3.1.2.3. Lydische Grabhügel außerhalb von Sardis

 

Wie bei der Beschreibung des Hermostals bereits angedeutet, sind Tumulusbestattungen in Lydien weder selten noch auf die unmittelbare Umgebung von Sardis beschränkt. Das Ehepaar Ramage erfaßte 1971 durch ein Surveyprojekt 132 Tumuli, die über ganz Lydien verstreut liegen und zum großen Teil niemals wissenschaftlich untersucht worden sind.[1] Den Antrieb zu dieser Arbeit gab die zunehmende Zerstörung dieser Denkmäler seit den 1960er Jahren durch Raubgrabungen, die moderne Landwirtschaft und das Wachstum der Siedlungen, für deren Häuser die steinernen Kammern als Baustoff dienten. Ein Zustand der sich bis heute nicht verändert hat. Die schiere Masse der Tumulusbestattung in Kleinasien machte eine systematische Kontrolle der Fundplätze unmöglich und so besteht die Arbeit der Archäologen zum überwiegenden Teil darin, Notgrabungen an geplünderten Grabhügeln durchzuführen.

McLauchlin gibt in ihrer Arbeit eine Übersicht über die bis dato bekannten Fundplätze außerhalb von Sardis, die sich naturräumlich auf die Flußtäler von Hermos und Kaistros verteilen: Alahidir, Alibeyli, Saricam und Güre.[2] Über diese Fundorte hinaus wird in diesem Kapitel Material aus dem lydischen „Grenzgebiet“ herangezogen: Im Norden die Nekropole von Soma und im Osten einige interessante Grabkomplexe lydischer „Machart“, die topographisch Westphrygien zuzurechnen sind (Sandikli und Yazilikaya).[3]

 

Im unteren Hermostal führte Kubilay Nayir, der Direktor des Museums in Manisa, eine Notgrabung an drei Tumuli im 13 km westlich von Sardis gelegenen Alahidir durch.[4] Tumulus 1 überdeckte drei nach Westen geöffnete, nebeneinander angeordnete und durch „Fenster“ verbundene Kammern aus Sandstein (Taf. 37,2+3). Diese Form der Anlage ist innerhalb der lydischen Tumuli einzigartig.[5] Der Großteil der Beigaben war von Grabräubern entfernt worden. Nayir rettete jedoch einige Keramikgefäße (Skyphos, Lekythos, Lydion, Alabastron), die Reste einer mit Bronze beschlagenen Holzkline und Stoffstücke. Anhand der zurückgelassenen Fundstücke datiert Nayir das Grab auf den Zeitraum zwischen 575 und 550 v. Chr. Die Grabkammern der anderen beiden Tumuli waren ausgeraubt und lagen, wie die von Grabhügel 1, exzentrisch im Westen der Aufschüttung.

 

Eine weitere Notgrabung unternahm Nayir in der gleichen Gegend am Fundort Alibeyli (antik: Hyrkanis). Die drei Grabhügel „Mangaltepe“, „Bekcitepe“ und „Mitralyöztepe“ entstammten unterschiedlichen Epochen, wiesen aber alle einen Dromos und eine steinerne Grabkammer auf, in der sich verzierte Klinen befanden. Nayir weist aufgrund der Keramikfunde zwei Tumuli der Archaik und einen Grabhügel der hellenistischen Zeit zu.[6]

 

Der Fundkomplex Saricam aus dem unteren Hermostal ist bis heute unpubliziert.[7]

 

Aus dem oberen Hermostal sind mehrere Tumuli aus der Umgebung der Provinzhauptstadt Usak bekannt: Eine bei dem Dorf Güre gelegene Gruppe von 12 Grabhügeln wurde in den 1960er Jahren  das Ziel verschiedener Plünderungen.[8] Namentlich die Tumuli „Ikiztepe“, „Toptepe“ und „Aktepe I“ wurden von Grabräubern verwüstet. Lediglich bei vier Grabhügeln war die Grabkammer bisher nicht von Plünderern entdeckt worden. Alle genannten Gräber sind unzureichend publiziert und nur selten gelang die Sicherstellung eines datierenden Fundstückes, wie im Fall des „Ikiztepe“, in dem durch den Ausgräber Tezcan Überreste des Inventars und eine Münze von Dareios I (R 521-485) geborgen werden konnten.[9] Der Tumulus, der zwei Grabkammern aufwies und dessen Beigaben sich heute im Museum of Anatolian Civilizations in Ankara befinden, wird folglich der Zeit der achämenidischen Vorherrschaft über Lydien zugerechnet.[10]

