I. Vorarbeit
1. Einleitung, Problemstellung und Übersicht
1.1. Sustainable Development, Wachstum und Steady-State
Sustainable Development ist überall – nicht als konkrete Entwicklung, aber als Begriff, als Idee, als Konzept, als Forderung. Selbst im Buch zur documenta X findet sich ein Beitrag über Nachhaltige Entwicklung. Geschichte und Herausforderungen (Lipietz 1997). Auch "Sustainability" ist in aller Munde – freilich seit geraumer Zeit nicht mehr im Sinne der Fragestellung dieser Arbeit. Nachhaltigkeit ist ein Schlüsselbegriff der Euro-Debatte, Zukunftsfähigkeit scheint Dreh- und Angelpunkt der "Standort-Debatte" zu sein, und die vielzitierte "Ruck-Rede" des deutschen Bundespräsidenten beschäftigt sich intensiv mit den Interessen kommender Generationen. All diese Diskurse zeichnen sich aus ökologischer Sicht vor allem dadurch aus, daß die natürliche Umwelt praktisch keine Rolle spielt. Im Gegenteil: Viele scheinbar im Namen der Zukunft auftretende Bewegungen werden auf Kosten der Zukunft gehen – und zwar nicht zuletzt aufgrund der Engführung gesellschaftlicher Debatten an ökonomischen Erwägungen.
Angesichts der dramatischen Umweltprobleme, mit denen Gegenwartsgesellschaften heute konfrontiert sind, wird die Notwendigkeit der Lösung dieser Probleme oft mit der Lösung der sozialen Frage verglichen (s. z.B. Klemmer 1996, 326f.; Schefold 1995, 212). Leipert (1992, 172) formuliert dies folgendermaßen: "Heute befinden wir uns am Anfang der nächsten Welle institutioneller Anpassungen der Industriegesellschaft. Waren Politik und Gesellschaft im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch die soziale Frage herausgefordert, so gilt dies in den kommenden Jahrzehnten bis weit in das neue Jahrtausend hinein für die Umweltfrage" (seine Hervorhebungen). In der Tat scheinen die ökologischen Folgen menschlicher Aktivitäten heute ein Ausmaß erreicht zu haben, das weitreichende Änderungen erfordert, soll die Inanspruchnahme der natürlichen Umwelt nicht zu einer Zerstörung der Entwicklungsmöglichkeiten von Gesellschaften führen. Diese Situation hat zur Entstehung des Leitbildes "Sustainable Development" geführt. Sustainable Development – eine Entwicklung, die menschliche Bedürfnisbefriedigung heute und in Zukunft ermöglicht – ist derzeit der Zentralbegriff aktueller umwelt- und auch entwicklungspolitischer Debatten. Im Diskurs über Sustainable Development ist Wachstum ein Schlüsselproblem. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem Konzept, das als Alternative zum Wachstumsparadigma entstanden ist. Dieses Konzept ist die Steady-State-Economy, also eine in physischer Hinsicht nicht wachsende Wirtschaft.
1.2. Motivation und Fragestellungen
Manche Leute besteigen Berge, weil sie da sind, andere Leute schreiben Bücher, weil sie nicht da sind (s. auch Ponting 1991, xiii). Das gilt auch für diese Arbeit: Ich schreibe sie, weil sie nicht da ist. Und deshalb, weil ich sie für notwendig halte. Ausgangspunkt war das Interesse an Herman Dalys Konzept einer Steady-State-Economy. Die wissenschaftliche Wirkung dieses Konzepts und seine praktischen Folgen im Kontext der Forderung nach Sustainable Development hängen nicht zuletzt davon ab, ob und wie dieses Konzept weiterentwickelt wird. Eine solche Weiterentwicklung ist dringend erforderlich, soll der Steady-State nicht als heterodoxer Beitrag, mit dem sich vor allem ökologisch orientierte Wirtschaftswissenschaftler beschäftigen, (umwelt-) politisch folgenlos bleiben.
In seiner Liste der für die Ecological Economics relevanten Problemfelder nennt Proops (1989, 71f.) u.a. folgende Fragen: "What do we mean by 'economic growth'? What are the social roots of growth, and how are these dependent on relations with the ecosystems? What are the consequences of reduced growth rates? If a long-run aim were to be economic activity in harmony with the global ecosystem, does this necessarily imply a zero economic growth rate? What policies might lead to socially equitable harmony with the global ecosystem?" Diese Fragen sind nicht nur Teil des ökologisch-ökonomischen Forschungsprogramms, sondern auch von entscheidender Bedeutung für das Verhältnis von Steady-State und Sustainable Development und sind in dieser Arbeit deshalb zu beantworten. Der SRU (1996, Rdnr. 9) stellt fest: "Angesichts der Erfahrung, daß eine sachgerechte Rezeption des Sustainability-Konzeptes immer wieder durch einseitige Interpretationen unterlaufen wird, weist der Umweltrat mit Nachdruck darauf hin, daß die theoretische Durchdringung des Leitbildes in seiner allgemeinen Struktur und inneren Systematik unverzichtbar bleibt." Dies ist in der Tat der Fall, und zu dieser Durchdringung will diese Arbeit einen Betrag leisten.
Die Frage, ob Steady-State Grundlage eines Sustainable Development sein kann, ist ohne Auseinandersetzung mit und Rückgriff auf die Ecological Economics nicht möglich. Steady-State-Ökonomie bzw. -Ökonomik ist ein zentraler Bestandteil der Ecological Economics, die von ihrem Selbstverständnis wiederum die "Wissenschaft von der Nachhaltigkeit" ist. Dieses Verhältnis wird im folgenden genau herauszuarbeiten sein. Es geht darüber hinaus um die Frage, ob und inwieweit "alte" Theorien dazu beitragen können, aktuelle theoretische und praktische Probleme versteh- und lösbar zu machen. Durch die Berücksichtigung von Autoren wie Boulding und Georgescu-Roegen und ihres Beitrags zur Entstehung des Steady-State-Konzepts ist die vorliegende Arbeit auch ein Beitrag zur Geschichte der Ecological Economics. Durch einen Blick in die "Rumpelkammer", wie Schumpeter dogmengeschichtliche Untersuchungen nennt, kann auch verhindert werden, daß im ökonomisch-ökologischen Diskurs "das Rad zweimal erfunden" wird.
Die Bedeutung von Dalys Arbeiten geht über die aktuelle Debatte über Sustainable Development hinaus, weil er selbst zu den Gründervätern der Ecological Economics zählt und viele seiner Gedanken zur "Metaökonomik" dieser Richtung gehören. Die hier vorgelegte Auseinandersetzung mit Dalys Arbeiten beschäftigt sich nicht nur mit den unbestritten wichtigen – und oft bahnbrechenden – Beiträgen dieses Autors zu Sustainable Development und Ecological Economics, sondern nimmt auch solche Aspekte in den Blick, die in der bisherigen Rezeption oft vernachlässigt wurden. Insofern kommt die vorliegende Arbeit zu einer kritischeren Einschätzung von Dalys Steady-State-Konzept, aber auch zu einem umfassenderen Verständnis seiner Steady-State-Idee, dessen Bewertung damit auf einer breiteren Basis erfolgt als das in der Regel der Fall ist. Selbstverständlich kann die folgende Untersuchung auch ergeben, daß der Steady-State nicht Grundlage einer zukunftsfähigen Entwicklung sein kann. "Einen Gedanken durchzudenken", sagt Schumpeter (1970, VI), "ist auch dann ein Verdienst und notwendig, wenn sich weiter nichts, als seine Unbrauchbarkeit ergibt." Dies gilt auch für ein Konzept wie den Steady-State, das im folgenden "durchgedacht" werden soll, zumal es sich hierbei um eine zentrale Strebe im ökologisch-ökonomischen Gedankengebäude handelt.
