Gliederung
Einleitung
1.1 Problemstellung -
1.2 Themenabgrenzung
1.3 Forschungsgschichte der Kleidung
1.4 Quellenlage
1.5 Methodischer Ansatz
2. Grundlagen der bronzezeitlichen Textilherstellung
2.1 Material
2.2 Verarbeitungstechniken
2.3 Gewebeherstellung
2.4 Verbreitung
3. Gräber und Befunde in Auswahl
3.1 Fundkatalog
3.2 Befunde und Einzelinterpretationen
3.3 Zusammenfassung
3.3.1 Nordseeland Gruppe
3.3.2 Haderslev-Åbenrå Gruppe
3.3.3 Schleswig-Holstein Gruppe
3.3.4 Dithmarscher Gruppe
3.3.5 Lüneburger Gruppe
3.3.6 Allergruppe 187
3.3.7 Niederelbe Gruppe
3.3.8 Osthessische Gruppe
3.3.9 Fulda-Werra Gruppe
3.3.10 Mittelrheingruppe
3.3.11 Württembergische Gruppe
3.3.12 Hagenau Gruppe
4. Einzeluntersuchungen
4.1 Funktion der Schmuckbestandteile und ihre regionale Abgrenzung
4.2 Frauenkleidung
4.3 Männerkleidung
4.4 Zusammenfassung
4.5 Vergleich mit anderen Quellen
4.5.1 Bronze-/Tonfiguren
4.5.2 Felsbilder
4.5.3 Keramik
4.5.4 Tätowierungen
4.5.5 Textilfunde
5. Gesamtuntersuchung an bronzezeitlichen Körpergräbern
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
5.2 Textilkleidung
5.2.1 Winter- und Sommerkleidung
5.2.2 Mädchenkleidung/Jungenkleidung
5.2.3 Frauenkleidung
5.2.4 Männerkleidung
5.2.5 Festtagskleidung/Totenkleidung
5.3 Tracht
5.3.1 Festtagstracht/Totentracht
5.3.2 Alltagstracht
5.3.3 Berufstracht
5.4 Zusammenfassung
6. Schlußbetrachtung
7. Anhang
7.1 Literaturverzeichnis
7.2 Abbildungsverzeichnis
7.3 Legende
8. Katalog


 1. Einleitung
1.1. Problemstellung
Gegenstand dieser exemplarischen Untersuchung ist die Kleidung bei vorgeschichtlichen Kulturen in Europa. Die Differenzierung der Bekleidung als Klimaschutz oder Sozialattribut erfolgt an bronzezeitlichen Grabfunden.
Folgende Fragenkomplexe bilden die Schwerpunkte in dieser Untersuchung:
Wie sollen regelhaft wiederkehrende Schmuckkombinationen in zeitgleichen Gräbern einer Gruppe gedeutet werden?
Wie sind Befunde zu deuten, die keine Regelmäßigkeit in der Beigabenausstattung erkennen lassen?
Wie zeigen sich Bestattungen von vermutlich, ursprünglich sozial höher gestellten Personen einer Gruppe in einer Region?
Unter Kleidung wird allgemein die Bedeckung des Körpers mit organischen Materialien verstanden. Sie umfaßt die Gesamtheit der optisch gestalteten Präsentation eines Menschen, die sich in der Kleidung, Schmuck, Haar- und Bartgestaltung darstellt. Die Aufgabe der Bekleidung ist dabei vor allem, den Menschen vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Kälte, Wind, Regen und Insekten etc. zu schützen (Hermann 1984, S. 460 - 1). Darüberhinaus kann sie eine rein schmückende Funktion haben und ist somit Ausdruck der persönlichen Identität. Kleidung und Schmuck können jedoch auch die ästhetische Norm einer Gesellschaft/Gruppe reflektieren. Sie zeigen dabei den sozialen Status eines Individuums innerhalb einer Gruppe. Kleidung und Schmuck erfüllen dabei die gleichen Funktionen und eine Unterscheidung zwischen den Bereichen ist in vielen Fällen nicht möglich (Feest/Janata 1989, S. 161). Nach Winiger (1995, S. 121) sind Schmuck und Bekleidung umsoweniger auseinanderzuhalten und funktionell zu unterscheiden, je weniger Kleidung vorhanden ist. Dabei beruhe die Bekleidung nicht primär auf den klimatischen Notwendigkeiten, sondern die vorhandene Textilkleidung beeinflußt vielmehr die Wahl eines Lebensraumes. Historisch betrachtet heißt das, daß sich Menschen "spontan und freiwillig" (Winiger 1995, S. 122) dort aufhielten, wo sie unter den klimatischen Verhältnissen (Kälte, Hitze) nicht zu leiden hatten. Dabei haben die klimatischen Verhältnisse den Menschen gelehrt, Kleider als Schutz einzusetzen und ständig zu verbessern, bis die unterschiedlichsten Klimazonen als Lebensraum genutzt werden konnten (Winiger 1995, S. 122).
Dagegen unterliegt Tracht weniger den praktischen Bedürfnissen des Alltags. Sie ist eher vorbehalten für gesellschaftliche Feste/Anlässe, die auf eine gemeinsame Tradition zurückgehen. Neben Kleidung und Schmuck können zur Tracht auch Waffen und Werkzeuge gehören. Dabei ist Tracht eine "historische, in ihren Merkmalen lange Zeit beständige Kleidung", die ihre Träger äußerlich charakterisiert und gegenüber Außenstehenden abgrenzt (Herrmann 1984, S. 346). Somit wird die Tracht zu einem Ausdrucksmittel u.a. der sozialen und religiösen Identifikation einer Gesellschaft/Gruppe und kann Auskunft geben über die soziale Rolle eines Gruppenmitgliedes. So handelt es sich bei dem Schwarzwälder Bollenhut ursprünglich um ein Kleidungsmerkmal/Identifikationsobjekt einer klar zu definierenden Gruppe. Trägerinnen waren dabei ehemals evangelische Frauen, die sich vom katholischen Umland bewußt abgrenzten. Ursprünglich war dieser Hut nicht mit den charakteristischen roten Wollbollen geschmückt, sondern mit roten (kennzeichnend für unverheiratete Frauen) oder schwarzen (kennzeichnend für verheiratete Frauen) Hölzern in Form eines Kreuzes versehen (Brednich 1985, S. 169). Dabei stehen hinter dem äußeren Erscheinungsbild oft Vorschriften bzw. Regeln, welche die Bekleidungsetikette für die Angehörigen einer Gesellschaft verbindlich regeln (Ordens-, Mönchs-, Nonnen-, berufliche und militärische Trachten). Daneben ist für die Tracht kennzeichnend der "soziale Zwang" (mündl. Mittl. von H. Ziegert). Dieser zeigt sich besonders bei den einheitlichen Berufs- und militärischen Trachten bzw. Uniformen, die durch gleiches Aussehen in Farbe, Schnitt, Kennzeichen und Abzeichen charakterisiert sind (Janke 1957, S. 1).
Beide Begriffe sind anhand der Definitionen nicht klar voneinander abgrenzbar. Daher ist es nicht verwunderlich, das Kleidung und Tracht oft synonym gebraucht werden. Jedoch ist es notwendig, bei der Anwendung dieser Begriffe auf vorgeschichtliche Kulturen eine Differenzierung vorzunehmen. In dieser Untersuchung wird der Begriff Kleidung bei der individuellen Auswertung der einzelnen Bestattungen verwendet, dagegen versteht man unter Tracht eine Übereinstimmung der Ausstattungsinventare bzw. einzelner Bestandteile innerhalb einer Region.
Vollständige Textilien sind bisher nur aus Nordeuropa (Schleswig-Holstein, Dänemark und Schweden) bekannt. Aus anderen Gebieten Europas liegen zwar Gewebereste vor, jedoch meist nur in der Größe der beiliegenden Bronzen. Vermutlich gehörten auch Textilien aus Fellen und Leder oder zusammengeknüpften Pflanzenteilen (ähnlich wie der Regenumhang aus Gras von der Gletschermumie vom Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen) zur Kleidung, die jedoch auf Grund der schlechten Erhaltungsbedingungen nicht nachgewiesen werden konnten. Aber auch Knochen, Federn sowie Körperfarben und Tätowierungen stellten möglicherweise schmückende Elemente dar (Wels-Weyrauch 1994, S. 59), die jedoch ebenfalls auf Grund fehlender Befunde nicht miteinbezogen werden konnten.
Diese Fund- und Befundlage bedeutet für die Untersuchung, daß sich die Auswertung überwiegend auf Schmuckinventare konzentriert.
Da die Tracht ein bewußtes Abgrenzen einer Gruppe darstellt, kann sie archäologisch anhand von Funden und Befunden erschlossen werden. Sie kann somit zur Identifikation von geschlossenen vor- und frühgeschichtlichen Gruppen herangezogen werden. Unterschiedliche Beigabenausstattungen (vor allem Schmuck- und Waffeninventare) in zeitgleichen Gräbern einer Gruppe lassen darauf schließen, daß wahrscheinlich nur der persönliche Besitz des Toten mit ins Grab gegeben wurde (Ziegert 1963, S. 41). Die archäologischen Überreste einer nach außen hin geschlossenen Gemeinschaft stellen sich in Form von regelhaft wiederkehrenden Schmuck- und Waffenausstattungen dar. Dabei wurden die Toten in einer nach strengen gesellschaftlichen Maßstäben festgesetzten Tracht bestattet (Häßler 1972, S.75). Wobei die Unterschiede zu den anderen Kulturen umso deutlicher hervor treten, je differenzierter die Tracht ist (Ziegert 1963, S. 41).
Eine Vielfalt an Schmuck- und Waffenkombinationen innerhalb einer Region muß jedoch kein Beleg für eine sozial ungegliederte Gemeinschaft sein. Diese Befundsituation kann ein Ausdruck für die zahllosen Untergliederungsmöglichkeiten von Trachten darstellen, wie beispielsweise Sommer- und Wintertrachten, Berufs- und Alterstrachten sowie Trachten verschiedener sozialer Schichten.
Es liegen im Untersuchungsgebiet möglicherweise Unterschiede im Beigabeninventar vor, die für eine soziale Differenzierung innerhalb einer Gruppe sprechen. Problematisch ist die Auswahl der Kriterien, auf die sich die Interpretation stützt. Nach Häßler (1972, S. 75) sollte ein solcher Deutungsversuch vor allem bei nicht unmittelbar zur Tracht/Kleidung gehörenden Beigaben erfolgen (Waffen, Klappstuhl etc.). Bei den zur Tracht gehörenden funktionsgebundenden Objekten wird eine Interpretation über die gesellschaftliche Stellung problematisch. Die zahlenmäßig unterschiedliche Ausstattung der mit zur Tracht gehörenden Objekte kann auch durch den jahreszeitlichen Wechsel erklärt werden. So benötigt man im Winter möglicherweise zusätzliche bzw. andersartige Kleidungsstücke, die einen großen Aufwand an funktionsgebundenen Gegenständen wie Fibeln/Nadeln, Gürtelteile erforderten.
Ein weiteres Problem in dieser Untersuchung stellen die Sonderbestattungen dar. Sie lassen sich in zwei Gruppen unterteilen, nämlich in echte und scheinbare Sonderbestattungen. Dabei sind echte Sonderbestattungen solche, die sich von den damals üblichen Bestattungen in Art, Ausführung und Inhalt unterscheiden. Scheinbare Sonderbestattungen sehen nur wie echte aus, d.h. sie können auf ganz unterschiedliche Gegebenheiten zurückgeführt werden (Schulz 1997, S. 11). So können postfunerale Veränderungen die Lage oder die Vollständigkeit eines Skeletts beeinträchtigen, wobei die Entstehung von Gasen bei der Zersetzung von organischen Materialien eine Veränderung der Grabausstattung bewirkt. Verlagerungen können durch eindringendes Wasser oder Rutschungen im Erdreich entstanden sein. Das Erscheinungsbild des Fundmaterials kann durch Wühlgänge und Verschleppungen durch Tiere sowie durch Störungen des Menschen, in Form von Erdarbeiten, Pflügen und Raubgrabungen verändert worden sein (Meyer-Orlac 1997, S. 5).
Ein weiteres Problem sind die verschiedenartigen Erhaltungsbedingungen, die ebenfalls Einfluß auf das Fundbild der einzelnen Gräber nehmen. So sind aus der mitteljütländischen Region um Vanderup südwestlich von Kolding, eine ganze Reihe gut ausgestatteter Gräber bekannt. Unter ihnen fallen besonders solche mit Beigaben aus organischen Materialien, wie Klappstühle, Spanschachteln etc. auf. Nach Willroth (1995, S. 167) sind im Vergleich zu anderen Regionen reich ausgestattete Gräber um Vanderup besonders konzentriert. Nach Willroths Meinung sind nur die guten Erhaltungsbedingungen für diesen Reichtum an organischen Objekten in den Bestattungen verantwortlich. Ein weiteres, schon oben erwähntes Beispiel stellen die Textilien aus den Baumsarggräbern dar.
Auch Neufunde können eine Änderung der einstigen Interpretation als Sonderbestattung bewirken. So nimmt eine einstige Minderheit von Befunden durch neue Auffindungsumstände immer mehr zu, dabei wird die Ausnahme schließlich zur Regel (Fries-Knoblauch 1997, S. 97).
Ebenso kann eine ausschnitthafte Untersuchung von Grabhügelfeldern für ein verzerrendes Fundbild verantwortlich sein. Von den aufwendig verzierten Hauben der Allergruppe wird angenommen, daß sie innerhalb einer Gemeinschaft nur jeweils von einer Frau getragen wurden (vergl. dazu Laux 1996, S.154). Neuere Auswertungen eines nahezu vollständig ausgegrabenen Grabhügelfeldes bei Ripdorf, Landkr. Uelzen erbrachte nach Willroth (1995, S. 168) eine so große Anzahl an reichgeschmückten Hauben, daß diese vermutlich nicht auf eine Person beschränkt waren.


 1.2. Themenabgrenzung
Für diese Untersuchung sind nur Gebiete bzw. Regionen berücksichtigt worden, in denen es Sitte war Männer und Frauen in "archäologisch faßbarer Art" (Ziegert 1963, S. 5), d.h. in ihrer Tracht/Kleidung und mit Beigaben auszurüsten, zu bestatten. Laut Ziegert (1963, S. 33) konnte dadurch ein Kulturgebiet, daß den Einflußbereich der Hügelgräberkultur bogenförmig umschließt, auf Grund fehlender archäologischer Quellen nicht herangezogen werden. Dieses Gebiet umfaßt während der mittleren Bronzezeit Westschweiz, Frankreich, Niederrhein und Nordwestdeutschland östlich bis zur Weser. Der osteuropäische Raum ist auf Grund des umfangreichen Fundmaterials nicht mit einbezogen, da bei der Untersuchung eine qualitative Auswertung des Fundstoffes gegenüber einer quantitativen im Vordergrund stand. Ferner ist u.a. auf Grund der andersartigen Bestattungssitte der mykenische Raum in dieser Untersuchung nicht repräsentiert.
Im Mittelpunkt dieser qualitativen Auswertung stehen dabei nur Körpergräber. Sie haben gegenüber den Brandgräbern den Vorteil, daß die Lage der Beigaben eine funktionale Interpretation der einzelnen Schmuckbestandteile ermöglicht. Ferner ist die Trennung zwischen unmittelbarem Kleiderzubehör und echter Beigabe möglich. Im Gegensatz zu den Körperbestattungen kommt es bei der Verbrennung zu einer Vernichtung von Gegenständen und zu einer subjektiven Reduzierung des Fundmaterials beim Auflesen der verbrannten Beigaben im Scheiterhaufen durch den Bestattenden. Daneben können gutbeobachtete Körpergräber Anhaltspunkte für Gegenstände geben, wo keine Angaben zur Fundlage im Grab vorliegen. Für die Auswertung sind nur Körpergräber berücksichtigt, die folgende Kriterien erfüllen:
- Gräber mit Schmuckinventaren, deren Geschlossenheit als gesichert gelten kann, d.h. eine quellenkritsche Auseinandersetzung mit dem aufgenommenen Material ist notwendig.
- Gräberbefunde mit mehreren Beigabeninventaren sind nur bearbeitet, wenn mit Sicherheit festzustellen ist, daß die Beigaben nur für eine Person bestimmt waren. Kollektivgräber sind nur geeignet, wenn bei der Befunduntersuchung den Bestatteten die jeweiligen zugehörigen Beigabeninventare beigeordnet werden können.
- Beigabenlose sowie reine Waffengräber sind ebenfalls für die Auswertung nicht bearbeitet worden.
- Ferner sind nur Körpergräber berücksichtigt, die aus dem 20. Jahrhundert kommen. Sie sind im Gegensatz zum Fundmaterial des letzten Jahrhunderts, deren Befundumstände oft als nicht gesichert gelten müssen (Zimmermann 1989, S. 1), auf Grund verfeinerter und gezielterer Grabungs- und Dokumentationstechniken besser auszuwerten. Die Rekonstruktionsversuche bronzezeitlicher Kleidung aus dem letzten Jahrhundert basierten z. T. eher auf der eigenen Phantasie als auf den Befundbeobachtungen (Abb. 1)(s. Wels-Weyrauch 1994, S. 59; Koschik 1981, S. 11).
- Eine weiteres Kriterium ist, daß nur Gräber herangezogen werden, die eindeutig in das jeweilige Chronologie - Schema eingeordnet werden können.
Die zeitliche Parallelisierung zwischen den nordischen und hügelgräberzeitlichen Gruppen kann bedingt mit den Perioden I, II und III nach Montelius erfolgen (Ziegert 1963, S. 32) (Tab. 1). Dabei entspricht die Periode I der Stufe Reinecke A (A1 und A2). Die Zeitgruppen 2 - 5 (= Reinecke B - C2) der Hügelgräberkultur entsprechen der Periode II nach Montelius. Der kulturelle Umbruch nach Zeitgruppe 5 fällt zusammen mit dem Übergang von Periode II zu III. Auch die grobchronologische Dreiteilung des nordischen Fundmaterials in die Zeithorizonte 1, 2 und 3 von U. Zimmermann (1988) ermöglicht einen Vergleich mit den Perioden I, II und III von Montelius (Zimmermann 1988, S. 174).
Die Sitte, den Verstorbenen Bronzegerätschaften mit in die Bestattungen zu geben, wurde im Untersuchungsgbiet nicht zu einem einzigen, allen Gruppen gemeinsamen Zeitpunkt übernommen. Ebenfalls wird deutlich, daß diese Bestattungssitte nicht nur regional sondern auch in Frauen- und Männerbestattungen innerhalb einer Gruppe (vor allem in den nordischen Regionalgruppen) zu unterschiedlichen Zeiten begonnen hat.


