3.1.1.2. Die Königsnekropole in Gordion
Bedingt durch die gute Publikationslage und die hervorragende Erhaltung der Monumente, geht diese Untersuchung der phrygischen Tumulusbestattungen von den Befunden in Gordion aus. Die Siedlung befindet sich im Tal des Sangarios (türk. Sakarya) und wurde nach Schriftquellen von den Brüdern Koerte mit dem antiken Gordion identifiziert.[1] Der Ort befindet sich an einer strategisch wichtigen Position, da hier ein aus dem nordwestlichen Kleinasien kommender Weg auf die Königsstraße Richtung Osten trifft.[2] Die Verbindung nach Ankara bildet dabei ein Bachbett, das bei Gordion von Osten kommend in den Sangarios mündet und an dessen nördlichem Hang die meisten Grabhügel liegen (Taf. 1). Offenbar wurde die Verbindung zwischen Straße und Grab gesucht.
Mehr oder weniger große Tumulusgräber wurden in Gordion innerhalb einer zeitlichen Spanne errichtet, die grob gerechnet 250 Jahre umfaßt, vom mittleren 8. bis zum ausgehenden 6. Jahrhundert v. Chr., wobei sich die chronologische Abfolge aus unterschiedlichen Quellen erschließt: Zum einen beruht sie auf der Beurteilung der stilistischen Entwicklung typischer Leitformen, besonders von Fibeln und Schalen, die sich in großen Mengen in den frühen Grabinventaren finden. Ein zweites wichtiges Kriterium ist die Fundvergesellschaftung des einheimischen Materials mit bereits bekannten und chronologisch eingeordneten Importen. Drittens spielt der Vergleich der Grabfunde mit dem Material aus den Siedlungsschichten eine große Rolle, wobei durch die Datierung der Zerstörungsschicht auf der Zitadelle von Gordion der Grundstein für eine Periodisierung gelegt werden kann.[3] Ältere Befunde werden einer frühphrygischen (9./8. Jahrhunderts v. Chr.), jüngere einer mittelphrygischen (7./6. Jahrhundert v. Chr.) Phase zugewiesen. Grundsätzlich zeigen die Befunde der älteren Phase eine starke Affinität zum Osten (Urartu, Iran, Assyrien und Phönizien), während die mittelphrygische Periode durch lydische und später auch persische Kontakte gekennzeichnet ist.
Abweichend von der zur Zeit vorherrschenden Forschungsmeinung wird in dieser Arbeit das Datum des Julius Africanus (675/4 v. Chr.) für die Zerstörung Gordions angenommen. Ausschlaggebend ist hierfür ein Dokument, das 1993 von Bossert in die Debatte eingeführt wurde: Eine fragmentierte Orakelanfrage des assyrischen Köngs Asarhaddon (R 681 - 669) aus dem Jahr 674 v. Chr. erwähnt einen Mita, Herr der Stadt..., der um militärische Hilfe bittet.[4] Bossert hat wahrscheinlich machen können, daß es sich hier offenbar um die Kimmeriergefahr handelte, der Midas - nach ihrer Zählung Midas III - erlag und die vielfach in den assyrischen Quellen für diese Zeit zu belegen ist.
Dieses Datum, das aus unterschiedlichen Erwägungen heraus bereits von Young und Akurgal[5] bevorzugt wurde, harmoniert besser mit den archäologischen Befunden als die Frühdatierung. Schon Young hatte sich dagegen ausgesprochen, daß es den Phrygern möglich gewesen sein solle, den größten Tumulus von Gordion, MM, kurz nach dem Kimmeriereinfall, der immerhin mit der Zitadelle das kulturelle und politische Zentrum der Stadt zerstörte, aufzuschütten.[6]
Für 675/4 spricht auch eine Gruppe von jüngeren Tumuli, unter denen Siedlungsspuren gefunden wurden.[7] Dieser Befund läßt sich am besten mit dem Kimmeriereinfall erklären, in dessen Verlauf ein Teil des Stadtgebietes, das sich im Sangariostal befand, verwüstet wurde und in der Folgezeit in den Bereich der Hügelgrabnekropole aufgenommen wurde. Gleichzeitig eröffnete man hier, zwischen den Tumuli E und H, ein Areal, das 130 einfache Gräber enthielt. Dieser sogenannte common cemetery war nach Anderson zwischen 650 und 500 v. Chr. in Benutzung.[8] Den Terminus ante quem für die Aufgabe der Siedlung und die Einrichtung, bzw. Ausweitung des Friedhofsgeländes gibt der Fund einer griechischen Vogelschale in Tumulus H, die von Kohler auf 660/50 v. Chr. datiert wird.[9]
Zu der hier vorgeschlagenen Abfolge der Ereignisse - Midas II, der Gegenspieler Sargons II, war König bis ins frühe 7. Jahrhundert v. Chr., danach folgte unter seinem Nachfolger Midas III im Jahre 675/4 v. Chr. der Einbruch der Kimmerier und die Erweiterung des Friedhofs in das ehemalige Stadtgebiet hinein - würde auch der Ansatz der kimmerischen Zerstörungsschicht in Bogazköy passen, die nach Neve hier um 680 v. Chr. anzusetzen ist.[10]
Der Hauptteil der Tumulusnekropole erhebt sich auf der Nordseite eines Seitentals des Sangarios, dem sogenannten Northeast Ridge, der von den Ausgräbern in eine westliche Gruppe, die im Bereich der nach dem Kimmeriereinfall aufgegebenen Siedlung lag, und eine östliche Gruppe, zu der die großen alten Hügel MM, P und W gehörten, unterteilt wurde (Taf. 1). Eine dritte Gruppe Grabhügel befindet sich auf dem Südhang des Tals. Alle Tumuli liegen in Sichtweite der Siedlung und für die Exemplare auf dem Nordhang konnte Straßennähe plausibel gemacht werden.
