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Titel: Kognitive und somatische Symptome von Depressivität und Ängstlichkeit bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung
Sonstige Titel: Cognitive and somatic symptoms of depression and anxiety in patients with coronary heart disease
Sprache: Deutsch
Autor*in: Duken, Lisa Kristin
Schlagwörter: Psychokardiologie; Symptomdimensionen; depression; anxiety; coronary heart disease; symptom dimensions
GND-Schlagwörter: DepressionGND
AngstGND
HerzkrankheitGND
PsychosomatikGND
Erscheinungsdatum: 2020
Tag der mündlichen Prüfung: 2020-06-08
Zusammenfassung: 
Hintergrund: Depressivität und Ängstlichkeit werden als Risikofaktor für kardiale Ereignisse, aber auch als Folge von kardialen Ereignissen bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit angesehen. Insbesondere Depressivität sei bei Patienten mit KHK mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert. Ängstlichkeit wird als unabhängiger Risikofaktor für KHK und kardialen Tod beschrieben. Psychophysiologische Pathomechanismen, genetische Faktoren und negative Verhaltensweisen werden als Ursachen für diese Assoziation diskutiert. Die Erfolge der medikamentösen und psychotherapeutischen Ansätze sind bisher gering. Laut aktueller Studienlage sind besonders die somatischen Symptome von Depression und Angst mit kardialen Ereignissen und erhöhter Mortalität assoziiert. Angaben zu somatischen Symptomen können sowohl durch eine psychische Störung als auch durch die kardiale Erkrankung bedingt sein. Es stellt sich die Frage, ob ängstliche und depressive Symptome bei Patienten mit KHK wie die klassischen psychischen Störungen Angst und Depression behandelt werden können, oder ob symptomorientierte Analysen sinnvoller sind. Ziel dieser Arbeit war, den Zusammenhang von somatischen und kognitiven Symptomen von Depression und Angst mit kardialen Ereignissen bei Patienten mit KHK zu untersuchen. Es wurde vermutet, dass vor allem somatische Symptome mit kardialen Ereignissen zusammenhängen.
Methoden: Zur Untersuchung der Fragestellung wurde ein Querschnittdatensatz von 1337 Patienten mit einer klinisch bestätigten KHK verwendet. Die Datenerfassung erfolgte anhand von Fragebögen mittels Selbstrating. Es wurde das Vorliegen von den kardialen Ereignissen Herzinfarkt, Schlaganfall, Defibrillatorimplantation, Bypassoperation und eines stationären Aufenthaltes retrospektiv erhoben. Zum Befragungszeitpunkt wurde die Symptomlast von Depressivität und Ängstlichkeit mit den Fragebögen PHQ-9 und GAD-7 gemessen. Mittels Augenscheinvalidität wurden die Fragebögen jeweils in einen kognitiv-symptomatischen (PHQ-9kog, GAD-7kog) und einen somatisch-symptomatischen (PHQ-9soma, GAD-7soma) Teil unterteilt. Die Zusammenhänge mit den kardialen Ereignissen wurden zunächst mittels bivariater Korrelationsanalyse getestet. Anschließend wurden unter Berücksichtigung von Kovariaten wie soziodemographische Faktoren und kardiale (Risiko-) Faktoren multivariate Regressionsanalysen berechnet.
Ergebnisse: Im untersuchten Patientenkollektiv zeigten sich hohe Prävalenzen von klinisch relevanter Depressivität (18%) und Ängstlichkeit (11,3%). Sowohl somatische (PHQ-9soma, GAD-7soma) als auch kognitive (PHQ-9kog, GAD-7kog) Symptome zeigten sehr niedrige oder keine signifikanten Korrelationen mit kardialen Ereignissen. In den Regressionsanalysen ergaben sich nach Adjustierung für soziodemographische Angaben und kardiale (Risiko-) Faktoren für PHQ-9soma, PHQ-9kog, GAD-7soma und GAD-7kog nur sehr geringe, überwiegend nicht signifikante Varianzaufklärungen. Einzelne signifikante, aber kleine Zusammenhänge zeigten sich für PHQ-9soma mit dem Vorliegen eines Schlaganfalls und für GAD-7kog mit dem Vorliegen einer Defibrillatorimplantation. Für PHQ-9kog und GAD-7soma ergaben sich keine signifikanten Regressionskoeffizienten. Insgesamt scheinen die Prädiktoren kardiale Risikofaktoren, Geschlecht und NYHA-Stadium die größten Beiträge zur Varianz zu liefern.