  
Abb. 1: Trachtenrekonstruktion von 1894 nach einem mittelbronzezeitl. Grabfund aus dem Königswieser Forst bei Starnberg.
 


1.3 Forschungsgeschichte der Kleidung
Textilfunde liegen aus der Bronzezeit (2000 - 800 v. Chr.) kaum vor. Im Mittelpunkt der textilen Untersuchung standen daher die mittelbronzezeitlichen Textilfunde aus Nord- und Mitteljütland, die z.T. vollständige Gewänder beinhalten. Sie wurden seit dem Beginn des 2. Viertels des 19. Jahrhunderts aus den sog. Baumsargbestattungen geborgen. Dabei war Boye (1896) einer der ersten, der die dänischen Textilfunde in großer Anzahl dokumentiert hat. Spätere Dokumentationen und umfangreiche Analysen von Textilfunden aus Dänemark und Schleswig - Holstein liegen vor allem von Broholm/Hald (1935, 1939, 1940), Schlabow (1937, 1959, 1977) und Bender - Jørgensen (1986, 1992) vor. Zur damaligen Zeit schenkte man den Textilien meist wenig Beachtung, da sie durch die lange Lagerung braun verfärbt und verschmutzt waren und für wertlos betrachtet wurden (Schlabow 1937, S. 5). Schlabow und ähnlich Hald (vorwiegend für den skandinavischen Bereich) untersuchten die Orginalgewebe auf ihre Fäden und ihre webtechnischen Beschaffenheit hin, und die anschließende Nachbildung erfolgte bei Schlabow in ihrer ursprünglichen Art wie z.B. mit den damaligen Gerätschaften u.a. durch den nachgebauten Gewichtswebstuhl. Die Frage, warum Textilien so gut in einigen Grabhügeln erhalten geblieben sind, konnte Gripp (1942) 1941 bei der Bergung des Baumsargs von Harrislee klären (s. Kap. 1.4). Girkes (1922) Zusammenfassung über die Tracht der Germanen war lange Zeit das maßgebende Standardwerk über die Kleidung der damaligen Bevölkerung. Dabei war die weitverbreitete Meinung, daß die Gewebe aus Jütlland Importe aus dem Süden oder aus Gallien darstellen (v. Stokar 1938, S. 1-3), wobei nach damaligen Untersuchungen das mittelbronzezeitliche Gewebe aus feiner Schafswolle mit Zugabe von Hirsch- und Rehhaaren bestand (Schlabow 1937, S. 21 - 2). Desweiteren wurde an diesen Kleidungsstücken die Verwendung von Flachs- und Pflanzenfasern beobachtet (v. Stokar 1938, S. 5). Spätere Analysen zeigten jedoch, daß das Gewebe aus mit Grannen durchsetzter Schafswolle besteht (Brønstedt 1962, S. 119). Ferner konnten keine Flachs- und Pflanzenfasern an den skandinavischen und norddeutschen Fundstücken nachgewiesen werden. Ebenso konnte die von einigen Forschern entdeckte künstliche Färbung der Textilien in Blau, Rot, Lila und Gelb wiederlegt werden (v. Stokar 1938, S. 101). Nach eingehenden und voneinander unabhängig durchgeführten Gewebeanalysen stimmen Schlabow (1937, S.23) und Broholm/Hald (1948, S. 15) überein, daß die Textilien in Leinwandbindung hergestellt wurden, dabei sind die Garne in der Regel S-gesponnen für die Kette und Z-gesponnen für den Schuß. Desweiteren stimmt Hald auf Grund der textilen Anfangskante mit Schlabow ebenfalls darin überein, daß die bronzezeitlichen Gewebe auf einem Gewichtswebstuhl hergestellt worden sind, differenziert jedoch dahingehend, daß es sich um eine einfachere Form gegenüber den rezenten Exemplaren gehandelt hat. (Hald 1980, S. 218). Barber (1991, S. 176) schließt aus den recht groben Garnen und oftmals notwendig gewordenen Korrekturen an größeren Gewebestücken auf eine hier noch junge Kenntnis der Weberei. Eine neolithische Vorstufe der nordischen Wollverarbeitung stellt die Bindungsart, "der Sprang", mit dem meist Haarnetze angefertigt wurden, dar (Winiger 1995, S. 146).
Über die neolithische Körperbedeckung liegen kaum Funde vor. Dabei waren bzw. sind es meist Pfahlbaufunde, die als einzige verfügbare direkte Quelle bestehen. Eine umfassende Materialsammlung über die Bekleidung und Textilhandwerk des Neolithikums wurde von Vogt (1938) vorgelegt, daneben liegen kleinere Aufsätze bzw. Gewebeanalysen u.a. von Schlabow (1958, 1960, 1972, 1974) vor. Neuere Untersuchungen sind u.a. von Bender Jørgensen (1990, 1992), Rast-Eicher (1992, 1997) und Feldkeller/Schichterle (1987, 1998) bekannt. Nach Vogt (1938) ist im Neolithikum mit einem Nebeneinander von Kleidungsstücken aus Häuten und Fasern zu rechnen, wobei hier erstmals Textilien aus Ufersiedlungen analysiert und die damals bekannten Flecht- und Bindungsarten ausführlich beschrieben wurden. Die Textiluntersuchungen mußten sich jedoch meist auf unstratifizierte Textilfunde stützen, so daß detaillierte chronologische Auswertungen nicht möglich waren. Nach Hald (1980, S. 203 ff.) war im Neolithikum vermutlich ein einfacher Webrahmen und seit der frühen Bronzezeit ein vertikaler Gewichtswebstuhl bekannt. Die Textilfundlage hat sich durch die Entdeckung der Mumie aus den Ötztaler Alpen, bei der große Teile der Bekleidung erhalten geblieben sind, sehr verändert. Dabei war die Mumie vor allem mit gegerbten Fellen bekleidet und eine sogenannte "Grasmatte" diente ihm vermutlich als eine Art Schulterumhang (Winiger 1995, S. 119). Nach Winiger (1995, S. 143) beruhte das europäische Textilhandwerk überwiegend auf der Verarbeitung von pflanzlichen Fasern (Gräser, Baumbaste, Flachs) und damit wurden meist Bindemittel und Behälter hergestellt. Aber auch kleinere Kleidungsstücke wie Gürtel, Sandalen oder Kegelmützen wurden damit produziert. Jedoch in welchem Umfang und auf welche Art Kleiderstoffe aus Basten und Leinengewebe zum normalen Bestand der einzelnen Kulturen gehörten, ist anhand der textilen Überreste schwer zu beurteilen (Winiger 1995, S. 143).
Für die Analyse eisenzeitlicher Textilherstellung standen im Gegensatz zum Neolithikum und der Bronzezeit umfangreiche Textilfunde zur Verfügung. Dabei liegen zwei Fundschwerpunkte vor. Die skandinavischen Textilfunde aus den Mooren, Siedlungen und Gräbern und auf der anderen Seite die mitteleuropäischen Funde aus den Salzkammern in Österreich und aus einigen süddeutschen Fürstengräbern. Dabei liegt zwischen den beiden Fundschwerpunkten keine zeitliche Übereinstimmung vor. Die Textilien aus der Hallstatt - Periode sind meist aus der älteren Eisenzeit und jene aus dem Norden sind nach Hald (1980, S. 192) selten älter als 400 v. Chr. und gehören somit der La Téne - Periode an. Bei den Gewebeanalysen wurden gegenüber der Bronzezeit zahlreiche Neuerungen beobachtet. Die hallstattzeitlichen Textilfunde, die durch Hundt (1959 - 1970) ausführlich dokumentiert und analysiert wurden, weisen folgende Veränderungen gegenüber den bronzezeitlichen Gewebe auf:
- Textilkleider gehörten vermutlich zum Alltag (Bergwerksarbeiter).
- Für Mitteleuropa bestand im Gegensatz zur mittleren Bronzezeit (s. Kap. 2.1) die Kleidung durchgehend aus Wollstoffen.
- Köper- hat die Leinwandbindung abgelöst, zwei Drittel der Textilfunde weisen eine Köperbindung auf.
- Textilien weisen eingewobene, geometrische und gefärbte Muster auf.
- Als neue Technik konnte die Brettchenweberei sicher nachgewiesen werden, dabei wurden die Köpergewebe auf vertikalen Gewichtswebstühlen hergestellt.
Schlabow (1976, S. 12) führt als technische Neuerungen der jüngeren Eisenzeit ebenfalls die Brettchenweberei an, womit vor allem die Anfangskanten der Textilien hergestellt wurden sowie die Panama- und die Köperbindungen. Neben der dominierenden Wollverarbeitung wurde Leinen für die Unterkleider im nordischen Gebiet verwandt. Als weitere Errungenschaft sieht Schlabow das Färben der Garne an. Als neue Kleidungsform fällt die Hose auf. Für Dänemark können diese Neuheiten ebenfalls nach Hald (1980) bestätigt werden. Dabei fallen besonders die kariert gefärbten Stoffe auf, daneben zeigen die Moorfunde von Leder- und Fellkleidung, daß sie möglicherweise noch als Winterkleidung dienten. Nach Schlabow (1965, S. 47-53) wurden alle Gewebestücke auf einem Gewichtswebstuhl hergestellt. Hald (1980, S. 203ff.) führt dagegen an, daß neben dem Gewichtswebstuhl ein Zweibalken Webstul ohne Gewicht in Gebrauch war, auf welchem die endlos rundlaufenden Stoffe gewebt wurden. Eine weitere Neuheit sind die Nachweise von Seide in Mitteleuropa (Hundt 1969, S. 59ff.), die jedoch für Nordeuropa noch nicht beobachtet werden konnte (Hald 1980).
 
1.4 Quellenlage
Textilien bzw. Gewebefragmente wurden bisher recht selten im Untersuchungsgebiet beobachtet. Dabei stellt das Gros an Textilien meist kleine Fragmente dar, die durch Bronzepatina erhalten geblieben sind. Da Bronze aus den Metallen Kupfer und Zinn besteht, kommt es bei Anwesenheit von Luftsauerstoff und einer schwachen elektrolytischen Lösung (Wasser) zu einer elektrochemischen Korrosion. Bei diesem Prozeß wird das Zinn durch mineralische Oxide ersetzt. Die möglichen Korrosionsprodukte der Bronze sind dabei basische Kupferkarbonate, Kupferoxide und Kupferchloride. Diese Produkte haben eine toxische Wirkung auf Mikroorganismen, wie Pilze und Bakterien. Daher sind organische Materialien, die mit solchen Korrosionsprodukten durchtränkt sind, vor einem mikrobiellen Zersatz geschützt. Allerdings ist ein dauerhafter Schutz nur durch den direkten Kontakt mit dem Bronzeobjekt gegeben, da die jeweiligen Korrosionsprodukte z. T. durch das Bodenwasser ausgewaschen werden. Daher sind die organischen Materialien lediglich in der dem Metallobjekt entsprechenden Größe und von geringer Mächtigkeit erhalten (König 1989, S. 47). Durch diesen Prozeß sind in Thüringen, Schwarza u.a. Schnüre und Gewebereste aus Schafswolle, Leder sowie menschliche Hautteile, die in Verbindung mit den Bronzeobjekten standen, erhalten geblieben (Feustel 1958, S. 28 - 36).
Vollständige bronzezeitliche Kleidungsstücke bzw. Kleider sind bisher nur vereinzelt aus dem nördlichen Europa (Dänemark, Schweden und Schleswig - Holstein) bekannt. Bei den sämtlich guterhaltenen Bestattungen war der untere Teil des Grabhügels bei der Auffindung mit Wasser gefüllt. Dabei lagen die Bestattungen oberhalb des Einzugsbereichs des Grundwassers und das zum Aufbau des Hügels verwendete Bodenmaterial besaß keine wasserhaltende Eigenschaft. Dieser Wasserstau ist zurückzuführen auf die Bildung von Ortsteinschichten ober- und unterhalb der Bestattung. Die Ursache für die Bildung solcher Schichten rekonstruierte Gripp (1942) am guterhaltenem Grabhügel von Harrislee bei Flensburg. Dieser Hügel war ursprünglich aus kreisförmig und dachziegelartig angeordneten Moosrasensoden aufgebaut, bei denen die Pflanzendecke nach unten zeigte. Der äußere Mantel war vermutlich durch die ansiedelnde Vegetation stark durchwurzelt gewesen. Dieser Umstand führte zu einem Strukturverlust der Sodenpackung, der das Durchsickern des Niederschlagswassers förderte. Das saure Sickerwasser (bedingt durch die Mooslagen) bewirkte eine Podsolierung. Die noch unzersetzten Moosrasensoden im Hügelinnern verhielten sich wie "vollgesogene Schwämme", sie nahmen kein Wasser mehr auf. Dadurch herrschte im Hügelkern ein saures, gesättigtes Milieu vor. Dabei haben sich am Übergang zu den belüfteten äußeren Mantellagen und am Fuß des Hügels (am Übergang zum natürlich gewachsenen Boden) durch die Ausfällung von Humin - Stoffen und Eisenoxiden, Eisenrinden (Ortstein) gebildet. Durch diese verfestigten Eisenrinden konnte das Milieu im Kernbereich über einen längeren Zeitraum aufrechtgehalten werden (Gripp 1942, S. 71).
Die Erhaltungsbedingungen sind dabei ähnlich wie bei den Moorfunden. Im Gegensatz zum Moor (unbegrenzter Vorrat an Humussäure) jedoch liegt im Grabhügel ein geringerer, im Laufe der Zeit durch Auswaschungen, reduzierter Bestand an Humussäure vor. Durch diese Auswaschungen kommt es zur Verschiebung der Eisenrinden zum Innern des Hügels. Sobald die Ortsteinschicht das Niveau vom Baumsarg erreicht, kommt es durch die Anwesenheit von Sauerstoff zur mikrobiellen Zersetzung des Baumsarges und zum Zerfall des organischen Materials (Gripp 1942, S. 72).
Die aus Eichholz gearbeiteten Baumsärge unterstützen zusätlich die Erhaltung von organischen Material durch den hohen Tannin (Gerbsäure) - Gehalt von Eichenholz (Schlabow 1962, S. 62).
Weitere gute Erhaltungsmöglichkeiten für organische Materialien sind in Mooren bzw. Seen gegeben. Das Wasser weist wie das Moor, bedingt durch das Ausgangsgestein bzw. -material, ein saures bzw. ein alkalisches Milieu auf. Dies führt allgemein zu einer Reduktion des Fundmaterials, wobei keratinhaltige Materialien, wie Wolle, Horn, Federn, Haare und Haut im sauren Milieu erhalten bleiben. Pflanzenfasern (Leinen) bevorzugen ein alkalisches Milieu, wogegen Bastfasern auf Grund ihres höheren Lignin - Gehaltes gegenüber Leinen, auch in leicht sauren Milieu gut erhalten bleiben.
Die Erhaltung von organischen Materialien (vor allem Textilien) in terrestischen Böden (Landböden) kann als schlecht beurteilt werden. Da die Böden nicht im Einzugsbereich des Grundwassers liegen, weisen sie als gemeinsame Eigenschaft eine allgemeine gute Durchlüftung auf. Diese Eigenschaft bewirkt die Anwesenheit von Sauerstoff und der fördert wiederum die mikrobielle Zersetzung von organischen Materialien. Die terrestischen Böden können nach ihren chemischen Eigenschaften in zwei Gruppen unterteilt werden:
Alkalische Böden (kalkreiches Ausgangsgestein) dazu zählen u.a. Rendzinen, Pararendzinen und Schwarzerden.
Allgemeine Merkmale: Gute Durchlüftung, lockere Bodenstruktur und als Folge des alkalischen Milieus eine hohe Bioaktivität.
Diese Eigenschaften wirken der Erhaltung von organischen Materialien entgegen, begünstigen jedoch die Erhaltung der mineralischen Komponenten diverser organischer Gewebe.
Saure Böden (kieselhaltiges Ausgangsgestein), dazu zählen u.a. Podsole und saure Braunerden.
Allgemeine Merkmale: Gute Durchlüftung und geringe Wasserhaltefähigkeit.
Diese Eigenschaften bewirken ebenfalls einen biologischen Abbau organischer Substanzen (König 1989, S. 32)
Semiterrestische Böden (vom Grundwasser beeinflußt):
Auenböden unterliegen auch in größerer Tiefe einer, zumindest temporären, Belüftung.
Diese Eigenschaft bedingt die Anwesenheit von Sauerstoff und hat den mikrobiellen Abbau organischer Materialien zur Folge.
Gleye weist u.a. einen permanenten wassergesättigten Reduktionshorizont auf, bei meist schwach bis stark saurem Milieu.
Marschböden besitzen ebenfalls einen Reduktionshorizont und weisen gegenüber Gleye (breites Spektrum an Korngrößen) vor allem feinkörnige, carbonat- und sulfidhaltige Schlicksedimente auf. Es herrscht ein wassergesättigtes, kalkreiches Milieu vor. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung bewirkt jedoch eine Entkalkung dieser Böden.
Nur im Reduktionshorizont ist ein permanenter Ausschluß von Sauerstoff durch Wassersättigung gewährleistet, der zur Erhaltung organischer Materialien führt.
Die Quellenlage für bronzezeitliche Gewebereste aus den Körperbestattungen im Untersuchungsgebiet kann als schlecht betrachtet werden. Die 82 Gräber aus Dänemark und davon drei aus Schleswig-Holstein der Periode II nach Montelius enthielten 133 Textilfragmente. In Periode III wurden in 52 Bestattungen 72 textile Überreste beobachtet. Dabei wurde das dänische und schleswig - holsteinische Material, inklusive der bekannten Textilien aus den jütländischen Baumsarggräbern ausführlich von Broholm/Hald (1935, 1939, 1940) sowie von Bender Jørgensen (1989, 1992) bearbeitet (Bender Jørgensen 1989, S. 289).
Aus Großbritannien und Irland liegen insgesamt 33 und aus Polen zwei bronzezeitliche Textilfunde ohne zeitliche Differenzierung vor.
In Deutschland (ohne Schleswig - Holstein) wurden aus 17 Bestattungen Gewebereste geborgen, wovon fünf aus Niedersachsen, Kr. Celle oder Soltau - Fallingbostel stammen. Eine dieser Bestattungen enthielt ein Filzstück; das möglicherweise vom Kopfschmuck herrührte. Diese Funde wurden von Schlabow (1958 a) bearbeitet. Ferner stammen zwei Fragmente aus Unterteutschenthal, von denen eins nach Winiger (1995, S. 147) das ältest bekannte Gewebe nördlich der Alpen darstellt. Es weist eine Materialmischung aus Wolle und Pflanzenfasern auf. Beide Stücke wurden nach textiltechnischen Gesichtspunkten von Schlabow (1959) und v. Stokar (1938) untersucht. Aus Thüringen, Schwarza sind fünf Gräber bekannt, die textile Überreste enthielten. Die textiltechnische Bearbeitung erfolgte durch Schlabow (1958) und Hundt (1958). Aus Süddeutschland sind insgesamt drei Textilfragmente bekannt (Steinheim in Hessen, Behringsdorf und Ortler in Bayern). Sie sind alle aus Leinen und wurden von Hundt (1974, S. 49) bearbeitet.
Aus dem südlichen Mitteleuropa sind nur wenige bronzezeitliche Gewebereste bekannt. Nach Winiger (1995, S. 143) sind in den Fundkomplexen aus den Ufersiedlungen bronzezeitliche Gewebefragmente irrtümlich zu den neolithischen Funden gelegt worden. E. Vogt (1938, S. 44) erwähnt beispielsweise ein frühbronzezeitliches Leinengewebe von Meilen "Schelle" am Zürichsee, spezifiziert es jedoch nicht nach Fundumständen und Machart (Winiger 1995, S. 144). Aus Oberitalien (Lago di Ledro (Trentino)) kommen u.a. vier bronzezeitliche Textilfunde. Davon stellen zwei Funde ein Bandgewebe aus Leinen von 200 bzw. 190 cm Länge und ca. 7 bzw. 3 cm Breite dar. An einem der beiden Textilfunde sind an beiden Enden die Verzierungen in Form von diagonal zur Webrichtung verlaufenden, sich zu Rhomben verkreuzenden Längsfäden erhalten. Bei einem weiteren Fund entstand die Verzierung durch das Eindrücken von einer wahrscheinlich harziger Substanz mittels einem Stempel (Winiger 1995, S. 144).
Die Quellenlage für Schmuck- und Waffenbeigaben aus den Körperbestattungen ist gegenüber den Geweberesten im Untersuchungsgebiet wesentlich aufschlußreicher. Die Katalogbände von Aner/Kersten bilden dabei den Grundstock für die nordischen Regionalgruppen. Es liegen derzeit (Stand Ende 1998) 11 Bände vor (I 1973; II 1976; III 1977; IV 1978; V 1979; VI 1981; VII 1984; VIII 1986; VIV 1990; XXII 1991, XI 1995). In diesem Werk, das von E. Aner und K. Kersten begründet und mittlerweile von K. Kersten fortgesetzt wird, werden die Funde und Befunde der älteren Bronzezeit in Nordeuropa dokumentiert (dänische Ostseeinseln, Nord- und Südschleswig, Dithmarschen). Für Mittel- und Nordjütland können die Arbeiten von V. Boye (1896) und H. C. Broholm (Bd. I 1943; Bd. II 1944) herangezogen werden. Für das Lüneburger Gebiet Niedersachsens bilden die Katalogteile von H. Pisker (1958) und von F. Laux (1971) für die Auswertung den Schwerpunkt. Für die hügelgräberzeitlichen Gruppen sind vor allem die Arbeiten bzw. Katalogteile von F. Holste (1939), G. Behrens (1916) sowie F. A. Schaeffer (1926, Bd. I) und F. Pirling (1980) relevant.
Da die behandelten Fundstücke nicht im Original gesehen werden konnten, hängen die Untersuchungen der Funde auf Gebrauchsspuren und Verarbeitung (relevant für die Funktion) von der genauen Dokumentation der einzelnen Gräber ab. Diese sind jedoch regional sehr unterschiedlich und daher können diese Teilaspekte im Rahmen der Untersuchung nicht umfassend bearbeitet werden


