Gesa Kekstadt

Zusammenfassung

Kleidung als Klimaschutz und Sozialattribut bei vorgeschichtlichen Kulturen in Europa. - Eine Untersuchung an bronzezeitlichen Grabfunden -

Bei dieser exemplarischen und qualitativen Untersuchung wurden nur Körpergräber aus der älteren Bronzezeit herangezogen, die folgende Kriterien erfüllten.

Sie mußten Schmuckbeigaben enthalten. Desweiteren durften sie keine gravierenden Störungen aufweisen; die Beigaben mußten den Bestatteten eindeutig zuordbar sein. Ferner wurden nur Gräber herangezogen, die chronologisch bestimmbar waren und in diesem Jahrhundert ausgegraben und entsprechend sicher dokumentiert wurden.

Problematisch für die Auswertungen waren die unterschiedlichen Fund- und Befundsituationen. Ganze Kleidungsstücke sind vor allem aus den jütländischen Baumsarggräbern bekannt und vereinzelt aus den nordischen Gruppen. Meist liegen jedoch nur Fragmente in der Größe der beiliegenden Bronzen vor. Auf Grund dieser Situation wurden Rekonstruktionen meist nur anhand von Schmuckbeigaben vorgenommen.

Im Rahnmen dieser Untersuchung standen als Ausgangspunkte folgende Fragenkomplexe:

1. Wie sollen regelhaft wiederkehrende Schmuckkombinationen in zeitgleichen Gräbern einer Gruppe gedeutet werden?

Die Untersuchung zeigte, daß gebietsspezifische, wiederkehrende Schmuckkombinationen vorhanden sind. Dabei läßt sich anhand der Formgebung einzelner Schmuckstücke ablesen, aus welchem regionalen Bereich sie stammen. Dieser Umstand zeigt, daß sie vermutlich in ansässigen Werkstätten gefertigt wurden, wobei der Schmucksatz eine unmittelbare Funktion im Zusammenhang der Tracht hat. So wurden u.a. Nadeln/Fibeln in Frauen- und Männerbestattungen vor allem im Brust-, Hals- und Schulterbereich beobachtet. Ausnahmen innerhalb dieser Anordnungen sind schwierig zu deuten, da meist genaue Befundbeobachtungen sowie Textilfunde fehlen.

Die Funktion der entsprechenden Schmuckobjekte konnte anhand der Befunde sowie in Anlehnung an bildliche Darstellungen, vollständig erhaltene Textilien, Bronze- und Tonfiguren sowie weitere Körpergrabbefundbeobachtungen folgendermaßen interpretiert werden. Beispielsweise verschloß vermutlich eine Fibel/Nadel bei dem Mann und bei der Frau einen Wollumhang, desweiteren bei dem Mann einen Kittel. Zwei Nadeln an den Schultern der Frau hielten vermutlich einen Schulterumhang. Eine dritte Nadel am Kopf hatte entweder eine Haube, ein Kopftuch oder einen Haarknoten befestigt.

2. Frage: Wie sind Befunde zu deuten, die kein Regelmäßigkeit in der Beigabenausstattung erkennen lassen?

Die Frage kann nur ansatzweise beantwortet werden. Es ist eine Unterscheidung zwischen Frauen- und Männerbestattungen möglich. Nach heutigen Modellvorstellungen ist eine unterschiedliche Bekleidung innerhalb der verschiedenen Altersklassen denkbar. Daneben existierte wahrscheinlich eine Sommer- und Winterkleidung sowie eine Festtags- und/oder Trauerkleidung. Möglicherweise existierte auch eine Art "Totenkleidung" bzw. Ersatzkleidung für die Gebrauchskleidung. Jedoch ist anhand der Befunde eine klare Unterscheidung zwischen diesen Trachtmodellen nicht möglich. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß die Bestatteten zu Lebzeiten gruppenspezifische Metallschmucksätze erhalten haben, die dann mit der individuellen Ausstattung vermischt wurde. Wann jedoch die Übergabe erfolgte, läßt sich anhand der Befunde nicht bestimmen.

Gesa Kekstadt

Kleidung als Klimaschutz und Sozialattribut bei vorgeschichtlichen Kulturen in Europa. - Eine Untersuchung an bronzezeitlichen Grabfunden -

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3. Frage: Wie zeigen sich Bestattungen von ursprünglich höher gestellten Personen einer Gruppe innerhalb einer Region?

Eine Unterscheidung zwischen "reichen" und "armen" Beigabeninventaren ist zwar am Fundmaterial in einigen Fällen ersichtlich, jedoch ist eine Deutung solcher Befundbeobachtungen schwierig. Wie schon unter Frage 2 dargestellt wurde, sind unterschiedliche Ausstattungen für Kinder, Witwen, Mütter und verheiratete Frauen denkbar. Eine unterschiedliche Anzahl an funktionsgebundenen Objekten kann durch eine Sommer- und Winterkleidung zustande gekommen sein. Zusätzliche Nadeln/Fibeln fungierten möglicherweise als Verschluß für ein Leichentuch und mußten nicht Bestandteil der Kleidung sein.