Titel: Beratung in interkultureller Kommunikation
Sprache: Deutsch
Autor*in: Abiri, Sara
Schlagwörter: Flucht und Migration; Ratgeben; Negierung; Konstellationen des Negierens; Institutionelle Kommunikation
GND-Schlagwörter: Sozialpädagogische BeratungGND
Institution <Soziologie>GND
Funktionale PragmatikGND
LinguistikGND
NegationGND
Erscheinungsdatum: 2022
Tag der mündlichen Prüfung: 2023-05-22
Zusammenfassung: 
In der vorliegenden Arbeit wird Interaktionen zwischen BeraterInnen und KlientInnen des Flüchtlingszentrums Hamburg anhand von authentischen Audioaufnahmen aus seinem institutionellen Alltag untersucht. Mittels funktional-pragmatischer Diskursanalyse wird untersucht, wie der kommunikative Alltag bei der stetig ansteigenden Anzahl von Geflüchteten und den damit entstehenden neuen Aufforderungen bewältigt wird. Der Ablauf dieser Diskurse wird im Zuge dieser Arbeit abgebildet, sodass ein Überblick über den gesamten Gesprächsvollzug und dessen sprachlicher Organisation durch die beteiligten AktantInnen gegeben wird.
Den Schwerpunkt der folgenden Diskursanalyse bilden die „Konstellationen des Negierens“ und die damit verbundenen kommunikativen Probleme, die sich als Besonderheit dieser Diskurse manifestieren.
In diesen Gesprächen kommt es immer wieder zu Konstellationen, in denen es klientenseitige Anliegen gibt, die mit den institutionellen Handlungsmöglichkeiten konfligieren. Oftmals kommt es dazu, dass die Handlungspläne, die die KlientInnen gefasst haben, gar nicht oder nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben, zu realisieren sind, sodass die BeraterInnen „Nein sagen“ müssen. Unterschiedliche Ausformungen dieses „Neinsagens“ sind in dieser Arbeit unter dem Begriff „Konstellationen des Negierens“ zusammengefasst.
Es wird anhand von unterschiedlichen Konstellationen des Negierens aufgezeigt, welche Konsequenzen diese für die Interaktion haben, inwiefern diese ein Handlungssystem gefährden und mit welchem kommunikativen Aufwand die BeraterInnen Nein sagen, um das Handlungssystem stabil zu halten. Da sich die vorliegenden Gesprächsdaten in drei Sprachkonstellationen untergliedern lassen, wird außerdem geprüft, inwiefern diese mehrsprachigen Gesprächssituationen Einfluss auf die jeweiligen Konstellationen des Negierens haben. Als wichtigen Aspekt der vorliegenden Arbeit bei der Diskursanalyse gilt es neben Institutionalität und Interkulturalität, die besondere soziale und rechtliche Lage der Geflüchteten zu berücksichtigen.
Die Gesprächspartner sind nicht nur institutionellen Regeln und interkulturellen Bedingungen, sondern zudem auch dem restriktiven Rahmen der Sozialen Arbeit mit Geflüchteten unterworfen, die sowohl für die KlientInnen als auch für die BeraterInnen mit Erfahrungen von Überforderung und Ohnmacht verbunden ist. Auch das zu vermittelnde Wissen und damit der gesamte Gesprächsverlauf wird dementsprechend komplexer, wenn die KlientInnen außer unterschiedlichen Muttersprachen, kulturellen Hintergründen und institutionellen Erfahrungen auch verschiedene Rechte und Ansprüche wegen der restriktiven Rahmenbedingungen haben.
Es wurden unterschiedliche Typen von „Konstellationen des Negierens“ identifiziert:
1. Negierung der nicht-präferierten Handlungsalternative,
2. Ausschluss aller Handlungsalternativen,
3. Negierung wegen nicht erfüllten Voraussetzungen,
4. Widerlegen.
Zudem erwies sich der Einsatz des Sprachmittlers im untersuchten Diskurs als Kommunikationshindernis, der neue Kommunikationsprobleme verursachte, weil dieser nicht nur die Positionen der beteiligten Parteien (Klient und Beraterin) wiedergibt, sondern selbst in den Gesprächsverlauf eingreift. Dadurch steuert er nicht nur das Gespräch, sondern beeinflusst dieses auch durch seine Auslassungen und Verkürzungen, was sich auch (negativ) auf das Beratungsergebnis auswirkt, weil dem Ratsuchenden möglicherweise wichtige Informationen aus professioneller Sicht vorenthalten werden. Während sich die negierenden Sprechhandlungen in den unterschiedlichen Sprach(en)konstellationen nicht wesentlich innerhalb der Beratungsgespräche voneinander unterscheiden, weisen die konkreten sprachlichen Realisierungsformen charakteristische Züge auf, die auf die jeweilige Sprach(en)spezifik zurückzuführen sind.
Die Bearbeitung der Forschungsfragen dieser Arbeit ist sowohl von wissenschaftlichem als auch praxisbezogenem Interesse, denn die Erkenntnisse über mögliche Konstellationen des Negierens sowie über deren kommunikative Manifestationen liefern essenzielle Ansatzpunkte für die kommunikative Bearbeitung von schwierigen Situationen, von denen praktizierende BeraterInnen, KlientInnen und dolmetschende Personen gleichermaßen profitieren.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/10773
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-116047
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Bührig, Kristin
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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