3.2.2.3. Ätiologisch-genetische Hintergründe der Psychodynamik Ernst Ludwig Kirchners

Die bereits in Teilaspekten bei der Erläuterung der Psychodynamik angeführten biographisch-genetischen Hintergründe der Persönlichkeitsstruktur Ernst Ludwig Kirchners werden nun Kernbergs Überlegungen zur Genese der Narzißtischen Persönlichkeitsstörung gegenübergestellt. Da Informationen Dritter zu Kirchners Kindheit nur vereinzelt vorhanden sind, dienen im wesentlichen die direkten und indirekten Äußerungen des Künstlers hierfür als Quelle.

Nach Kernberg steht im Zentrum der Entwicklung einer narzißtischen Persönlichkeitsstruktur eine „verstärkte Ausprägung oraler Aggression“[1] auf dem Boden von konstitutionellen Faktoren und „realen schweren Frustrationen in den ersten Lebensjahren“[2]. Deren familiärer Hintergrund ist „ziemlich regelmäßig eine Elternfigur ..., und zwar meist die Mutter oder eine andere Mutterfunktionen ausübende Person, die äußerlich gesehen >>gut funktioniert<< und für >>geordnete Verhältnisse<< sorgt, aber alles mit einem gewissen Zug von Härte, Indifferenz und unausgesprochener mürrischer Aggression ..., [wodurch] beim Kind, das in einer solchen Umwelt aufwächst, allmählich ein starkes Gefühl von oraler Frustration, Groll und Aggression aufkommt, ... [womit] bereits der erste Grund dafür gelegt [ist], daß solche Menschen ständig ein Übermaß an Neid und Haß abwehren müssen.“[3]

„Hinzu kommen einige spezifische Besonderheiten. ... So findet man regelmäßig in der Vorgeschichte dieser Patienten, daß sie alle irgendeine bestimmte Eigenschaft gehabt haben, die objektiv dazu geeignet war, bei anderen Bewunderung, aber auch Neid zu wecken. ... Häufig haben diese Patienten innerhalb ihrer Familienstruktur eine Schlüsselposition innegehabt, zum Beispiel als einziges Kind der Familie oder als einziges >>begabtes<< Kind ... viele narzißtische Persönlichkeiten haben als Kind in ihrer Familie die Rolle des >>Genies<< gespielt.“[4]

Die sich aus einer solchen familiären Situation konstituierenden innerpsychischen Strukturen sowie die daraus resultierenden Formen der Beziehungsgestaltung wurden im vorhergehenden Kapitel erläutert.[5]

Inwieweit lassen sich in Kirchners Biographie Hinweise auf eine entsprechende Entwicklung finden?

Den von Kernberg beschriebenen Zusammenhang zwischen internalisierter Mutterimago und dem Vorliegen oraler Aggression empfand Kirchner wie bereits geschildert selbst, wenn er zu seinen „Kollereien ... [angab:] Sie kommen aus dem Temperament meiner Mutter und sitzen deshalb tief drin.“[6] Von dieser „energische[n] Mutter“[7], die auf der einzigen Fotografie der gesamten Familie Kirchner streng wirkt[8] und in Kirchners Erleben „etwas in sich [hatte], das sie zerstört, wenn sie es nicht als Ekelhaftigkeit gegen einen herausläßt“[9], fühlt er sich „nie verstanden, von jung auf nicht“[10] und ersehnt dennoch die ewige Verschmelzung mit ihr, fühlt sich „ruhig und sicher bei ihr und bliebe am liebsten immer da.“[11] Es gibt Hinweise darauf, daß dieser psychodynamisch frühe Wunsch nach symbiotischer Verschmelzung in seiner Kindheit unerfüllt geblieben ist, so etwa wenn die Familie sich mit diversen Umzügen ganz nach der Karriere des Vaters ausrichtete und die Kinder schon früh durch eine Amme[12] beaufsichtigt wurden. Er selbst beschreibt eine Verbindung seiner Kindheitserlebnisse mit den frühen Alpträumen[13] und seiner „Angst vor manchen Menschen“[14], ebenso mögen seine häufigen Krankheiten als Kind[15] sowohl Ursache als auch Ausdruck unerfüllter Zuwendungswünsche gewesen sein.

