4.1. Die literarischen Quellen
4.1.1. Sema und Tymbos bei Homer
Die umfangreichste literarische Quelle zur Sitte der Tumulusbestattung in Griechenland sind die Epen Homers, deren relevante Textstellen zum sogenannten homerischen Bestattungsritus bereits mehrfach zusammengestellt und kommentiert worden sind.[1] Im folgenden sollen nur die Erwähnungen besprochen werden, die zum einen Aufschlüsse über Gestalt und Aufbau der Tumuli und zum anderen den Stellenwert der Bestattung und des Grabmonuments in der homerischen Gesellschaft bieten.[2]
Die Verbrennung auf einem Scheiterhaufen, die anschließende Beisetzung unter einem Erd- oder Steinhaufen und das Aufpflanzen einer Stele auf dem Hügel ist die im Epos gängige Bestattungsform, die bei Achäern und Trojanern gleichermaßen bekannt war.[3] Die Ilias berichtet von insgesamt elf Grabhügeln[4], in der Odyssee werden vier Gräber genannt.[5] Die topographische Verteilung der Tumuli reicht vom zentralen Handlungsort der Ilias, der Ebene von Troja, bis an die Peripherie der griechischen Welt.[6] Neben Arkadien im griechischen Mutterland[7], befinden sich Grabmonumente auch in, Ägypten[8], Lykien[9] und Theben im kilikischen Mysien[10]. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß alle genannten Gräber von den Achäern oder Trojanern initiiert wurden und fremde Bestattungsbräuche keinen Eingang in den Text fanden.
Es wechseln sich im Epos gleichberechtigt die Bezeichnungen tumboV und shma ab.[11] Für den synonymen Gebrauch soll hier nur das Beispiel des Tumulus für Patroklos, bei dem es sich eigentlich um einen Kenotaph handelt, angeführt werden, der an einer Stelle als sema an einer anderen Stelle als tymbos bezeichnet wird.[12] Zusätzlich erscheint bei der Beschreibung des Grabes des Tydeus in Theben die Wendung chytè katà gaia kalýptei.[13]
Homer führt Hügelgräber in seiner Dichtung auch keineswegs als einen neuen Bestattungsritus ein. Gräber dieser Art haben bei ihm den Geruch des Altehrwürdigen und werden als seit mehreren Generationen bekannt vorgestellt. So befanden sich in der Umgebung Trojas das Grab des Stammvaters der Trojaner, Ilos, nach der Generationenfolge der Großvater des Priamos[14], und das Grab der Myrine, der Ehefrau des Dardanos, deren Lebenszeit noch zwei Lebensalter weiter zurückliegt.[15]
Der Sinn eines solchen Grabmals, den Angaben der homerischen Epen zufolge, war es, das Andenken an den Ruhm des Toten und an seine Person über einen langen Zeitraum hin zu bewahren. Der hierbei immer wieder genannte Begriff lautet 68¦@H.[16] Dieses Ziel konnte auch dann erreicht werden, wenn der Erdhügel ein bloßer Kenotaph war, d. h. keine Bestattung unter ihm erfolgt war. So verbrannte man die vor Troja gefallenen Achäer auf einem gemeinsamen Scheiterhaufen, der, nachdem die Knochen für die Überführung in die Heimat gesammelt worden waren, mit einem Erdhügel markiert wurde.[17]
Um die Wirkung des Grabmals zu erhöhen, wählte man eine exponierte Lage für den Tumulus. Direkt am Hellespont häuften die Griechen den gemeinsamen Grabhügel für Achill und Patroklos auf, damit er von möglichst vielen vorbeifahrenden Schiffen gesehen werden konnte.[18] Mit dieser Anlage der Gräber an herausragender Stelle hängen auch ihre in den Epen bezeugten sekundären Funktionen als Landmarke und Beobachtungsplätze zusammen. Beispielsweise fungierte das Grab des Ilos, das sich zwischen dem Lager der Griechen und dem Skaeischen Tor am Fluß befand, den Achäern als Orientierungspunkt beim Sturm auf die Stadt.[19] Ebenso diente das dicht beim Schiffslager der Griechen gelegene Grab des Aisyetes als strategisch günstiger Beobachtungsplatz.[20] Ein Grab konnte auf diese Weise auch ganze Regionen markieren, wie die Nennung des Grabes des Aipytos im Schiffskatalog der Ilias zeigt[21], in dessen Umgebung die Arkader wohnten.
Beim Fehlen einer Leiche bezeichnete die Errichtung eines Kenotaphs den Abschluß der Wartezeit für die Hinterbliebenen. So setzte sich Telemach noch ein weiteres Jahr, das er auf die Rückkehr seines Vaters Odysseus warten wollte, um dann den Kenotaph aufzuhäufen[22] und damit dessen Tod zu akzeptieren. Für Odysseus Frau Penelope wäre dann auch die Zeit gekommen, sich neu zu verheiraten.[23] Mit dem Errichten des Grabhügels, bzw. Kenotaphs, erlosch demnach der Anspruch des Verstorbenen als Rechtsperson. Sein Eigentum konnte vererbt werden, seine Ehefrau erneut heiraten.
Die Errichtung eines Sema oder eines Tymbos entsprach der Verpflichtung der Hinterbliebenen, dem Toten seine Ehrengabe zu entrichten: hò gàr géras estì thanónton.[24] Im Krieg wurde diese Pflicht vom Heerführer und gegebenenfalls von seinen Basileis sichergestellt. So legte Nestor den Vorschlag die Totenfeiern für die Gemeinschaft der gefallenen Achäer auszurichten der Versammlung der Aristoi im Zelt des Agamemnon vor.[25] Ebenso sorgte Odysseus für die ordentliche Bestattung seines Mitkämpfers Elpenor.
Diese Pflicht konnte auch von den engsten Freunden übernommen werden. Hierfür spricht die Bestattung des Patroklos durch Achill, der aber zusätzlich auf die Mittel Agamemnons zurückgreifen konnte.[26] Besonders betont werden muß in diesem Fall auch die Tatsache, daß Patroklos zum Haus des Achill, bzw. dessen Vaters, gehörte[27] und er in besonders enger Beziehung zu Achill stand.
Üblicherweise übernahm die Familie die Aufwendungen für die Bestattungsfeierlichkeiten. Als Beispiel soll hier nur Hektors Leichenfeier genannt sein, die von seinem Vater Priamos ausgerichtet wurde. Hektor selbst hatte sich vor dem Kampf seine Verbrennung in der Heimat durch die Gemeinschaft der Trojaner ausdrücklich gewünscht.[28]
Nach Homer entrichteten selbst die Götter die Ehrengabe für die Toten. So kümmert sich Zeus im 16. Gesang der Ilias[29] um die Beisetzung seines Sohns Sarpedon, der von Patroklos getötet worden war. Er beauftragte seine Kinder Apollon, Hypnos und Thanatos mit der Waschung und Herrichtung der Leiche, die anschließend nach Lykien überführt werden sollte um dort, von den irdischen Brüdern und Vettern des Sarpedon, unter einem Grabhügel mit Stele bestattet zu werden. Durch diesen Verweis auf die göttliche Sphäre weist der Dichter der Vorschrift die Kraft eines allgemein gültigen Gesetzes zu, das auch von den Göttern nicht mißachtet wird.