1.3. Eingrenzungen, Ausschließungen und eine kurze Übersicht
Ich will also ein weites Feld bearbeiten: versuchen, ein ökonomisches Konzept (Steady-State), eine aktuelle gesellschaftliche Zielsetzung (Sustainable Development) und eine "dogmenhistorische" Problemstellung miteinander zu verknüpfen. Dieser "breite" Ansatz erklärt sich aus der Fragestellung, ob ein Steady-State Grundlage einer Entwicklung sein kann, die sich nicht auf Kosten der Lebensbedingungen zukünftiger Generationen vollzieht. Umweltprobleme lassen sich entlang verschiedener Zeit- und Raumskalen untersuchen (s. auch Enquete-Kommission 1994, 428f.). In dieser Arbeit geht es um langfristige Fragen, die sich aufgrund der globalen Umweltprobleme für die Industriestaaten ergeben. Dies impliziert, daß entwicklungsländerspezifische Umweltprobleme ebensowenig Gegenstand dieser Arbeit sind, wie die vielfältigen Probleme der räumlichen Umstrukturierung ("Globalisierung") ausführlich untersucht werden. Die "Entwicklungsseite" der Forderung nach Sustainable Development bezieht sich vor allem auf die katastrophalen Lebensbedingungen vieler Menschen im "Süden", d.h. in den Entwicklungsländern. Die mangelnden Erfolge in der Armutsbekämpfung sind für das Aufkommen dieses Konzepts von ebenbürtiger Bedeutung wie Umweltprobleme. Die globale soziale Frage ist das entscheidende Problem der Zielsetzung einer intragenerativen Gerechtigkeit. Insofern kann man behaupten, daß die Dritte Welt "is the part of the world where problems of sustainable development are most pressing now, and will continue to be in the foreseeable future" (Kirkby et al. 1995a, vii). Die Entscheidung, in dieser Arbeit die Probleme der Industriestaaten zu untersuchen, impliziert keine Leugnung dieser Problemlage. Im Gegenteil: Ich gehe – wie viele andere – davon aus, daß den "reichen" Ländern eine besondere Verantwortung zukommt (warum, wird im folgenden deutlich werden).
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, welche Implikationen die Senkung bzw. Stabilisierung des Material- und Energiedurchsatzes hat – und nicht, wie diese Senkung/Stabilisierung im einzelnen erreicht werden kann. Um die große und interessante Frage nach der Steuerung gesellschaftlicher Prozesse beispielsweise kümmere ich mich ebenso nur am Rande wie um das Problem des Stoffmanagements oder umweltökonomische Instrumente. Revisionen der VGR sind ebensowenig Thema dieser Arbeit wie ökologisch-ökonomische Werttheorien. Auf die Darstellung aktueller Umweltprobleme verzichte ich (vgl. als Überblicke WBGU 1993; Weizsäcker 1992, 63ff.). Die Frage, inwieweit die Erreichbarkeit eines Steady-State mit demokratischen Entscheidungsprozessen kompatibel oder unvereinbar ist, wird nur am Rande erörtert. Schließlich verzichte ich auf die so beliebte Darstellung der Geschichte des Konzepts einer nachhaltigen Entwicklung.
Eine Aneinanderreihung von Begrifflichkeiten ist naturgemäß keine sehr interessante Lektüre. Dennoch will ich dem Text kein Glossar anfügen, sondern im folgenden einige Erläuterungen darüber geben, was ich mit bestimmten Begriffen meine. Das scheint nicht zuletzt deshalb sinnvoll und notwendig, weil das Thema dieser Arbeit Teil eines Diskurses ist, in dem die Auseinandersetzung um Begriffe eine entscheidende Rolle spielt. Sustainable Development und die Übersetzungen "nachhaltige" und "zukunftsfähige" Entwicklung verwende ich synonym (und entsprechend die Begriffe Sustainability, Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit). Den Begriff Ökonomik verwende ich für die Wissenschaft von der Wirtschaft, also der Ökonomie. In der Diskussion um ökonomische Theorien, die sich mit Umweltfragen beschäftigen, wird der Begriff "Umweltökonomik" häufig zur Kennzeichnung des "Mainstreams", also der neoklassisch inspirierten Umweltökonomik, verwendet. Damit ist auch eine Abgrenzung zur Ecological Economics impliziert. Dieser Unterscheidung folge ich hier. Im Laufe dieser Arbeit wird des öfteren vom "Mainstream" oder der "herrschenden Meinung" die Rede sein. Das impliziert zunächst einmal weder eine negative Bewertung dieses Mainstreams noch eine verschwörungstheoretische Interpretation der neoklassischen Dominanz im ökonomischen Denken. In der Tat sprechen auch mit dem Mainstream sympathisierende Autoren wie z.B. Blaug (1990b, 211) vom "mainstream of orthodox doctrine in economics". Und, so Blaug (1990b, 234): "For better or for worse, and despite all the arguments and counter-arguments, the vast majority of economists the world over subscribe to the received corpus of neoclassical economics centered around the concepts of utility-maximizing households and profit-maximizing enterprises." Marxistische, evolutorische und andere hiervon abweichende Ansätze machten zusammengenommen 25% aus, die "Orthodoxy" jedoch 75%. Ich halte mich an die Sichtweise von Goodwin (1995, xxvii): "Any body of knowledge that has received systematic academic attention develops a mainstream following. A mainstream represents a core of knowledge, theory, methodology, approach, and point of view which is widely accepted." Ein solcher Mainstream verfügt auch über eine bestimmte Selbstgewißheit über sein Weltbild und spielt eine große Rolle in der Bestimmung der Grenzen der jeweiligen Disziplin. Dieser Mainstream ist auch dann gemeint, wenn von "Normalökonomik" die Rede ist. Dieser Begriff verdankt sich dem Kuhnschen Begriff der "normalen Wissenschaft" und der Forderung nach einer "post-normalen" Ökonomik, die in der Ecological Economics eine wichtige Rolle spielt.
