157]Hamburger
Abendblatt vom
14. Oktober 1977, S. 5.
[158]Hamburger
Morgenpost vom 18.
Oktober 1977, S. 6. Peuschel – ein Vertrauter Echternachs - galt als
"graue Eminenz" des Kreisverbandes Altona. Obwohl das
Parteischiedsgericht in seinem Sinne entschied, mußte er im Kreisausschuß eine
deutliche Niederlage hinnehmen: Die CDU Altona verabschiedete eine
Vorschlagsliste für die Bürgerschaftskandidaten - Hans-Joachim Peuschel und
seine Freunde fehlten darunter. Ferner sprach ihm der Kreisvorstand mit 4:1
Stimmen das Mißtrauen aus.
DIE WELT vom 20. Oktober 1977, S. 20. Im
Zusammenhang mit dem sich zuspitzenden Machtkampf zwischen Echternach und
Reimers waren zum damaligen Zeitpunkt mindestens sechs verschiedene Verfahren
vor dem Parteischiedsgericht anhängig: Der Landesvorstand mit seinem
Vorsitzenden Jürgen Echternach klagte gegen den Altonaer CDU-Kreisvorsitzenden
Stephan Reimers, der Ortsvorstand Nienstedten gegen seinen Vorsitzenden
Friedrich Rahardt, der Blankeneser Ortsausschußvorsitzende Hinrich Langelch
gegen den Osdorfer CDU-Chef Harder, dieser wiederum gegen den Kreisverband
Altona und schließlich fochten acht Delegierte des Altonaer Kreisausschusses
dessen Entscheidung über die Vorschlagsliste der Kandidaten für die nächste
Bürgerschaftswahl an.
[159]Hamburger
Abendblatt vom
24. Oktober 1977, S. 4. Dr. Reimers war damals Chef des CDU-Kreises Altona,
Vorsitzender der Sozialausschüsse, stellvertretender Landesvorsitzender sowie
Bundestags- und
Noch-Bürgerschaftsabgeordneter.
[160]BILD-Zeitung vom 12. Februar 1980, S. 5;
nachdem in Eimsbüttel zwischenzeitlich Johannes Mertens den Kreisvorsitz innehatte,
sprach sich lediglich der Vorsitzende des "Heimatkreises" von
Reimers, Martin Müller, dafür aus, daß Reimers Stellvertreter blieb.
[161]BILD-Zeitung vom 13. Februar 1980, S. 2.
[162]Hamburger
Abendblatt vom
21. Februar 1980, S. 5.
[163] Ebd.
[164]Hamburger
Abendblatt vom
23. Februar 1980, S. 3.
[165]Frankfurter
Allgemeine Zeitung vom
25. Februar 1980, S. 5.
[166]Hamburger
Morgenpost vom
25. Februar 1980, S. 4. Jürgen Echternach wurde im Amt des Landesvorsitzenden
bestätigt. Er erhielt jedoch insgesamt deutlich weniger Stimmen als zwei Jahre
zuvor: 1978 hatte er noch 216 von insgesamt 249 Stimmen erhalten, 1980 180 von
insgesamt 243 Stimmen.
[167]Bergedorfer
Zeitung vom 25.
Februar 1980, S. 2.
[168]Auf entsprechende Forderungen
wird auch in den nachfolgenden Kapiteln, vor allem im Hinblick auf die
Diskussion im Zusammenhang mit dem Kandidatenaufstellungsverfahren,
detaillierter eingegangen.
[169]Bergedorfer
Zeitung vom 25.
Februar 1980, S. 2.
[170]DIE
WELT vom 10.
März 1980, S. 1.
[171]Hamburger
Abendblatt vom
21. März 1980, S. 9.
[172]Ebd.
[173]Hamburger
Morgenpost vom
25. März 1980, S. 3. Unter der Schlagzeile "Reimers geschlagen!
Echternachs Freundeskreis zieht in den Bundestag" berichtete das Blatt
nach dem entscheidenden Landesparteitag der Union von der Niederlage Reimers`.
"Der Freundeskreis um Jürgen Echternach, (CDU-Schmäh: Magdalenen-Kreis)
hat wieder einmal auf der ganzen Linie seinen Willen durchgesetzt!"
Reimers gab, nachdem er gegen Francke (Platz 3) und Fischer (Platz 4)
kandidiert und verloren hatte, auf.
[174]NDR
2 - Kommentar
vom 25. März 1980, 18.25 Uhr.
[175]Hamburger
Morgenpost vom
24. Oktober 1988, S. 2.
DER SPIEGEL vom 24. Oktober 1988, S. 46,48; hier: S.
46.
[176]Vgl. hierzu die Ausführungen in: Müller/Börsting, a.a.O., S. 143 f. Um die
damaligen Vorgänge verstehen zu können, ist es erforderlich, daß man sich, wie
bereits erwähnt, nochmals vor Augen führt, daß der ehemalige „Freundeskreis“ um
Stephan Reimers keine Einheit mehr bildete. Es gab mehrere Gruppen, die
wiederum gegeneinander arbeiteten.
[177]Müller/Börsting, a.a.O., S.146 f. Der Verfasser
hält, entsprechend den Ausführungen von Müller/Börsting, die Bezeichnung
"fliegender Bezirk" auch in diesem Fall für gerechtfertigt, zumal es
sich bei der betreffenden Gruppe nicht um den ersten Übertritt handelte und
Eisenführ Ende 1985 mit einer, teilweise anders zusammengesetzten Gruppe, wiederum in den Ortsverband
Altona/Ottensen übertrat.
[178]Der Kreisvorstand
Altona/Elbvororte beschloß daraufhin einen Antrag an den Landesvorstand, der
u.a. eine entsprechende Angleichung der Hamburger Satzung an die Bundessatzung
zum Ziel hatte (vgl. hierzu ein Schreiben des Kreisvorsitzenden
Altona/Elbvororte an des Landesvorsitzenden vom 11. November 1978, zitiert nach
Müller/Börsting, in deren Archiv
sich dieses befindet). Im Ergebnis wurde dieser Antrag schließlich mit
deutlicher Mehrheit vom Landesvorstand abgelehnt.
[179]DER
SPIEGEL vom 24.
Oktober 1988, S. 46.
[180]Preuße, a.a.O.
[181]VORWÄRTS vom 17. November 1977, S. 7
[182]DIE
WELT vom 4.
November 1977, S. 22. Auch die SPD griff die Kritik Steffanis auf. Deren
Bürgerschaftsfraktion erklärte, die CDU müsse wegen ihres
"undemokratischen Wahlverfahrens" damit rechnen, daß ihre Liste zur
Wahl nicht zugelassen bzw. die Kandidatenaufstellung wiederholt werden müsse.
Daß
die Kandidatenliste dennoch den Landeswahlausschuß mit Zustimmung der SPD
passierte, lag vor allem an der Haltung des Landeswahlleiters, Staatsrat Dr.
Frenzel. Dieser sah keine rechtliche Notwendigkeit, den entsprechenden Vorgang
im Landeswahlausschuß anzusprechen, da das Gesetz über die Wahl zur
Hamburgischen Bürgerschaft dem Landeswahlausschuß lediglich die Prüfung der
Übereinstimmung des Verfahrens für die Wahl der Bewerber mit der jeweiligen
Parteisatzung zuweisen würde. (Vgl. hierzu das Schreiben des Landeswahlleiters
an den Sprecher der CDU-Vertreter im Landeswahlausschuß, Dr. Jürgen Gündisch,
vom 4. April 1978, zitiert nach: Müller/Börsting,
a.a.O., S. 166, Anm. 54, in deren Archiv sich das Schreiben befindet). Anlaß
der Äußerung des Landeswahlleiters war eine Eingabe von Prof. Dr. Steffani vom
6. November 1977, in der dieser seine Einwände gegenüber dem
Kandidatenaufstellungsverfahren der Hamburger CDU deutlich machte(vgl. Müller/Börsting, ebd.).
[183]DIE
WELT vom 25. August
1978, S. 19.
[184]Ebd.
[185]Hamburger
Abendblatt vom
6. Februar 1979, S. 5.
[186]Ebd., Leo war zudem Richter am
Hamburgischen Verfassungsgericht.
[187]DIE
WELT vom 9.
Februar 1979, S. 21.
[188]Hamburger
Abendblatt vom
10. Februar 1979, S. 3.
[189]Frankfurter
Allgemeine vom
12. Februar 1979, S. 5.
[190]DIE
WELT vom 7. März
1979, S. 5.
[191]Hamburger
Morgenpost vom
15. Mai 1979, S. 4.
[192]Hamburger
Abendblatt vom
19. Mai 1979, S. 3.
[193]DIE
WELT vom 19. Mai
1979, S. 25.
Handelsblatt vom 22. Mai 1979, S. 5.
