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Titel: The punitive meanings of immigration control within the realm of criminal courts’ decision making : an in-depth qualitative case-study of the Spanish crimmigration regime
Sonstige Titel: Die strafende Bedeutung der Einwanderungskontrolle im Bereich der Entscheidungsprozesse : eine tiefgehende qualitative Fallstudie Analyse des spanischen Crimmigration Regimes
Sprache: Englisch
Autor*in: Villagomez Moncayo, Byron Ernesto
Schlagwörter: Crimmigration; Sentencing; Judicial decision-making; Immigration control; Law in action
GND-Schlagwörter: Einwanderung
Deportation
Abschiebung
Justiz
Spanien
Strafgesetz
Strafrecht
Kriminologie
Strafe
Qualitative Sozialforschung
Erscheinungsdatum: 2018
Tag der mündlichen Prüfung: 2018-11-07
Zusammenfassung: 
The contemporary convergence between immigration control and criminal justice, commonly referred to as crimmigration, entails a substantial reconfiguration of immigration control decision-making processes. One of the most significant features of this conversion is the increasing intervention of the criminal judiciary in matters related to immigration control. For instance, deportation can be in many cases a consequence of a criminal conviction for a considerable number of crimes, and bail or sentencing decisions can be influenced by the migratory status and the deportation likelihood of a defendant. Although empirical research upon the convergence between immigration and criminal law has rapidly grown in the last decade, there is still a gap in the literature regarding the judicial decision-making processes and determinants of immigration control within the realm of criminal courts. The present research purports to contribute to the scholarly research on such aspects by conducting an in-depth qualitative case-study analysis of a specific court setting. For that purpose, this dissertation focuses on Spain given that its legal migration regime shares many of the substantial aspects of the phenomenon described by the crimmigration concept. Despite irregular migration is not a criminal offence in that country, immigration detention is authorised by criminal judges and there is a series of expulsion (deportation) pathways available within criminal proceedings. Additionally, Spain is a relevant research location in this regard due to its crucial role at controlling the Southern border of the so-called ‘fortress Europe’. Drawing on 78 in-depth semi-structured interviews with judges, prosecutors, clerks, court personnel, defence attorneys and other legal professionals, as well as focused observation conducted for a period of eight months, this thesis seeks to ascertain the punitive meanings attributed by criminal court actors to immigration control. To do so, this research relies on organisational, social-psychological, and cultural frameworks for explaining judicial decision-making by criminal courts, focusing on immigration detention and expulsion throughout the criminal proceeding, which are in general administrative procedures under judicial supervision by criminal courts. Whilst assuming that the convergence between immigration control and criminal justice is a contemporary mechanism for the social construction of the ‘criminal immigrant’, the main findings of this study are structured in two parts. The first delves into the idiosyncratic features of immigration detention decision-making, and the second into the determinants and meanings ascribed by court actors to so called pre-trial, sentencing and post-sentence expulsion. This analysis evidences that immigration detention decision-making is substantially determined by the convergence of bureaucratically patterned decisional mechanics and the intrinsic criminal justice cultural identity of criminal courts. This embodies Kafkaesque dynamics characterised by automation, thoughtlessness and dehumanisation in decision-making. Furthermore, this research reveals that expulsion is a court’s culturally constructed punishment, defined more by the meanings produced and attributed to it by court actors than by its formal legal categorisation. Specifically, this thesis contends that expulsion is assessed by court actors in terms of its suitability for attaining such traditional purposes of punishment as incapacitation, deterrence and retribution. Therefore, this research concludes that immigration detention and expulsion are substantially traversed by the constitutive cultural identity of criminal courts, which in turn determines their key procedural traits and decisional outcomes.