Ökologische Politik meint politische Maßnahmen, die zur Senkung des Umweltverbrauchs geeignet sind. Ebenso bezieht sich der Begriff der "Ökologisierung" auf eine solche Reduzierung. Umweltverbrauch ist die Belastung natürlicher Quellen und Senken, der Umweltmedien sowie der Flächenverbrauch. Unter ökologischer Wirtschaftspolitik verstehe ich "die Summe aller wirtschafts- und umweltpolitischen Maßnahmen und Instrumente, die eine Dematerialisierung der gesamten Wirtschaft zum Ziel haben" (Hinterberger et al. 1996, 271). Ich verwende hier die zugegebenermaßen simplifizierenden Begriffe "Nord" und "Süd", und zwar selbstverständlich im sozioökonomischen und nicht im geographischen Sinne. Der Norden umfaßt dabei die industrialisierte Welt, mithin die Mehrzahl der OECD-Staaten. Auch Mexiko und Südkorea sind mittlerweile OECD-Mitglieder, und diese beiden Länder verdeutlichen die Problematik der Begrifflichkeit, da sie üblicherweise immer noch zur Dritten Welt gerechnet werden. Der Differenzierungsprozeß innerhalb dieser Gruppe hat faktisch zum "Ende der Dritten Welt" geführt (Menzel 1992a, 27ff.; vgl. zu einer differenzierteren Darstellung der "Gliederung und Schichtung des Weltsystems" Huber 1995, 19ff.). Weil Wachstum auch unwirtschaftlich sein kann, ist "wirtschaftliches Wachstum" ein problematischer Ausdruck für die Zunahme des Sozialprodukts. Insofern ist die übliche Verwendung des Begriff "a misuse of the word 'economic,' for growth would hardly be economic – hardly an economical use of resources – if it entailed certain costs that were not being counted (as is the case with GNP). It is convenient, however, to use the term 'economic growth' in this fashion, since this usage is widely accepted" (McKean 1973, 207). Im deutschen ist es einfacher: Ich spreche von Wirtschaftswachstum, nicht aber von wirtschaftlichem Wachstum. Schließlich werde ich im folgenden des öfteren vom Steady-State-Konzept sprechen und nicht von der Steady-State-Theorie. Zwar gilt "Konzept" einigen als zu vermeidender Begriff (s. McCloskey 1987, 44), seine Offenheit spricht hier aber gerade für seinen Gebrauch. Golley (1993, 188) verwendet den Begriff, weil er gegenüber dem Begriff der Theorie "a much more tentative and looser generalization" impliziere, und genau deshalb verwende ich ihn auch.
Die Arbeit ist in fünf Teile und zwölf Kapitel gegliedert. In diesem und dem nächsten Kapitel (Teil I) werden die Grundlagen gelegt für die Untersuchung der Frage, ob ein Steady-State Grundlage eines Sustainable Development ist. In Teil II muß dann zunächst geklärt werden, was unter Sustainable Development zu verstehen ist. Dabei geht es um die grundlegenden Charakteristika (Kapitel 3) und um eine ökologisch-ökonomische Konkretisierung (4) dieser Zielsetzung. Die Auseinandersetzung mit der ökologisch-ökonomischen Vision des Umwelt-Anthroposphäre-Zusammenhangs leitet gleichzeitig zu Teil III und Dalys Konzept der Steady-State-Ökonomie (5) über, das nur in diesem Kontext verständlich wird. Teil III leistet darüber hinaus die im doppelten Sinne historische Einordnung des Steady-State-Konzepts. Kapitel 6 gibt einen Überblick über die Geschichte der anthropogenen Umweltnutzung und verortet den Übergang sozioökonomischer Entwicklung von "quasi-stationärer" Evolution zu einem Entwicklungsmodus, der durch Wachstum von Sozialprodukt und Umweltbelastung gekennzeichnet ist. Kapitel 7 setzt sich ausführlich mit der Bedeutung von Stationarität in der ökonomischen Theorie auseinander. Damit ist der Boden bereitet für den Bezug des Steady-State-Konzepts auf die Zielsetzung eines Sustainable Development (Teil IV) – hier erfolgt also die Auseinandersetzung mit der Frage, ob stationäres Wirtschaften Grundlage einer zukunftsfähigen Entwicklung sein kann und zwar in ökologischer (8), wirtschaftlicher (9) und sozialer (10) Hinsicht. Teil V schließt mit den zusammenfassenden Betrachtungen in Kapitel 11 und einem Ausblick in Kapitel 12 die Arbeit ab.
2. Methodologische Ausgangspunkte
2.1. Metaökonomik, Paradigma und Vision
Wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten kümmern sich in der Regel wenig um methodologische Fragen – es sei denn, es handelt sich explizit um Texte zum Thema Methododologie. Wirtschaftswissenschaftliche Texte gehen häufig nach folgendem Muster vor: Es gibt ein realökonomisches Problem und einen theoretischen Ansatz. Im Lichte des theoretischen Ansatzes wird nun das Problem bearbeitet, ohne allerdings auf methodologische Fragen, geschweige denn normative Fragen einzugehen. Ethische Fragen werden dabei in den "Datenkranz" verbannt und i.d.R. explizit ausgeschlossen. Hinsichtlich ihrer Einstellung zu methodologischen Fragen sind allerdings wenige Autoren so offen wie Walter Eucken im Vorwort zur ersten Auflage seiner Grundlagen der Nationalökonomie: "Dieses ist kein methodologisches Buch. Die wirtschaftliche Wirklichkeit ist sein Gegenstand. Emporwuchern methodologischer Reflexionen ist ein Krankheitszeichen für jede Wissenschaft; aber durch Methodologie allein ist noch nie eine kranke Wissenschaft geheilt worden" (zit. in Jochimsen/Knobel 1971, 11; ihre Hervorhebung). Ich verfolge gewiß nicht den Anspruch, mit diesem Kapitel in irgendeiner Form heilend tätig zu werden. Allerdings gehe ich davon aus, daß schon die Wahrnehmung der "wirtschaftlichen Wirklichkeit" selbst nicht zuletzt auch Produkt methodologischer Grundannahmen ist. Die Wahl des Zugangs zu einem Thema, ja die Wahl des Themas selbst ist ebenso eine Entscheidung wie die ggf. daraus folgenden politischen Handlungen. Darin liegt eine Aktivität (s. auch Albert 1968, 54). Diese Entscheidung wirkt sich sowohl auf die innere Funktions- als auch auf die äußere Wirkungsweise einer Wissenschaft aus, und dies spiegelt sich nicht zuletzt in der Behandlung ökologischer und langfristiger Fragen in der Ökonomik wider (s. auch 7).
"Methodologists are in the business of providing critical tools for reflecting on what it is that economists do" (de Marchi 1991, 6). Die übliche zentrale Frage ist dabei: "'How can one tell whether a particular bit of economics is good science?'" (Hausman 1989, 115). Diese Tätigkeit informiert auch darüber, daß die Methodologie die Wahl der zu analysierenden Probleme beeinflußt, die Methoden dieser Analyse und die Wahrnehmung der "Natur" des ökonomischen Systems (Stigler 1965a, 28). Die Wahl der Instrumente hängt vom Werkstück ab – die Wahl der Methoden ist also (unter anderem) davon abhängig, wie tauglich sie zur Bearbeitung eines bestimmten Gegenstandes sind. Was das Verhältnis von wissenschaftlicher Praxis und methodologischem Anspruch der Ökonomik angeht, so kann man eine "tension between economists' self-image and the reality of their situation" beobachten (de Marchi 1991, 6; s. auch Blaug 1990c, 4; McCloskey 1985). Auch McCloskey (1985, 18) macht einen fundamentalen Unterschied zwischen methodologischem Anspruch und wissenschaftlicher Praxis der Ökonomik aus, sieht hier allerdings einen zu begrüßenden Zustand: Hätte sich die Ökonomik an ihren eigenen methodologischen Ansprüchen orientiert, wäre eine Stagnation der Theorieentwicklung die Folge gewesen. Freilich wären auch in den Naturwissenschaften theoretische Entwicklungen kaum vorangeschritten, hätten sich die Wissenschaftler an ihre eigenen methodologischen Vorschriften gehalten (Stegmüller 1979, 110).
