Endnoten
1 Andere im Hinblick auf die wissenschaftliche Weltsicht relevante Begriffe sind Episteme, Schule und "Image". Das Foucaultsche Konzept der "episteme" hält Spiegel (1991, 675) für "a concept similar to Kuhn's paradigm." Der Begriff bezieht sich auf "a particular manner of knowing reality" (O'Connor 1994a, 64), betont aber mehr als die anderen hier genannten Begriffe den Epochencharakter der Arten zu Wissen. Der Begriff der Schule bezieht sich dagegen ausschließlich auf den inneren Zusammenhalt der Wissenschaft: "A school within a science is a collection of affiliated scientists who display a considerably higher degree of agreement upon a particular set of views than the science as a whole displays" (Stigler 1969, 227). Für Schumpeter (1965, 581) waren z.B. die frühen Ricardianer eine "Schule in unserem Sinne: Es gab einen Meister, eine Lehre und es bestand ein persönlicher Zusammenhalt; es gab einen Kern, Einflußsphären und Ausläufer." Bouldings (1971b) Konzept des "Image" ist mit diesen Begriffen verwandt. Image bezieht sich bei Boulding auf für sicher gehaltene Eigenschaften der Welt, auf subjektives Wissen. Dieses Wissen beeinflußt menschliches Verhalten und hat folglich auch Implikationen für wissenschaftliche Arbeit.
2 Vision hat hier also weder etwas mit Halluzinations- oder religiösen Erlebnissen noch mit (politischen) Zukunftsentwürfen zu tun.
3 An anderer Stelle verwendet Schumpeter (1949, 350) auch den Begriff "Intuition"; auch Montaner (1967, 18) verwendet die Begriffe Vision und Intuition synonym.
4 Ich kann und will hier nicht auf den Werturteilsstreit eingehen. Es geht hier ausschließlich um die Unterscheidung von normativen und positiven Aussagen insoweit, als diese Differenz für den weiteren Gang der Arbeit hilfreich – problemlösend – sein kann.
5 Daher rührt wohl auch die bemerkenswerte Unterscheidung, die Lucas mit Blick auf die Wachstumstheorie vornimmt. Laut Lucas ist "growth theory defined as those aspects of economic growth we have some understanding of, and development defined as those we don't" (zit. in Brinkman 1995, 1175).
6 Vgl. zu Entwicklungszielen beispielsweise Amelung (1992, 417), Enquete-Kommission (1994, 34ff.), Gillis et al. (1987, 71ff.), Nohlen/Nuscheler (1992, 64ff.), World Bank (1992, 34).
7 Pfisters Aussage steht hier lediglich für buchstäblich unzählige ähnliche Äußerungen zu diesem Thema. Pfister (1994, 88) zitiert übrigens einen gewissen bernischen "Kantonsforstmeister Marchand", der sich 1849 in folgender Weise zum Thema ausließ: "Wir fühlen jetzt keinen Mangel, [...] weil wir uns nicht mit den Renten begnügen, sondern auch das Kapital verzehren [...], weil wir unsere Nachkommen plündern, welche in der verzweifelten Lage, die wir ihnen bereiten, dereinst unsere Unwissenheit oder vielmehr unseren Egoismus verwünschen werden" – die Aktualität dieses Zitats wird im folgenden noch sehr deutlich werden.
8 Vgl. z.B. Lipietz (1997, 672), Nordhaus (1994, 311ff.), Nutzinger/Radke (1995a, 23; 1995b, 226), Page (1977, 200ff.), Pearce/Turner (1990, 236), Radke (1995a, 293f.), Tacconi/Bennet (1995, 217ff.), Tietenberg (1992, 35f.). Rawls hat schon in den 1970er Jahren ressourcenökonomische Arbeiten wie die von Solow (1974a) inspiriert (s. auch Solow [1986, 143], wo er erklärt, daß er nicht zuletzt durch die Theory of Justice und die Publikationen des Club of Rome zur Auseinandersetzung mit Ressourcenproblemen motiviert wurde).
9 Vornholz (1993, 105ff.) unterscheidet egozentrische, anthropozentrische, pathozentrische, biozentrische und holistische umweltethische Konzepte. Zu Fragen der im Umgang mit der natürlichen Umwelt adäquaten Ethik vgl. auch Costanza/Daly (1987, 3f.), Shue (1995), Lal (1995), Pearce (1987).
10 Auf Hicks beziehen sich z.B. Common/Perrings (1992, 9f.), Daly (1989b; 1991b, 249f.; 1995a, 53; 1996a, 99f.), Daly/Cobb (1994, 69ff., 147), Ekins (1993, 278), Hinterberger (1993, 426), Leipert (1989, 71), Nordhaus (1994, 314ff.), Tietenberg (1992, 582).
11 Der Vollständigkeit halber: Hicks (1979, 174) definiert Einkommen Nr. 2 als "the maximum amount the individual can spend this week, and still expect to be able to spend the same amount in each ensuring week."