Ein weiterer Tumulus dieser Gruppe, der den Namen „Basmaci“ trägt, ist 1989 ausgegraben und 1991 durch Kazim Akbiyikoglu vom Museum in Usak veröffentlicht worden.[11] Auf der Suche nach der Grabkammer war der überwiegende Teil der Aufschüttung Grabräubern zum Opfer gefallen. Akbiyikoglu konnte jedoch die eigentliche Grabkammer sicherstellen, die exzentrisch im Südwestviertel des Hügels lag (Taf. 39,1). Der kleine Raum hatte eine Grundfläche von 2, 98 m x 2, 40 m und war ebenso wie ein nach Westen anschließender offener Vorraum aus Steinquadern errichtet (Taf. 39,2+3). Die Wandhöhe betrug 1, 60 m und Akbiyikoglu konnte keine Reste einer Deckenkonstruktion aus Stein oder Holz nachweisen. Den Durchgang zum Vorraum verschlossen zwei große Türsteine; Dromos und Vorraum waren mit Bruchsteinen zugesetzt worden. Die eigentliche Grabkammer war gegenüber dem Vorraum quergelegt und enthielt eine Körperbestattung in einem Sarkophag, der in den Boden eingelassen war. Das Skelett war in nordsüdlicher Richtung auf dem Rücken ausgestreckt. Die Beigaben bestanden aus bronzenen Kännchen, Omphalos- und Rotellenhenkelschalen. Ein Spiegel, ein silbernes Alabastron, zwei Kugelaryballoi und ein Gürtel vervollständigten die Ausstattung. Das Alabastron ist mit geometrischen Mustern und einem Figurenfries aus Tierkampfgruppen und Reitern verziert.[12] Besonders die Bronzeobjekte erinnern stark an phrygische Funde und der Ausgräber datiert dieses phrygisch-lydische Mischinventar in die 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr.

 

Östlich von Pergamon befindet sich im Tal des Kaikos die Tumulusnekropole von Soma, die in den 1960er Jahren von Sandor Kasper im Rahmen eines Survey untersucht worden ist.[13] Die Tumuli bedecken in den Fels gehauene Kammergräber und werden von einer gebauten steinernen Krepis gefaßt. Insgesamt acht Gräber vermaß man genauer und untersuchte ihren Inhalt, wobei sich zeigte, daß sämtliche Tumuli geplündert und mit Schutt gefüllt waren. Der größte Grabhügel A1 hatte einen Durchmesser von 27 m und eine Höhe von 3 m (Taf. 40,1). Eine Analyse der keramischen Streufunde erbrachte einen zeitlichen Rahmen von der geometrischen bis zur spätklassischen Zeit, wobei zu betonen ist, daß kein Grab unberührt aufgefunden wurde und die Datierung der Tumuli vorerst über typologische Vergleiche erfolgen mußte.[14] Die Grabanlage besteht aus drei auf einer Achse aufgereihten Raumeinheiten: Dromos, ein Vorraum und die Grabkammer, wobei das Gehniveau bis hin zur Grabkammer durch zwischengeschobene Stufen immer weiter abgesenkt wurde. Dieses Detail erinnert ebenso an einige der aufwendigen Kammergräber im Paktolustal bei Sardis wie die Gestaltung der Räume, die an den Seiten rechteckige Nischen zur Aufnahme der Bestattungen aufweisen. Die in den Stein gemeißelten Decken ahmen hölzerne Sparrendächer nach.[15] Butler hat in den von ihrer Anlage her verwandten sardischen Gräbern die ältesten lydischen Fundstücke gemacht. Hierzu paßt die Datierung für die Tumuli von Soma, die von Mellink dem 7./6. Jh. v. Chr. zugerechnet werden.[16]

Kasper folgt in seiner Einordnung der Nekropole von Soma einer anderen Richtung. Er macht auf die großen Ähnlichkeiten zwischen dem Aufbau der Tumuli von Soma und den südetruskischen Grabhügeln aufmerksam, der vermuten läßt, „daß zwischen den beiden Kulturkreisen ein direkter Zusammenhang besteht.“ Hierbei müsse man sowohl die Möglichkeit von ethnischen Verbindungen, Fernhandelsbeziehungen und großräumigen politischen Allianzen in Betracht ziehen.[17] Kasper macht jedoch keinen Vorschlag, auf welchem Weg er sich die Übernahme bzw. Verpflanzung von Bestattungsformen vorstellt.

 

Ein lydisch anmutendes Steinkammergrab aus pseudoisodomen Quadern unter einem Tumulus konnte auch in Westphrygien, am Fundort Sandikli in der Provinz Afyon entdeckt werden (Taf. 40,2).[18] Die geplünderte Grabanlage setzte sich aus Dromos, Vorraum und Grabkammer zusammen (Taf. 41,1+2). Während die Grabkammer ein steinernes Giebeldach hatte (Taf. 41,3), war der Vorraum flach gedeckt. Die Türöffnung zwischen Grabkammer und Vorraum war, ähnlich Gräbern aus Zentrallydien, mit einem schweren rechteckigen Stein zugesetzt. Im Gegensatz zu den anderen vorgestellten lydischen Tumulusgräbern weist der Dromos hier eine Eigenart auf. Er führt nicht direkt auf den Eingang zum Grab hin, sondern verläuft auf dem Niveau der Decke des Vorraums, bis er 1 m vor dem Eingang steil abbricht (Taf. 41,2). Die Aufschüttung besteht zum Teil aus Steinen und ist nur circa 3 m hoch.

 

Aus dem westphrygischen Yazilikaya/Midasstadt in der türkischen Provinz Eskisehir ist ein Felskammergrab bekannt geworden, dessen Innenausstattung an lydische Gräber erinnert und daher in diese Untersuchung aufgenommen werden soll.[19] Im Grab stellten die Ausgräber zwei Klinen sicher, die Bemalungsspuren aufwiesen und von den Ausgräbern ins 6. Jahrhundert v. Chr. datiert werden.[20] Besonders interessant ist die Deckengestaltung, die ein hölzernes Satteldach nachahmt und an die Tumuli der Nekropole von Soma erinnert.

