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Titel: Psychische Merkmale somatoformer Störungen: Bedeutung für die Klassifikation und Entwicklung eines Selbstbeurteilungsfragebogens
Sonstige Titel: Psychological characteristics of somatoform disorders: importance for classification and development of a self-report questionnaire
Sprache: Deutsch
Autor*in: Herzog, Annabel
Schlagwörter: somatoforme Störungen; psychische Merkmale; somatische Belastungsstörung; somatoform disorders; classification; questionnaire; validity; somatic symptom disorder
GND-Schlagwörter: Klinische Psychologie
KlassifikationGND
FragebogenGND
Psychische StörungGND
Validität
Diagnose
Erscheinungsdatum: 2017
Tag der mündlichen Prüfung: 2017-04-27
Zusammenfassung: 
Hintergrund und Ziele: Die Diagnosekategorie der somatoformen Störungen gemäß ICD-10 und DSM-IV ist, als Reaktion auf vorausgegangene Kritik an ihrer Validität und klinischen Nützlichkeit, aktuell Gegenstand einer umfassenden Revision. Ziel der dargestellten Untersuchungen war, die Validität verschiedener Diagnosekonzepte und –kriterien somatoformer Störungen zu bewerten, dabei die Bedeutung psychischer Merkmale für die Klassifikation somatoformer Störungen einzuschätzen und die Güte eines neu entwickelten Fragebogens zur Erfassung solcher Merkmale zu überprüfen.
Methode: Es wurde eine systematische Übersichtsarbeit zum Vergleich der Konstruktvalidität, der deskriptiven und prädiktiven Validität sowie der klinischen Nützlichkeit der aktuellen Klassifikation sowie verschiedener Vorschläge zur zukünftigen Klassifikation somatoformer Störungen angefertigt. Darauf aufbauend erfolgten die Entwicklung und eine erste Validierung des Fragebogens zum Erleben von Körperbeschwerden (SSEQ), der zahlreiche relevante psychische Charakteristika somatoformer Störungen erfasst.
Ergebnisse: Bei der Evaluation der verschiedenen Diagnoseentwürfe wurden Konzepte, die psychische Charakteristika als Diagnosekriterien enthielten, als überlegen eingeschätzt. Im Rahmen der Entwicklung und Validierung des SSEQ wurden solche psychischen Merkmale zunächst anhand eines umfassenden Itempools abgebildet. Die Itemselektion und Skalierung erfolgte an ambulanten psychosomatischen Patienten (n = 453), die anschließende Validierung an Patienten einer stationären psychosomatischen Klinik (n = 262). Faktorenanalytisch zeigten sich vier SSEQ-Komponenten: Gesundheitssorgen, Krankheitserleben, Interaktionsschwierigkeiten mit Ärzten und Krankheitsfolgen. Für die Endversion des SSEQ mit 15 Items wurden akzeptable bis gute interne Konsistenzen für die einzelnen Komponenten sowie den gesamten Fragebogen ermittelt. Weitere Ergebnisse stützen die Konstruktvalidität sowie die Änderungssensitivität des SSEQ. Für die Güte des Instrumentes sprechen außerdem bedeutsame Zusammenhänge zwischen den SSEQ-Werten und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Die Fallidentifikation anhand des Fragebogens erwies sich in der stationären Stichprobe mit ausschließlich schwer erkrankten Patienten als schwierig.
Fazit: Die Integration psychischer Diagnosekriterien mutet vielversprechend hinsichtlich einer Verbesserung der Diagnosekategorie der somatoformen Störungen an. Mit dem SSEQ steht ein Fragebogen für den wissenschaftlichen und klinischen Kontext zur Verfügung, der ein breites Spektrum an kognitiven, affektiven, behavioralen und interaktionellen Merkmalen somatoformer Störungen erfasst. Für eine abschließende Beurteilung der Validität und klinischen Nützlichkeit verschiedener revidierter Diagnosen, inklusive der Somatischen Belastungsstörung gemäß DSM-5, sollten weitere empirische Prüfungen erfolgen. Dabei sollten sowohl gesamte Konzepte als auch einzelne Kriterien berücksichtigt werden.

Background and aims: The classification of somatoform disorders according to ICD-10 and DSM-IV is currently being revised in order to improve its validity and clinical utility. The aims of the studies described in the present dissertation were to evaluate the validity of several diagnostic proposals and criteria, to estimate the importance of psychological criteria for the classification of somatoform disorders, and to prove the validity of a new self-report questionnaire to assess such features.
Methods: A systematic review of findings regarding the construct validity, the descriptive validity, the predictive validity and the clinical utility of the current and newly proposed diagnostic criteria of somatoform disorders was completed. On this basis the Somatic Symptoms Experiences Questionnaire (SSEQ), a self-report scale to assess a broad range of psychological characteristics relevant to patients with somatoform disorders, was developed and validated.
Results: Diagnostic proposals which include psychological criteria were evaluated to have advantages regarding validity and clinical utility. During the development and validation of the SSEQ, in a first step, a broad itempool reflecting such psychological features was generated. For itemselection, data of a sample of n = 453 psychosomatic outpatients was analyzed, for the following validation, data of n = 262 psychosomatic inpatients was used. Results of factor analysis yielded a four-component solution: Health-worries, Experience of illness, Problems while interacting with physicians, Consequences of illness. The final SSEQ-version with 15 items showed acceptable to good internal consistency of the whole questionnaire and its components. Other results supported the construct validity and sensitivity to change of the SSEQ. Additionally, the validity of the SSEQ was reinforced by a substantial relationship between SSEQ-values and health related quality of life. The identification of patients with a somatoform disorder from the inpatient sample, in which all patients suffered from severe mental symptoms, proved to be difficult.
Conclusion: The integration of psychological criteria seems to improve the diagnostic category of somatoform disorders. The SSEQ could be used in research and clinical practice to asses a broad range of cognitive, affective, behavioral and interactional features of somatoform disorders. To finally evaluate the validity and clinical utility of different diagnostic proposals, including the Somatic Symptom Disorder according to DSM-5, additional empirical investigations are necessary. Thereby diagnostic proposals as a whole should be studied as well as single diagnostic criteria.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/7191
URN: urn:nbn:de:gbv:18-85024
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Löwe, Bernd (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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