Vorweg sei gesagt, daß die Darstellung methodologischer Probleme am Ergebnis dieser Arbeit "nichts ändert": Auch den vielen Arbeiten, die sich einer methodologischen Reflexion enthalten, liegen methodologische Grundannahmen und eine voranalytische Vision zugrunde. Diese der Analyse vorgelagerten Prämissen offenzulegen, macht das Ergebnis freilich kritik-fähiger, und das halte ich für anstrebenswert. Darüber hinaus werden durch die Erläuterung einiger zentraler Ausgangspunkte die anschließenden Ausführungen hoffentlich leichter zugänglich. Das Konzept des Steady-State ist – wie Wirtschaftswachstum – ein makroökonomisches Thema. Umweltökonomik ist bis heute mikroökonomisch orientiert, ihr Hauptthema ist die Allokation knapper Umwelt-"Güter". Die Betrachtung des Umweltproblems als makroökonomisches Thema beginnt sich in der Ecological Economics durchzusetzen. Zwischen diesen Betrachtungsebenen kann Mesoökonomik verortet werden, die sich vor allem mit strukturellen und regionalen Fragen befaßt, die weder in ein Makro- noch ein Mikroschema passen. Darüber existiert eine Betrachtungsebene, die hier in Anlehnung an Underwood/King (1989) als Metaökonomik bezeichnet werden soll.
Der Begriff der Meta-Ökonomik, wie er hier verwendet wird, bezieht sich auf den "set of first principles or basic assumptions", auf den ökonomische Analyse aufbaut (Underwood/King 1989, 317). Für die wirtschaftswissenschaftliche Beschäftigung mit Umweltfragen ist hier von besonderer Bedeutung, wie das "Weltbild" in bezug auf das Verhältnis von Gesellschaft/Wirtschaft und Umwelt aussieht. Mit den der ökonomischen Analyse zugrundeliegenden Annahmen sind selbstverständlich nicht die Annahmen im Rahmen einer theoretischen Formulierung (z.B. Exogenität von Präferenzen, Substitutionsmöglichkeiten zwischen Produktionsfaktoren) gemeint, sondern Annahmen grundsätzlicher Natur, die dem Forschenden nicht notwendigerweise bewußt sein müssen. "Just as metaphysics originally encompassed the first principles which underlay the physical universe, so a metaeconomics implies a set of first principles underlying the economic world. The metaphysics and the metaeconomics are rarely ever seen or reexamined" (Underwood/King 1989, 318; ihre Hervorhebung). Dies gilt auch für zwei Begriffe, die das Metaökonomische begrifflich zu fassen vermögen: Paradigma und Vision.
Kuhns Struktur der wissenschaftlichen Revolutionen ist eine wissenschaftssoziologische Untersuchung, die sich am Gang der Naturwissenschaften orientiert. Kuhn geht es nicht um die "Logik der Forschung", sondern um deren Praxis (Kromphardt et al. 1979, 115). Diese Praxis ist nach Kuhn durch "normale Wissenschaft" geprägt, die durch wissenschaftliche Revolutionen unterbrochen wird. "Normale Wissenschaft" ist nach Kuhn (1989, 25) Forschung, "die fest auf einer oder mehreren wissenschaftlichen Leistungen der Vergangenheit beruht, Leistungen, die von einer bestimmten wissenschaftlichen Gemeinschaft eine Zeitlang als Grundlagen für ihre weitere Arbeit anerkannt werden." Diese normale Wissenschaft vollzieht sich im Rahmen eines Paradigma. Darunter versteht Kuhn (1989, 10) "allgemein anerkannte wissenschaftliche Leistungen, die für eine gewisse Zeit einer Gemeinschaft von Fachleuten maßgebende Probleme und Lösungen liefern."
Ein Paradigmenwechsel vollzieht sich dann, wenn normale Wissenschaft – "Rätsellösen" – auf Probleme stößt, die innerhalb des bestehenden Paradigmas nicht mehr zu lösen sind. Solche "Anomalien" stellen sich stets vor dem Hintergrund dieses Paradigmas ein (Kuhn 1989, 77). Bedeutsam ist nun, daß ein Paradigmenwechsel nur dann stattfindet, wenn ein neues Paradigma den Platz des alten einnehmen kann. "Ein Paradigma ablehnen, ohne gleichzeitig ein anderes an seine Stelle zu setzen, heißt die Wissenschaft selbst ablehnen" (Kuhn 1989, 92). "Um als Paradigma angenommen zu werden, muß eine Theorie besser erscheinen als die mit ihr im Wettstreit liegenden, sie braucht aber nicht – und tut es tatsächlich auch niemals – alle Tatsachen, mit denen sie konfrontiert wird, zu erklären" (Kuhn 1989, 32). Ein Paradigmenwechsel führt dazu, daß die Auffassungen der betreffenden Wissenschaft über ihr Gebiet, ihre Methoden und ihre Ziele ändert (Kuhn 1989, 98). Mithin ist ein Paradigmenwechsel eine fundamentale Umwälzung einer Wissenschaft (Kuhn 1989, 103). Ein Paradigmenwechsel beruht nicht nur auf der Basis streng wissenschaftlicher Kriterien: "Etwas muß wenigstens einigen Wissenschaftlern das Gefühl geben, daß der neue Gedanke auf dem richtigen Wege ist, und manchmal sind es nur persönliche und unartikulierte ästhetische Erwägungen, die das tun können" (Kuhn 1989, 168). Die Verbindung wissenschaftlicher Karrieren mit alten Paradigmen spielt folglich ebenso eine Rolle wie der Glaube an die Überzeugungskraft eines neuen Paradigma (Kuhn 1989, 162, 168).
Auf die Bedeutung von Faktoren für die wirtschaftswissenschaftliche Theoriebildung, welche üblicherweise als "unwissenschaftlich" charakterisiert werden, weisen Seifert/Priddat (1995, 43) hin. Es komme bei der Bildung von Theorien auch "auf die Gemütsverfassung der Wissenschaftler an (die nicht unabhängig ist vom Stil der 'Forschung', in der sie wissenschaftlich sozialisiert wurden)." Auch würden (theoretische) Präferenzen "lebenstaktisch" gebildet (Seifert/Priddat 1995, 45, Fn. 49). In diese Richtung weisen auch die auf die Wirtschaftswissenschaften bezogenen Untersuchungen von Klamer (1984) und Colander/Klamer (1987). Die Interviews in Klamer (1984) zeigen in beeindruckender Weise, wie vielfältig die Einflußfaktoren für theoretische Überzeugungen sind. Diese Überzeugungen sind ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung der Wissenschaften, wie auch Kuhns Arbeit zeigt. Nicht zuletzt deshalb muß die Vorstellung aufgegeben werden, "daß der Wechsel der Paradigmata die Wissenschaftler und die von ihnen Lernenden näher und näher an die Wahrheit heranführt" (Kuhn 1989, 182). Folglich ist ein Paradigmenwechsel nicht notwendigerweise eine "Vorwärtsbewegung" im Sinne von kumulativem Fortschritt: Zunächst einmal ist ein Paradigmenwechsel vor allem ein Perspektivwechsel, eine "Verschiebung des Begriffsnetzes" (Kuhn 1989, 115), mit dem die Wissenschaft die Welt betrachtet. Mit Kuhns Darstellung der wissenschaftlichen Praxis bricht also die Vorstellung eines kumulativen Wissenschaftsfortschritts zusammen. Für Kuhn ist wissenschaftliche Entwicklung "like biological evolution, unidirectional and irreversible" (zit. in Argyrous 1994, 125). Folglich: "The growth of science by the unbroken cumulation of knowledge is for Kuhn fictional history" (Stigler 1969, 225).