 

Diese Durchsicht der lydischen Grabhügel außerhalb von Sardis macht deutlich, daß der Forschungsstand bei weitem nicht zu befriedigen vermag. Alle Gräber sind geplündert und so fehlen meist datierende Funde und Befunde. Es zeichnet sich jedoch ab, daß sich die größten und besonders aufwendig gestalteten Tumuli in der Königsnekropole bei Sardis befinden. Grabhügel wurden aber auch an den Flußläufen und in den Grenzregionen angelegt. Im Norden, an der lydisch-mysischen Grenze, Soma, im Osten, auf der Grenze zu Phrygien einige Tumuli bei Güre.

In der Fachdiskussion werden die lydischen Grabhügel vornehmlich unter drei Gesichtspunkten behandelt: Zum einen bei der Diskussion um innerkleinasiatische Traditionen, in der anhand der monumentalen Grabform eine Abfolge von Midas über Alyattes bis hin zum Nemrud Dag, dem Grab des kommagenischen Königs Antiochos I Theos, bestimmt wird.[21] Es fanden sich in Sardis jedoch keine Gräber, die sicher dem 7. Jahrhundert v. Chr. zugeordnet werden konnten und so typologisch einen bruchlosen Übergang von den phrygischen zu den lydischen Tumulusbestattungen herstellten.

Die Verquickung der kleinasiatischen Herrscherhäuser von Lydien und Phrygien - wie sie in den literarischen Quellen überliefert ist - legt aber nahe, daß die Kenntnis der phrygischen Gräber bei Alyattes vorausgesetzt werden kann und es ist denkbar, daß er das unter einem monumentalen Tumulus liegende Einzelgrab des Midas als adäquate Bestattungsform eines kleinasiatischen Herrschers kopiert und in der Größe noch erheblich gesteigert hat. Hierbei muß betont werden, daß Alyattes nur die Idee des Einzelgrabes unter einer monumentalen Aufschüttung übernommen hat. Die Ausgestaltung des Kammergrabes als ein aus Marmorquadern oberirdisch errichteter Raum mit Vorplatz und des Hügels selbst, der durch Krepis und Steinmal gegliedert ist, unterscheidet sich stark von dem Midasgrab. Besonders attraktiv muß bei dieser Art des Königsgrabes die landschaftsbeherrschende Größe erschienen sein.

An dieser Stelle ist auch ein bauliches Detail anzusprechen, das in der Diskussion eine große Rolle spielt. Da beim Tumulus MM die älteste Giebeldachkonstruktion im sepulkralen Rahmen überliefert ist, wurde dies bei jüngeren Tumuli, die auf die gleiche Weise gedeckt sind, als Fortwirken eines phrygischen Einflusses gedeutet. Gegen einen direkten Einfluß spricht, daß beim Auftauchen der jüngeren Exemplare das Grab des Phrygerkönigs Midas bereits seit fast 100 Jahren geschlossen und als Muster nicht mehr zugänglich war. Auch ist das Gros der phrygischen Kammergräber flach gedeckt. Eine typologische Entwicklungslinie müßte diesen Traditionsbruch über die Hausarchitektur füllen und das Giebeldach als solches ist in Kleinasien kein nur auf Phrygien beschränktes Phänomen.

Einen zweiten Problembereich stellt die Systematisierung der kleinasiatischen Grabtypen dar. Marc Waelkens sieht hier zwei Traditionsstränge. Zum einen das Kammergrab, das aus Grabraum und Dromos besteht und in Karien, Ionien und Lydien zu finden ist. Bei diesem Grabtyp sei der „Anschluß an bestehende Formen der Zivilarchitektur unbedeutend“.[22] Dem gegenüber steht das „Totenhaus“, dessen Ausgestaltung sich eng an die Hausarchitektur anlehnt und in Phrygien zu finden ist. Der Ursprung finde sich in der orientalischen Sitte, den Toten im Haus zu bestatten, um den Kontakt mit ihm nicht zu verlieren. Es sind Einraumanlagen ohne Tür, in denen die Beigaben eine komplette häusliche Ausstattung inklusive Bett, Möbel und Hausrat dem Toten ein „möglichst wohnliches Grabhaus“ bereiten sollen.

Dieser Einteilung der kleinasiatischen Gräber ist nach dem hier vorgelegten Material nicht zuzustimmen. Da die Decken der Felskammergräber im Paktolustal und in Yazilikaya sowie die Grabkammern der Tumuli von Soma ganz deutlich hölzerne Dachstühle imitieren, ist eine Abgrenzung zur Zivilarchitektur zumindest für die lydischen Beispiele nicht sinnvoll. Durch das Fehlen der Inventare kann leider nur unvollkommen auf die Beigaben geschlossen werden. Soweit jedoch nachweisbar, bewegen sich die Funde von Salbgefäßen und Trinkschalen sehr wohl im häuslichen Rahmen. Ganz deutlich ist an den lydischen Tumuli abzulesen, daß man bei ihrer Konstruktion einen Innenraum, etwa einen Klinenraum, zum Vorbild genommen hat.

