Titel: Democratic Boundary Problems: Philosophical Inquiries into Peoples, Elections and Territories
Sprache: Englisch
Autor*in: Bloks, Suzanne Andrea
Schlagwörter: Democracy; Immigration; Territorial Rights; Electoral Systems; Political Representation; Political Equality
GND-Schlagwörter: DemokratieGND
MigrationGND
WahlkreisGND
GleichheitGND
Repräsentation <Politik>GND
Erscheinungsdatum: 2024-05-03
Tag der mündlichen Prüfung: 2024-06-26
Zusammenfassung: 
The traditional nexus between democratic and territorial boundaries has recently come under scrutiny. Global challenges have highlighted the limitations of confining democratic politics to the territory of the nation-state. Increased immigration has prompted discussions on the extension of democratic participation rights to people residing beyond state boundaries, such as expatriates and would-be immigrants. And processes of digitalisation have opened avenues for engaging in democratic politics regardless of geographic proximity. This dissertation contributes to the ongoing debate in democratic theory on the alignment between democratic and territorial boundaries. It comprises two parts, consisting of two chapters each.

In the first part, I explore the relationship between the boundaries of the demos and the territorial boundaries of the nation-state. I question whether the right to participate in democratic decision-making can legitimately be restricted to residents within the territorial jurisdiction of the nation-state. This part forms a response to the cosmopolitan idea that democracy requires a global demos on state decisions, given their cross-border impact. To assess what democracy requires, I take the value of democracy to lie in upholding the equal freedom and equal status of all who are subject to the state's rule.

In the Chapter 'Border Coercion and Territorial Rights', I respond to the view that immigration laws subject all foreigners to coercion, who should therefore be included in democratic decision-making on these laws. I refine the underlying all-subjected principle of democratic inclusion, by showing that states do not subject outsiders to coercion when they merely enforce their territorial rights. One upshot of this argument is that refugees clearly have claims to democratic inclusion, but that the global demos-thesis rests on a controversial scepticism towards territorial rights.

In the Chapter 'Denizenship and Democratic Equality, Daniel Häuser and I contest the widely held assumption that territorial presence eventually results in a claim to equal democratic inclusion. This assumption is typically based on a concern for the equal freedom and equal moral status of denizens (resident non-citizens). We argue that the original citizenship of some denizens can function as a substitute for full democratic inclusion in the state's decisions. One implication of this argument is that democratic concerns with temporary labour regimes are overstated.

In the second part, I challenge the geographic definition of electoral constituency boundaries. In many democracies, subgroups of voters that reside within a specific, compact geographical area on the state's territory are tasked with electing a certain number of representatives to the national legislature. In this part, I argue that such geographic constituencies violate democratic equality and propose an alternative geographically-dispersed system that combines heterogeneous random constituencies with group-conscious constituencies.

In the Chapter 'Heterogeneous Constituencies and Legislative Gridlock', I advocate replacing single-seat geographic constituencies by multi-seat heterogeneous constituencies, which are created by randomly and permanently assigning voters to constituencies. I argue that multi-seat heterogeneous constituencies enhance democratic equality and contribute to preventing legislative gridlock, as they do not dilute the voting power of geographically-dispersed groups and facilitate processes of bargaining and coalition-building by encouraging representatives to politicise cross-cutting cleavages (instead of reinforcing geographic divisions).

In the Chapter 'Group-Conscious Constituencies and Marginalisation', I examine the justifiability of group-conscious constituencies, in which a minority can authorise and hold to account their own representatives. These constituencies are often justified as a means to empower marginalised groups. I argue that they sustain the commitment to cultural self-determination of marginalised autonomous groups, whereas they undermine the commitment to social empowerment of marginalised ascriptive groups. The upshot is that indigenous communities lack the constituencies to which they are entitled and that race-conscious constituencies, as used in the U.S., are based on the controversial assumption that racial groups wish to preserve a distinct cultural identity.

To conclude, this dissertation contributes to debates on democratic inclusion, democratic equality, electoral design, territorial rights and immigration by examining the interplay between democratic and territorial boundaries.

Die traditionelle Verknüpfung zwischen territorialen Grenzen und den Grenzen des demokratischen Gemeinwesens ist in den letzten Jahren ins Blickfeld der demokratietheoretischen Auseinandersetzung gerückt. Globale politische Herausforderungen haben aufgezeigt, dass demokratische Politik nicht auf das Territorium einzelner Nationalstaaten beschränkt bleiben kann. Auch haben zunehmende Migrationsbewegungen Diskussionen über die Erweiterung demokratischer Partizipationsrechte ausgelöst, so fordern prominente Theoretiker:innen beispielsweise ein Wahlrecht für potenzielle Immigranten. Darüber hinaus hat die Digitalisierung die Schaffung neuer demokratischer Foren ermöglicht, die nicht auf die geographische Nähe der Beteiligten angewiesen sind. Diese Dissertation trägt zur anhaltenden demokratietheoretischen Debatte über das Verhältnis demokratischer und territorialer Grenzen bei. Sie besteht aus zwei Teilen, die jeweils zwei Kapitel umfassen.

Der erste Teil dieser Dissertation untersucht die Beziehung zwischen den Grenzen des Demos und den territorialen Grenzen des Staates. Es wird hinterfragt, ob das Recht zur Teilnahme an demokratischen
Entscheidungsfindungsprozessen legitimerweise auf die Bewohner des Herrschaftsgebiets von Nationalstaaten beschränkt werden kann.
Insbesondere formuliert dieser Teil eine Antwort auf die kosmopolitische Forderung nach einem globalen Demos für staatliche Entscheidungen mit grenzüberschreitenden Auswirkungen. Dabei liegt der Untersuchung die Annahme zu Grunde, dass demokratische Standards letztlich mit dem Wert der Demokratie begründet werden, den diese Arbeit im Erhalt der gleichen Freiheit und des gleichen moralischen Status aller der Herrschaft eines Staates unterworfenen Menschen verortet.

