3.4.3 Entwicklung einer Methode für die Auswertung der Dokumentationen |
Basierend auf den konsultierten Arbeiten zur Dokumentationsauswertung (insbesondere der Inhaltsanalyse), die bereits in ihrer Mehrzahl (Mühlfeld u.a. 1981, Krüger 1983, Bardin 1986, Bos / Straka 1987, Bos 1988, Bos / Tarnai 1989 und 1996a, Mayring 1990 und 1993, Villar / Marcelo 1992, Kuckartz 1992, Huschke-Rhein 1993, Moser 1995, Groeben / Rustemeyer 1995, Flick 1995, Rustemeyer / Bentler / König 1995, u.a.) zitiert wurden, und auf allen in diesem Kapitel, besonders in den beiden vorhergehenden Abschnitten, angestellten Reflexionen, wurde das folgende Verfahren (theoretisch-praktisch) für die Analyse der gesammelten Information, sowohl der Expertinnen- und Expertenbefragungen als auch der Curriculumkonferenzen, ausgearbeitet (101).
Für seine praktische Anwendung ist das Vorhandensein eines aktuellen Textverarbeitungsprogramms mit Mehrfachmarkierungen und natürlich eines PCs notwendig, das die Arbeit mit großen Dokumenten und mit mehreren Tabellen gleichzeitig erlaubt (102). Andere, in den letzten Jahren entwickelte Textanalyseprogramme (Bos / Tarnai 1996a), sind nicht erforderlich, die Arbeit kann vom ersten Entwurf bis zur endgültigen Präsentation der Resultate mit dem gleichen Programm und sogar innerhalb des gleichen Dokuments durchgeführt werden. Die folgenden Verfahrensschritte setzen also die ständige Nutzung des Textverarbeitungsprogramms voraus. Auch wenn man die angewandte Methode für manuell halten könnte, wäre doch ihre schnelle und effiziente Umsetzung ohne Computer unmöglich, was einmal mehr die entscheidende Rolle technologischer Fortschritte für die qualitative Forschung - und hier für die PAF - unter Beweis stellt (Moser 1995, Flick 1995, Bos / Tarnai 1996a und 1996b).
Der oder die Forscher haben vom ersten Moment der Interviews und/oder der Gruppendiskussionen direkt und ständig Berührung mit den Materialien. Dem folgt die Phase der wörtlichen Transkription unter Beachtung bestimmter Kriterien wie Datum des Interviews / der Gruppendiskussion oder alphabetische Anordnung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Jedem Absatz sollten die Initialen des Sprechers folgen, wie in den Dokumentationen I und II geschehen. Nach dem Rückfluß der Informationen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es empfehlenswert, sie mit einigen von ihnen zu diskutieren, um die Inhalte der Texte nochmals zu bestätigen; so kann auch die besondere spezielle Bedeutung bestimmter Aussagen fixiert werden. Wenn die Interviews strukturiert und standardisiert durchgeführt wurden, ist es nicht notwendig, jedes einzelne ständig präsent zu haben, einige (mindestens zwei) sind ausreichend, um die generellen Gedanken zu den behandelten Themen nicht aus den Augen zu verlieren. Im Fall der Gruppendiskussionen ist es ebenfalls ratsam, mit den Transkriptionen von jeweils mindestens einer Gruppe je Gebiet (Städte, Länder, Institutionen etc.) zu arbeiten. Zusammenfassen läßt sich diese ständige Orientierung an den Originalaussagen wie folgt: direkte Präsenz am Ort der Herkunft von Informationen, soweit wie möglich persönliche Transkription, Rückfluß und erneute Diskussion der Informationen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und wiederholte Lektüre eines oder zweier Muster der Materialsammlung. Im Rahmen dieses ersten Schritts können mögliche Themen und Begriffe für die Bildung eines Kategoriensystems angedacht und profiliert werden.
Laut Bos / Straka (1987, 32) sind die Kategorien "nur so gut wie ihre theoretischen Vorgaben, denn nur wenn die Theorie zutrifft, bildet auch die inhaltsanalytische Kategorie die im Text erfaßte Wirklichkeit richtig ab". Die in den offenen, strukturierten und standardisierten Interviews bei der Expertinnen- und Expertenbefragung oder der Tagesordnung bei der Gruppendiskussion enthaltenen Hauptthemen sichern den ersten und wichtigsten Schritt der Erarbeitung eines Kategoriensystems. So ist nach Bos (1988) die Kategorienbildung die Hauptbasis des Kategorienbildungssystems. In der vorliegenden Studie wurde das Kategoriensystem entsprechend der neun Fragen konstruiert, die ihrerseits in drei Fragenkomplexen organisiert sind, so daß auch von drei Gruppen von Kategorien oder drei großen Dimensionen mit jeweils drei Oberkategorien gesprochen werden kann. Bei der Gruppendiskussion ist das Verfahren ähnlich. Orientierung bei der Präsentation des Systems von Kategorien und Oberkategorien gaben speziell die Autoren Rustemeyer / Bentler / König (1995).
