DC ElementWertSprache
dc.contributor.advisorWollesen, Bettina-
dc.contributor.authorOtto, Ann-Kathrin-
dc.date.accessioned2024-09-10T10:08:33Z-
dc.date.available2024-09-10T10:08:33Z-
dc.date.issued2023-03-
dc.identifier.urihttps://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/11142-
dc.description.abstractEinleitung Die Arbeit in der Pflege ist gekennzeichnet durch steigende Arbeitsbelastungen, die in Abhängigkeit der Fachexpertise, Ressourcen und Persönlichkeitsaspekte in hohe psychische und physische Beanspruchungen münden. Pflegekräfte der ambulanten und stationären Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege sind insbesondere körperlichen Belastungen ausgesetzt, die z. B. durch die schwere körperliche Arbeit in ungünstigen Körperpositionen unter Zeitdruck entstehen und zu lumbalen Rückenschmerzen führen können. Der Vergleich von Pflegekräften in der ambulanten und stationären Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege zeigt, dass Altenpflegekräfte die höchste Hebe- und Drehbelastung aufweisen. Daraus resultierend leiden sie vermehrt unter Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS). Insbesondere ergonomische Faktoren (z. B. die statische vorgebeugte Rumpfneigung bei Umpositionierungen von Pflegebedürftigen) aber auch biologische, psychologische und soziale Faktoren gelten als Risikofaktoren für die Ätiologie von Rückenschmerzen. Eine zielgerichtete Präventionsarbeit und Gesundheitsförderung zur Vermeidung oder Reduktion von Schmerzen in der LWS bei Altenpflegekräften ist demnach von hoher Relevanz. Die Evidenz für effektive Interventionsprogramme ist bislang gering und inkonsistent. Zu vermutende Gründe sind settingspezifische Faktoren (z. B. Zeitdruck, organisatorische Barrieren), die in kleinen Stichproben, einer geringen Adhärenz und hohen Abbrecherquoten münden. Die Berücksichtigung der multifaktoriellen Einflüsse auf die Rückengesundheit, ist in der Konzeption und Umsetzung von Interventionsmaßnahmen oftmals unzureichend. Darüber hinaus fehlen Informationen zu Trainingsmodalitäten und es wird selten eine gezielte Strategie zur Motivationsbildung oder Verhaltensänderung adressiert. Erste Untersuchungen geben settingübergreifende Empfehlungen für mögliche Inhalte von Interventionsmaßnahmen. Weitere Studie hingegen weisen auf die Relevanz von zielgruppenspezifischen Maßnahmen hin. Es ist unklar, welche Interventionsinhalte mit welchen Trainingsmodalitäten zur Prävention und Reduktion von Rückenschmerzen bei Altenpflegekräften erfolgreich sind. Darüber hinaus fehlen Empfehlungen zur Umsetzung von Interventionsmaßnahmen in dem Setting, um die Motivation zur Teilnahme zu erhöhen. Die vorliegende Dissertation zielt unter Einbezug des BASE Konzepts darauf ab, neue und konkrete Erkenntnisse zur Konzeption, Durchführung und Wirksamkeit von Interventionsprogrammen zur Prävention und Reduktion von lumbalen Rückenschmerzen bei Altenpflegekräften zu generieren. Das Forschungsvorhaben basiert auf vier Teilstudien mit vier Forschungsfragen: Teilstudie 1: Querschnittsstudie Forschungsfrage 1: Wie unterscheiden sich die Pflegekräfte in unterschiedlichen Settings (Krankenhaus, ambulante und stationäre Altenpflege, Auszubildende) hinsichtlich • der psychischen Belastungsfaktoren, der chronischen Stressbelastung und des psychischen Wohlbefindens, • der physischen