 
1.5 Methodischer Ansatz
Ziel dieser Untersuchung ist, Trachtmodelle (regelhafte Merkmalskombinationen) anhand des bronzezeitlichen Fundmaterials aus den Körperbestattungen, herauszuarbeiten und diese mit dem Alter, dem Geschlecht und dem Status des Bestatteten in Verbindung zu bringen.
Für die Untersuchung ist zunächst eine Differenzierung des Fundmaterials in "echte Beigaben" und Kleiderbestandteile relevant. Dabei zählen in dieser Bearbeitung zu den echten Beigaben alle Gegenstände, die vom Toten nicht getragen und zusätzlich mit ins Grab gegeben worden sind. Es sind möglicherweise Gegenstände, die in dem Leben des Toten eine wichtige Rolle gespielt haben und seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen sollten. So z. B. sein Reichtum, durch Schmuckbestandteile, die von ihrer Lage in der Bestattung her nicht zur Kleidung gehören, oder seine soziale Stellung etwa in Form von Waffen, Arbeitgsgeräten. Sie gehören zwar nicht zu den Kleiderbestandteilen, können jedoch ein wesentlicher Bestandteil der Grundausstattung sein.
Kleiderbestandteile umfassen alle Gegenstände, die vom Bestatteten getragen wurden, wobei die Bestandteile unterschiedliche Funktionen haben können. So fungieren Fibeln und Nadeln primär als Befestigung eines Gewandes. Sie können dabei auch einen rein schmückenden Charakter besitzen und Reichtum, gesellschaftliches Ansehen etc. symbolisieren.
Zu welchem Bereich ein Gegenstand zuzuordnen ist entscheidet dabei die genaue Fundlage im Grab, sowie die Vergesellschaftung bzw. Kombination mit anderen Objekten. Wenn eine, für diese Untersuchung wichtige Rekonstruktion der Schmuckbestandteile möglich ist, erfolgt sie in Form einer schematischen Befunddarstellung. Um einen Vergleich der verschieden Beigabenarten innerhalb einer Region durchzuführen, werden sie in Kombinationstabellen erfaßt. Diese Tabellen machen möglicherweise durch die Beigabenarten und deren Vergesellschaftung sowie regelhafte Merkmalskombinationen innerhalb der Textilkleidung Grundkombinationen erkennbar. Die Kartierung dieser regelhaften Merkmalskombinationen ermöglicht es, regionale und chronologische Unterschiede in der Trachtsitte aufzuzeigen, vorausgesetzt der chronologische Hintergrund liegt fest. Dabei ist eine relativ chronologische Untergliederung der regelhaften Merkmalskombinationen nur dann archäologisch faßbar, wenn die Umstellung eine neue Zusammensetzung der Tracht- und Beigabensätze bedeutet. Das setzt jedoch voraus, daß diese Gegenstände "zu einem bestimmten Zeitpunkt erworben und in gleicher Kombination bis zur Grabniederlegung getragen wurden" (Ziegert 1963, S. 5). Für die Untersuchung, welche der regelhaften Schmuckkombinationen zu welchen Gelegenheiten getragen worden sind, ist die Funktion (umfaßt die genaue Fundlage, die Vergesellschaftung bzw. Kombination mit anderen Schmuckbestandteilen) dieser Bestandteile relevant sowie die Lage zu den einzelnen Körperteilen des Bestatteten. Desweiteren ist eine genaue Analyse der einzelnen Objekte im Hinblick u. a. auf Verarbeitung- und Gebrauchsspuren etc. von großer Bedeutung. Ein Vergleich ermöglicht die Deutung einzelner Trachtmodelle oder einzelner -bestandteile. Zusätzliche Quellen, wie Felsmalerei, Frauen- bzw. Männerstatuetten werden für die Deutung dieser Bestandteile bzw. Modelle herangezogen.


2. Grundlagen der bronzezeitlichen Textilherstellung
2.1. Material
Pflanzenfasern:
- Bast liegt als faserige Schicht zwischen Holz und äußerer Rinde (Borke). Dabei haben Linde und Eiche die besten Bearbeitungseigenschaften und ergeben die größte Ausbeute. Nach dem der Bast vom Baum gelöst ist, kann er ohne weitere Bearbeitung direkt zu Schnüren verarbeitet werden. Baststreifen können getrocknet werden und nach späterem Einweichen weiterverarbeitet werden. Dabei entspricht die Weiterverarbeitung der vom Flachs. Die anschließende Verwendung der Bastfasern ist ähnlich der, der Flachsfasern. Ein Beispiel für die weitverbreitete Anwendung zeigt Lettland. Er wurde dort roh zu Seilen gedreht. Die verspinnbaren Fasern wurden u.a. zu Laken, Schürzen und Frauenröcken verarbeitet (Rast-Eicher 1997, S. 302-3).
- Flachs liefert sehr dünne Fasern, die dabei sehr reißfest sind. Allerdings ist die Verarbeitung relativ schwierig. Beim Verarbeitungsprozeß und beim Weben benötigt man eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit, da die Fasern/Fäden ansonsten reißen könnten. Jedoch bei zu hoher Luftfeuchtigkeit hängt die feuchte Kette durch und ergibt ein unregelmäßiges Gewebe. Aus diesem Grund wurde Leinen bis in die jüngste Zeit in Kellern mit Erdboden gewebt (Rast-Eicher 1997, S. 303).
Wolle
Wolle kann ohne Vorbehandlung direkt versponnen oder vor dem Verspinnen gewaschen und gekämmt (gekardet) werden. Experimente haben dabei gezeigt, daß sich Wolle von Schafen mit einem hohen Haaranteil sehr gut ohne Karden verspinnen läßt. Wolle von feinwolligen Tieren kann dagegen nur gewaschen und ebenfalls ohne Karden versponnen werden, da sonst die feinen Haare filzen. Dabei zeigen die bronzezeitlichen Gewebe aus Nordeuropa, daß für die Weberei meist dunkle seltener weiße, Schafswolle, die mit gröberen Haaren vermischt war, verarbeitet wurde (Brøndsted 1962, S. 119). Der Vorteil gegenüber Leinen ist, daß Wolle leichter zu verarbeiten ist und besser gefärbt werden kann. Daneben liefert das Schaf noch Milch und Fleisch. Ferner ist Wolle wärmeausgleichend und kann bis zu 30 % des Fasergewichtes an Wasser aufnehmen (Rast-Eicher 1997, S. 303).
Eine Färbung der Wolle konnte anhand der Textilien nicht nachgewiesen werden. Jedoch bestand nach Brøndsted (1962, S. 120) durch Sortierung, eine begrenzte Nuancenskala zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist der Frauengürtel aus Borum Eshøj, bei dem die Quasten aus feiner Lammwolle bestehen.


 
2.2 Verarbeitungstechniken
Für die Fasergewinnung von Flachs und Bast sind ähnliche Arbeitsprozesse notwendig. Dazu wird der wahrscheinlich einjährige Flachs gerauft, damit möglichst die ganze Faserlänge erhalten bleibt. Flachs und Bast werden nach der Gewinnung gewässert (geröstet). Bei diesem Prozeß weichen die Fasern auf und lösen sich von den holzigen und nicht faserigen Bestandteile des Stengels. Beim Bast führt das Wässern zu einem Bleichprozeß. Anschließend werden die Flachs- und Bastbündel getrocknet. Dabei werden die Flachsstengel von Hand oder mit Holzkeulen gebrochen und dann geschwungen. Dadurch werden die Holz- von den Faserteilen getrennt. Bastfasern werden durch Klopfen und anschließendes Hecheln gewonnen, dabei werden die Fasern der Länge nach aufgespaltet (Rast-Eicher 1997, S. 303).
Fadenherstellung
Um aus den Fasern eine ausreichende Fadenlänge zu erhalten, können sie gedrillt oder gesponnen werden. Beim Drillen werden die Fasen zwischen den Händen oder auf einer Unterlage (z. B. Oberschenkel) ineinandergedreht, wobei man dem Faden immer neues Material zufügt (Seiler-Baldinger 1991, S. 8). Beim Spinnen dagegen werden die Fasern nur noch z. T. mit der Hand und zum anderen Teil mit einem Gerät (Handspindel) ineinandergedreht. Dabei können einfache Schnüre aus Bast mit beschränkter Fadenlänge verdrillt werden während endlose Fäden aus feinen, kurzen Fasern, wie Wolle und Flachs oder Haare gesponnen werden müssen (Rast-Eicher 1997, S. 305). Die Handspindel besteht dabei aus einem Spindel und einem Spinnwirtel.
Spindel ist ein Holzstab, mit dem der Faden gedreht und um den er aufgewickelt wird.
Spinnwirtel soll den Spindel in Schwung halten. Sie können aus Holz, Ton und Stein sein. Es kann jedoch auch nur mit einem Holzstab gesponnen werden, was archäologisch kaum nachweisbar ist. Spinnwirtel sind in dem Untersuchungsgebiet nicht beobachtet worden. Nach Brøndsted (1962, S. 120) wurde die Wolle wahrscheinlich mit Hilfe eines Hakens oder Holzstäbchens zu einem Faden gesponnen. Die Spinnwirtelform ist nach Rast-Eicher (1997, S. 304) einerseits stark kulturell geprägt, andererseits lassen sich mit unterschiedlich schweren Gewichte verschiedene Fadendurchmesser herstellen. Die bronzezeitlichen Spinnwirtel sind weniger schwer und daher besser für Wolle geeignet. Dagegen benötigt Leinen schwere Gewichte aus Ton. Die Verkleinerung der Spinnwirtel im Laufe der Zeiten deutet auf Wolle und immer feinere Gewebe hin (Rast-Eicher, 1997, S. 304).
Der Faden wird verstärkt, indem zwei oder mehr Fäden miteinander verzwirnt werden. Dabei wird die jeweilige Drehrichtung der Fäden als S- oder Z-Richtung bezeichnet und ist bei den bronzezeitlichen Textilien meist entgegengesetzt der Spinnrichtung. D. h. der rechtsgesponnene (Z-Richtung) Faden wird nach links (S-Richtung) gezwirnt, umgekehrt der linksgesponnene nach rechts (Abb.2) (Brøndsted 1962, S. 120). Dabei ergibt sich die Drehrichtung aus der Arbeitsweise beim Drillen bzw. und Spinnen. Wurden die Fasern beim Drillen auf dem Oberschenkel rechtshändig vom Körper zum Knie hin geführt, erhält man einen S-gedrillten Faden und in umgekehrter Richtung ergibt sich eine Z-Drehung. Beim Spinnen wird der Faden Z-gedreht, wenn die Handspindel im Uhrzeigersinn angetrieben wird, die Gegenrichtung bewirkt eine Verzupfung des/der Fadens/Fasern. S-gedrehte Fäden erhält man, wenn die Vorgänge vertauscht werden (Rast-Eicher 1997, S. 305).


Abb. 2: Gewebeherstellungstechnische Merkmale nach Banck-Burgess (1997).


2.3 Gewebeherstellung
Weben ist allgemein definiert als eine Technik der Stoffbildung mit Hilfe zweier Fadensysteme, wovon das eine (Kette) gewöhnlich "passiv" bleibt. Die Kette wird dabei mechanisch alternierend so bewegt, das sich ein sogenanntes Fach und durch eine Gegenbewegung ein Gegenfach bildet, durch welche der Schuß (Eintrag) als "aktives" Fadensystem geführt und eingebunden werden kann (Winiger 1995, S. 152).
Jedoch liegen Reste von einem Webstuhl im Untersuchungsgebiet nicht vor. Es wurden vereinzelt Webgewichte aus Ton beobachtet. Sie wurden wahrscheinlich in die Kettfäden eines senkrechten Webstuhls gehängt und hielten die Fäden während des Webens gestreckt (Abb. 3). Auch die Größe einzelner Textilstücke aus den jütländischen Baumsarggräbern (so z.B. der Rock aus Skrydstrup: Weblänge von 4 m.) führte zur Annahme, daß sie auf einem Webstuhl, möglicherweise mit beweglichem Baum, hergestellt sind, um den der fertig gewebte Stoff aufgerollt wurde (Brøndsted 1962, S. 120 - 1).


Abb. 3: Senkrechter Gewichtswebstuhl.