Diese Darstellung der Kuhnschen Argumentation soll auch verdeutlichen, daß ein Paradigmenwechsel an nicht leicht zu erreichende Voraussetzungen geknüpft ist. Forderungen nach einem Paradigmenwechsel sind wohlfeil, nicht zuletzt in der Ecological Economics. Ich will schon hier davor warnen, die Schwierigkeiten zu vergessen, die damit verbunden sind. Das bloße Postulieren eines Paradigmenwechsels trägt nämlich kaum zu seiner Verwirklichung bei. Eine Wissenschaft zu reformieren, erfordert mehr als Kritik und gute Ideen. Vor fast achtzig Jahren hat Schumpeter auf diesen Umstand hingewiesen. Er spricht von "Reformatoren", "welche mit dem Anspruche auftreten, die Nationalökonomie von Grund aus neu bauen zu wollen. Das Selbstbewußtsein, das darin zum Ausdrucke kommt, ist beneidenswert. Newton und Laplace haben im Anschluß an das Bestehende gearbeitet, jene aber halten das nicht für nötig" (Schumpeter 1970, 593). Schumpeter leugnet nicht die Möglichkeit einer solchen "Neuschöpfung", "allein wir wissen von keiner solchen. Steht sie uns vor, so werden wir ihr unsere aufrichtige Bewunderung nicht versagen. Aber die Forderung eines völligen Neubaues an sich scheint uns müßig, und diesbezügliche Versprechungen scheinen uns nicht erfüllt" (Schumpeter 1970, 593f; seine Hervorhebung). Dieser Umstand und der "revolutionäre" Charakter von Paradigmenwechseln ist m.E. zu berücksichtigen, wenn Rufe nach einem Paradigmenwechsel laut werden, z.B. im Bereich der ökonomischen Analyse des Mensch-Umwelt-Zusammenhangs. Gebiet, Methoden und Ziele der Wirtschaftswissenschaft zu ändern, erfordert weit mehr als das Konstatieren neoklassischer Defizite: das Bereitstellen einer Alternative nämlich. Am Ende dieser Arbeit wird hierauf zurückzukommen sein.
Allgemein anerkannte Leistungen sind in der Ökonomik ohnehin eine seltene Erscheinung. Am nächsten kommt diesem Prädikat sicher die Neoklassik, weil sie ökonomisches Denken nach wie vor dominiert. Dennoch: In den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften existieren stets verschiedene Paradigmen nebeneinander. Der Begriff des Paradigma wird in der Ökonomik folglich auch für nicht-dominante Ansätze verwendet, z.B. den Institutionalismus oder die Österreichische Schule. Auch ich verwende diesen Paradigmenbegriff. Ecological Economics ist in diesem Sinne als Paradigma zu bezeichnen, auch wenn sie weit weniger anerkannt ist als die neoklassisch inspirierte Umweltökonomik. Die Ecological Economics ist nicht nur weniger anerkannt, sie ist zweifellos auch weniger ausgeformt und befindet sich in einer Entwicklungsphase, in der die Ausformung einer konsistenten Theorie nach wie vor im Gange ist. Insofern könnte man den Zustand der Ecological Economics auch als "vorparadigmatisch" bezeichnen. Ich verwende dennoch den Begriff des Paradigmas, weil sich die Ecological Economics bereits heute von der Neoklassik abgrenzen läßt.
Diese Abgrenzbarkeit ist gewiß im Hinblick auf den ökologisch-ökonomischen "Blick" auf das Verhältnis von Wirtschaft und Umwelt gegeben, der sich erheblich von der normalökonomischen Vision unterscheidet. "Was ein Mensch sieht, hängt sowohl davon ab, worauf er blickt, wie davon, worauf er zu sehen ihn seine visuell-begriffliche Erfahrung gelehrt hat" (Kuhn 1989, 125). Die optische Metaphorik ist kein Zufall: Wissenschaft wird dadurch beeinflußt, wie die Wissenschaftler die Welt sehen, bevor sie überhaupt beginnen, Wissenschaft zu betreiben. Das Denken einer Person ist "often in important respects shaped by 'what he thinks before he starts thinking'" (Leijonhufvud, zit. in Mayer 1994, 4). Dazu tragen außerwissenschaftliche Erfahrungen ebenso bei wie die oft an bestimmten Paradigmen enggeführte ökonomische Ausbildung. Paradigma und Vision sind folglich eng verwandte Begriffe. Für Daly (1991b, xii) ist "voranalytische Vision" gar ein anschaulicherer Begriff für das, was Kuhn "Paradigma" nennt. Auch Khalil (1990, 163, Fn. 1) verwendet den Begriff des Paradigmas "loosely to mean simply – what Schumpeter calls – pre-analytical vision." (1)
Die Vision geht dem eigentlichen Erkenntnisakt voraus: "Um überhaupt irgendeine Aufgabe klar formulieren zu können, müssen wir offenbar zuerst einmal einen abgegrenzten Problemkreis ins Auge fassen, der für eine analytische Untersuchung ergiebig wäre. Mit anderen Worten, der analytischen Untersuchung geht zwangsläufig ein voranalytischer Erkenntnisakt voraus, der den Rohstoff für die analytische Arbeit liefert" (Schumpeter 1965, 77). (2) Diesen voranalytischen Erkenntnisakt nennt Schumpeter in seiner "Geschichte der ökonomischen Analyse" Vision. (3) Schumpeter (1965, 77) weist darauf hin, daß diese Vision der eigentlichen Analyse nicht einfach zeitlich vorausgeht, sondern daß – und das ist hier von besonderem Interesse – "diese Vision auch in den Werdegang jeder bereits abgerundeten Wissenschaft immer wieder von neuem einbrechen kann, sobald irgendjemand uns lehrt, die Dinge in einem Lichte zu sehen, das seine Quelle weder in den Fakten noch den Methoden und Ergebnissen des voraufgegangenen Standes der Wissenschaft hat" (seine Hervorhebung). In die voranalytische Vision gehen auch Wertentscheidungen ein, z.B. bei der Auswahl des Forschungsgegenstandes. Ob und wie Wertentscheidungen bei wissenschaftlicher Arbeit eine Rolle spielen dürfen, ist bekanntlich eine der umstrittensten Fragen in den Sozialwissenschaften und spielt in der (wirtschafts-) wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem normativen Konzept der nachhaltigen Entwicklung eine entscheidende Rolle. Da diese Problematik auch und gerade im Hinblick auf Sustainable Development und Steady-State bedeutsam ist, geht es im folgenden Abschnitt um die Unterscheidung von wertenden und positiven Aussagen.