[194]Frankfurter
Allgemeine Zeitung vom
21. Mai 1979, S. 4; Blumenfeld sollte
nach dem Beschluß des CDU-Präsidiums, ähnlich wie die Spitzenkandidaten der
anderen kleinen Bundesländer, auf Platz 5 der niedersächsischen Landesliste
seiner Partei abgesichert werden. Dort wurde er jedoch gestrichen, weil er
nicht auf ein mögliches Doppelmandat verzichten wollte, wie dies seine
niedersächsischen Parteifreunde forderten.
[195]Ebd., auch der
Echternach-Kritiker Winfried Steffani, dem der Führungsstil des Parteichefs
durchaus vertraut war, bemängelte die Klärung einer derart wichtigen Frage
während eines laufenden Europa-Wahlkampfes. Diese Kritik legte er den
Mitgliedern des Landesausschusses auch in einem an diese gerichteten Schreiben
dar.
[196]Dies geht aus einer
Gesprächseinladung des Kreises an den Landesvorstand der CDU vom 28. Januar 1988
hervor (vgl. hierzu: Müller/Börsting,
a.a.O., S. 169, Anm. 77. Das Schreiben befindet sich im Archiv der Verfasser).
[197]Hamburger
Abendblatt vom
16. April 1988, S. 4.
[198]Dem Gesprächskreis gehörten etwa
80 Mitglieder an.
[199]Hamburger
Abendblatt vom
26. Mai 1988, S. 4.
[200]Vgl. hierzu die Klageschrift von
Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider gegen die Christlich Demokratische
Union, Landesverband Hamburg e.V., vom 31. Mai 1988, zitiert nach: Müller/Börsting, a.a.O., S. 150, Anm.
78; die Klageschrift befindet sich im Archiv der Verfasser.
Die
Klage lautete "auf Feststellung der Nichtigkeit des § 5 Abs. 5 S. 2 i.V. §
3 Abs. 1 S. 1 sowie des § 18 der Satzung".
"Der
erste Teil der Klage richtete sich gegen eine Auflockerung des Territorialprinzips,
die darin bestand, daß das Mitglied weitgehend selbst entscheiden konnte,
welchem Ortsverband, abweichend von seinem Wohnsitz, es angehören wollte.
Voraussetzung war die Zustimmung des Vorsitzenden des aufnehmenden
Ortsverbandes. Die Satzungsbestimmungen erlaubten im Ergebnis ´denen, die den
Vorsitz innehaben, die Manipulation der Mitgliedschaft und damit der
Mehrheitsverhältnisse im Ortsverband´.
Im
zweiten Teil wurde der "´streng oligarchisch strukturierte Wahlausschuß,
... dessen Macht durch die durchaus mitgliedschaftliche Vertreterversammlung
allenfalls unwesentlich relativiert´ werde“ kritisiert. „Faktisch habe diese
´keine Chance, alternative Listenvorschläge aufzustellen oder gar
durchzubringen´." Die Bestimmungen von § 18 der Satzung widersprächen dem
Grundsatz der Demokratie.
[201]Hamburger
Morgenpost vom
24. Oktober 1988, S. 2.
[202]Hamburger
Abendblatt vom
26. Mai 1988, S. 4.
[203]DIE
WELT vom 23.
Juli 1988, S. 21; an Stelle von Echternach leistete Martin Willich der
Einladung Folge, der sich jedoch voll hinter die damals gültige Fassung der
Satzung stellte.
[204]Hamburger
Abendblatt vom
28. Oktober 1988, S. 3.
DIE WELT vom 28. Oktober 1988, S. 4.
Der
Vorsitzende Richter der Zivilkammer, Dr. Jürgen Franke, äußerte in der Sache
jedoch "Zweifel" und "Bedenken", ob Schachtschneider
überhaupt ein Klagerecht habe, da er in seiner 23seitigen Klageschrift keine
konkrete Beeinträchtigung seiner Rechte als CDU-Mitglied vorbringe. Der Kläger
wurde aufgefordert, weitere Argumente nachzuliefern. Auf die Frage von
Rechtsanwalt Dr. Ernst Löwe als Vertreter des Landesvorstands, der die
Auffassung vertrat, dieses Verfahren gehöre vor ein Parteigericht gehöre, ob
sich das Gericht denn über seine Zuständigkeit klar sei, meinte Franke nur:
"Davon können Sie nicht ausgehen."
Für
CDU-Landesgeschäftsführer Wulf Brocke stand fest, Schachtschneider wolle der
Partei nur schaden. Eine Steuerung von 54 Ortsverbänden mit mehr als 700
Ortsvorstandsmitgliedern von oben sei überhaupt nicht möglich.
[205]Hamburger
Abendblatt vom
3. Januar 1989, S. 4. Das Gericht wollte dadurch dem Landesverband mehr Zeit
einräumen, um sich mit der neuen Situation vertraut machen zu können.
In
der dann stattfindenden Sitzung entschied die zuständige Zivilkammer
schließlich, daß die Bekanntgabe der abschließenden Entscheidung erst am 27.
April 1989 erfolgen sollte (vgl. hierzu: Süddeutsche
Zeitung vom 25. Februar 1989, S. 6).
[206]WELT
am SONNTAG vom
20. November 1988, S. 79, 80; hier: S. 79.
[207]Hamburger
Abendblatt vom
9. November 1988, S. 4.
[208]WELT
am SONNTAG vom
20. November 1988, S. 79 u. 80. Auf den geschilderten Vorgang wurde bereits auf
S. 29 kurz eingegangen. Die entsprechende eidesstattliche Erklärung wurde bei
einem Hamburger Notar hinterlegt.
[209]WELT
am SONNTAG vom
20. November 1988, S. 80. Birgit Stegmeier äußerte sich auf Anfrage der Zeitung
und unter Hinweis auf die vorliegende eidesstattliche Erklärung. Sie betonte
ferner, daß die "Unterschriften (...) freiwillig gewesen" seien.
[210]Frankfurter
Rundschau vom 6.
Januar 1989, S. 3.
[211]WELT
am SONNTAG vom
22. Januar 1989, S. 69.
[212]Hamburger
Abendblatt vom
7. Februar 1989, S. 4.
[213]DIE
WELT vom 4.
Februar 1989, S. 29.
[214]DIE
ZEIT vom 28.
Juli 1989, S. 13.
[215]Hamburger
Abendblatt vom
25. März 1989, S. 4.
[216]Hamburger
Abendblatt vom 28.
April 1989, S. 4. Prof. Schachtschneider weigerte sich, seine Klage vor ein
Parteigericht zu bringen. Seine Begründung: Diese tage vertraulich und dort
seien somit nicht einmal CDU-Mitglieder, die selbst nicht unmittelbar an dem
jeweiligen Verfahren beteiligt waren, zugelassen.
[217]BILD-Zeitung vom 1. Februar 1986, S. 5.
[218]Hamburger
Morgenpost vom
7. Februar 1996, S. 5.
[219]BILD-Zeitung vom 1. April 1996, S. 7.
[220]Hamburger
Abendblatt vom
12. April 1986, S. 4.
[221]Der einzige Delegierte, der sich
damals weigerte, seine Unterschrift zu leisten, war der kulturpolitische
Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Klaus Lattmann.
Als
"kleine Sensation" wurde die Tatsache gewertet, daß Martin Müller, 19
Monate nachdem er als Kreisvorsitzender von Altona gestürzt worden war, von der
Bürgerschaftsfraktion wieder in deren Vorstand und zusätzlich noch zum
sozialpolitischen Sprecher gewählt wurde. Vgl. hierzu: Hamburger Abendblatt vom 2. September 1987, S. 4.
[222]Hamburger
Abendblatt vom
12. April 1986, S. 4; wie sehr der
Fraktionsvorsitzende Hartmut Perschau bei Echternach in der "Schuld"
stand, zeigte sich an dessen Äußerung auf die Frage nach seiner möglichen
Kandidatur zum Landesvorsitzenden gegen Echternach, als er feststellte, dies
würde an "Vatermord" grenzen. Tatsächlich wäre Perschau ohne die
Unterstützung durch Jürgen Echternach weder Landesgeschäftsführer noch später
Fraktionsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat geworden.
[223] Es handelte sich dabei um die
beiden Mitglieder Markus Ernst Wegner (Mitglied im Ortsverband Harvestehude/Rotherbaum,
in einem Schreiben von Anfang April 1989) und Winfried Steffani (Mitglied im Ortsverband
Uhlenhorst/Hohenfelde, in einem Schreiben vom 2. August 1989); die in diesem
Abschnitt zitierten Briefe und anderen Dokumente befinden sich im Archiv von
Prof. Dr. Winfried Steffani. Sie
wurden zitiert nach: Winfried Steffani,
Gewaltenteilung und Parteien im Wandel, Opladen 1997, S. 260-292, hier: S. 265
f.
[224] Ein mit diesem Titel versehener „Justitiar“ ist in der Landessatzung nicht vorgesehen.
