4.2.5. Polyandrien und die Rezeption des Adelsgrabes durch die Polis
Im Anschluß an die Zusammenfassung des Befundes zu den Ehrengräbern für Einzelpersonen, soll dieses Kapitel das Grab für Kriegsgefallene behandeln. Vorauszuschicken sind einige Bemerkungen zur Stellung des Soldaten und den Motiven, die hinter kriegerischen Aktivitäten in der Archaik standen. Die Errichtung eines Ehrengrabes ist schließlich nur dann anzunehmen, wenn eine Körperschaft existiert, die ein solches Monument in Auftrag gibt, bzw. eine übergeordnete Idee, für die man in den Kampf gezogen ist.
Krieg galt der griechischen Adelsideologie immer als besonders männliche Beschäftigung, die dem einzelnen die Möglichkeit gab Ruhm, Ansehen und reiche Beute zu gewinnen. Diese Einstellung hat sich auch in den homerischen Epen niedergeschlagen, in denen gerade die Verteilung der Beute einen wichtigen Platz einnimmt und immer wieder zu Konflikten führt. Der persönlichen Prestigesucht der homerischen Basileis stehen die historischen Kriege des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. gegenüber, die an allererster Stelle dem Gewinn von Land dienten und die wahrscheinlich mit dem Bevölkerungszuwachs des 8. Jahrhunderts v. Chr. zusammenhängen. Zu denken ist hier an den sogenannten Lelantischen Krieg um das euböische Fruchtland oder die Messenischen Kriege der Spartaner.[1] Die Bedrohung der gemeinsamen Existenzgrundlage, d. h. das Fehlen von ausreichendem Ackerland zur Versorgung der Bevölkerung führte dann auch zu einer Änderung der Kampfweise. Man gab den aristokratischen Zweikampf zugunsten der neuen Phalanxtaktik auf, die zwischen 700 und 650 v. Chr. entwickelt wurde und sich schnell über ganz Griechenland verbreitete.[2] Die Phalanx ist eine Bauernarmee, die mit verhältnismäßig geringem materiellen Aufwand und innerhalb eines recht begrenzten Wirkungsrahmens sehr effektiv eingesetzt werden konnte, um den eigenen Grund und Boden zu schützen oder zu erweitern.
Es ist vielfach betont worden, daß diese neue Kampfform, die Bauern und Aristokraten in einer gemeinsamen Schlachtreihe kämpfen ließ, zu tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen führte. Erbrachte man die gleiche Leistung im Krisenfall, wollte man auch in Friedenszeiten nicht mehr von den politischen Entscheidungen ausgeschlossen sein.[3] Neben einer Erweiterung der politischen Kräfte, führte die Einführung der Phalanx aber auch zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl, das über persönlichen Besitz und Abstammung hinaus den Blick für gemeinsame Ziele freimachte. War Patriotismus in den homerischen Epen ein zweitrangiges Motiv, verstärkte sich seine Bedeutung in der späteren Kriegsdichtung und erscheint schließlich noch vor dem Schutz von Gattin und materiellem Besitz.[4] Doch wie verfuhr man mit den Kriegstoten, die für das Vaterland gestorben waren?
Im hier interessierenden Zusammenhang gilt das Interesse dem Massengrab unter einem Tumulus, das am Ort der Schlacht oder - wenn es eine Rückführung der Gefallenen gibt - in der Heimat auf Staatskosten errichtet wird.
Bereits in der Ilias ist ein solches Grab für die vor Troja gefallenen Achäer belegt.[5] Dort ist es Nestor, der das weitere Vorgehen mit den anwesenden Basileis plant: Die Toten sollen zwar gemeinsam verbrannt werden, aber ihre Asche im Anschluß gesondert gesammelt werden und den daheimgebliebenen Angehörigen zugehen. Die Stätte der Verbrennung wird durch einen Hügel als Kenotaph gekennzeichnet und in die Befestigungsanlage der achäischen Stellung integriert.