Um seinen von dessen Frau und ihrem Liebhaber getöteten Bruder Agamemnon zu ehren, warf Menelaos einen Kenotaph in Ägypten auf. Offenbar ging hier die Pflicht für das Andenken des Toten zu sorgen, von den engeren Familienmitgliedern des Verstorbenen, d. h. seiner Ehefrau und seinen Kindern, auf seine nächsten Verwandten über.
Der Anspruch auf eine ordnungsgemäße Bestattung galt dabei auch für Mitstreiter mit geringerem Ansehen, wie zum Beispiel Odysseus´ Gefährte Elpenor, der bei einem wenig rühmlichen Unfall ums Leben kam und der als einer der ersten Schatten im Totenreich Odysseus mit der Bitte um ein angemessenes Grab gegenübertrat.[30]
Grundsätzlich sind die Hinweise Homers zu den näheren Umständen der eigentlichen Bestattungen nicht sehr zahlreich. Archäologisch auswertbare Angaben finden sich nur wenige. So räumt der Dichter der Gewinnung von Ruhm und Ansehen einen weiten Raum ein, indem die Leichenspiele für Patroklos im 23. Gesang, die den griechischen Basileis Gelegenheit zur Demonstration ihrer Tapferkeit geben, über 600 Verse für sich in Anspruch nehmen. Die Vorbereitungen und die Beisetzung selbst wird in einem vergleichsweise geringen Rahmen von 300 Versen behandelt, von denen nur 20 Verse direkt den einzelnen Arbeitsschritten bei der Errichten des Kenotaphs gewidmet sind.
Zieht man bei der insgesamt doch eindrucksvollen Zahl von 14 genannten Tumulusgräbern die Exemplare ab, die als Landmarken angesprochen werden und über deren Ausgestaltung oder Aufrichtung man nicht mehr erfährt, als daß sie von einer Stele bekrönt wurden, bleiben schließlich nur noch die Beschreibungen der Gräber Achills und Hektors und des Kenotaphs des Patroklos übrig. Nur diese drei Gräber bieten genügend Details, um einen Eindruck von einer Homerischen Bestattung zu erlangen. Zu berücksichtigen ist dabei, daß es sich um die Bestattungen der bedeutendsten Helden des Epos handelt, d. h. daß mit entsprechenden Übertreibungen, was Aufwand und Güte der Bestattung anbelangt, zu rechnen ist.[31]
Eine Übersicht über die diesbezüglichen Textstellen macht deutlich, daß es bei Homer kein festgefügtes Bestattungsritual gibt. Der Dichter beschreibt in jedem Fall eine Brandbestattung, deren Grundelemente - Totenwaschung, Prothesis, Ekphora, Totenklage, Grablege und Totenmahl - wiederkehren. Die Reihenfolge des Totenritus war jedoch variabel und einzelne Elemente konnten ganz wegfallen. Das Totenmahl für Patroklos fand, um nur ein Beispiel zu nennen, am Tag vor der Verbrennung statt[32], der Leichenschmaus für Hektor im Hause des Priamos hingegen nach der Bestattung.[33] Die Achäer ehrten Patroklos mit einer Wagenfahrt[34], bei Hektor ist davon nicht die Rede. Ebensowenig einheitlich ist die Anzahl der Trauertage vor der Bestattung. Neun Tage klagten die Trojaner um ihren Helden[35], demgegenüber dauerte die Totenklage bei den Achäern ganze 17 Tage.[36] All diese rituellen Einzelheiten sind dem archäologischen Befund nicht ablesbar. Bei der Ausgestaltung der Grablege selbst erschwert uns die Lückenhaftigkeit der Texte die Beurteilung sehr.
Der Verbrennungsplatz des Patroklos wurde von einem Steinkreis eingefaßt, ein Detail, daß bei den anderen beiden Gräbern keine Erwähnung fand. Entweder gab es dort keinen Steinkreis, dann läge eine andere Bestattungsform vor oder Homer führte diesen Punkt aus anderen Gründen nicht mehr an. Ebenso verhält es sich mit einem anderen Detail der Bestattungen: Patroklos erhielt Gefäße mit Öl und Honig, die Beigaben des Hektor wurden nicht aufgelistet. Ein klarer Unterschied scheint auch in der Aufschüttung des Hügels bei Achill und Hektor vorzuliegen. Der eine erhielt einen reinen Erdhügel, die Urne des anderen wurde noch zusätzlich unter einer Schicht Steine begraben. Auch die Gefäße, in denen die Knochen beigesetzt wurden unterschieden sich. Hektors sterbliche Überreste lagen in einer larnax, d. h. einem Kästchen, die des Achill in einem amphiphoreus.[37]
Andronikos schließt aus den Angaben, daß Hektors larnax in eine Grube hinabgesenkt und anschließend von einem Steinhaufen überwölbt wurde, daß es sich hier um einen anderen Grabtyp handele als beim Kenotaph des Patroklos.[38] Wie bereits angedeutet, sind die einschlägigen Textstellen nicht sehr zahlreich und das vorhandene Material reicht nicht aus, um tatsächlich von unterschiedlichen Grabtypen zu sprechen. Die wenigen Details, in denen man die Bestattungen tatsächlich vergleichen kann, unterstreichen eher ihre Gemeinsamkeiten (Brandbestattung, Löschen der Glut mit Wein, Sammeln der mit Purpurstoff umwickelten Knochen in einem Prunkgefäß, Grablege unter einem Tumulus) als ihre expliziten Unterschiede (larnax contra amphiphoreus). Andronikos hat diese Ungereimtheiten mit der Absicht Homers begründet, die Gräber der Kontrahenten voneinander zu unterscheiden.[39] Es ist unwahrscheinlich, daß der Dichter hier nicht deutlichere Mittel gefunden hätte, falls ihm an einer solchen Unterscheidung gelegen wäre.
Es bleibt, die Elemente zu rekapitulieren, aus denen Homer bei der Gestaltung seiner Begräbnisszenen schöpfen konnte:
Relativ gut sind wir über die topographische Situation der homerischen Gräber unterrichtet. So wurde der Kenotaph des Patroklos über dem Verbrennungsplatz der Leiche am Strand aufgeworfen. Einen ähnlichen Platz, direkt am Hellespont, erhielt später der Tymbos des Achill. Wie bereits erwähnt, wurden die Standorte der homerischen Bestattungen dem Anspruch als Erinnerungsmal entsprechend auf gute Sichtbarkeit hin ausgewählt. Sie lagen entweder in der Nähe der Stadt, am Weg oder am Strand.
Eine äußere Gestaltung des Tymbos selbst wird nur einmal beschrieben: Der Grabhügel des Eetion[40] in Theben war von Nymphen mit Ulmen bepflanzt worden. Ebenso knapp sind die Aussagen zur Größe der bei Homer genannten Grabstätten. Achill sagt an einer Stelle über die Ausgestaltung des Kenotaphs des Patroklos, daß die Verbrennungsstätte von einem angemessenen Hügel überwölbt werden solle.[41] Ein größerer Erdhügel wurde dann später, nach seinem eigenen Tod, über ihrem gemeinsamen Grab aufgeschüttet. Von wochen- oder gar jahrelangen Arbeiten am Tymbos erfahren wir aus dem Epos nichts. Vielmehr sollte dieser letzte Teil des Bestattungsrituals innerhalb eines Tages beendet werden.[42]. Als Baumaterialien dienten Steine und Erde. Über die genaue Form der bekrönenden Stele machen die Texte keine Aussage; auch war die Wahl einer Steinstele nicht verbindlich: So wünschte Elpenor sich, daß auf seinem Grabhügel ein Ruder eingepflanzt werde.