[225] Steffani, Gewaltenteilung, a.a.O., S. 268 ff. Steffani untermauert
seine Behauptung an dieser Stelle mit einigen Beispielen aus der
Parteigerichtsbarkeit der Hamburger CDU, deren Entscheidungen vom
Bundesparteigericht revidiert wurden.
[226] Ebd., S. 272.
[227] Zu den drei genannten
Antragstellern kamen noch weitere drei hinzu: Hubert Feldkamp, Helmut Niemeyer
und Gerhard Orgaß. Der zwölfseitige Beschluß des Kreisparteigerichtes wurde den
Antragstellern erst am 20. August 1990 zugeleitet. Zentraler Punkt der Begründung
war der Verweis darauf, „daß innerparteiliche Demokratie grundsätzlich in jenen
Gremien stattfinde, zu denen von den dafür zuständigen Parteivertretern
ordnungsgemäß eingeladen worden sei. Darüber hinaus hätte jedes Mitglied jedoch
ein Grundrecht auf Anonymität“. (Vgl. Steffani, a.a.O. S. 274).
[228] Ebd., S. 278.
[229] Der Beschluß des
CDU-Bundesparteigerichts vom 7. September 1992 ist abgedruckt in: Steffani, Gewaltenteilung, a.a.O. S.
294-302. Am 8. September 1992 trat Steffani nach 37jähriger Mitgliedschaft aus
der CDU aus. Für ihn bedeutete das Urteil „eine Absage an jenes
innerparteiliche Demokratiegebot, (...) das nun durch parteiinterne
Satzungsbestimmungen preisgegeben werden durfte“.
[230]Preuße, a.a.O., S. 324 f.
[231]Interview d. Verf. mit Wulf
Brocke vom 18. März 1998.
[232]Preuße, a.a.O., S. 324 f. Die
"regionalen Untergruppen" sah Preuße vor allem dominierend in den
Kreisverbänden Harburg, Nord und Wandsbek, als Minderheitengruppen in den
Kreisverbänden Bergedorf, Eimsbüttel und Mitte sowie im "Fischer-Freundeskreis"
in der JU, der mit Ausnahme von Altona den JU-Landesverband dominierte.
[233]Um einer möglichen
Begriffsverwirrung entgegenzutreten, sei an dieser Stelle nochmals darauf
verwiesen, daß im nachfolgenden Text anstelle des Begriffes Breitenkreis, wenn nicht
explizit etwas anderes genannt wird, immer der Begriff Magdalenenkreis
verwendet wird. Dies ist zum einen darin begründet, daß der Altonaer
Freundeskreis innerhalb des Breitenkreises nach relativ kurzer Zeit fast
vollständig bedeutungslos wurde und sich bis heute, sei es in der Partei, den
Medien oder anderen Publikationen immer die Bezeichnung Magdalenenkreis
gehalten hat. Die meisten der damit Konfrontierten wußten mit der Bezeichnung
Breitenkreis nichts anzufangen.
Als
Motive für den Zusammenschluß der beiden Gruppen sieht Preuße (vgl. S. 332 ff.)
beim Freundeskreis den Wunsch einer immer stärker werdenden innerparteilichen
Isolation zu entgehen und damit die einzige Möglichkeit zu nutzen, noch
zusätzliche Mandate erhalten zu können. Hinsichtlich des Magdalenenkreises
sieht er vor allem die Absicht, einen Zusammenschluß der Gruppen um den
damaligen Parteichef Rollmann und um Stephan Reimers zu verhindern. Es handelte
sich bei dem Zusammenschluß somit lediglich um ein Zweckbündnis, aus dem sich beide Beteiligten für sich den
größtmöglichen Nutzen versprachen.
[234]Preuße, a.a.O., S. 334 f.
[235]Ebd., S. 336.
[236]Süddeutsche
Zeitung vom 28.
Juni 1991.
[237]Interview d. Verf. mit Ole von
Beust vom 13. Mai 1998.
[238]Interview d. Verf. mit Wulf
Brocke vom 18. März 1998.
Interview
d. Verf. mit Antje Blumenthal vom 18. März 1998. Antje Blumenthal bestätigte
die Aussagen Brockes weitgehend. Sie verwies darauf, daß die Mitglieder des
Kreises von Echternach persönlich berufen wurden und keiner von ihnen genau
sagen konnte, wer bzw. wie viele Mitglieder es tatsächlich gab.
[239]Süddeutsche
Zeitung vom 28.
Juni 1991. Orgaß, 21 Jahre lang stellvertretender Bundesvorsitzender der
CDU-Sozialausschüsse, verdankte nach eigenen Angaben seinen unfreiwilligen Abschied
dem Magdalenenkreis, vornehmlich dem Gespann Echternach/Fischer/Rühe.
[240]Rollmann, 25 Jahre Politik 1952-1977, a.a.O., S. 386.
[241]Ebd., S. 404.
[242]Hamburger
Abendblatt vom
19. Juli 1991, S. 10.
[243] Ebd.
[244]DIE
WELT vom 1. Juli
1991, S. 19.
[245]Zitiert aus: DIE WELT vom 22. März 1979, S. 6, LESERBRIEFE.
[246]ppp
vom 22. Oktober
1979.
[247]ppp vom 22. Oktober 1979.
Hinsichtlich der Frage, wie Echternach diese starke, ja absolute Position
aufbauen konnte, sei an dieser Stelle nochmals auf den 17er-Ausschuß verwiesen,
dem es nahezu ausschließlich alleine oblag,
die Kandidaten für die Bürgerschaft zu benennen und der sich wiederum
fast nur aus Echternach-Getreuen zusammensetzte und somit ein "politisches
Auffangnetz für den Vorsitzenden" bildete - die wenig umfassenden Reformen
(vgl. oben) änderten daran nicht viel.
[248]Hamburger
Abendblatt vom
27. November 1979, S. 3.
[249]DIE
WELT vom 11.
Dezember 1979. Die bereits Ende 1979 aufgekommene Vermutung bewahrheitete sich
im Verlauf der Kreisvorstandswahlen im Februar 1980. Dr. Jan Jacobs kandidierte
angesichts seines enormen Machtverlustes in der Eimsbüttler CDU nicht mehr. Sein Nachfolger wurde Johannes
Mertens. Durch die Person von Mertens schien dann auch das Ende der
"Koalition" Altona/Eimsbüttel, die in der Vergangenheit immer wieder
gemeinsam als Opposition gegen Echternach auftraten, besiegelt.
[250]DIE
WELT vom 7. März
1984, S. 4.
[251]Rollmann, a.a.O.
[252]BILD-Zeitung vom 22. Januar 1986, S. 5
[253] Zur Rolle der
Parteigerichtsbarkeit vgl. auch Teil B, Kap. III, 2.4. dieser Arbeit.
[254]BILD-Zeitung
vom 4. Juni
1991.
[255]Ebd.
Hamburger Abendblatt vom 4. Juni 1991, S. 9, 11.
[256]Hamburger
Abendblatt vom
6. Juni 1991, S. 14.
[257]DIE
WELT vom 7. Juni
1991, S. 25.
[258]Hamburger
Morgenpost vom
4. Juni 1991.
[259]BILD-Zeitung vom 5. Juni 1991, S. 4.
[260]Hamburger
Abendblatt vom
5. Juni 1991.
[261]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 72 d. Verf.; Schreiben von Jürgen Echternach an die Mitglieder des
Landesausschusses vom 7. Juni 1991.
[262]Frankfurter
Allgemeine Zeitung vom 19. Juni 1991, S. 7.
[263]DIE
WELT vom 26.
Juni 1991, S. 25.
[264]BILD-Zeitung vom 12. Juli 1991, S. 9;
Interview mit Erik Blumenfeld.
[265]DIE
WELT vom 12.
Juli 1991, S. 23.
[266]Morgenpost vom 8. Juni 1991, S. 10, 11.
[267]Hamburger
Abendblatt vom
8. Juni 1991, S. 2.
[268]BILD-Zeitung vom 8. Juli 1991, S. 1, 3.
[269]Vgl. hierzu Teil B IV., S. 114
ff. dieser Arbeit.
[270]Müller/Börsting, a.a.O., S. 163.
[271]Preuße, a.a.O., S. 429 ff.
[272]Preuße, a.a.O., S. 431; Als ein
Hauptproblem sieht Preuße die durch die Parteisatzung ermöglichten Übertritte
lokaler Gruppen in andere Ortsverbände zur Vermeidung eigener Niederlagen bzw.
als Mittel der Einflußsicherung. In der zwischenzeitlich gültigen Parteisatzung
existiert eine derartige Möglichkeit nicht mehr. Für die Ära Echternach jedoch
war dies, wie bereits dargelegt, ein wichtiges Element zur Umsetzung und
Gestaltung seiner Politik.
[273]Interview d. Verf. mit Ingeborg
Knipper vom 13. Mai 1998.
Interview
d. Verf. mit Antje Blumenthal vom 18. März 1998.