Die weitaus umfangreichste und kontroverseste Debatte entspann sich aber an der Frage der lydischen Einwanderung nach Etrurien, wie sie bei Herodot überliefert ist. Forscher wie Akerström, Demus-Quatember oder auch in jüngerer Zeit Prayon und Naso haben versucht, die Überlieferung anhand der archäologischen Zeugnisse nachzuprüfen. Während Demus-Quatember resümierte, daß „das bisher zugängliche Material [...] noch keinen Schluß auf den möglichen Ursprungsort des etruskischen Tumulusbaus“ gestatte, sieht Naso deutliche ostmediterrane Einflüsse in den etruskischen Nekropolen.[23] Der gewählte, die einzelnen Bauformen vergleichende Ansatz hat bisher zu keinem positiven Ergebnis geführt. Krepis, Dromos, die Ausarbeitung der Grabkammer analog zur Hausarchitektur und der enge Bezug zum Bankett in der Ausstattung sind unbestreitbar sehr ähnlich in lydischen und etruskischen Gräbern. Doch schon die zeitliche Abfolge legt nahe, daß dem Problem mit dem Denkmodell Auswanderung von lydischen Bevölkerungsteilen (Herodot) oder auch von Handwerkern (Prayon, Naso) nicht beizukommen ist. Mit der Neudatierung des Karniyarik Tepe durch Ratté vergrößert sich der Abstand zwischen den ältesten etruskischen Tumuli, die der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. angehören und den lydischen Grabhügeln der Zeit um 600 v. Chr. sogar noch. Viel einleuchtender erscheint da der Ansatz von Russin, der diese Bestattungsform für ein Produkt „of similar socioeconomic structures or models, expressions of royal and feudal classes anxious to show military power and wealth“ hält.[24] 

Im folgenden soll eine knappe Skizze der von Russin angesprochenen sozioökonomischen Strukturen gegeben werden, die m. E. das Rahmenwerk für den Sepulkralbereich bildeten.

Doch zuvor einige Bemerkungen zur Quellenlage: Im Westen stieß Lydien an den Siedlungsraum der griechischen Kolonisten an, die in der Folge der Dorischen Wanderung das griechische Mutterland verlassen und die kleinasiatische Küste besiedelt hatten. Diesem Umstand ist es zu verdanken, daß die literarische Überlieferung zum lydischen Königshaus erheblich besser ist als die Quellenlage zu Phrygien.[25]

Es ist jedoch voranzuschicken, daß das lydisch-griechische Verhältnis zwiespältig war. Auf der einen Seite stellte der östliche Nachbar eine unmittelbare militärische Bedrohung dar, auf der anderen Seite beneidete man ihn ob seines materiellen Wohlstandes. Gerade Nachrichten, die von lydischer Prachtentfaltung berichten, zu der ja auch monumentale Grabmonumente gehören und in denen vom großen Einfluß der griechischen Kultur auf die lydische zu hören ist, sind besonders kritisch zu bewerten.

So ist beispielsweise der kleinasiatische Grieche Herodot geneigt, die lydische Kultur zu gräzisieren. Für die lydische Frühgeschichte überliefert er, daß der griechische Heros Herakles ein Vorfahr des ersten Königs von Sardis gewesen sei. Dieses Herrscherhaus der Herakliden wurde dann von dem Begründer der Mermnadendynastie Gyges im frühen 7. Jahrhundert v. Chr. abgelöst. Eine besondere Rolle spielte dabei das delphische Orakel, das dann auch den Untergang dieses Hauses in der fünften Generation vorhersagte.[26]

Gyges erscheint in den Quellen, ähnlich wie Midas, als großer Feldherr, der an allen Fronten kämpfte. Im Westen begann er Krieg mit den zunächst liegenden griechischen Städten an der kleinasiatischen Küste. Nach Herodot marschierte er in das Territorium von Smyrna und Milet ein. Von Kolophon heißt es explizit, daß Gyges die Stadt einnahm. Im Osten bedrängten ihn die Kimmerier, gegen die er den assyrischen König Assurbanipal zu Hilfe rief, um diesem - nach erfolgtem Beistand - gleich darauf durch Hilfeleistungen an den assyrischen Erzfeind Ägypten in den Rücken zu fallen. Den erneuten Angriff der Kimmerier hat er nicht überlebt und sein Sohn Ardys wurde zum Vasallenkönig Assyriens.[27] Ardys folgten in direkter Linie Sadyattes, Alyattes und Kroisos, die ihren Teil zur Erweiterung des lydischen Herrschaftsgebietes beitrugen, wobei Kroisos der Löwenanteil zukam und er Kleinasien bis zum Halys mit wenigen Ausnahmen eroberte.[28] Die Westgrenze bildeten die ostgriechischen Küstenstädte, von einem Feldzug zu Wasser gegen die Inseln nahm er Abstand.[29]

Die lydische Oberhoheit manifestierte sich nicht nur durch militärische Intervention, sondern auch durch familiäre Bündnisse. Von Kroisos ist bekannt, daß seine Mutter aus Karien stammte und er über seine Schwester mit dem medischen Herrscherhaus verwandt war. In seinem Haus verkehrte der Adel Phrygiens und eine Ahnin stammte aus diesem Land.[30]

Das lydische Königshaus und in besonderem Maße Kroisos waren für großen Reichtum bekannt und so nimmt es nicht wunder, daß Debatten über die Bedeutung materiellen Wohlstandes für das menschliche Glück zwischen lydischen Königen und griechischen Weisen angesiedelt wurden.[31]

Doch der materielle Wohlstand führte zur Hybris und die Selbstüberhebung wurde nach griechischer Logik mit dem Untergang des lydischen Reiches geahndet. Lydien verlor 547/6 v. Chr. seine Unabhängigkeit, nachdem Kroisos vom Perserkönig Kyros geschlagen worden war. Sardis wurde von den Persern eingenommen und zum Satrapensitz gemacht. Lydien blieb jedoch der Lieferant von Luxusgütern wie Parfumölen, Salben und Textilien, die in der griechischen Welt geschätzt waren.

