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Titel: Zwischen Himmel und Unterwelt : der Mensch und sein gesellschaftliches Umfeld in der Geschichtensammlung Yuewei caotang biji von Ji Yun (1724–1805)
Sonstige Titel: Between Heaven and the Underworld : the Individual and Social Order in the Yuewei caotang biji by Ji Yun (1724–1805)
Sprache: Deutsch
Autor*in: Walford, Clea
Schlagwörter: Qing-Dynastie (1644–1911); Ch'ing; soziale Schichten; chinesische Literatur; Geschichtensammlung; Übernatürliches; Wundersames; Beamte; 18th century Chinese literature; narratives; notes; supernatural; bizarre; marvellous; Heaven; Underworld; gods; ghosts; foxes
GND-Schlagwörter: Ji Yun (Gelehrter)
Ji
Yun / Yuewei caotang biji
Historische Erzählung
Tian
Unterwelt
Unterwelt
Erscheinungsdatum: 2006
Tag der mündlichen Prüfung: 2007-04-30
Zusammenfassung: 
Der hochrangige Beamte Ji Yun (1724-1805) verfasste zwischen 1789 und 1798 fünf Bücher mit insgesamt fast 1200 Notizen. 1800 wurden sie unter dem Titel Yuewei caotang biji (YWCT) zusammen herausgegeben.

Am bekanntesten ist Ji Yun als einer der drei Hauptherausgeber der Literatur-Enzyklopädie Siku quanshu. Zu dem Zeitpunkt, als diese fertiggestellt wurde, auf dem Höhepunkt seiner Beamtenkarriere, fing er an, Erzählungen für das YWCT zu sammeln. Bei geselligen Zusammenkünften mit Freunden und Kollegen notierte Ji Yun Geschichten, die er hörte. Ebenso schrieb er eigene Gedanken zu verschiedenen Themen und Familiengeschichten auf.

Das YWCT gehört zum literarischen Genre der biji (Notizen) und zhiguai (dokumentierte Anomalien). Letztere stehen von ihrer Herkunft und in ihrem Anspruch an Authentizität der Geschichtsschreibung sowie inhaltlich dem Volksglauben nahe und gehören zur didaktischen Erzählliteratur. Speziell im 18. Jahrhundert wurden viele zhiguai-Sammlungen herausgegeben. Die heute bekannteste ist das Liaozhai zhiyi von Pu Songling (1640?1715). Dieser schrieb die Erzählungen in einem unkonventionellen literarischen Stil, wodurch seine Sammlung einen Wendepunkt in der klassischen Erzähltradition markiert. Ji Yun kritisierte das Liaozhai zhiyi aus diesem Grund und entschied sich für die traditionelle Literaturform. Hierdurch werden die mündlich überlieferten Berichte authentischer wiedergegeben und die Inhalte klarer vermittelt. Bezeichnend für das Genre ist, dass häufig Personen-, Orts- und Zeitangaben wiedergegeben werden. Daher können viele Erzähler, Protagonisten und Kommentatoren heute noch identifiziert werden. Die meisten Geschichten sind zeitlich in Ji Yuns Gegenwart und räumlich in seiner Heimat, dem Nordosten Chinas, angesiedelt.

Ich habe alle Erzählungen des YWCT berücksichtigt, thematisch zugeordnet und ausgewertet. Besonders interessant und faszinierend sind die von Ji Yun gegebenen Definitionen der übernatürlichen Wesen, die in verschiedene Gruppen eingeteilt wurden, um so ihr unterschiedliches Verhältnis zum Menschen aufzuzeigen. Es werden, soweit dies möglich ist, die Begriffe und der Sinnzusammenhang aus den Geschichten übernommen. Hierdurch hat sich eine teilweise andere Klassifizierung ergeben, als es allgemein üblich ist.

Die Arbeit besteht aus fünf Teilen. Im ersten Teil wird das Leben von Ji Yun chronologisch wiedergegeben, außerdem werden die für das YWCT relevanten historischen Personen und ihre Beziehung zu dem Verfasser berücksichtigt. In den folgenden drei Teilen untersuche ich die Darstellung des Menschen in Bezug auf seine soziale Schicht. Hierzu wird zuerst Ji Yuns Wissensvielfalt in den Berichten zu den Interessen der Elite sowie seine Auffassung von Literatur besprochen. Anschließend wird das Menschenbild in den Erzählungen von den natürlichen Vorkommnissen interpretiert und im letzten Kapitel dem der Geschichten von übernatürlichen Begebenheiten gegenübergestellt. Letztere werden in übliche und besondere Wesen und Phänomene unterteilt. Die üblichen Wesen sind häufig anzutreffen und für die Protagonisten klar definiert. Sie werden somit als ein Teil der natürlichen Ordnung angesehen. Die besonderen Wesen werden hingegen als selten anzutreffen beschrieben, sind nicht erklärbar oder gehören einer als besonders bezeichneten Art an, wie beispielsweise die Füchse. Der zweite Teil der Arbeit umfasst 296 Erzählungen vom Natürlichen, und hiervon behandeln 161 Geschichten Menschen. Der dritte Teil vom „alltäglichen“ Übernatürlichen macht fast die Hälfte aller Erzählungen der Sammlung aus. Im Gegensatz hierzu steht das besondere Übernatürliche, das im vierten Teil der Arbeit besprochen wird, in einem anderen Verhältnis zum Protagonisten. Es hat keinen direkten Nutzen für den Menschen und ist nicht mit seinem Schicksal verbunden.