Das Erleben der ihn frustrierenden Mutter erklärt seine im vorausgegangenen Kapitel beschriebene Beziehungsgestaltung zu anderen Frauen. Entweder es stellte sich wie bei Helene Spengler eine Mutterübertragung ein[16] mit dem dazugehörigen ambivalenten Schwanken zwischen dem Wunsch nach Verschmelzung und andererseits verachtender aggressiver Entwertung oder er suchte sich eine von ihm als unterlegen wahrgenommene Partnerin aus der unteren sozialen Schicht[17], die abgesehen von Erna[18] weitgehend nur körperlichen und künstlerischen Bedürfnissen zu genügen hatte[19]. In einer solchen von echter Abhängigkeit freien Beziehung[20] konnte er sich ohne Angst vor Frustration sicher und überlegen fühlen.

Die häufigen Umzüge[21] in den ersten Lebensjahren dürften darüber hinaus verhindert haben, daß der Junge dauerhafte Beziehungen zu Gleichaltrigen aufnehmen konnte. Statt dessen zog er sich in seine Welt des Zeichnens zurück[22], in der er, „der Maler [,] Herr und König über alles Seiende [ist], ihm gehören Länder und Meere und Menschen und Tiere, er kann alles haben, indem er es zeichnet“[23]. Er erschuf sich neben der frustrierend und massiv bedrohlich erlebten Realität, wie sie in den Schlüsselerinnerungen aus früher Kindheit zum Ausdruck kamen[24], erstmalig eine aus Größenphantasien erbaute Rückzugswelt. Die mitmenschliche Welt meidend, liebte er die Tiere mehr als die Menschen[25], wie er wiederholt bemerkte. Auch ist er ganz anders als diverse seiner in unmittelbarem Kontakt mit ihm stehenden zeitgenössischen Kollegen, kaum gereist - man denke beispielsweise an Pechsteins[26] oder Heckels[27] Italienaufenthalte, ganz zu schweigen von Noldes Südseereise[28] - , hat in seinem Leben ausschließlich Deutschland, Böhmen und die Schweiz kennengelernt. Ebenfalls der Umzug in eine Berghütte war eine Flucht vor der aktuellen Realität und vor den Menschen in eine selbstgestaltete Isolation umgeben von der Grandiosität der Berglandschaft als Projektionsfläche für die eigenen Größenphantasien.

Den Rückzug in Allmachtsphantasien dürften einerseits die strenge Religiösität der Familie väterlicherseits unterstützt haben, die Kirchner, ohne daß er streng religiös gewesen wäre, zu missionarischem Eifer in seiner Kunst trieb[29], wie auch in frühkindlicher Zeit der Umstand, daß ihm als ältestem Sohn der Familie zwei Totgeburten folgten, bevor sein Bruder Hans Walter zur Welt kam[30].

Zum Inhalt seiner eigenen Welt wurde das Zeichnen als besondere Begabung, die nach Kernberg einen charakteristischen ätiologischen Faktor bei der Ausbildung einer Narzißtischen Persönlichkeitsstörung darstellt[31].

Er wurde in dieser Begabung intensiv von den Eltern bestärktt, insbesondere von seinem Vater: „...ich zeichnete ... alles was mir neu und rätselhaft war. ... Mein Vater sammelte die Blätter, bezeichnete sie und datierte sie und alle meinten, ich müsse Maler werden...“[32]. „...mein Vater hat mir sogar eine zeitlang einen englischen Aquarellehrer gehalten trotz der Kosten.“[33] Diese intensive Unterstützung der zeichnerischen Begabung seines Sohnes erfolgte vor dem Hintergrund, daß der Vater „selbst früher Maler werden wollte“[34], diesen Wunsch aber nicht realisiert hatte, da er „bei seinem Lehrer, der mit zwei Töchtern in Berlin verkam, die Gefahren dieses Berufes kennen gelernt“[35]  und sich statt dessen der Chemie mit dem Spezialgebiet Papier[36] - die Verbindung zum Zeichnen liegt nahe - zugewandt hatte.

Auf dieses innere Abbild des guten, hilfreichen Vaters kann Kirchners im späteren Leben immer wieder unternommene Suche nach unterstützenden Vaterfiguren zurückgeführt werden, anfangs Lilienthal, später dann besonders Graef und van de Velde[37]. Ihm gegenüber repräsentierte „das dunkle Erbe des Fanatismus der märkischen Pastorengeneration meines Vaters“[38] die intolerante Autorität und Strenge, die vom Sohn den gleichen Verzicht auf eine Realisierung des Wunsches Künstler zu werden und damit die gleiche Frustration einforderte, wie sie dem Vater selbst widerfahren war.