Die Epen kennen primäre und sekundäre Brandbestattungen, wobei entweder die Knochen mit Wein gewaschen und in feines Tuch gehüllt in einem kostbaren Metallgefäß geborgen wurden oder aber unsortiert in der Brandschicht verblieben. Im Fall des Kenotaphs für Patroklos umzog man den Bereich des Scheiterhaufens mit einem Steinkreis, die Urne mit Hektors Knochen hingegen wurde in eine Grabgrube hinabgesenkt und anschließend mit Steinen bedeckt. Einen Sonderfall der sekundären Brandbestattung stellen die Gebeine der vor Troja gefallenen gemeinen Krieger dar, die im Gegensatz zu den Helden nicht am Ort, sondern in der Heimat beigesetzt werden.
Über die Beigaben eines homerischen Grabes informiert die Bestattung des Patroklos am besten: Neben dem Metallgefäß, das später zur Aufnahme der Knochen diente, konnten Behältnisse mit Öl und Honig, ein Totenbett, Menschenopfer und Tiere, wie Pferde, Hunde, Rinder und Schafe, auf dem Scheiterhaufen mitverbrannt wurden.
Obwohl der materielle Aufwand analog zur gehobenen gesellschaftlichen Stellung der Bestatteten vom Dichter sicher als besonders groß gedacht war, vollzog sich der Verbrauch von Gütern auf einem eher niedrigen Niveau.[43] Homer beschrieb keine Gräber, deren Kammern mit Edelmetallarbeiten, Importwaren, Textilien und Spezereien bestückt waren. Bei ihm umfaßte die Grabausstattung Rohstoffe, Tiere, Öl und Honig. Die einzigen Luxusgegenstände waren die Edelmetallgefäße[44], die zur Aufnahme der Knochen dienten.
Ein Großteil der aufgewendeten Energie, gemessen an der Zahl der Verse, die der Dichter den entsprechenden Handlungen einräumt, wurde demnach nicht in Form von Beigaben ins Grab gegeben, sondern blieb rituellen Aktivitäten der Gruppe vorbehalten: Viele Tage verbrachten die Krieger mit dem Schlagen und Aufstapeln von Holz, gemeinsam klagte man um den Toten, paradierte mit den Wagen an seiner Bahre und aß zu seinen Ehren. Nach der Verbrennung warf man einen angemessenen Erdhaufen auf und veranstaltete umfangreiche Wettkämpfe.
Die Bestattung fungierte also vor allem als ein gesellschaftliches Ereignis, das Raum zur Statusdemonstration und -erringung bot. Alle Beteiligten preisen ihre Verdienste und ihr Können und die bedeutendsten Basileis beteiligen sich an der Vorbereitung und Durchführung des Begräbnisses. So beginnt Achill den Wettkampf, an dem er als Veranstalter nicht teilnehmen kann, indem er sich selbst als wahrscheinlichen Sieger rühmt.[45] Auch die Qualität und Menge der Wettkampfpreise, Dreifüße, Becken, Pferde, Maultiere, Stiere, Frauen, Eisen und Gold lassen darauf schließen, daß die Anstrengungen der Lebenden zu Ehren des Toten den höchsten Stellenwert genießen. Der außergewöhnliche Reichtum der Bestattung des Patroklos ist nur zu einem geringen Teil an den bloßen Beigaben zu messen und gehört der ideellen Sphäre der erbrachten Gemeinschafts- und Einzelleistungen an.
Die Beschreibung der homerischen Totenriten ist mehrfach in bezug zu realen Bestattungen gesetzt worden.[46] Die Bezeichnung homerisch wurde Bestattungen beigelegt, die ähnliche Merkmale wie die epischen aufweisen. Es handelt sich um Brandbestattungen, die durch vergleichsweise reiche Beigaben und ungewöhnliche Grabriten aus dem Gros der Begräbnisse herausfallen. Zu nennen wären hier das Heroon von Lefkandi,[47] ein Komplex aus dem 10. Jahrhundert v. Chr., die Gräber des königlichen Friedhofs in Salamis auf Zypern[48], Tumulusbestattungen auf Samos[49] aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., die Bestattungen im thrakischen Histria,[50] ebenfalls aus archaischer Zeit und im 4. Jahrhundert v. Chr. das Philippgrab in Vergina[51]. Die Heterogenität des Materials, die weite zeitliche und auch geographische Verteilung machen deutlich, daß mit der Bezeichung homerische Bestattung keine klare Definition verbunden wird.
Die Übereinstimmung einzelner Details und das verstärkte Aufkommen entsprechender Bestattungen im ausgehenden 8. Jahrhundert v. Chr., mithin der Zeit, in der die schriftliche Fixierung der Epen erfolgte[52], legt einen Zusammenhang zwischen Epos und Gräbern nahe. Am weitesten ist hier Coldstream gegangen, der ein direktes Abhängigkeitsverhältnis annimmt: It is hard to escape the conclusion that these new features in the burial customs of our period were directly inspired by the circulation of epic poetry.[53]Aber schon Coldstream selbst hat bemerkt, daß kein einziges Grab alle Züge der homerischen Bestattung aufweist. Es seien tatsächlich nur einzelne Elemente, die aus der homerischen Beschreibung in den lokalen Grabkult übernommen worden sind.[54]
Von einem Kausalzusammenhang zwischen den Epen und dem zeitgenössischen Grabkult zu sprechen, wenn nur Teilbereiche betroffen sind, ist unzulässig. Auch hat es bereits vor dem 8. Jahrhundert, wie das Beispiel Lefkandi belegt, Tumulusbestattungen gegeben, die Ähnlichkeiten mit dem homerischen Grab aufwiesen, sie können daher auch ganz allgemein als Attribute von Macht und Reichtum gelesen werden.[55] Die epische Dichtung als Auslöser für monumentale Grabhügel anzunehmen, wird also weder vom archäologischen Befund gestützt, noch der literarischen Überlieferung zu Homer gerecht. Seine Epen gehörten zwar zum griechischen Bildungsgut, der in ihnen vorgestellte aristokratische Verhaltenskanon hatte aber keinen Anspruch auf allgemeine Verbindlichkeit. Mit der in ihnen beschriebenen Adelswelt konnte sich nur ein Teil der Polisgesellschaft identifizieren.
Daß die Akzeptanz nicht unumschränkt war, sollen hier zwei Beispiele belegen. Der Großvater des athenischen Reformers Kleisthenes, der gleichnamige Tyrann von Sikyon, verbat den Vortrag Homers, da in den Gesängen häufig Argos verherrlicht würde.[56] Sikyon lag zu diesem Zeitpunkt mit Argos im Krieg und die Passage verdeutlicht, daß Homers Epen gegebenenfalls innerhalb aristokratischer Rivalitäten instrumentalisiert werden konnten, also keinen absoluten Anspruch auf panhellenische Anerkennung hatten. Als zweiter Beleg soll hier ein Ausspruch Heraklits angeführt werden, der eine äußerst homerkritische Position verrät: Homer verdient aus den Preiswettkämpfen herausgeworfen und mit Ruten gestrichen zu werden und ebenso Archilochos.[57] Die homerischen Epen waren also durchaus nicht unumstritten. Vor allem die reiche und auf hohe Abkunft bedachte Oberschicht konnte sich in ihnen gespiegelt sehen, aber auch sie versuchten keine direkte Kopie der Grabsitten.