Dies ist das einzige Zitat, das eine Rückführung der Asche von Gefallenen in die Heimat nennt und es steht in einem auffälligen Gegensatz zur ansonsten durch Homer geschilderten Sitte.[6] Gewöhnlich ist allein die Durchführung der Bestattung des Verstorbenen für dessen Seelenruhe, zur Erhaltung der göttlichen Ordnung und als Erinnerungsmal ausreichend. Der Ort des Grabes spielt nur insofern eine Rolle, als durch seine exponierte Lage die dauerhafte Erinnerung und der Nachruhm gesichert werden.
Dieses Mißverhältnis hat dazu geführt, daß schon im Altertum an der Authentizität der Verse gezweifelt wurde.[7] Für die hier im Vordergrund stehende Fragestellung nach den Anfängen des Massengrabes ist jedoch vor allem von Interesse, daß dieses Zitat eine solche Sitte nicht eindeutig belegen kann. Der Heerführer sorgte zwar für die Verbrennung der Gefallenen und errichtete einen Kenotaph in Hügelform, die eigentliche Bestattung fand allerdings gesondert durch die einzelnen Familien statt.
In der Folgezeit sind die Zeugnisse zu diesem Aspekt der antiken Kriegführung nicht sehr reich. Stupperich, Clairmont und Pritchett haben das literarische und archäologische Material, das hauptsächlich aus Athen stammt, gesammelt, ihre Ergebnisse sind für das folgende grundlegend.[8] Pritchett arbeitet dabei am wenigsten quellenkritisch. Seine Liste weist insgesamt neun Polyandrien auf, die vor 500 v. Chr. entstanden sind. Ein Großteil der Monumente ist uns nur durch die kaiserzeitlichen Quellen Pausanias und Plutarch bekannt und kann daher - soweit nicht noch ein älteres Indiz dafür spricht - nicht als Beleg für eine archaische Anlage angesehen werden.[9] Auch rekonstruiert Pritchett dort Polyandrien, wo im Text nur von einem Einzelgrab die Rede ist.[10]
Es bleibt für diesen Zeitraum ein Epigramm, das sich als dem Simonides zugeschrieben in der Anthologia Planudea erhalten hat. Es bezieht sich auf einen Konflikt zwischen Athen und Chalkis, der im Jahr 507/6 v. Chr. stattfand.[11] Der Text paßt sehr gut zu Athen kurz nach der Kleisthenischen Reform, doch da die Gegner nicht namentlich genannt werden, ist dieses Epigramm nicht unumstritten.[12] Sollte die historische Einordnung stimmen, belegt es ein gemeinsames Sema für die athenischen Gefallenen, das in Form eines Hügels auf offiziellen Beschluß hin am Euripos errichtet wurde.
Von archäologischer Seite her ist der Befund ebenso mager. Nur ein Massengrab aus dem späten 7. Jahrhundert v. Chr, in dem sich mehrere Dutzend Skelette und über 150 griechische Vasen befanden, kam in einer Nekropole bei Akragas zutage und wurde für ein Polyandrion in Anspruch genommen. Von einer Bestattung auf dem Schlachtfeld ist hier nicht auszugehen, da sich das Grab im Bereich der Nekropole fand. Anthropologische Untersuchungen wurden nicht vorgenommen und so bleiben die Altersstruktur und das Geschlecht der Verstorbenen unbekannt.[13] Da also weder die Skelettreste noch der Ort der Bestattung auf einen kriegerischen Zusammenhang hinweisen, muß vorerst die Interpretation als Polyandrion hypothetisch bleiben. Ebensogut können die Verstorbenen die Opfer eines Unglücksfalls oder einer Seuche sein.