Die ältesten Gräber W und G müssen als Einzelmonumente angesprochen werden, da sie anscheinend ohne andere gleichzeitige Bestattungen und in großem Abstand voneinander errichtet worden sind. Für alle folgenden Tumuli ist das zwischen den ersten beiden liegende Gebiet des Nordhangs klar als Friedhofsareal ausgewiesen. Erste Ausreißer von dieser Lage sind ab dem 2. Viertel des 7. Jhs v. Chr. die Tumuli S1 und Z, für die eine Position auf dem Südhang gewählt wurde. Seit circa 650 v. Chr. sind im Bereich des Nordhangs auch andere Grabformen neben den Tumuli belegt: Zeitlich parallel entstanden einfache Brand- und Körperbestattungen, ohne daß der Nachweis einer oberirdischen Markierung erbracht werden konnte.[11]
Insgesamt bilden 25 Einzelgräber die Materialbasis für die Untersuchung der gordischen Tumuli, deren relative Abfolge von Kohler plausibel begründet und hier übernommen worden ist.[12] Die Auswahl richtet sich nach dem Erhaltungszustand des Befundes, wobei alle Gräber aufgenommen wurden, die durch einen besonders großen Arbeitsaufwand auffielen und keine Anzeichen von Plünderungen erkennen ließen.[13] Da die Größe des Grabhügels als statusanzeigendes Element aufzufassen ist, kann man durch diese Kriterien gewährleisten, daß die Bestattungen der sozial Angesehensten erfaßt sind.[14]
Die gesamte Nekropole wird von dem mit 53 m höchsten Tumulus MM (Midas mound) beherrscht, der im frühen 7. Jahrhundert v. Chr. aus fast 2 Mio Kubikmetern Erde und Ton aufgeschüttet worden ist und nach dem Grabhügel des lydischen Königs Alyattes bei Sardis, der heute noch 61, 5 m mißt, der zweithöchste Tumulus Kleinasiens ist (Taf. 11).
Da die Höhe der Grabhügel durch Abschwemmung und Plünderungsversuche beeinträchtigt ist, erscheint das Volumen des aufgeschütteten Materials am ehesten als Indikator für die aufgewendete Arbeitsleistung Geltung zu haben, da nur selten Hügelmaterial abtransportiert worden ist.[15] Nach Volumina geordnet folgen dem riesigen Tumulus MM in großem Abstand die älteren Gräber W[16] und KIII sowie die mit erheblich geringerem Aufwand errichteten Hügel P, Z, KI, Y und E.[17]
Die mächtigsten Tumuli entstanden in Gordion bis zum frühen 7. Jahrhundert v. Chr., um danach nur noch zweimal, um 670 (Z) und in der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. (KI) eine Masse von 10.000 Kubikmetern zu überschreiten.
Die gordischen Tumuli setzen sich gewöhnlich aus mehreren Materialschichten zusammen (Taf. 6,1). Um die Grabkammer herum befindet sich meist eine Steinschicht aus unterschiedlich großen Bruchsteinen oder Kieseln (Taf. 5), es folgt bei einigen Exemplaren der Auftrag einer Tonschicht oder das Mischen der Erde mit Ton zum Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit.[18] Der überwiegende Teil des Hügels besteht dann aus Erde. Es konnte keine weitere Außengestaltung des Grabhügels durch Bepflanzung, architektonische Gliederung oder etwa Steinkreise nachgewiesen werden.
Die Erhaltungsbedingungen für den Inhalt der Grabkammern und die Grabkammern selbst sind höchst unterschiedlich. Mit Ausnahme der Grabkammer von MM waren sämtliche hölzernen Kammern entweder unter den auf ihnen lastenden Stein- und Erdmassen eingebrochen oder durch Plünderungen zerstört worden. Die Gräber lagen exzentrisch in der Aufschüttung und bargen gewöhnlich nur eine Körperbestattung, die am Rand oder in der Mitte der Holzkammer in einem Sarkophag oder auf einem Totenbett beigesetzt worden war (Taf. 13,1). Ab dem Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. treten verstärkt Brandbestattungen auf, die im 6. Jahrhundert zum vorherrschenden Bestattungstyp werden.