Daneben wurde anhand der nordischen Textilien festgestellt, daß mit zwei oder mehreren Schußfäden in jedem Fach gewebt wurde. D.h. ein Schußfaden hatte ein Teil des Faches durchlaufen und stieß dabei auf einen anderen, kreuzte diesen und lief im folgenden Fach weiter. Dieser Umstand führte zur Annahme, daß zwei oder mehrere Personen gleichzeitig am Webstuhl gearbeitet haben. Ferner haben Stoffanalysen gezeigt, daß Gewebestücke (z.B. die Decken von Egtved und Trindhøj) eine wechselnde Anzahl gleichzeitig gebrauchter Schußfäden enthalten konnte, d.h. die Anzahl der Weber konnte während des Webvorganges wechseln.
Ebenso wurde an einigen Textilstücken das sog. "Einweben" beobachtet. Das Einweben wurde vorgenommen, wenn eine Verminderung der Webbreite vorlag. Diese Verminderung enstand, wenn der Querfaden zu stramm gezogen wurde, dadurch verlief der Schußgang nicht mehr parallel zur Kette und es entstand eine Kurve im Gewebe. Um wieder eine einheitliche Webreite zu erlangen, wurde der Einschlag bzw. Schußfaden nur über das betreffende Stück, in dem die Kurve lag, geführt (Brøndsted 1962, S. 121 - 2). Dadurch sind die Einzel- oder Doppelkeile (je nachdem, ob sie nach einer oder beiden Seiten spitz verlaufen), die man u.a. an einigen Kittel beobachten kann, entstanden. Nach Schlabow (1962, S. 25 - 6) wurden die Keilstücke beim Kittel bewußt eingewebt. Sie wurden anschließend aus dem Gewebe ausgeschnitten und nach einer leichten Drehung wieder eingesetzt. Dadurch hatte das Textilstück einen elastischen Anschluß am Körper (Schlabow 1962, S. 26).
Als Querabschlüsse finden sich an den nordischen Textilien zwei Borten. Die Anfangsborte bestimmt durch ihre Länge die Breite des Gewebes. Die geflochtene Abschlußborte entsteht nach der Beendigung des Webvorgangs (Brøndsted 1962, S. 121 - 2).
Über das Verfahren des Walkens können jedoch auf Grund fehlender Befunde keine Aussagen gemacht werden. Nach Schlabow (1936, S. 24 - 25) bewirkt das Walken eine Reinigung der Gewebe und eine Verdichtung der Webflächen durch die Verfilzung der Kett- und Schußfäden untereinander. Ferner verursacht es eine Gewebeschrumpfung, dabei richtet sich die Einlaufstärke nach der Fadendichte der Rohstoffe.
Leinwandbindung stellt die einfachste Verkreuzungsform von Kett- und Schußfäden dar. Sie ist zweibindig, dabei läuft der Schuß immer einmal über, einmal unter dem Kettfaden durch (Abb. 4a) (Seiler-Baldinger 1991, S. 96 - 7). Stoffanalysen an nordischen Textilien haben gezeigt, daß die Kettfäden meist links und die Schußfäden dagegen rechts gesponnen sind (Brøndsted 1962, S. 120).
Reps ist eine Sonderform (Abb. 4b) der Leinwandbindung. Dabei wird ein Fadensystem dichter als das andere geführt. Das Stoffbild läßt nur eine Fadenrichtung erkennen (Ketten- oder Schussreps, je nach sichbarer Richtung) (Seiler-Baldinger 1991, S. 97 - 8). Dabei weisen überwiegend alle gewebten Bänder der nordischen Bronzezeit einen Reps - Charakter auf, bei dem die Kette den Schuß verdeckt. Eine Ausnahme stellt das Band aus Borum Eshøj dar. Dabei besteht das Muster aus einen hellen, durch die Mitte verlaufenden Mittelstreifen (der restl. Teil ist aus dunkler Wolle) sowie aus Schräglinien. Dieses Diagonalmuster ist dadurch entstenden, daß die Fäden von der hellen Wolle in entgegengesetzter Richtung zur dunklen Wolle der Kanten gesponnen sind (Brøndsted 1962, S. 122 - 3).


Abb. 4: d) Leinwandbindung, c) Repsbindung, b) vierbindiger Schußköper: a) vierbindiger Kettköper


Eine weitere Sonderform stellt das Schleiergewebe aus Südthüringen dar. Dabei ist das Rohmaterial langhaarige Schafwolle, die Kett- und Schußfäden sind in S-Drehung gesponnen. In zwei Fällen sind die gesponnenen Fäden noch in Z-Drehung gezwirnt. Die Verkreuzung der Kett- und Schußfäden erfolgte in Tuchbindung. Jedoch weisen diese Textilfragmente eine sehr offene Stuktur auf, da zwischen den einzelnen Fäden ein Zwischenraum von mindestens 0,5 bis 1,0 mm (Fadenstärke) liegt (Schlabow 1958, S. 32 - 3).
Köperbindungen
Ein charakteristisches Merkmal des Köpers ist im Vergleich zur Leinwandbindung eine losere Bindung der beiden Fadensysteme, da jeder Schußfaden mindestens über bzw. unter zwei Kettfäden und anschließend nur unter bzw. über einem Kettfaden verläuft (einseitiger Köper). Ferner werden die Bindungsstellen von Schuß zu Schuß um einen Kettfaden links oder rechts in der Eintragsrichtung verlegt. In anderen Köperformen kann der Eintrag jeweils regelmäßig über bzw. unter mindestens zwei Kettfäden (gleichseitiger Köper), wobei aber von einem Schuß zum nächsten die Bindungsstellen ebenfalls seitlich verschoben werden (Abb.4 c, d). Diese Verlagerungen geben dem Stoff die charakteristische schräglaufende Streifung (Köpergerade). Bei einseitigen Köperbindungen ist die Struktur verschieden, dabei unterscheidet man zwischen Ketten- oder Schußköper, die Köpergerade kann dabei S- oder Z- gerichtet sein. Bei einem Spitzköper kehren die Gratlinien in einem spitzen Winkel um. Dies kann entweder in Kettrichtung oder im Schuß erfolgen. Dabei kann der Rapport in beiden Richtungen verschieden (hier z.B. 4- bzw. 6 bindig) oder gleich sein, dadurch entstehen Rauten (Seiler-Baldinger 1991, S. 98 - 9).
Diese Webart wurde nur an einem bronzezeitlichen Textilstück (Männerumhang) aus einem Moor in der Nähe von Falkøping (Schweden) beobachtet (Brøndsted 1962, S. 121). Jedoch im Untersuchungsgebiet konnte diese Herstellungsweise bisher noch nicht nachgewiesen werden.
Brettchenweberei
Bei der Brettchenweberei erfolgt die Fachbildung mittels Holz- oder Knochenplatten (sog. Brettchen), die in Randnähe der Ecken gelocht sind. Dabei führt jedes Loch je ein Kettfaden (Abb. 5). In der gespannten Kette liegen die Brettchen parallel und ihre Flächen liegen aneinander. Dadurch können sie alle miteinander u.a. nach links oder rechts (in S- oder Z-Richtung) gedreht werden. Die einander in der Lage entsprechenden oberen und unteren Fadenpaare bilden dadurch ständig wechselnde Gruppen mit ebenfalls wechselnden Kettfäden, die sich laufend miteinander verdrehen (Abb. 5). Eine Verdrehung tritt dabei auch am anderen Kettenende auf. Um diese entstandene Kettenspannung wieder aufzuheben, müssen die Brettchen zur Fachbildung in die Gegenrichtung gedreht werden. Dabei entsteht die charakteristische Stoffstruktur mit Umkehrstellen und Vertauschen der Zwirnrichtung (Seiler-Baldinger 1991, S. 82 - 4).
Aus der älteren Bronzezeit liegen keine direkten Funde vor, die auf ein Webgerät zur Bandweberei schliessen lassen. Jedoch einige Textilfunde, wie z. B. die Quastengürtel aus dem Grab in Borum Eshøj und Egtved, der Schnurrock ebenfalls aus Egtved, deuten darauf hin, daß sie durch Bandweberei entstanden sind (Brøndsted 1962, S. 122).


 
 Abb. 5: Brettchenweberei


Flechten
Beim Flechten wird der Stoff durch das Verkreuzen der Elementen von zwei oder mehreren Fadensystemen (echte Bindungen wie Leinwandbindung) gebildet. Die Einheiten des einen oder anderen Systems sind dabei beliebig einsetzbar. Bei einem Geflecht mit Leinwandbindung geht das Fadensystem einmal über, einmal unter dem anderen Fadensystem durch (Rast-Eicher 1997, S. 307).
Die Sprangtechnik ist durch die Verwendung einer Kette, d. h. ein ausgespanntes und fixiertes Fadensystem, gekennzeichnet. Sie stellt eine Übergangsform zum Weben dar, weil die Weberei ebenfalls eine fixierte Kette benötigt. Die Fäden der Kette werden bei der Sprangtechnik verdreht oder verkreuzt und jeweils mit Eintragsstäbchen fixiert. Bei diesem Vorgang ist die Kette "aktiv". Man arbeitet von einem Kettenende her, dabei bilden sich von selbst am anderen Ende die gleichen Verkreuzungen. Sie werden ebenfalls fixiert mittels Stäbchen. Am Schluß des Herstellungsprozesses müssen die von zwei Seiten entstandenen spiegelbildlichen Verkreuzungen in der Mitte fixiert werden, damit sie sich bei der Entfernung der Stäbchen nicht wieder auflösen (Seiler-Baldinger 1991, S. 60).
Das Haarnetz aus Borum Eshøj sowie die Haube aus Skrydstrup sind in der Sprangtechnik ausgeführt. Eine Besonderheit und nicht zu bestimmende Flechtmethode stellt das Fransenband aus Bredhøj dar. Ebenso stellen die Netzfragmente aus Borum Eshøj Ausnahmen dar. Sie bestehen aus einer Materialmischung loser Wolle und feinen Zweigen (Brøndsted 1962, S. 123).


 
2.4 Verbreitung
Deutschland wird nach materialabhängigen und textiltechnischen Aspekten grob in drei geographisch unterschiedliche Gruppen gegliedert und zwar unabhängig von chronologischen Differenzen (Bender Jørgensen 1991, S. 52):
- Norddeutschland-Gruppe mit den Funden aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg. Die Textilfragmente bestehen dabei aus Wolle in Leinwand- oder Repsbindung, gesponnen in S/Z- oder Z/S-Richtung, 3-7 Fäden pro cm, in der Repsbindung bis zu 20 Fäden pro cm.
- Mitteldeutschland-Gruppe mit dem Material aus Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die textilen Fabrikate bestehen ebenfalls, wie in der Norddeutschland - Gruppen vor allem aus Wolle, seltener aus Wolle und Pflanzenfasern in Tuch- oder Repsbindung. Eine Sonderform stellt das Schleiergewebe dar. Jedoch im Gegensatz zur vorherigen Gruppe dominiert die S/S-Richtung (sowohl die Kette als auch der Eintrag in S-Richtung gesponnen).
- In der süddeutschen Gruppe (Funde aus Hessen und Bayern) bestehen die textilen Reste aus Pflanzenfasern (Flachs). Sie sind gesponnen aus einzelnen Fäden in S-Richtung in beiden Systemen.
Es zeigt sich anhand der Gewebe, daß vor allem in der Periode II und III zwischen den skandinavischen und norddeutschen Regionen eine homogene Textiltradition vorherrschte. Dabei überwiegt in Periode II die Z/S- oder S/Z-Richtung, während in der Periode III die S/S-Richtung dominierte. Die Bewohner der Lüneburger Heide hatten auf Grund der unterschiedlichen Schmuckinventare sicherlich eine andersartige Textilausstattung, jedoch Herstellungsweise und Material stimmen mit den restlichen nordischen Textilfunden überein. Niederländische Textilfunde sind vor allem aus S-gesponnenen Einzelfäden und stimmen somit im wesentlichen mit den Funden aus Sachsen - Anhalt und Südthüringen überein. Die Textilfragmente aus der süddeutschen Gruppe sind vergleichbar mit den neolitischen Funden und den Resten aus den schweizerischen Uferrandsiedlungen (Bender Jørgensen 1986, S. 53). Eine Sonderstellung nehmen Großbritannien und Irland ein. Dort sind Textilfragmente aus Wolle sowie Pflanzenfasern (vermutlich Flachs) bekannt. Die Fabrikate aus Planzenfasern sind in Leinwandbindung aus gezwirnten Fäden in einem oder beiden Systemen. Die Wollfragmente sind ebenfalls in Leinwandbindung, jedoch aus einem Z/Z-gesponnenen Faden (Bender Jørgensen 1987, S. 18 -9).