Anfangs internalisierte und unterwarf sich der junge Künstler den väterlichen Vorgaben. Der Unterstützung durch den als gut erlebten Vater entsprechend, wandte er sich als Kind dem Zeichnen zu und folgte in der Jugend der Forderung des strengen Vaters nach einem bürgerlichen Werdegang, den übrigens seine beiden jüngeren Brüder einschlagen sollten[39]. So verzichtete er 1898 auf ein Bleiben bei Lilienthal: „Lilienthal schlug meinem Vater vor, ich solle bei ihm bleiben und die Fliegerei lernen, aber mein Vater wollte nicht. Ich war ja auch erst in Secunda und wollte auf alle Fälle Matura machen zuerst...“[40], und begann nach der Matura entgegen seinen Ambitionen das vom Vater gewollte Studium der Architektur[41]. Bald darauf folgte jedoch die radikale Auflehnung gegen diese väterliche Autorität.

Er übertrug die während seiner Kindheit aufgebaute, damals geförderte Gegenwelt der Kunst in sein reales Leben und inszenierte ein radikal antibürgerliches und damit den väterlichen Normen diametral entgegengesetztes Leben. In diesem wurden freizügiges körperliches Miteinander, die Kunstwelt der Ateliers[42] und die Befassung mit den Lebensformen gesellschaftlicher Randgruppen und der sogenannten primitiven Kulturen zum Primat erhoben. Gipfel der Auflehnung gegen die väterliche Welt war der Umzug des Künstlers nach Berlin, also an den Ort, an dem Jahre zuvor der Vater auf die Kunst verzichtet hatte[43]. Sein Ziel war es, genau dort Erfolg zu haben, also den guten internalisierten Vater über den strengen, versagenden triumphieren zu lassen, was allerdings nicht im gewünschten Maße gelang. Die Abwendung von den vom Vater vorgegebenen Normen führte zum Bruch mit diesem, Kirchner wurde „das schwarze Schaf in der Familie“[44]. Dem narzißtischen Triumphgefühl in der Auflehnung gegen die internalisierte väterliche Autorität als „Jüngling größten Selbstbewußtseins“[45] stand die tiefe Angst vor deren bedrohlicher Gewalt gegenüber, die den Künstler einholte, als er 1915 unter die Autorität des Militärs gezwungen werden sollte. In zwei Holzschnittzyklen verarbeitete er fast zeitgleich beide Konflikte, in „Peter Schlemihls wundersame Reise“, bezogen auf den Militärdienst[46], und in „Absalom“, bezogen auf das Verhältnis zum Vater und zur Familie. Kirchners eigene Deutung des Absalom belegt dies: „Die Absalomgeschichte ist die Geschichte des Sohns gut bürgerlicher Eltern. Absalom der Lieblingsohn des Vaters und leichtsinnig. Der Vater führt den Sohn ins Leben ein. Absalom wird nach einem Streit von seinem Vater verstoßen. Der Vater sitzt neben seiner Frau die ihn anstachelt.[47] ... Es kommt oft vor, daß um einen Gelehrten sich eine Reihe von Frauen versammeln, die dann mit dem Sohn Liebschaften anfangen. Absalom beschmutzt dadurch das ehrbare Haus seines Vaters. ...“[48] Schließlich stirbt Absalom.

In der Relität starb Kirchners Vater. Wie innerlich befreit war der Künstler „voller Arbeitseifer und die Bilder ... von strahlender Farbigkeit“[49] und er wandte sich erstmals seit dem Beginn der ersten suizidalen Krise wieder der Aktmalerei zu. Anders als Absalom hatte er den narzißtischen Kampf vorerst gewonnen. Die gleichzeitig zur Schau getragene Trauer war Ausdruck der Schuldgefühle im Über-Ich, die durch den Tod des Vaters aktualisiert wurden, dafür, daß die „den versagenden Elternimagines geltende Aggression“[50] real geworden war.



[1]KER, S.269; s.S.76; als Folge dieser finden sich „tief verwurzelte Gefühle von schrecklicher Einsamkeit, Hunger nach Liebe und Schuld wegen der den versagenden Elternimagines geltenden Aggression.“ KER, S.321

[2]KER, S.270

[3]ebd.; ergänzend sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf verwiesen, daß es sich bei der Beschreibung einer entsprechenden Mutterfigur um die subjektive Wahrnehmung des Kindes handelt, aus dessen Perspektive heraus sie in dieser charakteristischen Weise wahrgenommen wurde.