12 Vgl. z.B. Burmeister et al. (1996), Busch-Lüty (1992), Minsch (1993), Seifert (1995), Vornholz (1995).
13 An anderer Stelle (Hauff 1987, 9f.) wird dauerhafte Entwicklung als Entwicklung bezeichnet, "die den gegenwärtigen Bedarf zu decken vermag, ohne gleichzeitig späteren Generationen die Möglichkeit zur Deckung des ihren zu verbauen."
14 Vgl. zu Aspekten dieser Geschichte beispielsweise Harborth (1991, 15ff.), Huber (1995, 10ff.), Nutzinger/Radke (1995a, 14ff.), van den Bergh/van der Straaten (1994b, 2ff.), UBA (1997, 2ff.), Voss (1997, 1ff.).
15 Vornholz (1997, 39) unterscheidet zwischen "neoklassischen Ressourcen- und Umweltökonomie und dem Sustainable Development-Ansatz" und impliziert damit offensichtlich gar eine Identität von Sustainable Development und Ecological Economics.
16 Überlegungen zur Gründung einer solchen wissenschaftichen Vereinigung hat es bereits in den 1970ern gegeben. Wie Boulding (1993, 179) berichtet, war ein Hinderungsgrund für eine frühere Gründung, daß man sich nicht auf einen Namen einigen konnte. Bezeichnenderweise schlug Daly "The Society for a Steady-State Economics" vor, Georgescu-Roegen "The Society for Bioeconomics" und Boulding "The Society for Sustainable Evolution". Diese Vorschläge spiegeln die unterschiedlichen Perspektiven dieser Autoren wider. Neben der ISEE exisitiert übrigens die European Association for Bioeconomic Studies, die sich stark am Werk Georgescu-Roegens orientiert.
17 Eine Ausnahme ist z.B. Siebert (1982), der sich ausdrücklich um eine Zusammenführung von Quellen- und Senkenproblematik bemüht. Vgl. zur Umweltökonomie Barbier (1989, Ch. 4), zur Ressourcenökonomie Barbier (1989, Ch. 3); zur Gegenüberstellung von neoklassischen und ökologisch-ökonomischen Ansätzen s. z.B. Cleveland (1991, 292ff.); Klaassen/Opschoor (1991); zur neoklassischen Behandlung von Umweltproblemen allgemein: Bruns (1995), Söllner (1993; 1997, 178ff.); der aktuelle Stand des Verhältnissen zwischen Ecological Economics und Neoklassik läßt sich in Beiträgen eines Sonderheftes (Vol. 22, No. 3; September 1997) der Ecological Economics nachlesen, das Daly zu Ehren Georgescu-Roegens herausgegeben hat (insbes. Daly 1997b, 1997c; Solow 1997; Stiglitz 1997).
18 Insofern ist Pasches (1994, 102) Formulierung irreführend, wenn er davon spricht, daß die Kriterien aus der Analyse biophysikalischer Bedingungen abgeleitet werden und dieser Gedanke "oft mit der Idee der normativen Vorstellung von intergenerativer Gerechtigkeit verbunden" wird. Letzterer Gedanke ist Voraussetzung für das genannte Vorgehen.
19 Eine ähnliche Position findet sich auch bei Altvater/Mahnkopf (1996, 79). Theorie entsteht nach ihrer Auffassung in einem "eklektischen Durcheinander": "Wer also als Neoklassiker, Keynesianer, Marxist, Institutionalist die Welt zu erklären beansprucht, dürfte so lange schief liegen, wie nicht Ingredienzien verschiedener Ansätze kombiniert werden." Dieser pluralistische Anspruch wird freilich nicht durchgehalten (Luks 1997a).
20 Boulding (1964, Ch. VII) hat schon vorher auf die Bedeutung des Entropiegesetzes hingewiesen und von der "Entropy Trap" gesprochen.
21 Offen ist ein System, wenn es mit der Umwelt Energie und Materie austauscht; geschlossen ist es, wenn nur Energieaustausch stattfindet; isoliert ist ein System, das mit der Umwelt weder Energie noch Materie austauscht. Da Meteoriteneinschläge nach allgemeiner Auffassung eine zu vernachlässigende Größe sind, gilt die Erde als ein geschlossenes System: Sie empfängt einen Energiestrom von der Sonne und gibt Wärme an das Weltall ab. Der industrielle Metabolismus – als in die Ökosphäre eingebundenes anthropogenes System – ist ein offenes System, weil er sowohl Material als auch Energie mit seiner Umwelt austauscht. Die Wirtschaft als industrieller Metabolismus ist also ein in das geschlossene System Erde eingebundenes offenes System.
22 Daly (1968, 394) hat die Metapher des Metabolismus schon Ende der 1960er Jahre auf den Wirtschaftsprozeß (Produktion und Konsumption ) bezogen. Baccini/Brunner (1991, 6) bezeichnen die Die Grenzen des Wachstums (Meadows et al. 1990) als "the first metabolic study". Diese Orientierung kommt in der Nachfolgestudie über Die neuen Grenzen des Wachstums noch weitaus deutlicher zum Tragen (s. v.a. Meadows et al. 1992, 28ff., 68ff.).