 3. Gräber und Befunde in Auswahl
3.1 Fundkatalog
3.2 Befunde und Einzelinterpretationen
Fundort: Buddinge, København Amt (Nordseeland Gruppe).
Fundstelle: Grabhügel, Grab.
Bestattung: Weibliche Körperbestattung.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2.
Fundgegenstände: 2 Spiralarmringe, die dicht nebeneinander lagen.
Große, spiralverzierte Gürtelplatte mit Mitteldorn.
8 Buckel, bei 1 Buckel war ein Lederriemenrest erhalten, der durch den Querriegel hindurch ging (im Halbkreis um die Gürtelplatte).
Bronzekamm, der halbrunde Bügel mit durchbrochener Arbeit.
Bruchstücke von Eichenholz (unter der Gürtelplatte und den Buckeln) (Aner/Kersten 1973, 379., S. 133).
Die Tote (Abb. 7) trug an einem der beiden Unteramen zwei Spiralarmringe sowie eine große Gürtelplatte, um die im Halbkreis acht Buckelchen angebracht waren. In einem Buckel befand sich noch der Lederriemenrest, der durch den Querriegel hindurch ging. Vermutlich am Gürtel unter der Bronzescheibe lag ein Bronzekamm, der möglicherweise wie in derBestattung von Egtved, mit einem organischen Faden am Gürtel befestigt wurde bzw. eingeklemmt darunter lag. Desweiteren befand sich unter der Scheibe und den Buckelchen ein Eichenholzstück, das möglicherweise zum Sarg gehörte.
Fundort: Måløv, København Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 10 ("Galgehøj"), Grab A.
Bestattung: N - S - orientierte, weibliche Körperbestattung in einem Holzsarg. Das Grab wurde durch unsachmäßige Untersuchung stark gestört.
Zeitl. Einordnung: Horizont 3.
Fundgegenstände: Eine Reihe von Bronzehülsen (a) neben einem zebrochenen Stück Holz mit längslaufenden Rillen und am südlichen Ende weitere Röhrchen (b), die fächerförmig vom Holz ausgingen. Unter dem Holz 3 Reihen parallel verlaufende Röhrchen, die vermutlich eine Röhrchenreihe darstellen. Die nördliche Reihe umfaßte 18 Röhrchen (c), die mittlere Reihe 18 weitere Röhrchen (d) und die 3. zuerst entdeckte südliche Reihe (a+b) vermutlich ebenfalls 18
Exemplare.
/DT> Oberhalb der Röhrchen in gleicher Höhe lag ein Bronzebuckel.
Bronzedoppelknopf (beim Buckel) (Aner/Kersten 1973, 335., S. 110).
Die Tote (Abb. 8) trug einen Schnurrock, der mit drei untereinander liegenden Reihen von Bronzeröhrchen besetzt war. Dabei lag die erste Reihe auf einem Quast am Gürtel des Schnurrocks. Der Rock wurde in Hüfthöhe vermutlich durch einen Gürtel gehalten, als Verschluß fungierte dabei ein Doppelknopf. Auf dem Gürtel war möglicherweise ein Bronzebuckel befestigt.
Fundort: Høve, Holbæk Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 86, Hauptgrab B.
Bestattung: W - O - orientierte, weibliche Bestattung in einem Holzsarg mit Steinpflaster auf der Hügelsohle.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2.
Fundgegenstände: Gerippter Halskragen (im westl. Teil der Bestattung).
Spiralverzierte Gürtelplatte (östlich vom Kragen).
Eine Reihe von 11 kleinen Buckeln, die schräg zur Längsrichtung des Grabes mit der Spitze nach oben lagen (neben der Platte).
Armband mit abgebrochenen aufgerollten Enden (Aner/Kersten 1976, 761., S. 38 - 39)..
Die Frau (Abb. 9) trug einen Halskragen sowie einen Gürtel, auf dem eine Gürtelplatte befestigt war. Neben der Platte befanden sich 11 Buckelchen in Reihe, die schräg zur Längsrichtung der Bestattung mit den Buckelspitzen nach oben lagen. Sie waren wahrscheinlich nur auf der Körpervorderseite und dabei vermutlich auf dem Gürtel befestigt und nicht wie in einigen bereits vorgestellten Gräbern halbkreisförmig um die Platte angeordnet. Daneben trug die Tote an einem der beiden Unterarmen ein Armband.
Fundort: Smidstruphovgård, Præstø Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 50, Grab A.
Bestattung A: Weibliche Bestattung in einem Baumsarg mit rahmenförmiger Steinsetung. Die Arme der Toten lagen vermutlich auf der Brust über Kreuz.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2.
Fundgegenstände: Radnadel, Spitze gegen die linke Schulter gerichtet (Gürtelgegend).
Kleine, mit einer Buckelreihe verzierte Gürtelplatte (mitten auf dem linken Oberarm).
Buckelverzierte Scheibennadel (über der rechten Brust).
Gebuckeltes Stirnband (am Kopf).
Schneidezahn in der Gürtelgegend (Aner/Kersten 1976, 1264., S. 175 - 6).
Die Bestattung weist für diese Region eine ungewöhnliche Schmuckzusammensetzung auf. Die Frau (Abb. 10) trug vermutlich eine Haube, an der am unteren Rand ein buckelverziertes Bronzeband befestigt war. Als Gewandverschluß fungierte vermutlich eine ebenfalls buckelverzierte Scheibennadel, die über der rechten Brust lag. Mitten auf dem Oberarm befand sich eine kleine, buckelverzierte Gürtelscheibe, die wahrscheinlich auf dem Gewand befestigt war. Ferner trug die Bestattete möglicherweise ein zusätzliches Textilstück (Umhang/Leichentuch), dabei diente die Radnadel als Verschluß.
Fundort: Karlstrup, København Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 4, Grab Q mit Doppelbestattung.
Bestattung Q/a: S - N - orientierte, männliche Bestattung in einem Baumsarg nahe der Hügelmitte.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2b.
Fundgegenstände: Schwert (am linken Arm).
Buckel (am linken Kiefer, neben dem Schwert).
Bruchstücke von 2 Fibeln (Magengegend).
Bronzedoppelknopf mit eingelegter Bernsteinscheibe (unterhalb der Fibeln).
Kleines Stück Goldblech (beim Buckel, unterhalb der Fibeln).
Zwischen dem rechten Unterarm und dem Becken lagen dicht beieinander, wahrscheinlich ehemals in einem Futteral aus organischem Material folgende Gegenstände:
Bronzemesser,
Bronzepinzette,
Feuerschlagstein,
Bronzerasiermesser,
Bronzeangelhaken mit umwickelter Schnur,
Schnurrolle,
geflochtene Schnur (Aner/Kersten 1973, 518., S. 182 - 6).
Am linken Arm des Toten (Abb. 11) lag ein Schwert. Daneben, vermutlich auf einem Schwertriemen befestigt, wurde ein Buckel beobachtet. In der Magengegend befanden sich die Bruchstücke von zwei Fibeln, ein Bronzedoppelknopf mit eingelegter Bernsteinscheibe sowie ein kleines Stück Goldblech. Die Fibeln haben anhand von Parallelfunden u.a. aus dem Thüringer Raum möglicherweise einen Umhang, in dem der Tote eingewickelt war, in der Bauchgegend verschlossen. Jedoch auf Grund fehlender Gewebereste ist ein Deutungsversuch schwierig. Der Doppelknopf unterhalb der beiden Fibeln diente wahrscheinlich als Gürtelverschluß. An der rechten Beckenseite, vermutlich am Gürtel befestigt, lag ehemals ein Futteral aus organischem Material, der die oben aufgeführten Gegenstände enthielt.
Fundort: Jægersborg Hegn, København Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 19 mit äußerem Steinkranz, Grab.
Bestattung: O - W - orientierte, männliche Bestattung in einem Holzsarg und Steinpackung in Hügelmitte, Grabboden mit Geröll- und Strandsteinen bedeckt.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2b.
Fundgegenstände: Tongefäß (am westlichen (Fuß- )Ende).
Goldscheibe auf einer Bronzeunterlage (Sargmitte).
Schwertklinge mit dem Griff nach O, bestand aus Knochen (unter der
Scheibe).
Gürtelhaken (dicht bei der Klinge, unter der Scheibe).
4 Buckeln (beim Schwert, unter der Scheibe, dicht beieinander, Spitzen nach oben und unten gerichtet, einige übereinanderliegend.
Lederstück (oberhalb der Scheibe).
Nordisches Absatzbeil (0,15 m vom Schwertgriff entfernt.
Zerbrochener Tüllenmeißel (quer zur Längsrichtung des Grabes, 0,65 m östlich vom Schwertgriff).
Pfriem (in Nähe der Nordseite) (Aner/Kersten 1973, 417., S. 147 - 8).
Der Tote (Abb. 12) trug einen Gürtel, auf der eine Goldscheibe mit Bronzeunterlage befestigt war. Unter der Scheibe befanden sich eine Schwertklinge sowie dicht beieinander 4 Buckel. Dabei waren die Spitzen nach oben und unten gerichtet und einige Exemplare (Anzahl unbekannt) lagen übereinander. Vermutlich waren zwei Buckel, auf Grund der unterschiedlichen Ausrichtung der Kegelspitzen und das einige Übereinanderlagen, auf der Rück- und zwei auf der Vorderseite des Gürtels befestigt. Die Aufteilung der Buckel ist dabei willkürlich, da eine genaue Befundbeobachtung nicht vorliegt. Desweiteren befand sich dicht bei der Klinge unter der Scheibe, ein Gürtelhaken. Oberhalb der Goldscheibe wurde ein Lederfragment beobachtet. Als weitere Beigaben befanden sich in der Bestattung ein Absatzbeil, das vermutlich auf dem Körper des Toten lag; ein Tüllenmeißel, der quer zur Längsrichtung der Bestattung vermutlich am Schädel geborgen wurde sowie ein Pfriem, der sich in Nähe der linken Grabseite befand. Am Fußende wurde ein Tongefäß gefunden.
Fundort: Uglerup Huse, Holbæk Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 18, Grab A.
Bestattung A: W - O - orientierte, männliche Körperbestattung in einem Baumsarg mit Steinpackung.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2b.
Fundgegenstände: Zerbrochene Fibel (an der rechten Kopfseite).
Schwertklinge mit Knauf und Resten einer Holzscheide, in der ausgebrochenen Heftplatte mind. 3 Nieten (an der linken Seite).
Mehrere glatte und gedrehte Bruchstücke von Nadeln (an der rechten Brustseite) (Aner/Kersten 1976, 1038., S. 111).
An der rechten Kopfseite lag eine Fibel, mit der möglicherweise ein Umhang bzw. ein Leichentuch, in dem der Tote (Abb. 13) eingewickelt war, verschlossen wurde. Desweiteren befanden sich an der rechten Brustseite mehrere glatte und gedrehte Bruchstücke von Nadeln, die m. E. keine Funktion hatten, sondern als Beigabe mitgegeben wurden. An der linken Seite des Bestatteten befand sich eine Schwertklinge.
 









Fundort: Vesterlund, Vejle Amt (Haderslev - Åbenrå Gruppe).
Fundstelle: Grabhügel, Grab C.
Bestattung C: W - O - orientierte, weibliche Bestattung in einem Baumsarg mit Steinpackung.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2.
Fundgegenstände: Fibel mit rundem Nadelkopf und einem.
bandförmigen, seitlich eingezogenen und mit konzentrischen Kreisen verzierten Bügel, Kopf nach N (an der Nordseite.
Fibel mit flachem, am Rand mit je einer Perlschnurreihe verziertem Bügel und rundem Nadelkopf (an der Nordseite, beide Fibeln lagen übereinander).
Dolchklinge in der rundlichen Heftplatte 5 Nieten, die firstförmige Klinge seitlich abgesetzt (0,35 cm nördlich von den Fibeln).
12 kleine Nietstifte, die einen elliptischen Bogen umschlossen und vermutlich auf dem Rand des Knaufs befestigt waren (Aner/Kersten 1990, 4493.S. 83 - 5).
An der linken bzw. auf der linken Seite der Toten (Abb. 14), dabei möglicherweise in Hüfthöhe, befanden sich zwei übereinander liegende Fibeln. Eine ähnliche Befundsituation ist aus dem Thüringer Raum bekannt. Dort lagen oberhalb des Schädels zwei Radnadeln übereinander und zwischen den Nadeln wurden verschiedene Gewebereste, die allerdings hier fehlen, beobachtet. Nach dieser Befundsituation, war die Tote in ihren Umhang gewickelt, der mit den beiden Nadeln verschlossen wurde. Möglicherweise fungierten die beiden Fibeln in ähnlicher Weise. Daneben könnte die Tote auch in ihrer Winterkleidung bestattet worden sein und benötigte dafür eine zweite Fibel. In der Nähe der Fibeln wurde ein Dolch mit 12 kleinen Nietstiften im Knauf beobachtet, der anhand von Parallelfunden vermutlich bei der linken Hand bzw. an der Beckenseite lag.
Fundort: Skrydstrup, Haderslev Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 31, Grab D.
Bestattung D: SW - NO - orientierte, weibliche Bestattung in einem Baumsarg auf einem Steinpflaster. Funde durch neuzeitliche Störung verlagert.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2.
Fundgenstände: Fibel (oberhalb des Schädels).
Schläfenring aus gedrehtem Bronzedraht (östlich von der Fibel).
Schläfenring (0,25 m vom 1. Schläfenring im durchwühlten Boden).
Halsschmuck aus einem dünnen, gedrehten Halsring, dessen Enden fehlten (NO von den Haarringen).
Halskette aus mehreren Perlen: am Nacken 1 Bernsteinperle, auf jeder Seite 2 dünne Bronzespiralen , 1 blaue Glasperle und 2 frag. Bernsteinperlen (innerhalb des Halsringes).
Gürtelplatte mit Spiralverzierung (0,40 cm NO vom Halsschmuck in Grabmitte).
Scheibenförmige Bernsteinperle mit flacher Unterseite und. gewölbter Oberseite, die Durchbohrung nach oben gerichtet (am NW-Rand der Scheibe).
Aufgelöster Ring (Armring?) (NW von der scheibenförmig. Perle).
Unverzierter Armring (vermutlich rechter Arm).
Frag. von mehreren Buckeln (zwischen Armring und Scheibe) (Aner/Kersten 1984, 3521., S. 69 - 71).
Oberhalb des Kopfes befand sich eine Fibel, die vielleicht an einer Haube befestigt war, möglicherweise war die Tote (Abb. 15) auch in ihren Umhang bzw. in ein Leichentuch gewickelt, der bzw. das am Kopfende durch die Fibel verschlossen wurde. An jeder Schläfenseite befand sich vermutlich ein Bronzering, der im Haar hing. Desweiteren trug die Tote einen umfangreichen Halsschmuck bestehend aus einem Halsring, einer Halskette aus Bernsteinperlen, einer Glasperle und zwei Bronzespiralen. Ferner trug die Tote einen Gürtel, auf dem eine Gürtelplatte befestigt war. Zwischen dem rechten Armring und der Bronzescheibe befanden sich kleine Bruchstücke von Buckeln, die vermutlich auf dem Gürtel rechts neben der Scheibe befestigt waren. Am rechten Arm trug die Tote einen Armring. Im Bereich des linken Arms befanden sich stark aufgelöste Fragmente eines Ringes, möglicherweise von einem Armring. Am linken Rand der Gürtelscheibe lag eine scheibenförmige Bernsteinperle mit flacher Unterseite, die Durchbohrung ist nach oben gerichtet. Möglicherweise wurde sie am linken Arm als Armband getragen.
Fundort: Skrydstrup, Haderslev Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 57, Grab A. Hügel bestand aus einer schwarzgrauen, sehr feuchten Schicht recht gut erhaltener Heidesoden, mit einer nach unten gewandter Vegetationsschicht. Diese Schicht war im oberen Teil vergangen und zeichnete sich in Form dunkler Ränder im Profil ab, dabei wurde sie von dünnen Eisenortsteinbändern unterbrochen.
Bestattung A: W - O - orientierte, weibliche Körperbestattung in einem Baumsarg mit ovaler durch frühere Eingrabungen gestörte Steinpackung. Die Tote hatte eine Größe von 1,50 m und lag auf dem Rücken mit ausgestreckten Armen.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2.
Fundgegenstände: Überreste eines Holzgefäßes, vermutlich verziert mit Zinnägeln (oberhalb des Kopfes).
Fibel in NW (Kopf) - SO, spitzovaler Bügel zwischen den Stegen 4 konzentrische Kreisgruppen, verzierte Seite bei der Bergung nach unten gewandt (SO vom Holzgefäß im Bereich des Scheitels).
Spiralring aus einfachem Golddraht mit abgeschnittenen Enden in senkrechter Stellung nach SW (6,0 cm NO von der Fibel, vermutlich im Haar an den Schläfen).
Spiralring aus einfachem Golddraht mit abgeschnittenen Enden in senkrechter Stellung nach SW (NNW vom 1. Ring, vermutlich im Haar an den Schläfen).
Gerippter Halskragen mit abschmalenden, in Ösen auslaufenden Enden, verzierte Seite nach oben gerichtet (4,0 - 6,0 cm von den Goldringen).
Gürtelplatte mit einer Reihe von 11 kleinen getriebenen Buckeln mit flachen Bögen in den Lücken (0,23 m östl. von der Kragenunterkante).
Dolchklinge in NO (Spitze) - SW, in der ausgebrochenen Heftplatte 2 Nieten (unter NW - Plattenrand).
2 Armbänder. Das nördl. Band mit aufgerollten Drahtenden nach S und W, die breiten Rippen mit Perlschnurreihen verziert. Das .südl. mit Spiralenden nach N gewandt (je ein Armband seitlich auf jeder Plattenseite, vermutlich an den Unterarmen).
Spiralfingerring aus dünnem dreieckigem Bronzedraht mit 6 Windungen (vermutlich an der linken Hand).
Spiralfingerring, wie vorheriger, mit 11 Windungen (an der rechten Hand).
Stark aufgelöste Spiralröllchen auf einer Fläche von 5,0 cm in N - S und 2,8 cm W - O zwischen den Fingerringen unter der Gürtelplatte (Gürtel- bzw. Schnurrockbesatz).
Einfacher, glatter, unverzierter Fußring (am Fußende, 1,05 m östl. vom Schläfenring) (Aner/Kersten 1984, 3530., S. 79).
Die Tote (Abb. 16) trug auf dem Scheitel eine Fibel in quer bis senkrechter Ausrichtung. Bei der Bergung war die verzierte Seite nach unten gewandt. Möglicherweise wurde mit dieser Fibel eine Haube bzw. ein Kopftuch am Schädel der Toten befestigt. Vermutlich hing an jeder Schläfenseite im Haar ein goldener Spiralring. Am Hals befand sich ein Halskragen, wobei die verzierte Seite nach oben gerichtet war. Desweiteren lag in Hüfthöhe vermutlich ein Gürtel, bei dem auf der Vorderseite eine Gürtelscheibe befestigt war. An den Unterarmen trug die Tote je ein Armband, dabei waren die Enden am linken Band in gegensätzlicher Richtung (nach oben und nach unten gewandt), die beiden Enden vom rechten Band zeigten dagegen in die gleiche Richtung. An einem Finger der rechten und linken Hand lag jeweils ein Spiralfingerring. Stark aufgelöste Spiralröllchen befanden sich zwischen dem Fingerring und unter der Gürtelplatte. Sie stellen Gürtel- bzw. einen Schnurrockbesatz dar. M. E. waren sie eher an einem Schurrock befestigt, da ein Gürtelbesatz in Form von Spiralröllchen in dieser Region anhand der Befunde nicht bekannt ist. An einem der beiden Unterschenkeln befand sich ein Fußring. Als echte Beigabe wurde oberhalb des Schädel ein Holzgefäß beobachtet.
Fundort: Diernæs, Haderslev Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 219, Grab B.
Bestattung B: W - O - orientierte, weibliche Körperbestattung in einer länglichen Steinpackung auf Bodenpflaster aus Steinen.
Zeitl. Einordnung: Horizont 3.
Fundgegenstände: Großer Buckel mit Fischgrätenmuster- und Perlschnurreihen verziertem, geripptem Mittelteil, auf der flachen Platte des Mitteldorns sternförmiges Muster aus Punkten, auf der Unterseite großer Querriegel (Grabmitte).
2 kleine Buckel mit konischem, geripptem Mittelteil und abgebrochener Mittelstange, auf der Unterseite ein Querriegel (an der rechten Schulter).
2 fragmentarische Fibeln mit feingerilltem Bügel und Endspiralen aus kantigem Draht, der in der Mitte zu einer Scheibe ausgehämmert wurde (an der rechten Schulter) (Aner/Kersten 1984, 3630., S. 129 - 130).
In der Grabmitte befand sich ein großer Buckel mit unterseitigem Querriegel und fungierte vermutlich als Gürtelverschluß. Nach Kersten (1936, S. 15) kann die Größenzunahme der Buckel nicht alleine mit der Entwicklungsrichtung (Verlängerung des Mitteldorns) erklärt werden, sondern auch durch den Wechsel der Verwendung. Die großen Buckel wurden anstelle von Gürtelplatten verwendet. Auf der rechten Schulter wurden zwei kleine Buckelchen beobachtet, die vermutlich am Gewand der Toten (Abb. 17) befestigt waren. Ebenfalls an der rechten Schulter wurden zwei frag. Fibeln beobachtet. Sie dienten möglicherweise, wie schon in einer der vorherigen Bestattungen erläutert wurde, als Verschluß für einen Umhang oder ein Leichentuch. Möglicherweise trug die Tote ihren Umhang, der mit einer Fibel verschlossen wurde und zusätzlich wurde sie in ein Leichentuch gewickelt, das ebenfalls mit einer Fibel an gleicher Stelle befestigt wurde.
Fundort: Harreby, Haderslev Amt.
Fundstelle: Grabhügel mit einem inneren Steinkreis, wurde von einem weiteren Hügel überschüttet, Grab B.
Bestattung B: S - N - orientierte, weibliche Körperbestattung in einem Holzsarg auf einem Bodenpflaster aus Steinen. Die Grabanlage wurde von Tieren stark durchwühlt.
Zeitl. Einordnung: Horizont 3.
Fundgegenstände: 3 Bernsteinperlen und 2 grüne Glasperlen
(im südl. Teil, im Bereich des Halses).
Frag. Kreuzkopffibel (im Bereich des Halses).
Großer Buckel mit hoher Mittelstange (Grabmitte, in der Gegend des Gürtels).
2 Armringe (an den Unterarmen).
Rahmengriffmesser (im Bereich eines Armes).
Unverzierter, großer Fußring (im Nordteil) (Aner/Kersten 1984, 3395., S. 12 - 3).
Die Tote (Abb. 18) trug eine Halskette aus Bernstein- und Glasperlen. Als Gewandverschluß fungierte vermutlich eine Kreuzkopffibel im Bereich des Halses. Der große Buckel mit hoher Mittelstange war anstelle einer Gürtelscheibe auf dem Gürtel befestigt. An den beiden Unterarmen befand sich je ein Armring. Im Bereich des Armes lag anstelle eines Dolches ein Rahmengriffmesser. An einem der beiden Unterschenkel trug die Tote einen großen Fußring.
Fundort: Sønder-Ønlev, Åbenrå Amt.
Fundstelle: Grabhügel Sb. - Nr.: 20, Grab K.
Bestattung K: Männliche Körperbestattung in einem Baumsarg mit Steinpackung und Steinsetzung.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2a.
Fundgegenstände: Vollgriffschwert mit Ortband, zeigte nach W (Orientierung der Leiche ist unbekannt) (auf der Grabsohle; nahe dem Westende).
Frag. Fibel mit spitzovalem Bügel und einer Verzierung durch konzentrische 9; Kreisgruppen.
Frag. Fibel mit gedrechtem Bügel (beiden Fibeln lagen dicht beieinander an der Südseite zwischen großen; Fragmenten von Wollgewebe).
<
Absatzbeil (an der Nordseite mit Geweberesten) (Aner/Kersten 1981, 3028., S. 73-75).
Der Schädel des Toten (Abb. 19) lag vermutlich anhand der Orientierung des Schwertes im Westen, dabei befand sich das Schwert möglicherweise im Bereich des Schädels. Weitere Angaben zur Schwertfundlage sind auf Grund fehlender Befundbeoachtung nicht möglich. Das Absatzbeil lag nahe an der linken Körperseite, wobei Gewebereste, möglicherweise vom Gewand des Toten, am Beil beobachtet wurden. An der rechten Seite in Nähe der Schwertspitze befanden sich vermutlich, dicht beieinander zwischen Fragmenten von Wollgewebe zwei Fibeln. Der Tote war möglicherweise in seinen Umhang bzw. in ein Leichentuch eingehüllt, dabei fungierten die beiden Nadeln als Verschluß.


