Nasalvokale und -diphthonge im europäischen Portugiesisch Gelenkter erwachsener Zweitspracherwerb durch Muttersprachler des Deutschen

Abstract

Das Hauptziel der vorliegenden Dissertation ist es, empirische Belege für die Produktion von Nasalvokalen und -diphthongen durch deutsche Muttersprachler im erwachsenen Spracherwerb zu finden. Zu diesem Zweck wurden die Lautproduktionen von Lernenden, die an der Hamburger Volkshochschule Portugiesisch erwarben, aufgezeichnet und analysiert. Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen die Hypothese, dass deutsche Muttersprachler Nasalvokale und -diphthonge als eine orale Variante wahrnehmen und sie folglich überwiegend oral produzieren. Die Vokale, die eher zielsprachlich erzeugt wurden, sind diejenigen, die akustisch den Oralvokalen am nächsten sind und demzufolge die geringste Nasalierung aufweisen. Dementsprechend hängt die Produktionsschwierigkeit von der Nasalierungsstärke ab. Eine Perzeptionsuntersuchung sollte anhand von Minimalpaaren überprüfen, ob Laute distinktiv gehört wurden. Die Genauigkeit in der Differenzierung der Nasalvokale und -diphthonge war bei den Probanden höher (74 % der Minimalpaare wurden korrekt identifiziert) als ihre Produktion; nur 4,4 Prozent der Nasalvokale und -diphthonge wurden mit nahezu muttersprachlicher Kompetenz hervorgebracht. Das Ergebnis dieser Studie unterstützt entsprechend die Hypothese, dass die Sprachproduktion der Lernenden in der Fremdsprache von ihrer Muttersprache beeinflusst wird. Die inkorrekte Perzeption und die nicht-muttersprachliche Produktion der Nasalvokale und -diphthonge lassen letztlich darauf schließen, dass erwachsene Lerner die Ziellaute in der Fremdsprache nicht mehr vollständig erwerben können. Erkenntnisse dieser Studie sollen in der Fremdsprachenvermittlung ihren Beitrag leisten und zu einer verbesserten Aussprache verhelfen.

The main aim of the present dissertation is to find empirical evidence of the production of nasal vowels and diphthongs by native German speakers in adult language acquisition. For this purpose, the sound productions of learners who were studying Portuguese at the Hamburg adult language centre, in which the centre name is Hamburger Volkshochschule, were recorded and analysed. The results confirm the hypothesis that German native speakers perceive nasal vowels and diphthongs as an oral variant and therefore produce them orally. The vowels that are more likely to be generated in the target language are those that are acoustically closest to the oral vowels and therefore have the least nasalization. Accordingly, the difficulty of production depends on the strength of nasalization. A second perceptual examination used minimal pairs to check whether sounds are heard distantly. The accuracy in the differentiation of the nasal vowels and diphthongs is higher in the subjects (74 % of the minimal pairs are correctly identified) than their production; only 4,4 % of the nasal vowels and diphthongs are produced with almost native language competence. The result of this study supports the hypothesis that the language production of learners in the foreign language is influenced by their mother tongue. The incorrect perception and non-native language production of nasal vowels and diphthongs suggests that adult learners are unable to fully acquire the target sounds in the foreign language. The findings of this study are intended to contribute to the teaching of foreign languages and help improve pronunciation.