23 Der Entropiebegriff wird auch in anderen Kontexten verwendet: Mishan (1977, 254) spricht von "cultural entropy", Sieferle (1997, 128, 208, 217) von "ästhetischer", "ökologischer" und "stofflicher" Entropie (und bezieht sich dabei explizit auf Georgescu-Roegen). Die "Grenzen der Metaphorik" (Hein 1993) werden im ökologischen Diskurs oft genug berührt und bisweilen überschritten, wie auch folgendes Zitat zeigt: "'Künftige Generationen', so drückte es Pier Paolo Pasolini aus, 'werden um sich herum nur die bürgerliche Entropie erblicken können' [Referenz]. Damit war nicht nur [sic; FL] die Entropiezunahme in der Natur, der Müll um uns herum, gemeint, sondern auch der soziale Entropieanstieg, von dem auch Ernest Gellner spricht. Entropie als sozialwissenschaftliche Kategorie ist ein Maß [sic; FL] für die Gleichverteilung in den modernen Gesellschaften, in der die Ordnungsstrukturen der prämodern gegliederten Gesellschaften mit ihren sicheren Zuordnungsverfahren und Zuweisungen aufgelöst sind, sowie ein Maß für die 'molekulare Unordnung' in einem System, in dem im Prinzip jedes Mitglied jede Position einnehmen kann" (Altvater/Mahnkopf 1996, 516; meine Hervorhebung). Zu den Anwendungsgrenzen thermodynamischer Konzpete vgl. auch Köhn (1995).
24 Vitousek et al. werden z.B. zitiert von Daly (1991, 245), Daly/Cobb (1994, 143f.), Meadows et al. (1992, 92f.), Smith (1996, 191), Templet (1995, 153).
25 Durch die Hinzufügung von Umweltraum und Sozialorganisation erweitert Huber (1995, 98) die IPAT-Formel zur PATUS-Formel.
26 Fisher (1965, 323) macht übrigens eine Bemerkung, die nahezulegen scheint, daß er – in moderner Terminologie – sowohl natürliches als auch menschengemachtes Kapital für wichtig erachtet: "The parts of the material world which he [man; FL] thus appropriates constitute wealth, whether they remain in their natural state or are 'worked up' by him into products to render them more adapted to his needs."
27 Auf Hartwick wird immer wieder hingewiesen, s. Common/Perrings 1992, 10; Hamilton 1995; Mäler 1986; Perman et al. 1996, 65f.; Solow 1986; Vornholz 1995, 107f.
28 Vgl. z.B. BMU (1996, 5f.), Brenck (1992, 389ff.), BUND/Misereor (1996, 30), Busch-Lüty (1994b, 215), Daly (1990, 2ff.; 1991, 141ff.), Goodland/Daly (1992b, 64ff.), Enquete-Kommission (1993, 25f.; 1994, 32 u. 42ff.), Kappel (1994, 61f; Kappel schreibt diese Regeln der ökologischen Ökonomik zu), Meadows et al. (1992, 70; mit Referenz zu Daly 1990), Pearce/Turner (1990, 44f.), Renn (1994, 22ff.), SRU (1994, Rdnrn. 11ff. u. 136; 1996, Rdnr. 17; der SRU spricht dort von "insbesondere in der angelsächsischen Debatte um 'sustainable development' gängigen Regeln"), UBA (1997, 12), Voss (1997, 13f.).
29 Manche Autoren schlagen z.B. Regeln im Hinblick auf Effizienzverbesserungen und technische Entwicklungen vor (s. z.B. Pearce/Turner 1990, 45). Daly (1990b, 4f.) plädiert für eine Regel, die sich auf die Ausrichtung der Technologie bezieht: "Regarding technology the rule of sustainable development would be to emphasize technologies that increase resource productivity (development), the amount of value extracted per unit of resource, rather than technologies for increasing the resource throughput itself (growth)." Diese "Regeln" sind zweifellos eine wichtige Voraussetzung für ein Sustainable Development, sind aber politischen Maßnahmen zuzuordnen, mit deren Hilfe die ersten drei Regeln zum Erhalt des Naturkapitals umgesetzt werden sollen. Ähnliches gilt für Huber (1995, 49f.), der in "Auswertung der Rio-Dokumente" und "in Anlehnung an die Enquete.-Kommission" Nutzungsregeln formuliert und dabei die Faktoren Bevölkerungsdichte und Innovationen" einbezieht, weil Bevölkerungsdichte und Innovationen die wichtigsten Faktoren seien, "die den vorhandenen Umweltraum strukturell verändern können". Das ist sicher richtig, ändert aber nichts daran, daß hier eine wenig hilfreiche Vermengung unterschiedlicher Ebenen vorgenommen wird: Im Hinblick auf die Erhaltung des Naturkapitals sind Größen wie Bevölkerungsdichte, Innovationsverhalten und technische Entwicklungen gewiß bedeutsam, aber die Nutzungsregeln dienen ja gerade der Beurteilung, ob ein solcher Erhalt tatsächlich gewährleistet ist.