Belastungsfaktoren und des physischen Wohlbefindens, • der körperlichen Aktivität sowie Wünsche und Barrieren zur Teilnahme an einem Interventionsprogramm? Teilstudie 2: systematische Übersichtsarbeit Forschungsfrage 2: Welche Wirkung von Interventionsprogrammen (Kognitiv-behaviorale Interventionen, Interventionen zur Organisation, Interventionen zur körperlichen Aktivität) zur Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit von stationären Altenpflegekräften ist bereits belegt? Teilstudie 3: Randomisiert kontrollierte Studie (RCT) Forschungsfrage 3: Welche Effekte hat eine Ergonomie- und Haltungsschulung auf • das Bewegungsverhalten hinsichtlich der Fuß-, Knie-, Hüft-, Oberkörper-, Schulter-, Arm- und Handstellung, • die Oberkörper Flexion, Lateralflexion und Rotation • sowie Oberkörperposition im Bewegungsverlauf von stationären Altenpflegekräften während der Umpositionierung einer Person von einem Pflegebett in einen Stuhl? Teilstudie 4: Randomisiert kontrollierte Studie (RCT) Forschungsfrage 4: Welche Effekte hat ein Multikomponenten-Interventionsprogramms (Ergonomie- und Haltungsschulung in Kombination mit Krafttraining) im Vergleich zu einer Ergonomie- und Haltungsschulung auf • die Hebeleistung und das Hebeverhalten, • die lumbalen Rückenschmerzen, • die Funktionsbeeinträchtigungen durch Rückenschmerzen, • die Kraftausdauer der lumbalen Extensoren • sowie die Adhärenz von Pflegekräften in der stationären Altenpflege? Methode Die Teilstudie 1 (Querschnittsstudie) integrierte N= 242 Pflegekräfte (n= 142 Altenpflegekräfte, n= 44 Gesundheits- und Krankenpflegekräfte, n= 20 ambulante Pflegekräfte, n= 36 Auszubildende). Die Erhebung erfolgte über einen Fragebogen (Fragebogen nach Slesina; TICS, Trierer Inventar zum chronischen Stress; SF12 - Short Form, Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität; körperliche Aktivität, Wünsche und Barrieren zur Teilnahme an einem Interventionsprogramm). Die Analyse integrierte Chi2-Tests, Kruskal-Wallis-Test und eine einfaktorielle Varianzanalyse (Analysis of Variance, ANOVA), gefolgt von Post-Hoc Tests. Anschließend erfolgte in Teilstudie 2 die systematische Literaturrecherche in drei Datenbanken (Medline, PsycINFO, CINAHL). Die Recherche verwendete eine Kombination von Synonymen zu „elderly care nurses“, „physical activity“, „stress management“, „occupational stress“, „musculoskeletal diseases“ and „incapacity to work“. Die methodische Qualität der identifizierten Studien wurde mittels der Updated Method Guidelines for Systematic Reviews in the Cochrane Back and Neck Group überprüft. Auf Basis der Ergebnisse der Teilstudien 1 und 2 erfolgte im Rahmen eines RCT’s die Entwicklung einer zehn-wöchigen Ergonomie- und Haltungsschulung sowie die Überprüfung der Effektivität unter Einbezug von n= 35 Altenpflegekräften (Interventionsgruppe: n= 15 Pflegekräfte, Kontrollgruppe: n= 20 Pflegekräfte). Die Datenerhebung erfolgte Baseleine sowie nach zehn Wochen (Bewegungsbeobachtungsbogen, Xsens). Die Analyse integrierte eine einfaktorielle ANOVA, eine ANOVA mit Messwiederholung sowie ein Statistical Parametric Mapping (SPM) und ein Hotellings T2 Test. Die anschließende Überprüfung einer kombinierten Maßnahme (zehn Wochen Ergonomie- und Haltungsschulung, zwölf Wochen Krafttraining) im Vergleich zur Ergonomie- und Haltungsschulung in einem RCT umfasste n= 