Das Kapitel 'Border Coercion and Territorial Rights' untersucht die prominent vertretene These, die Einwanderungsgesetzgebung unterwerfe alle Ausländer staatlichem Zwang, weshalb diese in die demokratische Entscheidungsfindung über diese Gesetze einbezogen werden müssten. Das Kapitel entwickelt eine nuanciertere Version des Unterwerfungsprinzips demokratischer Inklusion, aus dem folgt, dass Staaten Außenstehende nicht im normativ relevanten Sinne Zwang unterwerfen, wenn sie an der Grenze lediglich ihre Territorialrechte durchsetzen. Eine zentrale
Schlussfolgerung aus dieser Argumentation ist, dass Flüchtlinge
zweifelsfrei Ansprüche auf demokratische Einbeziehung geltend machen können, die Forderung nach einem globalen Demos aber auf einer kontroversen und vorläufig unbegründeten Skepsis gegenüber Territorialrechten beruht.

Im Kapitel 'Denizenship and Democratic Equality' bestreiten Daniel
Häuser und ich die verbreitete Annahme, die physische Präsenz auf dem Herrschaftsgebiet eines Staates begründe im Laufe der Zeit einen Anspruch auf vollwertige demokratische itbestimmungsrechte. Diese Annahme beruht meist auf der Sorge um die gleiche Freiheit und den gleichen moralischen Status von Denizens (ansässigen
nicht-Bürger:innen). Wir argumentieren, dass die Staatsbürgerschaft des Heimatlandes mancher ansässiger Ausländer als Ersatz für ihre
gleichwertige Einbeziehung in demokratische Entscheidungsfindungsprozesse dienen kann. Eine Implikation dieses Arguments ist, dass demokratietheoretische Bedenken gegenüber zeitlich begrenzter Arbeitsmigration überbewertet sind.

Der zweite Teil dieser Dissertation hinterfragt die geographische
Demarkierung von Wahlkreisen. Viele Demokratien weisen Wähler:innen, die innerhalb eines begrenzten geographischen Gebiets auf dem Territorium des Staates leben, Wahlkreisen zu und beauftragen Sie mit der Wahl einer bestimmten Anzahl von Abgeordneten in das nationale Parlament. In diesem Teil der Arbeit wird aufgezeigt, wie geographische Wahlkreise die demokratische Gleichheit zwischen Bürger:innen verletzen können. Im Anschluss daran wird ein alternatives Wahlsystem vorgeschlagen, in dem Wahlkreise nicht geographisch definiert werden, sondern heterogene und nach dem Zufallsprinzip zusammengestellte Wahlkreise mit sogenanntem 'group-conscious districting' kombiniert werden.

Im Kapitel 'Heterogeneous Constituencies and Legislative Gridlock'
wird dafür argumentiert, geographisch definierte Einzelsitzwahlkreise
durch heterogene Mehrsitzwahlkreise zu ersetzen, die durch die zufällige und dauerhafte Zuweisung von Wähler:innen an Wahlkreise gebildet werden. Es wird gezeigt, dass heterogene Mehrsitzwahlkreise die demokratische Gleichheit stärken und zur Überwindung politischer Blockaden beitragen, da sie das Gewicht der Stimmen geografisch verteilter Gruppen nicht verwässern. Zudem fördern sie Verhandlungs- und Koalitionsbildungsprozesse, indem sie Repräsentant:innen dazu veranlassen, quer zu einander verlaufende gesellschaftliche Konfliktlinien zu politisieren (anstatt geographisch verlaufende Konfliktlinien noch weiter zu vertiefen).

Im Kapitel 'Group-Conscious Constituencies and Marginalisation'
untersuche ich die Rechtfertigbarkeit der in manchen Demokratien
etablierten Praxis, Wahlkreise in Hinblick auf die Vertretung sozialer
Gruppen zuzuschneiden, um so gesellschaftlichen Minderheiten die
Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Vertreter:innen zu autorisieren und zur Rechenschaft zu ziehen. Diese Praxis wird oft als Mittel zur
politischen Stärkung marginalisierter Gruppen gerechtfertigt. These
dieses Kapitel ist, dass solche gruppenbezogenen Wahlkreise tatsächlich dazu beitragen können, innerhalb marginalisierter autonomer Gruppen die Bindung an das ziel kultureller Selbstbestimmung aufrechterhalten. Für marginalisierte Gruppen, deren Mitgliedschaft in erster Linie auf Fremdzuschreibungen beruht, können sie dem politischen Ziel der Überwindung der Marginalisierung aber im Wege stehen. Das zentrale Resultat dieser Untersuchung ist, dass beispielsweise indigene Gruppen einen Anspruch auf eigene Wahlkreise geltend machen können, während die Einteilung von Wahlkreisen anhand des Merkmals 'race', wie diese in den USA praktiziert wird, von der fragwürdigen Annehme ausgeht, dass die entsprechenden Gruppen tatsächlich den Erhalt einer distinktiven kulturellen Identität anstreben.

Zusammenfassend trägt diese Dissertation zu Debatten über demokratische Inklusion, demokratische Gleichheit, die Ausgestaltung von Wahlsystemen, Territorialrechte und Migration bei, indem sie das Zusammenspiel zwischen demokratischen und territorialen Grenzen untersucht.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/11000
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-119024
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Straehle, Christine
Niesen, Peter
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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