30 Ophuls (1973; 1977; Ophuls/Boyan 1992) hat sich ausführlich mit der "Politik des Steady-State" beschäftigt und dabei vorgetragen, daß ökologische Knappheit aus seiner Sicht drastische Ausweitungen des Eingriffsbereichs staatlicher Institutionen erfordert. Für Ophuls impliziert ökologische Knappheit nicht nur die Notwendigkeit eines Steady-State, sondern auch das Ende der westlichen Demokratie, wie sie heute praktiziert wird. Im Rahmen dieser Arbeit kann Ophuls' Ansatz, der nicht nur im Hinblick auf die Gefahr einer Ökodiktatur "interessant" ist, nicht eingegangen werden.
31 Kemp (1989, 47) übersetzt dies mit "'Nur Leben ist Reichtum'".
32 Zu Ruskins wirtschaftswissenschaftlichen Auffassungen vgl. Kemp (1989), Smith (1993, 190ff.) und Schumpeter (1965, 513f.).
33 Mit Wachstum ist hier zunächst, soweit nichts anderes gesagt wird, Wachstum des Material- und Energiedurchsatzes und Wirtschaftswachstum gemeint. Damit folge ich zunächst der noch zu erläuternden Annahme Dalys, daß eine Durchsatzstabilisierung ein stationäres Sozialprodukt zur Folge haben muß (s. Abschnitt 9.1.).
34 Dafür spricht auch Dalys (1996a, 219) Auffassung, daß "preanalytic visions share with religious ones the feature that ensures that we can never escape them by analysis: they define the terms of analysis and therefore cannot provide us with a perspective that could refute their own viewpoints."
35 Ein weiterer Grund für die Betonung dieses Punkts dürfte sein, daß ökonomischen Argumenten sowohl in der wirtschaftswissenschaftlichen Community als auch im politisch-gesellschaftlichen Raum weit eher Beachtung geschenkt wird als naturwissenschaftlichen oder ethischen Einwänden gegen Wachstum.
36 Eine naheliegende Übersetzung von "environmental macroeconomics" ist "Umwelt-Makroökonomik". Ich verwende als deutschen Ausdruck jedoch "ökologische Makroökonomik". Dies wird dem Kontext von Dalys Vorschlag – Weiterentwicklung der Ecological Economics – m.E. mehr gerecht.
37 Zu Ursachen und Durchsetzungsbedingungen der industriellen Revolution vgl. z.B. Kromphardt (1987, 44ff., 91ff., 155ff.), Mokyr (1990), Snooks (1994b) und Wrigley (1987; 1988).
38 Davon abgesehen ist die stationäre Wirtschaft, so Schumpeter (1952, 121, Fn. 21), "wie Sombart zuerst hervorhob, der Tendenz nach verwirklicht in jeder Depressionsperiode." Auf den Unterschied zwischen "historischem" und "depressivem" Steady-State wird noch zurückzukommen sein (s. Teil IV).
39 Diese Abhängigkeit von der Fläche hat selbstverständlich auch soziale und politische Implikationen, die hier aber nicht das Thema sind (vgl. Sieferle 1997, 112ff.).
40 Es geht um den "umweltgeschichtlichen" Aspekt des Fordismus, weshalb hier auf den (regulations-)theoretischen Hintergrund dieses Begriffs nicht eingegangen werden muß (vgl. Timpf 1998).
41 Ich weiß, daß sich mit der Aufteilung dieses Kapitels ein "Gliederungsebenenproblem" auftut. Daß zum einen der folgende "grundsätzliche" Abschnitt über die Auseinandersetzung mit ökonomischen Theorien auf derselben Ebene steht wie die "inhaltlichen" Abschnitte, zum anderen ausführliche Darstellungen (Bsp.: Mill) auf derselben (Gliederungs-)Ebene verhandelt werden wie die eher kursorischen (Bsp.: Pigou), ist formal gesehen sicher nicht unproblematisch. Jedes andere Vorgehen hätte m.E. jedoch zu einer unübersichtlichen Struktur geführt – deshalb also die vorliegende Unterteilung dieses Kapitels.
42 Die vielleicht "prominentesten" Konzepte, die hier nicht erörtert werden, sind J.B. Clarks "analytischer" stationärer Zustand (s. J.B. Clark 1956; Blaug 1985, 519ff.; Robbins 1930, 200ff.; Schumpeter 1952, 92, Fn. 2; 1965, 1059f.), Hansens "ontologischer Steady-State" (also seine Stagnationsthese, s. Hansen 1939, 1955; Heilbroner 1990a, 1099; Rostow 1990, 321ff., Schumpeter 1965, 1425f.), Pigous (1935) Werk über The Economics of Stationary States und Meades (1965) Stationary Economy. Galbraiths (1971) Affluent Society wird hier nicht referiert – es handelt sich hier zwar um ein wachstumskritisches Werk, es legt aber eben kein Konzept eines stationären Zustands vor (s. Kapitel 10.4.2.).
43 Oakley (1994, xiii) geht in seiner Studie über den Classical Economic Man ähnlich vor: "The ten chapters that comprise my exposition of this historical inquiry are based to a very large extent on direct exegesis from primary sources. I have not sought to confront extant contributions to the issues of interpretation with which I deal, except where they provide direct support for my own argument [sic! FL] and thereby assist in its development and improve its cogency. My intention has not been to challenge the existing readings of the classical methodological legacy, about which there is now a fair measure of consensus, but rather only to draw attention to a relatively neglected facet of it." Ich berücksichtige allerdings auch solche Quellen, die meinen Argumentationsgang nicht stützen.