[274]Interview d. Verf. mit Wulf
Brocke vom 18. März 1998.
Interview
d. Verf. mit Johannes Mertens vom 29. April 1998; Als Beispiel dafür, wieweit
die Distanzierung gegenüber Echternach ging, verwies Mertens auf die Einladung
zu einem Empfang des Parteichefs (ob kurz vor bzw. kurz nach dessen Rücktritt
konnte nicht eindeutig geklärt werden), zu dem die gesamte weitere Parteispitze
eingeladen war. Der Einladung kamen jedoch nur drei Personen (Johannes Mertens
und Eleonore Rudolph, die beide nicht zu den uneingeschränkten Befürwortern von
Echternach gehörten, sowie Dr. Andreas Mattner, der zu jenem Zeitpunkt von
Echternach gefördert wurde) nach - ein Verhalten, das noch kurze Zeit zuvor
undenkbar gewesen wäre.
[275]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 70 d. Verf., Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 3. Juni 1991,
vom 24. Mai 1991
[276]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 71 d. Verf., Protokoll der Landesausschußsitzung am 3. Juni 1991, vom 10.
Juni 1991, hier: S. 1
[277]Ebd., S. 2.
[278]Interview d. Verf. mit Wulf
Brocke vom 18. März 1998.
[279]Dok. 70 d. Verf., a.a.O., S. 4.
[280]Ebd., S. 6.
[281]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 72 d. Verf., Schreiben Echternachs an die Mitglieder des Landesausschusses
vom 7. Juni 1991.
[282]DIE
WELT vom 17.
Juni 1991, S. 23; der Kommission gehörten insgesamt 25 Mitglieder an.
[283]Hamburger
Abendblatt vom
14. Juni 1991, S. 10.
[284] Hamburger MORGENPOST vom 19. August 1991, S. 10.
DIE WELT vom 19. August 1991, S. 19.
Die
Entscheidungen fielen auf der zweiten Sitzung der Reformkommission während
einer Klausurtagung in Bad Bramstedt. Der Magdalenenkreis konnte, da er laut
Satzung der Partei nicht existierte, von der Kommission auch nicht formell
aufgelöst werden. Jürgen Echternach erklärte, daß der Kreis nun seine
"historische Erledigung gefunden" habe und Fischer wiederum ließ
keinen Zweifel daran, daß er mit diesem "Beratergremium"auch nicht
weiter arbeiten wolle.
[285]Hamburger
Abendblatt vom
16. September 1991, S. 1, 2, 10; hier: S. 10.
[286]WELT
am SONNTAG vom
14. Juli 1991, S. 61, 63; hier: S. 61.
[287]Hamburger
Abendblatt vom
24. Juli 1991, S. 10.
[288]Hamburger
Abendblatt vom
16. September 1991, S. 1, 2, 10; hier: S. 2.
[289]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 1 d. Verf.
[290]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 2 d. Verf. "Einladungsschreiben" vom 5. Juni 1991.
[291]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 3 d. Verf. "Protokoll der
Sitzung vom 14. Juni 1991" vom 17. Juni 1991, hier: S. 1.
[292]Ebd. S. 1 f.
[293]Ebd. S. 1 ff.
[294]Ebd. S. 4 f.
[295]Archiv
des Landesverbandes,
Dok. 5 d. Verf., "Anregungen für die Reformkommission".
[296]Ebd. S. 7.
[297]Archiv
des Landesverbandes,
Dok. 4 d. Verf., "Schreiben an die Mitglieder des Landesausschusses"
vom 19. Juni 1991.
[298]Dok. 3 d. Verf., S. 4.
[299]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 6 d. Verf. "Protokoll der Sitzung vom 17. August 1991" vom 19.
August 1991.
[300]Ebd., S. 2.
[301]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 7 d. Verf. "Gliederung der Beratungen der Reformkommission",
Stand: 30. August 1991.
[302]Ebd.,
S. 4.
[303]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok.
8 d. Verf. "Protokoll der Sitzung vom 31. August 1991" vom 11.
September 1991;
Dok.
9 d. Verf. "Protokoll der Sitzung vom 23. September 1991" vom 24. September
1991;
Dok.
10 d. Verf. "Protokoll der Sitzung vom 28. September 1991" vom 2.
Oktober 1991;
Dok.
11 d. Verf. "Protokoll der Sitzung vom 19. Oktober 1991" vom 25.
Oktober 1991;
Dok.
12 d. Verf. "Protokoll der Sitzung vom 9. November 1991" vom 13. November
1991;
Dok.
13 d. Verf. "Protokoll der Sitzung vom 16. November 1991" vom 18.
November 1991;
Dok.
14 d. Verf. "Protokoll der Sitzung vom 20. November 1991" vom 27.
November 1991;
Über
die Sitzung vom 4. Oktober 1991 existiert kein Sitzungsprotokoll im Archiv des
CDU-Landesverbandes.
[304]Vgl. Dok. 5 d. Verf.
[305]Vgl. Dok. 4 d. Verf.
[306]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 15 d. Verf., "Dr. Martin Müller - Thesen und Vorschläge zur Arbeit
der CDU in der 14. Wahlperiode", vom 3. Juni 1991.
Müller
geht in seinem Papier vor allem auf die Arbeit der Bürgerschaftsfraktion und
der Fraktionsgeschäftsstelle ein. Er führt die seiner Auffassung nach
vorliegenden Mängel in deren Arbeitsweise auf und bietet gleichzeitig
Verbesserungsvorschläge an. Dennoch macht er in seinen einführenden Worten
deutlich, daß er als Hauptursachen für die verlorene Wahl "Mängel in den
Inhalten, Methoden und Darstellungen" der bisherigen Parteiarbeit sieht,
es ihm dabei allerdings nicht "um Schuldzuweisungen an bestimmte Funktionsträger"
gehe. Gleichzeitig richtet er die Mahnung an "alle Mandatsträger",
durch ihre praktische Arbeit zu verdeutlichen, daß man "sich nicht auf die
Oppositionsrolle als Daueraufgabe" eingerichtet habe.
[307]Die 47 eingegangenen
Stellungnahmen wurden von der Geschäftsstelle entsprechend als Nummern 1 - 47
gekennzeichnet und den Mitgliedern der Reformkommission jeweils für die weitere
Arbeit zur Verfügung gestellt. Gemäß der Aussage von Landesgeschäftsführer Wulf
Brocke vom 18. März 1998 , der maßgeblich für die Bearbeitung der Unterlagen
verantwortlich zeichnete, handelt es sich dabei um alle eingegangenen
Stellungnahmen, eine "Vorauswahl" wurde nicht getroffen. Unterstützt
wird diese Aussage auch von der Tatsache, daß sich unter den 47 Beiträgen auch
sehr kritische befinden, in denen vor allem die damalige Parteiführung vehement
angegriffen wird.
Die
eingegangenen Papiere unterscheiden sich in ihrer Form sehr stark. Während sich
ein Teil direkt an der Vorgabe des Fragebogens orientieren, d.h. die
entsprechenden Fragen der Reihe nach zu beantworten sucht, kommen wieder andere
selbst in Form eines Fragebogens zurück. Auch im Umfang gibt es erhebliche
Unterschiede - von einer halben Seite bis hin zu einem 41-seitigen Papier.
[308]Eine weitere Stellungnahme war
das Ergebnis der Frauenförderkommission, die zusammen mit den anderen
Unterkommissionen nachfolgend noch gesondert untersucht wird.
[309]Archiv
des Landesverbandes,
Dok. 16/12 d. Verf., Reformvorschläge der CDA vom 5. August 1991.
[310]Archiv
des Landesverbandes,
Dok. 17/22 d. Verf., "Stellungnahme des Landesvorstandes der Senioren
Union", vom 12. August 1991.
Archiv des Landesverbandes, Dok. 18/35 d. Verf.,
"Antrag der SU an die Reformkommission" (undatiert).
[311]Archiv
des Landesverbandes,
Dok. 19/13 d. Verf., "Vorlage für die Reform-Kommission (Madeleine
Göhring)", vom 5. August 1991.
[312]Archiv
des Landesverbandes,
Dok. 20/45 d. Verf., "Antragspapier der JU" vom 7. September
1991.
[313]Ebd.
S. 1 ff.
[314]Ebd., S. 3 f.
[315]Ebd., S. 4 ff.
[316]Ebd., S. 6.
[317]Ebd., S. 6 f.
[318]Ebd., S. 7 f.
[319]Der Kreisvorstand der
JU-Eimsbüttel verabschiedete ebenfalls ein Papier, in dem Satzungsänderungen
gefordert wurden. Die Vorschläge beziehen sich jedoch ausschließlich auf die
Zusammenkünfte der Ortsversammlungen und -vorstände, Kreisausschüsse und des
Landesausschusses sowie auf die Anwesenheit von den entsprechenden Delegierten
(vgl. Archiv des CDU-Landesver-bandes,
Dok. 31c/10 d. Verf. "JU-Eimsbüttel - Satzungsänderungsanträge vom 30.
