
Titel: | Die Marxistische Gruppe in der Bundesrepublik Deutschland – ihre Entstehung aus den Roten Zellen und der Arbeitskonferenz in München in den 1960er Jahren, ihre Entwicklung in den 70er und 80er Jahren und ihre Auflösung im Mai 1991 | Sprache: | Deutsch | Autor*in: | Meyer, Wolfgang Günther | Erscheinungsdatum: | 2024 | Tag der mündlichen Prüfung: | 2025-05-07 | Zusammenfassung: | Die Marxistische Gruppe, eine politische Organisation aus dem Kreis der Neuen Linken, entstand Ende der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland aus einem sich über mehrere Jahre hinziehenden Zusammenschluss der Roten Zellen der Arbeitskonferenz München sowie verschiedener lokal agierender marxistisch orientierter Gruppen und war bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1991 aktiv. Die Analyse des Entstehungs- und Entwicklungsprozesses der Organisation orientiert sich in der vorliegenden Dissertation an Fragestellungen, die die eigentümlichen Merkmale der Gruppe betreffen. Mit der Untersuchung soll ein Beitrag zur Erforschung der bisher kaum spezifizierten Organisation geleistet werden. Anhand umfangreichen Quellenmaterials der Gruppe und ihrer Vorläuferorganisationen wird zunächst herausgearbeitet, dass die Marxistische Gruppe den Aufbau einer Intellektuellenorganisation mit dem Anspruch einer grundlegenden Veränderung kapitalistischer Verhältnisse anstrebte. In der Arbeit wird entwickelt, dass ein vorrangig und kontinuierlich betriebener Theoriebildungsprozess ein wesentliches Charakteristikum der sich formierenden Gruppierungen war. Die Theoriearbeit prägte die zentrale politische Arbeit der Organisation und brachte einerseits wichtige Ansätze auf dem Gebiet der Kritik der politischen Ökonomie hervor, enthielt andererseits aber auch teilweise widersprüchliche oder ungenau ausgeführte Theorieelemente. So enthält die für die Gruppe bedeutende Analyse des bürgerlichen Staates Ausgangsbestimmungen über die Interessen der Gesellschaftsmitglieder, die unklar dargelegt sind und insofern die beabsichtigte Herleitung des Staates nicht leisten. Ein weiteres Spezifikum der Organisation war ihre destruktive Kritik an allen bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen, die zum Teil aus theoretischer Überheblichkeit dogmatisch wirkte und in ihrem Kommunikationsstil eine Polemik darstellte, die nicht selten in persönliche Angriffe überging, wodurch die von der Gruppe beanspruchte Vermittlung ihrer Ergebnisse in Frage gestellt wurde. Darüber hinaus zeigten sich Besonderheiten der Marxistischen Gruppe sowohl in der strikten Abschottung der Organisation nach außen als auch in der jahrzehntelangen personellen Konstanz ihres Führungskaders. In der Untersuchung wird gezeigt, dass auch das abrupte Ende der Marxistischen Gruppe besondere Momente enthielt, da die selbstbestimmte Auflösung der Organisation nicht nur aufgrund vermeintlich existenzgefährdender Maßnahmen der Verfassungsschutzbehörden erfolgte, sondern auch ein eingestandenes Scheitern der theoretisch überhöhten politischen Arbeit der Organisation kennzeichnete. Die in kurzer Zeit durchgeführte Aufhebung aller politisch-praktischen Tätigkeitsbereiche der Marxistischen Gruppe ging zugleich mit einer wiederum in personeller Konstanz vollzogenen inhaltlichen Fortsetzung auf publizistischer Ebene einher – eine marxistische Organisation verschwand, eine marxistische Zeitschrift entstand. The Marxist Group, a political organisation from the circle of the New Left, emerged in the late 1970s in the Federal Republic of Germany from a merger of the Red Cells of the Munich La-bour Conference and various locally active Marxist-oriented groups that lasted several years and was active until its dissolution in 1991. The analysis of the organisation's formation and development process in this dissertation is based on questions concerning the group's peculiar characteristics. The aim of the study is to contribute to research into the organisation, which has hardly been specified to date. Based on extensive source material from the group and its predecessor organisations, it is first worked out that the Marxist Group strove to build an intellectual organisation with the aim of fundamentally changing capitalist conditions. The paper develops the idea that a prioritised and continuous theory-building process was an essential characteristic of the groupings that were forming. The theoretical work shaped the central political work of the organisation and, on the one hand, produced important approaches in the field of the critique of political economy, but on the other hand also contained partly contradictory or imprecisely formulated theoretical elements. For example, the analysis of the bourgeois state, which was important for the group, contained initial provisions on the interests of the members of society that were unclear and therefore did not achieve the intended derivation of the state. A further specific feature of the organisation was its destructive criticism of all existing social conditions, which in part had a dogmatic effect due to theoretical arrogance and represented a polemic in its style of communication, which not infrequently turned into personal attacks, thereby calling into question the communication of its results claimed by the group. In addition, the Marxist Group's peculiarities were evident both in the strict isolation of the organisation from the outside world and in the decades-long consistency of the leadership cadre. The study shows that the abrupt end of the Marxist Group also contained special moments, as the self-determined dissolution of the organisation was not only due to measures taken by the constitutional protection authorities that supposedly threatened its existence, but also marked an admitted failure of the organisation's theoretically exaggerated political work. The dissolution of all political structures of the Marxist Group, which was carried out in a short space of time, was accompanied by a continuation of the content on a journalistic level, again with the same personnel - a Marxist organisation disappeared, a Marxist journal was created. |
URL: | https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/11661 | URN: | urn:nbn:de:gbv:18-ediss-128024 | Dokumenttyp: | Dissertation | Betreuer*in: | Andresen, Knud |
Enthalten in den Sammlungen: | Elektronische Dissertationen und Habilitationen |
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