Die gegenwärtige Annäherung zwischen Migrationskontrolle und Strafrecht, die auf allgemein als Crimmigration bezeichnet wird, führt zu einer substanziellen Umgestaltung des Entscheidungsfindungsprozesses der Migrationskontrolle. Ein besonders bedeutsames Merkmal dieser Annäherung ist die steigende Einflussnahme von Strafgerichten auf die Migrationsrechtsverfolgung; wobei solche Gerichte wesentliche Fragen über Migrationskontrolle beantworten müssen. Beispielweise kann Abschiebung in einem Prozess die Folge einer Verurteilung wegen krimineller Handlungen sein, gleichzeitig kann das Strafmaß durch den Migrationsstatus und die Rückführungswahrscheinlichkeit des Angeklagten beeinflusst werden. Obwohl die Anzahl empirischer Forschung zu Crimmigration während des letzten Jahrzehnts schnell gestiegen ist, bleibt eine Lücke in der spezialisierten Literatur bezüglich der Entscheidungsprozesse vor Gericht und der bestimmenden Faktoren von Migrationskontrolle im Bereich der Strafgerichtsbarkeit. Die vorliegende Forschungsarbeit trägt durch eine tiefgehende qualitative Fallstudie Analyse eines spezifischen juridischen Settings zu diesen genannten Aspekten der wissenschaftlichen Forschung bei. Zu diesem Zweck fokussiert sich diese Dissertation auf Spanien, da das spanische-juridische Migrationsregime teilt viele der wesentlichen Aspekte des Phänomens, das mit dem Crimmigration Konzept beschrieben wird. Zwar irreguläre Migration nicht strafbar ist, wird Einwanderungshaft durch die Strafgerichte autorisiert, weshalb eine Reihe an Möglichkeiten für eine Abschiebung den Strafprozessen inhärent sind. Spanien besitzt auch deshalb eine hohe Relevanz als Fallstudie für das vorliegende Forschungsfeld aufgrund der entscheidenden Rolle, es bei der Kontrolle der südlichen Grenze der so genannten ‚Fortress Europe’ (Festung Europa) einnimmt. Basierend auf 78 ausführlichen, semi-strukturierten Interviews mit Richtern, Staatsanwälten, Gerichtsbeamten, Rechtsanwälten, und anderweitigem Rechtspersonal, sowie aufmerksamen Beobachtungen während eines achtmonatigen Zeitraumes, macht es sich die vorliegende Thesis zur Aufgabe die der Migrationskontrolle, seitens der Strafgerichtsbarkeitsakteure, attribuierte strafende Bedeutung festzustellen. Dafür bedient sich der hier vorliegende Forschungsansatz Erkenntnissen aus organisationstheoretischen, sozial-psychologischen und kulturwissenschaftlichen Perspektiven, um die juridische Entscheidungsfindung der Strafgerichte zu interpretieren. Ein besonderer Fokus wird hierbei auf die Praktiken der Abschiebung und Abschiebehaft gelegt, die generell als administrative Prozeduren der Gerichte unter richterlicher Anordnung gesehen werden. Der Annahme folgenden, dass durch die Überschneidung zwischen Kontrolle von Einwanderung und Strafprozessrecht als ein kontemporärer Mechanismus für die soziale Konstruktion des ‚criminal immigrant’ (Der kriminelle/verbrecherische Einwanderer) geschieht, können die Ergebnisse dieser Forschung in zwei Teile gegliedert betrachtet werden. Der erste Teil vertieft die idiosynkratrischen Besonderheiten der migrationshaft-bezogenen Entscheidungsfindung, und der zweite Teil handelt von den durch Strafgerichtsakteure beigemessenen Einflussfaktoren und Bedeutungen bezüglich vor-Verhandlung, Verurteilung und nach Urteil durchgeführten Abschiebungen. Diese Forschung macht deutlich, dass die Willensbildung im Falle der Einwanderungshaftgrundsätzlich durch die Konvergenz von bürokratisch geprägten Entscheidungsmechanismen, und die den Strafprozessen intrinsische Kulturalidentität von Verfassungsgerichten, determiniert wird. Dies verkörpert kafkaeske Dynamiken einer automatisierten, gedankenlosen und entmenschlichenden Willensbildung des Strafprozesses. Weiterhin zeigt die vorliegende Forschung, dass die Abschiebung eine kulturell-konstruierte Sanktion ist, die mehr durch die ihr von Strafgerichtsakteuren gegebene Bedeutung als durch formale legislative Inhalte abgegrenzt wird. Insbesondere argumentiert die vorliegende Dissertation, dass die Gerichtsakteure die Abschiebung im Rahmen einer Angemessenheit für traditionelle Bestrafungs-, Entmündigungs-, Abschreckungs- und Vergeltungszwecke einschätzen. Letztendlich schlussfolgert diese Forschung, dass Einwanderung, Verhaftung, und Abschiebung im Wesentlichen von der konstituierenden Kulturalidentität des Strafgerichtes geprägt sind, was wiederum deren Schlüsselverfahrenscharakteristiken und Entscheidungsergebnisse bestimmt.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/8024
URN: urn:nbn:de:gbv:18-95517
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Hentschel, Christine (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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