Juli 1991", das vom Eimsbüttler Kreisvorsitzenden Johannes Mertens als
Anlage seines Schreibens (vgl. Dok. 31a/10 d. Verf.) an die Reformkommission
verschickt wurde).
[320]Archiv
des Landesverbandes,
Dok. 21/16 d. Verf., "Paul Haarmeyer - MIT", vom 30. Juli 1991; wie
viele Mitglieder von Haarmeyer angeschrieben wurden und wie groß der Rücklauf
war, ließ sich nicht ermitteln.
[321]Ebd., S. 2 ff.
[322]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 22/33 d. Verf., "Heinrich Otto Leopold - Zusammenstellung der
Anregungen von Mitgliedern der MIT", vom 7. August 1991; Weshalb es zu diesen
beiden unterschiedlichen Papieren kam, konnte nicht festgestellt werden. Ebenso
ließ sich nicht ermitteln, ob beide Darstellungen möglicherweise auf der selben
Briefaktion basieren und lediglich eine andere, kritischere bzw. weniger
kritische, Auswertung erfuhren. Wesentlich für die Beurteilung ist die
Tatsache, daß es sich in beiden Fällen um Meinungen aus dem Bereich der
Mitglieder der Vereinigung handelt.
[323]Ebd., S. 1.
[324]Ebd., vgl. hierzu die
Zusammenfassung Leopolds, S. 2-10.
[325]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 23/29 d. Verf., "Eleonore Rudolph - FU", vom 12. August
1991.
[326]Ebd.,
S. 1.
[327]Ebd., S. 1 f.
[328]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 24/21 d. Verf., "Vorstandssitzung FU vom 26. Juni 1991", vom 9.
August 1991.
[329]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 25/46 d. Verf., "Positionen des Kreisverbandes Hamburg- Nord",
vom 6. November 1991.
[330]Ebd., S. 2.
[331]Ebd., der Antrag eines
Parteimitglieds wurde als S. 2 dem Papier beigefügt.
[332]Ebd., S. 7.
[333]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 26/40 d. Verf., "Vorschläge und Gedanken des Vorsitzenden des
CDU-Kreisverbandes Altona/Elbvororte", vom 1. Juli 1991.
[334]Ebd., S. 2 f.
[335]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 27/7 d. Verf., "Günther Boyer, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes
Harburg", vom 24. Juli 1991.
[336]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 28/47 d. Verf., "Thesen zur Erhöhung der Attraktivität der Hamburger
CDU - Strategiekommission des Kreisverbandes Wandsbek", vom 13. November
1991 (Posteingang); Um das Papier entsprechend darzustellen, wurde für diese Arbeit
die vom Kreisverband gewählte Gliederung übernommen.
[337]Ebd., S. 4.
[338]Ebd., S. 8.
[339]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 29/15 d. Verf., "Zusammenfassung der vorläufigen Ergebnisse der
Reformkommission des Kreisausschusses Hamburg-Mitte", vom 5. August
1991.
[340]Ebd.,
S. 1.
[341]Ebd., S. 2.
[342]Ebd.
[343]Ebd., S. 4.
[344]Vgl. hierzu Archiv des CDU-Landesverbandes, Dok. 30/20 d. Verf., "Nachgang
Kreisverband Hamburg-Mitte", vom 8. August 1991.
[345]Archiv
des CDU-Landesverbandes, 31b/10, 31c/10 (dieses Papier der JU
Eimsbüttel wurde bereits in Kapitel 3a "Stellungnahmen der Vereinigungen,
JU - Junge Union, bearbeitet), 31d/10, 31e/10 und 31f/10 d. Verf.,
"Johannes Mertens - KV Eimsbüttel I.", vom 4. August 1991 (Dok.
31a/10 (Anschreiben) d. Verf.
[346]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31h/9 d. Verf., "Überlegungen Ingeborg Knipper", vom 31. Juli
1991 (in seinem Schreiben vom 4. August 1991 (Dok. 31a/10 d. Verf.) unterstützt
Mertens die Vorstellungen von Frau Knipper); Archiv des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31i/11 d. Verf., "Reformvorschläge Lenz, Langhein, Conradi vom 1.
August 1991", in dem entsprechenden Begleitschreiben vom 7. August 1991
sichert Mertens den Vorschlägen gleichfalls seine Unterstützung zu.
[347]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31b/10 d. Verf., "Johannes Mertens - Ergänzung des
Fragenkataloges", vom 4. August
1991.
[348]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31d/10 d. Verf., "Erich Bach - Anregungen für die
Reformkommission", vom 5. Juli 1991.
[349]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31f/10 d. Verf., "Sybille Möller-Fiedler - Wahlanalyse", vom 22.
Juni 1991.
[350]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31e/10 d. Verf., "Sybille Möller-Fiedler - Anregungen für die
Reformkommission", vom 24. Juli 1991.
[351]Ebd., S. 1.
[352]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31g/42 d. Verf., "Sybille Möller-Fiedler, Manfred Neblung - Vorlage
für die Sitzung der Kreisreformkommission am 28. September 1991", vom 28.
August 1991.
[353]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31h/9 d. Verf., "Ingeborg Knipper - Überlegungen zur
Parteireform", vom 31. Juli 1991.
[354]Ebd., S. 1.
[355]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 31i/11 d. Verf., "Lenz, Lanhein, Conradi - Reformvorschläge vom 1.
August 1991", vom 5. August 1991.
[356]Ebd., S. 2.
[357]Ebd.
[358]Ebd., S.2.
[359]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 32/3 d. Verf., "Beschluß der Mitgliederversammlung des OV Ochsenzoll
vom 26. Juni 1991", vom 1. Juli
1991.
[360]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 33/28 d. Verf., "OV Nienstedten - Prof. Dr. Claus-Peter Kedenburg zur
Reformkommission vom 13. August 1991", vom 14. August 1991.
[361]Ebd., S. 1.
[362]Ebd., S. 2.
[363]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 34/18 d. Verf., "CDU - Arbeitskreis der Polizei vom 6. August
1991", vom 8. August 1991.
[364]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 43/8 d. Verf., "Dr. Georg Jarzembowski - Anregungen an die
Reformkommission aus Sicht eines Arbeitskreisvorsitzenden, vom 30. Juli
1991", vom 1. August 1991.
[365]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 44/17 d. Verf., "Elisabeth Will - Reformvorschläge, vom 2. August
1991", vom 6. August 1991.
[366]Ebd., S. 2
[367]Ebd., S. 3
[368]Ebd., S. 4
[369]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 35/14 d. Verf., "Dr. Martin Willich - Fragenkatalog vom 5. August
1991", vom 6. August 1991.
[370]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 36/19 d. Verf., "Ingrid Soehring vom 8. August 1991".
[371]Vgl. hierzu Archiv des CDU-Landesverbandes, Dok. 15 d. Verf.; Dr. Martin Müller
war zwischenzeitlich verstorben.
[372]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 36/19 d. Verf., S. 1 f.
[373]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 37/23 d. Verf., "Dr. Roland Salchow - Anmerkungen zu den Fragen an
die Reformkommission", vom 12. August 1991.
[374]Ebd.,
S. 1.
[375]Ebd.
[376]Ebd.
[377]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 38/26 d. Verf., "Wolf Schulemann - Reformanregungen", vom 12. August
1991.
[378]Ebd.,
S. 7.
[379]Ebd., S. 9.
[380]Ebd.
[381]Ebd., S. 10 ff.
[382]Ebd., S. 12.
[383]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 39/27 d. Verf., "KM Wolff Werbeagentur", vom 13. August 1991.
[384]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 40/24 d. Verf., "Wulf Brocke - Beiträge zur Reformdiskussion"
(ohne Datum).
[385]Ebd., S. 2.
[386]Ebd., S. 3.
[387]Ebd.
[388]Ebd., S. 4.
[389]Ebd., S. 5.
[390]Ebd., S. 6 f.
[391]Ebd., S. 5, 8.
[392]Ebd., S. 8-11.
[393]Vgl. dazu die Ausführungen
a.a.O., S. 12 ff.
[394]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 41/1 d. Verf., "Ralph W. Kraehe - Reform-Kommission vom 22. Juni
1991", vom 24. Juni 1991, hier: S. 2.
[395]Zitiert nach Kraehe, ebd., S. 3;
aus: FAZ vom 5. Juni 1991.
[396]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 41/4 d. Verf., "Hans Lafrenz - Reform-Kommission, vom 1. Juli
1991", vom 2. Juli 1991.
[397]Ebd., S. 4.
[398]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 42/6 d. Verf., "H. Raube - Anregungen für die Reformkommission",
vom 25. Juli 1991.
[399]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 45/25 d. Verf., "Rolf Harlinghausen - Überlegungen und Anregungen zur
Parteireform vom 3. August 1991", vom 12. August 1991.
[400]Ebd., S. 1.