Die Grabkammern sind vereinzelt raumartig große, aber auf allen Seiten geschlossene hölzerne Kisten unterschiedlichen Formats, die bis zur halben Wandhöhe oder bis zum Dach in eine in den antiken Laufhorizont eingetiefte Grube eingelassen wurden (Taf. 3).[19] Die mit 31 m2 bei weitem größte Grabkammer besaß der Hügel MM, ungefähr halb so groß sind die Kammern unter Z, P und W. Während die phrygischen Kammergräber in Gordion meist flach mit ein oder zwei Schichten Balken gedeckt waren, erhielt die Grabkammer von MM ein Giebeldach, das noch zusätzlich durch mehrere Lagen von Holzstämmen, die in der Steinpackung über dem Dach lagen, geschützt wurde (Taf. 12,2).[20] Insgesamt 180 Stämme, von denen die kürzesten 5,5 m in der Länge maßen und die von Wacholder, Pinie und Ahorn stammten, wurden zum Bau der Gesamtanlage verwendet.[21]
Die an den wenigen gut erhaltenen Körperbestattungen durchgeführten anthropologischen Analysen ergeben folgende Verteilung: Insgesamt wurden drei Bestattete sicher als männlich identifiziert, bei einem weiteren ist dies wahrscheinlich. Der Skelettanalyse von Prof. Alpagut zufolge war der Bestattete in G ein robuster Mann im Alter zwischen 25 und 30. Tumulus J enthielt nach Auskunft von Alpagut das Skelett eines robusten Erwachsenen. Eine genauere Alters- und Geschlechtsbestimmung war unmöglich. Das Skelett in MM wurde von Prof. Senyürek untersucht. Der Tote war männlich und zwischen 61 und 65 Jahre alt.[22] Eine Bestattung war sicher weiblichen Geschlechts, die Inhaber dreier anderer Gräber sind nach Art der Beigaben (Elfenbeinschnitzereien, Goldschmuck, Ohrringe, Goldspangen und Webgewichte) mit großer Wahrscheinlichkeit als Frauen anzusprechen. Tumulus B enthielt zwei Bestattungen. Die Untersuchungen wurden wiederum von Prof. Alpagut vorgenommen. Zum einen war in einem Holzsarkophag die Leiche einer 1, 85 m großen Frau im Alter von 40 bis 45 Jahre beigesetzt worden. Neben ihr lag auf dem Boden der Holzkammer ein zweites weibliches Skelett, das von einer erheblich kleineren Frau stammte, deren Alter zwischen 30 und 35 Jahren geschätzt wurde. Tumulus F war über einer Brandbestattung errichtet worden, der man ein Gefäß mit Elfenbeinappliken, goldene Ohrringe, 50 Appliken für Kleidung und ein Webgewicht beigegeben hatte. Das Inventar von Hügel I enthielt Tonperlen, zwei Spindeln, ein Paar Goldohrringe, sphärische Goldperlen, zwei Goldzylinder und drei Spiralhaarringe, die in Granulationstechnik verziert waren. Der Brandbestattung in A waren ein Silberspiegel, eine Elfenbeinpyxis (?) und Goldschmuck, darunter ein offenes Goldarmband mit Löwenprotomen an den Enden, beigeben worden. Ich bin mir bewußt, daß die Einordnung der letzten drei Tumuli als Frauengräber anhand der Beigaben von Schmuck und Webgewichten anfechtbar ist. Das Fehlen von Beigaben dieser Art in klar männlichen Inventaren bestätigt jedoch m. E. dieses Vorgehen.[23]
Durch die geringe Anzahl der aufgefundenen Skelette sind in bezug auf die Altersverteilung keine klaren Regeln für die Belegung von Gräbern der sozialen Oberschicht zu ermitteln. Möglich wären hier Häufungen bei bestimmten Lebensaltern, wie es für die Gräber der jüngeren Hallstattzeit von Burmeister belegt werden konnte. Sozial besonders angesehen waren dort Frauen im reproduktionsfähigen Alter und alte Männer. Letztere werden von Burmeister als Familienoberhäupter interpretiert. Diese beiden Gruppen bekamen die reichsten Beigaben ins Grab gelegt.[24]
Eine reiche Kinderbestattung fand sich in P, ein Jugendlicher in N; D enthielt mehrere Bestattungen, unter denen auch Kindergräber waren.[25] Die Hauptbestattung, für die letztgenannter Tumulus errichtet wurde, konnte nicht ausgemacht werden. Die Beigabe von Astragalknöchelchen, die als Spielzeug gedeutet werden und ein kleiner Sarkophag erlauben die Bestimmung des Grabinhabers auch von C als Kind.[26]