Die Kategorien können induktiv oder deduktiv hergeleitet werden, einige von ihnen waren in den neun Fragen bereits implizit enthalten, während andere direkt aus dem Material gewonnen wurden. Für die Gruppendiskussion wurden faktisch alle Kategorien aus der Lektüre der Texte abgeleitet. In 3.5.3.1 gibt es Vorüberlegungen über mögliche Themen und Kategorien im Kontext der jeweiligen Fragen; um die ausgewählten Kategorien zu verifizieren und neue zu gewinnen, wurden jedoch zwei zufällig ausgewählte Interviews einer zweiten Lesung unterzogen. Anhand der Lektüre von vier der 25 Texte - zwei je Land - bildete sich eine erste Gruppe von Kategorien, die nicht den Fragenkomplexen zugeordnet waren.
Einige Programmtypen für die computergestützte Textanalyse offerieren zwar unterschiedliche Analysestrategien auf der Grundlage von Codes und Memos, während des Forschungsprozesses sollte jedoch das Material aufmerksam gelesen werden, um einen Anfangspunkt für die Erarbeitung der Kategorien zu haben. Hierbei wurden traditionelle Funktionen von Textverarbeitungsprogrammen mit Mehrfachmarkierungen genutzt und aus linguistischer Sicht Kodexlisten (Synonyme oder ähnliche Begriffe) erstellt, die Ausgangspunkt für die Ermittlung der größtmöglichen Zahl von Kategorien je Frage waren. Die vorhandenen Programmtypen zielen auf die Erarbeitung großer Kodexsysteme ab, was der üblichen Praxis bei der Analyse von Textinhalten entspricht (103). Die in der vorliegenden Arbeit verwendete Methode nutzt die nicht unbedingt unverzichtbaren Codes als Mittel zur unkomplizierten und schnellen Identifizierung gemeinsamer Themen, die später als Kategorien formuliert werden können. Schlüssel der Methode ist jedoch die Zerlegung der Texte, die im folgenden erläutert wird.
Dies ist der wichtigste Teil der Informationsanalyse in der vorliegenden Untersuchung. Nach den Vorschlägen von Bardin (1986), Bos (1988) und Kuckartz (1992) wurde in folgender Weise vorgegangen:
Es geht nicht um die Quantifizierung einzelner Begriffe im Hinblick auf ihre Häufigkeit innerhalb eines Gesprächs oder im Verhältnis zu anderen Begriffen. Ebensowenig sollen Zeilen quantifiziert oder identifiziert oder einfach paraphrasiert werden, da sich das in einer Modifizierung ihres ursprünglichen Inhalts niederschlagen kann. Jede Äußerung der Expertinnen und Experten sollte respektiert und permanenter Kontakt zum Inhalt der Texte gehalten werden, um sie nicht in Form abstrakter Symbole als externe Schlüssel oder Charakterisierungen zu simplifizieren. Das stünde im Widerspruch zur Intention der PAF, die Erkenntnisse in Kooperation mit denen zu erarbeiten, die am Forschungsprozeß beteiligt sind. Natürlich bieten die untersuchten Textanalyseprogramme die Möglichkeit, Teile des Textes an jeder beliebigen Stelle einzufügen und zu kommentieren oder als wörtliche Zitate zu verwenden, aber nicht alle garantieren das gleichzeitige Schreiben und Analysieren unter Wahrung der Zuordnung von Aussagen zu den jeweils bearbeiteten Kategorien.