2.2. Das Wertfreiheitspostulat und die Positiv-Normativ-Unterscheidung
"Es ist nicht gut, sich vorzumachen, wir könnten über menschliche Probleme
nachdenken oder sprechen, ohne daß ethische Werte ins Spiel kommen."
(Robinson 1965, 22)
Die deutsche Ausgabe von Joan Robinsons Economic Philosophy (1962) erschien 1965 als "Doktrinen der Wirtschaftswissenschaft" und trägt den Untertitel Eine Auseinandersetzung mit ihren Grundgedanken und Ideologien. Der Untertitel der Originalausgabe lautet allerdings an essay on economics as a branch of ethics that is striving to become a science! Ökonomik als Sparte der Ethik – eine im Kontext des Diskurses über Sustainable Development aktuelle Überlegung. Auf der einen Seite beginnen ökologische Probleme ethische Erörterungen in der Ökonomik wieder hoffähig zu machen. Auf der anderen Seite gibt insbesondere der ökonomische Mainstream viel auf seine Wissenschaftlichkeit und hat seine Orientierung an der Physik als "hard science" nicht aufgegeben (Söllner [1993, 444] spricht vom neoklassischen "Projekt der Physikimitation"). Beide Entwicklungen stehen sich scheinbar diametral gegenüber: Die Verfechter der "Wissenschaftlichkeit" insistieren darauf, Wertungen aus ökonomischen Theorien herauszuhalten, einige "Ökologisierer" betonen, daß Fragen der Nachhaltigkeit ohne die Berücksichtigung ethischer Probleme schlechterdings nicht beantwortbar sind.
Werturteile sind solche Aussagen, die normativen Gehalt haben, also bestimmte Handlungen, Entscheidungen, Vorgehensweisen und Ziele für "gut" oder "schlecht" befinden. Normative Aussagen sind Soll-Aussagen. Positive Aussagen sind Ist-Aussagen, die Tatbestände lediglich feststellen, ohne sie im o.a. Sinne zu bewerten. "The normative has to do with desirability; the positive has to do with truth" (Samuels 1988, 347). Die Trennung dieser beiden Klassen von Aussagen ist eine umstrittene Frage in der sozialwissenschaftlichen Methodendiskussion. (4) Eine wichtige Stimme in dieser Diskussion ist die von Weber (1968, 500), der fordert, "daß der Forscher und Darsteller die Feststellung empirischer Tatsachen (einschließlich des von ihm festgestellten 'wertenden' Verhaltens der von ihm untersuchten empirischen Menschen) und seine praktisch wertende, d.h. diese Tatsachen (einschließlich etwaiger, zum Objekt einer Untersuchung gemachter 'Wertungen' von empirischen Menschen) als erfreulich oder unerfreulich beurteilende, in diesem Sinn: 'bewertende' Stellungnahme unbedingt auseinanderhalten solle, weil es sich da nun einmal um heterogene Probleme handelt" (seine Hervorhebungen). Weber (1968, 500) hält dies für eine "höchst triviale Forderung". Es geht also nicht darum, daß Wissenschaftler ihre Forschung "wertfrei" betreiben. Es geht um das Bestreben, die Vermengung von Ist- und Sollaussagen zu vermeiden, mithin die Tatsache, daß Werturteile vorgenommen werden, "unmißverständlich zum Ausdruck zu bringen, das heißt, er [der Wissenschaftler; FL] darf vor allem jene Werturteile nicht dadurch als Existentialurteile tarnen, daß er als das Prädikat 'ist' anstatt des Prädikats 'soll sein' verwendet" (Weber/Topitsch 1971, 144).
"Die Motivationskraft von Werturteilen", so Topitsch (1965, 67), werde "erheblich gesteigert, wenn sie nicht unter ihrer echten Flagge, sondern in der Verkleidung als objektive Tatsachenaussagen auftreten, die wissenschaftlich gesichert und vom Wollen und Wünschen aller Beteiligten unabhängig sind." Die ethische und politische Neutralität – also die Beschränkung auf Ist-Aussagen – ist ein Kernpunkt des Selbstverständnisses der Ökonomik als positive Wissenschaft (vgl. z.B. Stigler 1965c, 52; Robbins 1984a, 151; 1984b, xviii). Robbins verwendet die Werthaltigkeit gar als Kriterium, um Ökonomik von Politischer Ökonomie abzugrenzen. In den letzten hundert Jahren, so Robbins (1984b, xxvii), "the label Political Economy, as implying judgments of value of which we do not wish to be accused, has tended to drop out of use" (seine Hervorhebung). Ökonomik dagegen sei "neutral", wie Robbins (1984a, 144ff.) schon in seinem berühmten Essay on the nature and significance of economic science postuliert hat: "Economic analysis can simply point out the implications as regards the disposal of means of production of the various patterns of ends which may be chosen. (...) Economics is neutral as between ends. Economics cannot pronounce on the validity of ultimate judgments of value."
Die Trennung von Ist- und Soll-Aussagen ist aber schwieriger, als dies in ökonomischen Texten oft den Anschein hat, denn diese Trennung setzt eine Trennbarkeit voraus, die regelmäßig nicht gegeben ist. Ökologisch orientierte Revisionen der VGR beispielsweise sind "von Werturteilen und Theorien über sozio-ökonomische Tatbestände bis zum Rand gefüllt" (Maier-Rigaud 1992, 34). Dasselbe gilt für das Instrument der Diskontierung (Gowdy/Olsen 1994) oder Contingent-Valuation-Methoden (Vatn/Bromley 1994). Es sollte außerdem nicht übersehen werden, daß die Forderung nach Wertfreiheit selbst ein normatives Postulat ist (Albert 1968, 63). Darüber hinaus ist die Erfüllung normativer Anforderungen nur durch positive Erklärungen überprüfbar. Positive und normative Aussagen sind also eng miteinander verwoben. Vor allem Myrdal hat auf die Problematik hingewiesen, daß positive Aussagen stets einen normativen Hintergrund haben und daß auch "basic concepts are frequently charged with normative implications" (Myrdal 1955, 192). Für Myrdal folgt daraus, daß man Werthaltungen offenlegen soll, anstatt eine aus seiner Sicht unerreichbare Wertfreiheit anzustreben.