Alle anderen Skelette in W, G, D und J waren Erwachsene. Die unterschiedlich gute Erhaltung der Knochen beeinträchtigte jedoch die Sicherheit der anthropologischen Analyse. Lediglich an den Bestatteten in den beiden ältesten Tumuli W und G konnte eine Altersbestimmung durchgeführt werden: Sie waren zwischen 20 und 30 Jahre alt.[27]
Die Inventare der phrygischen Tumuli in Gordion lassen sich anhand der als besonders typisch anzusehenden Bronzeteile zwei Gruppen zuordnen.[28] Zum einen jene mit Bogenfibeln, Bronzegürteln und einem umfangreichen Symposiongeschirr, das sich aus Bronzekesseln, -schalen und -kellen zusammensetzt.[29] Zum anderen Gräber, denen die Bronzeteile fehlen und die statt dessen Waffen, Pferde, Edelmetallschmuck und Wagen aufweisen. Chronologisch gehört die erste Gruppe der Zeit vor 650 v. Chr. an, die zweite Gruppe ist jüngeren Datums.[30] Beiden gemein ist die Beigabe von Vorräten, die sich durch geschlossene Gefäße für Nahrung und Getränke erschließen läßt, sowie Elfenbeinschnitzereien, Importen und Textilien. Für die Importe ist anzumerken, daß die Stücke der frühen Gräber auf den nordsyrisch-hethitischen Raum verweisen, später finden sich dann Beigaben der griechischen und lydischen Kunstlandschaften.[31]
Völlig unzureichend ist die Fundsituation zum Nachweis von auf die Bestattung folgenden Opferriten, da die wenigsten Gräber samt ihrer Umgebung systematisch untersucht worden sind. Tieropfer und Bothroi mit Gefäßfragmenten, die auf ein Totenmahl oder einen Opferplatz schließen lassen, entstammen der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts und der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr.[32]
Da in diesem Kapitel Tumulusgräber vorgestellt werden sollen, die für Könige erbaut wurden, steht und fällt die Interpretation der phrygischen Grabhügel mit der Identität des Toten in MM. Die Indizien sollen hier daher noch einmal dargelegt werden:
Grundsätzlich besteht darüber, daß wir in ihm einen hohen Würdenträger sehen können durch den getriebenen Aufwand der Bestattung kein Zweifel. Auch der Fund von neun Fibeln mit Doppelnadel, die nach Caner dem Typ S1 angehören und nur von sozial hochstehenden Personen getragen wurden, weist in diese Richtung.[33] Die Zeitstellung des Grabes um 700 v. Chr. ergibt sich aus der relativen Abfolge der gordischen Tumuli und der Einordnung der Importe. Zu diesem Zeitpunkt war Phrygien dem assyrischen Reich tributpflichtig. Es erstaunt daher nicht, eine Löwenkopfsitula im Inventar vorzufinden, die ihre besten Entsprechungen auf Reliefplatten aus Sargons Palast in Khorsabad findet, wo Gefäße dieser Art bei königlichen Banketten verwendet wurden.[34] Der Bestattete war männlich und hatte ein besonders hohes Alter erreicht.[35]
All diese Punkte passen zum Bild, daß uns vom Phrygerkönig Midas durch die antiken Quellen vermittelt wird. Seine lange Regierungszeit findet sich bei Sargon ebenso, wie seine Abhängigkeit von Assyrien zum Ende seines Lebens hin. Unter Midas wurde Phrygien in die internationale Politik hineingezogen und entwickelte Großmachtsbestrebungen. Der König mußte nach seiner Niederlage gegen den assyrischen Gouverneur von Kilikien offenbar nicht abtreten und so ist es wahrscheinlich, daß er von seiner Verwandtschaft bestattet worden ist, die für ein großartiges Begräbnis sorgen konnte.
Schließt man sich der hier vorgebrachten Identifikation von MM mit dem Grab des Königs Midas von Phrygien an, so sollten sich aus dem Inventar Rückschlüsse auf das Königtum Phrygiens ziehen lassen, wie es sich im Grabkult präsentiert. Der Tote erhielt eine vielteilige Ausrüstung, die vitale und ideelle Bedürfnisse befriedigte. Man gab ihm Lebensmittel, kostbare Kleidung, hölzerne mit Intarsien geschmückte Möbel, ein Lager, einen Raum, Trink- und Mischgefäße, Würdezeichen, Schmuck und Spielsteine mit ins Grab.
Diese Dinge sind in phrygischen Gräbern der Lebenswirklichkeit entnommen, wie der Vergleich zwischen Funden aus den Bestattungen und aus der Siedlung nahelegt.[36] Es erfolgte jedoch eine Selektion bzw. Betonung, indem bestimmte Objekte besonders häufig auftraten.