Da die Dichtung als Erklärung für das Interesse an und den Bau von monumentalen Gräbern nicht zu befriedigen vermag, muß sie als Symptom einer Zeitströmung gedeutet werden. Andronikos hat die Errichtung von Hügelgräbern mit der Wirtschaftsblüte des 7. Jahrhunderts v. Chr. in Beziehung gebracht, die den Adel begünstigt hätte.[58] Daß allein der Adel vom Bevölkerungszuwachs und dem ökonomischen Aufschwung profitiert hat, darf bezweifelt werden, es bleibt jedenfalls zu resümieren, daß gerade das 8. und 7. Jahrhundert große gesellschaftliche Veränderungen mit sich brachte und die epische Dichtung und ein im Vergleich zur älteren Zeit veränderter Grabkult in diesem Kontext zu betrachten sind.
Folgt man dieser Sicht, liegt der Wert der homerischen Epen als Quelle für den frühen griechischen Grabkult weniger darin, daß die Sitte der Tumulusbestattung direkt aus ihnen entlehnt wurde, was bei einem traditionell besonders konservativ eingeschätzten Bereich wie dem Totenkult auch überraschen würde, als vielmehr darin, daß wir hier die (oder eine mögliche) gedankliche Konzeption fassen können, die hinter dem Bau eines solchen Grabes steht. In den Epen wird deutlich, daß der Umfang der ihm zu Ehren veranstalteten Totenfeiern direkt dem gesellschaftlichen Ansehen des Toten, seinem kléos, entspricht. Wobei der archäologische Befund nur den kleinsten Teil des gesellschaftlichen Ereignisses Bestattung wiederzugeben vermag.
Hieran schließt sich unmittelbar die Frage an, für welche Zeit die epische Dichtung aussagekräftig ist. Die Suche nach dem realen historischen Hintergrund der Homerischen Welt beschäftigt die Forscher, seitdem mehr und mehr Zweifel an ihrem Aussagegehalt für die mykenische Zeit, von der sie zu handeln vorgibt, aufkamen.[59] Am plausibelsten erscheint der Ansatz von Ian Morris, der die homerischen Epen auf der Basis der Ergebnisse der oral poetry-Forschung untersucht[60] und damit ihre Einordnung auf eine neue Basis stellt.
Es handelt sich hierbei um die Erforschung der Bedingungen für die Überlieferung von Sagen und Geschichten durch wandernde Sänger in präliteraten rezenten Gesellschaften. Im Vordergrund steht zum einen die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Texte, ob sie sich beispielsweise auf historische Ereignisse beziehen und in wieweit diese verändert werden. Zum anderen die Frage nach dem Grad der textlichen Veränderung bei sich wiederholenden Aufführungen und dem Umfang der Geschichten, die ein einzelner Sänger in seinem Repertoire hat. Interessant ist natürlich auch das Verhältnis zwischen Sänger und Publikum. Es zeigte sich, daß oral poetry einen starken Gegenwartsbezug hat. Neben verfremdenden Elementen, wie Archaismen, märchenhaften Zügen und vorgeblich hohem Alter, die der Erzählung eine größere Autorität geben und den Zuhörer fesseln sollen, müssen die beschriebenen Institutionen und Handlungsmotive dem Publikum immer verständlich bleiben.[61]
Unter der Prämisse, daß Ilias und Odyssee bis zum ausgehenden 8. Jahrhundert v. Chr.[62] niemals schriftlich fixiert worden sind, also bis dahin ständig den herrschenden gesellschaftlichen Formen angepaßt wurden, muß die Erzählung in der uns überlieferten Form primär auf das zeitgenössische Publikum zugeschnitten gewesen sein.[63]
Das 8. Jahrhundert v. Chr. erscheint nach allen uns zur Verfügung stehenden Quellen als eine Zeit des politischen Umbruchs. Den Untersuchungen Snodgrass zufolge, nahm die Bevölkerung Griechenlands in diesem Zeitraum stark zu.[64] Die daraus resultierenden Spannungen zwischen einer grundbesitzenden Oberschicht und einer Vielzahl von Kleinbauern, deren Besitz sich durch Erbteilung immer mehr verkleinerte, findet sich in den Gedichten Hesiods gespiegelt. Ist in Hesiods Werke und Tage das Milieu der attischen Bauern eingefangen, so entspricht die Dichtung Homers einem aristokratischen Wertesystem.[65] Die homerischen Hauptpersonen zeichnen sich durch ein Ethos aus, das sich aus der Akzeptanz eines verbindlichen Tugendkatalogs speist. Als ein möglicher gesellschaftlicher Kontext für die Rezitation der Epen wurden die panionischen Spiele genannt, die ein ideal setting for the propagation of ideologies der Aristokratie waren.[66]
Versteht man die Epen als ihrer Zeit gemäß, erscheint es wenig erfolgversprechend, nach einem Archetypus für das homerische Grab zu suchen, da an eine genaue Überlieferung sinnentleerter Rituale über Jahrhunderte hinweg nicht zu denken ist.[67]
Zu den Details, die der Errichtung der epischen Distanz dienen, wie Archaismen und märchenhafte Elemente, zählt Morris auch die Beschreibungen der homerischen Bestattungen: Homeric burial practices probably had few close parallels in the Aegean, but when a bard recounted a heroic cremation, the audience would nevertheless understand what was meant.[68]
Dieses Zitat leitet zu einem weiteren Punkt über: Homers Quellen zum Bestattungsritual. Wie erwähnt, wurde häufig versucht, die schriftliche Überlieferung für die Interpretation der archäologischen Zeugnisse nutzbar zu machen. Folgt man der oral poetry-Forschung soweit, daß sich Homers Schilderung auf eine reale Lebenswirklichkeit stützt, um verständlich zu sein, kann man fragen, warum er gerade diese Form der Bestattung für die Gräber seiner Protagonisten gewählt hat. Gibt es möglicherweise wirkliche Tumulusbestattungen, auf die er sich bezieht?
Es liegt dabei nahe, den kleinasiatischen Raum in die Suche einzubeziehen, da der Text dem ionischen Sprachraum zugeschrieben wird und die wichtigsten Gräber in der Ebene von Troja liegen sollen[69]. Die Frage nach der historischen Authentizität des Dichters Homer ist für diesen Zusammenhang dabei nicht von Interesse.[70]
Philipp fasste 1981 die Forschungssituation zu den ionischen Nekropolen zusammen[71] und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß es nur in Einzelfällen möglich ist, mit dem bekannten Material über das 6. vorchristliche Jahrhundert hinauszugehen.[72] Gerade die älteren Gräber seien unzureichend publiziert.[73] Dem bisherigen Forschungsstand zufolge sind Tumulusbestattungen für das 8. Jahrhundert v. Chr. in den griechischen Nekropolen Kleinasiens archäologisch nicht belegt. Auch für die Ebene von Troja konnten keine eindeutigen Befunde angeführt werden.[74]
Demgegenüber bieten Nekropolen der geometrischen Zeit im griechischen Mutterland Befunde, die Ähnlichkeiten mit dem homerischen Bestattungsritual aufweisen: Es sind sowohl Brandbestattungen in Urnen bekannt als auch Grabhügel und Grabsteine.[75] Steinkreise mit Brandbestattungen kennt man aus der Nekropole von Tsikalarió auf Naxos.[76] Die einzelnen Elemente sind vorhanden, aber auch hier gibt es keine vollständige Übereinstimmung.