Den ältesten sicheren Befund zu einem archaischen Polyandrion liefert der Fundort Ambrakia (heute Arta), eine korinthische Apoikie auf thesprotischem Gebiet.[14] Außerhalb des Südtores der Stadt befindet sich die 12, 4 m lange und 2, 5 m hohe und mit einer Inschrift versehene Fassade eines Grabbezirkes, der nach einer Schlacht am Arachthos-Fluß angelegt wurde, in der Armee und Flotte zusammen mit einem korinthischen Kontingent gegen Kerkyra eine Niederlage erlitten. Die Form der Buchstaben datiert die Inschrift des Monuments in die Jahre um 600 v. Chr.
Neben diesen wenigen literarischen und archäologischen Zeugnissen zu archaischen Massengräbern, sind zumindest zwei Fälle bekannt, die eine private Einzelbestattung von Gefallenen belegen: Eine Inschrift aus dem mittleren 6. Jahrhundert beklagt das Schicksal von Tet(t)ichos, der in jungen Jahren in der Schlacht starb. Sie befindet sich auf einer marmornen Stelenbasis, die in Athen gefunden wurde und gehörte wahrscheinlich zu einer Familiengrabstelle.[15] Einen ganz ähnlichen Inhalt hat auch die Inschrift auf der Basis des Kroisos-Kuros, die bereits in Kapitel 4.2.3.1. vorgestellt wurde und ebenfalls einem jungen Mann galt, der in der vorderster Reihe der Phalanx starb. Beide Inschriften gehörten zu einem privaten Grabbezirk und zeigen, daß es im 6. Jahrhundert in Attika offenbar noch nicht Usus war die Gefallenen zusammen auf dem Schlachtfeld zu begraben. Zumindest begüterte Familien, die sich eine Stele, bzw. eine Statue leisten konnten, setzten den Leichnam ihres Sohnes zuhause bei.
Faßt man den Befund zusammen, so finden sich in der Archaik keine Anzeichen dafür, daß es eine verbindliche Regelung für die Behandlung von Kriegstoten gegeben hat.[16] Die Entfernung von der Heimat und die Größe der Verluste werden hier sicher eine Rolle gespielt haben. Es ist zwar möglich, daß ein Teil der Gefallenen auf oder nahe dem Schlachtfeld bestattet wurde, aber um mehr als ein einfaches schmuckloses Grab scheint es sich dabei nicht gehandelt zu haben. Die wenigen Hinweise deuten eher darauf hin, daß die Kameraden den Leichnam, wenn irgend möglich, nach Hause brachten. Der früheste Nachweis eines monumentalen Ehrengrabes für Gefallene stammt aus Ambrakia in Nordgriechenland und ist schon deshalb interessant, weil er zeitlich und räumlich nicht sehr weit vom Menekrates-Monument auf Kerkyra entfernt ist. Beide Inschriften bezeugen, daß es in Nordgriechenland schon um 600 v. Chr. Bürgergemeinschaften gab, die aufwendige Ehrengräber errichteten und es ist sicher kein Zufall, daß es sich bei beiden Städten um Kolonien handelte, für die ein engerer Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung vorausgesetzt werden darf als für gewachsene Städte.
In eine neue Phase trat die Entwicklung von Gefallenengräbern mit der Reform des Kleisthenes in Athen.[17] Die auf Euböa gefallenen Soldaten waren die ersten, die ein Sema bekamen, das auf Kosten der Polis errichtet wurde.[18] Die äußere Form eines monumentalen Tumulus wurde dann später auch für die Gefallenen von Marathon und Platää gewählt, während im Demosion Sema, dem Staatsfriedhof von Athen, die Tymboi innerhalb rechteckiger Grabbezirke entlang der Akademiestraße angelegt wurden und als Monument hinter den vor ihnen aufgestellten Stelen zurücktraten.[19] Alles deutet darauf hin, daß diese Gräber ähnlich dem oben beschriebenen ambrakischen Polyandrion gestaltet waren.