Das Ehepaar Ramage hat zum einen aus der weitläufigen Verteilung der leider unzureichend untersuchten kleinen Gruppen von Grabhügeln auf die Verwaltungsstruktur des Landes rückgeschlossen. Diese habe in den Händen einzelner begüterter Familien gelegen, deren reiche Grabstellen in den Tumuli zu sehen sind. Zum anderen verriete die Lage der Grabhügel auch die Position von lydischen Siedlungen, die strategisch wichtige Einfallswege ins Kernland zu bewachen hätten.[32] Sollten neue Grabungen und eine zu verfeinernde relative Chronologie dieses Bild von einer politisch-militärischen Komponente beim Bau von Grabhügeln stützen, so wären Tumuli ein Charakteristikum der lydischen Landschaft, das jedem Besucher schon beim Überqueren der Grenze als Herrschaftssymbol ins Auge fiele. Dieser Markierung der Landschaft wohnte dann ein aggressives Moment inne und es ist zu fragen, ob die Grabform Tumulus nicht bewußt als probates Zeichen in einer Zeit angesehen wurde, in der weite Teile Kleinasiens unter lydischer Hegemonie standen.

In diesem Zusammenhang ist auch eine Notiz bei Herodot von Interesse, der zufolge der persische General Harpagos die ionischen Städte mittels Erdrampen eroberte, die deren Befestigungsanlagen überwinden halfen.[33] Die Durchführung umfangreicher Erdarbeiten konnte also sehr wohl auch als militärische Drohung empfunden werden.

Wie in Phrygien entstehen die größten Tumuli zum Zeitpunkt militärischer Aktivitäten. Dies entspricht dem eingangs skizzierten Modell von aggressiver Machtausübung, die ein gesteigertes Interesse an repräsentativer Selbstdarstellung nach sich zieht. Zugleich befand sich Lydien während der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts in einer wirtschaftlich prosperierenden Phase, die durch die Kontrolle des kleinasiatischen Binnenhandels ausgelöst wurde. Die lydische Aristokratie zollte diesen Veränderungen in Form von aufwendigen Grabdenkmälern Tribut.

Vereinzelt sind lydische Kammergräber auch noch weiter östlich zu finden, wie die Beispiele Yazilikaya und Sandikli zeigen. Es ist denkbar, daß sich hier eine punktuelle kulturelle Überformung der einheimischen Traditionen unter lydischer Herrschaft fassen läßt, die nach der lydischen Niederlage gegen die Achämeniden ebenso schnell verschwand wie das Auftreten phrygischer Holzkammergräber außerhalb des Kernlandes nach dem Kimmeriersturm. Zusammenfassend ergibt sich, daß die Grabform des Tumulus im 6. Jahrhundert v. Chr. offenbar über ganz Lydien verbreitet war und nicht allein dem Königsgrab vorbehalten blieb. Ein durchgängiger Bautyp konnte jedoch nicht ausgemacht werden. Das Kammergrab wies ganz unterschiedliche Konstruktionsarten auf, die vielleicht durch lokale Handwerkstraditionen oder das am Ort anstehende Material begründet sind.

Analog zum phrygischen Befund bestatteten auch die begüterten Lyder ihre Toten in Grabkammern.[34] Während Kammergräber unter einem Tumulus in Phrygien gewöhnlich nur die Bestattung einer einzelnen Person enthalten, überwiegen in Lydien deutlich Mehrfachbestattungen. Die häufigen Nachbestattungen sind vielleicht auch der Grund für die oftmals beobachtete schlechte Ausführung des Dromos und der unterschiedlichen Bauphasen. Es ist möglich, daß bei jeder Neubestattung der Tumulus und entsprechend auch der Dromos vergrößert bzw. verlängert wurde. Stimmt diese Vermutung, so ließe sich an der Anzahl der Bauphasen des Dromos die Häufigkeit der Nachbestattung messen. Der stratigraphische Befund der Aufschüttung kann in diesem Punkt Klärung bringen.

Der Expansion des lydischen Machtbereichs unter Alyattes und Kroisos, die sich in der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. über weite Teile Kleinasiens vollzog, entspricht nicht unmittelbar die Verbreitung der lydischen Kammergräber. Während der Tumulus im Kernland innerhalb dieses Zeitraums langsam immer häufiger wurde und auch unter persischer Oberhoheit weiterbestand, sind lydische Grabformen, d. h. Grabhügel und Kammergräber, nur langsam in angrenzenden Kulturen aufgenommen worden.

Im Zentrum der westphrygischen Region, Yazilikaya, schlug man ein Kammergrab in den Fels, das mit einem Soma vergleichbaren Sparrendach und zwei Klinen ausgestattet war. Ein Steinkammergrab mit Dromos und Vorraum unter einem Tumulus entstand auch im westphrygischen Sandikli. Offenbar hatten die Lyder Standards für die Ausstattung des Sepulkralbereichs gesetzt, die auch von den führenden Eliten des Perserreiches akzeptiert werden konnten. Für diese Interpretation spricht auch die Ausstattung des Ikiztepe, dessen Grabkammern Marmorklinen und kostbares Silbergeschirr mit achämenidisch anmutender figuraler Verzierung (doppelte Stierprotomen) enthielten, das in die Zeit der persischen Oberherrschaft datiert wird. Das monumentalste Grab entstand jedoch für Alyattes als sich das autonome Lydien auf seinem Machthöhepunkt befand und das Grab den alles überragenden Status des Königs verdeutlichen sollte.