Tumulusbestattungen sind weiterhin aus Gegenden bekannt, die den Griechen benachbart sind. Die karischen Nekropolen auf der lelegischen Halbinsel sind bislang zwar nur durch Surveys erfaßt, das dabei zutage getretene Material spricht aber dafür, daß hier seit der submykenischen Zeit Grabhügel mit Steinkreisen errichtet wurden.[77] Ab 750 v. Chr. gab es auch in Phrygien monumentale Einzelgräber unter Tumuli.[78] Weitere Tumulusbestattungen der geometrischen Zeit sind in Lapithos und Trachonas auf Zypern zu finden.[79] Der größte Unterschied dieser Gräber im Vergleich zu den bei Homer beschriebenen besteht darin, daß sie alle eine gebaute Grabkammer, zum Teil mit Dromos haben. Dem Innenraum kommt innerhalb des Bestattungsrituals eine wichtige Rolle zu; sei es um aufwendige Beigaben aufzunehmen oder, wenn er durch einen Dromos zugänglich war, die Betretbarkeit des Grabraums zum Zwecke der Nachbestattung oder späterer Opfer zu gewährleisten.
Dies scheint eine andere Haltung dem Toten gegenüber widerzuspiegeln. Dem Verstorbenen wird dadurch das Recht auf einen Raum samt Inventar zugesprochen, er erhält eine Ausstattung für das Jenseits, die meist den Bedürfnissen eines Lebenden an Nahrung, Kleidung und Inventar entspricht. Dies ist eine Vorstellung, die sich bei Homer nicht belegen läßt, denn in seiner Schilderung sind die Toten nur kraftlose Schatten, die keinen Bedarf mehr an den Dingen des täglichen Lebens haben.[80]
Die Existenz von Mehrfachbestattungen in den Kammergräbern Kariens deutet darauf hin, daß hier Grüfte unter Grabhügeln zur Wahrung von Familien- oder Gruppenzugehörigkeit gewählt wurden. Homer führt hingegen das Einzel- oder Massengrab vor, das nur einmal, vor der Aufschüttung des Tumulus, belegt werden kann. Der Grabhügel hat bei ihm keinen Eigenwert als Gebäude, als Totenhaus, wie es für Zypern und Karien belegt ist, sondern er dient zum einen als Grabmarkierung, der die Bestattungsstelle kennzeichnet und an dessen Größe zum anderen etwas über die Bedeutung der unter ihm liegenden Person abzulesen ist.[81]
Zusammenfassend ergibt sich, daß sämtliche Einzelelemente des homerischen Grabes im griechischen Kulturraum zu finden sind, aber in keinem Fall können alle zusammen an einem Grabbau beobachtet werden. Fremde Bestattungssitten fanden offenbar keinen Eingang in die Epen.[82] Die den Griechen bekannten Phänomene erfahren im Epos eine Steigerung der Dimensionen, wobei zu bemerken ist, daß von einem verfeinerten Grabluxus, hierbei ist an statusträchtige Importwaren, Wagenbestattungen oder aufwendige Grabbauten zu denken, nicht die Rede sein kann.
Der allen bekannte Hügel über dem Grab wird nun vom versammelten Heer meterhoch aufgeworfen. Tagelang wird das Holz für den Scheiterhaufen geschlagen und kunstvoll aufgeschichtet. Der Tote erhält nicht nur ein paar Keramikvasen, sondern sogar Edelmetallgefäße.
Ob die Wahl der Tumulusbestattung als ausschließliche Grabform im Epos mit dem Wissen um die monumentalen Bestattungen in Phrygien, Karien oder auf Zypern zusammenhängt, kann hier nicht entschieden werden. Nähere Informationen bezüglich der Gräber ausländischer Potentaten erhielt Homer jedenfalls nicht oder verwendete sie nicht in seiner Dichtung.
[1] Mylonas in: A.J.B. Wace, A Companion to Homer (1963) 478 ff. vergleicht die literarische Überlieferung mit den archäologischen Zeugnissen der mykenischen Welt; M. Andronikos 1968 im Kapitel W zum Totenkult der Archaeologia Homerica hinterlegt sie vornehmlich mit Befunden der geometrischen Zeit; U. Ecker, Grabmal und Epigramm (1990) 12 ff; J.N. Coldstream, Geometric Greece (1977) 349.
[2] Den Angaben liegen die zweisprachigen Ausgaben in der Tusculumreihe zugrunde, aus denen auch zitiert wird. Homer, Ilias, Übers. Hans Rupé 2(1961), Homer, Odyssee, Übers. Anton Weiher 4(1974).
[3] Die Bestattungsart des Phrontis (Hom. Od. 3, 284 ff.) wird nicht näher spezifiziert.
[4] Aipytos: Hom. Il. 2, 604; Aisyetes: Hom. Il. 2, 793; Myrine: Hom. Il. 2, 811-814; fiktives Grab des Menelaos: Hom. Il. 4, 177; Eetion: Hom. Il. 6, 419; Kenotaph der gefallenen Achäer: Hom. Il. 7, 332-337.435 f.; Ilos: Hom. Il. 10, 415 a.O. 11, 166.371 f. a.O. 24, 349; Tydeus: Hom. Il. 14, 114; Sarpedon: Hom. Il. 16, 456 f.; Kenotaph des Patroklos: Hom. Il. 23, 158 f.163-177.236-248.250-257; Hektor: Hom. Il. 24, 660-667.784-803.
[5] fiktives Grab des Odysseus: Hom. Od. 1, 239.291 f. a.O. 2, 222 f. a.O. 14, 369; Kenotaph des Agamemnon: Hom. Od. 4, 584; Elpenor: Hom. Od. 11, 74-77 a.O. 12, 11-15; Achill: Hom. Od. 24, 60-84;
[6] Grab des Elpenor auf der Insel der Kirke: Hom. Od. 12, 10 ff. Eine auch nur ungefähre Lokalisierung der Insel Aiaia wurde in der Antike mehrfach versucht. Die Angaben schwanken zwischen Italien und dem Schwarzen Meer. Vgl. hierzu H. Thomas - F. H. Stubbings in: A.J.B. Wace, A Companion to Homer (1963) 309.
[7] Grab des Aipytos: Hom. Il. 2, 604.
[8] Kenotaph des Agamemnon: Hom. Od. 4, 584.
[9] Grab des Sarpedon: Hom. Il. 16, 457.
[10] Grab des Eetion: Hom. Il. 6, 419; zur Lage von Thebe vgl. RE V A 2 (1934) 1595 ff. s.v. Thebe (W. Ruge).
