In seiner Ausarbeitung zur Narzißtischen Persönlichkeitsstörung verfolgt Kernberg einen deskriptiven und einen strukturell-psychodynamischen Zugang zu der Psychopathologie dieser Störung, wobei nach seiner Einschätzung „die deskriptiven Merkmale narzißtischer Persönlichkeiten ... in der Regel bereits deren Abgrenzung gegenüber anderen Formen von Charakterstörungen mit narzißtischen Abwehrhaltungen“[2] gestatten.
Seinem Ansatz folgend wird nun auf der Basis der bereits nach DSM III R herausgearbeiteten diagnostischen Hinweise für eine Narzißtische Persönlichkeitststörung Kirchners zunächst auf deskriptiver Ebene ein umfassenderes Charakterbild des Künstlers entworfen, bevor in den drei folgenden Abschnitten 1. dessen zugrundeliegende Struktur und Psychodynamik, 2. dessen mögliche Genese und hieraus 3. ein Verständnis für die suizidale Dynamik des Künstlers entwickelt werden.
[1]Diese von Kernberg ausführlich vorgestellt in seinem Buch: Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus (KER), auf dem die hier unternommene Ausarbeitung basiert.
Der kürzlich von Kernberg herausgegebene Band „Narzißtische Persönlichkeitsstörungen“ basiert in seinen psychodynamischen Grundlagen auf dieser älteren Abhandlung und enthält hierauf bezogen keine entscheidenden Ergänzungen, weswegen hier die Originalarbeit Verwendung findet. (Der genaue Titel des neuen Buches: Kernberg, Otto (Hsg.): Narzißtische Persönlichkeitsstörungen, Stuttgart, NewYork 1996)
[2]KER, S.274