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Titel: Aufkommen, Verletzungsschwere und Versorgung polytraumatisierter Patienten des UKE : Eine retrospektive Analyse der Jahre 1990-2001 ; Welchen Einfluß hat das Thoraxtrauma auf das Outcome polytraumatisierter Patienten?
Sprache: Deutsch
Autor*in: Zörb, Jennifer
Schlagwörter: Thoraxtrauma; Versorgung; Verletzungsschwere; Outcome
GND-Schlagwörter: PolytraumaGND
Erscheinungsdatum: 2005
Tag der mündlichen Prüfung: 2006-01-16
Zusammenfassung: 
Das Polytrauma stellt in der Bundesrepublik Deutschland die vierthäufigste Todesursache dar, im Alter bis 45 Jahre sogar die häufigste. Das Thoraxtrauma gilt dabei als die Achillesferse des schwer Mehrfachverletzten. Polytraumapatienten mit thorakaler Beteiligung haben eine weitaus ungünstigere Prognose bei höheren Komplikationsraten und einer größeren Letalität.
Ziel dieser Arbeit war es, im Zeitraum 1990 bis 2001 die Epidemiologie, Verletzungscharakteristika und die Versorgung polytraumatisierter Personen in der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf zu analysieren und dabei Patientenkollektive mit (A) und ohne Thoraxtrauma (B) gegenüberzustellen.
Aufnahme in diese Studie fanden 586 lebend eingelieferte polytraumatisierte Patienten mit einem ISS>16 und einem PTS>8, deren Krankenakten retrospektiv ausgewertet wurden. Das mediane Alter aller Patienten liegt bei 34 Jahren (A: 35 Jahre, B: 32 Jahre), der Anteil männlicher Personen beträgt 64% (A) bzw. 66% (B).
Die mediane Verletzungsschwere nach ISS und PTS ist im Kollektiv mit Thoraxverletzung erwartungsgemäß hochsignifikant größer (A: ISS=34 vs. B: ISS=29; A: PTS=30 vs. B: PTS=21). Die meisten Patienten beider Kollektive verunfallten im Straßenverkehr (A: 64% bzw. B: 67%), thoraxverletzte Patienten häufiger als Fahrzeugfahrer, Patienten ohne Brustkorbverletzung häufiger als Fußgänger. Weiterhin entstehen Polytraumatisierungen mit Thoraxverletzung häufiger durch äußere Gewalteinwirkung im Sinne von Arbeitsunfällen und kriminellen Delikten (A: 8% vs. B: 4%). Suizide machen mit 8% die dritte Stelle der Unfallmechanismen aus. Die meisten Patienten des Gesamtkollektivs wurden am Kopf verletzt (80%), gefolgt von Extremitäten- (70%) und Thoraxverletzungen (63%). Abdominaltraumen wurden bei thoraxtraumatisierten Patienten signifikant häufiger festgestellt (A: 36% vs. B: 20%), Patienten ohne Brustkorbverletzung weisen häufigere Verletzungen des Kopfes (A: 75% vs. B: 88%) und der Extremitäten (A: 63% vs. B: 82%) auf. Becken- und Wirbelsäulenverletzungen treten nahezu gleich häufig in beiden Patientengruppen auf.
Die Rettungszeit von Thoraxtraumatisierten ist im Vergleich zu Patienten ohne diese Verletzungsart länger, allerdings ohne signifikanten Einfluß auf die Letalität. Bei vergleichbaren Laborergebnissen benötigen Thoraxverletzte mehr Volumen und doppelt so viele Transfusionen. Die bildgebende Diagnostik wird für alle Patienten analog zum Verletzungsmuster durchgeführt. Die Computertomographien haben im Verlauf des Erhebungszeitraums zugenommen.
Beide Patientenkollektive werden in vergleichbarem Maße einer Primäroperation zugeführt, allerdings werden hochsignifikant weniger Patienten mit Thoraxtrauma (A: 51% vs. B: 63%) sekundär operiert. Die Versorgung von Extremitätenfrakturen mittels sekundär definitiver Osteosynthese ist für beide Patienten gleich. Bei thoraxverletzten Patienten werden aufgrund abdomineller Begleitverletzungen signifikant häufiger Laparotomien (A: 24,6% vs. B: 11,1%) durchgeführt.
Ein Patient mit Thoraxtrauma wird im Median hochsignifikant länger beatmet (A: 6 Tage vs. B: 3 Tage) und intensivmedizinisch behandelt (A: 9 Tage vs. B: 4,5 Tage). Die Komplikationsrate ist im thoraxverletzten Kollektiv hochsignifikant höher (A: 43% vs. B: 32%), die Gesamtaufenthaltsdauer ist unter Ausschluß der Verstorbenen gleich lang (A: 31 Tage vs. B: 32 Tage). Für Schwerverletzte mit Thoraxtrauma ist die Letalitätsrate mit 25% hochsignifikant höher als für das Vergleichskollektiv mit 19%.
In dieser Arbeit zeigte sich, daß das Polytrauma an sich und besonders das Thoraxtrauma im Rahmen einer Polytraumatisierung weiterhin eine Herausforderung für alle beteiligten Disziplinen darstellen. Es bleibt zu hoffen, daß die noch bestehenden Defizite in der Prävention, im routinemäßigen Einsatz von Behandlungsalgorithmen, im pathophysiologischen Verständnis sowie in wissenschaftlich gesicherten Therapieansätzen weiter reduziert werden können und damit die Prognose schwer mehrfachverletzter Patienten verbessert werden kann.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/1269
URN: urn:nbn:de:gbv:18-28261
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Rueger, Johannes M. (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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