Volltextdatei(en) vorhanden
Titel: Konfliktfaktor Waldschutz? : Analyse der Widerstände gegen Waldschutzgebiete an der Fernstraße BR-163 im brasilianischen Amazonasbecken
Sonstige Titel: Forest protection - a factor for conflict? : Analysis of the opposition against forest protection measures along the highway BR-163 in the Brazilian Amazon basin
Sprache: Deutsch
Autor*in: Völker, Denise
Schlagwörter: Ressourcenkonflikte; Pionierfront; Gewaltmonopol; Waldschutz; Schutzgebiete; Amazonia; Forest Protection; Conflicts
GND-Schlagwörter: Konfliktforschung
Ressourcen
Soziales KapitalGND
Siedlungsgrenze
Amazonas
Brasilien
Erscheinungsdatum: 2014
Tag der mündlichen Prüfung: 2014-07-14
Zusammenfassung: 
Im brasilianischen Amazonasgebiet ist eine Änderung gesellschaftlicher (oft gewalttätiger) Konflikte im Zusammenhang mit der Implementierung großflächiger Waldschutzgebiete zu beobachten. Im Untersuchungsgebiet entlang der Fernstraße BR-163 im Bundesstaat Pará wurden zwischen 2004 und 2006 weitreichende Schutzgebiete eingeführt. Eine Ausweitung und Verschärfung der Konflikte in der Region konnten in den Folgejahren beobachtet werden. Diese werden in der Untersuchung eingehend betrachtet: Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Waldschutzmaßnahmen und Konflikten? Welche Mechanismen sind bei der Verschärfung der Konflikte erkennbar? Um diesen Fragen näher zu kommen, wurde eine multidisziplinäre Herangehensweise gewählt.

Aus diesem problemgeleiteten Vorgehen ergeben sich drei grundlegende Analyseansätze aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.

1. Ressourcen spielen im Falle der hier zu betrachtenden Konflikte eine zentrale Rolle, weshalb die Fallstudie zunächst mit Hilfe der theoretischen Ressourcenkonflikt-Konzepte betrachtet wurde. Die Neu-Sielder Amazoniens konnten bis vor wenigen Jahren ihre Nutzungsflächen nahezu unbeschränkt erweitern oder verlagern. Die Restriktionen und Regulationen des Ressourcenzugangs, die mit der Implementierung der neuen Waldschutzgebiete einhergehen, rufen die Wahrnehmung einer Verknappungssituation hervor.
2. In diesem Teil wird argumentiert, dass die Bewohner des Untersuchungsgebietes auf Grund fehlender sozialer Kohäsion, inadäquater Normen, fehlendem Vertrauen und geringer Identifizierung mit der Region auf die Implementierung der Schutzgebiete nur mit Widerstand reagieren können, da ihnen die Mittel des Sozialkapitals fehlen, mit denen sie die neue Naturschutzsituation für sich verständlich und positiv nutzbar machen könnten.
3. Fand zuvor der Kampf um die Landflächen vorwiegend zwischen und innerhalb der ökonomischen Gruppen statt, so wandelten sich diese alten Gegnerschaften zu Koalitionen gegen den Staat, als dieser in Form von Schutzgebieten in den Verteilungskampf um Landflächen eingriff. Dabei deuten die lokalen Akteure die Schutzgebiete als reines Ordnungsinstrument, mit dem der Staat die Kontrolle an der Pionierfront zurück gewinnen will. Die Einrichtung von Arealen für den Naturschutz ist somit auch ein Aushandlungsprozess zwischen nationaler und regionaler/lokaler Ebene.

Die wissenschaftlichen Diskussionen um die Gestaltung von Schutzgebieten gehen zum überwiegenden Teil davon aus, dass der Widerstand gegen Schutzgebiete sinkt, wenn die lokale Bevölkerung bei der Einrichtung und Implementierung der Areale beteiligt würde. Die Ergebnisse dieser Fallstudie widersprechen dieser Annahme. Die Arbeit offenbart, dass die Gründe, für die Konflikte um Waldschutzareale, nicht immer einen direkten linearen Zusammenhang mit den Schutzgebieten haben, sondern die Widerstände durchaus auch stellvertretend für andere, nicht auf den ersten Blick sichtbare Problemfelder stehen.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/5933
URN: urn:nbn:de:gbv:18-75227
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Brzoska, Michael (Prof.Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

Dateien zu dieser Ressource:
Datei Beschreibung Prüfsumme GrößeFormat  
Dissertation.pdf495b9f09b70efe82347cde518f6e11052.77 MBAdobe PDFÖffnen/Anzeigen
Zur Langanzeige

Diese Publikation steht in elektronischer Form im Internet bereit und kann gelesen werden. Über den freien Zugang hinaus wurden durch die Urheberin / den Urheber keine weiteren Rechte eingeräumt. Nutzungshandlungen (wie zum Beispiel der Download, das Bearbeiten, das Weiterverbreiten) sind daher nur im Rahmen der gesetzlichen Erlaubnisse des Urheberrechtsgesetzes (UrhG) erlaubt. Dies gilt für die Publikation sowie für ihre einzelnen Bestandteile, soweit nichts Anderes ausgewiesen ist.

Info

Seitenansichten

403
Letzte Woche
Letzten Monat
geprüft am 27.03.2024

Download(s)

225
Letzte Woche
Letzten Monat
geprüft am 27.03.2024
Werkzeuge

Google ScholarTM

Prüfe