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Titel: Morphologische und funktionelle Parameter der Glaukomdiagnostik im intraindividuellen Seitenvergleich
Sprache: Deutsch
Autor*in: Jüde, Hans Thomas Harry
Erscheinungsdatum: 2005
Tag der mündlichen Prüfung: 2005-09-15
Zusammenfassung: 
E. Zusammenfassung

In der Glaukombehandlung ist die Frühdiagnostik von großer Wichtigkeit, da ein bereits bestehender Glaukomschaden irreversibel ist. Der glaukomatöse Prozess lässt sich durch eine Reihe von Parametern messen. Die retinale Nervenfaserschichtdicke (RNFS) wird als die erste geschädigte anatomische Struktur bei Glaukomen angesehen [13, 28, 53]. Mit Hilfe der Laser-Scanning-Tomographie ist es möglich, die Dicke der RNFS zu bestimmen und zeitliche Veränderungen festzustellen. Diese werden beim Glaukom durch einen kontinuierlichen oder intermittierenden ansteigenden intraokulären Druck (IOD) verursacht [35, 38] und machen sich durch Gesichtsfeldausfälle relativ spät bemerkbar. Mittels der Perimetrie lassen sich diese Defekte und deren Tiefe (Mean Deviation, MD) messen.
Thema der vorliegenden Arbeit ist der intraindividuelle Seitenvergleich der morphologischen und funktionellen Parameter der Glaukomdiagnostik. Basierend auf den Ergebnissen von Klemm et al., wonach aus nicht ersichtlichen Gründen das linke Auge tendenziell höhere Werte aufweist als das rechte Auge, wurden im Rahmen der Untersuchung 35 Augenpaare gesunder Probanden mit dem Humphrey Field Analyser (HFA), dem Heidelberg Retina Tomograph (HRT) und dem Applanationstonometer geprüft und gemessen. Die durchgeführten Untersuchungen orientieren sich in ihrem Ablauf an der ophthalmologischen Praxis, nur die übliche intraindividuelle Untersuchungsreihenfolge, erst rechts, dann links, wurde randomisiert. Eventuelle Seitenunterschiede des Gesichtsfeldes, der RNFS-Dicke und des IOD zwischen dem rechten und dem linken Auge wurden beurteilt und auf eine Abhängigkeit der Untersuchungsreihenfolge geprüft. Die Befunde der Gesichtsfelder wurden mit denen der RNFS verglichen. Außerdem wurde eine eventuelle Abhängigkeit der RNFS von der Führungshand und dem Führungsauge untersucht.
Während sich die Befunde des IOD auch unabhängig von der Untersuchungsreihenfolge im Normbereich bewegen (rechts: 10,9 mmHg; links; 10,9mmHg) zeigen die des Gesichtsfeldes (MD) unter Berücksichtigung der Untersuchungsreihenfolge Unterschiede (erstgemessenes Auge: -1,42; zweitgemessenes Auge: -0,70), die sich statistisch sichern lassen (p<0,05). Es besteht offensichtlich ein Übungseffekt. Eine intraindividuelle Seitenprävalenz besteht hier nicht (rechts: -1,20; links: -0,95; p > 0,05). Zudem zeigen sich bei den Führungsaugen generell schlechtere Werte, wenn sie zuerst gemessen werden. Dies spricht für eine funktionelle Besonderheit, die wahrscheinlich auf eine alltäglich stärkere Beanspruchung des Führungsauges zurückzuführen ist. Die RNFS-Daten zeigen ebenfalls Hinweise für eine Seitendifferenzierung (rechts: 228,5 µm; links: 245 µm), diese läßt sich statistisch zwar nicht signifikant nachweisen (p>0,05), stehen aber mit den MD-Daten zumindest für das rechte Auge in Korrelation (rechts: r = 0,31; links r = -0,02). Auch unter Berücksichtigung der Untersuchungsreihenfolge (erstgemessenes Auge: 232,3 µm; zweitgemessenes Auge: 241,2 µm) ergeben sich keine signifikanten Unterschiede (p>0,05). Hier ist allerdings die erhebliche Streuung zwischen unseren gesunden Probanden zu bemerken. Hervorzuheben ist zudem eine Datenentwicklung der RNFS-Dicke im Verlauf der Untersuchung, die einen annähernd signifikanten Unterschied (p=0,05) zwischen den Mittelwerten der ersten Hälfte der Probanden (rechts: 210,06 µm; links: 228,89µm; n=18) und der zweiten Hälfte der Probanden (rechts: 248,06 µm; links: 262,06 µm; n=17) aufweist. Eine Abhängigkeit zwischen der Seitenprävalenz der RNFS-Dicke und der Führungshand oder dem Führungsauge ist statistisch nicht zu erkennen (p>0,05).
Unsere Untersuchungen bestätigen insoweit die o.g. Ergebnisse von Klemm et al., das nämlich das rechte Auge eine von der Reihenfolge der Untersuchung unabhängige, statistisch angedeutete dünnere RNFS-Dicke aufweist. Es konnte aber gezeigt werden, dass die Untersuchungsreihenfolge nicht die Ursache dieses Befundes ist. Des Weiteren kann für den HRT und den IOD die übliche Untersuchungsreihenfolge beibehalten werden, physiologische intraindividuelle Differenzen sind beim HRT aber gegen pathologische Veränderungen abzugrenzen. Bei Untersuchungen mit dem HFA sollten Probemessungen durchgeführt werden, da hier der Lerneffekt zu erheblichen Abweichungen der Befunde führen könnte. Auch andere Einflüsse wie Altersverteilung, Ermüdungserscheinungen und Patientencompliance können die konkrete Aussage und Beurteilung verzeichnen. Besonders bei der Nutzung des HRT können neben der o.g. Datenentwicklung geringste Abweichungen in der Bearbeitung und Auswertung der erstellten Tomographiebilder zu deutlichen Unterschieden in der Bemessung der RNFS-Dicke führen. Es sind in jedem Fall Langzeitstudien dringend zu empfehlen, da pathologische Befunde die entscheidende Frühdiagnose erst im Verlauf der Erkrankung ermöglichen.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/1123
URN: urn:nbn:de:gbv:18-26634
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Klemm, Maren (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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