3.4.3.4 Gruppierung der Aussagen nach den Kategoriensystemen |
Dieser vierte Arbeitsschritt erfordert größte Sorgfalt, da hier linguistische Elemente ins Spiel kommen, die für ein Textanalyseprogramm nicht leicht zu entschlüsseln sind, selbst wenn es über eine extrem große Zahl von Codes verfügt, was Zweifel an der Effizienz nicht ausräumt. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Bei einem Satz wie "Yo estoy dispuesta a participar en un grupo para la revisión de los programas si de objetivos se trata" (ML) [Übers: "Ich bin zur Partizipation in einer Gruppe zur Revision von Programmen (105) bereit, wenn es um Ziele geht" (ML)] werden bei Verwendung der Funktion Ersetzen oder bei der Suche nach Schlüsselworten oder Codes (z.B. automatisch die sechs Begriffe (Substantive, Adjektive und Verben) markiert, die in dem Satz auftauchen. Aber nur ein Begriff (Programme) widerspiegelt die tatsächliche Bedeutung der Aussage im Kontext der Kategorie zu Problemen der Programme für den Mathematikunterricht. Die übrigen Begriffe (Codes) sind mit dieser Kategorie nicht zu verbinden, sondern entsprechen eher anderen Kategorien aus dem Kontext der Untersuchung wie z.B.: Bereitschaft im Lehren und Lernen von Mathematik, Partizipation im Mathematikunterricht etc.
Das Wort Revision könnte einen direkten Bezug zur Kategorie Evaluation oder zu Überlegungen zu möglichen Zielen des Mathematikunterrichts aufweisen. Es gibt jedoch noch andere, sinnbildliche und in gewisser Weise subjektivere Kategorien, die direkt mit den in diesem Satz gebrauchten Schlüsselworten wie Bereitschaft und Partizipation zu tun haben. Eine solche Kategorie könnte z.B. die positive Haltung von Lehrenden an Schule und Hochschule zu Bemühungen um Veränderung sein. Hier tauchen völlig andere Codes auf, und die Aussage von ML ginge verloren, obwohl sie von großer Bedeutung dafür ist.
Auch der Begriff Ziele erhält seine linguistische Bedeutung aus dem Kontext. Wie kann gesichert werden, daß ein Programm diese Aussage entsprechend der Kategorie Lehrpläne, zu der sie eigentlich gehört, automatisch zählt, auswählt, eingruppiert, verknüpft oder analysiert? Noch schwieriger ist die Frage nach dem Sinn bestimmter Präpositionen im Satz bei Sprachen wie Spanisch oder Deutsch, die reich an solchen Formen sind. In einem Satz wie z.B. "Ich entwickle den Mathematikunterricht unter Verwendung von Anwendungsbeispielen" oder "Ich entwickle den Mathematikunterricht ohne Verwendung von Anwendungsbeispielen" bestimmt sich der gegensätzliche Sinn ausschließlich aus den Präpositionen "unter" und "ohne". Dieses Dilemma könnte unter Umständen durch eine fast unendliche Zahl von Code-Kombinationen gelöst werden, von denen viele sinnbildlich sein müßten. Es ist jedoch zweifelhaft, ob damit das Problem behoben wird, denn damit bestünde auch die Gefahr, daß Aussagen vermischt werden, die nichts miteinander zu tun haben. In der Literatur finden sich eine Reihe von Beispielen oder Empfehlungen für die Verwendung dieser Programmtypen, von denen viele eher Gegenargumente sind und Zweifel an deren Effizienz wecken, sofern spezielle Kriterien angewandt werden, die die Bedeutung der Aussagen einschränken und außerdem nur auf die Korrelation einiger Variablen abzielen, da viele im Prozeß der Codierung verlorengehen. Oder bei der nachfolgenden manuellen Verifizierung und Auswahl der Aussagen, so daß hier die Anwendung eines Textanalyseprogramms gar keinen Sinn ergibt.
Um zum Beispiel zurückzukehren, die betroffene Kategorie bezieht sich einfach darauf, daß der Mathematikunterricht in beiden Ländern, besonders in der Grund- und der Sekundarstufe, eng mit den Lehrplänen verbunden und diesen unterworfen ist. In dieser Kategorie fließt eine Vielzahl von Aussagen zusammen, die der von ML ähneln und ihr aus quantitativer Sicht Gewicht geben und Argumente für ihre Interpretation liefern (106) . Dabei gibt es Äußerungen, in denen Schlüsselworte wie Lehrpläne, Lehrprogramme oder Ziele gar nicht auftauchen, die aber dennoch dieser Kategorie zuzuordnen sind. Solche Aussagen können ohne größere Probleme mittels Computer lokalisiert werden, wenn eine systematische Methode der Lektüre und manuellen Auswahl verwendet wird. Für die Auswahl und Gruppierung der Aussagen wurde hier schließlich folgendes Vorgehen gewählt:
Auf diese Weise wurden fast alle Aussagen in Kategorien eingruppiert, die übrigen wurden nachfolgend analysiert, um zu prüfen, ob sie zu einer der im System enthaltenen Kategorien gehören oder warum sie außerhalb der diskutierten Themen standen. Möglich ist auch die Existenz von Aussagen, die zu anderen Kategorien bzw. Fragen gehören und daher unter Berücksichtigung der für ihre Auswahl verwendeten Kriterien unmittelbar dort eingruppiert werden können, wobei der Einfluß dieser Kriterien auf mögliche Vergleiche bei der Analyse beachtet werden muß. So kann es in einem Interview vorkommen, daß zur letzten Frage Antworten gegeben werden, die fast ausschließlich Bezüge z.B. auf die erste Frage aufweisen. Für ihre Einordnung ist zu klären, ob das Kategoriensystem global konstruiert ist oder nicht. In der vorliegenden Arbeit wurde separat nach den drei Fragenkomplexen vorgegangen, die, obwohl sie eng miteinander verflochten sind, für drei große Themen der Forschung stehen. Daher wurde ein Kategoriensystem aus drei Untersystemen entsprechend der drei Fragenkomplexe gebildet. Eine Zuordnung von Aussagen außerhalb der Fragenkomplexe, in denen sie geäußert wurden, ist daher vermieden worden.
