Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): Umsetzungsstand und Indikatoren zur Erfassung in der dualen Berufsausbildung

Abstract

In der vorliegenden Dissertation werden die Forschungsergebnisse zum Umsetzungsstand und zur Erfassung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Berufsbildung (BBNE) über Indikatoren zusammengeführt. Seit mehr als 20 Jahren werden Modellversuche und Forschungsprojekte zum Thema durchgeführt. Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen für die Implementations- und Transferforschung sind für die Praxis zahlreiche Bildungsprodukte entstanden, deren breite Anwendung und Verstetigung in der Praxis notwendig sind. Obwohl der Transfer in den Förderprojekten von Beginn an mitgedacht wurde und die strukturelle Verankerung im Fokus der Bemühungen steht, wird Nachhaltigkeit bisher nicht umfassend im beruflichen Kontext gelebt und gestaltet. Vor diesem Hintergrund stehen zwei zentrale Fragestellungen im Fokus der Arbeit: Zum einen ist von Interesse, wie der der Status Quo von BBNE erhoben und damit Steuerungswissen für die Zukunft generiert werden kann. Dazu werden geeignete und verfügbare Indikatoren für die Berufsbildung benötigt. Die ersten beiden Beiträge widmen sich dem Entwicklungsprozess von BBNE Indikatoren. In einem iterativen und qualitativen Forschungsprozess wurde zunächst ein grundlegendes Modell entwickelt, welches die Handlungsfelder für BBNE auf drei Akteursebenen aufzeigt. Im Ergebnis sind zwei zentrale Erkenntnisse festzuhalten: Besonders relevante Dimensionen für BBNE wurden identifiziert, jedoch sind keine Daten zur Operationalisierung der Indikatoren bisher verfügbar. In einer Pilotstudie wurde deshalb ein standardisiertes Befragungsinstrument getestet und der Ablauf der Befragung an einer Stichprobe mit Betrieben erprobt. Im Ergebnis wurde gezeigt, dass die Erfassung des Indikators „Anteil an Betrieben mit BBNE-qualifiziertem Ausbildungspersonal“ möglich ist. Der Indikator ist a) inhaltlich relevant und glaubwürdig, b) kann er wiederholt eingesetzt werden und liefert somit fortschreibbare Ergebnisse und c) ist er hinsichtlich des Datenzugangs machbar. Zum zweiten wird in der Arbeit der Frage nachgegangen, welchen Beitrag zuständige Stellen bei der Umsetzung bzw. Verstetigung von BBNE leisten. Zuständige Stellen sind eine Besonderheit der Berufsbildung, die es in anderen Bildungsbereichen in der Form nicht gibt. Sie sind auf der mittleren Ebene – zwischen Gesetzgebung und Umsetzungsebene – angesiedelt und sollen die Berufsbildung überwachen. Sie können somit einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung von BBNE im praktischen Teil der Ausbildung leisten. Im Ergebnis wird – ebenfalls anhand der Modelldimensionen – aufgezeigt, in welchen Handlungs-feldern Zuständige Stellen (hier Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern) bereits agieren und welche Indikatoren sie zur Verfügung stellen können. Auf Basis der Ergebnisse wird abschließend diskutiert, welche Veränderungen für den Transfer und die dauerhafte Verstetigung von BBNE notwendig sind.

This dissertation brings together the research findings on the implementation status and survey of education for sustainable development (ESD) in vocational education and training (VET). For more than 20 years, pilot projects and research studies have been conducted on the topic. In addition to scientific findings for implementation and transfer research, numerous educational products have been created for practical use. The broad use and anchoring in practice of this products are necessary. Although transfer was considered from the beginning in the projects and the structural anchoring is in the focus of the efforts, sustainability is not lived and designed comprehensively in the professional context. Against this background, two central questions are in the focus of the work: On the one hand, it is of interest how the status quo of ESD in VET can be surveyed and thus how steering knowledge for the future can be generated. This requires suitable and available indicators for VET. The first two articles are dedicated to the development process of ESD indicators in VET. In an iterative and qualitative research process, a basic model was first developed, which shows the fields of action for VET at three stakeholder levels. As a result, two key findings can be noted: Particularly relevant dimensions for ESD were identified, but no data to operationalize the indicators are available yet. A standardized survey instrument was therefore tested in a pilot study and the survey procedure was tested on a sample of companies. As a result, it was shown that it is possible to collect data for the indicator "percentage of companies with ESD-qualified training staff". The indicator is a) relevant in terms of content and trustworthy, b) it can be used repeatedly and thus provides updatable results and c) it is practicable in terms of data access. On the other hand, the paper explores the question of what contribution competent authorities make in implementing or anchoring ESD. Competent authorities are a specificity of VET that do not exist in the same form in other educational sectors. They are located at the intermediate level - between legislation and realization level. Their task is to supervise VET. They can thus make a significant contribution to the implementation of VET in the practical part of education. As a result, it is shown - also on the basis of the model dimensions - in which fields of action competent authorities (here Chambers of Industry and Commerce and Chambers of Crafts) are already acting and which indicators they can provide. The study concludes with a discussion of the changes that are necessary for the transfer and long-term perpetuation of ESD.