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Titel: Lexikalische und prosodische Routinisierung in der gesprochenen Nähesprache des Französischen am Beispiel konversationeller Reformulierungen
Sonstige Titel: Lexical and prosodic routinization in spoken conceptual proximity in French - the example of conversational reformulation
Sprache: Deutsch
Autor*in: Stahnke, Johanna
Schlagwörter: Routinisierung; Nähesprache; Reformulierung; Prosodie; Konversationsanalyse; routinization; proximity; reformulation; prosody; conversation analysis
Erscheinungsdatum: 2015
Tag der mündlichen Prüfung: 2016-02-05
Zusammenfassung: 
In einer Integration konversationsanalytischer, prosodischer und sprachwandeltheoretischer Ansätze untersucht die Studie die syntaktische, lexikalische und prosodische Kontextualisierung zweier Typen konversationeller Reformulierung (Paraphrasen, Korrekturen) in der gesprochenen Nähesprache des Französischen. Paraphrasen etablieren semantische Äquivalenz zwischen Bezugs- und Reformulierungsausdruck auf syntagmatischer Ebene, wohingegen in Korrekturen semantische Differenz hergestellt wird, da Bezugs- und Reformulierungsausdruck in paradigmatischer Opposition zueinander stehen. Als Datengrundlage dienen ein nähesprachliches Testcorpus freundschaftlicher Privatgespräche und ein distanzsprachliches Kontrollcorpus politischer Rundfunkinterviews. Die Analyse der Daten (insgesamt 379 Reformulierungssequenzen) findet in einem variationslinguistischen Ansatz statt.
In konzeptioneller Nähe zeigt sich die Tendenz, Korrekturen wie Paraphrasen zu kontextualisieren, z.B. anhand lexikalisch intransparenter Reformulierungsindikatoren (21%) sowie anhand prosodisch deakzentuierter Fokusakzente (35%). Zur Erklärung der Ergebnisse werden nähesprachliche Kommunikationsbedingungen herangezogen, insbesondere Expressivität, referenzielle Verankerung und Dialogizität.
Aus semasiologischer Perspektive wird aufgrund von Expressivität die propositionale Bedeutung lexikalischer Elemente auf eine diskursive Ebene verlagert, sodass sich nicht-propositionale, lexikalisch intransparente Bedeutungen herausbilden, z.B. über die Metaphorisierung der propositionalen Grundbedeutung des temporalen Terminierens des Adverbs 'enfin' in seiner Funktion als nicht-propositionaler finaler Reformulierungsindikator. Des Weiteren werden korrigierende Elemente, die kontextuell zugänglich sind, aufgrund ihrer Referenzialisierbarkeit in konzeptioneller Nähe mit dem Tiefton L* assoziiert und deakzentuiert. Aus onomasiologischer Sicht führt der ausgeprägte Dialogizitätsgrad dazu, dass konversationelle Korrekturen zu Paraphrasen umkontextualisiert werden, um die Diskurskohärenz nur syntagmatisch zu beeinträchtigen und das damit verbundene Risiko, das Rederecht aufzugeben, zu minimieren.
Das kommunikative Problem der konversationellen Korrektur wird sprecherstrategisch anhand der paraphrastischen Umkontextualisierung gelöst, deren Gebrauch bei Ratifizierung und zunehmender Frequentierung routinisiert werden kann. Wie das Beispiel konversationeller Reformulierungen zeigt, kann konzeptionell bedingte Variation schließlich zu sprachlichem Wandel im Französischen führen.

Integrating conversation analytic, prosodic and language change theoretic approaches, the study investigates the syntactic, lexical and prosodic contextualization of two types of conversational reformulation (paraphrase, correction) in spoken conceptual proximity in French. Paraphrases establish semantic equivalence between reference expression and reformulation expression on a syntagmatic axis, whereas corrections produce semantic difference since reference and reformulation expression are in paradigmatic opposition to each other. The data set is constituted by private conversations between friends serving as the proximity-language test corpus and by political radio interviews serving as the distance-language control corpus. The data (total of 379 reformulation sequences) are analyzed in a variationist approach.
In conceptual proximity, speakers tend to contextualize corrections as paraphrases, e.g. by lexically intransparent reformulation markers (21%) as well as by prosodically deaccented focus accents (35%). In order to account for these results, the communicative conditions of conceptual proximity are addressed, especially expressivity, referentialization and dialogicity.
From a semasiological perspective, the propositional function of lexical elements is shifted to a discourse level due to expressivity, resulting in non-propositional, lexically intransparent functions, e.g. by a metaphorization of the propositional core meaning of the temporal termination of the adverb 'enfin' in its meaning as a non-propositional final reformulation marker. Moreover, correcting elements which are contextually accessible are associated with the low tone L* and thus deaccented as a consequence of their referentializability in conceptual proximity. From an onomasiological viewpoint, the high degree of dialogicity leads to paraphrastic recontextualization of conversational corrections with the aim of disturbing discourse coherence only syntagmatically and, consequently, minimizing the risk of losing the turn.
The communicative problem of conversational correction is solved speaker-strategically by paraphrastic recontextualization, the use of which can be routinized through ratification and rising frequentation. As the example of conversational reformulation illustrates, conceptually determined variation may finally lead to linguistic change in French.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/6666
URN: urn:nbn:de:gbv:18-78112
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Gabriel, Christoph (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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