Zusammenfassung "Einstellungen zu den psychosozialen Dimensionen der reproduktionsmedizinischen Behandlung aus der Sicht unbetroffener Schüler und Studenten beiderlei Geschlechts. Ergebnisse einer Fragebogenerhebung"

 

Es finden sich in einigen Studien über Elternschaft und Kindesentwicklung nach IVF Hinweise dafür, dass ein Teil der Eltern unsicher ist, ob und zu welchem Zeitpunkt sie ihrem Kind seine IVF-Zeugung mitteilen sollten. Begründet wird dieses mit mehr persönlichen Gründen, wie dem Schutz des Kindes vor Vorurteilen. Tatsächlich gibt es aber kaum empirische Erfahrung mit der Problematik der Aufklärung über IVF. In Hinblick auf diese Unsicherheiten ist die vorliegende Arbeit konzipiert worden. Anhand eines Literaturüberblickes und zwei Fragebogen-Erhebungen: 1. unter allen Studienanfängern der Medizin zum Sommersemester 1998 an der Universität Hamburg (Rücklaufquote 64%; n=139) und 2. in zwei achten Klassen eines Gymnasiums (Rücklaufquote: 100%; n=43).

Folgenden Fragen wurde nachgegangen: 1. der generellen Einstellung der Befragten gegenüber homologer IVF; 2. den psychosozialen Implikationen bei unterstellter eigener IVF-Zeugung und der Frage nach der Aufklärung über diese Art der Zeugung.

Bezüglich der generellen Einstellung zur reproduktionsmedizinischen Behandlung zeigte sich, dass diese als Hilfe zur Familiengründung überwiegend respektiert wird. Sie wird dennoch kritisch bewertet, vor allem von den befragten Studierenden. So sehen beispielsweise nur 3% "keine Probleme" bei der assistierten Fertilisation während 59% die "Gefahr der Manipulation" und 43% "ethische Probleme" als generelle Probleme der Reproduktionsmedizin sehen. 80% der befragten Jugendlichen und Studierenden würden über ihre eigene IVF-Zeugung informiert sein wollen. Die Angaben zu dem bevorzugten Alter für eine solche Information waren bei beiden Stichproben breit gestreut, vom größten Teil wurde die späte Adoleszenz bevorzugt. Die Vorstellung, selbst ein IVF-Kind zu sein, wurde von den Studierenden problematischer als von den Jugendlichen gesehen. 40% der Studierenden gaben an, diese Vorstellung als "nicht ganz einfach" zu empfinden, 27% gaben an dieses "schwierig" oder sogar "sehr schwierig" zu finden. Die Unsicherheit der IVF-Paare bezüglich des Zeitpunkts und der Auswirkungen der Aufklärung über eine IVF-Zeugung wird durch die Befragungsergebnisse unterstützt. Es werden detailliertere Untersuchungen zur Aufklärung über die IVF-Zeugung für die Beratung betroffener Eltern und ihrer Kinder benötigt.