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Titel: Gesundheitliche Beschwerden von Seeleuten, ausgehend von Krankenbüchern deutschflaggiger Containerschiffe
Sonstige Titel: Health problems of seafarer on container ships with a German flag based on the documentation in medical log book
Sprache: Deutsch
Autor*in: Bilir, Nora Annelies
Schlagwörter: Maritime Medizin
GND-Schlagwörter: Seemann
Schifffahrtsmedizin
ArbeitsmedizinGND
Erscheinungsdatum: 2017
Tag der mündlichen Prüfung: 2017-12-13
Zusammenfassung: 
Auf Kauffahrteischiffen erfolgt die Behandlung von gesundheitlichen Beschwerden auf hoher See durch einen nautischen Schiffsoffizier als medizinischen Laien, der seine medizinischen Kenntnisse aus seiner Berufsausbildung alle 5 Jahre in einem medizinischen Wiederholungskurs auffrischen muss. Dieser dokumentiert das klinische Erscheinungsbild und die durchgeführte Behandlung, die in einem separaten Behandlungsraum an Bord durchgeführt wird, in einem Schiffskrankenbuch. Der nautische Offizier, der für die gesundheitlichen Beschwerden an Bord zuständig ist, hat jederzeit die Möglichkeit, Kontakt mit einem Funkarzt des Telemedical Maritime Assistance Service (TMAS) aufzubauen, um sich ärztliche Unterstützung in der Diagnostik und Therapie einholen zu können.
Das erwähnte Krankenbuch begleitet ein Schiff so lange, bis es keinen Platz mehr für Neueintragungen bietet, der Besitzer des Schiffes wechselt oder das Schiff abgewrackt wird und wird dann an die zuständige Hafengesund-heitsbehörde des Schiff-Heimathafens abgegeben. In den letzten Jahren wurden über den Hafenärztlichen Dienst insgesamt 708 Krankenbücher aus dem Zeitraum 1957 – 2014 eingesammelt und in einem abschließbaren Schrank für die weitere Archivierung gelagert.
Ziel dieser Studie ist es, die Häufigkeit verschiedener gesundheitlicher Beschwerden und Symptome organbezogen und nach Berufsgruppen abzuschätzen. Hierfür wurden unter Berücksichtigung verschiedener Einschluss- und Ausschlusskriterien 95 Krankenbücher von 58 deutschflaggigen Containerschiffen aus dem Zeitraum von 01. Januar 1995 – 31. Dezember 2014 ausgewertet. Es erfolgte zunächst die standardisierte Überführung der Informationen aus den Krankenbüchern (biographische und arbeitsplatzbezogene Daten, Art und Verlauf der Symptomatik, durchgeführte Behandlung) in eine speziell angefertigte Access-Datenbank. Aus statistischen Gründen wurden ausschließlich die Behandlungen der männlichen Seefahrer (96,4% des Gesamtkollektivs) ausgewertet. Insgesamt waren in den 95 Krankenbüchern 14.628 Behandlungsfälle von 4.678 Seemännern an Bord dokumentiert.
Zu den vier häufigsten gesundheitlichen Beschwerden, die an Bord behandelt worden sind, zählten Atemwegssymptome (19,6%; insbesondere Mannschaftsdienstgrade an Deck) sowie Probleme mit dem muskulo-skelettalen System (13,3%; insbesondere Rückenschmerzen), mit dem Hautorgan (12,4%; insbesondere Exantheme) und Beschwerden im Mund-/Zahnbereich mit 9,1% (häufig Zahnschmerzen) aller Konsultationen. Bei rund 18% der Krankenbucheinträge handelte es sich um Unfallfolgen. Als häufigste Folge der Unfälle an Bord traten Schnittwunden, Verbrennungen, Verblitzungen und Verstauchungen/Prellungen auf.
Bei 6.520 Krankenbucheintragungen wurde eine Dienstfähigkeit beschrieben und in 900 Fällen (6,3%) wurde eine Dienstunfähigkeit dokumentiert. Eine körperliche Schonung wurde bei 219 Konsultationen (1,6%) empfohlen. Insgesamt wurde jedoch eine Einschätzung der Dienstfähigkeit nur bei knapp 54% der Kranken-bucheintragungen vorgenommen. Eine funkärztliche Beratung wurde nur bei 106 Krankenbucheintragungen dokumentiert, wobei diese besonders bei Beschwerden des Urogenitaltraktes und des Herzkreislaufsystems stattfanden.