Während die Unterscheidung von positiven und normativen Aussagen sicher von den der Mehrheit der am Diskurs Beteiligten als anstrebenswert erachtet wird, gehen heute wohl die meisten Ökonomen – oder zumindest die meisten Theoretiker der ökonomischen Methodologie – davon aus, daß "economics is not value-free. That means that the choices we make about theories and policies in economics inevitably reflect our preferred notions of how the world is constituted" (de Marchi 1988, ix). Werte, Normen und Einstellungen – die voranalytische Vision – werden im ökonomischen Mainstream aber oft hinter technisch-formaler Rhetorik verborgen (McCloskey 1985, 82; Hinterberger et al. 1996, 107). Die Frage bleibt, ob die Unterscheidung von positiven und normativen Aussagen ohne Überschneidungen möglich ist. Manche Autoren sehen das Verhältnis von positiven und normativen Aussagen als Kontinuum, nicht als Dichotomie (z.B. Costanza et al. 1996, 2). Selbst wenn man der Metapher des Kontinuums folgt, sind noch die Extreme dieses Kontinuums identifizierbar. Die positive Aussage "wirtschaftliche Aktivitäten verändern die natürliche Umwelt" ist beispielsweise klar von der normativen Aussage "wirtschaftliche Aktivitäten sollen die Absorbtionskapazität der Senken nicht überlasten" abgrenzbar.
Ein Anstreben der Unterscheidung zwischen positiven und normativen Aussagen impliziert überhaupt nicht, für eine "wertfreie Wissenschaft" zu plädieren. Wissenschaft ist nicht wertfrei – auch die Naturwissenschaft nicht – und gerade deshalb plädiert Weber ja dafür, diese Unterscheidung vorzunehmen. Wissenschaft ist im übrigen für viele Autoren schon deshalb wertbeladen, weil Wissenschaftler ihre Tätigkeit, die Suche nach Wahrheit, als etwas Gutes ansehen (Weston 1994, 6). Theoretische Aussagen, methodologische Entscheidungen, ja schon das Auswählen von Problemstellungen, implizieren Wertentscheidungen (vgl. auch Kromphardt et al. 1979, 55). Blaug (1992, 114f.) versucht dieses Problem dadurch zu entschärfen, daß er in Anlehnung an Nagel zwischen charakterisierenden und bewertenden Werturteilen unterscheidet. Charakterisierende Werturteile beziehen sich auf die Auswahl des Forschungsgegenstandes und methodologische Entscheidungen. Bewertende Werturteile sind Aussagen über die Bewertung von Sachverhalten, z.B. alle Aussagen über das, was eine "gute Gesellschaft" ausmacht. Diese letzte Gruppe von Werturteilen gelte es zu vermeiden. Ähnlich Albert (1965, 189): "Man konfundiert die den wissenschaftlichen Aussagen zugrunde liegenden Wertungen, Entscheidungen usw. mit Werturteilen, die innerhalb wissenschaftlicher Aussagenzusammenhänge auftreten. Von der Notwendigkeit metawissenschaftlicher Entscheidungen schließt man auf die wissenschaftlicher Werturteile" (seine Hervorhebungen). Blaug (1992, 117) insistiert darauf, daß die Möglichkeit der Wertfreiheit nicht ausschließe, daß ein ideologischer Bias die Auswahl der Forschungsfragen beeinflußt oder daß empirische Aussagen durch normative Positionen geprägt sind. Gerade dieser Umstand führe ja zur Weberschen Forderung nach Wertfreiheit. Es geht also auch nach Blaug nicht darum, "unvermeidliche Wertentscheidungen zu vermeiden", sondern darum, positive Aussagen von normativen Beurteilungen zu trennen.
Für eine Klärung der Positiv-Normativ-Unterscheidung ist die Trennung von Entdeckungs-, Begründungs- und Verwendungszusammenhang wissenschaftlicher Aussagen hilfreich. Der Entdeckungszusammenhang bezieht sich auf die Entdeckung oder das "Finden" von wissenschaftlichen Aussagen, beim Begründungszusammenhang geht es um das Problem, wie die Richtigkeit wissenschaftlicher Aussagen überprüft werden kann (Kromphardt et al. 1979, 36). Beim Verwendungszusammenhang geht es darum, wie und für welche Zwecke wissenschaftliche Erkenntnisse verwandt werden. In den Entdeckungszusammenhang gehören z.B. die sozialen Faktoren, durch die wissenschaftliche Arbeit mitgeprägt ist. Der Verwendungszusammenhang von Theorien ist ein genuin politischer Bereich, in dem es z.B. um die Frage geht, wie mit widerstreitenden Aussagen zur Klimaproblematik umgegangen werden soll.
Der Begründungszusammenhang ist der Bereich, auf den sich die meisten Wissenschaftstheorien beziehen. In diesem Bereich, so Albert (1967a, 135), sei die "Interessiertheit" von Wissenschaft ohne Belang, weil zur Begründung positiver Aussagen Wertannahmen überflüssig seien. Wertungen gehörten in den Entstehungszusammenhang und seien für die Begründung von Aussagen irrelevant. Daran wird deutlich, daß die Möglichkeit der Unterscheidung von positiven und normativen Aussagen davon abhängt, ob die Trennung von Begründungs- und Entstehungszusammenhang in eindeutiger Weise vorgenommen werden kann. Die "Wertfreiheit" bezieht sich, es sei erneut betont, ausschließlich auf den Begründungszusammenhang. Mit anderen Worten: "Weder bei der Selektion von Problemen noch bei der Bildung von Theorien muß der Einfluß von Wertungen eliminiert oder diskontiert werden, um die Objektivität der Wissenschaft zu retten. Die gegenteilige Vorstellung basiert auf einer Konfusion des Entdeckungs- und Begründungszusammenhanges, der Frage des Ursprungs und der Frage der Gültigkeit von Aussagen" (Albert 1967c, 152).
Gowdy (1994, 20) sieht eine "increasing realization that the old distinction between positive and normative economics is a false one" – darin, und in dem Umstand, daß auch traditionelle Ökonomen "recognize the inescapable ethical dimension of the valuation of environmental goods", sieht er eine positive Entwicklung. Diese Einschätzung wird von vielen ökologischen Ökonomen geteilt: "The distinction between positive and normative analysis, so greatly emphasized by economic theorists, breaks down when we attempt to address questions of the large-scale impact on economic activity of the natural world" (Harris 1995a, 49). Die Frage ist allerdings, ob der "Zusammenbruch" wirklich durch die Bearbeitung globaler Ökologiefragen entsteht – es ist unwahrscheinlich, daß ein spezifisches Problem zur Aufgabe eines methodologischen Grundprinzips führt. Mir scheint es eher der Fall zu sein, daß die Unterscheidung ohnehin brüchig geworden ist, weil in einem strengen Sinne "wertfreie" Aussagen oft nicht zu treffen sind (Hinterberger et al. 1996, 107). Es steht aber mit Weston (1994, 2) zu befürchten, daß "there is a danger that those who argue against the possibility of a value-free economics will cast out the positive/normative baby along with the value-free bathwater." Er selbst hält die Ökonomik nicht für eine wertfreie Wissenschaft, plädiert aber dafür, die Positiv-Normativ-Unterscheidung nicht zu verwerfen: "As a conceptual device, the primary function of the positive/normative distinction is to help us to sort things out, where there is a need for this" (Weston 1994, 5; meine Hervorhebungen: ähnlich Samuels 1988, 348). Sustainable Development und Steady-State sind nicht zuletzt normative Konzepte, und die Debatte über Wirtschaftswachstum ist gespickt mit normativen ("Wünschbarkeit") und positiven ("Möglichkeit") Argumenten. Deshalb kann die genannte Unterscheidung hier in der Tat dazu beitragen, die Dinge zu sortieren. Die Unterscheidung ist deshalb hilfreich – u.a. dafür, ethische Fragen offen statt – wie die Normalökonomik – "heimlich" zu thematisieren. Unabhängig davon, ob eine Positiv-Normativ-Unterscheidung immer möglich ist, erscheint sie in sehr vielen Fällen möglich und mithin nutzbar.
