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Titel: "... quia non aptiora exempla." : Eine Analyse von Martin Luthers Auseinandersetzung mit dem Mönchtum in seinen Predigten des ersten Jahres nach seiner Rückkehr von der Wartburg 1522/23
Sonstige Titel: "... quia non aptiora exempla." : An analysis of Martin Luther's dealing with monasticism in his sermons of his first year after his return from the Wartburg 1522/23
Sprache: Deutsch
Autor*in: Pabst, Vera Christina
Schlagwörter: Wittenberger Unruhen; Klosterflucht; Klosteraustritt; Leucorea; de votis monasticis iudicium; Rörer; Georg; Predigtmitschrift; Predigtdruck; nunnery; monastery; layity; order; vows; preaching; marriage; work
Erscheinungsdatum: 2005
Tag der mündlichen Prüfung: 2005-07-06
Zusammenfassung: 
Die vorliegende Dissertation untersucht Martin Luthers Auseinandersetzung mit dem Mönchtum in seinen Predigten des Jahres 1522/1523.
Die Darlegung beginnt im ersten Kapitel mit einem Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstand der verschiedenen in dieser Arbeit zu berücksichtigenden Themengebiete: Luthers Verhältnis zum Mönchtum, Luthers Haltung zur Eheschließung, Luther als Prediger und die Geschichte Wittenbergs und Kursachsens in der Reformationszeit. Das zweite Kapitel bietet eine Einführung in Luthers Lebensphase als Mönch und besonders in die Vorgänge, die seiner im März 1522 wieder beginnenden Verkündigung unmittelbar vorausgingen und somit den Hintergrund für seine Predigten bildeten. So eingeleitet, werden in einem dritten Kapitel die Predigten des Jahres 1522/23 einzeln analysiert und interpretiert. In einer Auswertung im vierten Kapitel sind die Ergebnisse der chronologischen Analyse abschließend gebündelt. Dieses Vorgehen ermöglicht es, die Absicht der vielfach polemischen Ausführungen in ihrem jeweiligen Kontext zu erschließen, Wechselwirkungen zwischen einer Predigtäußerung und zeitnahen Ereignissen zu erkennen sowie mögliche Entwicklungen in Luthers Auseinandersetzung mit dem Mönchtum innerhalb dieses Untersuchungszeitraums aufzuzeigen. Durch die solche chronologische Analyse kann angemessen erfasst werden, warum und inwiefern Luther sich der Mönche und Nonnen in seinen Predigten bediente, weil er – so Roths Aufzeichnung – seines Erachtens „... non ... aptiora exempla“ als diese hatte.
Die Untersuchung kommt zu folgendem Ergebnis: Seine neue Auffassung eines freiheitlichen Mönchtums prägte nicht nur seine Einstellung zu seiner eigenen, neu verstandenen Existenz als Mönch, sondern auch seinen privaten Umgang mit (ehemaligen) Ordensangehörigen. So warnte er vor dem übereilten und unüberlegten Klosteraustritt, wenn diese Entscheidung nicht vor dem eigenen Gewissen verantwortet werden konnte. Er zeigte sich besonders enttäuscht, wenn vertraute Ordensbrüder sich zu diesem Schritt entschlossen, denen er das Verbleiben im Konvent nach einem freiheitlichen Verständnis zugetraut hatte. Daneben unterstützte er aber ausgetretene Mönche und Nonnen, die sich Hilfe suchend an ihn wandten, indem er ihnen eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle vermittelte, sich für ihr finanzielles Auskommen aus dem eingebrachten Klostervermögen einsetzte oder indem er ihnen Unterkunft im Wittenberger Augustinereremitenkloster bot. Dort hielt er weiterhin die Stundengebete ein und lebte so mit seinen jeweiligen Mitbewohnern ein Mönchtum nach seinem neuen Verständnis. In seinen Predigten des Jahres 1522/1523 hatte eine Darlegung eines solchen Monasmus im freiheitlichen Sinne aber nur wenig Raum, denn seine Verkündigung war ganz auf die Wittenberger Gemeinde ausgerichtet. Dieser wollte der Reformator seine reformatorische Theologie und eine entsprechende eigenverantwortliche Frömmigkeitspraxis vermitteln. Dazu bediente er sich des Beispiels der Ordensangehörigen, weil er zum einen in seinen Predigten zu den aktuellen Ereignissen Stellung bezog, zum anderen das Mönchtum ein integraler Bestandteil der Lebenswirklichkeit und der Frömmigkeit des mittelalterlichen Menschen war und er schließlich seinen Predighörern eine neues Selbstverständnis anhand einer Umdeutung der Mönchsgelübde auf alle Menschen nahe bringen wollte. Außerdem waren für den Reformator der auf die verbindliche Gültigkeit gegründete Monasmus sowie das Verhalten und die Missstände des geistlichen Standes Ausweis einer theologia gloriae geworden. Deshalb konnte Luther Ordensangehörige als „aptiora exempla“ bezeichnen und diese in konkreten wie polemisch-plakativen Zusammenhängen seiner Verkündigung anführen, um den Predigthörern die Rechtfertigung aus Glauben am negativen Beispiel zu veranschaulichen. Auf einen ausdrücklichen Bezug auf seine eigenen monastischen Erfahrungen verzichtete der Prediger dabei, denn Luther wollte durch seine Verkündigung seine Gemeinde auf den gekreuzigten Christus hinweisen und ihnen die Schrift als einzige Grundlage ihres christlichen Glaubens vermitteln.