42 Altenpflegekräfte (Interventionsgruppe: n= 20, Wartekontrollgruppe: n= 22). Die Datenerhebung erfolgte Baseline, nach zehn Wochen (nach der Ergonomie- und Haltungsschulung), nach 22 Wochen (nach dem Krafttrainingsprogramm) und nach 34 Wochen (Follow-up). Die Analyse kombinierte physische Testungen und Fragebögen (PILE-Test, Progressive Isoinertial Lifting Evaluation; VAS, Visuelle Analogskala; Oswestry Disability Index; Biering-Sørensen-Test; Adhärenz der Teilnehmenden). Die Unterschiede wurden über Chi2-Tests, eine einfaktorielle ANOVA und Linear Mixed Models überprüft. Ergebnisse Pflegekräfte der ambulanten und stationären Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege unterschieden sich hinsichtlich der psychischen und physischen Belastungen, dem Stressempfinden, dem körperlichen Wohlbefinden, der körperlichen Aktivität sowie den Hürden und Wünschen zur Teilnahme an einem Interventionsprogramm. Die Ergebnisse wiesen auf eine hohe Relevanz für die Umsetzung von bedarfsgerechten und zielgruppenspezifischen Interventionsmaßnahmen zur Reduktion der hohen Belastungen und Beanspruchungen von Altenpflegekräften hin. Die systematische Literaturübersicht identifizierte sechs umgesetzte RCT’s (vier Studien mit geringem Risiko für Verzerrungen) in dem Setting. Die geringe Studienlage, die Heterogenität vorhandener Untersuchungen und vielfältige Limitationen, welche die Aussagekraft früherer Studien beeinträchtigt, erfordern die Entwicklung und Überprüfung eines bedarfsgerechten Interventionsprogramms im randomisiert, kontrollierten Design zur Vermeidung und Reduktion von lumbalen Rückenschmerzen bei Altenpflegekräften. Die Umsetzung der entwickelten bedarfsgerechten Ergonomie- und Haltungsschulung in einem RCT, führte zu einer Verbesserung des Bewegungsverhaltens (Fußstellung), einer Reduktion der Oberkörperwinkel in der Flexion und Rotation, jedoch zu keiner Veränderung hinsichtlich der Oberkörperhaltung im Bewegungsverlauf während der Durchführung von Umpositionierungen. Die darauffolgende Evaluation des Multikomponenten-Interventionsprogramms im Vergleich zur Ergonomie- und Haltungsschulung, zeigte positive Auswirkungen auf die Hebeleistung, die Hebequalität und die lumbalen Rückenschmerzen, resultierte jedoch nicht in einer Steigerung der Kraftausdauer der lumbalen Extensoren und einer Reduktion der Funktionsbeeinträchtigungen durch Rückenschmerzen. Die Altenpflegekräfte zeigten darüber hinaus eine positive Adhärenz. Diskussion Die inkludierten Forschungsarbeiten dieser Dissertation verdeutlichten die Bedeutsamkeit von zielgruppenspezifischen und bedarfsgerechten Interventionsprogrammen, um die arbeitsbedingten Belastungen und Beanspruchungen von Altenpflegekräften zu reduzieren. Altenpflegekräfte benötigen insbesondere eine Kombination aus Ergonomie und Krafttraining. Da sich Altenpflegekräfte für die Teilnahme an gesundheitsfördernden Maßnahmen zu belastet fühlten, ist die Partizipation aller Beteiligten bei der Erfassung des Bedarfs sowie der Planung und Umsetzung von zielgerichteten Maßnahmen für das Gelingen relevant. Die Ergebnisse bereits umgesetzter Interventionsmaßnahmen im Setting Altenpflege weisen auf das Potenzial zur Gesundheitsförderung hin. Bedingt durch die geringe Studienlage und vielfältige Limitationen in den vorhandenen Studien, werden jedoch weitere randomisiert