2.3. Realismus, Ökonomik und Interdisziplinarität
"The mark of good theory is not that it describes reality
completely and faithfully in all respects, but that it captures
the essence of that part of reality which is under consideration."
(Barnett/Morse 1963, 56)
Der Realismus theoretischer Annahmen ist in der Mainstream-Ökonomik bekanntlich kein wichtiges Kriterium (vgl. den "klassischen" Beitrag zu diesem Thema: Friedman 1953). Selbstverständlich ist keine Theorie im strengen Sinne "wahr": "All theory depends on assumptions which are not quite true. That is what makes it a theory" (Solow 1956, 65). Im ökologischen Kontext hat sich der "Irrealismus" allerdings verheerend auf die Aussagekraft vieler ökonomischer Beiträge ausgewirkt (s. auch Kapitel 4). Ich gehe davon aus, daß es in der Tat anstrebenswert ist, zu realistischen Erkenntnissen zu kommen, und daß dies die Notwendigkeit möglichst realistischer Annahmen impliziert. Das "Anstreben" verweist auf das Bemühen, einen naiven Realismus zu vermeiden. Wahrheit kann auch dann angestrebt werden, wenn sie nicht erreichbar ist: "An ethical commitment to truthfulness is not the same thing as a claim of possessing a means of attaining access to objective reality" (Weston 1994, 14). Die vorliegende Arbeit ist in diesem Sinne der Wahrheit verpflichtet und nimmt für sich in Anspruch, "realistisch" zu sein. Folglich findet sich in Abschnitt 4 eine Beschreibung des Zusammenhangs zwischen Anthroposphäre und Umwelt, die mir realistischer erscheint als die Lehrbuchdarstellung des Wirtschaftsprozesses, die im Prinzip ein dimensionsloses Hin- und Herströmen monetärer Größen impliziert.
Es geht in der vorliegenden Arbeit nicht zuletzt um die materiellen Grundlagen des Wirtschaftsprozesses. Der Umgang mit der natürlichen Umwelt, mithin mit materiellen Dingen, ist ein zutiefst ökonomisches Problem: "Human agents, in the economic dimension of their existence, are concerned, directly or indirectly, with the wresting of material provisioning needs from the natural environment" (Oakley 1994, 2; meine Hervorhebungen). Wirtschaften findet in der Umwelt statt, und alle Güter "bestehen aus Umwelt": Es gibt keine Güter, deren Herstellung nicht mit der Nutzung von Material und Energie verbunden ist. Ökonomisch ist diese Arbeit aber auch im Sinne der wohl meistzitierten Definition des Gegenstandsbereichs der Ökonomik. Diese Definition stammt von Robbins, der übrigens die "materielle Definition" dieses Gegenstandsbereiches ablehnt (1984a, 4). Robbins (1984a, 16) definiert Ökonomik als "the science which studies human behaviour as a relationship between ends and scarce means which have alternative uses." Und Knappheit ist hier in der Tat das Thema: absolute Knappheit einer natürlichen Umwelt, die notwendige Bedingung für sozioökonomische Entwicklung ist.
Die Fokussierung auf das Problem der Knappheit impliziert eine Verengung des wirtschaftswissenschaftlichen Blickfeldes, die nicht zuletzt dem "wissenschaftlichen" Anspruch der Ökonomik – oder besser: einiger Ökonomen – geschuldet ist. Ökonomik wird auf das Problem reduziert, wie Mittel und Ziele "optimal" aufeinander abzustimmen sind. Hinter dieser Reduktion, so Falkinger (1986, 65), "steht das Verlangen, die Ökonomie auf den analytischen Standard einer exakten Wissenschaft zu bringen, das sich allerdings zur positivistischen Angst verkrampft, sich nur ja nicht auf Gebiete einzulassen, die mit normativen Elementen zu tun haben könnten" (meine Hervorhebung). Dennoch: Wie sich zeigen wird, ist Knappheit auch im Hinblick auf Sustainable Development das ökonomische Problem – freilich in einem anderen Sinne, als der ökonomische Mainstream zu wissen glaubt.
Damit wird deutlich, daß es sich hier um eine ökonomische Arbeit handelt, genauer gesagt: eine Arbeit, die Teil einer sich formierenden (Socio-) Ecological Economics sein kann. Soziale und ökologische (mithin naturwissenschaftliche) Probleme können nicht ausgeklammert werden. Das Anstreben einer realistischen Darstellung diktiert gerade im ökologischen Kontext eine gewisses Maß an Interdisziplinarität. Ganz sicher gilt hier: "(D)ie Immunisierung gegen den Einfluß sogenannter außerökonomischer Faktoren führt zur Immunisierung gegen die Erfahrung überhaupt" (Albert 1967b, 364; seine Hervorhebung). Insofern ist schon die Aufteilung in akademische Disziplinen selbst ein Problem, worauf auch die Kritik der "'disciplinolatry'" durch Daly/Cobb (1994, 34) abzielt.
Ein (sozio-)ökonomischer Zugang zum Thema Sustainable Development ist auch deshalb notwendig, weil naturwissenschaftlich-technische Analysen viele Fragen im Kontext dieser Zielsetzung eben nicht beantworten können (Hinterberger et al. 1996, 23). Der Beitrag der Ökonomik zur Zielsetzung des Sustainable Development ist nicht leicht beschreibbar, weil Sustainable Development zunächst ein ethisches Postulat impliziert, dessen Operationalisierung überaus problematisch ist. Wissen über sozioökonomische und natürliche Zusammenhänge ist Voraussetzung für ein dem Ziel der Zukunftsfähigkeit verpflichtetes Handeln. Freilich ist diese Zielsetzung nicht so klar, daß von da aus mit der Analyse begonnen werden könnte. Zunächst ist zu klären, was denn das Ziel "Sustainable Development" genau heißen kann. Davon ausgehend wird die Frage untersucht, inwieweit ein nicht-wachstumsorientierter Entwicklungsmodus Grundlage eines solchen Zieles sein kann. Die Zielsetzung "Sustainable Development" ist wissenschaftlich nicht entscheidbar, die Mittel für die Erreichung dieses Zieles sind (wirtschafts-)wissenschaftlicher Analyse zugänglich. Es geht um Wahlmöglichkeiten bei gesellschaftlichen Entscheidungen. "We must be aware of the implications of the alternatives. For rationality in choice is nothing more and nothing less than choice with complete awareness of the alternatives rejected" (Robbins 1984a, 152). Die "alternative rejected" scheint heute ein Entwicklungspfad zu sein, der auf permanente wirtschaftliche Expansion "verzichtet": die Steady-State-Economy. Die vorliegende Arbeit soll das Bewußtsein über diese Alternative schärfen und auf die Lösung praktischer Probleme gerichtetes Handeln theoretisch unterstützen.