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Titel: Karies bei Hamburger Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren im Jahr 2006 : Eine Erhebung in Kindergärten und Kindertagesstätten unter Berücksichtigung der sozialen Schichtzugehörigkeit
Sprache: Deutsch
Autor*in: Sabel, Cathérine
Schlagwörter: Kariesprävention; Milchzahnkaries; Gruppenprophylaxe; Kindergarten; Karieserfahrung; caries; caries decline; ecc
GND-Schlagwörter: Nursing bottle syndrom
Karies
Zahnschmelzkaries
Milchzahn
Soziale Schichtung
Migrationshintergrund
Zahnstatus
Body-Mass-Index
Erscheinungsdatum: 2012
Tag der mündlichen Prüfung: 2012-07-12
Zusammenfassung: 
Das Ziel der Studie war es, die Kariesprävalenz und die Karieserfahrung unter 3- bis 6-jährigen Vorschulkindern in Hamburg im Jahr 2006 zu erfassen und diese mit den Daten vorangegangener Untersuchungen, insbesondere aus dem Jahr 1998, zu vergleichen. Dabei sollten die Befunde in Relation zur sozialen Schichtzugehörigkeit dargestellt werden. Weiterhin stand eine differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Kariesprävalenzen und Präventionsansätze zwischen Kindern aus Kindertagesstätten und Kindergärten im Vordergrund. Ein weiterer Aspekt sollte sich mit dem Zusammenhang zwischen Karies und Übergewicht befassen.
Die Untersuchung fand in 12 Kindergärten und in 33 Kindertagesstätten statt. Die visuelle Erfassung der Karies wurde zahnflächenbezogen anhand der WHO Kriterien vorgenommen. Zusätzlich wurden initialkariöse Läsionen registriert. Ein zuvor ausgeteilter Fragebogen an Eltern und Institutionsleitungen erfasste die Präventionsaktivitäten in den Einrichtungen, Angaben zu sozialen und familiären Parametern wie Nationalität und Beruf der Eltern sowie individuell angewendete zahnmedizinische Präventionsmaßnahmen.
Es wurden 1643 Kinder untersucht, was ca. 4,3% der Grundgesamtheit aller 3-6-jährigen Hamburger Kinder im Jahr 2006 entspricht. Bei Ihnen wurde ein mittlerer dmft-Wert von 1,2 ± 2,6 festgestellt. Unter Einbeziehung der Initialläsionen steigerte sich dieser Wert auf 2,4 ± 3,5. Insgesamt steigerte sich der dmft-Wert altersabhängig von 0,5 bei den 3-Jährigen bis zu 2,2 bei den 6-jährigen Kindern (p < 0,001).
Gebisse ohne Karieserfahrung konnten bei 72,7% aller Kinder vorgefunden werden. Die übrigen Kinder mit Karieserfahrung hatten einen durchschnittlichen dmft-Wert von 4,2 ± 3,4. Bereits unter den 3-Jährigen waren 15,8% von Karies betroffenen, diese wiesen einen mittleren dmft-Wert von 3,4 ± 2,5 auf.
Hochsignifikant war die Korrelation der Kariesprävalenz und -erfahrung mit der Sozialschicht der untersuchten Kinder (p < 0,001). Der dmft-Wert schwankte zwischen 0,3 in der Oberschicht und 1,8 in den unteren Sozialschichten. Weiterhin wurde die Karieserfahrung signifikant durch eine geringe Putzhäufigkeit (p = 0,003) und eine fehlende Anleitung zum Zähneputzen in der Institution (p = 0,002) beeinflusst. Die charakteristischen Merkmale einer Saugerflaschenkaries (Karies an Glattflächen der Oberkiefer-Frontzähne) zeigten 9,6% aller untersuchten Kinder. Unter den Kindern mit einem niedrigen sozialen Status wiesen 13,6% diese Form der Karies auf.
Insgesamt konnte für 4,5% der Untersuchungskohorte Übergewicht oder Adipositas diagnostiziert werden. Eine signifikante Korrelation mit einer erhöhten Kariesprävalenz oder vermehrten Karieserfahrung konnte nur unter Einbeziehung von Initialläsionen dokumentiert werden.
Der mittlere Sanierungsgrad belief sich in der vorliegenden Studie auf 44,7%. Er folgt neben einem Alters- auch einem deutlichen Sozialschichtgradienten. Der Sanierungsgrad schwankte er zwischen 62,5% bei Kindern aus der Oberschicht und 38,7% bei Kindern der unteren Mittelschicht. Bei den 3-jährigen Probanden waren weniger als ein Drittel der Läsionen versorgt (32,5%).
Nachdem im Zeitraum von 1977 bis 1998 bei Hamburger Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren eine kontinuierliche Abnahme der Kariesprävalenz und -erfahrung aufgezeigt werden konnte, ist jetzt im Vergleich zu der Untersuchung aus dem Jahr 1998 eine Stagnation des Kariesrückgangs festzustellen. Unter Einbeziehung der Initialläsionen kommt es sogar zu einem Wiederanstieg des Kariesbefalls. Diese Entwicklung läuft mit einer Polarisation der Karies einher, die sich besonders bei sozial schwächeren Kindern manifestiert.
Die Ergebnisse machen die Forderung nach einer Intensivierung der Präventionsbemühungen in den Einrichtungen deutlich, insbesondere in der Gruppe der Kariesrisikokinder. Da das Vorliegen eines Migrationshintergrundes signifikant mit einer höheren Kariesfrequenz und Karieserfahrung korreliert ist, müssen Wege zum Abbau von Zugangsbarrieren zu Präventionsprogrammen für diese Kinder organisiert werden. Schließlich ist die Forderung abzuleiten, dass die Präventionsmaßnahmen noch deutlich früher als bislang einsetzen sollten.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/4571
URN: urn:nbn:de:gbv:18-57800
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Schiffner, Ulrich (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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