Zu den verwendeten Quellen. Mit Blick auf Smiths Wealth of Nations bemerkt Galbraith (1971, 24, Fn. 4), daß es so viele Ausgaben dieses Werkes gebe, daß es müßig sei, Seitenzahlen daraus zu zitieren und zitiert nur Kapitel. In der Tat ist dies bei Smith und in nur wenig geringerem Maße auch bei anderen Klassikern (und bei Keynes) ein Problem. Ich zitiere dennoch in der üblichen Manier nach Seitenzahlen, meist aber aus gut zugänglichen Werk-Editionen: Ich zitiere die Glasgow-Edition bei Smith, die Sraffa-Edition bei Ricardo, die Toronto-Edition bei Mill, und die von der Royal Economic Society herausgegebenen Collected Writings bei Keynes.
44 Ich unterscheide – anders als z.B. Schumpeter (1965, 73ff.) – nicht zwischen der Geschichte wirtschaftlicher Analyse und der Geschichte ökonomischen Denkens.
45 Der "konstruktivistische Ansatz", mit dem Weintraub (1991) dieser Art von Theoriegeschichte zu Leibe rückt, kann hier leider nicht ver- und bearbeitet werden.
46 Selbstverständlich wird ökonomische Theoriebildung – ebenso wie sozioökonomische und technologische Entwicklungen – auch durch andere Wissenschaften beeinflußt und wirkt sich ihrerseits auf diese aus (vgl. Oser [1970, 437ff.] die entsprechenden Abschnitte in Schumpeter [1965]).
47 Auf unterschiedlichste Weise. Spiegel (1991, xxvii) berichtet z.B., daß eine unglückliche Liebe die Ursache für Wicksells Hinwendung zur Ökonomik gewesen sei: "No one knows what turn his career would have taken if he had allowed his romantic entanglement to keep him in Sweden."
48 Ähnlich Bell (1967, 5, 705), Galbraith (1971, 49), Georgescu-Roegen (1966, 110), Oser (1970, 4), Schumpeter (1965, 43, 69); für die Wachstumstheorie Rostow (1990, 7, 158); s. auch Immler (1985, 178, 183, 192f., 310, 417).
49 Folgerichtig lautet der Untertitel von Niehans' (1990) Theoriegeschichte Classical Contributions, 1720 - 1980. Eine ähnliche Auffassung vertreten Nelissen et al. (1997, 14) in ihrem Sammelband über Classics in Environmental Studies: Im wissenschaftlichen Bereich sei der Begriff der Klassik "a qualification given by the professional elite". Zwar würden manche Werke mehr als klassisch angesehen und andere weniger, aber "the scientific community agrees on the importance of some studies and considers these to be classic." Reputation sei folglich ein wichtiges Kriterium bei der Bestimmung klassischer Werke. So verstanden kann der Begriff auch auf relativ "junge" Werke angewandt werden. McCloskeys (1985) Rhetoric of Economics gilt z.B. schon heute als moderner Klassiker und auch Schumpeters (1965) Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung gilt als klassisches Werk (Swedberg 1994, 63). Ayres (1978) schließlich verwendet den Begriff "klassisch" für den ökonomischen Mainstream (s. z.B. 1978, 2ff.)
50 Niehans (1989, 2) hält auch diesen Begriff für einen Teil der nationalökonomischen Mythenbildung.
51 Schumpeters Geschichte wurde bekanntlich (1954) posthum veröffentlicht. Ich zitiere (wie eben) die dort enthaltenen Anmerkungen der Herausgeberin (Elisabeth Boody Schumpeter) als Teil dieses Werkes – dies ist eine verbreitete Vorgehensweise.
52 Schumpeter (1924, 54) hält es für willkürlich, "die kleine Bodenschwelle, die Mills Werk am Wege der Oekonomie bedeutete, zum Endpunkt zu nehmen." Gleichwohl hat sich die hier gewählte Periodisierung – die Schumpeter (1993, 124f., Fn. 2) an anderer Stelle im übrigen selbst verwendet – weitgehend durchgesetzt.
53 "Perpetrating a solecism" kann übrigens nicht nur "einen grammatischer Fehler begehen" oder – wie es in der deutschen Übersetzung der General Theory durch Waeger (Keynes 1983) heißt – "'groben Sprachfehler' begehen" heißen, sondern eben auch: "einen Bruch mit der Etikette begehen", und genau dies ist es m.E., was Keynes meint.
54 Blaug (1990a, 145) nennt einige Beispiele; Singer (1967) kritisiert die Vorstellung einer klassischen allgemeinen Theorie der Wirtschaftspolitik.