Diskussion: In Zusammenschau der Ergebnisse kann der Zusammenhang von somatischen (PHQ-9soma, GAD-7soma) und kognitiven (PHQ-9kog, GAD-7kog) Symptomen mit kardialen Ereignissen, wenn überhaupt, als klein und marginal interpretiert werden. Dieses Resultat steht im Widerspruch zu den Studien, in denen eine Assoziation von kardialen Ereignissen mit Depression und Angst,
insbesondere mit den somatischen Symptomen, gefunden wurde. Unterschiede zu diesen Studien könnten durch Studiendesign und Methodik bedingt sein. Bei vielen Studien handelt es sich um prospektive Längsschnittstudien, diese Arbeit bezieht sich auf einen retrospektiven Querschnittdatensatz. Es wurden zum Teil andere Screeningmodule für Angst und Depression verwendet (z.B. BDI, HAM-A), zudem wurden Korrelationen von kardialen Ereignissen mit
psychologischen Symptomen gefunden, die in dieser Arbeit durch PHQ-9 und GAD-7 nicht abgebildet wurden. Zur Optimierung von Behandlungsmöglichkeiten sollte sich zukünftige Forschung auf die Wechselwirkung von kardialer und psychischer Gesundheit auf Symptomebene fokussieren.

Background: Depression and anxiety are considered both a risk factor and a consequence of cardiac events in patients with coronary heart disease (CHD). In particular, depression in patients with CHD is associated with increased morbidity and mortality. Anxiety is described as an independent risk factor for CHD and cardiac death. Psychophysiological pathomechanisms, genetic factors and negative behaviours have been considered as causes of this association. Approaches with medical therapy and psychotherapy have so far shown little success. According to recent studies, especially the somatic symptoms of depression and anxiety are associated with cardiac events and increased mortality. Statements on somatic symptoms may be due to both a mental disorder and cardiac disease. So far, it is unclear whether anxious and depressive symptoms in patients with CHD can be treated as the classic mental disorders of anxiety and depression, or whether symptom-oriented analyses are more useful. The aim of this work was to assess the importance of somatic and cognitive symptoms of depression and anxiety for cardiac events in patients with CHD. An increased association of somatic symptoms with cardiac events was suspected.
Methods: To investigate the issue, a cross-sectional dataset of 1337 patients with a clinically confirmed CHD was used. The data were collected with questionnaires using self-rating. The presence of cardiac events such as myocardial infarction, stroke, defibrillator implantation, bypass surgery or hospitalization was retrospectively assessed. At the time of the survey, the symptom load of depression and anxiety was measured using the questionnaires PHQ-9 and GAD-7. Using visual validity, the questionnaires were categorized into a cognitive-symptomatic (PHQ-9kog, GAD-7kog) and a somatic-symptomatic (PHQ-9soma, GAD-7soma) section. The association with cardiac events was first tested by bivariate correlation analyses. Covariate data such as sociodemographic factors and cardiac (risk) factors were used to calculate multivariate regression analyses.
Results: The study group showed a high prevalence of clinically relevant depression (18%) and anxiety (11.3%). Both somatic (PHQ-9soma, GAD-7soma) and cognitive (PHQ-9kog, GAD-7kog) symptoms showed very low or no significant correlations with cardiac events. After adjusting the regression analyses for socio-demographic data and cardiac (risk) factors, very low, mostly nonsignificant explained variance was found for PHQ-9soma, PHQ-9kog, GAD-7soma and GAD-7kog. There were single significant, but small correlations for PHQ-9soma with the occurrence of stroke and for GAD-7kog with a defibrillator implantation. For PHQ-9kog and GAD-7soma, there were no significant regression coefficients. The predictors of cardiac risk factors, gender and NYHA stage appear to be the largest contributors to explained variance.
Discussion: In summary of the analyses, the association of somatic (PHQ-9soma, GAD-7soma) and cognitive (PHQ-9kog, GAD-7kog) symptoms with cardiac events can be interpreted as small and marginal, if at all. This result is in contradiction to the current studies in which an association of cardiac events with depression and anxiety, especially with the somatic symptoms, was found. Differences to these studies could be due to study design and methodology. Many studies were prospective longitudinal studies, this work relates to a retrospective cross-sectional data set. Other anxiety and depression screening modules have been used (e.g. BDI, HAM-A) and correlations have been found for cardiac events with psychological symptoms that were not mapped by PHQ-9 and GAD-7 in this work. To optimize treatment options, future research should focus on the interaction of cardiac and mental health at the symptom level.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/8402
URN: urn:nbn:de:gbv:18-104853
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Löwe, Bernd (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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