 

 



[1] N. Ramage-A. Ramage, The Siting of Lydian Burial Mounds, in: D.G. Mitten u.a. (Hgg.), FS G.M.A. Hanfmann (1971) 143 ff. Die Tumuli der Bin Tepe-Nekropole wurden in diesem Survey nicht aufgenommen.

[2] B.K. McLauchlin, Lydian Graves and Burial Customs, Diss. Berkeley (1985) 257 ff. Die Fundplätze Selcuk und Belevi werden in dem Kapitel 4.2.2. über die Tumulusbestattungen bei den kleinasiatischen Griechen bearbeitet.

[3] Die Tumuli in Selcikler (AnatSt 18, 1968, 43; AnatSt 19, 1969, 24; AnatSt 20, 1970, 28; Ü. Izmirligil, Selcikler Tümülüsleri, TürkAD 22, 1, 1975, 41-69 engl. Resumé 49 f.; B.K. McLauchlin, Lydian Graves and Burial Customs, Diss. Berkeley (1985) 268 f.), Beylerbeyi (N. Karabay, Beylerbeyi I. No’lu tümülüs, V. Müze kurtarma kazilari semineri 1994 (1995) 229-242; C. Simsek, Beylerbeyi III nolu tümülüs kazisi, IV. Müze kurtarma kazilari semineri 1993 (1994) 117-127.), Altin Tas und Sarij-ova (W. R. Paton, JHS 20, 1900, 66 f. 72: „It seems at least to be certain that the tomb-types of Western Karia differ from those of Eastern Karia, and have analogies in Southern Lydia.“) wurden nicht in diese Gruppe aufgenommen, da sie jüngeren Datums sind. Konstruktionell schließen diese Gräber sich durch den Gebrauch eines aus gegeneinander gestellten Steinplatten gebildeten Entlastungsdreiecks über den flach eingedeckten Dromoi zusammen (Ikiztepe, Selcikler 2, Beylerbeyi 1, Altin Tas und Sarij-ova). Der Fund einer marmornen Tür, deren Gestaltung eine Holztür mit Metallbeschlägen nachahmt im Tumulus Selcikler 2 (Ü. Izmirligil, TürkAD 22, 1, 1975, 64 f.) spricht dafür, all diese Gräber einer deutlich späteren Zeitphase zuzuordnen.

[4] Der namengebende Ort ist bei N. Ramage-A. Ramage, The Siting of Lydian Burial Mounds, in: D.G. Mitten u.a. (Hgg.), FS G.M.A. Hanfmann (1971) 148 Abb. 2 eingezeichnet; B.K. McLauchlin, Lydian Graves and Burial Customs, Diss. Berkeley (1985) 257 f.; K. Nayir, Alahidir tümülüsleri kazisi 1979, AnadoluAras 7, 1979, 115-129.; ders., Alahidir tümülüsleri kurtarma kazisi - 1979, in: II. Kazi sonuclari toplantisi 1980 (1981) 73 ff.; AJA 86, 1982, 570.

[5] J. Boehlau-K. Schefold, Larisa am Hermos I (1940) 109 beobachteten in der Nekropole der nicht weit entfernten Polis Larisa rechteckige Grabstellen, die eine Kammerunterteilung aufwiesen.

[6] B.K. McLauchlin, Lydian Graves and Burial Customs, Diss. Berkeley (1985) 261 ff.; K. Nayir, Alibeyli tümülüsleri kurtarma kazisi - 1981, Kazi sonuclari toplantisi 1982 (1983) 199 ff.; AJA 87, 1983, 441.

[7] Saricam ist auf der Karte bei N. Ramage-A. Ramage, The Siting of Lydian Burial Mounds, in: D.G. Mitten u.a. (Hgg.), FS G.M.A. Hanfmann (1971) 154 Abb. 3 eingezeichnet; B.K. McLauchlin, Lydian Graves and Burial Customs, Diss. Berkeley (1985) 265.

[8] AJA 71, 1967, 172; einen kurzen Überblick bietet K. Akbiyikoglu, Güre Basmaci tümülüsü kurtarma kazisi, I. Müze kurtarma kazilari semineri 1990 (1991) 1.; N. Ramage-A. Ramage, The Siting of Lydian Burial Mounds, in: D.G. Mitten u.a. (Hgg.), FS G.M.A. Hanfmann (1971) 146 f. und Abb. 1 verzeichnen in dieser Gegend nur sechs Grabhügel.  

[9] B.K. McLauchlin, Lydian Graves and Burial Customs, Diss. Berkeley (1985) 266 ff.; B. Tezcan in: VIII. Türk Tarih Kongresi 1976 (1979) 391-397; AJA 71, 1967, 172.

