4.2.3. Tumuli in Attika - Ein Familiengrab für Aristoi

 

Das Kartenwerk von Curtius und Kaupert belegt, daß Grabhügel noch im vorigen Jahrhundert in der attischen Landschaft gesehen werden konnten.[1] Da nie eine systematische Untersuchung stattgefunden hat, ist heute vielerorts nicht mehr zu entscheiden, wie viele von ihnen als echte Grabstellen anzusprechen sind oder nur aus Steinen aufgeworfen wurden, die man von den Feldern las. Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde ein großer Teil der Tumuli auf der Suche nach Keramik und Skulpturen zerstört. Diesem Befund stehen die wenigen Fundorte gegenüber, die zumindest teilweise publiziert wurden und beweisen, daß der Grabhügel eine gängige Elitegrabform war, die zusammen mit Statuen und eckigen Grabbezirken das Bild der attischen Nekropolen seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. prägte.

Die Berichte über die Grabungen, die Valerios Stais seit den 1880er Jahren an den Tumuli in Vourva, Marathon, Petreza, Velanideza und Amarousion durchführte, bieten bis heute die materielle Grundlage zur Beurteilung der Grabhügel in Attika.[2] Es folgten eine unzureichende Publikation der seit geometrischer Zeit benutzten Nekropole von Anavyssos durch Kastriotis und Philadelpheus 1912 und die Ausgrabung von Oikonomos und Stavropoulos in der Nekropole von Vari, die ebenfalls bis heute nur in kurzen Vorberichten vorliegt.[3] Das weitaus detaillierteste Bild bietet aber die Kerameikos-Nekropole in Athen.[4] Keiner dieser Fundplätze kann als vollständig ergraben angesehen werden. Daher ist die Frage nach der Ausdehnung von Tumulusnekropolen in Attika nicht befriedigend zu klären. Die wenigen diesbezüglichen Angaben lassen aber vermuten, daß monumentale Tumuli in kleinen Gruppen jeweils bis zu drei oder vier Exemplaren das äußere Bild der Bestattungsplätze bestimmten.

Das Material soll hier im folgenden vorgestellt und kommentiert werden, wobei es der Publikationsstand nahelegt mit den ländlichen Grabhügeln zu beginnen, die leider sehr summarisch abgehandelt werden müssen und erst danach zu den weitaus besser erschlossenen und erforschten Tumuli in Athen überzugehen, unter denen dann auch Einzelgräber mit ihren spezifischen Beigaben unterschieden werden können.

 



[1] E. Curtius-J. A. Kaupert, Karten von Attika (1880 ff.).

[2] Vourva: AM 15, 1890, 318-329, ADelt 1890, 105-112 (Taf. 59); Marathon: ADelt 1890, 123-132; AM 18, 1893, 46-63; Petreza: AM 15, 1890, 319, ADelt 1890, 152-154; Velanideza: ADelt 1890, 16-28 (Taf. 60.61); Amarousion: Prakt 1896 (1897) 23-25.

[3] Anavyssos: Prakt 1911 (1912) 110-131; ADelt 39, 1984, 43-45; Vari: AA 1935, 174 f., AA 1936, 123 ff., BCH 61, 1937, 451, AA 1937, 121 ff., AA 1939, 224 f.,  AA 1940, 126 ff. 175 ff. (O. Walter). Die Keramik aus Vari wird derzeit von Frau Lazaridou am DAI in Athen bearbeitet (Taf. 62,1).

[4] K. Kübler, Die Nekropole des späten 8. bis frühen 6. Jahrhunderts, Kerameikos VI 1 (1959) 88 ff.; Ders.,  Die Nekropole der Mitte des 6. bis Ende des 5. Jahrhunderts, Kerameikos VII 1 (1976) 5 ff.