3.4.3.5 Quantifizierung der Aussagen und Bildung von Diagrammen |
Die Quantifizierung der Aussagen kann mit Hilfe der traditionellen Funktionen eines Textverarbeitungsprogramms vorgenommen werden, zum Beispiel der Numerierung und der Funktion Formel für einfache Berechnungen wie Summen und Prozentsätze. Mittels der Befehle Diagramme und Tabelle lassen sich innerhalb des Dokuments die erforderlichen Graphiken erstellen. Die in 3.4.3.4 beschriebenen Schritte garantieren die quantitative Bearbeitung der Aussagen, z.B. die Ermittlung der Bedeutung einer bestimmten Kategorie in Relation zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich dazu äußerten, zur Anzahl der Aussagen je Teilnehmer, ihrer Relevanz in jedem Land und Vergleiche zwischen den Kategorien. Entsprechend der Interessen des Forschers oder der Forschergruppe läßt sich jede Aussage nach Geschlecht, Alter, Institution, Bildungsebene usw. zuordnen. So kann z.B. analysiert werden, welche Meinung Grundschullehrer zum Mathematikunterricht vertreten im Vergleich zu Universitätsprofessoren oder umgekehrt.
Das Interesse der vorliegenden Arbeit richtete sich auf die Analyse des Gewichts der Aussagen zu jeder Frage in jeder Kategorie entsprechend dem Land und der Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Darüber kann man hinausgehen und zum Beispiel Relationen und Korrelationen zwischen den Kategorien herstellen, wenn man ein Statistik-Programmpaket wie z. B. SPSS, SYSTAT, STATGRAPHICS nutzt, das war jedoch weder Gegenstand noch Intention der Analyse. Dieser Schritt ist möglich und in einigen Fällen auch empfehlenswert. Bei der Zählung der Aussagen als Methode der Inhaltsanalyse sollte auf ihre Gruppierung in einer Skala (107) verzichtet werden, da es in einer offenen Befragung fast unmöglich ist, den Grad zu bestimmen, in dem eine Meinung geäußert wurde.
Diese Phase des Verfahrens gilt der Interpretation jeder einzelnen Kategorie unter Verwendung quantitativer und qualitativer Strategien. Graphisch wird die Häufigkeit der Aussagen dargestellt, prozentual und deskriptiv werden die Kategorien und Oberkategorien oder Dimensionen analysiert. Obwohl die verwendete Methode entsprechend der fünf vorangegangenen Abschnitte darin bestand, durch einen reduktiven Prozeß große Textmengen in Kategorien und Oberkategorien umzuwandeln, wurde die Information nicht in Koeffizienten zusammengefaßt, die wesentliche Bedeutungen der Expertinnen- und Expertenäußerungen sortieren. Moser (1995, 178) verdichtet diesen Aspekt auf elegante Weise:
"Daher handelt es sich bei der qualitativen Datenanalyse nicht nur um Reduktion, sondern auch um eine verdichtete "Explikation" der Daten. Nach Lamnek ist es gerade das Kennzeichen quantitativer Forschung, daß sie viel stärker auf eine Reduktion hinziele -in dem z. B. in der statistischen Analyse die Vielzahl und Vielfalt von Daten auf einen Koeffizienten reduziert wird, um so einen Informationsgewinn zu erhalten. Qualitative Forschung dagegen sei eher explikativ: "Gerade wenn man sich in qualitativer Forschung auf Texte bezieht, wird deutlich, daß neben dem Text als Daten zusätzliche Informationen als dessen Explikation und Interpretation produziert werden." (Lamnek 1993/1, 201)" (Moser 1995, 178).