Dem verstorbenen König wurden einzelne Statussymbole gleich mehrfach beigegeben und es liegt nahe hierin Objekte zu sehen, die halfen, seinen überragenden Rang sinnfällig zu machen. Der praktische Nutzen, den eine einzelne Person aus 183 bronzenen Fibeln (MM) zieht, ist begrenzt, ihre Beigabe wird daher als besondere Ehrung interpretiert.[37] Die Fibeln können beispielsweise - ebenso wie der Gürtel (?) - für kostbare und vielfältige Kleidung stehen[38] oder im Rahmen des Bestattungsrituals von anwesenden Würdenträgern geschenkt worden sein, wobei sich beide Deutungen nicht ausschließen.[39]
Auch das massenhafte Auftreten von Bronzegefäßen führt dazu, hier einen besonders statusträchtigen Bereich zu vermuten. Wegweisend muß hierbei das Inventar aus dem Grab MM sein, da es die besten Erhaltungsbedingungen aufweist und als Königsgrab anzusprechen ist. Das Symposiongeschirr in MM bestand aus drei großen und zehn kleinen Kesseln, zwei Kellen und 115 Schalen. Ein kostbar ornamentiertes Möbelstück konnte zu einem Ständer zur Aufnahme von Gefäßen rekonstruiert werden, weitere Möbel fallen durch hohes handwerkliches Niveau und künstlerische Raffinesse auf.[40] Diese Beigaben verweisen auf ein repräsentatives Beisammensein unterschiedlicher Würdenträger im Rahmen eines Banketts, wie es von DeVries vorgeschlagen worden ist.[41] Ob es sich dabei um ein Staatsbankett zu Lebzeiten des Königs handelte - wie es uns aus den assyrischen Friesen bekannt ist - oder ob sich hier die umfängliche Totenfeier greifen läßt, kann aufgrund des archäologischen Befundes nicht entschieden werden. Sicher ist hingegen, daß der hohe Rang des Bestatteten im Grab hauptsächlich an seiner Kleidung (Fibeln, Gürtel, Textilien), den kostbaren Möbeln und dem bronzenen Symposiongeschirr abzulesen war.
Innerhalb des vollständig überlieferten Grabinventars von MM fehlen verschiedene Aspekte des Königtums, die antiken Quellen und Darstellungen zufolge bedeutungsvoll waren: Zum einen wurde darauf verzichtet, den Bereich der militärischen oder sportlichen Tapferkeit - etwa durch Waffenbeigaben - anzusprechen. Zum anderen fehlen Edelmetallobjekten. Midas, der uns aus den Quellen als großer Feldherr und von legendärem Reichtum gegenübertritt, wird in seinem Grab ganz anders charakterisiert. Die Beigaben verweisen auf Wohlleben und Luxus, der sich im gemeinsamen Trinkgelage am deutlichsten zeigte. Midas Königtum wird in der Grabausstattung auf den repräsentativen Bereich zusammengekürzt.[42]
Doch dieser Verzicht auf die Demonstration von Reichtum und aggressiven Tugenden ist nicht bloß darauf zurückzuführen, daß Midas ein Vasallenkönig von Assyriens Gnaden war, sondern kann unter der Prämisse, daß auch hier Königsgräber vorliegen, bereits durch die Gräber W, KIII und P in ältere Zeiten zurückverfolgt werden. Wir haben es hier also mit einem charakteristischen Zug des phrygischen Königtums zu tun. Dem Inventar zufolge gründete der Status des Königs in erster Linie auf der Kooperationsbereitschaft der führenden Schicht und weniger auf militärischer Überlegenheit.
Die Gegenstände der reichen Inventare, die in der ersten Serie von Tumuli Wohlleben, höfische Repräsentation und Sinnengenuß repräsentiert haben, gehen in den Gräbern nach 650 v. Chr. völlig zurück und werden durch eine stark individuell geprägte Ausstattung in Form von Waffen, Schmuck, Pferden und Wagen ersetzt. Wurde in älterer Zeit Wert darauf gelegt, den einzelnen als Teil einer organisierten Gruppe, in diesem Fall einer Trinkgemeinschaft, zu sehen, geht es jetzt um eine persönliche Kennzeichnung ohne den ausdrücklichen Verweis auf die Gemeinschaft.
[1] G. Koerte-A. Koerte, Gordion, 5. Ergh. JdI (1904) 30.
[2] G. Koerte-A. Koerte, Gordion, 5. Ergh. JdI (1904) 33 f.; R. S. Young, Gordion on the Royal Road, ProcAmPhilSoc 107, 1963, 348 ff. Ein Teil der alten Straße ist zwischen den Tumuli KY und N gefunden und ausgegraben worden; AJA 60, 1956, 266.
[3] Zu den Grundlagen der phrygischen Chronologie vgl. F. Prayon-A.-M. Wittke, Kleinasien vom 12.-6. Jh. v. Chr. (1994) 87; eine chronologische Tabelle, die eine Zusammenschau von griechischer, phrygischer und altorientalischen Zeitphasen ermöglicht, findet sich bei F. Prayon, Phrygische Plastik (1987) 26.
[4] E.-M. Bossert, Zum Datum der Zerstörung des phrygischen Gordion, IstMitt 43, 1993, 287 ff. konnte insgesamt drei Personen mit dem Namen Midas ermitteln: Midas I wird in einem mittelhethitischen Text (gegen Ende des 15. Jahrhunderts v. Chr.) genannt. Midas II taucht in den Annalen Sargons II, bei Herodot und Eusebios (R 742/38 - 696/5) auf und ist mit dem Grabinhaber von MM zu identifizieren. Midas III kommt beim Kimmeriereinfall 675/4 ums Leben.