[401]Ebd.
[402]Ebd., S. 2.
[403]Ebd., S. 3.
[404]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 46/30 d. Verf., "Acht Mitglieder der JU/CDU - Anregungen für die
Reformkommission", vom 13. August 1991. Nach Aussage eines Mitglieds
dieser Gruppe, die gegenüber dem Verfasser gemacht wurde, wollte man durch
diese Anonymität prüfen, ob die Zusage
des Vorsitzenden der Reformkommission, Dirk Fischer, auch eingehalten wird und
tatsächlich alle eingehenden Vorschläge der Kommission vorgelegt werden.
[405]Ebd., S. 2.
[406]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 47/31 d. Verf., "Heinz Meinke - Anregungen für die Reformkommission,
vom 12. August 1991", vom 15. August 1991 sowie Dok. 48/36 d. Verf.,
"Heinz Meinke - Anregungen für die Reformkommission (Ergänzung), vom 28.
August 1991".
[407]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 47/31 d. Verf., S. 1.
[408]Ebd., S. 2.
[409]Ebd., S. 3.
[410]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 49/32 d. Verf., "Rena Vahlefeld - Zur Reformkommission", vom 19.
August 1991.
[411]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 50/34 d. Verf., "Sigrid Brinkmann - Zur Reformkommission, vom 24.
August 1991", vom 27. August 1991.
[412]Ebd., S. 1.
[413]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 51/37 d. Verf., "Hans-Georg Kuhn - Stellungnahme" (ohne Datum).
[414]Ebd., S. 1 f.
[415]Ebd., S. 6.
[416]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 52/38 d. Verf., "Anni Weid - Zur Reformkommission, vom 24. August
1991", vom 28. August 1991.
[417]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 53/39 d. Verf., "Dr. Irmgard Weber - Reformkommission", vom 29.
August 1991.
[418]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 54/43 d. Verf., "Dietmar Busold - Stellungnahme", vom 19.
September 1991.
[419]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 55/44 d. Verf., "Dr. Helmut Stubbe-da Luz - Thesen und Anregungen zur
CDU-Reform", vom 13. September 1991.
[420]Ebd.,
S. 1.
[421]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 56/5 d. Verf., "Imme Dunze - Anregungen für die
Reformkommission", vom 22. Juni 1991.
[422]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 68 d. Verf., "Schreiben von Markus Ernst Wegner vom 12. August
1991", vom 14. August 1991.
[423]Vgl. dazu: Entscheidung des
Landgerichts Hamburg vom 7. Juni 1991, Az.: 328 0 432/90, zitiert nach Archiv des CDU-Landesverbandes, Dok. 68
d. Verf., S. 2.
[424]Ebd.
[425]Ebd., S. 3.
[426]Zitiert nach Archiv des CDU-Landesverbandes, Dok. 68 d. Verf., a.a.O., S. 3.
[427]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 69 d. Verf., "Brief des Gesprächskreises", vom April 1991.
[428]Ebd., S. 1.
[429]Ebd.; unterschrieben wurde das
Papier u.a. von Leonhard Hoffmann, Gerhard Orgaß, Prof. Dr. Winfried Steffani,
Dr. Helmut Stubbe-da Luz und Markus Ernst Wegner.
[430]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 58 d. Verf., Unterkommission "Verbesserte Finanzausstattung der
Partei", hier: S. 1 (ohne Datum).
[431]Ebd., S. 5; Schreiben von Gunnar
Uldall an die Herren Jürgen Klimke, MdHB, Jens Langsdorff, MdHB, Dr. Hartmut
Schwesinger, MdHB, Dr. Frank Steinmetz, Andreas C. Wankum, Dr. Ernst
Werdermann, Paul Haarmeyer, MdHB, und Wulf Brocke, vom 14. November 1991.
[432]Ebd.
[433]Ebd., S. 6 f.
[434]Ebd., S. 8 f.
[435]Auf eine Aufzählung der
unterbreiteten und dann von der Reformkommission verabschiedeten Vorschläge
soll an dieser Stelle verzichtet werden. Wesentlich ist hierbei die Tatsache,
daß dieser Bereich ebenfalls reformiert werden sollte und entsprechende
Beschlüsse gefaßt wurden. Vgl. hierzu: Archiv
des CDU-Landesverbandes, Dok. 58 d. Verf., S. 17 f, "Änderungen der
Finanz- und Beitragsordnung der CDU Hamburg".
[436]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 59 d. Verf., "Unterkommission Neue Methoden der
Wahlkampfführung" (ohne Datum). Der Kommission gehörten Wulf Brocke, Wulf
Schulemann, Georg Schulemann, K.M. Wolff, Günther Boyer, Wolfgang Beuß, Dieter
Worch, Mark Scheiner und Dieter Irion an. Gemäß den vorhandenen Unterlagen fand
lediglich diese eine Sitzung der Kommission statt.
[437]Ebd., S. 2.
[438]Ebd., S. 3 f.
[439]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 60 d. Verf., „Unterkommission Moderne Formen der Arbeit der Ortsverbände“
(ohne Datum). Mitglieder waren Johannes Mertens, Ole von Beust, Günther Boyer,
Ursula Dau, Ina Eggers, Ralf-Dieter Fischer, Rolf Harlinghausen, Hartwig
Kühlhorn, Bettina Machaczek und Rena Vahlefeld.
[440]Ebd., vgl. dazu S. 2 ff.
[441]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 61 d. Verf., „Unterkommission Arbeit der Vereinigungen“ (ohne Datum). Der
Kommission gehörten Dirk Fischer und in ihrer Eigenschaft als Vereinigungsvorsitzende
Charlotte Fera, Ilse Baseler, Antje Blumenthal, Madeleine Göhring, Eleonore
Rudolph, Dietrich Hoth und Paul Haarmeyer sowie ferner Wulf Brocke, Ralf
Mairose und Gunnar Uldall an.
[442]Ebd., S. 2 f.
[443]Mit Ausnahme der
Landesvorsitzenden der JU, Madeleine Göhring, stimmten die anderen
Vereinigungsvorsitzenden diesem Vorschlag zu - dies vor allem vor dem
Hintergrund, daß die JU als strukturell und finanziell bevorzugt ausgestattet
galt.
[444]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 62 d. Verf., "Unterkommission Politische Weiterbildung der
Mandatsträger und Mitglieder" (ohne Datum). Der Kommission gehörten neben
der Vorsitzenden auch Bernd Reinert, Dr. Ulrich Gill, Wolfgang Kramer, Dr.
Manfred Dahlke, Hermine Hecker, Georg Schulemann, Karen Koop und Heinrich Otto
Leopold an.
[445]Ebd., S. 3
[446]Über die Arbeit der
Projektgruppen liegen im Archiv der CDU-Parteizentrale nur sehr wenige und kaum
aussagefähige Unterlagen vor. Auch auf Nachfrage bei daran Beteiligten konnten
keine weiteren Informationen eingeholt werden. Entsprechend kurz wird daher auf
diese Gruppen eingegangen.
[447]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 63 d. Verf., "Projektgruppe Wolff"" (ohne Datum).
Mitglieder waren K.M. Wolff, Dirk Fischer, Eleonore Rudolph, Johannes Mertens
und Wulf Schulemann.
Da
es für die Themenstellung dieser Arbeit
nicht erforderlich ist, auf die einzelnen Vorschläge detailliert
einzugehen, wird an dieser Stelle darauf entsprechend verzichtet.
[448]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 64 d. Verf. "Projektgruppe Veranstaltungen" " (ohne Datum)
und Dok. 65 d. Verf.
"Projektgruppe Fachkompetenz"" (ohne Datum). Mitglieder der
Projektgruppe "Veranstaltungen" waren Wulf Brocke, Mark Scheiner,
Günther Boyer, Matthias C. Lischke und Gerhard Kleinmagd. Der Projektgruppe
"Fachkompetenz" gehörten Wulf Brocke, Dirk Fischer, Ilse Baseler,
Wulf Schulemann, Dr. Hartmut Schwesinger, Paul Haarmeyer sowie Hans Lafrenz an.
[449]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 66/41 d. Verf., "Ergebnisse der Frauenförderungskommission", vom
12. September 1991.
[450]Ebd.
[451]Süddeutsche
Zeitung vom 28.
Juni 1991.
[452]DIE
WELT vom17. Juni
1991, S. 23.
[453]Süddeutsche
Zeitung, vom 28.
Juni 1991.
[454]WELT
am SONNTAG, vom
1. September 1991, S. 75.
[455]Hamburger
Abendblatt, vom
19. August 1991, S. 12.
[456]WELT
am SONNTAG, vom
1. September 1991, S. 75.
[457]Süddeutsche
Zeitung, vom 28.
Juni 1991.
[458]WELT
am SONNTAG, vom
1. September 1991, S. 75.
[459]Hamburger
Abendblatt, vom
16. September 1991, S. 1, 2, 10; hier: S. 2.
[460]Ebd., S. 1.