[11] M. Andronikos, Totenkult, ArchHom W (1968) 33 f.; nach C. Sourvinou-Inwood, Reading Greek Death (1995) 128.131.133 betonen diese Ausdrücke zwei unterschiedliche Aspekte des Grabmals: Während tymbos seine physische Gestalt anspricht, meint sema die Funktion des Grabmals als Platzhalter, Zeichenträger des Verstorbenen im Diesseits; nur ein einziges Mal wird im Zusammenhang mit dem Grab des Patroklos der Ausdruck to hrion gewählt Hom. Il. 23, 126. Vgl. zur weiteren Verwendung des Begriffs L. E. Roller, Funeral Games for Historical Persons, Stadion 7, 1981, 4; C. Sourvinou-Inwood, Reading Greek Death (1995) 126.
[12] Hom. Il. 23, 45.; Hom. Il. 23, 245; diesen synonymen Gebrauch der Bezeichnungen findet sich noch bei späteren Inschriften. Zum Bedeutungswandel vgl. H.G. Niemeyer, Semata. Über den Sinn griechischer Standbilder (1996) 12 ff. Die Bezeichnung sema geht vom Grabmal selbst auf die bei ihm aufgestellten Bildwerke über.
[13] Hom. Il. 14, 114; Rupé übersetzt: (welchen in Theben) bedeckt der Hügel des Grabes.; ähnliche Redewendungen finden sich auch Hom. Il. 6, 464. 23, 256 und Hom. Od. 3, 258; C. Sourvinou-Inwood, Reading Greek Death (1995) 122.
[14] Hom. Il. 20, 315 ff.
[15] Hom. Il. a. a. O.
[16] Hom. Od. 24, 94; Hom. Od. 4, 584; Zu Bedeutung und Gebrauch des Begriffs kléos (» Ruhm) in den homerischen Epen s. U. Ecker, Grabmal und Epigramm (1990) 34 ff.; C. Sourvinou-Inwood, Reading Greek Death (1995) 109 betrachtet die Errichtung des Tumulus vor allem in seiner rituellen Funktion. Der Tote ist nun endgültig vom Diesseits getrennt und in den Hades eingegangen, der Grabhügel ist hierfür das sichtbare Zeichen.
[17] Hom. Il. 7, 333 ff.
[18] Hom. Od. 24, 77; Der gleiche Gedanke findet sich auch Hom. Il. 7, 86.
[19] Hom. Il. 11, 166.
[20] Hom. Il. 2, 793.
[21] Hom. Il. 2, 604; Als Grab des Aipytos wurde Pausanias (8, 16, 3) im 2. Jahrhundert n. Chr. ein kleiner Erdhügel mit runder Steinbasis gezeigt.
[22] Hom. Od. 2, 222.
[23] Hom. Od. 1, 291.
[24] Hom. Il. 23, 9; a. O. 16, 457; Hierzu U. Ecker, Grabmal und Epigramm (1990) 30 ff., Rupé übersetzt mit denn das ist die Ehre der Toten.
[25] Hom. Il. 7, 333 f.
[26] Hom. Il. 23, 49-51.
[27] Hom. Il. 23, 83 f.
[28] Hom. Il. 22, 338-343.
[29] Verse 667 ff.
[30] Hom. Od. 11, 74 ff.
[31] M. Andronikos, Totenkult, ArchHom W (1968) 22 führt hier die Ausmaße der Scheiterhaufen für Patroklos und Hektor an.
[32] Hom. Il. 23, 26-34.
[33] Hom. Il. 24, 802 f.
[34] Hom. Il. 23, 13.
[35] Hom. Il. 24, 664.
[36] Hom. Od. 24, 63.
[37] M. Andronikos, Totenkult, ArchHom W (1968) 30; Die Knochen des Patroklos werden in einer goldenen phiale gesammelt.
[38] M. Andronikos, Totenkult, ArchHom W (1968) 32.
[39] M. Andronikos, Totenkult, ArchHom W (1968) 32
[40] Hom. Il. 6, 419.
[41] Hom. Il. 23, 245.
[42] In Hom. Il. 19, 224-229 forderte Odysseus im Zusammenhang mit dem Tode des Patroklos die Einhaltung der achäischen Bestattungsbräuche, die eine schnelle Grablege und nur einen Tag Trauerzeit vorsahen. Aus dem was wir über die logistischen Anforderungen beim Bau eines Grabhügels wissen, ist zu folgern, daß die homerischen Gräber keine Riesentumuli waren. Mit Riesentumuli sind monumentale Hügelgräber, wie das Heroon von Lefkandi oder Tumulus MM in Gordion gemeint, die aufgrund ihrer Größe nicht innerhalb eines Tages gebaut worden sein können. Zum logistischen Problem, das eine Tumulusbestattungen darstellt und den wenigen Lösungsvorschlägen, die hierzu bislang gemacht worden sind, möchte ich an anderer Stelle eingehen.
[43] Gegen eine relative Ärmlichkeit der homerischen Gesellschaft spricht sich E. Stein-Hölkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft (1989) 48 f. aus.
[44] Es ist hierbei keine einheitliche Form gefordert. Larnax, phiale und amphiphoreus entstammen vielleicht dem Bereich der besonders prestigehaltigen Ehrengaben oder Gastgeschenke, keimelia oder xenia. Deren Bedeutung und Funktion wurde von F. Fischer, Vom Oxus zum Istros. Ein Beitrag zur Interpretation kultureller Bezeihungen, IstMitt 43, 1993, 324 ff. untersucht. Fischer deutet den Fund besonders prunkvoller Importstücke in hallstattzeitlichen Gräbern als diplomatische Geschenke, die bei der Ratifizierung von Verträgen und beim gegenseitigen Besuch zu entrichten waren. Kostbare Gegenstände konnten auch als Tribut dienen. Erst Dareios I führte Steuern ein (Hdt. 3, 89-97). Eine Liste der im Epos verwendeten Geschenke findet sich bei F. Fischer, Germania 51, 1973, 436-459.
[45] Hom. Il. 23, 272 ff.
[46] C.M. Antonaccio, The Archaeology of Early Greek Hero-Cult, Diss Princeton (1987) 325 ff. gibt eine Liste von sieben Bestattungen, die in der bisherigen Forschung explizit mit Homer verbunden worden sind: 1.) Kerameikos Grab 72, 2.) Kerameikos Grab 71, 3.) Grab auf der Pnyx, 4.) Grab in der Odos Kriezi, 5.) Salamis auf Zypern, 6.) Eretria, Heroon am Westtor, 7.) Heroon von Lefkandi. Zusätzlich verweist sie auf Fundorte in Großgriechenland: Cumae, Pontecagnano, Vetulonia, Praeneste und Pithekoussai.
[47] P. Blome, Lefkandi und Homer, WüJbb N.F. 10, 1984, 12 ff. Homerisch ist freilich nicht nur der Reichtum, sondern, und das ist weit bedeutsamer, die Bestattung des königlichen Kriegers als Ganzes. (a.a.O. 12).
[48] P. Dikaios, A Royal Tomb at Salamis, Cyprus, AA 1963, 155 über Grab 1 der Nekropole: All this ceremonial recalls in a vivid way but with slight variations, Homers description of the cremation of Patroclus body.