Dieser Typus des Ehrengrabs wurde dann auch von anderen Poleis übernommen, wie das Beipiel Thespiai zeigt. Den Gefallenen der Schlacht bei Delion (424 v. Chr.) wurde an einer Straße ein rechteckiger Bezirk errichtet, dessen vordere Begrenzung eine 32 m lange Mauer bildete, auf der mindestens neun Stelen und eine Löwenstatue nebeneinander aufgestellt waren. Der Bezirk war 23 m tief und umschloß wahrscheinlich einen Tumulus. Die Zahl der in dieser wichtigen Schlacht Gestorbenen belief sich nach Auskunft der wahrscheinlich unvollständig überlieferten Gefallenenlisten auf über 100.[20]
Alle Bearbeiter stimmen darin überein, daß die in Athen entwickelte Form des Gefallenengrabes, wie sie uns z. B. in Form des Marathontumulus überliefert ist, ein eminent politisches Monument darstellt. Gerade die Schlacht von Marathon bot hier viele Ansatzpunkte. Zusammen mit den Platäern hatten die Athener das persische Heer geschlagen, ohne auf die lakedaimonische Unterstützung zu warten. Dieser überraschende und glänzende Sieg, den man fast allein errungen hatte, wurde in der Folgezeit durch Anekdoten und Legenden zu einer athenischen Heldengeschichte ausgebaut, die für das athenische Selbstverständnis von allergrößter Bedeutung war.[21] Es ist daher eigentlich verwunderlich, daß der Tumulus selbst, als Monument dieses Sieges, erst jüngst einer formgeschichtlichen Analyse unterzogen wurde.[22]
Obwohl die Schlacht im Jahre 490 v. Chr. stattfand und der Tymbos eigentlich aus dem hier im Vordergrund stehenden zeitlichen Rahmen herausfällt, soll er in diese Untersuchung aufgenommen werden, da es sich bei ihm, wie bei den Oikistengräbern, um eine Kunstform handelt. Diese Art von Gräbern wurde nicht nur einer bestimmten Tradition oder religiösen Vorstellungen gemäß errichtet, sondern erfüllte in erster Linie politische Bedürfnisse. Kolonien und die junge athenische Isonomie wählten beide die Grabform des Tumulus um ihre wichtigsten Toten zu ehren.
Die ersten Untersuchungen am Grabhügel von Marathon wurden im Jahre 1884 von Heinrich Schliemann durchgeführt, der aber nicht tief genug grub und den Hügel nach einigen wenigen Fundstücken ins Neolithikum datierte. Der monumentale Tumulus hatte ursprünglich eine Höhe von 10 m und einen Durchmesser von 50 m. Auf den Versuch von Schliemann folgten 1890/91 die Ausgrabungen von V. Stais, der zwei Schnitte durch den Hügel legte und in einer Tiefe von 3 m unter dem heutigen Niveau der Ebene auf eine mit Knochen und Lekythen durchmischte Ascheschicht und zwei Opferrinnen stieß.[23] Die beigefundene Keramik ist zum überwiegenden Teil schwarzfigurig: Circa 30 Lekythoi werden von wenigen anderen Vasenformen begleitet.[24] Das älteste Stück ist eine Halsamphora des Sophilos, die um 580/70 v. Chr. entstanden ist. Jeweils einmal ist eine Schale (540 v. Chr.), eine Hydria, ein Exaleiptron, eine Dreifußpyxis (spätes 6. Jh. v. Chr.) und ein Vorratsgefäß vertreten. Das jüngste Objekt ist eine stark fragmentierte rotfigurige Schale.[25]
Das von den Funden abgedeckte zeitliche Spektrum ist erstaunlich weit gespannt. Stais erklärt die Fundvergesellschaftung durch Erbstücke, die zu diesem Anlaß benutzt wurden. Maurice und Mingazzini hingegen deuten den Soros als Grabstätte eines attischen Geschlechts, die man zur Beisetzung der Gefallenen übernommen hätte.[26] Zuletzt sprach sich Mersch gegen die Identifikation mit dem Massengrab der 192 Marathonkämpfer aus und interpretierte ihn, nach dem Vorbild von Velanideza und Vourva, als attisches Familiengrab.[27] Sowohl für die Größe des Hügels, als auch für die dichte Belegung und die archaischen Elemente (Opferrinne) der Bestattung gäbe es dort sehr gute Parallelen. Es sei erstaunlich, daß sich bisher kein Grabkult am Ort nachweisen ließe, der für die Marathonomachoi literarisch und epigraphisch sonst gut belegt sei.[28] Auch sei der Soros nicht der einzige Tumulus in der Marathonia und müsse nicht dem Gefallenengrab zugeordnet werden.
