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Titel: Starke Kinoheldinnen : Weibliche Figuren im zeitgenössischen Mainstreamkino
Sonstige Titel: Strong Movie Heroines : Female Characters in Contemporary Mainstream Movies
Sprache: Deutsch
Autor*in: Weitbrecht, Marie Helena
Schlagwörter: film; women; movie; character; strong
GND-Schlagwörter: Film
Film
Frau
Heldin
Kino
Geschlecht
Stärke
Figur
Filmgestalt
Feminismus
Prinzessin
Jungfräulichkeit
Liebe
Romance
Erscheinungsdatum: 2020
Tag der mündlichen Prüfung: 2016-07-20
Zusammenfassung: 
Internationale Filmkritik spricht seit den 1990er-Jahren verstärkt von ‚starken Kinoheldinnen‘. Diese Studie untersucht, inwiefern zentrale Frauenfiguren im zeitgenössischen Mainstreamkino als ermächtigt und ‚stark‘ und inszeniert werden – nicht allein im Sinne physischer Stärke, sondern vor allem im Ausdruck von Handlungsmacht auf Plot-Ebene, sowie auch in der audiovisuellen Vermittlung. Filme der Jahre 2000–2014 mit den höchsten Besucherzahlen in deutschen Kinos (Top 30, Daten nach der Filmförderungsanstalt, FFA) werden zunächst dahingehend analysiert, ob ihre Plots von Frauen handeln. Im Anschluss daran wird untersucht, wie zentrale Frauenfiguren in diesen Filmen inszeniert werden.

Zu Beginn steht ein Überblick über die Forschungslage mit Schwerpunkt auf feministisch orientierte Filmwissenschaft und kommunikationswissenschaftliche Studien. Ich definiere, wann ein Film als ‚frauenzentriert‘ gelten kann und stelle eine Plot-Typologie vor, die nach Plots um Individuation, Begegnung, Strategieverfolgung oder Bewältigung/Integration fragen. Für die Analyse wird ein integratives Instrumentarium erschlossen, mit dem frauenzentrierte Filme multidimensional untersucht werden können. Zentral dabei sind die Kategorien innerdiegetischer Agency der Figuren (ob sie auf strukturelle Hindernisse stoßen oder nicht und ihre Ziele erreichen oder nicht), prozeduraler Rhetorik (eine ‚Moral‘, die ein Film über Figuren vermittelt), erzählerische Agency (die Beteiligung von Frauenfiguren an der Vermittlung des Plots), Körperlichkeit (wie ein Film inhaltlich weibliche Körper verhandelt), sowie Blickstrukturen auf weibliche Körper (wie die audiovisuelle Inszenierung weibliche Körper vermittelt). Anschließend wird aus dem Ausgangskorpus von 450 Filmen das Untersuchungskorpus mit 86 frauenzentrierten Filme generiert: 19,8% der Filme stellen also eine Frau in den Mittelpunkt ihres Plots. Das Korpus wird weiterhin auf quantitative Parameter hin analysiert, welche genderspezifische Produktionsbedingungen der Filme kontextualisieren.

Der Analyseteil untersucht die 86 Filme nach der Struktur der vier eingeführten Plot-Typen. In vier Unterkapiteln werden die Filme mit je tradierten Ausgestaltungen dieser Plots gegengelesen werden (z.B. Prinzessinnen- und Jungfrauen-Figuren, Liebende, die auf einen Ritter oder Byronischen Helden treffen, ‚maskuline‘ Strateginnen, ‚feminine‘ Helferinnen, Opfer, Trauernde). Dabei zeigt sich, dass Agency häufig relativiert wird und Figuren sich häufig zum Ende wieder in tradierte Rollenmuster fügen, oder, dass besonders physisch starke Figuren häufig als sexualisierte Schauobjekte dargestellt werden. Es ist also weder zutreffend, dass Frauenfiguren im aktuellen Mainstreamkino progressiv und handlungsmächtig sind, noch zeichnet sich eine positive Entwicklung hinsichtlich quantitativer Repräsentation von Frauenfiguren ab. Zudem werden zunächst als ‚stark‘ erscheinende zentrale Frauenfiguren auffällig häufig als ‚tote Jungfrauen‘ in Szene gesetzt; dieses Motiv steht als Visiotyp von Passivität und Machtlosigkeit beispielhaft für die Reaktion zeitgenössischer westlicher Mainstreamkultur auf weibliche Kraft.

Since the 1990s, international film criticism has increasingly spoken of ‘strong female characters’. This study examines to what extent central female characters in contemporary mainstream cinema are depicted as empowered and 'strong' – not only in terms of physical strength, but also in the expression of agency at plot level, as well as in their audio-visual depiction. The study analyses films with the highest number of visitors in German cinemas (top 30, data according to the Filmförderungsanstalt, FFA) in the years 2000–2014; firstly, it is determined whether their plots are about women, and secondly, it is analysed how these characters are staged.

The study begins with an overview of current research with a focus on feminist film studies and communication studies. Following the definition of a ‘woman-centred’ film a plot typology is presented which classifies plots as either about individuation, encounter, strategy pursuit or coping/integration. An integrated model is developed with which women-centred films can be examined multidimensionally. Central to this are the categories of intra-diegetic agency of the characters (whether they encounter structural obstacles or not and achieve their goals or not), procedural rhetoric (the ‘moral’ which a film conveys about characters), narrative agency (the participation of female characters in the mediation of the plot), corporeality (how a film negotiates the topic of female bodies), as well visual perspectives on female bodies (how the mise-en-scène stages female bodies). Then, an initial body of 450 films is examined for women-centred films, identifying a total of 86 films (19.8%) that narrate plots evolving around a woman. These make up the corpus for the analysis, which is further contextualised regarding gender specific parameters around the productions of the films.

The analysis section examines the 86 films according to the structure of the four plot types. In four subsections, the films are read against each of the traditional designs of these plots (e.g. princess and virgin characters, lovers who meet a knight or Byronic hero, ‘masculine’ strategists, ‘feminine’ helpers, victims, mourners). It becomes clear that agency of female characters is often relativized and once independent women often end up in traditional role patterns, or that particularly physically strong women characters are often depicted in objectified and sexualised ways. It is therefore not true that female figures in current mainstream cinema are staged as progressive and powerful, nor is there a positive development regarding the quantitative representation of female figures. In addition, central female figures appearing as ‘strong’ are often depicted as ‘dead virgins’; This motif of passivity and powerlessness exemplifies the dynamic of how contemporary western mainstream culture faces female power.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/8360
URN: urn:nbn:de:gbv:18-102627
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Fahlenbrach, Kathrin (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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