[49] H.L. Lorimer, Homer and the Monuments (1950) 108. Die Verfasserin bezeichnet ein Tumulusgrab der Nordnekropole als approximation to a Homeric disposal.
[50] P. Alexandrescu in: J. de La Genière (Hrsg.), Nécropoles et sociétés antiques, KB Lille 1991 (1994) 29. Cette description [der Bestattungssitten bei Homer], dont lexactitude et la fraîcheur seront toujours un sujet détonnement, présente des similitudes frappantes avec les découvertes dIstros aussi bien pour le type et lensemble du rituel funéraire, que pour certains détails.
[51] M. Andronikos, Vergina (1984) 170. The correspondence between the Homeric description and the archaeological discovery is incredible.
[52] I. Morris, The Use and Abuse of Homer, Classical Antiquity 5, 1986, 94 ff; J.N. Coldstream, Geometric Greece (1977) 349 ff.
[53] J.N. Coldstream, Geometric Greece (1977) 351 f. Die neu angelegten Gräber hätten mithin einen ganz ähnlichen Hintergrund wie der neu einsetzende Heroenkult an mykenischen Grabstellen. Vgl. J.N. Coldstream, Hero-Cults in the Age of Homer, JHS 96, 1976, 8 ff. bes. 14; Einen ähnlichen Standpunkt vertritt J. Whitley, Style and Society in Dark Age Greece (1991) 38.
[54] J.N. Coldstream, Geometric Greece (1977) 351f. Finally, different innovations were adopted in different places often far removed from one another, but within the same period: Tumuli finden sich auf Zypern, in Attika und (aus Stein) in Pithekoussai. Brandbestattungen mit Gießgefäßen auf Zypern und in Pithekoussai. Brandbestattungen in Bronzeurnen auf Zypern, in Athen und Eretria; vgl. A. M. Snodgrass, The Dark Age of Greece (1971) 391 Everything suggests that the problem is insoluble because the model never existed; that the different features of the burials (...) descriped by Homer, are taken from different periods and regions, united only in that they are all designed to impress.
[55] Als Beispiele für Brandgräber unter einem Tumulus seien hier Tsikalarió (nach J.N. Coldstream, Geometric Greece (1977) 92 mittelgeometrisch: 820-750 v.Chr.) und Lefkandi (10. Jahrhundert v.Chr.) genannt.
[56] Hdt. 5, 67.
[57] Heraklit frg. 42 in: H. Diels, Die Fragmente der Vorsokratiker I (1934) 160.
[58] So auch M. Andronikos, Totenkult, ArchHom W (1968) 114 Ohne Zweifel steht die Errichtung von Hügeln, die viel größere Kosten verursachte als die Anlage einfacher Gräber oder niedriger Aufschüttungen, mit der Wirtschaftsblüte des siebten Jahrhunderts und danach mit der Herausbildung einer starken Adelsklasse in Zusammenhang. Die Angehörigen dieser Gesellschaftsschicht waren in der Lage, weithin sichtbare Hügel errichten zu lassen, und schmeichelten sich, auf diese Weise die heroische Tradition der Epen fortzuführen.; A. Snodgrass, Archaic Greece. The Age of Experience (1980) passim.
[59] Die Literatur zu dieser Frage ist uferlos. Eine Bibliographie bis zum Jahre 1985 und eine Zusammenfassung der einzelnen Zeitansätze bietet I. Morris, The Use and Abuse of Homer, Classical Antiquity 5, 1986, bes. 94 ff. 130 ff.; Neuere Arbeiten zum Thema sind E. Stein-Hölkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft (1989) bes. 15 ff.; K.A. Raaflaub in: J. Latacz (Hrsg.), 200 Jahre Homer-Forschung (1991) 205 ff.; H. van Wees, Status Warriors (1992); Eine Identifizierung der homerischen Welt mit Mykene versuchte zuletzt noch G.G.E. Mylonas in: A.J.B. Wace, A Companion to Homer (1963) 478 ff.
[60] A. Parry (Hrsg.), The Making of Homeric Verse. The Collected Papers of Milman Parry (1971); I. Morris, The Use and Abuse of Homer, Classical Antiquity 5, 1986 passim; Vgl. K.A. Raaflaub in: J. Latacz (Hrsg.), 200 Jahre Homerforschung (1991) 207.
[61] I. Morris, The Use and Abuse of Homer, Classical antiquity 5, 1986, 90 The institutions, attitudes and conditions of action that we find in the Iliad and Odyssey must of necessity be derived in some way from those of the functioning societies that Homer himself knew.
[62] I. Morris, The Use and Abuse of Homer, Classical antiquity 5, 1986, 93 stützt sich hierbei auf eine Untersuchung von R. Janko, Homer, Hesiod and the Hymns, reprint (1987), der die Sprache und die Wortwahl der Epen analysiert hat. Janko setzt die schriftliche Fixierung der Ilias zwischen 750 und 725 v.Chr. an, die der Odyssee in die Jahre 743 bis 713 v.Chr; Morris a. a. O. 122 f. geht in der Tradition von H. T. Wade-Gery, The Poet of the Iliad (1952) 11 ff., davon aus, daß die Einführung der Alphabetschrift anfänglich zur Fixierung von Hexameter Versen diente.
[63] Gegen eine schriftliche Niederlegung der gesamten Epen im 8. Jahrhundert v. Chr. wendet sich G. Nagy in: J.B. Carter-S.P. Morris (Hgg.), The Ages of Homer, FS E. Vermeule (1995) 163 ff. der für ein evolutionary model einsteht, das die Niederschrift als ein sich über Jahrhunderte hinziehenden Prozeß begreift, der erst um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. abgeschlossen war. Ebenso M. Skafte Jensen, The Homeric Question and the Oral-Formulaic Theory (1980), die sich auf Wolf stützt, der bereits vor 200 Jahren die Überlieferung einer schriftliche Fixierung Homers unter den Peisistratiden ins Feld führte. Eine Quellensammlung findet sich bei Skafte Jensen a. a. O. 207 ff. Gegen Skafte Jensen - leider recht polemisch - die Rezension von P. V. Jones, ClR 31, 1981, 284 f.
[64] A. Snodgrass, Archaic Greece. The Age of Experience (1980) 19 ff.; E. Stein-Hölkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft (1989) 57 ff. mit umfangreichen Literaturangaben; dagegen I. Morris, Burial and Ancient Society: The Rise of the Greek City-State (1987) 23.96, der die größere Anzahl von Gräbern mit einer größeren Verbreitung von formellen, d.h. für den Archäologen nachweisbaren, Bestattungen erklärt. Dennoch gibt auch Morris einen leichten Anstieg in der Bevölkerungsentwicklung zu, der sich auf den Befund von Siedlungsgrabungen stützt.
[65] O. Murray, Das frühe Griechenland (1982) 47 f.
