Es wurde ein flexibler und robuster Algorithmus zur Detektion von stellaren Absorptions- und Emissionslinien entwickelt. Die Äquivalentbreiten der stärksten stellaren Absorptionslinien wurden für alle 3437630 Spektren, die in dieser Arbeit verwendet wurden (87% des HES), berechnet. Breitband-Farben (, ) und Schmalband-Farben (Strömgren ) wurden mit Genauigkeiten von ; und direkt von den HES-Spektren abgeleitet. Drei weitere Parameter, gewonnen durch Hauptkomponentenanalyse, beschreiben den Kontinuumsverlauf der HES-Spektren. All diese Merkmale bilden die Basis für quantitative Selektionsmethoden.
Bei der Suche nach extrem metallarmen Halosternen wurde automatische Spektralklassifikation erfolgreich eingesetzt. Spektroskopische Nachbeobachtung und Analyse einer Stichprobe von 58 Sternen zeigte, dass die Selektion im HES mehr als dreimal effizienter ist als die visuelle Selektion im bisher grössten Survey dieser Art, dem so genannten HK-Survey von Beers et al.: Die Erfolgsrate bei der Suche nach Sternen mit Fe/H nahe dem Hauptreihen-turnoff beträgt im HES 80%, im HK-Survey hingegen im Mittel nur 22%. Dies ist umso bemerkenswerter, als die spektrale Auflösung des HES (ca. 10Å bei Ca K) um einen Faktor 2 niedriger ist als die des HK-Survey (ca. 5Å). In Nachbeobachtungskampagnen wurden bisher insgesamt 90 metallarme Sterne entdeckt; 11 davon sind turnoff-Sterne mit . Im HK-Survey wurden 37 Sterne mit und gefunden, so dass die Stichprobe merkbar vergrössert wurde.
Ebenfalls mit automatischer Klassifikation wurde im HES nach Feld-Horizontalast-A-Sternen (FHB/A) gesucht. Von 104 nachbeobachteten Sternen sind 91 (oder 88%) tatsächlich A-Sterne. Die Stichprobe enthält Sterne bis zu , so dass Entfernungen von nahezu 25kpc von der Sonne erreicht werden.
Bei anderen Objekttypen reichen einfachere Methoden zur effizienten Objektselektion aus. Kohlenstoffsterne wurden mit Hilfe von Trennlinien in zweidimensionalen Merkmalsräumen selektiert, die Sterne mit jeweils zwei starken C oder zwei CN-Banden von ``normalen'' Sternen separieren. Die Anwendung der Selektion auf die Spektren von 329 HES-Platten (effektive Fläche ca. 6400deg) führte zur Identifikation von 351 Kohlenstoffsternen. Die mittlere Oberflächendichte beträgt somit 0.055deg, was fast um einen Faktor 3 höher ist als der von Green et al. (1994) gefundene Wert von 0.02deg, obwohl der photometrische Survey von Green et al. 1.5mag tiefer ist ( im HES; bei Green et al.). Dies legt die Vermutung nahe, dass photometrische Kohlenstoffstern-Surveys hochgradig unvollständig sind.
Es wurde damit begonnen, durch Vergleich von neu aufgenommenen CCD-Bildern mit Archivdaten (DSS-I, POSS, USNO-Katalog 2.0) Eigenbewegungen der HES-Kohlenstoffsterne zu bestimmen, um Zwerg-Kohlenstoffsterne (dCs) zu finden. Dabei wurde ein dC wiederentdeckt; ein weiterer Stern ist ein guter dC-Kandidat, jedoch kann anhand der gemessenen Eigenbewegung nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um einen Unterriesen handelt. Unglücklicher Weise ist im HES die Selektionswahrscheinlichkeit für Sterne mit Eigenbewegung wegen einer Epochendifferenz zwischen den Direkaufnahmen den DSS-I und den Spektralplatten reduziert. Die Direktaufnahmen des DSS-I werden im HES zur Objektdetektion verwendet. Mit Simulationen wurde jedoch abgeschätzt, dass im HES ca. 20 neue dCs entdeckt werden sollten. Dies würde die Zahl der bekannten dCs verdreifachen.
Das Epochendifferenz-Problem tritt auch bei der Suche nach weissen Zwergen (WDs) auf. Eine grobe Abschätzung deutet darauf hin, dass ohne Anwendung spezieller Techniken zur Kompensation von Eigenbewegungen nur 50% aller WDs im HES gefunden werden können. Andererseits kann aber die in vielen UV-Exzess-Surveys vorhandene Unvollständigkeit bei kühlen DAs - verursacht durch zu strenge Selektionskriterien und/oder ungenaue Farben - im HES umgangen werden, da ihre breiten Balmerlinien ab 9000K in HES-Spektren leicht erkannt werden können. Es gibt Hinweise darauf, dass im HES trotz o.g. Unvollständigkeit insgesamt eine höhere WD-Oberflächendichte detektiert wird als im PG-Survey.
Weitere Projekte hatten die Suche nach heissen Subdwarfs (sdO, sdB), magnetischen Weissen Zwergen vom Typ DB, DZ Weissen Zwergen und kataklysmischen Veränderlichen zum Inhalt.
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