[5] E. Akurgal, Phrygische Kunst (1955) 124 spricht sich gegen die Frühdatierung aus, da die reifphrygische Phase seiner chronologischen Ordnung der phrygischen Kunst sonst eine zu geringe Dauer gehabt hätte.
[6] R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 102. Young datierte den Tumulus daher ins 8. Jahrhundert v. Chr. und sah in ihm die Grabstätte von Midas Vater Gordios, dem mythischen Gründer Phrygiens.
[7] Es handelt sich um die Tumuli H, B, C, D, E, J und K, die sich auf dem südwestlichen Ausläufer des großen Nordostsporns befinden, G.E. Anderson, The Common Cemetery at Gordion (1980) 65.
[8] G.E. Anderson, The Common Cemetery at Gordion (1980) 65. Die Verfasserin verbindet die Zerstörung der Häuser mit Überfällen im Zuge des Rückzugs der besiegten Kimmerier, die 679 v. Chr. von Asarheddon (Luckenbill II Nr. 8-10) geschlagen worden sind.
[9] E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 49.
[10] P. Neve, Büyükkale. Die Bauwerke (1982) 147.
[11] G.E. Anderson, The Common Cemetery at Gordion (1980) 124 über die Bestattungsriten des common cemetery: All evidence now available seems to confirm that the use of cremation and inhumation together occured very early, and that it need not have involved any shift in population, or in religious beliefs;
[12] E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) passim, s. auch a. O. 192 Tabelle 4. Über die a. O. angegebenen Bestattungen hinaus, wurden die Brandgräber eingearbeitet, die Kohler in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 65 ff. vorlegte. Nicht aufgenommen wurde ein Grab, das in der Nähe von Gordion liegt und bisher nur partiell veröffentlicht ist: Am Fundplatz Mamaderesi, jenseits des Sangarios, entdeckte man ein eingebrochenes Holzkammergrab, in dem ein Skelett, Holzmöbel, ein Bronzegürtel, eine bronzene Omphalosschale, Metallnägel, 4 Dinoi und 75 Fibeln sichergestellt werden konnten. Das Inventar ähnelt den Funden aus den älteren gordischen Tumuli W, P, KIII und MM. Der Grabhügel hatte einen Æ von 30 m und eine Höhe von 4, 5 m. In der Aufschüttung konnte ein goldenes Diadem geborgen werden; AJA 95, 1991, 141; die Fibeln und ein kleiner Teil der Keramik wurden durch I.Temizsoy publiziert: AnadoluYil 1992 (1993) 110-137 mit englischer Zusammenfassung a. O. 127; AnadolYil 1993 (1994) 5-33.
[13] Den Schnitt habe ich bei einer Höhe von 2 m angesetzt. Ausnahmen, A und C, wurden aufgrund der Beigabe von Edelmetallschmuck und Wagenteilen aufgenommen, die für eine hohe soziale Stellung der Bestatteten sprechen. R. Rolle, Totenkult der Skythen I (1979) 33 nimmt in ihrer Untersuchung über die soziale Oberschicht der Skythen nur Gräber auf, deren Aufschüttung höher als 5 m ist. In Gordion entsprächen insgesamt 12 Tumuli Rolles Kriterium: W, KIII, P, KIV, Y, MM, S1, Z, E, J, KI, KII.
[14] Diese Methode garantiert jedoch nicht, daß retardierende Tendenzen im Sepulkralwesen der sozialen Oberschichten erfaßt werden. Dieses Phänomen ist bei (für uns) anonymen Bestattungen nicht zu erkennen. Anders das Neue Reich in Ägypten: So wandte sich Echnaton mit seinem bescheidenen Grab in Tell el-Amarna bewußt gegen die Monumentalbauten seines Vaters Amenophis III. Hierzu E. Hornung, Tal der Könige. Die Ruhestätte der Pharaonen (1982) 38.
[15] Ausnahmen sind Steinraub bei karischen und lydischen Gräbern sowie in Gordion die Suche nach Ton; hierzu auch R. Rolle, Totenkult der Skythen I (1979) 143; der Umfang der gordischen Tumuli läßt sich durch die stratigraphische Aufnahme der Aufschüttung durch die amerikanischen Ausgräber gut rekonstruieren. Höhe und Umfang von KI bis KV wurden, wenn nicht in der Publikation von 1904 erwähnt, aufgrund der Abbildungen a. O. geschätzt.
[16] MM enthält die 7, 5fache Materialmenge von Grabhügel W, wobei sich der Arbeitsaufwand mit zunehmender Hügelhöhe noch vervielfacht.
[17] Vgl. das Balkendiagramm in Kapitel 6.1.3.1.
[18] W, KIII, P, MM, S1 und F.
[19] Bis auf die Giebeldachkonstruktion von MM vermag ich keine klare Hausarchitektur im phrygischen Holzkammergrab zu erkennen. Dagegen Waelkens in: D. Papenfuss-V.M. Strocka (Hgg.), Palast und Hütte, KB Berlin 1979 (1982) 421 ff. Eine Auflistung der Grabkammern der Tumuli mit Körperbestattungen findet sich bei E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 170. Angegeben sind die Innenmaße und die Quadratmeter der Kammer zuzüglich der Belege für Wandbehänge und Nägel sowie Hinweise zur Art der Dachkonstruktion.
