Richard-Michael Diedrich

You can't beat us! Class, work and masculinity on a council estate in the South Wales coalfield.
PhD thesis: Hamburg 1999 — revised version: Hamburg 2000

English Abstract
"You can't beat us!" is an ethnography of working class culture in the former coalfield of South Wales. Its focus lies on the effects of radical economic restructuring on processes of producing gendered difference and the persuasiveness of hegemonic masculinity. The experience of everyday life in the coal mining valleys was profoundly shaped by the decline of the coal industry and the lack of alternative employment. Unemployment became a persistent reality for working class people in the valleys when the Conservatives dealt a fatal blow to the nationalised coal industry in the 1980s and 1990s. However, the pit closures were only the last act in a drama that has profoundly shaped the lives of the working class people in the area.

The lives of men—most of them miners or former miners—and women living on a council estate in one of the former coal mining valleys were dominated by subordination, exploitation and poverty. However, resistance against a hegemonic capitalist project that aimed at keeping them powerless was also part and parcel of working class culture in the South Wales valleys. The book traces the effects of power in the everyday experiences of working class people and offers new insights into working class culture and its relationships with capitalist British society. The connections between local working class culture and the dominant capitalist society, between resistance and domination, are particularly evident in the discursive constitution of gendered difference and hegemonic masculinity. This account furthers our understanding of how working class people in capitalist societies deal with the reality of subordination. It shows that there are discursive practices fostering the perpetuation of, as well as the resistance to, the capitalist hegemony which are interconnected and often contradictory.

One of the most important contradictions produced in the attempt of the working class to subvert the dominant discourses in capitalist society is the unintended reproduction of the relationships of dominance and powerlessness through practices of gendering difference. The book, therefore, focuses on the practices of (re-)producing and enacting the gendered power differential in the context of resistance to the capitalist hegemony.

The book is an important contribution to theoretical debates in social anthropology, cultural studies as well as sociology because it integrates post-Marxist discourse theory with anthropological approaches to the complex relationships between everyday practices of dominance and resistance.

The ethnographic fieldwork was done in 1995 on a council estate and the last deep coal mine (Tower Colliery) in the former coalfield of South Wales.


Deutsche Zusammenfassung
"You can't beat us!" ist eine Ethnographie, die den Prozeß der Produktion von Geschlechterdifferenz und Überzeugungskraft hegemonialer Männlichkeit in der Arbeiterkultur des südwalisischen Kohlenreviers beschreibt und analysiert. Ein wichtiger Faktor für die Veränderungen von Maskulinitätskonstruktionen und Geschlechterbeziehungen ist die radikale ökonomische Umstrukturierung der Schwerindustrie in Großbritannien in den 1990er Jahren. Die staatliche Kohleindustrie, der ehemals wichtigste Arbeitgeber in südwalisischen KohlentŠlern, war hiervon besonders betroffen. In den 1980er und 1990er Jahren betrieben konservative Regierungen die Zerschlagung der Industrie und die Entmachtung der politisch einflußreichen Bergarbeitergewerkschaft (NUM). Mit der Schließung der Zechen wurde Arbeitslosigkeit für die Menschen in den ehemaligen Kohlenrevieren zur dominanten Realität. Die Zechenschließungen der '80er und '90er Jahre waren allerdings nur der letzte Akt in einem Drama, das das Leben der Arbeiter im südwalisischen Kohlenrevier fundamental geprägt hat.

Das Leben der Männer — die meisten von Ihnen Bergarbeiter oder ehemalige Bergarbeiter — und Frauen, die in dieser Arbeit zu Wort kommen, war von Dominanz, Ausbeutung und Armut aber auch Widerstand gegen ein hegemoniales kapitalistisches Projekt, das sie machtlos halten wollte, bestimmt. Die Arbeit folgt den Machteffekten in den alltäglichen Erfahrungen von Arbeitern und bietet neue Einsichten in walisische Arbeiterkulturen und ihre Beziehungen zur britischen Gesellschaft. Sie ist ein Beitrag zum Verständnis davon, wie Arbeiter in kapitalistischen Gesellschaften mit der Realität von Machtlosigkeit umgehen. Die Verbindungen zwischen lokaler Arbeiterkultur und dominanter kapitalistischer Gesellschaft, zwischen Widerstand und Dominanz, werden besonders in der diskursiven Produktion von Geschlechterdifferenz und hegemonialer Maskulinität deutlich. Es zeigt sich, daß es Praktiken gibt, die einerseits die hegemonischen Diskurse in kapitalistischen Gesellschaften perpetuieren, andererseits aber auch Widerstand gegen diese Diskurse produzieren. Diese Praktiken sind untrennbar miteinander verbunden und oft widersprüchlich.

Einer der entscheidensten Widersprüche liegt in der unbeabsichtigten Reproduktion von Dominanz- und Machtlosigkeitsbeziehungen durch die Produktion von Geschlechterdifferenz begründet. Die Arbeit konzentriert sich daher auf Praktiken der (Re-)Produktion und Performanz von Geschlechterdifferenz im Kontext des Widerstands gegen kapitalistische Hegemonie. Die theoretische Grundlage ist interdisziplinär. Sie integriert post-marxistische Diskurstheorie mit ethnologischen Ansätzen, um die komplexen Beziehungen zwischen alltäglichen Praktiken von Widerstand und Dominanz zu interpretieren.

Die Feldforschung wurde 1995 in einer Siedlung des sozialen Wohnungsbaus (council estate) und dem letzten Kohlebergwerk (Tower Colliery) in Südwales durchgeführt.