55 Schumpeter (1924, 77) meint, daß das klassische System bliebe, was es ist, "wenn man das Bevölkerungsprinzip daraus streichen würde. Aber umso größer ist dessen Bedeutung für die Bestimmtheit und den scheinbaren praktischen Erkenntniswert mancher Resultate. Wo die reine Oekonomik aus sich heraus nur allgemeine Bestimmungsgründe angeben, aber nichts über den konkreten Gang der Dinge aussagen kann, wie z.B. der Lohnhöhe, da springt mitunter das Bevölkerungsprinzip ein und führt zu Behauptungen von der gewünschten Konkretheit und Präzision." Wenn der letzte Satz stimmt, bliebe m.E. das klassische System ohne das Bevölkerungsprinzip eben gerade nicht, was es ist.
56 Dies geht freilich schon auf den Physiokraten Turgot (1727 - 1781) zurück.
57 Schumpeter (1965, 39) meint, eine solche Auffassung sei nur durch "Voreingenommenheit oder Ignoranz" zu erklären. Andere Autoren meinen dagegen, daß die Ökonomik nach Smith nur aus Fußnoten zu Smith bestehe (Rosenberg zit. in Copley 1995, 9).
58 Um das – neben der Metapher von der "unsichtbaren Hand" – relevante Zitat zu geben: "It is not from the benevolence of the butcher, the brewer, or the baker, that we expect our dinner, but from their regard to their own interest. We address ourselves, not to their humanity but to their self-love, and never talk to them of our own necessities but of their advantages" (Smith 1976, 26f.).
59 Vgl. Backhouse (1985, 14), Falkinger (1985, 200; 1986, 35ff.), Galbraith (1971, 23), Heilbroner (1975, 528). Johnson (1997, 1) meint, daß "Smith could very well be called the first growth theorist."
60 Diese Sichtweise ist für die politische Ökonomie des 18. Jahrhunderts nicht ungewöhnlich: "Population was routinely treated as an index of economic success, so comments on population in eighteenth-century writings can be taken as evidence of opinions about growth" (Brewer 1995, 611 [Brewer verweist hier auf das Smith-Zitat]; s. auch Hansen 1939, 2). Auch Petty vertrat die Identität von Bevölkerungs- und Volksreichtum (Immler 1985, 59).
61 Fast hundert Jahre später sollte Jevons (1965) dieses Diktum seiner Erörterung der Coal Question voranstellen (s. 7.4.2.).
62 In der deutschen (Recktenwald-)Übersetzung des Wealth ist hier vom "Zenit des Reichtums" die Rede (Smith 1988, 70).
63 China ist das "klassische" Beispiel der Klassik für ein Land im stationären Zustand (vgl. z.B. Smith 1976, 89f.; Mill 1965, 169).
64 Malthus' Arbeit war eine wesentliche Inspiration für Darwins Arbeiten zur biologischen Evolution (Barnett/Morse 1963, 87; Gilbert 1993, xxi f. [nach Auffassung von Gilbert verdient dieser Umstand dem Essay mindestens "a large footnote in the history of science"]; Hinterberger/Hüther 1993, 222; Mokyr 1990, 283; Oser 1970, 440; Salin 1967, 80; Spiegel 1991, 282f.; Winch 1992, xi f.).
65 Ich übersetze "checks" hier mit "Hemmnisse" (dies erscheint mir etwas eleganter als die "Hemmungen" in der deutschen Ausgabe von Schumpeters [1965, 327] History). Die vorbeugenden Hemmnisse nennt Schumpeter "negative Hemmungen".
66 Hier sieht Baumol eine Differenz zu Schumpeter, dessen Analyse er für "impressionistic" (1970, 35, 36) hält, und in der Diskussion in Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (Schumpeter 1993) erblickt er eine "somewhat loose and conversational manner which makes it almost impossible to discern the details of the analytic framework" (Baumol 1970, 22, Fn. 2).
67 Oder als Nebenprodukt seiner Ablehnung der Korngesetze, wie einige Autoren meinen: "Depending on the relative strengths of technological progress and diminishing returns, the dismal stationary state lies near or far in the future – but in any case, it lies farther in the future with free trade in corn!" (Stigler 1965d, 193; s. auch Spiegel 1991, 335; Walsh 1992, 16) Und Blaug (1985, 108) meint gar, daß "in spite of the numerous references to the accumulation of capital and the growth of population, Ricardo's model is not actually concerned with economic growth in the long run. The purpose of the model was to demonstrate the inexpediency of the Corn Laws" (meine Hervorhebung).
68 Trotz der Rede von den "Produkten der Erde" war Ricardo selbstverständlich kein Physiokrat (s. auch Schumpeter 1965, 676) – wertbildend war für ihn die menschliche Arbeit.
69 Wie Malthus – und mit explizitem Bezug auf diesen – lehnt auch Ricardo (1951b, 105ff.) die Armengesetze ab.
70 Zu numerischen Darstellungen dieser Zusammenhänge siehe außer Ricardo selbst die – weit übersichtlicheren – Beispielrechnungen bei Spiegel (1991, 327) und Ziegler (1991, 37). Graphische Interpretationen des ricardianischen Modells finden sich bei Chaudhuri (1989, 35) und Kromphardt (1987, 103).
71 Der Einschub "by improving our machinery" erscheint erst ab der zweiten Auflage der Principles (Ricardo 1951b, 80, Fn. 1). Das Kapitel XXXI On Machinery erscheint erst ab der dritten Auflage (Ricardo 1951b, 386, Fn. 1). Die Vermutung liegt nahe, daß Ricardo im Laufe der Zeit die Bedeutung technologischer Veränderungen höher einschätzte.
