Titel: Die Bedeutung des Tumordurchmessers als kontinuierliche Größe für die Einschätzung der Prognose bei invasiven Karzinomen der weiblichen Brustdrüse
Sprache: Deutsch
Autor*in: Garagozova, Nigar
Erscheinungsdatum: 2022
Tag der mündlichen Prüfung: 2023-03-01
Zusammenfassung: 
Das Ziel dieser Arbeit war es, die Aussagekraft und prognostische Bedeutung des Tumordurchmessers beim invasiven Mammakarzinom zu evaluieren und zu prüfen, ob ein kontinuierlich gemessener Tumordurchmesser gegenüber einem diskreten Tu- mordurchmesser eine höhere Aussagekraft hat. Es sollte die Frage beantwortet wer- den, ob die in der T(NM)-Klassifikation etablierte Zusammenfassung der Tumor- durchmesser in den Klassen T1 - T4 einen Informationsverlust im Hinblick auf das voraussichtliche Gesamtüberleben impliziert und deswegen zugunsten der exakten metrischen Durchmesserangabe verlassen werden sollte. Für diese Fragestellung wurden die Daten eines über 20-jährigen Zeitraumes ausgewertet, nämlich aller Pati- entinnen, die von 1996 bis 2016 an der Frauenklinik bzw. im zertifizierten Brustzent- rum des Agaplesion Diakonieklinikums Hamburg (DKH, Prof. Dr. Christoph Lindner) an einem Mammakarzinom behandelt und deren Tumorpräparate in der Pathologie Hamburg-West (PHW, Prof. Dr. Axel Niendorf) histologisch aufgearbeitet wurden. Es wurden für diese Arbeit verschiedene statistische Untersuchungen an dem genann- ten Patientinnen Kollektiv durchgeführt. Zunächst wurden insgesamt 3.531 Fälle durch eine Volltextrecherche im Praxisinformationssystem der PHW (NEXUS) identi- fiziert, die im beschriebenen Zeitraum im DKH operiert worden waren. Es wurden dann im Sinne der exakten Fragestellung Patientinnen mit multifokalen Tumoren, rei- nen in-situ-Karzinomen, Zweitkarzinome und Rezidiven sowie mit einer vorausge- gangenen neoadjuvanten Chemotherapie identifiziert und ausgeschlossen. Hierdurch ergab sich schließlich ein Datenpool von insgesamt 2.112 Patientinnen mit einem unifokalen, nicht vorbehandeltem primären invasiven Mammakarzinom. Die Analyse diese Untersuchungsgruppe zeigte ein mittleres Alter von 59,7 (±11,4) Jahren. In der Mehrzahl (über 50 %) lag ein mittleres Tumorgrading vor (G2 Tumor). In den meisten Fällen, in 65,5 %, war das Mammakarzinom nodalnegativ (pN0) und ebenfalls in der Mehrzahl waren die Tumoren hormonrezeptor-positiv (ER+: 1672 Patientinnen
85,7 % und PR+: 1509 Pat. 77,7 %). Der Mittelwert der maximalen Tumorgröße lag bei 1,97 cm (Standardabweichung 1,47). Der Median lag bei 1,6 cm, mit einem Mini- mum von 0,1 cm und einem Maximalwert von 17 cm. Um den klinischen Wert der kontinuierlichen Tumorgrößenbestimmung versus der diskreten Klassifizierung zu überprüfen und zusätzlich einen Vergleich zwischen den beiden Varianten der Grö- ßenbestimmung (PHW vs. DKH bzw. histologischer Befund vs. Klinischer Angaben) vorzunehmen, wurden verschiedene Cox-Regressions-Modelle erstellt. Ein direkter

Vergleich zwischen diskretem und stetigem Tumordurchmesser ist statistisch nicht möglich. Es zeigte sich, dass die jeweils kontinuierlichen Werte aus der Tumordaten- bank die höchsten Konkordanzwerte aufzeigen. Die beiden stetigen Modelle unter- schieden sich nicht signifikant voneinander.
In der multivariaten Analyse, die den Einfluss der Tumorgröße auf das Überleben der Patientinnen über die Zeit unabhängig von anderen bekannten Faktoren zeigen sollte, wurden die stetigen Tumorgrößenangaben um die Parameter Malignitätsgrad, Alter, pN-Status sowie ER-Status ergänzt. Auf eine multivariate Betrachtung der pT-Grup- pen wurde aufgrund der Multikollinearität verzichtet. Hierbei bestätigte sich der Ein- fluss der Tumorgröße auf das Überleben der Patientinnen über die Zeit. Der axilläre Nodalstatus war der Faktor mit dem größten Einfluss, gefolgt von dem Patientenalter. Die Tumorgröße stellte sich als dritter Einflussfaktor dar, gefolgt von dem ER-Status und dem Malignitätsgrad.
Die ER-negativen Patientinnen hatten eine Eventrate von 14,8 % nach 20 Jahren, ver- glichen mit 10,2 % bei den ER-positiven Patientinnen. Die Überlebenskurven unter- schieden sich signifikant voneinander. Das mittlere Überleben war bei Patientinnen mit einem ER-negativen Tumor mit 14,7 Jahren (SE 0,49) etwa ein halbes Jahr kürzer als bei Erkrankungen mit einem ER-positiven Tumor mit 15,2 Jahren (SE 0,22). Bei den ER-negativen Patientinnen hat die klassifizierte Tumorgröße den größten Erklärwert. In der univariaten Betrachtung konnte für die Östrogenrezeptor-negativen Patientinnen in Verbindung mit der Tumorgröße, unabhängig ob kontinuierlich oder diskret be- stimmt, in Bezug auf das Überleben kein signifikantes Ergebnis erzielt werden. Die Konkordanzwerte der beiden Modelle waren gleich. Eine Möglichkeit dies zu erklären, wäre die Annahme, dass hier weitere tumorbiologisch relevante Faktoren eine ein- flussreiche Rolle spielen, sodass die Tumorgröße kein Signifikanzniveau erreicht. Eine andere Möglichkeit wäre die Tatsache, dass die Eventrate zu gering ausfiel, um eine entsprechende Signifikanz zu bestimmen. Die Daten aus der Tumordatenbank zeigten einen genaueren Wert als die klinischen Daten aus dem Krankenhausinformationssys- tem, jedoch keine signifikanten Unterschiede (Konkordanz 0,662 versus 0,652).
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Zusammenfassung der Tumordurch- messer beim Mammakarzinom in Größengruppen (Tumorklassen T1-4) einen prog- nostischen Informationsverlust mit sich bringt und zugunsten der Angabe des exak- ten (kontinuierlichen) Tumordurchmessers verlassen werden sollte.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/10206
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-108467
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Lindner, Christoph
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

Dateien zu dieser Ressource:
Datei Beschreibung Prüfsumme GrößeFormat  
DISSERTATION.pdf347fd3a2b1c436044f57c9e801b12f2e1.24 MBAdobe PDFÖffnen/Anzeigen
Zur Langanzeige

Info

Seitenansichten

157
Letzte Woche
Letzten Monat
geprüft am 20.01.2024

Download(s)

114
Letzte Woche
Letzten Monat
geprüft am 20.01.2024
Werkzeuge

Google ScholarTM

Prüfe