This dissertation examines Martin Luther's dealing with monasticism in his sermons of 1522/1523. The study begins with an overview over the current research of the different topics that are touched by this work: Luther's understanding of monasticism, Luther’s attitude towards marriage, Luther as a preacher, and the history of Wittenberg and Saxony in the times of the Reformation. The second chapter presents an introduction to Luther's life as a monk and especially to the developments in Wittenberg that preceded his preaching that he took up again in March 1522, so that these events are the immediate background to his sermons in 1522/1523. The third chapter gives an analysis and interpretation of each sermon in which Luther touched the subject of monasticism and his new understanding of monasticism in some way. The fourth chapter presents the results of the chronological examination of the sermons in a systematic way. Thereby, the intention of many polemic comments that Luther made in his sermons on monasticism are understood in their respective context, the interaction between his preaching and the events of his time, and possible developments in Luther's understanding of monasticism in those months become obvious. By such a chronological analysis of Luther's sermons it can be shown in an appropriate way why and in which sense Luther used the example of monks and nuns in his preaching, as he had - according to the sermon notes by Roth - in his opinion "... non ... aptiora exempla" than them.
The result of this study is that Luther's dealing with monasticism played a major role in his life and work of 1522/1523. His new understanding of monasticism - now characterized by keeping the vows voluntarily, expressing Christian liberty - influenced his own life as a monk and his private interaction with other - former - monks and nuns. He warned those who were thinking of leaving the monastery or nunnery hastily that they had to consider their decision well and remember their conscience. Luther was disappointed when a brother with whom he was very familiar decided to get married, even though he had thought that friend would be capable of leading a celibate life in a convent. Luther also supported those who had left the monastery or nunnery and sought his advice, by helping them to find an occupation or receiving funds from their former monastery or nunnery, or by giving them accommodation some – former – monks in his monastery in Wittenberg. With those who stayed with him he kept the traditional monastic prayers and, thereby, lived out his new understanding of monasticism in Christian liberty. In his sermons of 1522/1523 there was hardly any room for the preaching of monasticism in that new sense. Luther’s preaching focussed on the Wittenberg congregation. Through his preaching he wanted to teach them his Reformation theology and how to live their life as Christians that would reflect those convictions. In order to emphasize those new ideas he used the example of monks and nuns in his sermons, for they were an integral part of the life and piety of medieval society. By explaining the monastic vows in a new way to the lay people they became relevant to them as lay people and gave them a new understanding of themselves as such. Monasticism understood in the traditional way, founded on the keeping of the monastic vows, and characterized by its short comings as a result of those vows had – according to Luther - become an example of the "theologia gloriae". Therefore, Luther called monks and nuns "aptiora exempla" and used them as an example to demonstrate to his listeners the importance of justification by faith by their negative example. Luther deliberately did not use his own experience as a monk for he wanted to point his listeners away from himself to Christ crucified and to the Scriptures as the only trustworthy foundation of the Christian faith.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/1040
URN: urn:nbn:de:gbv:18-25635
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Mager, Inge (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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