72 Ich zitiere hier in üblicher Manier den Autoren John Stuart Mill. Dennoch ist hier angebracht, auf die immense Bedeutung hinzuweisen, die Harriet und Helen Taylor auf Mills Werk hatten. In Mills eigenen Worten: "Whoever, either now or hereafter, may think of me and of the work I have done, must never forget that it is the product not of one intellect and conscience, but of three" (zit. in Heilbroner 1986, 128). Mit dieser Fußnote wird also dem ausdrücklichen Willen Mills Genüge getan. Vgl. auch Mills Vorwort zu On Liberty, in dem ich im Gegensatz zu Schumpeter (1965, 646) einen "hysterischen Unterton" nicht zu erkennen vermag. Die Interpretation der von Mill formulierten intellektuellen Schuld, so Spiegel (1991, 374), bleibe kontrovers – ihr Einfluß auf die Principles und Mills Haltung zum Sozialismus sei aber unumstritten (s. auch Claeys 1987b, 195f., 203).
73 Vgl. die Zitate aus Mills Principles in: Anderson (1977, 39f.), Barbier (1989, 13f.), Barkley/Seckler (1972,191f.), Barnett/Morse (1963, 69); Beckerman (1974, 57f.); BUND/Misereor (1996, 171), van Dieren (1995, 41ff.), Goldsmith et al. (1972, 158f.); Gowdy (1994, 10); Hall et al. (1977, 25), Hampicke (1992, 300f.), Nutzinger/Radke (1995, 18f.), Meadows et al. 1990, 157; O'Connor (1994e, 9f.), Ophuls/Boyan (1992, 300); Renshaw (1976, 18, 23, 176f.) und die Verweise auf den Stationaritätsgedanken in Mills Principles in Penn (1990, 229). Übrigens erschien der Abschnitt über den stationären Zutand schon in der ersten Auflage der Principles von 1848, und nicht, wie bisweilen behauptet wird (z.B. von BUND/Misereor 1996, 171; Loske 1998, 25) im Jahre 1857 oder 1862 (Hueting 1980, 64, En. 41).
74 Diese Reihenfolge mag auch darauf zurückzuführen sein, daß er die Werttheorie für abgeschlossen hielt, wie er in einer Formulierung deutlich machte, die nicht ganz zu unrecht immer wieder Anlaß für spöttische Anmerkungen anderer Ökonomen war (vgl. z.B. Schumpeter 1965, 736): "Happily, there is nothing in the laws of Value which remains for the present or any future writer to clear up; the theory of the subject is complete" (Mill 1965, 456).
75 Diese Auffassung, daß Produktion durch Naturgesetze bestimmt ist, kommt auch in seinem Aufsatz On the Definition of Political Economy; and on the Method of Investigation Proper to It zum Ausdruck, in dem Mill (1967b, 317f.) betont, daß die "laws of production of the objects which constitute wealth, are the subject-matter both of Political Economy and of almost all the physical sciences. Such, however, of those laws as are purely laws of matter, belong to physical science, and to that exclusively. (...) Political Economy (...) presupposes all the physical sciences" (meine Hervorhebung).
76 So kann es kaum verwundern, daß für Marx (1988, 21) durch Mill ein "geistloser Synkretismus" und der "Versuch, Unversöhnbares zu versöhnen" repräsentiert wird. Auch folgende Äußerung scheint durch Mill "inspiriert": "Der Vulgärsozialismus (und von ihm wieder ein Teil der Demokratie) hat es von den bürgerlichen Ökonomen überkommen, die Distribution als von der Produktionsweise unabhängig zu betrachten und zu behandeln, daher den Sozialismus hauptsächlich als um die Distribution sich drehend darzustellen" (Marx 1987, 22).
77 Die hier mit * gekennzeichnete Stelle verweist auf eine Fußnote Schumpeters, in der er das Ricardianische Übel mit dem "implicit theorizing" vergleicht, das Leontief (1966) der keynesianischen Theorie vorwirft. Auf diese Problematik wird in anderem Zusammenhang noch einzugehen sein, sie ist hier aber ohne Belang ("implicit theorizing" wirft Singer [1967, 34] übrigens der Klassik im allgemeinen vor).
78 S. z.B. Ricardo (1951b, 93, 96f.), zur Bedeutung von Subsistenz in der Klassik allgemein s. Aspromourgos (1996, 169), Blaug (1990a, 160), Schefold/Carstensen (1994, 70), Schumpeter (1924, 92), Wrigley (1987, 25), zu Smith Stewen (1994, 39), zu Malthus Stigler (1965d, 164), zu Ricardo Boulding (1980a, 182), Chaudhuri (1989, 32), Falkinger (1986, 38), Kromphardt (1987, 115), Robbins (1930, 199), Sowell (1994, 84), Spiegel (1991, 325), zu Marx Wrigley (1987, 69).