Ausgehend von der Dokumentation in den Schiffskrankenbüchern war eine insuffiziente Behandlung durch den Laienhelfer nach ärztlichem Ermessen in ca. 14% der dokumentierten Konsultationen anzunehmen (z.B. nicht indizierte Medikamentengabe). Insgesamt zeigt sich, dass die gesundheitlichen Beschwerden von Seeleuten auf Containerschiffen unter deutscher Flagge sich denen der Allgemeinbevölkerung ähneln, jedoch sind die Seeleute mehreren Risikofaktoren ausgesetzt, die bestimmte gesundheitliche Beschwerden und Unfälle fördern. An Bord sollten spezifische Präventionsmaßnahmen zur Gesundheit und Arbeitssicherheit getroffen werden, um die Anzahl der gesundheitlichen Beschwerden und Unfälle zu reduzieren. Zur Steigerung der Qualität der medizinischen Diagnostik und Behandlung an Bord ist es zu empfehlen, dass bestimmte Lehrinhalte in den medizinischen Wiederholungskursen mehr vertieft werden und die Zeit zwischen den medizinischen Wiederholungskursen deutlich verkürzt wird.

The treatment of health problems on merchant vessels is carried out at high sea by a nautical ship officer as a medical layperson who must refresh his/her medical expertise from his/her professional training every 5 years in a medical refresher course. In a ship's medical log book he/she documents the clinical appearance and treatment carried out, which is carried out in a separate treatment room on board. The nautical officer who is responsible for health problems on board has the option to contact a medical specialist of the Telemedical Maritime Assistance Service (TMAS) in order to be able to obtain medical support for diagnosis and therapy.
The aforementioned medical log book remains with the ship until there is no more room for new entries, the shipowner changes or the ship is wrecked, and then it is submitted to the responsible port health authority of the ship's port of registry. In the last years the Hamburg Port Health Center (HPHC) collected a total of 708 medical logbooks from the period 1957 - 2014 and stored them in a lockable office cabinet for further archiving.
The aim of this study is to estimate the frequency of various health problems and symptoms according to organ and according to professional group. Taking into account various criteria for inclusion and exclusion, 95 medical logs from 58 container ships with a German flag from the period from 1 January 1995 to 31 December 2014 were evaluated. There is first a standardised transfer of information from the medical log books (biographical and workplace-related data, type and course of symptoms, treatment carried out) into a specially created Access database. For statistical reasons only the treatments of male seafarers (96.4% of the total collective) were evaluated. 14,628 treatments of 4,678 male seafarers on board were documented overall in the 95 medical log books.
Of all consultations, the four most common health problems that were treated on board included respiratory symptoms (19.6%; particularly crew members on deck) as well as problems with the musculoskeletal system (13.3%; particularly back pain), with the skin (12.4%; particularly exanthems) and oral/dental problems (9.1%; commonly tooth pain). Around 18% of the medical log book entries involved the consequences of accidents. The most common consequences from accidents were cuts, burns, photokeratitis and sprains/contusions.
In 6,520 medical log book entries the patient was described as fit for duty and in 900 cases (9.3%) it was documented that the patient was unfit for duty. Physical rest was recommended in 219 consultations (1.6%). Overall, however, an estimate of fitness for duty was only carried out for just under 54% of the medical log entries. Radio consultation with a medical specialist was only documented in 106 medical log entries, whereby this occurred particularly for problems with the genitourinary tract and the cardiovascular system.
Based on the documentation in the ship's medical log books it is to be assumed according to a medical judgement that there was insufficient treatment by the layperson assistants in approximately 14% of the documented consultations (e.g. non-indicated drug administration) Overall it is shown that the health problems of seafarers on container ships with a German flag are similar to those of the general population, though seafarers are subjected to multiple risk factors that promote certain health problems and accidents. Specific preventative measures for health and occupational safety should be carried out on board in order to reduce the number of health problems and accidents. In order to increase the quality of the medical diagnosis and treatment on board it is to be recommended that certain content in the medical refresher courses should be handled in more detail and the time between the medical refresher courses should be significantly shortened.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/7597
URN: urn:nbn:de:gbv:18-90333
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Oldenburg, Marcus (PD Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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