[10] Hervorragende Abbildungen der Funde finden sich bei A. Toker, Metal Vessels, Museum of Anatolian Civilizations (1992) Kat. Nr. 147-151.153-155. Es handelt sich um Silber- und Bronzekännchen, Silberschalen mit und ohne Omphalos, Schöpfkellen und ein silbernes Räuchergefäß. Die verwendeten Motive und das Formrepertoire entstammen dem persischen, phrygischen und altorientalischen Bilder- und Gefäßspektrum. Die besten Parallelen zu den Funden aus dem Ikiztepe bilden einige außerordentlich reiche Silberobjekte, die sich bis zum Zeitpunkt ihrer Rückgabe an die Türkei in New York befanden. Vgl. D. von Bothmer, A Greek and Roman Treasury, Metropolitan Museum of Art, New York (1984) 6-10 und Abb. 16-71. Es handelt sich um eine Gruppe von über 50 Gefäßen und Utensilien, die über einen Zeitraum von 15 Jahren vom Museum erworben wurden. Darunter Phialen (mit und ohne Omphalos), Oinochoen mit Kleeblattmündung, Kännchen, Alabastra, Schöpfkellen, Platten mit Rotellenhenkeln, Räuchergefäße, Löffel, eine Kosmetikbox und ein Spiegel. V. Bothmer sieht hier die Arbeit von ionischen Handwerkern, die östliche, persische und griechische Einflüsse in ihren Arbeiten verschmolzen haben. Die Provenienz der Stücke ist zwar unbekannt, aber die Ähnlichkeit mit den Funden aus dem Ikiztepe legten nahe, daß diese Stücke aus lydischen Gräbern des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. stammen. Zur jüngeren Geschichte des Fundkomplexes vgl. O. Bingöl, Malerei und Mosaik der Antike in der Türkei (1997) 49; über die genaue Datierung des Ikiztepe besteht kein Konsens: Während N. Ramage-A. Ramage, The Siting of Lydian Burial Mounds, in: D.G. Mitten u.a. (Hgg.), FS G.M.A. Hanfmann (1971) 147 das Grab nach den reichen Silberfunden ins 5./4. Jh. v. Chr. datieren, ordnet M. Pfrommer, Studien zu alexandrinischer und großgriechischer Toreutik frühhellenistischer Zeit (1987) Kat. Nr. FK 26 die Funde dem frühen 5. Jahrhundert v. Chr. zu; ein besonders interessantes Stück der Gruppe diskutiert Cl. Brixhe, AJA 96, 1992, 144. Eine einhenklige Silberschale mit einem seitlichen Siebausguß trägt auf der Unterseite eine altphrygische Inschrift, die Brixhe als Widmung von Midas an Arosas liest. Die Schale ist bei Toker a. O.  172 abgebildet. Die Inschrift ist hier leider nicht zu erkennen.

[11] K. Akbiyikoglu, Güre Basmaci tümülüsü kurtarma kazisi, I. Müze kurtarma kazilari semineri 1990 (1991) 1ff.; M.J. Mellink, AJA 96, 1992, 144.

[12] Eine Umzeichnung ist bei K. Akbiyikoglu, Güre Basmaci tümülüsü kurtarma kazisi, I. Müze kurtarma kazilari semineri 1990 (1991) 22 Abb. 1.2. abgedruckt.

[13] S. Kasper, Eine Nekropole nordwestlich von Soma, AA 1970, 71 ff. Ganz in der Nähe von Soma, aber schon auf mysischem Territorium führte das Museum von Bursa bei Ivrindi eine Notgrabung an einem Tumulus mit Kammergrab durch. Die dreiteilige in den Stein geschlagene Anlage aus Dromos, Ante- und Hauptraum erinnert stark an lydische Vorbilder, ist aber untypisch für das lydische Kernland mit einem Satteldach aus gegeneinandergelehnten Steinplatten gedeckt. Der Tumulus wird nach Beifunden (130 Scherben, eine Öllampe und eine Parfümflasche) ins 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr. datiert, A. Akat, AnatSt 25, 1975, 29 f. Der eigentliche Fundort Yagcilar befindet sich zwischen Pergamon und Kyzikos.

[14] S. Kasper, AA 1970, 78 ff.; zur Keramik: W.-D. Albert, AA 1970, 83.

[15] Ders., AA 1970, 71-83.

[16] M. Mellink, AJA 75, 1971, 177.

[17] S. Kasper, AA 1970, 82.

[18] M. Üyümez, Sandikli Maltepe tümülüsü kurtarma kazisi, III. Müze kurtarma kazilari semineri 1992 (1993) 389-404.

[19] M. F. Özcatal, Yazilikaya, Ulucayir ve Karasakaltekke kazi, onarim ve cevre düzenleme calismalari, II. Müze kurtarma kazilari semineri 1991 (1992) 209-232; dieses Grab ist nicht das einzige Beispiel für einen lydischen Einfluß auf die Grabsitten in Phrygien. Schon 1899 publizierte Körte einen geplünderten Tumulus bei Tschukurdscha, 4 km nordwestlich des Midasfelsens. Der Grabhügel überdeckte eine Grabkammer aus Quadermauerwerk, der ein Dromos wahrscheinlich fehlte, vgl. AM 24, 1899, 41 f. Die übliche Grabform scheint in Midasstadt demgegenüber das Felsgrab gewesen zu sein. Hierzu: Reallexikon der Assyriologie VIII, 1993, s. v. Midas-Stadt (M. J. Mellink).

[20] Die bei M. F. Özcatal, II. Müze kurtarma kazilari semineri 1991 (1992) 221 abgebildete Kline entspricht in ihren gedrungenen Formen und der Ausarbeitung der Beine dem Klinenfund aus BK 71, 1, vgl. G.M.A. Hanfmann (Hrsg.), Sardis from Prehistoric to Roman Times (1983) Abb. 117; das Kammergrab in Yazilikaya fiel im Frühjahr 1998 Vandalismus zum Opfer, vgl. AW 29, 2, 1998, 181.