[461]Zitiert nach: HAMBURGER RUNDSCHAU, vom 19. September
1991, S. 5.
[462]Ebd.
[463]Hamburger
Morgenpost, vom
14. September 1991, S. 10 f.
[464]Hamburger
Abendblatt, vom
22. Oktober 1991, S. 1, 10; hier: S. 10.
[465]Ebd.
[466]DIE
WELT, vom 23.
Oktober 1991, S. 23.
[467]Hamburger
Abendblatt, vom
22. November 1991, S. 10.
[468]Gegenwärtig gibt es, nach der Auflösung
des Kreisverbandes Alstertal, nur noch sieben CDU-Kreise geben.
[469]Hamburger
Abendblatt, vom
22. November 1991, S. 10.
[470]Ebd.
[471]die
tageszeitung,
vom 6. Dezember 1991, S. 22..
[472]Bild
Zeitung, vom 7.
Januar 1992, S. 6.
[473]DIE
WELT, vom 7. Januar
1992, S. 19.
[474]Bild
Zeitung, vom 7.
Januar 1992, S. 6.
[475]Hamburger
Abendblatt, vom
7. Januar 1992, S. 1f, 10; hier: S. 10.
[476]Ebd.
[477]Hamburger
Morgenpost, vom
7. Januar 1992, S. 12.
[478]Ebd.
[479]Da Dr. Willich auch
Kreisvorsitzender von Wandsbek war und dieser Kreisverband ein sehr umfassendes
Arbeitspapier vorgelegte (vgl. Dok. 28/47 d. Verf.), wurden einige der Fragen
später in diesem Rahmen beantwortet - auch wenn dies dann erst zum 13. November
1991 erfolgte.
[480]Interview d. Verf. mit Wulf
Brocke vom 18. März 1998; Brocke bezeichnete eine solche Resonanz als
"nicht unnormal" sowie als einen Ausdruck der Bequemlichkeit.
[481]Der Landesausschuß tagte jeweils
am 14. September 1991, am 21. Oktober 1991, am 7. Dezember 1991 und am 6.
Januar 1992; Da die Beschlußvorlagen im
Verlauf der Diskussionen keine weitergehenden Veränderungen erfuhren, kann an
dieser Stelle auf eine umfassende Behandlung der Einzelvorlagen verzichtet
werden. Vgl. dazu: Archiv des
CDU-Landesverbandes, Dok. 73 - 84 d. Verf.:
Dok.
73, Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 14. September 1991 vom 4.
September 1991.
Dok.
74, Protokoll der Landesausschußsitzung am 14. September 1991 vom 17. September
1991.
Dok.
75; Erste Beschlußvorlage der Reformkommission der Hamburger CDU für den
Landesausschuß (ohne Datum).
Dok.
76; Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 21. Oktober 1991 vom 7.
Oktober 1991.
Dok.
77; Protokoll der Landesausschußsitzung am 21. Oktober 1991 vom 23. Oktober
1991.
Dok.
78; Zweite Beschlußvorlage der Reformkommission für den Landesausschuß (ohne
Datum).
Dok.
79; Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 7. Dezember 1991 vom 25.
November 1991.
Dok.
80; Protokoll der Landesausschußsitzung am 7. Dezember 1991 vom 11. Dezember
1991.
Dok.
81; Dritte Beschlußvorlage der Reformkommission für den Landesausschuß (ohne
Datum).
Dok.
82; Einladung zur Sitzung des Landesausschusses am 6. Januar 1992 vom 27.
Dezember 1991.
Dok.
83; Protokoll der Landesausschußsitzung am 6. Januar 1992 vom 9. Januar 1992.
Dok.
84; CDU-Reform (Gesamtpapier) - Beschlüsse des Landesausschusses der Hamburger
CDU (ohne Datum).
[482]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 67 d. Verf. (ohne Datum).
[483]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 74 d. Verf., a.a.O., S. 3.
[484]Vgl. dazu Archiv des CDU-Landesverbandes, Dok. 7 d. Verf.
[485]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 67 d. Verf., Inhaltsverzeichnis.
[486]Ebd., S. 1, Randziffer (RZ) 2.
[487]Ebd., RZ 4,5.
[488]Ebd., S. 2, RZ 6, 8.
[489]Ebd., S. 3 f., RZ 9 – 17.
[490]Ebd., S. 4 f., RZ 18-21.
[491]Ebd., S. 5, RZ 22.
[492]Ebd., S. 6 ff., RZ 23 – 31.
[493]Ebd., S. 8, RZ 32.
[494]Ebd., S. 8 f., RZ 33 – 38.
[495]Ebd., S. 10 f., RZ 39 - 45; von
den bisherigen Arbeitskreisen ist beabsichtigt, lediglich den Evangelischen
Arbeitskreis, den Arbeitskreis Christlicher Demokratischer Juristen sowie den
Arbeitskreis Polizei bestehen zu lassen, da diesen andere Zielsetzungen
zugrunde liegen.
[496]Ebd., S. 11 f., RZ 46 – 49.
[497]Dok.
67, a.a.O., S. 13, RZ 50.
[498]Ebd., S. 13, RZ 51.
[499]Ebd., S. 13, RZ 52 – 56.
[500]Ebd., S. 14, RZ 58 – 60.
[501]Reformpapier, S. 15, RZ 65.
[502]Ebd., S. 16 f., RZ 66 - 73, hier:
S. 16, RZ 67.
[503]Ebd., RZ 68.
[504]Ebd., S. 17, RZ 69 – 73.
[505]Ebd., S. 17 f., RZ 74.
[506]Ebd., S. 18, RZ 76 f.
[507]Ebd., S. 20, RZ 82 – 85.
[508]Ebd., S. 20 f., RZ 86.
[509]Ebd., S. 21, RZ 88.
[510]Ebd., S. 22 ff., RZ 91.
[511]Ebd., vgl. hierzu: S. 25, RZ 93 –
95.
[512]Reformpapier, a.a.O., S. 26 f.,
RZ 96a – k.
[513]Ebd., S. 27, RZ 96f.
[514]Ebd., S. 28, RZ 97.
[515]Ebd., S. 29; für den
"Themen"-Komplex des Reformpapiers vgl. S. 29 f., RZ 99 – 107.
[516]Ebd., S. 31 ff., RZ 108 - 130;
hier: S. 31, RZ 108 f.
[517]Ebd., S. 32, RZ 117.
[518]Ebd., S. 33, RZ 125 – 130.
[519]Ebd., S. 33 f., RZ 131 – 136.
[520]Vgl. zu den einzelnen Maßnahmen:
ebd., S. 34 f., RZ 137 - 140, hier: RZ 137.
[521]Ebd., S. 35 ff., RZ 141 – 158.
[522]Ebd., S. 37, RZ 150 – 158.
[523]Ebd., S. 38 - 41, RZ 159 - 187,
hier: S. 38, RZ 160.
[524]Ebd., RZ. 163.
[525]Ebd., S. 41, RZ 182.
[526]Vgl. hierzu: ebd., S. 42 ff., RZ
188 – 204.
[527]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 85 d. Verf., Einladung zur Sitzung
des CDU-Landesausschusses am 15. Februar 1992, vom 5. Februar 1992.
[528]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 87 d. Verf., Synopse der noch nicht beratenen Anträge zur
Satzungsänderung, Stand: 04.02.1992.
[529]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 86 d. Verf., Protokoll der Landesausschußsitzung vom 15. Februar 1992, vom
18. Februar 1992, hier: S. 2f.
[530]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 86. d. Verf., a.a.O., hier: S. 3.
[531]Für die §§ 22 und 24 wurden
folgende Änderungen beschlossen (vgl. Dok. 87 d. Verf., S. 1, 3, 6, 9):
§
22, alt:
§
22 Wahlausschuß
1.
Zur Vorbereitung der Wahlen für das Europäische Parlament, für den Bundestag
und die Bürgerschaft wird ein Wahlausschuß gebildet. In diesen wählen die
Kreisausschüsse je 1 Mitglied und der Landesvorstand die gleiche Anzahl an
Mitgliedern, wie sie der Gesamtzahl aller von den Kreisausschüssen gewählten
Mitgliedern entspricht. Außerdem gehört dem Wahlausschuß ein weiteres Mitglied
an, das vom Landesausschuß gewählt wird und den Vorsitz führt. Es darf für die
betreffenden Wahlen nicht kandidieren. Die Termine werden vom Landesvorstand
festgelegt.
§
22 (neu)
§
22 Wahlausschuß
1.
Zur Vorbereitung der Wahlen für das Europäische Parlament, für den Bundestag
und die Bürgerschaft wird ein Wahlausschuß gebildet. In diesen wählen die
Kreisausschüsse je ein Mitglied und der Landesvorstand vier Mitglieder; die
Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, Frauenunion,
Junge Union, Mittelstandsvereinigung und Senioren-Union entsenden je ein
gewähltes Mitglied. Außerdem gehört dem Wahlausschuß ein weiteres Mitglied an,
das vom Landesausschuß gewählt wird und den Vorsitz führt. Es darf für die
betreffenden Wahlen nicht kandidieren.