 







Fundort: Ülsby, Kr. Schleswig - Flensburg, Gem. Ülsby (Schleswig - Holstein Gruppe).
Fundstelle: Grabhügel 2 ("Sysselhy"), Grab C.
Bestattung C: O - W - orientierte, weibliche Körperbestattung in einem Baumsarg und rechteckiger Steinpackung. Rechte Hand der Toten lag vermutlich am Schädel. Über dem Grab zeigte sich eine feste Ortsteinschicht.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2/3.
Fundgegenstände: 2 Spiralringe (auf jeder Kopfseite).
Frag. Fibel (quer über der Brust).
Vollgriffdolch (linke Schulterseite, mit der Spitze nach WNW).
Grünlich und bläulich gebänderte Glasperle (neben dem
Dolchgriff).
Armband aus Spiralröllchen, 12 grünlich - blauen Glasperlen und einer schwärzlichen Glasperle mit roten, brauen, gelben und weißen Einlagen.
Großes Stück vom Wollgewand und von einem Fell, mit dem der Baumsarg wahrscheinlich ausgekleidet war ( Aner/Kersten 1978, 2440., S. 161 - 5).
Im Haar auf jeder Kopfseite trug die Tote (Abb. 20) zwei Spiralringe. Als Gewandverschluß befand sich quer auf der Brust eine Fibel. An der linken Schulterseite lag ein Dolch mit der Spitze in Richtung der Füße weisend. An einem der beiden Unterarmen trug die Tote ein Armband aus Glasperlen und Spiralröllchen. Neben dem Dolchgriff lag eine Glasperle, ob sie als weiterer Armbandbestandteil gedeutet werden kann, ist anhand der vorliegenden Fundbeobachtung nicht eindeutig feststellbar. Daneben wurden große Fragmente von einem Wollgewand und von der Fellauskleidung beobachtet.
Fundort: Frøslev, Kirchsp. Bov, Åbenrå Amt.
Fundstelle: Grabhügel 2 ("Korshøj") aus sandigem Humusboden mit einem 1,0 m hohen Steinkreis, Grab B.
Bestattung B: N - S orientierte, weibliche Bestattung in einem Baumsarg mit Steinpackung auf einer Steinunterlage.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2/3 a.
Fundgegenstände: Dolchklinge, Knauf und Ortband (im Beckenbereich, mit der Spitze nach SO).
2 Buckel (im Beckenbereich).
25 kleine Bernsteinperlen (etwas südl. der Zahnemaille).
2 Goldspiralringe aus doppeltem Draht mit geschlossenen Enden, die umeinandergewickelt waren (etwa südlich der Zahnemaille ).
Frag. Fibel in NW - SO - Richtung (Nadelspitze neben den Spiralringen) (Aner/Kersten 1981, 2962., 41 - 43).
Die Tote (Abb. 21) trug eine mit Bernsteinperlen besetzte Halskette und als Gewandverschluß fungierte vermutlich eine Fibel, die in fast senkrechter Stellung auf der Brust lag. Als Haarschmuck dienten möglicherweise zwei Goldspiralringe, die bei der Bergung umeinander gewickelt waren und neben der Fibelspitze beobachtet wurden. Sie lagen vermutlich an der linken Halshälfte. Im Beckenbreich befanden sich eine Dolchklinge mit der Spitze zu den Füßen zeigend sowie zwei Buckel, die möglicherweise am Gürtel befestigt waren.
Fundort: Dannewerk, Kr. Schleswig - Flensburg, Gem. Dannewerk.
Fundstelle: Grabhügel 3, Grab A.
Bestattung A: W - O orientierte, weibliche Körperbestattung in einem Baumsarg mit Steinpackung aus 2 - 3 Schichten in WSW - ONO.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2/3.
Fundgegenstände: 2 Spiralringe (auf jeder Kopfseite).
Zerbrochene, dicke Nadel, Kopf im S (quer auf der Brust).
Ovaler Armring (linker Arm).
Kräftige Dolchklinge (linker Arm in Nähe des Ringes).
2 Armringe (dicht übereinander am rechten Arm).
Frag. Dolchklinge (in Kniegegend).
Dünne Nieten (Kniegegend, vermutlich zum Dolchgriff gehörend).
Zerbrochene, feine Scheibe (Kniegegend, beim Dolch) (Aner/Kersten 1978, 2338., S. 102 - 4).
Die Tote (Abb. 22) trug auf jeder Kopfseite einen Spiralring, die vermutlich im Haar befestigt waren. Quer auf der Brust lag eine dicke Nadel, dabei zeigte der Kopf zur rechten Seite. Desweiteren trug die Tote am linken Arm einen Armring und am rechten zwei dicht übereinander liegende Armringe. Am linken Arm lag eine Dolchklinge, eine weitere zweite, fragmentierte Klinge wurde in der Kniegegend beobachtet. Ferner befand sich dort eine zerbrochene, feine Bronzescheibe, die möglicherweise am Gewand (ungewöhnliche Position) oder auf einem Dolchriemen befestigt war.
Fundort: Schoolbek, Kr. Rendsburg - Eckernförde, Gem. Kosel.
Fundstelle: Grabhügel 129, Grab D.
Bestattung D.: N - S - orientierte, weibliche Körperbestattung in einem Baumsarg.
Zeitl. Einordnung: Horizont 3b.
Fundgegenstände: Frag. Dolchklinge mit Heftplatte nach N (im Bereich des linken Armes).
2 Golddrahtspiralen (rechte Körperseite).
Spiralring (unter den Spiralen, an der rechten Körperseite).
Golddrahtspirale (Grabmitte, östlich von den Spiralen).
Frag. von einem strichverzierten Armring (vermutlich an der rechten Hand)..
Bruchstücke eines längsgerippten Armbands (vermutlich an der rechten Hand).
Armband aus 6 blauen Glasperlen und Spiralröllchen (vermutlich an der rechten Hand).
Buckel (in Körpermitte, bei der Goldspirale).
Frag. Fibel (oberhalb des Schädels, an einer Haube. befestigt).
Nadel (oberhalb der Fibel, vermutlich im Haar) (Aner/Kersten 1978, 2519., 191 - 4).
Die Tote (Abb. 23) trug vermutlich eine Haube, an der nach Aner/Kersten (s.o.) eine Fibel befestigt war und im Haar steckte eine Nadel, die möglichweise, ähnlich wie im Südthüringer Raum, einen Haarknoten befestigte. Ein Gewandverschluß in Form einer Fibel bzw. Nadel konnte im Grab nicht beobachtet werden. Im Bereich des linken Armes befand sich wie in der vorherigen Bestattung, eine Dolchklinge mit der Heftplatte zum Kopf hin zeigend. An der rechten Körperseite, vermutlich im Haar befestigt, lagen zwei Goldspiralen und ein Spiralring aus Bronze. Desweiteren trug die Tote am rechten Unterarm einen Armring, ein Armband sowie ein Band aus Glasperlen und Spiralröllchen. In der Körpermitte lag ein Buckel, der vermutlich am Gürtel befestigt war. Daneben befand sich eine Goldspirale, die möglicherweise ebenfalls als Haarschmuck fungierte.
Fundort: Hüsby, Kr. Schleswig - Flensburg, Gem. Hüsby.
Fundstelle: Grabhügel 27, Grab A.
Bestattung A: W - O - orientierte, männliche Körperbestattung in einem Baumsarg mit großer Steinpackung.
Zeitl. Einordnung: Horizont 1.
Fundgegenstände: Tongefäß (oberhalb des Schädels).
Lanzenspitze (an der rechten Schulter).
Rollennadel mit dem Kopf nach SSW (in der Gegend der rechten Hüfte).
Schieferanhänger (östlich neben dem Anhänger).
Randbeil (am rechten Knie) (Aner/Kersten 1978, 2362., S. 124 -.133).
In der Gegend der rechten Hüfte befand sich eine Rollennadel mit der Spitze zur linken Körperseite des Toten (Abb. 24) weisend. Diese Position am Körper des Toten ist im Vergleich zu anderen Befundbeobachtungen für einen Gewandverschluß in dieser Region ungewöhnlich. Möglicherweise war der Bestattete in seinen Umhang bzw. in ein Leichentuch gewickelt und dabei fungierte die Nadel im Beckenbereich als Verschluß. Vielleicht ist diese Position auch durch eine Verlagerung zustande gekommen, obwohl im Grabungsbericht keine Störung erwähnt wurde. Als echte Beigaben in der Bestattung befanden sich an der rechten Schulter eine Lanzenspitze, am rechten Knie ein Randbeil sowie oberhalb des Schädels ein Tongefäß.
Fundort: Ülsby, Kr. Schleswig - Holstein, Gem. Ülsby.
Fundstelle: Grabhügel 3 mit Steinkranz, Grab B.
Bestattung B: Männliche Körperbestattung in einer rundovalen Steinpackung.
Zeitl. Einordnung: Horizont 3a.
Fundgegenstände: Griffangelschwert (linke Körperseite)
2 Doppelknöpfe; die kräftig gewölbte Mittelplatten mit inkrustiertem Sternmuster und Goldblechbelag lag auf Leder, das vielleicht vom Gürtel oder von e. Schwertriemen herrührte (Grabmitte, beiderseits des Schwertes).
Kreuzkopffibel (östl. vom Schwert, 1,60 m vom SSW - Ende,. vermutlich auf der Brust).
2 Goldblechstücke, jedes von 4,0 cm Länge (nordöstlich von der Fibel).
Spiralring (in Verlängerung der Schwertspitze, 2,10 m vom NNO - Ende).
Möglicherweise Fingerring (am Fußende).
Messer und Vollgriffmesser (zusammen liegend, 1,10 m vom NNO - Ende).
Feuerschlagstein mit behauener Oberfläche und abgenutzten Enden und Schwefelkiesfrag..
<
Reste eines Wollgewebes (Aner/Kersten 1978, 2441., S. 165 - 6).
An der linken Körperseite des Toten (Abb. 25) befand sich ein Griffangelschwert, dabei lagen auf jeder Schwertseite in der Grabmitte zwei Doppelknöpfe mit Sternmuster und Goldblechbelag. Beide Knöpfe waren auf einem Lederrest befestigt, der möglicherweise von einem vergangenen Schwertriemen stammte. Auf der Brust vermutlich trug der Tote als Gewandverschluß eine Kreuzkopffibel. Nordöstlich von der Fibel lagen zwei Goldblechestücke von 4,0 cm Länge. Eine Befestigungsmöglichkeit, wie u.a. in Form einer Öse, eines Hakens oder eines Loches, wurde bei den Goldblechen nicht beobachtet. Als weitere Beigaben befanden sich im Grab ein Feuschlagstein mit abgenutzten Enden und Schwefelkies sowie ein Vollgriffmesser und ein Messer, die dicht beieinander lagen. Am Fußende lag ein Fingerring und in Verlängerung der Schwertspitze an der linken Körperseite wurde wie in der vorherigen Bestattung, ein Spiralring beobachtet.