[20] R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 86 ff. Abb. 53 bis 65.
[21] Eine Analyse der in P, MM und W verarbeiteten Holzsorten findet sich bei R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 290 f.
[22] G: E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 37 J: a. O. 57; MM: R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 101.
[23] B: E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 12; F: Kohler in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 65 f.; I: Kohler 1980 a. O. 67; A: Kohler 1980 a. O. 67 ff.; zum Schmuck von A auch der Beitrag G.R. Edwards in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 163 f.
[24] S. Burmeister, Die jüngere Hallstattzeit in Württemberg. Kulturgeschichte im Spiegel der Grabfunde, unpublizierte Magisterarbeit Hamburg 1993, 130.
[25] P: R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 1 ff; N: E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 85; D: E.L. Kohler, A Study of the Wood and Ivory Carvings from Gordion, Phrygia (c. 750-500 B.C.) (1958) 114 ff.
[26] C: E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 27.
[27] W: R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 197; G: E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 37.
[28] Zur Bronzekunst der Phryger vgl. F. Prayon, Phrygische Plastik (1987) 120 ff., der nachdrücklich auf die Schwierigkeiten in der Einordnung der Funde nach Kunstlandschaften hinweist.
[29] Die Bezeichnung Symposiongeschirr für diese Kombination von Gefäßen und Gerätschaften rührt von der in G. Koerte-A. Koerte, Gordion, 5. Ergh. JdI (1904) 83 f. vorgetragenen Idee her, der aus dem Keramikinventar des Tumulus KIII ein regelrechtes Trinkservice zum Genuß von Bier zusammenstellte. Vgl. auch den Beitrag von deVries in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 37 f., der für die Gefäßsätze in W, P und MM annimmt, daß sie dem Genuß von Wein dienten. Über die Utensilien, die bei großen Banketts benutzt worden sind, gibt vor allem die Kunst des assyrischen Kulturraums Auskunft. So die Bankettdarstellung aus dem Palast Sargons in Khorsabad vgl. P. Albenda, The Palace of Sargon, King of Assyria (1986) Taf. 88.89.120.123 und ein Elfenbeinrelief des 9. Jahrhunderts v. Chr. aus Ninive, G. Herrmann, The Small Collections from Fort Shalmaneser (1992) Nr.185; J.-M. Dentzer, Le motiv du banquet couché dans le Proche-Orient et le monde grec du VIIe au IVe siècle avant J.-C. (1982) 33 und Taf. 5, Abb. 30 Elfenbeinarbeit aus Megiddo, 1350-1150 v. Chr.; hierzu auch de Vries 1980 a. O. 35; mit der Bezeichnung Symposion sind hier allerdings keine Zusammenkünfte Ebenbürtiger gemeint, sondern ein Staatsbankett, das die Rangfolge eher unterstreicht als verwischt. - In Gräbern dieses Typs (W, KIII, P und MM) wurden auch kostbare Holzarbeiten gefunden, die als repräsentative Möbel wie Tische, Getränkeständer und Schaupanele gedeutet werden. Vgl. hierzu E. Simpson, Gordion. Wooden Furniture (1992).
[30] Die Trennung läßt sich nicht scharf durchführen. So enthielt der Tumulus KY aus dem frühen 7. Jahrhundert v. Chr. zwei Pferdeskelette.
[31] Zusammenfassend zu importierten Bildwerken in Zentral-Anatolien F. Prayon, Phrygische Plastik (1987) 183 ff.; G 3-4 (E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 39), 2 Bogenfibeln - ostgriechische Herkunft; P 45-47 (R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 30 f.), Gefäße mit blauer Glasur und aus ägyptisch blauer Fritte - Import aus dem syro-ägyptischen Raum; P 48 (Young a. O. 32), Omphalosschale aus Glas - assyrische Parallelen; MM 2-3 (Young a. O. 110, Prayon a. O. 185), Kessel mit Sirenen- Dämonenattaschen (sog. Assur-Attaschen) - syro-hethitischer Raum; MM 45-46 (Young a. O. 123), Widder- und Löwenkopfsitulen - assyrische Vorbilder [dagegen Prayon a. O. 130 ff. assyrisierende Stilstufe der späthethitischen Kunst]; H 2 (Kohler 1995 a. O. 46), ostgriechische Vogelschale; F Inv. Nr. P 291 (Kohler in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 75), korinthisches Alabastron; M Inv. Nr. P 762 (Kohler 1980 a. O. 81), lydische Lekythos; KI (G. Koerte-A. Koerte, Gordion, 5. Ergh. JdI (1904) 133 f.) korinthische Keramik; KV (Koerte a. O. 140 ff.) att. sf. Schale von Ergotimos und Klitias; C 3-7, 11, 12, 20 (Kohler 1995 a. O. 29), lydische Keramik; A (Kohler 1980 a. O. 86), ostgriechisches TK Unguentarium in Form einer Kore, lydische Keramik.