kontrollierte Studien mit einem geringen Risiko für Verzerrungen benötigt. Die Ergonomie- und Haltungsschulung reduzierte das dysfunktionale Bewegungsverhalten bei Umpositionierungen, was den Übertrag der gelernten Prinzipien des arbeitsbelastungsverträglichen Verhaltens in die Pflegetätigkeiten des Pflegealltags verdeutlicht. Zudem führte die Teilnahme an der Schulung zu einem Anstieg der Hebeleistung und verringerte die Testabbrüche durch eine Brustwirbelsäulenkyphose. Gleichzeitig reduzierten sich die Schmerzen in der LWS. Die Analysen zeigten jedoch keine weiteren positiven Effekte einer isolierten Ergonomie- und Haltungsschulung wie auch im Vergleich mit der kombinierten Maßnahme (Ergonomie- und Haltungsschulung, Krafttraining) auf den Bewegungsverlauf bei Umpositionierungen, die Funktionsbeeinträchtigungen durch Rückenschmerzen sowie die Kraftausdauer der lumbalen Extensoren. Methodische Probleme und ein möglicherweise unzureichender Interventionszeitraum könnten die Ergebnisse beeinflusst haben. Unter Berücksichtigung der positiven Adhärenz der Teilnehmenden sowie der vielversprechenden Ergebnisse wird der Mehrwert von zielgruppenspezifischen, bedarfsgerechten Interventionsmaßnahmen, mit dem Fokus auf Bewegungs- und Körperwahrnehmung sowie Krafttraining verdeutlicht. Die Ergebnisse dieser Dissertation leisten einen bedeutsamen Beitrag zur Konzeption und Umsetzung einer speziell auf die Bedarfe der Altenpflege zugeschnittenen wirksamen Multikomponenten-Interventionsmaßnahme. Unter Einbezug des BASE Konzepts identifizierte diese Forschungsarbeit wirksame Handlungsansätze zur Motivationsbildung von Altenpflegekräften zur Interventionsteilnahme. Darüber hinaus zeigte sie Strategien zur Verhaltensänderung im Pflegealltag auf und trug damit zur Schließung einer Forschungslücke bei. Diese Dissertation bildet eine wertvolle Ausgangslage für zukünftige Interventionsstudien im Pflegesetting.de
dc.language.isomulde_DE
dc.publisherStaats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzkyde
dc.relation.haspartdoi: 10.3390/ijerph16193586de_DE
dc.relation.haspartdoi: 10.1016/j.ypmed.2021.106591de_DE
dc.relation.haspartdoi: 10.1186/s13102-022-00508-zde_DE
dc.rightshttp://purl.org/coar/access_right/c_abf2de_DE
dc.subject.ddc796: Sportde_DE
dc.titleKonzeption und Wirkungsanalyse eines Multikomponenten-Interventionsprogramms zur Vermeidung und Reduktion von muskuloskelettalen Beschwerden bei Pflegekräftende
dc.typedoctoralThesisen
dcterms.dateAccepted2023-11-17-
dc.rights.cchttps://creativecommons.org/licenses/by/4.0/de_DE
dc.rights.rshttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/-
dc.type.casraiDissertation-
dc.type.dinidoctoralThesis-
dc.type.driverdoctoralThesis-
dc.type.statusinfo:eu-repo/semantics/publishedVersionde_DE
dc.type.thesisdoctoralThesisde_DE
tuhh.type.opusDissertation-
thesis.grantor.departmentAnderede_DE
thesis.grantor.placeHamburg-
thesis.grantor.universityOrInstitutionUniversität Hamburgde_DE
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dc.identifier.urnurn:nbn:de:gbv:18-ediss-121032-
item.advisorGNDWollesen, Bettina-
item.grantfulltextopen-
item.creatorGNDOtto, Ann-Kathrin-
item.fulltextWith Fulltext-
item.languageiso639-1other-
item.creatorOrcidOtto, Ann-Kathrin-
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen
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