Die Biographie von Ji Yun zeigt, dass er der traditionellen Elite angehört. Zudem wird in den meisten Kritiken festgestellt, dass im YWCT eine konservative Moral vertreten wird. Daher kann davon ausgegangen werden, dass sich die moralische Belehrung bei der Beschreibung von Menschen in den Erzählungen von den natürlichen Begebenheiten im Vergleich zu denjenigen vom Übernatürlichen nicht verändert. Um was für ein Menschenbild es sich handelt, in welchem Bezug es zu der sozialen Schicht des Protagonisten steht und ob dieses gleichbleibend oder unterschiedlich wiedergegeben wird, ist Gegenstand der Arbeit. Es handelt sich daher weniger um eine literaturwissenschaftliche als um eine inhaltliche Untersuchung.

Es stellt sich heraus, dass Ji Yun und die anderen Erzähler der Elite die Ironie als Mittel der Kritik einsetzen, die sich auf die sozialen Auswirkungen der Umbruchszeit für die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts bezieht. Ich komme zu dem Ergebnis, dass die Moral und Didaktik zum Nachteil des Humors oft überbewertet wurden und dass es sich bei der Geschichtensammlung um eine gesellschaftskritische Satire handelt.

Between 1789 and 1798, the high official Ji Yun (1724–1805) compiled five collections of notes. Shortly thereafter, in 1800, the approximately 1200 stories were published under the title Yuewei caotang biji (YWCT).

Ji Yun is best known as one of the editors-in-chief of the literature encyclopaedia Siku quanshu. Upon reaching the pinnacle of his official career and completing the Siku quanshu, Ji Yun began to collect stories for the YWCT. He made notes of narratives exchanged during social gatherings with friends and colleagues, wrote anecdotes from and about his relatives, autobiographical accounts, and his thoughts on almost every subject.

The stories of the YWCT belong to the genre of the biji (notes) and the zhiguai (describing anomalies). The latter are part of the didactic literature, through which the reader should receive moral instructions and be persuaded. Through their origin and claim of authentication the zhiguai are close to the historical writings, whereas their content reflects popular beliefs. Many collections were compiled in the 18th century, of which today’s best-known is the Liaozhai zhiyi by Pu Songling (1640–1715). Pu Songling used an unconventional literary style and therefore, his collection marks a turning point in classical oral storytelling. Ji Yun criticized this novelty in style and stayed in accordance with literary conventions. Accordingly, the authenticity of the orally transmitted accounts is retained and the contents more directly communicated.

The stories of the YWCT have a wide range of topics. Typical for this genre, the names of persons, places, and dates are often given, so that many narrators, protagonists, and commentators can be identified to this day. Most of the narratives are set during Ji Yun’s lifetime and in his native region of northeast China.

All narratives of the YWCT are considered, analyzed, and arranged according to topic. Of further interest are the fascinating definitions of the divergent supernatural beings and their relation to humans. Here, Ji Yun’s explanations are employed as the standard order for grouping the different beings. This leads towards a slightly different and sometimes unusual categorization of supernatural beings and phenomena in this study.

This work consists of five main parts. In part one, Ji Yun’s biography is portrayed and his connection with historical persons in the YWCT is highlighted. The second part, stories about the natural, starts with narratives about the interests of the elite. Here, Ji Yun’s reflections on all kinds of topics, his broad knowledge and many interests become apparent. Following, the stories about humans and their social classes are explored. Subsequently, these stories will be compared with the characterization of humans and their social classes in the stories about the supernatural (parts III and IV). The supernatural is divided into “ordinary” and “extraordinary” beings and phenomena. The ordinary supernatural is not only familiar to the protagonist, but also a part of the natural order, clearly defined and understood by everyone. Alternatively, the extraordinary supernatural is seldom occurring or rarely mentioned in the collection. It is either not understood or belongs to a species that is defined as being unusual, like the magic fox. The second part of the present survey analyzes 296 narratives about the natural, of which 161 stories are about humans. The third part, which addresses the supernatural comprises nearly half of the whole collection. Here, Heaven, the highest in the supernatural realm, is followed by the gods who are directly subordinated to him. The stories about human destiny are also included, as fate is individually determined by Heaven and the Underworld. Finally, there are the ghosts. Each human becomes a ghost after his death and has to appear in the Underworld, where he will be judged accordingly. In contrast, the particular supernatural, which is analyzed in the fourth part, is not directly related to human destiny and generally not of practical benefit to society.

It can be expected that Ji Yun’s moral messages are in accordance with his biography, which exemplifies him as a successful member of the traditional elite. Considering the different criticisms of the YWCT, it might further on be expected that the didactic messages displayed in his collection should be unchanging, whether the stories are about the natural or supernatural. The focus of this study is to analyze the portrayal of the individual and his social class in relation to the moral instructions contained within the different categories of stories. Accordingly, the treatise is more sociological and historical, than literary.

The general argument developed in the present study is that Ji Yun and the other elite narrators used irony as a technique to criticize some aspects of the 18th century society.


+ + + For more information, please see the English Introduction pdf-file.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/1786
URN: urn:nbn:de:gbv:18-33537
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Bischoff, Friedrich A. (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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