[32] Ein Opferplatz findet sich bei E und J. J enthielt außerdem in der Aufschüttung, ebenso wie KI, die Reste eines Totenmahls in Gestalt von Knochen, Holzkohleresten und Keramik. Den Nachweis von Menschenopfern glauben die Brüder Koerte für KI und KII führen zu können. In der Aufschüttung der Tumuli wurden menschliche Gebeine gefunden, die nicht als Bestattung interpretiert werden können. In KII wurde zusätzlich ein Tieropfer gefunden. KI und KII liegen beide am Rand des gordischen Friedhofs. Es könnte sich bei dem Knochenmaterial also auch um ältere Bestattungen handeln, die mit dem Material der Aufschüttung in die Tumuli gelangt sind.
[33] Prominentestes Beispiel ist König Warpalawas auf dem Felsrelief im kappadokischen Ivriz, vgl. E. Caner, Fibeln in Anatolien I, PBF 14, 8 (1983) 172. Taf. C.
[34] P. Albenda, The Palace of Sargon, King of Assyria (1986) Taf. 88.89.120.121.123.
[35] Wenig Beweiskraft spreche ich der Gesichtsrekonstruktion zu, die einige körperliche Besonderheiten des Midas, die durch (späte) Quellen überliefert sind, auch am Schädel nachzuweisen versucht. A.J.N.W. Prag, Reconstructing King Midas: a First Report, AnatSt 39, 1989, 159-165; G.K. Sams-M.M. Voigt, XI Kazi sonuclari toplantisi II, Antalya 18-23 Mayis 1989 (1990) 77-105.
[36] De Vries in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 33 ff.
[37] Ders. in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 38 Altogether, the pieces constitute imposing collections of bronzes in the tombs, and one wonders if that was not part of their meaning: if the very amassing of the bronze vessels, apart from consideration of their strict practical uses, may not have been felt desirable and if the bronze vessels, in view of the absence of gold in the tombs, may not have been an embodiment of wealth. Über die Trageweise phrygischer Fibeln sind wir wenig informiert. Die einzige Bildquelle ist das Relief in Ivriz, auf dem Warpalawas Mantel nur durch eine einzige Fibel gehalten wird. Young hat aus dem paarweisen Auftreten der Fibeln in MM geschlossen, daß die Fibeln auch als Paar getragen worden sind. Die Kleidung des Toten auf dem Bett wurde von mindestens 15 Fibeln zusammengehalten, R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) Abb. 66.
[38] Ein Aspekt, der nach Auskunft der bildlichen Quellen dieser Zeit sicher eine große Rolle gespielt hat. Als Beispiel mag hier das Felsrelief von Ivriz aus der Zeit um 730 v. Chr. dienen, auf dem König Warpalawas von Tyana mit dem Vegetationsgott Tarhu zu sehen ist. Eine gute Abbildung befindet sich bei E. Caner, Fibeln in Anatolien, PBF 14, 8 (1983) Taf. C. Zur Datierung a. O. 173 f. Der König trägt ein gegürtetes Untergewand, das reich mit geometrischen Mustern verziert ist und über das ein von einer phrygischen Bogenfibel mit Doppelnadel gehaltener Mantel gelegt ist.; der gleiche König erscheint ebenso prachtvoll gekleidet auf einem Felsrelief aus Bor, J. Garstang, The Land of the Hittites (1910) Taf. 56; vgl. R.M. Boehmer, AA 1973, 149 ff. und A. Oppenheim, The Golden Garments of the Gods, JNES 8, 1949, 172 ff. In die gleiche Richtung weist die Beigabe von mehreren Gürteln.
[39] Interessant sind in diesem Zusammenhang Aufschriften, die auf vier Bronze- und einem Keramikgefäß beobachtet werden konnten. C. Brixhe in: R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 273 ff. nimmt bei vier Exemplaren an, daß es sich um (verschiedene) Namen handelt. Hierbei könnte es sich um die Stifter der entsprechenden Gefäße handeln. De Vries in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 38 bringt dies mit einem Austausch von Gaben in Verbindung, wie er in den homerischen Epen geschildert wird. O.W. Muscarella, King Midas of Phrygia and the Greeks, in: K. Emre u.a. (Hgg.), FS T. Özgüc (1989) 342 A 39 geht der Vergleich zu weit.
[40] Besonders gute Beispiele sind MM 378 und 388, R.S. Young, Three Great Early Tumuli (1981) 178 Abb. 104, 180 Abb. 105, 187 f. Abb. 109-111 und die Holzarbeiten aus P, Young a. O. 62 ff.
[41] De Vries in: K. de Vries (Hrsg.), FS R.S. Young (1980) 37 f.
[42] Eine ganz ähnliche Beschränkung erhält das Königtum des Kroisos Xenophon (Kyr. 7, 2, 26) zufolge, nachdem die Lyder von Kyros geschlagen wurden. Kroisos behält seine Frau, Töchter, Diener und eine Tafelrunde (trapeza), Kyros nimmt ihm dafür den Krieg und die Schlacht.