[4]ebd.; an anderer Stelle führt Kernberg entsprechend aus: „...der wichtigste ätiologische Faktor in der Psychogenese dieser Störung scheint aber doch der Einfluß dominierender, kalter, narzißtischer und zugleich überfürsorglicher Mutterfiguren zu sein. Diese Mütter schließen das Kind während bestimmter Phasen seiner frühen Entwicklung in ihre narzißtische Welt mit ein, umgeben es mit einer Aura des >>Besonderen<< und schaffen damit die Grundlage für grandiose Phantasien, aus denen das Größen-Selbst sich herauskristallisiert.“ KER, S.315

[5]s.SS.66-69

[6]Brief Kirchners an Erna vom Juli 1930; Auszug bei KOR, SS.282-283; s.Anm.118 und S.76

[7]so Gabler in GAB2, S.34

[8]abgebildet bei GAB2, S.35; es dürfte überraschen und ebenfalls aussagekräftig über das Verhältnis innerhalb der Kirchnerschen Familie sein, daß nur diese eine gemeinsame Fotografie existiert.

[9]Tagebucheintrag vom 6.Oktober 1925. GR1, S.97; s.Anm.12 und 501

[10]Tagebucheintrag vom 23.12.1928. KOR1, SS.274-275; s.S.25 und 77

[11]Tagebucheintrag vom 30.Dezember 1925. GR1, S.113; s.SS.22-23 und 77; Dies auch schon aus dem im Jahr nach dem Tode des Vaters entstandenen Holzschnitt „Mutter und Sohn“ (Dube H 497, HENZ, S.247) ersehbar, wo beide eng beeinander sitzend glücklich die Weite der Berglandschaft betrachten.

[12]Kirchner erinnert sich 1937: „Eines Tages, ich war drei bis vier Jahre alt, führte mich unsere Amme vor das Tor unseres Hauses in Aschaffenburg...“ GO, S.9; s.Anm.16

[13]s.SS.5-6; Mit diesen sich auch im späteren Leben auseinandersetzend: „Bereits 1928 formte Kirchner nach seinen Worten >>eine Reihe merkwürdiger Träume<< in den Holzschnitten >Tod des Chopin<, >Masken< und >Der Streit<.“ DU1, S.128

[14] „...als Knabe nachts oft Gesichte. Ich schrie auf, mußte auf Stunden ans Licht gebracht werden. Die nächtlichen Träume setzten sich im Tagesleben fort, Angst vor manchen Menschen.“ Aus Kreuzlingen am 28.Januar 1918 ein Brief an Eberhard Grisebach. Auszug bei GRM, S.46; s.Anm.18

[15]Diese Angabe gegenüber HeleneSpengler: „...er selbst sei schon von Kind an krank gewesen und schwächlich.“ Brief Helene Spenglers an Eberhard Grisebach am 1.Februar 1917. (GR2, S.61; s.Anm.71) Gleiches gilt für die stundenlange Zuwendung einfordernden Angstträume. s. die vorhergehende Anm.

[16]s.SS.77-78

[17]Meist waren es Frauen aus dem Milieu der Varietétänzerinnen.(s.bspw. Anm.32, 42 und 86) Daß Kirchner dem sozialen Status eine Bedeutung zumaß, geht unter anderem aus seinen Äußerungen zu Pechstein hervor. s.Anm.37

[18]s. zum Verhältnis zu ihr die SS.61-63

[19]Das von wenig Einfühlung und strenger Unterordnung unter seine künstlerischen Bedürfnisse geprägte Miteinander mit seinen Liebhaberinnen offenbart sich an Verhaltensweisen, wie der von ihm später überlieferten: „...Ich arbeitete nur zu Hause in freier Weise. Oft stand ich mitten im Coitus auf, um eine Bewegung, einen Ausdruck zu notieren.“ In den Erinnerungen in seinem Tagebuch 1923. GR3, S.9

[20]s. dazu SS.62, 68 und 81-82

[21]s.S.6

[22] „Als Junge saß ich immer am Fenster und zeichnete, was ich sah...“ Brief an Graef, 21.September 1916. GRM, S.47; s.Anm.19

[23]Ein Zitat „Lionardos“, das Kirchner für sich als zutreffend empfand, in einem Brief an Nele am 9.Dezember 1920. KIR, S.37; s.Anm.250

[24] s.SS.5-6

[25]So berichtet Nele van de Velde von ihrer ersten Begegnung mit Kirchner: „...Tiere, die er so liebte. Und immer wieder, mitten in unserer Arbeit, hörte ich ihn aus seiner Ecke sagen: >>Nele, die Tiere sind so menschlich und die Menschen so tierisch<<.“ KIR, SS.5-6; s.Anm.72

[26]SPIE, S.239

[27]SPIE, S.171

[28]s.hierzu bspw. BRUG, SS.51-63

[29]s.Anm.14

[30]KOR, S.11; Im Sinne eines frühkindlichen Allmachterlebens, daß das Aufkommen von Geschwistern als Konkurrenten verhindert.