79 S. v.a. Schumpeter (1952, Kap. 2, Abschnitt III [110 – 139]), zur "Führerfunktion" des Unternehmers s. auch Schumpeter (1952, 221ff., 339ff.); s. auch Gerschlager (1996, 120ff.); zum Zusammenhang zwischen Schumpeters Vision des Unternehmertums und seiner Elitekonzeption (sowie zum Zusammenhang dieser Vision mit Schumpeters Lebenslauf) vgl. Heilbroner (1988, 182f.; 1990a, 1110).
80 "Marx I" bezieht sich auf Marxens einfache Reproduktion, "Marx II" auf seine Zukunftsvision. "Schumpeter I" meint die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, "Schumpeter II" Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Solow et al. steht für die neoklassische Wachstumstheorie.
81 Zur Abbildung der physischen Größe der Anthroposphäre im weitesten Sinne sind verschiedene Ansätze vorgelegt worden. Templet (1995) verwendet Energieverbrauch als Indikator. Vitousek et al. (1986) verwenden in ihrem vielzitierten Beitrag die menschliche Aneignung der Produkte der Photosynthese als Schätzgröße. Wackernagel/Rees (1996; 1997) kalkulieren den "ökologischen Fußabdruck" von Regionen; dieses Konzept stellt vor allem auf den Flächenverbrauch ab. Auch Schröder (1995, 164), der sich explizit auf Dalys Scale bezieht, verwendet die Fläche, die von Menschen appropriiert wird, als Indikator für die Größe der Wirtschaft. Derartige Ansätze sind wichtig für den Nachweis, daß die Expansion der Anthroposphäre zur Situation einer "vollen Welt" geführt hat. Insofern liegt die Bedeutung derartiger Ansätze vor allem darin, Bewußtsein für die menschliche Aneignung natürlicher Quellen und Senken zu schaffen. All diese Konzepte setzen aber nicht am Durchsatz an.
82 Mit Material sind im folgenden entsprechend den MAIA-Definitionen sowohl Rohmaterialien als auch vom Menschen prozessierte Stoffe gemeint (s. auch Schmidt-Bleek 1996, 81). Auch die Begriffe Stoffstrombilanz und Materialbilanz werden in dieser Arbeit synonym verwendet (vgl. Bringezu/Schütz 1995, 27).
83 Dies wird auch an der wichtigsten Quelle der MI-Methodik deutlich, der Einführung in die Material-Intensitäts-Analyse nach dem MIPS-Konzept (MAIA). MAIA ist ein Ergebnis der Arbeit mehrerer Mitarbeiter der Abteilung Stoffströme und Strukturwandel des Wuppertal Instituts. Schmidt-Bleek fungiert als Herausgeber, ich zitiere MAIA als "Schmidt-Bleek 1996". Dieses Handbuch ist nicht als abgeschlossenes Werk, sondern als zu diskutierender Zwischenstand der Entwicklung dieser Methoden anzusehen. Ich beziehe mich hier auf die Version 1.0 aus dem April 1996. Die Buchversion von MAIA erscheint im Sommer 1998.
84 Es wird an einem Computerprogramm gearbeitet, das die MIPS-Berechnung erleichtern soll. Ursprünglich hieß dieses Programm CAMA (Computer aided material flow analysis)(Brüggemann/Lehmann 1993), heute heißt es CARA (Computer-aided resource analysis)(Schmidt-Bleek 1996, 13ff.).
85 Die Begriffe Service und Dienstleistung werden im MIPS-Konzept synonym verwendet (Schmidt-Bleek 1996, 58).
86 Mertens (1993, 142) bezieht sich hier zwar auf Bahros Logik der Rettung, aber der Bezug zu Dalys Überlegungen liegt auf der Hand (s. Abschnitt 5.3.2.1.).
87 Die Folgen der Übernahme des mechanistischen Paradigmas durch die Ökonomik ist bekanntlich eine der Hauptthemen Georgescu-Roegens. Er insistiert auf der Notwendigkeit einer evolutorischen Sichtweise, die Veränderung, Irreversibilität und Offenheit berücksichtigt und weder ökologische noch wirtschaftliche Vorgänge auf mechanische Prozesse reduziert.
88 Huber (1995, 136) vergleicht das Faktor 10-Postulat mit Kennedys Raumfahrtprogramm, "das von der ebenso einfachen wie anspruchsvollen Vision getragen wurde, 'in zehn Jahren einen Mann auf den Mond' zu bekommen."
89 Man könnte noch eine vierte Wachstumsart nennen: das Wachstum von Biomasse (Ekins 1994, 49).
90 Zwei Jahre nach The Costs of Economic Growth erschien Growth: the price we pay als dessen "more popular version" (Mishan 1969, vii).
91 Das letztgenannte Kriterium spielt aufgrund der Auffassung eine Rolle, daß "sustainability requires long-term national self-reliance" (Daly/Cobb 1994, 448) – eine Annahme, die charakteristisch für Dalys Auffassung von internationalen Zusammenhängen ist und hier nicht weiter erörtert werden soll.
92 Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß Hirsch (1976, 4) ökologische Grenzen für unerheblich hält: "(T)he concern with the limits to growth that has been voiced by and through the Club of Rome is strikingly misplaced."