Insgesamt betrachtet ist die Forschungslage zum Soros alles andere als befriedigend. Nur ein Viertel des Tumulus ist ausgegraben und die Umgebung wurde nie einer systematischen Suche unterzogen.
Für die Benennung spricht vor allem die dicke Aschenschicht, die zur literarisch überlieferten Verbrennung der Kriegstoten paßt und die durch die beigefundenen schwarzfigurigen Lekythen ins frühe 5. Jahrhundert v. Chr. datiert werden kann.[29] Ein ähnlicher Befund ist bei den übrigen attischen Tumuli nicht beobachtet worden. Wie diese Brandschüttung mit dem einzelnen Urnengrab und der Opferrinne zusammenhängt, können nur neue Grabungen klären. Auch die Datierung der Erdaufschüttung ist bisher nicht in ausreichendem Maße gesichert. Ein Zusammenhang mit der Ascheschicht ist aber wahrscheinlich.
Auch Whitley hat den sogenannten Soros in Marathon analysiert und kommt zu dem Schluß, daß sich in ihm Heroenkult und archaische Bestattungssitten vermischen. Da sich ein Kult archäologisch nicht fassen läßt, müssen Gedanken in dieser Richtung hypothetisch bleiben. Interessanter ist der Bezug zum attischen Aristokratengrab. Unabhängig davon, ob hier archaische Bräuche kopiert wurden oder ein archaisches Grab in das Grabmonument integriert wurde, bleibt die offensichtliche Anknüpfung an eine ältere aristokratisch konnotierte Grabform. In der Archaik standen diese Gräber für junge statusbewußte Adlige, die auf Abkunft und einen gewissen Lebensstil verwiesen. Und gerade diese Schicht hatte den Prunk betrieben, den bald die demokratische Polis für sich entdeckte und einsetzte. Die ausgebildete Form des Staatsbegräbnisses aus Prothesis, Ekphora, Epitaphios Logos und Epitaphios Agon kopierte die Art von Bestattung, die Solon verboten hatte.[30] Wobei gerade die Leichenspiele eine lange aristokratische Tradition hatten, die bis zu den Totenfeiern des Amphidamas reichen, an denen Hesiod als Sänger teilnahm.[31]
Als weiterer Beleg soll hier auch das Symposion angeführt werden, das über die Leiturgie weiteren gesellschaftlichen Kreisen zugänglich gemacht wurde. Während der städtischen Feste der Panathenäen und Dionysien richteten reiche Bürger Trinkgelage aus, an denen ärmere Mitbürger teilnehmen konnten.[32] Der luxuriöse Rahmen wurde zwar übernommen, der massiv pro-aristokratische Charakter nun aber umgedeutet und den Idealen der Polis dienstbar gemacht.
In der Archaik waren also offenbar ästhetisch wirksame gesellschaftliche Umgangsformen und Rahmenbedingungen geschaffen worden, auf die die Polis zurückgreifen konnte.
[1] K.A. Raaflaub, Homer und die Geschichte des 8. Jahrhunderts v. Chr., in: J. Latacz (Hrsg.), 200 Jahre Homerforschung (1991) 222 ff.
