Vom Wert zum Preis. Die Entwicklung der modernen Ökonomik aus systemtheoretischer Perspektive

Abstract

Die Arbeit untersucht die Entwicklung der ökonomischen und proto-ökonomischen Theoriebildung unter Berücksichtigung der These Niklas Luhmanns, dass sich die Wirtschaftsgeschichte als Geschichte der Herausbildung eines semantisch codierten autopoietischen Funktionssystems Wirtschaft interpretieren lässt. Die Eigenständigkeit ökonomischer – im Unterschied zu politischer, moralischer, theologischer – Kommunikation bemisst sich dabei, so Luhmann, an der zunehmenden Autonomie einer Kommunikation über ‚Preise’ anstelle von ‚Werten’. Der Fokus der Arbeit liegt auf der Analyse von Veränderungen des Forschungsvokabulars innerhalb der ökonomischen Wissenschaft, die diese Transformation spiegeln. Es wird versucht die These zu belegen, dass sich mit zunehmender Ausdifferenzierung des Funktionssystems Wirtschaft auch in der Ökonomik als dessen Reflexionstheorie eine Verschiebung von einer Semantik des Wertes zu einer des Preises beobachten lässt; verstanden als eine graduelle Abnahme der Referenz auf invariante Substantialität im Wertbegriff und somit einer schrittweisen Bewegung hin zu einem Verständnis von ökonomischem Wert, der sich vollends relational bestimmt. Als die drei markantesten Stadien dieser Entwicklung werden (1) die theoretische Auffassung einer Wert- Genese aus der Natur in den proto-ökonomischen Theorien bis zur ökonomischen Klassik, (2) die theoretische Auffassung der Wertgenese durch menschliche Arbeit in der Klassik und schließlich (3) die theoretische Verortung des Wertphänomens im Subjekt ab dem Marginalismus interpretiert. Zudem wird versucht zu zeigen, dass es Anzeichen für eine Art Co-Evolution zwischen dieser Transformation des Wertbegriffs und der zunehmenden Abgrenzung eines geschlossenen wirtschaftswissenschaftlichen Kanons gegenüber den angrenzenden Sozialwissenschaften gibt.