Fundort: Albersdorf, Kr. Dithmarschen (Dithmarscher Gruppe).
Fundstelle: Geschleifter Grabhügel 29 aus stark vergangenen Soden mit Resten eines Steinkranzes, Grab B.
Bestattung B: W - O - orientierte, weibliche Körperbestattung in einem Baumsarg.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2.
Fundgegenstände:Blechförmiges Bronzeband mit 2 Reihen Buckelchen an den Rändern und einer zickzackförmigen Reihe kleiner Buckel auf der Innenseite, Enden nicht erhalten (am Schädel, war vermutlich an der Mütze angebracht).
< DT> Gerippter Halskragen mit abgebrochenen Enden (am Hals).
Radnadel vom Ilmenautyp mit flacher Unterseite und 3 Rippen am Rand des Radkreuzes; 3 Kopfösen (schräg auf der Brust).
Dolchklinge mit 4 Nieten in der trapezoiden Heftplatte und .
bogenförmigem Heftabschluß, Spitze nach O gewandt (an der linken Hand).
3 blaue Glasperlen (an der rechten Hand).
Frag. Buckel mit Rillenverzierung und einer umlaufenden.
Dreieckspunzreihe am Rand
(bei den Perlen, an der rechten Körperseite) (Aner/Kersten 1991, 9005., S. 6 - 9).
Die Bestattung weist für diese Region eine ungwöhnliche Schmuckzusammensetzung auf. Die Tote (Abb. 26) trug vermutlich eine Haube, an der am unteren Rand ein buckelverziertes Bronzeband befestigt war. Als Gewandverschluß fungierte eine Radnadel, die schräg auf der Brust lag. Desweiteren trug die Tote einen Halskragen. An der linken Hand lag ein Dolch, die Spitze zeigte dabei zu den Füßen. Am rechten Unterarm trug die Tote vermutlich ein Armband aus Glasperlen. Bei den Perlen befand sich ein Buckel, der m. E. kein Armschmuckbestandteil darstellt, sondern möglicherweise am Gewand bzw. Gürtel befestigt war.
Fundort: Hövede, Kr. Dithmarschen.
Fundstelle: Grabhügel "De brede Barg", Grab A.
Bestattung A: NW - SO - orientierte, männliche Bestattung in einem Baumsarg mit Steinpackung.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2a.
Fundgegenstände: Schwertklinge mit 3 Nieten in der rundlich abschließenden Heftplatte und bögenförmigem Heftabschluß. Dachförmige Klinge seitlich abgesetzt, am Griffende
frag. Knauf mit Schlingspiralen um den spitzovalen Mittelknopf verziert (linke Körperseite).
Nordisches Absatzbeil mit ausgebrochenem Bahnende, Mittelwulst mit querlaufenden Rillen und 2 Perlschnurreihen verziert, auf den Schmalseiten Überreste einer Verschnurrung in Form durchgebogener Lederriemen am Holzschaft (quer über dem Knauf, beim Schwertgriffende). Über und unter dem Beil Leder- und .
Gewebefragmente, vermutlich von der Fellauskleidung des Sarges und der Bekleidung des Toten.
Frag., unverzierte Lanzenspitze mit dachförmigem First, Tülle mit 2 Nieten, Teile eines Holzschaftes (oberhalb des Knaufs, beim
Schwertgriffende).
2 dünne, goldene Armbänder mit einem Mittelgrat und je einer Punktreihe an den Seiten, die Enden jeweils in einem Knopf auslaufend, L. 27,2 bzw. 27,5 cm, Br. 1,2 cm (im Bereich des linken und rechten Armes).
Alte Pinzette mit schmalen Rippen an den verdickten Enden, verziert mit Perlschnurreihen (vermutlich im Bereich des rechten Unterarmes).
<
Frag. Fibel (bei der Pinzette, im Bereich des rechten Unterarmes).
Lanzettförmiger, blaubrauner Flintdolch umgeben von .
Schwefelkiesresten, der senkrecht im Boden steckte und als Feuerschlagstein gedient hatte (im Bereich der rechten Leiste, in der Nähe von der Fibel).
<
Frag. Gürtelhaken mit Spiralverzierung auf der runden Platte und Seitenhaken auf dem unteren
Bügel (neben der Pinzette, im Bereich des rechten Unterarmes bzw. Leiste) (Aner/Kersten 1991, 9157., S. 57 - 9).
<
Die Waffenbeigaben bestehend aus einem Schwert, einer Lanzenspitze und einem Absatzbeil lagen auf bzw. an der linken Seite. Dabei befand sich das Beil vermutlich in nächster Nähe vom bzw. auf dem Gewand des Toten (Abb. 27), da ober- und unterhalb der Klinge Gewebefragmente von der Kleidung und der Fellauskleidung beobachtet wurden. Dagegen lagen die Klingengeräte an der rechten Seite. So befand sich die Pinzette im Bereich des rechten Unterarmes; im Boden an der rechten Leiste vermutlich beim Gürtel, lag ein Flintdolch mit Schwefelkiesresten. Da im Bereich der rechten Leiste ein Gürtelhaken beobachtet wurde, kann angenommen werden, daß der Tote einen Gürtel trug. Als Gewandverschluß fungierte eine Fibel, die beim rechten Unterarm lag. Desweiteren befanden sich an jedem Arm, möglicherweise am Oberarm, ein dünnes, goldenes Armband, das auf Grund der Länge mindestens zweimal um den Arm gewickelt war.
Fundort: Trensbüttel, Kr. Dithmarschen.
Fundstelle: Grabhügel 55, 3 Bauphasen. Bauphase 2 mit einem Steinkreis, enthielt in der Mitte auf der alten Oberfläche eine Steinpackung A. Die Packung war oberhalb mit einem Humusband abgegrenzt, seitliche Abrutschflächen weisen darauf hin, daß der Hügel eine längere Zeit freigelegen hatte. Aufschüttung aus bräunlich, sandigen vergangenen Humussoden. Von Grabhügel/Bauphase 3 überlagert, Grab A.
Bestattung A: W - O - orientierte, männliche Körperbestattung in einem Baumsarg mit Steinpackung.
Zeitl. Einordnung: Horizont 2a.
Fundgegenstände: Schwertklinge vom Wohlder Typ mit halbkreisförmigem Heftabschluß und 4 Ringnieten in der ausladenen Heftplatte, Klinge mit dachförmiger Mittelrippe und gedengelten Kanten, darauf Überreste einer Scheide. Unterhalb des Schwertes Überresteeines feinen Wollgewebes von der Bekleidung des Toten, Spitze wies nach NNW (in der Grabmitte, vermutlich schräg über der Brust des Toten).
Kurzer grauer Flintdolch vom Typ VI mit eingezogenem Griff und gezackten Klingenrändern, Griffende durch Benutzung stark abgeschliessen, Spitze zeigte nach N, mit Pyritspuren und brauner Schwefelkiesknolle, fungierte als "Feuerzeug" (in Verlängerung des vergangenen Schwertgriffs, an der südl. Längswand).
Runder flachkonischer Buckel aus dünnem Goldblech mit punktförmiger Randverzierung und umgebörtelter Unterseite.
Deformierter, ehemals runder, flachkonischer Buckel aus dünnem Goldblech mit einem Loch in der Mitte, Ränder nach innen umgebörtelt (gegenüber dem vorherigen Buckel, in gestörter Lage, in einem Tiergang). Beide Buckel hatten vermutlich jeweils den Belag eines flachkugelförmigen Buckels aus organischem Material gebildet (Aner/Kersten 1991, 9261., S83 - 6).
Eine Schwertklinge lag vermutlich schräg über der Brust des Toten (Abb. 28), wobei sich unterhalb des Schwertes Gewebereste von der Bekleidung befanden. An der rechten Seite des Toten lagen ein Flintdolch mit Pyritspuren und eine Schwefelkiesknolle. Daneben befanden sich zwei Buckel aus dünnem Goldblech, die ehemals vermutlich den Belag eines Buckels aus organischem Material gebildet haben. Es liegen keine Angaben zur Fundlage vor, aber wie Parallelfunde aus diesem Gebiet zeigen, waren sie möglicherweise auf einem Schwertriemen befestigt.
Fundort: Suderheistedt, Kr, Dithmarschen.
Fundstelle: Grabhügel, Grab.
Bestattung: Männliche Körperbestattung in einem Baumsarg mit Steinpackung auf einem Steinbodenpflaster.
Zeitl. Einordnung: Horizont 3.
Fundgegenstände: Frag. Griffzungenschwert mit gewölbter Mittelrippe (an der rechten Körperseite).
Spiralfingerring aus doppeltem Golddraht mit geschlossenen Enden, 4 Windungen (rechte Körperseite, neben dem Schwert).
Frag. Schwertklinge mit 4 Nietlöcher in der Heftplatte, Klinge mit
gewölbter Mittelrippe, darauf Überrreste einer Fellauskleidung von der Holzscheide und geringe Fragmente eines Wollgewebes (auf der linken Brustseite).
2 Doppelknöpfe mit eingetieftem Sternmuster in der oberen Platte (neben den beiden Schwerter).
Frag. Fibel mit kleinem Kreuzkopf.
Endspirale einer zweiten Fibel mit abweichender Patina (neben der 1. Fibel).
6 feine Goldspiralröllchen (im Bereich der rechten Hand und des Schwertgriffs). Sie hatten wahrscheinlich als Besatz des Gewandes oder Gürtels gedient (Aner/Kersten 1991, 9249., S.80).
An der rechten Körperseite (Abb. 29) befand sich ein Griffzungenschwert, daneben auf der linken Brusthälfte lag eine weitere Schwertklinge. Darauf wurden u.a. geringe Fragmente eines Wollgewebes beobachtet. Neben den beiden Schwertern befanden sich zwei Doppelknöpfe, die vermutlich auf dem Schwertriemen befestigt waren. Desweiteren befanden sich nebeneinander eine Fibel mit kleinem Kreuzkopf sowie eine Endspirale einer zweiten Fibel. Auffallend ist jedoch, daß die zweite Fibel gegenüber den restlichen Fundstücken eine abweichende Patina aufweist. Als Gürtel- oder Kleiderbesatz fungierten sechs goldene Spiralröllchen, die im Bereich der rechten Hand und des Schwertsgriffs beobachtet wurden.
 