[2] K.A. Raaflaub, Homer und die Geschichte des 8. Jahrhunderts v. Chr., in: J. Latacz (Hrsg.), 200 Jahre Homerforschung (1991) 226 ff.
[3] O. Murray, Das frühe Griechenland (1982) 174.
[4] O. Murray, Das frühe Griechenland (1982) 172 ff. Bringt es dem Mann noch Ehren und Glanz, mit den Feinden zu fechten für des Vaterlands Wohl, Kindern und Gattin zum Schutz. (Kallinos, zitiert nach Murray a. O. 172.) Unter den Vorkämpfern auf dem Schlachtfeld zu fallen, bedeutet Ruhm dem wackeren Mann, der für sein Vaterland ficht. (Tyrtaios, zitiert nach Murray a. O. 173). Hierbei ist zu beachten, daß der griechische Patriotismus immer konkret zu verstehen ist. Es geht dabei nicht - wie nach moderner Vorstellung - um ein abstraktes Konzept von Staat, das bestimmte politische Strukturen und individuelle Möglichkeiten einschließt, sondern um die empirisch faßbaren Aspekte der Heimat. Vgl. N. Loraux, The Invention of Athens (1986) 5.328 f.
[5] Hom. Il. 7, 332-337.435 f.
[6] Einer mythischen Ebene ist die Rückführung der Leiche des Sarpedon zuzuordnen, die durch Apollon, Hypnos und Thanatos nach Lykien gebracht wird (Hom. Il. 16, 456 f.).
[7] Bereits der alexandrinische Bibliothekar Aristarchos v. Samothrake (217-145 v. Chr.) meldete Bedenken an. Vgl. W.K. Pritchett, The Greek State at War IV (1985) 100 ff.; früheste literarische Nennung dann: Aischyl. Ag. 435-444 (Uraufführung: 458 v. Chr.).
[8] R. Stupperich, Staatsbegräbnis und Privatgrabmal im Klassischen Athen, Diss Münster 1977, 62 ff.; C.W. Clairmont, Patrios Nomos (1983) 368 ff.; W.K. Pritchett, The Greek State at War IV (1985) 159 ff.;
[9] Polyandrion des Krieges zwischen Proitos und Akrisios, Paus. 2, 25, 7; Polyandrion des 1. Messenischen Krieges, Paus. 4, 8, 13 (2. H. 8. Jh. v. Chr.); Polyandrion der Schlacht von Hysiai, Paus. 2, 24, 7 (669 v. Chr.); Grab von 100 Orethasiern auf der Agora von Phigalia, Paus. 8, 41, 1 (659 v. Chr.?); Gräber der Schlacht um die Thyrea, Paus. 2, 38, 5 (circa 550 v. Chr.); Epitaph eines Polyandrions in Selinous, Plut. Mor. 217 F, ders. Lykourgos 20 (514-510 v. Chr.?).
[10] So wird aus dem Grab des Tellos (Hdt. 1, 30) ein Polyandrion für die Gefallenen aus der Schlacht bei Eleusis und das Grab des Anchimolios zum Polyandrion für die 512 v. Chr. gefallenen Lakedaimonier (Hdt. 5, 63).
[11] Anth. Plan. 16, 26 Tief in den Schluchten der Dirphys erlagen wir, doch am Euripos / ward nach der Bürger Beschluß nun uns der Hügel gehäuft. / Wahrlich mit Recht: Wir haben die blühende Jugend geopfert / und der Wolke des Kriegs, die uns bedrohte, getrotzt.
[12] C.W. Clairmont, Patrios Nomos (1983) 88 f.
[13] Fasti Archeologici 1, 1946, Nr. 722.
[14] I. Andreou, ADelt 41, 1986 (1991) 425 ff. Taf. 97 ff.; M. Müller in: W. Hoepfner u. a. (Hgg.), Die griechische Polis. Architektur und Politik (1993) 60.