Andererseits war es bei der Informationsanalyse besonders wichtig, die Äußerungen der Expertinnen und Experten in Form von wörtlichen Zitaten, die zudem umfassend, aufklärend und argumentativ sind (108), immer einzubeziehen. Umfangreichere Zitate wurden verwendet, um jede einzelne Kategorie zu erläutern. Die Sichtweisen der Expertinnen und Experten sollen und müssen sich auch in der endgültigen Präsentation der Resultate niederschlagen, da es sich um ihre Meinungen handelt, die zwar summiert und in einigen Fällen zerlegt wurden, aber insgesamt das Rückgrat der gesamten Untersuchung bilden und die Gewinnung und Begründung des Kategoriensystems überhaupt erst ermöglichten. Abschließend folgen sechs Hinweise zur Analyse und Präsentation der Resultate ab Kapitel 4:
Die Beschreibung der verwendeten Methode erscheint in gewisser Weise kompliziert, was aber so nicht stimmt. Im Gegenteil, diese Methode bietet zahlreiche praktische Vorteile: man kann gleichzeitig mit sehr vielen Informationen arbeiten, eine relativ große Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfassen und den Prinzipien der PAF Rechnung tragen. Sie bietet Unterstützung bei der Erarbeitung des Kategoriensystems, ist quantifizierbar und ermöglicht Vergleiche entsprechend den Intentionen der Untersuchung. Es werden weder Memos noch spezielle Marken oder Code-Systeme gebraucht, auch gehen keine Informationen verloren, da jede Aussage präzise der jeweiligen Person und Kategorie zugeordnet werden kann. Die reale Meinung des Teilnehmers steht in dem Moment, in dem sie gebraucht wird, zur Verfügung. Eine Paraphrasierung durch den Analysierenden, die den Sinn der Äußerungen modifizieren könnte, wird vermieden. Ebenso wird die Verwendung komplexer statistischer Methoden vermieden, die sich bei zahlreichen Autoren in Inhaltsanalyse und qualitativer Forschung in jüngster Zeit immer stärker findet.
Für die Auswertung der im PAF-Prozeß (der auch für andere Modelle Gültigkeit hat) gewonnenen Informationen muß dieses Schema (Abb. 20) nicht automatisch und sequentiell angewandt werden. In Abhängigkeit davon, ob der Forscher oder die Forscherin ein Kategoriensystem bilden, eine quantitative Untersuchung durchführen oder einfach die Schritte (1), (3), (4 ohne Kategorien) und (6) anwenden, können Schritte weggelassen oder hinzugefügt werden. Man beachte, daß die Schritte (2) und (3) gleichzeitig durchgeführt werden können, wie in der vorliegenden Untersuchung geschehen, da das Kategoriensystem unter Verwendung der induktiv-deduktiven Methode erarbeitet wurde.
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Endnote:
(101) Siehe Abb. 10, Abschnitt 3.2.1.1. und Abb. 20, Abschnitt 3.4.3.7.
(102) Zu berücksichtigen sind bei der notwendigen Anschaffung von leistungsfähigen Computern natürlich die sozioökonomischen Bedingungen (s. Kapitel 4) der Lehrenden an Schule und Hochschule in Nicaragua und Venezuela. Sie sind aufgefordert, sich in ihren Einrichtungen dafür einzusetzen, daß der Staat diese ausreichend ausstattet, so daß z.B. PCs kollektiv genutzt werden können, denn die Gehälter lassen es in beiden Ländern nicht zu, sie privat anzuschaffen.
(103) Siehe auch Bos / Tarnai (1996). Dort sind die aktuellsten und gebräuchlichsten Textanalyseprogramme aufgeführt.
(104) Siehe Anhang 10.3 (Beispiel für die Auswertung der Expertinnen- und Expertenaussagen).
(105) Das Wort Programm bezieht sich sowohl in Nicaragua als auch in Venezuela auf die Lehrpläne, wobei "Lehrprogramme" der im Bildungssprachgebrauch übliche Begriff ist. Inzwischen ist er auch zu einem vielgebrauchten Terminus der Computersprache geworden und hat hier die gleiche Bedeutung wie im Deutschen.
(107) In Venezuela und Nicaragua wendet man in der quantitativen Forschung die "Skala Likert" oder "Skala Tortone" an. Zum Begriff der Skala und seinen verschiedene Anwendungen vgl. z. B. Friedrichs (1980).