[21] Die Existenz einer Traditionslinie von Phrygien nach Lydien wird u.a. von B.K. McLauchlin, Lydian Graves and Burial Customs, Diss. Berkeley (1985) 97 „Thus the tradition of mound building on a monumental scale has a long history in Asia Minor, initiated perhaps by the Midas Mound at Gordion, continued at Sardis and passed on to the Hellenistic tomb builders of Pergamon and Hierapolis.“ und M. Mellink in: A. Schütte (Hrsg.), FS K. Dörner (1991) 7 vertreten.

[22] M. Waelkens, Das Totenhaus in Kleinasien, AW 11, 4, 1980, 3-12. a. O. 3; ders. in: D. Papenfuss-V.M. Strocka (Hgg.), Palast und Hütte, KB Berlin 1979 (1982) 421 ff.

[23] A. Akerström, Studien über die etruskischen Gräber. Unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung des Kammergrabes (1934); M. Demus-Quatember, Etruskische Grabarchitektur. Typologie und Ursprungsfragen (1958) 75; F. Prayon, Ostmediterrane Einflüsse auf den Beginn der Monumentalarchitektur in Etrurien?, JbZMusMainz 37, 1990, 501-519; A. Naso, Osservazioni sull’origine dei tumuli monumentali nell’ Italia centrale, OpRom 20, 1996, 69-85.

[24] R.U. Russin in: G.M.A. Hanfmann (Hrsg.), Sardis from Prehistoric to Roman Times (1983) 56.

[25] Die einschlägigen Quellen sind in Original und englischer Übersetzung systematisch geordnet bei J. G. Pedley, Ancient Literary Sources on Sardis (1972) zu finden. Im folgenden Pedley 1-307; W. Burkert in: J.B. Carter-S.P. Morris (Hgg.), The Ages of Homer, FS E. Vermeule (1995) 139 ff. macht den Unterschied im Wissen über die lydischen und phrygischen Könige an den Quellen Herodots fest. Zum einen stützte dieser sich auf lydische Königslisten, zum anderen beträgt der von mündlicher Überlieferung zu überbrückende Zeitraum nur rund 200 Jahre. Die Glanzzeit Phrygiens lag im späten 8. Jahrhundert, d. h. jenseits dieser Grenze; einen guten Überblick über die Forschungslage zu Lydien mit einem umfangreichen thematisch gegliederten Literaturverzeichnis bietet C. M. Greenewalt, Jr., Croesus of Sardis and the Lydian Kingdom of Anatolia, in: J. M. Sasson (Hrsg.), Civilizations of the Ancient Near East II (1995) 1173-1183.

[26] Hdt. 1, 7 ff.

[27] Krieg mit den Griechenstädten: Hdt. 1, 14; Pedley Nr. 43-48; Kimmerier: Strab. 1, 3, 21; 13, 4, 8; 14, 1, 40; Pedley 49-51; assyrische Quellen aus der Zeit Assurbanipals (R 668-627): D. Luckenbill, Ancient Records of Assyria and Babylonia II (1927) Nr. 784.785.849.909.910; Pedley 292-295.

[28] Regierungsjahre: Ardys: 49 Jahre, Sadyattes: 12 Jahre, Hdt. 1, 15 f.; Alyattes: 57 Jahre, Hdt. 1, 22 ff.; Kroisos: 14 Jahre, Hdt. 1, 86. Die einzelnen von Herodot gegebenen Regierungszeiten der lydischen Könige sind sehr lang. Gyges wäre ihnen zufolge ein König des 8. Jahrhunderts v. Chr. gewesen. Zu diesem Problem W. Burkert in: J.B. Carter-S.P. Morris (Hgg.), The Ages of Homer, FS E. Vermeule (1995) 141 mit Literatur; Hdt. 1, 28 gibt an, daß zu Kroisos’ Zeiten mit Ausnahme der Kilikier und Lykier alle Länder westlich des Halys unter lydischer Oberhoheit standen.

[29] Hdt. 1, 27.

[30] Karische Mutter (die zweite Frau seines Vaters Alyattes war eine Ionierin): Hdt. 1, 92; seine Schwester Aryenis war mit dem medischen König Astyages, der später von Kyros gestürzt wurde, verheiratet: Hdt. 1, 74; der Phryger Adrastos am lydischen Hof: Hdt. 1, 35 f.; Gyges’ Vater Daskylos war mit einer Phrygerin verheiratet: Nikolas von Damaskus, FGrHist 90 F 44; eine Zusammenfassung der lydischen Außenpolitik gegenüber den östlichen Großreichen gibt P. Frei, Die Rolle des Lyderreiches im internationalen System des 6. Jahrhunderts v. Chr., VIII. Türk Tarih Kongresi, Kongreye sulunan bildiriler 1976 (1979) 375 ff.

[31] Kroisos und Solon bei Hdt. 1, 28 ff.; andererseits profitierten einzelne Griechen auch vom lydischen Reichtum: So verdankte beispielsweise das Geschlecht der Alkmaioniden den Grundstein seiner Wohlhabenheit Kroisos, der Alkmaion fürstlich dafür entlohnte, daß er seinen Gesandten in Delphi geholfen hatte.

[32] A. Ramage-N. Ramage, The Siting of Lydian Burial mounds in: D.G. Mitten u.a. (Hgg.), FS G.M.A. Hanfmann (1971) 158 ff.

[33] Hdt. 1, 162 “αιρεε τασ πόλιας χώμασι”.

[34] Ein Nebeneinander von Felskammer- und Kammergräbern unter einem Tumulus - wie es in den sardischen Nekropolen herrscht - ist von den Fundorten Gordion und Ankara bisher jedoch nicht bekannt.