Fundort: Bleckmar, Kr. Celle (Allergruppe).
Fundstelle: Kahlberg, Grabhügel 3 aus Plaggen mit Steinkranz, Grab 1.
Bestattung 1: O - W- orientierte, weibliche Körperbestattung in einem Baumsarg im S - Sektor auf Bodenniveau (Laux 1971, 19.A., S. 168).
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Mind. 200 kegelförmige Hütchen (Kappenschmuck).
Große Anzahl an Spiralröllchen (Kappenschmuck).
Große Anzahl an Blechröhrchen (Kappenschmuck).
Große Anzahl an kleineren Spiralröllchen (Kappenschmuck).
4 Locken- oder Ohrspiralen mit 4 Windungen, L.W. 2,4 - 2,8 cm.
Kleine lünebürgische Fibel, Bügell. 7,5 cm, Nadell. 10,2 cm (am Hinterkopf).
Gerippter Halskragen Var. A, 9 Rippen.
Lüneburgische Radnadel der Var. A, dreirippige Felge, 3 ausgebrochene Ösen, L. 20,1 cm.
Zwei Armspiralen mit 6 - 7 Windungen, Dm. 6,4 cm (rechter und linker Unterarm).
Beinberge mit spitzovalem Stabquerschnitt.
Filzfragment (Piesker 1958, 12., S. 25).
Die Tote (Abb. 30) trug nach einer Rekonstruktion von Schlabow (1958, S. 18) (Abb. 31) eine aus drei Schichten bestehende runde, mit kegelförmigen Hütchen verschiedener Größen besetzte Filzkappe. Der Kappenrand war anhand der erhaltenen organischen Reste, mit einem dicken, aus Birkenbast gesponnenen Zierwulst eingefaßt, der deutliche Abdrücke von Bronzebeschlag aufwies. Von der Kappe an den Schläfen hingen je sechs abwechselnd mit Hütchen, Röhrchen und Spiralröllchen besetzte Schnürre herab. Unmittelbar daneben war am Kappenrand je ein bandartiges Gebilde, das ebenfalls einen Besatz aus drei Reihen aneinandergenähter Hütchen aufweist. Diese beiden Bänder hingen weit über die Schultern herab (Piesker 1958, S. 18 - 9). Nach Laux (1984, S. 57) widerspricht die Kappenrekonstruktion von Schlabow der von Piesker vorgelegten Zeichnung und seinen persönlichen Notizen in einigen Punkten. Es handelt sich laut Laux (1984, S. 57) u.a. um eine zylindrische kegelstumpfförmige Kappe und nicht etwa um eine von runder bzw. kalottenartiger Form. Nach Pieskers Zeichnung ist der Ansatz der seitlichen Gehänge am oberen Kappenrand zu suchen und nicht wie bei der Rekonstruktiom im unteren Haubenbereich. Ferner wurde von Schlabow die mit Spiralröllchen besetzte Kette, die ebenfalls beidseitig von der Haube über den Rücken herabhing, in seiner Zeichnung nicht berücksichtigt. Nach Laux (1984, S. 57) bestand die Haube aus einem beidseitigen Gehänge von senkrecht angeordneten Blechröhrchen oder Spiralröllchen, die jeweils von kegelförmigen Hütchen und/oder Spiralröllchen unterbrochen wurden. Auf Grund der waage- und senkrechten Anordnung des Besatzes sowie der Zerbrechlichkeit des Materials (vor allem der Hütchen) glaubt Laux, daß die Gehänge auf eine Unterlage ("bewegliche Flügel") aufgenäht und nicht, wie nach Piesker und Schlabow, an Fäden aufgezogen waren und frei von der Haube hingen. Die beiden Spiralröllchen besetzten Ketten sollten verhindern, daß beim Neigen des Kopfes, die beiden Flügel nach vorne klappten (Laux 1984, S. 57). Desweiteren befanden sich vermutlich am Schädel vier Locken- oder Ohrspiralen. Am Hinterkopf auf dem Haarknoten trug die Tote eine lüneburgische Fibel mit den Spiralen nach oben weisend (Piesker 1958, S. 19). Am Hals befand sich ein gerippter Halskragen. Je eine Armspirale wurde am rechten und linken Unterarm beobachtet. An einem der beiden Beine trug die Tote eine Beinberge (Piesker 1958, S. 25). Dieser Umstand deutet möglicherweise auf einen knielangen Rock hin. 
Fundstelle: Wittenberg, Grabhügel 4, Grab 2.
Bestattung 2: Männliche Bestattung.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Gefäßunterteil, verziert durch Fingerstreifen.
Goldspirale mit drei Windungen.
Böhmische Nadel mit verzierter seitlicher Scheibe und nach oben gerichteter Spiralöse auf der Rückseite, L. 16,0 cm.
Dolchklinge mit rundem Klingenabschluß und Resten einer Holzscheide, L. 16,5 cm.
Absatzbeil vom osthannoverschen Typus, L. 15,2 cm (Piesker 1958, 21., S. 26).
Es liegen keine Befundbeobachtungen vor, es sind jedoch Hinweise für Rekonstruktionsmöglichkeiten aus den restlichen Regionen des Untersuchungsgebietes gegeben. Demnach befand sich das Gefäßunterteil am Kopf- bzw. Fußende. Die Goldspirale war möglicherweise im Haar des Toten (Abb. 32) befestigt während die böhmische Nadel auf Grund der möglichen schmückenden Funktion auf dem Obergewand (Umhang/Kittel) im Schulter- bzw. Brustbereich lag. Dolchklinge und Absatzbeil befanden sich wahrscheinlich auf den gegensätzlichen Körperseiten des Bestatteten.
Fundstelle: Wittenberg, Grabhügel 4, Grab 3a.
Bestattung 3a: Weibliche Bestattung.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Papierdünne Bronzereste, vermutlich von einem Stirnband.
2 Lockenspiralen mit 4 Windungen, Dm. 2,4 cm.
Halskette aus Spiralröllchen und 7 Buckelanhänger.
Doppelradnadel L. 20,0 cm.
Unverzierter, rundstabiger Armring (rechter Unterarm).
Armspirale (linker Unterarm).
Kantiger Armring (linker Unterarm).
Unverzierter Beinring (Piesker 1958, 22., S. 26).
Die Tote (Abb. 33) trug vermutlich eine Haube, an der am unteren Rand als Verzierung ein Bronzeband befestigt war. Am Hals befand sich die Halskette aus Spiralröllchen und Buckelanhängern. Die Radnadel lag möglicherweise auf der Brust, mit der Spitze zu den Füßen zeigend. Desweiteren trug die Tote am rechten Unterarm einen Armring und am linken eine Armspirale sowie einen Armring. Ferner befand sich an einem der beiden Unterschenkeln ein Beinring.
Fundstelle: Wittenberg, Grabhügel 4, Grab 5.
Bestattung 5: Weibliche Bestattung.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Papierdünne Bronzeblechplättchen (Stirnblech ?) (am Kopf).
Kleiner gedrehter Goldring, Dm. 1,3 cm (am Kopf).
Kleine Goldspirale, Dm. 1,9 cm (am Kopf).
3 Lockenspiralen, Dm. 2,0 cm (am Kopf).
Gerippter Halskragen.
Kleiner Spiralring (neben dem Kragen), Dm. 1,7 cm.
Kette aus Spiralröllchen.
Unverzierte Bronzescheibe mit stumpfen Mittelbuckel, Dm. 7,1 cm (hing an der Kette).
Radnadel vom Speichenschema B, L. 23,5 cm.
2 Armspiralen mit je 12 Windungen.
Beinberge (Piesker 1958, 25., S. 26).
Die Tote (Abb. 34) trug vermutlich eine Haube, bei der ebenfalls wie in der vorherigen Bestattung, am unteren Rand ein Bronzeblechband befestigt war. Goldring, Goldspirale und die drei Lockenspiralen fungierten wahrscheinlich als Haarschmuck oder sie dienten möglicherweise auch als Haubenschmuck. Am Hals trug die Tote einen Halskragen sowie eine Spiralröllchen besetzte Kette, an der eine Bronzescheibe herabhing. Der kleine Spiralring, der bei der Bergung am Kragen lag, könnte auch als Haarschmuck fungiert haben. Auf der Brust befand sich eine Radnadel. Am linken und rechten Unterarm trug die Bestattete vermutlich je eine Armspirale. An einem Bein befand sich eine Beinberge, diese deutet daraufhin, daß die Tote möglicherweise einen kürzeren Rock trug.
Fundstelle: Wittenberg, Grabhügel 9, Grab 3.
Bestattung 3: Weibliche Bestattung in einem Baumsarg.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Verzierte Bronzescheibe mit Mittelkopf und unterseitiger Öse (am Kopf).
2 Ohr- oder Lockenspiralen, Dm. 3,1 cm.
Rundstabiger Halsring mit Endspiralen.
Mind. 80 - 100 kegelförmige Hütchen (um Schulter und Brust besetzter Umhang).
Buckelverzierte Scheibe mit Mittelbuckel und unterseitiger Öse (an der rechten Schulter).
Buckelverzierte Scheibe, Buckel durch Doppelspiralen verziert (an der rechten Schulter neben der vorherigen Scheibe).
Buckelverzierte Scheibe (auf der Brust).
2 verzierte Scheiben (dicht beieinander auf der linken Schulter).
Radnadel vom Speichenschema H mit kronenartiger Öse, L. 17,9 cm (auf der linken Schulter).
Unverzierte, rundstabige Oberarmberge (rechter Oberarm).
Unverzierte Oberarmberge (eine Endspirale mit alten Bruch) (linker Oberarm).
2 längsgrippte Armbänder (linker und rechter Unterarm).
Fingerberge ( am Ringfinger der rechten Hand).
Fingerspirale (am Mittelfinger der rechten Hand).
Fingerspirale (am kleinen Finger der rechten Hand).
Unverzierter, rundstabiger Beinring (rechtes Bein)
Unverzierte Beinberge (eine Endspirale mit alten Bruch).
Fragment einer Scheibe (außerhalb der Bestattung, von Tieren verschleppt) (Piesker 1958, 35., S. 27).
Die Tote (Abb. 35) trug vermutlich eine Haube, bei der an der rechten Seite eine Bronzescheibe mit der Öse nach oben befestigt war (Laux 1984, 5., S. 73). Die zwei Spiralen fungierten entweder als Haar- oder Ohrschmuck. Am Hals befand sich ein Halsring. Desweiteren trug die Tote einen Umhang, der im Bereich der Schulter und der Brust mit einer großen Anzahl Hütchen besetzt war. Als weiterer Besatz befanden sich dicht beieinander jeweils zwei Scheiben an der linken und rechten Schulter. Als Verschluß für den Umhang diente wahrscheinlich die Radnadel an der linken Schulter. Die Scheibe auf der Brust war vermutlich auf der Bluse befestigt. Je eine Berge befand sich am rechten und linken Oberarm und an den Unterarmen wurde je ein Armband beobachtet. Dieser reiche Armschmuck kann als Hinweis auf eine kurzämelige Bluse gedeutet werden, obwohl Oberarmschmuck auch über dem Gewand getragen werden kann. Es fehlen jedoch für eine genau Befundinterpretation Gewebereste. Daneben war die Tote reich an Fingerschmuck ausgestattet. An der rechten Hand befanden sich am Ringfinger eine Berge, am Mittelfinger sowie am kleinen Finger je eine Spirale. Am rechten Bein trug die Bestattete einen Ring sowie eine Berge, was für einen knielangen Rock spricht.
Fundstelle: Wittenberg, Grabhügel 15, Grab.
Bestattung: Weibliche Bestattung.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: 16 kegelförmige Hütchen (Kappengehänge).
48 z.T. geriffelte Bronzeblechröhrchen (Kappengehänge).
2 kleine Ringe mit spitzovalem Stabquerschnitt (rechte Kopfseite).
1 größere und 1 kleinere Locken- oder Ohrspirale (linke Kopfseite).
Halskette aus kleinen Spiralröllchen, einigen Gagatperlen und 1 Bernsteinperle.
2 längsgerippte Stollenarmbänder.
Rundstabiger Beinring mit leicht verjüngten Enden.
Kleiner Ösenbecher mit scharfem Schulterknick und 2 senkrechten Ösen (Piesker 1958, 40., S. 27).
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Die Tote (Abb. 36) trug eine schlichte Haube mit beidseitigem Bronzegehänge bestehend aus Hütchen und Blechröhrchen, die mit folgender Anordnung befestigt waren: 1. Reihe: 8 Röhrchen; 2. Reihe: 4 Hütchen; 3. Reihe: 8 Röhrchen; 4. Reihe: 4 Hütchen und 5. Reihe: 8 Röhrchen. Für den Hängeschmuck sind demnach insgesamt 16 Hütchen und 48 Bronzeblechröhrchen verwandt worden (Laux 1984, S. 54). Als weiterer Kopf- bzw. Haarschmuck wurden an der rechten Kopfseite zwei kleine Ringe beobachtet. Sie waren vermutlich im Haar befestigt. Auf der linken Seite wurden sowohl eine kleinere als auch eine größere Locken- bzw. Ohrspirale beobachtet. Am Hals trug die Bestattete eine Kette aus Spiralröllchen, Gagatperlen und einer Bernsteinperle. Über die Anordnung der Halsschmuckteile können auf Grund fehlender Beobachtungen keine Aussagen gemacht werden. Desweiteren trug sie vermutlich am rechten und linken Unterarm jeweils ein Stollenarmband und an einem Bein einen Ring. Daneben befand sich in der Bestattung ohne Fundangabe, möglicherweise am Kopf- oder Fußende, ein Tongefäß.
Fundort: Wardböhmen, Kr. Celle.
Fundstelle: Hengstberg, Grabhügel 4 aus Plaggen, Sand und verschiedenen Kiesnestern, Grab 1.
Bestattung 1: Weibliche Bestattung in einem Baumsarg in Hügelmitte (Laux 1971, 57. D.1, S. 179).
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: 4-6 Bronzeblechröhrchen (2-3 an jeder Kopfseite, Kappenschmuck).
Mind. 150 kegelförmige Hütchen (auf Brust und Rücken d. Umhangs).
Kleiner Spiralring (unterhalb der linken Schulter).
2 in der Ebene zusammengedrehte Spiralen (unterhalb der linken Schulter).
Kleines Knöpfchen mit unterseitiger Öse (unterhalb der linken Schulter).
Größerer unverzierter Knopf mit unterseitiger Öse (unterhalb der rechten Schulter).
1 Scheibe mit zwei sehr genau gearbeiteten, rundlichen Perlbuckelreihen und einem inneren
Kranz mit etwas größeren Buckeln um ein in der Mitte befindliches Loch (ohne Mittelbuckel,ohne unterseitiger Öse), Dm. 11,4 cm (Brust- oder Gürtelschmuck).
2 Armspiralen, Dm. 6,6 cm (an den Unterarmen).
Kleine, sehr brüchige, papierdünne Bronzeteilchen unbekannter Bedeutung (am Fußende) (Piesker 1958, 87., S. 31).
Die Tote (Abb. 37) trug vermutlich eine Haube, bei der an jeder Haubenseite zwei bis drei Blechröhrchen befestigt waren. Vermutlich hingen die Röhrchen in Höhe der Schläfen vom Haubenrand herab. Möglicherweise waren sie auch direkt auf der Kopfbedeckung befestigt. Daneben trug die Tote einen Umhang, der auf Brust und Rücken mit über 150 Hütchen besetzt war. Als Gewandschließe für den Umhang dienten vermutlich zwei Knöpfe, die unterhalb der rechten und linken Schulter beobachtet wurden (Piesker 1958, S. 31). Dabei wurde vermutlich um einen der beiden Knöpfe eine Woll- bzw. Lederschnur gewickelt, die am anderen befestigt wurde, somit konnte der Umhang nicht von der Schulter rutschen. Unterstützt wird diese Deutung als Gewandschließe durch das Fehlen einer Nadel. Im Bereich der Brust und des Beckens wurde eine Scheibe beobachtet. Nach Piesker (1958, S. 31) wird sie auf Grund der nicht eindeutigen Fundlage als Brust- bzw. Gürtelschmuck gedeutet. Daneben trug die Tote an den Unterarmen je eine Armspirale. Am Fußende befanden sich kleine papierdünne Bronzeteilchen, die möglicherweise als Schuhbesatz dienten.
Fundstelle: Hengstberg, Grabhügel 5 aus Plaggen. Alle Bestattungen sind in einer Richtung orientiert (ONO - WSW), Grab 2 (Laux 1971, 57., E. 2, S. 179).
Bestattung 2: Weibliche Bestattung.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Stark gebogene Nadel aus dreikantigem Bronzeband mit eingerollter kleiner Öse (am Schädel zum Scheitel hin).
Dicke Kordel mit großen Spiralröllchen (Halsschmuck)
Große spiralverzierte Scheibe mit Mittelbuckel und unterseitiger Öse, Dm. 13,0 cm (hing an der Kordel herab).
Kette aus abwechselnd angeordneten kleinen Spiralröllchen und 6 Buckelanhänger aus einer
Gußform mit starkem Mitteldorn, Dm. 6,5 cm.
Buckelverzierte Scheibennadel der Var. b mit elliptischer Kopfscheibe (Gewandschließe und zum Festhalten der großen Spiralkette), L. 24,0 cm.
Weidenblattförmiger Gürtelhaken, L. 8,6 cm (auf dem Gürtel)
2 große Armspiralen, Dm. 6,5 cm (rechter und linker Unterarm).
2 Spiralfingerringe (an 2 Fingern der rechten Hand).
Spiralfingerring (an der linken Hand).
Fingerberge (an der linken Hand).
Rundstabige Beinberge (an der rechten Wade).
Kantiger, massiver, an der Außenkante mit einer Kerbreihe verzierter Beinring mit verjüngten Enden (linker Unterschenkel) (Piesker 1958, 90., S. 31).
Nach Piesker (1958, S. 31) konnte auf Grund des fragmentarischen Zustands der Nadel nicht mehr festgestellt werden, ob diese am Haarknoten oder an einem Haarnetz bzw. vorn an einer möglichen Haube befestigt war. Sie befand sich bei der Bergung am Schädel in Nähe des Scheitels. Hinweise für eine weitere Rekonstruktionsmöglichkeit finden sich in Südthüringen. Dort wurden in einigen Frauenbestattungen im Bereich des Schädels Brillennadeln beobachtet. Sie haben nach Feustel (1958, S. 51) anhand von Geweberesten einen Schleier bzw. ein Kopftuch am Kopf der Frau gehalten. Desweiteren trug die Tote (Abb. 38) am Hals eine dicke Kordel, auf der große Spiralröllchen aufgereiht waren. Von der Kordel hing eine große Bronzescheibe auf die Brust herab. Diese Kette mit Scheibe wurde wahrscheinlich über dem Gewand getragen. Daneben trug die Tote als weiteren Halsschmuck eine Kette aus kleinen Spiralröllchen und sechs Buckelanhängern in alternierender Abfolge. Nach Piesker (1958, S. 31) fungierte die Scheibennadel als Gewandschließe und mußte daneben, auch noch der großen Spiralkette einen gewissen Halt geben. Demnach befand sich die Nadel vermutlich auf der Brust, in Höhe der rechten bzw. linken Schulterseite. An den Unterarmen der Tote befanden sich je eine große Armspirale und an zwei Fingern der rechten Hand trug die Tote je einen Spiralfingerring und an der linken, ebenfalls einen sowie eine Fingerberge. Auf dem Gürtel (konkretere Angaben liegen nicht vor) befand sich ein Gürtelhaken. Am rechen Unterschenkel trug die Bestattete eine Beinberge und am linken einen Beinring. Ring und Berge deuten eher auf einen knielangen Rock hin.
Fundstelle: Hengstberg, Grabhügel 5, Grab 5.
Bestattung 5: Weibliche Bestattung in einem Baumsarg.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Einige Bronzehütchen (Kappenbesatz).
Mehrere Ohr- oder Lockenspiralen, Dm. 2,7 - 4,0 cm.
Längsgerippter und mit konzentischen Kreisen verzierter Halskragen.
Unverzierter Halsring mit Hakenenden.
Halskette aus Spiralröllchen.
Große Bronzescheibe mit Mittelbuckel und unterseitiger Öse und verziert mit zwei Spiralreihen und drei konzentrischen Kreisbündeln, Dm. 14,0 cm (hing von der mit Spiralröllchen besetzten Kette herab).
Große, spiralverzierte Scheibennadel, L. 25,0 cm.
2 Armspiralen, Dm. 6,0 cm (linker und rechter Unterarm).
Fingerring (linke Hand).
2 Beinbergen, dabei hing von einer ein kleiner rundstabiger Bronzering herab (rechter und linker Unterschenkel) (Piesker 1958, 93, S. 31).
Die Tote (Abb. 39) trug vermutlich eine mit Bronzehütchen besetzte Haube. Im Haar und/oder am Ohr befanden sich mehrere Ohr- oder Lockenspiralen. Der sehr aufwendige Halsschmuck bestand dabei aus einem Halskragen, einem Halsring sowie einer aus Spiralröllchen zusammengesetzte Kette, von der eine große Bronzescheibe auf die Brust herabhing. Diese große Spiralkette mit Scheibe wurde wie in der vorherigen Bestattung, vermutlich durch eine große Scheibennadel gehalten. Daneben fungierte diese Nadel ebenfalls als Gewandschließe. Beide Bestandteile (Nadel und Kette) befanden sich wahrscheinlich auf dem Gewand, dabei lag die Nadel in Höhe der rechten bzw. linken Schulter. Daneben trug die Tote an den beiden Unterarmen je eine Armspirale und zusätzlich an einem Finger der linken Hand einen Fingerring. Bei dem sehr aufwendigen Beinschmuck befanden sich an den Unterschenkeln je eine Beinspirale und eine Beinberge, wobei an der linken Beinberge ein kleiner Bronzering herabhing. Die Tote trug anhand des Beinschmucks wahrscheinlich einen knielangen Rock.
Fundstelle: Hengstberg, Grabhügel 7 bestehend aus zwei zusammengewachsenen Hügeln. Das Hügelmaterial bestand aus Plaggen, Sand und Kiesnester (Hügel A), Grab 1.
Bestattung 1: Weibliche Bestattung auf Bodenniveau (Laux 1971, 57., G. 1, S. 180).
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: 15 Hütchen (Kettenbestandteile).
18 Blechröhrchen (Kettenbestandteile).
Spiralröllchen (Kettenbestandteile).
Mehere kleine Lockenspiralen.
Lüneburgische Radnadel, Var. a, L. 18,6 cm.
Armring mit rautenförmigem Stabquerschnitt (rechter Arm).
Armspirale (linker Unterarm) (Piesker 1958, 94., S. 32).
Die Tote (Abb. 40) trug eine dreifach zusammengesetzte Kette aus Hütchen und Blechröhrchen. Von der eine weitere aus Spiralröllchen gebildete Kette herabhing. Im Haar befanden sich mehrere Lockenspiralen. Vermutlich auf der Brust und in Höhe der Schulter befand sich eine Radnadel. Daneben trug die Bestattete am rechten Unterarm einen Armring und am linken eine Armspirale.
Fundstelle. Schaftstallberg, Grabhügel 1 aus Sand, Randbefestigung aus Plaggen, Grab 1.
Bestattung 1: Weibliche Bestattung am N - Rand des Hügels (Laux 1971, 58., A. 1, S. 181).
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Ca. 36 kegelförmige Hütchen (Haubenbesatz).
6 Spiralröllchen (Haubenbesatz).
36 geriffelte Bronzeblechröhrchen (Haubenbesatz)
Spiralröllchen (Haubenbestandteil).
Kleine Bronzespiralen (Haubenbestandteil).
4 kleine Lockenspiralen (je 2 an der linken und rechten Kopfseite).
Halsring mit gegenständigen Spiralen.
2 Armspiralen, Dm. 6,5 cm (rechter und linker Unterarm) (Piesker 1958, 101., S.32).
Die Tote (Abb. 41) trug nach Piesker (1958, S. 32) eine Art Flügelhaube aus festem, vermutlich filzartigem Material mit beidseitigem Hängeschmuck aus Hütchen, Spiralröllchen und Bronzeblechröhrchen. Diese Besatzteile waren möglicherweise auf einer organischen Unterlage befestigt und in Schädelhöhe zu Reihen geordnet. Dabei waren die beiden Haubenenden durch eine aus Bronzespiralröllchen zusammengesetzte Kette, die auf den Rücken herabhing, miteinander verbunden. Diese Kette endete auf der rechten Kopfseite in einem kleinen Spiralring, mit dem sie in einem am Hängeschmuck angebrachten kleinen Bronzehaken befestigt wurde. Der Haken bestand aus einem zusammengebogenen Stück Bronzedraht (Laux 1984, S. 53). Als weiterer Kopfschmuck befanden sich an jeder Schädelseite zwei Lockenspiralen, möglicherweise haben sie als Zopfringe fungiert. Daneben trug die Tote einen Halsring und an den Unterarmen je eine Armspirale.
Fundstelle: Schafstallberg, Grabhügel 1, Bestattung 2.
Bestattung 2: Weibliche Bestattung.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Buckelverziertes Diadem mit aufgerollten Enden, L. 53,0 cm, Br. 2,9 cm (am Schädel).
Buckelverzierte Bronzescheibe (linke Hinterkopfseite).
2 große Ohrspiralen (vermutl. um die Ohrmuschel herumgelegt).
Gerippter Halskragen.
Große Anzahl an kegelförmigen Bronzehütchen (Brust, Rücken und Oberarme, Besatz e. Umhangs).
Lüneburgische Radnadel der Var. a, L. 22,7 cm (hoch auf der Brust).
Etwa 15 kegelförmige Hütchen (Gürtelschmuck).
Flache Bronzescheibe (Gürtelschmuck).
Flach, gewölbter, unverzierter Bronzeknopf (Gürtelschmuck).
Flache, fast ebene, unverzierte Bronzescheibe (Besatz).
3 gewölbte, buckelverzierte Bronzescheiben (eine davon ohne Mittelbuckel und Öse) (Gewandbesatz).
2 Armspiralen (linker und rechter Unterarm).
Massiver, kantiger, verzierter Armring (linker Unterarm).
2 unverzierte, rundstabige Beinbergen (linkes und rechtes Bein).
Unverzierter Beinring mit rundem Stabquerschnitt (rechtes Bein).
2 Doppelspiralen, deren Endspiralen im Winkel zueinander stehen, 1 Spirale abgebrochen (neben dem Beinschmuck des rechten und linken Unterschenkels) (Piesker 1958, 102., S. 32).
Die Tote (Abb. 42) trug vermutlich eine Haube, an der ein Diadem sowie eine kleine Bronzescheibe am Hinterkopf befestigt waren. An den beiden Ohren befanden sich wahrscheinlich je eine große Spirale, die um die Ohrmuschel gelegt wurden. Am Hals wurde ein Halskragen beobachtet und außerdem trug die Tote einen nach Piesker (1958, S. 31) weiten Umhang (bzw. Mantel), dessen Oberteil (Brust, Rücken und Oberarme) mit zahlreichen Bronzehütchen benäht war. Als weiterer Besatz für den Umhang wurde eine flache Bronzescheibe befestigt (es liegen jedoch keine Angaben zur Fundlage vor). Der Umhang wurde auf der Brust vermutlich in Höhe der Schultern durch eine Radnadel zusammengehalten. Die ursprüngliche Position der drei Bronzescheiben am Untergewand (vermutlich an der Bluse) konnte Piesker (1958, S. 32) dadurch rekonstruieren, daß sie beidseitig von Bronzehütchen umgeben waren. Wobei sich Bronzehütchen auf und ebenso unter den Scheiben umgekehrt liegend (von der Rückseite des Umhangs) befanden. Auf dem Gürtel fand sich eine flache Bronzescheibe und daneben als weiterer Gürtelschmuck wurden 15 Hütchen und ein flacher Bronzeknopf beobachtet. An den Unterarmen trug die Bestattete je eine Armspirale und am linken Unterarm als weiteren Schmuck einen Armring. Der Beinschmuck war ebenfalls sehr aufwendig, dabei befanden sich an den beiden Unterschenkeln je eine Beinberge sowie ein Beinring. Dieser Befund deutet auf einen knielangen Rock hin. Desweiteren lag neben dem Beinschmuck je eine Doppelspirale, deren Endspiralen im Winkel zueinander stehen.
Fundstelle: Schafstallberg, Grabhügel 13, Grab 4.
Bestattung 4: Männliche Körperbestattung mit winkelig abgebogenem rechten Unterarm. Es stellt das älteste Grab im Hügel dar.
Zeitl. Einordnung: Zeitgruppe 5.
Fundgegenstände: Kleiner Bronzehaken (neben dem Schädel).
Große lüneburgische Fibel (auf der Brust).
Verzierter, fast geschlossener, kantiger Armring, Verzierung stark verwischt (rechter; Unterarm).
Großer Fingerring (2,5 cm licht. W.) (rechte Hand).
Dolchklinge mit abgerundetem Klingenabschluß (rechte Hand umschloß den Dolchgriff).
10 herzförmige Feuersteinpfeilspitzen ( 30 cm vom Fingerring entfernt in Richtung Fußende, dicht beieinander) (Piesker 1958, 120., S. 34).
Die Funktion des kleinen Haken neben dem Schädel ist unklar. Daneben trug der Tote (Abb. 43), vermutlich als Gewandverschluß, auf der Brust eine Nadel sowie am rechten Unterarm einen Armring und einen Fingerring. Desweiteren befand sich eine Dolchklinge an der rechten Hand, wobei nach Piesker (1958, S. 34) die Hand den jetzt vergangenen Griff umschloß. Daneben enthielt die Bestattung als weitere Waffenbeigabe zehn dicht beieinander liegende Pfeilspitzen, die nahe beim Fußende des Toten lagen.















Fundort: Steinau, Kr. Fulda (Osthessische Gruppe).