[31]KER, SS.270-271; s.SS.83-84; Laut Kirchners eigenen Angaben begann er mit dem Zeichnen bereits in seinem „dritten Lebensjahr“. So in seinem Manuskript „Die Arbeit E.L. Kirchners“. (KOR1, S.333) Einschränkend muß natürlich auf Kirchners Ungenauigkeit bei rückblickenden Datierungen hingewiesen werden. s.Anm.76

[32]Kirchner 1935 in seinem Skript „Anfänge und Ziel“. GRM, S.47,s.SS.70-71 und Anm.19

[33]Brief an Grohmann am 8.Juli 1925. GRM, S.47; s.Anm.20

[34]Wie Kirchner u.a. in seinem Manuskript „Die Arbeit E.L.Kirchners“ ausführte. KOR1, S.331; s.Anm.25

[35]Kirchner in „Anfänge und Ziel“ 1935. GRM, S.46; s.Anm.25

[36]s.Anm.21

[37]s.SS.70-71; Vor diesem Hintergrund werden auch die latent homosexuellen Interessen Kirchners als Suche des narzißtischen Gegenübers, bzw. eines Abbildes der „guten Vaterimago“ verstehbar, wie sie in Bildern aus der Brückezeit (z.B. „Zwei nackte Männer“, Lithographie 1907, Dube L 19, Abb. bei HENZ, S.54) {Abb.8} oder aus der Zeit bei Graef (s.Anm.47) deutlich werden, ebenso wie aus seiner ständigen Suche nach dem letztlich geschlechtsneutralen „ersehnten Kameraden auch geistig.“ (s.Anm.43) Graef war darüberhinaus „Archäologe und ein lebendiger Mensch geblieben“ (Kirchner über Graef,  DU1, S.56), so wie Kirchner möglicherweise auch seinen Großvater hatte erleben können. s.S.5

[38]Tagebucheintrag vom 23.12.1928. KOR1, S.275; s.S.25

[39]s.Anm.13

[40]Kirchner 1937 in seiner „Lebensgeschichte“. GRM, S.47; s.SS.6-7

[41]s.Anm.25-27

[42]s.Anm.30, 31 und 39 Grisebach hierzu: „Schon dieses Leben war auf provokante Weise ungewöhnlich und widersprach aufs tiefste dem bürgerlichen Hintergrund, dem Kirchner und die meisten seiner Freunde entstammten. Natürlich lehnten Kirchners Eltern in Chemnitz das Künstlerleben ihres Sohnes in Dresden ab. Sie verurteilten es.“ GR3, S.44

[43]s.Anm.25

[44]Tagebucheintrag vom 23.12.1928. KOR1, S.274; s.S.25 und Anm.146

[45]So Bleyls erster Eindruck von Kirchner in seinen Lebenserinnerungen. GRM, S.48; s.Anm.27

[46]s.Anm.50

[47]Dies wirft erneut einen Blick auf Kirchners Wahrnehmung seiner eigenen Mutter, da es „deutlich [ist], wie stark der Künstler die Absalom-Geschichte aus dem Alten Testament aus der eigenen Biografie, aus der eigenen Auseinandersetzung mit seinen Eltern heraus interpretiert.“ GR3, S.154

Absalom-Zyklus {Abb.9}

[48]Kirchner in einem Brief an Gustav Schiefler vom 25.November 1919. Abdruck bei GR3, S.154

[49]Dies beschrieb Helene Spengler an Grisebach 1921. (KOR1, S.178, s.S.20) Anlaß war die Bekanntschaft mit der Tänzerin Nina Hard. s.S.20

[50]KER, S.321. Zur Beschreibung von Kirchners Verhalten in der Trauer s.S.20.

Diese Schuldgefühle benennt Kirchner auch in seiner Schilderung zum autobiographisch angelegten Absalom-Zyklus: „Absalom beschmutzt ... das ehrbare Haus seines Vaters.“ s.Anm.610