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Titel: Führungsverhalten und Handeln reichsdeutscher Unternehmer/Manager und deren Verstrickung in den NS-Terror im Generalgouvernement der besetzten polnischen Gebiete (GG) 1939 bis 1945
Sonstige Titel: Business Management and Activities of German executives and their involvement in the NS-Terror in the Generalgouvernement of the occupied Polish area (GG) 1939 to 1945
Sprache: Deutsch
Autor*in: Herrmann, Dieter
GND-Schlagwörter: Drittes Reich
Polen
Ausbeutung
Wirtschaftssektor
Erscheinungsdatum: 2012
Tag der mündlichen Prüfung: 2012-06-28
Zusammenfassung: 
Nach der Kapitulation Polens im Oktober 1939 setzten sich die Verantwortlichen in der deutschen Wehrmacht mit ihren Plänen durch, das im besetzten Teil Polens - Generalgouvernement (GG) - noch vorhandene und unbeschädigt gebliebene Industriepotential zur Produktion von Rüstungsgütern zu nutzen. Die Führung der zwangsenteigneten Betriebe übertrug die Wehrmacht deutschen Industriellen. Meine Dissertation befasst sich mit den unternehmerischen Entscheidungen und Strategien der für den Aufbau der GG-Betriebe verantwortlichen Manager und dem Verhalten der Führungskräfte im GG gegenüber den polnischen Beschäftigten.

Die Arbeit stützt sich schwerpunktmäßig auf Fallanalysen, in die - exemplarisch und vergleichend - drei reichsdeutsche Rüstungsunternehmen mit Zweigbetrieben in der GG-Industrieregion ‚COP’ (Centralny Okreg Przemyslowy) einbezogen wurden. Bestimmend für die Auswahl der Betriebe war zum einen deren besondere Bedeutung für die Wehrwirtschaft und zum andern der Zugang zu ausreichenden firmenbezogenen Quellen. Bei den Unternehmen handelt es sich um die Hugo Schneider AG, Leipzig (Hasag), die Steyr-Daimler-Puch AG, Steyr, und die Daimler-Benz AG, Stuttgart.

Die Geschäftspolitik in den drei ausgewählten Firmen wurde von sehr unterschiedlichen Unternehmerpersönlichkeiten bestimmt. An der Spitze der Steyr-Werke stand mit Dr. Georg Meindl ein überzeugter Nationalsozialist, der seinen Chef-Posten langjährigen Beziehungen zu Göring verdankte. Paul Budin, einem ehemaligen Freimaurer und opportunistischen Karrierist, gelang es, sich den Posten des Hasag-Generaldirektors zu sichern. Meindl und Budin herrschten in ihren Unternehmen nach dem von den Nationalsozialisten propagierten ‚Führerprinzip’. Im kollegial geführten Daimler-Vorstand gab es Mitglieder, die dem NS-Staat distanziert bis ablehnend gegenüber standen.

Den durch meine Arbeit deutlich herausgearbeiteten unterschiedlichen Unternehmenskulturen stehen letztlich weitgehend gleichgerichtete Betriebsabläufe in den GG-Werken gegenüber. Zur Absicherung des geplanten Umsatzwachstums der Betriebe setzten alle voll auf Hitlers Rüstungspolitik. Die Führungskräfte im GG zögerten dabei nicht, hungernde jüdische Zwangsarbeiter auszubeuten und sie bei Arbeitsunfähigkeit den Mordkommandos der SS auszuliefern. Die damit einhergehende Verstrickung in den barbarischen NS-Terror war der Preis, den die primär am Profit ihrer Betriebe orientierten Manager unter Zurückstellung moralischer Bedenken bereit waren zu bezahlen.

Die Ergebnisse meiner Untersuchungen zeigen, dass es die GG-Betriebe während der Besatzungszeit nicht schafften, trotz Hungerlöhnen für die Polen und Tagesmietpreise von 5 Zloty für die Juden, in die Gewinnzone zu kommen. Ursächlich dafür waren der Widerstand der Polen, Waffen für die verhassten Deutschen zu produzieren, der gravierende Facharbeitermangel und vor allem die geringe Arbeitsproduktivität der unterernährten und überwiegend ungelernten Zwangsarbeiter.

Obwohl sich die Manager in den untersuchten Unternehmen in erheblichem Ausmaß zu Mittätern der Nationalsozialisten gemacht hatten, konnten sie, von Ausnahmen abgesehen, spätestens ab 1948 ihre Karrieren unbehelligt fortsetzen. Dr. Georg Meindl und Paul Budin entzogen sich kurz nach Kriegsende der Verantwortung durch Selbstmord.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/4594
URN: urn:nbn:de:gbv:18-58065
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Golczewski, Frank (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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