Die
Termine des Wahlausschusses werden vom Vorsitzenden im Benehmen mit dem
Landesvorstand festgelegt.
§
24 (alt)
§
24 Aufstellung der Bürgerschafts- und Bezirksversversammlungskandidaten
1. Bei
den Bürgerschaftskandidaten wird über die Plätze 1-5 einzeln abgestimmt. Im
übrigen stimmt die Vertreterversammlung über jeweils zehn aufeinanderfolgende
Bürgerschaftskandidatenplätze ab.
Lehnt
die Vertreterversammlung zweimal nacheinander Vorschläge des Wahlausschusses
für einen Einzelvorschlag für die Bürgerschaft ab, so können mit Unterstützung
von 15 Mitgliedern der Vertreterversammlung für den nächsten Wahlgang auch
Vorschläge aus der Mitte der Vertreterversammlung gemacht werden.
2.
Lehnt die Vertreterversammlung zweimal nacheinander Listenvorschläge des
Wahlausschusses für zehn aufeinanderfolgende Bürgerschaftskandidatenplätze ab,
so können mit schriftlicher Unterstützung von 15 Mitgliedern der
Vertreterversammlung für den nächsten Wahlgang Änderungsvorschläge zum
Listenvorschlag des Wahlausschusses auch aus der Mitte der Vertreterversammlung
gemacht werden.
§
24 (neu)
§24
Aufstellung der Bürgerschafts- und Bezirksversammlungskandidaten
1.
Bei den Bürgerschaftskandidaten wird über die Plätze 1-10 einzeln abgestimmt.
Im übrigen stimmt die Vertreterversammlung über jeweils zehn
aufeinanderfolgende Bürgerschaftskandidatenplätze ab.
Lehnt
die Vertreterversammlung Vorschläge des Wahlausschusses für einen
Einzelvorschlag für die Bürgerschaft ab, so können mit Unterstützung von 15
Mitgliedern der Vertreterversammlung für den nächsten Wahlgang auch Vorschläge
aus der Mitte der Vertreterversammlung gemacht werden; das Vorschlagsrecht des
Wahlausschusses bleibt unberührt.
2.
Lehnt die Vertreterversammlung Listenvorschläge des Wahlausschusses für zehn
aufeinanderfolgende Bürgerschaftskandidatenplätze ab, so können mit
schriftlicher Unterstützung von 15 Mitgliedern der Vertreterversammlung für den
nächsten Wahlgang eigene Listenvorschläge auch aus der Mitte der
Vertreterversammlung gemacht werden; das Vorschlagsrecht des Wahlausschusses
bleibt unberührt.
[532]Die Zahlen basieren auf
Erfahrungen des Verfassers aus dem CDU-Ortsverband Fuhlsbüttel, in dem dieser
selbst Mitglied ist
[533]Für das erste Halbjahr 1992 wurde
ein landesweiter "Ideen-Workshop" vorgesehen, auf dessen Grundlage
Konzeptionen für die künftige Arbeit der Partei, vor allem im Hinblick auf neue
Veranstaltungsformen, ausgearbeitet werden sollten. Vgl. hierzu: Reformpapier,
a.a.O., S. 28, RZ 98.
[534]die
tageszeitung,
vom 7. Januar 1992, S. 21 f.; hier: S. 22.
[535]Prof. Dr. Steffani wurde1989 zwar
zu einer Mitarbeit in der Satzungskommission eingeladen, dies geschah jedoch in
einem Kontext, der es ihm faktisch unmöglich machte , tatsächlich daran
mitzuwirken.
[536]Archiv
des CDU-Landesverbandes,
Dok. 67 d. Verf., Faltblatt des CDU-Landesverbandes "Reform Bilanz
`92", 1992.
[537]Ebd., S. 3.
[538]Ebd., S. 3 f.
[539]Ebd., S. 3; Der
Durchschnittsbeitrag der Mitglieder stieg von 8,14 DM Ende 1991 auf 9,38 DM zum
damaligen Zeitpunkt.
[540]Ebd., S. 6.
[541]Ebd.
[542]Ebd., S. 5.
[543]Interview des Verfassers mit Wulf
Brocke vom 18. März 1998.
[544]Vgl. hierzu Dokument 65 d. Verf.,
Thesenpapier Dirk Fischer;
verschickt an die Mitglieder des Landesvorstandes, Orts-, Kreis- und
Vereinigungsvorsitzenden, Bürgerschaftsabgeordneten, Vorsitzenden der
Bezirksfraktionen, Geschäftsführer der Kreisverbände und Vereinigungen der
Hamburger CDU sowie Herrn Wulf Schulemann (Wahlkampf), Herrn Dr. Volkmar Schön
(Geschäftsführer der CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft) und Frau
Cornelia Schroeder-Piller (Persönliche Referentin des Vorsitzenden der
CDU-Bürgerschaftsfraktion, Ole von Beust) am 6. April 1998 anläßlich einer
Klausurtagung der Hamburger CDU am 15. April 1998; sowie: Hamburger Abendblatt vom 16. April 1998, S. 1
f.
[545]Thesenpapier
Dirk Fischer, a.a.O.,
These 3, S. 1.
[546]Ebd., Thesen 4 und 5; Fischer
zielte mit seiner Bemerkung hinsichtlich einer fehlenden Führungsreserve, wie
oben bereits dargelegt, auf den personellen Wechsel innerhalb der Hamburger CDU,
als eine Gruppe von Mitgliedern aus der Jungen Union um Jürgen Echternach, der
Fischer selbst auch angehörte, die Führungspositionen innerhalb der Partei zu
übernehmen begann, sich die Union von einer Honoratiorenpartei hin zu einer
mitgliederstarken Großstadtpartei entwickelte und in den folgenden Jahren ihre
besten Wahlergebnisse in der Hansestadt erzielte.
[547]Thesenpapier
Dirk Fischer, a.a.O.,
Thesen 6 - 9, S. 2 f.
[548]Hamburger
Abendblatt vom
16. April 1998, S. 1.
[549]Ebd.
[550]Ebd.
[551]Interview des Verfassers mit
Antje Blumenthal vom 18. März 1998.
[552]Ebd.
[553]Interview des Verfassers mit
Johannes Mertens am 29. April 1998.
[554]Ebd.
[555]Ebd.
[556]Vgl. die genannten Interviews des
Verfassers mit Mitgliedern der Hamburger CDU.
[557]Vgl. hierzu: Archiv des CDU-Landesverbandes, Dok. 88 d. Verf., § 24 der Satzung
der Hamburger CDU vom 29. Februar 1992 sowie Archiv des CDU-Landesverbandes, Dok. 89 d. Verf., § 24 der Satzung
der Hamburger CDU vom 25. Juni 1993, dessen zentrale Neuerung lautet (3 24
Ziff. 1 Satz I): "Über die Vorschläge des Wahlausschusses zur
Bürgerschaftsliste wird in Einzelwahl abgestimmt."
[558]Hamburger
Abendblatt vom
28. Oktober 1997, S. 14; aus einem Gespräch des Hamburger Abendblattes mit
Jürgen Echternach zu dessen 60. Geburtstag.
[559]Deutlich wurde dies u.a., als der
Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl 1997, Ole von Beust, der
Landesvorsitzende Dirk Fischer, Bundesverteidigungsminister Volker Rühe sowie
weitere führende Hamburger CDU-Politiker zusammen mit Jürgen Echternach auf
Einladung der dortigen Schausteller einen Bummel über den Hamburger
"Dom" machten - ein derartiges Auftreten mit Echternach in der
Öffentlichkeit hätte man noch einige Monate zuvor für nicht besonders geschickt
erachtet. Vgl. dazu: Hamburger
Abendblatt vom 2. Dezember 1996.
Ein
Beleg dafür ist auch der Empfang für Echternach, den die CDU zu dessen 60sten
Geburtstag im Kaisersaal des Hamburger Rathauses veranstaltete.
Ferner
die Äußerung eines Kreisvorsitzenden der Jungen Union vom 27. November 1996,
der meinte, daß "dem Politiker Jürgen Echternach von vielen aus der JU
gegenwärtig ein erstaunliches Maß an Zuspruch bis hin zu Bewunderung"
entgegengebracht werde.
[560]Hamburger
Abendblatt vom
27. November 1997, S. 14.
[561]Interview des Verfassers mit Wulf
Brocke vom 18. März 1998.
[562]Interview des Verfassers mit
Antje Blumenthal vom 18. März 1998.
[563]die
tageszeitung vom
7. Januar 1992, S. 21.
[564]Frankfurter
Allgemeine Zeitung
vom 13. Juli 1996.
[565] Hamburger Abendblatt vom 16. April 1998, S.2