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Titel: Prävalenz und Grad von Dysphagie bei Parkinsonpatienten in verschiedenen klinischen Stadien
Sonstige Titel: Prevalence and degree of dysphagia at different stages of Parkinson's disease
Sprache: Deutsch
Autor*in: Bihler, Moritz Simon Bastian
Schlagwörter: FEES; Videoendoskopie
GND-Schlagwörter: Dysphagie
Parkinson-Krankheit
Erscheinungsdatum: 2017
Tag der mündlichen Prüfung: 2017-07-12
Zusammenfassung: 
Fragestellung: Eine Dysphagie hat bei Parkinsonpatienten durch Komplikationen wie Mangelernährung und Aspirationspneumonie wesentlichen Anteil an eingeschränkter Lebensqualität und erhöhter Mortalität. Es sollte erhoben werden, ob sich die Selbstwahrnehmung der Patienten mit der technischen Untersuchung deckt und Prädiktoren abgeleitet werden, um gefährdete Patienten frühzeitig zu entdecken.

Methoden: Im Zeitraum vom 30.03.2016 bis 02.05.2016 stellten sich 146 konsekutive ambulante Patienten mit einem idiopathischen Parkinsonsyndrom vor. Hiervon konnten 122 (84%) rekrutiert werden. Nach Ausschluss von 3 Patienten verblieben 119. Diese waren über alle Krankheitsstadien verteilt, 40 bis 88 Jahre alt und wiesen eine Erkrankungsdauer von 0-32 Jahren auf. Die Patienten schätzten ihr Schluckvermögen auf drei verschiedenen Skalen ein und wurden umfangreich klinisch und mit der FEES (flexibel endoskopische Evaluation des Schluckakts) untersucht. Die FEES-Befunde wurden mit 32 Kontrollpersonen ohne offensichtliche Schluckstörung verglichen.

Ergebnisse: Eine klinisch kritische Dysphagie (Aspiration mit fehlender oder insuffizienter Reinigung) trat bei 28 Patienten (24%) auf, wobei 88% dieser Aspirationsereignisse unbemerkt abliefen (PAS 8). Hiervon sowie von einer notwendigen Umstellung der Nahrungsaufnahme (Kostanpassung und/oder Kompensationsmanöver) waren bereits Patienten in frühen Krankheitsstadien (ab Hoehn und Yahr 2) betroffen. Insgesamt musste bei 30 Patienten (25%) eine Umstellung der Nahrungsaufnahme und bei 10 Patienten (8%) sogar die Anlage einer PEG-Sonde empfohlen werden. Eine Mangelernährung lag bei 5 Patienten (4%) und eine Pneumonie innerhalb des letzten Jahres bei 2 Patienten (2%) vor. Die Selbsteinschätzung durch den Patienten erwies sich mit einer Sensitivität von 50% für eine klinisch kritische Dysphagie als ungeeignet. Hingegen erreichte die Kombination der drei Prädiktoren Alter (OR 1.10 in Jahren, 95% KI 1.03-1.18, p<0.01), Geschlecht (OR 0.31 für Frauen, 95% KI 0.08-0.97, p=0.04) und Aspirationszeichen (OR 8.59, 95% KI 3.05-26.52, p<0.001) eine Sensitivität von 86% und eine Spezifität von 79%. Aspirationszeichen umfassten Husten bzw. Räuspern beim oder kurz nach dem Schlucken, Verschlucken oder eine Pneumonie innerhalb des letzten Jahres.

Schlussfolgerung: Durch den konsekutiven Patienteneinschluss und die hohe Teilnahmequote von 84% wurde die Versorgungsrealität ambulanter Parkinsonpatienten bestmöglich abgebildet. Die drei Prädiktoren lassen sich schnell und einfach erheben. Sollten sich die Klassifizierungsergebnisse in einer Folgestudie prospektiv validieren lassen, ist eine effiziente Zuweisung zu einer Dysphagie-Diagnostik (klinische Schluckuntersuchung und FEES) möglich. Komplikationen einer Dysphagie ließen sich in unserem Patientenkollektiv nur selten beobachten. Das lässt vermuten, dass bei rechtzeitiger Diagnosestellung ein großes Interventionspotential durch logopädische Therapie und ggf. Kostanpassung besteht.

Objective: Dysphagia in patients with Parkinson’s disease regularly leads to relevant complications like malnutrition and aspiration pneumonia. This results in decreased quality of life and high mortality. We put forward the question whether the patient’s self-perception corresponds with the results of a technical examination. Furthermore, we aimed at specifying predictors to detect patients at risk early.

Methods: 146 consecutive outpatients with Parkinson’s disease showed up over a five-week period. We recruited 122 patients (84%), from which 3 had to be excluded. Thus 119 patients remained for analysis. All disease stages were represented, age ranged from 40 to 88 years and disease duration ranged from 0 to 32 years. The patients rated their swallowing on three different scales and underwent a comprehensive clinical examination and FEES (flexible endoscopic evaluation of swallowing). The FEES results were compared to 32 controls who lacked an obvious swallowing disorder.

Results: Critical dysphagia was defined as aspiration without or with insufficient cleaning and was found in 28 patients (24%). 88% of these aspiration events were not recognized (PAS 8). Accordingly, the patient’s self-perception proved itself ineligible with a sensitivity of 50%. Critical dysphagia and recommendation of diet modifications even affected patients in early disease stages (Hoehn and Yahr 2). In total, diet modifications were recommended to 30 patients (25%) and in 10 cases (8%) a percutaneous endoscopic gastrostomy (PEG) was deemed necessary. Malnutrition was found in 5 patients (4%) and pneumonia within the last year in 2 patients (2%). There were three significant predictors for criticial dysphagia: age (OR 1.10 in years, 95% CI 1.03-1.18, p<0.01), sex (OR 0.31 for females, 95% CI 0.08-0.97, p=0.04) und aspiration signs (OR 8.59, 95% CI 3.05-26.52, p<0.001). Aspiration signs comprised the need to cough or harrumph during or shortly after swallowing, choking or pneumonia within the last year. These predictors as a whole reached a sensitivity of 86% and a specifity of 79%.

Conclusion: The high participation rate of 84% and the consecutive recruitement minimised bias. The three predictors can be collected easily and quickly. Provided that they prove valid in a future prospective study, these predictors allow efficient allocation to diagnostics (clinical swallowing examination and FEES). Complications of dysphagia were rarely found, suggesting that there is a high potential for intervention if dysphagia is diagnosed in due time.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/7275
URN: urn:nbn:de:gbv:18-86128
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Buhmann, Carsten (PD Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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