[66] I. Morris, The Use and Abuse of Homer, Classical Antiquity 5, 1986, 122 f.; differenzierter hierzu K.A. Raaflaub, in: J. Latacz (Hrsg.), 200 Jahre Homerforschung (1991) 248 ff., der in den Epen eine dramatische Aktualisierung gemeinschaftlicher Anliegen (a. O. 250) sieht; H.T. Wade-Gery, The Poet of the Iliad (1952) 2 ff. geht davon aus, daß Homer in Bildern und Metaphern Orte wählte, die seinem Publikum bekannt waren: Hom. Il. 2, 459 f. vergleicht eine wilde Schlachtszene mit den kreuz und quer auffliegenden Vogelscharen des kleinasiatischen Kaystrostals, an dessen Mündung sich das Heiligtum der ephesischen Artemis befindet. Das Stöhnen eines Stiers, der dem Poseidon Helikonios geopfert wird, entspricht nach Hom. Il. 20, 403 ff. dem Todesröcheln des Hippodamas. In Hom. Od. 6, 162 ff. schmeichelt Odysseus der Nausikaa, indem er einen Vergleich zwischen ihrem Wuchs und dem des Palmbaums auf Delos anstellt, der dort am Altar des Apollon wächst. Das Artemision, das dem Poseidon Helikonios geweihte Panionion auf der Mykale und das Delische Apollonheiligtum waren Heiligtümer von panionischer Bedeutung.
[67] P. Blome, Lefkandi und Homer, WüJbb N.F. 10, 1984, 10 ff. und P.G. Calligas in: R. Hägg u.a. (Hgg.), Early Greek Cult Practice, KB Athen 1986 (1988) 229 ff. sehen die Blütezeit von Lefkandi in den homerischen Epen gespiegelt.
[68] I. Morris, The Use and Abuse of Homer, Classical Antiquity 5, 1986, 90.
[69] H. Windfeld-Hansen, Tumulusgrave og heroskult in Troas og deres indflydelse på arkaiske gravskikke i Attika in: T. Eide-T. Hägg (Hgg.), Dionysos og Apollon (1989) 89 zur Vorbildfunktion kleinasiatischer Gräber für Homer.
[70] T. W. Allen, Homer. The Origins and the Transmissions (1969) 32 gibt eine tabellarische Übersicht zu Leben und Werk Homers, wie es sich aus den literarischen Quellen ableiten läßt.
[71] H. Philipp, Archaische Gräber in Ostionien, IstMitt 31, 1981, 149 ff.
[72] H. Philipp, Archaische Gräber in Ostionien, IstMitt 31, 1981, 151 ff. Protogeometrische Nekropolen liegen in Melie und Iasos, eine Belegung seit spätgeometrischer Zeit wird für Antissa auf Lesbos und Soma angenommen.
[73] Neben dem Aufsatz von Frau Philipp haben in jüngerer Zeit Prof. Dr. Friedhelm Prayon und Anne-Maria Wittke im Rahmen des TAVO die Grabhügel Kleinasiens vom 12. bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. kartiert und damit eine wertvolle Arbeitsgrundlage geschaffen; s. F. Prayon-A.-M. Wittke, Kleinasien vom 12. - 6. Jh. v. Chr. Kartierung und Erläuterung archäologischer Befunde und Denkmäler1994, Karte 3 (Grabformen). Karte 8 (Griechische Architektur). Karte 12 (Phrygische Architektur).
[74] A.-U. Kossatz-Pompé, Balli Dag, der Berg von Pinarbasi. Eine Siedlung in der Troas, Studia Troica 2, 1992, 180 ff. zählt insgesamt 40 Tumuli in der Troas, deren Einordnung durch ihre frühe Erforschung von Heinrich und Sofia Schliemann erschwert ist. Da die Aufschüttungen in jedem Fall in zwei Phasen erfolgte und die erste nach Keramikfunden der Bronzezeit zuzuordnen ist, scheint sich hier eine erste Welle der Homerrezeption abzuzeichnen.
[75] D.C. Kurtz-J. Boardman, Thanatos (1985) 55 ff. zur Brandbestattung in Urnen, a.a.O. 61 zu Grabstein und Hügel. Die gegebenen Beispiele entstammen allerdings dem attischen Bereich; C.M. Antonaccio, The Archaeology of Early Greek Hero Cult, Diss. Princeton (1987) 345 erweitert das Vergleichsmaterial um Gräber aus Argos und Thera. Hinzuzufügen ist noch die Tumulusnekropole von Tsikalarió auf Naxos, P. Zaphiropoulou, La necropoli geometrica di Tsikalarió a Naxos, Magna Graecia 18, 1983, 1 ff.; M. Andronikos, Totenkult, ArchHom W (1968) 110 ff.; C. Ulf, Die homerische Gesellschaft (1990) 246.
[76] P. Zaphiropoulou, La necropoli geometrica di Tsikalarió a Naxos, Magna Graecia 18, 1983, 1 ff.
[77] W. R. Paton, Excavations in Caria, JHS 8, 1887, 67; W. Radt, Siedlungen und Bauten auf der Halbinsel von Halikarnassos unter besonderer Berücksichtigung der archaischen Epoche, IstMitt Beih.3 (1970) 215 ff.
[78] Der älteste Grabhügel in Gordion ist Tumulus W (Æ: 150 m, H: 22 m). Während sein relatives Alter innerhalb der Nekropole unumstritten ist, pendelt die absolute Datierung zwischen 800 v. Chr. und dem letzten Viertel des 8. Jhs v. Chr. Zuletzt hierzu E.L. Kohler, The Lesser Phrygian Tumuli I: The Inhumations (1995) 192: 750-740 ? v. Chr. Vgl. E. Caner, Fibeln in Anatolien, PBF XIV,8 (1983) 5.
[79] Lapithos, SCE I 265 ff.: Bei Grab 601 bis 603 werden kleinen Stein- oder Erdhügel über dem Schachtgrab vermutet, Datierung in zyprogeometrisch I und II; Trachonas, SCE I, 461 ff.: Ein Grabbau der Zeitstellung zyproarchaisch I wird von einem Tumulus überdeckt, Æ: 23 m. Vgl. Kapitel 3.2.1.
[80] Den jammervollen Zustand der Toten beschreibt Achilleus dem Odysseus bei dessen Besuch in der Unterwelt; Hom. Od. 11, 489 ff.: Lieber wäre ich Knecht auf den Feldern und fronte/Dort einem anderen Mann ohne Land und mit wenig Vermögen;/Lieber tät ichs als herrschen bei allen verstorbenen Toten.; M. P. Nilson, Geschichte der griechischen Religion I (1941) 352 f.
[81] Zum Totenhaus vgl. M. Waelkens, Hausähnliche Gräber in Anatolien vom 3. Jht. v. Chr. bis in die Römerzeit, in: D. Papenfuss-V.M. Strocka (Hgg.), Palast und Hütte, KB Berlin 1979 (1982) 421 ff. Der Autor differenziert zwischen Kammergräbern, die aus der Tradition der mykenischen Tholosgräber abzuleiten sind und solchen, deren Gestaltung en detail auf Wohnarchitektur bezug nehmen. Für die hier beabsichtigte Abgrenzung zwischen Grabhügel als grave marker auf der einen Seite und Kammergrab mit und ohne Dromos auf der anderen, spielt die von Waelkens getroffene Unterscheidung keine Rolle.
[82] L.E. Roller, Funeral Games for Historical Persons, Stadion 7, 1981, 12 weist nach, daß die Vorbilder für die Leichenspiele in Homer und Hesiod (Werke und Tage, 654 - 659) in der zeitgenössischen Bestattungspraxis in Griechenland zu suchen sind.