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Titel: Die Göttin Qedeschet : Ursprungs-, Erscheinungs- und Funktionsanalyse einer Hybridgottheit
Sonstige Titel: The Goddess Qedeshet : Origin, Iconography and Functional Analysis of a Hybrid Deity
Sprache: Deutsch
Autor*in: Lahn, Maria Kristina
Erscheinungsdatum: 2010
Tag der mündlichen Prüfung: 2010-10-21
Zusammenfassung: 
Untersucht man die ›Göttin Qedeschet‹, stellt sich gleich zu Anfang ein schwer lösbares Problem: die Abgrenzung der ägyptischen Göttin Qedeschet von dem im vorderasiatischen Gebiet vorkommenden ›Qedeschet-Typ‹. In Ägypten ist ein bestimmter ikonografischer Typ – eine nackte, frontale Frauenfigur, auf einem Löwen stehend – belegt, der in den meisten Fällen mit der Namensbezeichnung Qedeschet, inklusive verschiedener Epitheta, vorkommt. In Syrien-Palästina und dem restlichen Vorderen Orient hingegen findet sich ein nahezu identischer ikonografischer Typ, der in keinem einzigen Fall näher mit einer entsprechenden Inschrift spezifiziert wurde.
Die weite regionale Verteilung wirft die Frage nach dem eigentlichen Ursprungsgebiet der Göttin auf. Was wir mit der Göttin Qedeschet vorliegen haben, ist nicht vergleichbar mit nach Ägypten ›importierten‹ ausländischen Gottheiten, wie Anat, Astarte, Reschef, usw. Diese sind in ihrem Heimatland als solche bekannt; denn auch dort – und nicht nur in Ägypten – haben sie eine entsprechende Ikonografie und namentliche Erwähnungen. Bei Qedeschet ließ sich eine andere Entstehungsgeschichte rekonstruieren: Der Basistyp der ›Nackten Göttin‹ ist, einer langen Tradition entspringend, aus dem syro-palästinensischen Kernland nach Ägypten transferiert worden. Dort wurde er dann nicht nur mit heimischen, dem ägyptischen Rezipienten vertrauten, Attributen ausgestattet, sondern zusätzlich mit einem ›ausländisch klingenden‹ Namen, aber auch mit klassisch ägyptischen Epitheta versehen. Gleichzeitig wirkte der in Ägypten neu entwickelte Göttinnentyp in das palästinensische Nachbarland zurück, was die z. T. ägyptisierten Darstellungen in dieser Region erklärt. Gleichzeitig wurde der Typ in Syrien-Palästina nicht nur von Ägypten her, sondern auch durch die Grenzgebiete im Nordosten und Osten beeinflusst. Somit kann Qedeschet als eine Göttin identifiziert werden, die man als ›echte‹ Hybridgottheit bezeichnen kann. Hybride Identitäten zeichnen sich dadurch aus, dass sie in Gebieten kultureller Überschneidung auftreten und dort nicht still verharren, sondern stets variabel, kontextuell und wandelbar bleiben. So stellt Qedeschet – sowohl die Göttin als auch der Typ – eine hybride Form dar, die abhängig von Region oder Zeit verschiedene, charakteristische Aspekte in sich vereint, in ihrer Grundform aber stets hybrid und somit per definitionem wandelbar bleibt. Über das Schaffen einer solchen Identität war für die Ägypter ein Zugang zum Göttlichen möglich, der neben Synkretismen, Mischgestalten oder dem ›Import‹ ganzer Gottheiten als Möglichkeit bestand.
Vor allem über die Art der Objektgattungen und die Ikonologie, aber auch über die formelhaften Inschriften, ließen sich Erkenntnisse darüber gewinnen, was sich der Stifter von der Gottheit erhoffte. Alles weist darauf hin, dass sie sich in den Bereich fürsorgender Schutzgottheiten einfügen lässt. In dieser Funktion konnte sie in verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen: im Dies- oder Jenseits, unterwegs oder zu Hause, in einer profanen oder sakralen Umgebung, als Teil magischer Sprüche oder als Adressatin allgemeiner Wünsche und spezieller Krankheiten. Im ägyptischen Kontext wird sie v. a. über ihre Epitheta nicht nur in das ägyptische religiöse System integriert, sondern auch wiederholt mit den Göttinnen Isis, Hathor, Anat und Astarte in Verbindung gebracht, die selbst als heilende, übelabwehrende und schützende Mächte bekannt sind.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/5896
URN: urn:nbn:de:gbv:18-74006
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Altenmüller, Hartwig (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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