Titel: Die Pandemie als Wende für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Auswirkungen auf den psychologischen Vertrag zwischen angestellten Eltern und Unternehmen
Sprache: Deutsch
Autor*in: Müller, Sarah
Schlagwörter: Psychologischer Vertrag
GND-Schlagwörter: Psychologischer KontraktGND
Vereinbarkeit von Familie und BerufGND
Erscheinungsdatum: 2023-06
Tag der mündlichen Prüfung: 2023-10-18
Zusammenfassung: 
Ausgangslage: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt u.a. als Schlüssel, um in Zeiten eines Fachkräftemangels „Lücken“ am Arbeitsmarkt zu schließen. Jedoch ist die Umsetzung mit vielen Herausforderungen für angestellte Eltern und Unternehmen verbunden. Durch die Pandemie und ihren Einfluss auf die Arbeitsformen haben sich die Bedingungen gewandelt. Flexibilität bei Arbeitsort und -zeit haben Eltern geholfen, ihre individuelle Vereinbarkeit zu verbessern. Diese Arbeit setzt an diesem einmaligen Momentum an und untersucht die beidseitigen Erwartungen von ArbeitnehmerInnen mit Kindern (bis 12 Jahre) und ArbeitgeberInnen hinsichtlich des gemeinsamen, zukünftigen Arbeitens.

Theoretische Grundlage: Der psychologische Vertrag (PV) bildet den theoretischen Rahmen dieser Arbeit. Dieses Konstrukt ist seit seiner Entstehung in den 1960er Jahren vielfach konzeptualisiert worden. In Anbetracht berechtigter Kritik an anfänglichen Ansätzen ist ein Prozess-Modell nach Rousseau et al. (2018) gewählt worden, das die Dynamik der heutigen Arbeitswelt mitsamt seinen Krisen berücksichtigt. Die Stärke des PVs besteht darin, das Wahrnehmen und Verstehen von Individuen abzubilden.

Forschungsziel: Zum einen sollen die beidseitigen Erwartungen (wahrgenommene Verpflichtungen) von und zukünftigen Konflikt- und Verhandlungsfelder zwischen angestellten Eltern und ArbeitgeberInnen ans Arbeiten und somit auch an die (Un-)Vereinbarkeit von Familie und Beruf transparent gemacht werden. Zum anderen besteht ein Erkenntnisinteresse daran, inwieweit das Konstrukt des psychologischen Vertrags in einer veränderten Arbeitswelt neu gedacht oder angepasst werden muss.

Forschungsmethode: Die qualitative Empirie im Bereich der Sozialforschung erfolgte anhand von 20 Interviews mit angestellten Eltern, Führungskräften und ExpertInnen aus einem Unternehmen. Es handelt sich somit um eine Fallanalyse von besonderem Wert, da eine beidseitige Betrachtung der Vertragsparteien umgesetzt wurde und eine hohe Vergleichbarkeit aufgrund des gemeinsamen Kontexts vorliegt – ein in der Forschungslandschaft bisher seltenes Setting. Die Auswertung basiert auf den Prinzipien der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018).

Forschungsergebnisse: Durch die Beantwortung der Forschungsfragen konnten (1) die Inhalte des psychologischen Vertrags zwischen angestellten Eltern und Unternehmen offengelegt, (2) die Verhandlung von I-Deals bzgl. Vereinbarkeit durch ArbeitnehmerInnen betrachtet, (3) die Veränderung von psychologischen Verträgen aufgrund der Arbeit im Home-Office untersucht, und (4) zukünftige Vertragsbrüche und -verletzungen beider Seiten analysiert werden. Ferner ist das 4-K-Modell entwickelt worden, mit dem vier Vereinbarkeitstypen unter angestellten Eltern differenziert werden können.

Fazit: Die beidseitigen Vertragsinhalte stimmen zum Großteil überein, wobei die angestellten Eltern Vereinbarkeit vor allem als Privatsache erachten und deutlich aktiver bei der Bewältigung der Herausforderungen involviert sind als ArbeitgeberInnen. I-Deals sind durch Nähe und Vertrauen begünstigt worden. PVs werden transaktionaler (bzw. relationaler) in Abhängigkeit von persönlichen Erfahrungen. Brüche und Verletzungen sind auch in Zukunft zu erwarten, insbesondere wenn die direkte Führungskraft Vereinbarkeit nicht unterstützt und das Familienbewusstsein innerhalb von Unternehmen (noch) nicht ausgeprägt ist.

Mehrwert: Der theoretische Beitrag besteht in zwei konzeptuellen Erweiterungen des psychologischen Vertrags angesichts dynamischer Umfelder (Erweiterung des „dynamic process model“ aufgrund hybrider Störungen sowie Kategorisierung von I-Deals). Zusätzlich ermöglicht das 4-K-Modell beiden Parteien ein besseres Selbst- und Fremdbild hinsichtlich Vereinbarkeit zu entwickeln, sodass Bedürfnisse von angestellten Eltern zukünftig besser eingeordnet und berücksichtigt werden können.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/10551
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-113060
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Rastetter, Daniela
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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