[15] AO: Athen, Epigraph. Mus. Inv. Nr. 10650; IG I2 976; G.M.A. Richter, The Archaic Gravestones of Attica (1961) Nr. 36; Ob einer ein Bürger ist, ob ein Fremdling, von anderwärts herkommend: keiner gehe vorüber, ohne um Tettichos zu klagen, den wackeren, der im Kriege zu Tode kam, seiner Jugendblüte verlustig. Solchermaßen sei euer Wehruf, zieht dann weiter zu guter Verrichtung. (Übersetzung:W. Peek, Griechische Grabgedichte (1960) Nr. 50)
[16] C.W. Clairmont, Patrios Nomos (1983) 8.
[17] Der Zeitpunkt, zu dem die Staatsgrabmale eingeführt wurden, ist umstritten. R. Stupperich in: W.D.E. Coulson u. a. (Hgg.), The Archaeology of Athens and Attica under the democracy, Kongreß Athen 1992 (1994) 93 vertritt den kleisthenischen Ansatz und verbindet diese Datierung mit dem post aliquanto-Gesetz, das die Größe von privaten Gräbern regelt.
[18] Diesem Massengrab gehen nur vereinzelt Gräber auf Staatskosten voran, die verdiente Einzelpersonen ehrten: Grab des Tellos (Hdt. 1, 30); Grab Solons im Kerameikos ? (Ail. var. 8, 16).
[19] Über das Aussehen können nur Analogien Auskunft geben, da das in Frage kommende Gebiet heute überbaut ist. Sämtliche Zeugnisse zu diesem Problem sind bei C.W. Clairmont, Patrios Nomos (1983) gesammelt. Zum Aussehen Clairmont a. O. 60 ff. bes. 63.
[20] C.W. Clairmont, Patrios Nomos (1983) 232 ff.
[21] Vgl. hierzu N. Loraux, The Invention of Athens. The Funeral Oration in the Classical City (1986) 155 ff.
[22] J. Whitley, The Monuments That Stood before Marathon: Tomb Cult and Hero Cult in Archaic Attica, AJA 98, 1994, 213 ff.
[23] V. Stais, ADelt 1890, 123 ff.; ders., AM 18, 1893, 46 ff.
[24] CVA Athen fasc. 1, Taf. 10-14.
[25] C.W. Clairmont, Patrios Nomos (1983) 98 f.100 f.
[26] F. Maurice, JHS 52, 1932, 23 f.; P. Mingazzini, ASAtene 52-53, 1974-75, 12 f. sieht in dem Hügel sogar eine natürliche Erhebung, auf der ältere und jüngere Gräber angelegt wurden. Dagegen ist zu sagen, daß es sich bei der Ebene von Marathon um eine Schwemmlandebene handelt, die keine natürlichen Hügel aufweist.
[27] A. Mersch, Archäologischer Kommentar zu den Gräbern der Athener und Plataier, Klio 77, 1995, 55 ff.
[28] Paus. 1, 32 , 4; IG II 471. Ephebeninschrift aus Athen###
[29] C.H.E. Haspels, Attic Black-Figured Lekythoi (1936) 89 ff. Haspels belegt in ihrer Arbeit, daß die schwarzfigurige Technik noch bis ins 2. Viertel des 5. Jahrhunderts ausgeübt wurde. Vgl. a. O. 170 ff. zum Beldam Maler.
[30] J. Whitley, AJA 98, 1994, 229 f.; R. Stupperich in: W.D.E. Coulson u. a. (Hgg.), The Archaeology of Athens and Attica under the Democracy, Kongreß Athen 1992 (1994) 93.
[31] Hes. erg. 654-659; vgl. L.E. Roller, Funeral Games for Historical Persons, Stadion 7, 1981, 6.
[32] RE 8 B (1913) 1315 s. v. 'EstiasiV (Thalheim).