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Titel: Medikamentöse Behandlung von paraphilen Sexualstraftätern : ein internationaler Vergleich
Sprache: Deutsch
Autor*in: Petermann, Johann Julius
Schlagwörter: paraphile Störung; testosteronsenkende Medikation; GnRH-Agonisten; Paraphilias; Sexual Offenders; Androgen Deprivation Therapy; Antiandrogens; GnRH Agonist
GND-Schlagwörter: Paraphilie
StörungGND
Sexualtäter
Testosteron
ArzneimittelGND
BehandlungGND
Norm
Gonadotropin-Releasinghormon
Agonist
Erscheinungsdatum: 2017
Tag der mündlichen Prüfung: 2017-08-04
Zusammenfassung: 
Die Leitlinien zur pharmakologischen Behandlung von Paraphilien bei Sexualstraftätern der World Federation of Societies of Biological Psychiatry (WFSBP) geben einen umfassenden Überblick über die empfohlenen Medikamente und die Rahmenbedingungen der medikamentösen Sexualstraftätertherapie. Ziel dieser Arbeit war es, die Meinung und Einschätzung von ExpertInnen aus europäischen Staaten, Kanada und den USA bezüglich verschiedener Aspekte der Rahmenbedingungen der medikamentösen Behandlung von (paraphilen) Sexualstraftätern zu untersuchen.
Hierzu wurde ein Fragebogen entworfen, der anonym online beantwortet werden konnte. In die Studie sind die Ergebnisse von 148 TeilnehmerInnen aus 14 Ländern eingeflossen. Zur Auswertung bestimmter Fragestellungen wurden die TeilnehmerInnen geografisch in drei Gruppen aufgeteilt: Nordamerika (n = 42, 28,4%), Westeuropa (n = 83, 56,1%) und Osteuropa (n = 23, 15,5%).
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ein Großteil der TeilnehmerInnen der Meinung war, Medikamente wären eine sinnvolle Ergänzung zur alleinigen Psychotherapie in der Behandlung von paraphilen Störungen bei Sexualstraftätern. Des Weiteren scheinen die Leitlinien der WFSBP von vielen ExpertInnen befolgt zu werden. So gab die absolute Mehrheit der ExpertInnen an, dass medizinische Voruntersuchungen vor Therapiebeginn und eine Aufklärung über die Risiken der Therapie stattfände. Ebenso den Leitlinien entsprechend war die Mehrheit der Meinung, dass SSRIs vor allem bei Personen mit niedrigem Risiko für zukünftige Sexualstraftaten, während Antiandrogene und GnRH-Agonisten vor allem bei Patienten mit hohem Risiko zum Einsatz kommen sollten. Auffällig ist jedoch der häufig genannte Einsatz von Antipsychotika, die in den Leitlinien der WFSBP nicht explizit zur Behandlung paraphiler Störungen genannt werden. Weiterhin fällt die oftmals fehlende Notwendigkeit der Einholung einer schriftlichen Einverständniserklärung vor Therapiebeginn auf.
Leitlinien, wie zum Beispiel die der WFSBP aber auch die anderer Fachgesellschaften, sollen helfen, dass die pharmakologische Therapie immer nach aktuellstem Stand der Wissenschaft durchgeführt wird. Nichtsdestotrotz muss die Wirksamkeit pharmakologischer Therapieverfahren in der Behandlung von paraphilen Sexualstraftätern in Zukunft durch randomisierte klinische Studien untermauert werden, damit die dargestellten medizinischen und ethischen Bedenken so weit wie möglich eingeschränkt werden können.

The guidelines for the biological treatment of paraphilias of the World Federation of Societies of Biological Psychiatry (WFSBP) provide a comprehensive overview of the recommended pharmacological agents and the overall conditions of drug therapy of sexual offenders. The aim of this thesis was to examine the opinion of experts from European countries, Canada and the USA on various aspects and conditions of drug treatment for (paraphilic) sex offenders.
An online questionnaire was designed, which could be answered anonymously. The answers of 148 participants from 14 countries were included in the study. For the analysis of certain questions, the participants were geographically divided into three groups: North America (n = 42, 28.4%), Western Europe (n=83, 56.1%) and Eastern Europe (n = 23, 15,5%).
It was found that a large number of participants shared the opinion that pharmacological agents are a useful addition to psychotherapy in the treatment of paraphilic disorders in sexual offenders. Furthermore, it was found that the WFSBP guidelines seem to be followed by many experts. The absolute majority of the experts stated that patients have to go through a comprehensive medical examination before the beginning of therapy and have to be informed thoroughly about the risks of the pharmacological agents. The majority of the experts stated that SSRIs are particularly appropriate for patients with low risk for future sexual offenses while the use of antiandrogens and GnRH-agonists are more suitable for those who have a higher risk for future sexual offenses. However, the frequently mentioned use of antipsychotics is notable, since they are not explicitly mentioned in the WFSBP guidelines for the treatment of paraphilic disorders. Furthermore, some experts indicated that written informed consent is not always gathered before treatment start.
Guidelines, such as those of the WFSBP, but also of other expert associations, help to ensure that the pharmacological therapy is always carried out according to the recent state of knowledge. In the future, the efficacy of pharmacological therapy in the treatment of paraphilic sex offenders must be confirmed by randomized clinical trials in order to minimize the medical and ethical concerns that are raised by many experts and presented throughout the present thesis.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/7328
URN: urn:nbn:de:gbv:18-86862
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Briken, Peer (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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