Zusammenfassung

Ziel dieser Dissertation war die Beantwortung der Frage, in welch einem Maße der Status des Tumor-suppressorgenes CDKN2A/p16 oder MTS1 von einem Primärtumor hin zu der aus diesem gewonnenen Zellinien konstant bleibt. Diese Fragestellung resultierte aus der Beobachtung, daß die CDKN2A/p16 Deletionsrate in Pri-märtumoren eine deutlich geringere als in Zellinien war.

Dazu wurde in einer ersten Phase der CDKN2A/p16 und p15 Status aller im Labor für Hirntumorbiologie etablierten Zellinien bestimmt. In einer zweiten Phase wurde eine Methodik in Form einer quantitativen PCR entwickelt, um Aussagen bezüglich des immer mit normalen Zellen kontaminierten Primärtumores machen zu können. Daran anschließend wurde diese Methodik nicht nur auf die Primärtumore angewendet, welche die Quelle der Zellinien waren, sondern auf eine Vielzahl von Gliomen und Menigeomen.

Es zeigte sich, daß von den 31 untersuchten Zellinien in 19 Linen, d.h. 61%, eine homozygote Deletion mindestens eines der 3 Exons vorlag. 28 der 31 Zellinien, d.h. 90%, zeigten sich in ihrem CDKN2A/p16 Status homogen, entweder alle 3 Exons waren vorhanden oder deletiert. Bei dem p15 Status ergab sich, daß 21 der 31 Zellinien, d.h. 68%, des Genes verlustig gegangen waren. Der p15 Status entsprach in 29 der 31 Linien dem CDKN2A/p16 Status, d.h., in 94% der Fälle waren beide Gene sich in ihrem Deletionsmuster gleich. Korreliert man die Ergebnisse des CDKN2A/p16 Status mit den Resultaten mit dem Rb Status, so sah man, daß bei den 14 von auf Rb hin untersuchten Zellinien in 11 Fällen, d.h. 79%, entweder ein CDKN2A/p16- oder ein Rb-Defekt vorlag. Es gab keinen einzigen Fall, bei dem sowohl das CDKN2A/p16 Gen als auch das Rb Protein defekt war. Diese Ergebnisse glichen damit den Beobachtungen, daß fast immer nur das eine oder andere Tumorsuppressorgen einen Defekt zeigt und das die Rate von Mutationen in dem einen oder dem anderen Gen zusammengenommen sehr hoch ist.

Eine DNA Extraktion aus Primärtumoren von 10 der CDKN2A/p16 deletierten Zellinien gelang durch Verwen-dung von Paraffinschnitten. Nach Analyse mittels der quantitativen PCR fand sich als Resultat, daß 2 der 10 Linien tatsächlich eine CDKN2A/p16 Deletion erst in der Zellkultur erfahren hatten, da ihr Primärtumor noch über mindestens ein intaktes CDKN2A/p16 Gen verfügte. Frühe Passagen dieser 2 Linien zeigten ebenfalls die CDKN2A/p16 Mutation, so daß gefolgert werden konnte, daß das schädigende Ereignis in einer sehr frühen Phase der Kultivierung eingetreten sein mußte. Diese in der Literatur noch nicht beschriebene Beob-achtung zwingt zur kritischen Betrachtung von Resultaten der CDKN2A/p16 Forschung, welche anhand von Zel-linen gewonnen wurden.

Bei der quantitativen PCR - Analyse von 47 Gliomen fand sich eine CDKN2A/p16 Deletionsrate in 49%. Diese Rate zeigte eine deutliche Korrelation zur Malignität und stellte damit unseres Wissens nach die Erst-beschreibung eines solchen Zusammenhanges dar. In 18% der 36 untersuchten Menigeome fand sich ebenfalls eine CDKN2A/p16 Deletion. Auch dieses wurde in solch einem Maße noch nicht berichtet.