Titel: | Kinderschutz während der Pandemie: Auswirkungen SARS-CoV- 2-bedingter Kindergarten- und Schulschließungen auf die Fallzahlen des Kinderkompetenzzentrums Hamburg | Sprache: | Deutsch | Autor*in: | Behrend, Loni Madita | Schlagwörter: | Kinderschutzzentrum; Kinderschutzambulanz; Coronapandemie | GND-Schlagwörter: | KindesmisshandlungGND COVID-19-PandemieGND KinderschutzGND RechtsmedizinGND AmbulanzGND |
Erscheinungsdatum: | 2024 | Tag der mündlichen Prüfung: | 2025-06-27 | Zusammenfassung: | Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland hatten erhebliche Auswirkungen auf den Kinderschutz und verstärkten die Risikofaktoren für Kindesmisshandlung. Gleichzeitig wurde die Detektion von Kindesmisshandlung durch die Maßnahmen erheblich eingeschränkt und erschwert, was sich unter anderen an einer sinkenden Meldezahl von Kindeswohlgefährdungsmeldungen nach § 8a SGB VIII an die Jugendämter zeigte. Dieser Einbruch wurde von den Jugendämtern insbesondere durch die Schließung von Schulen und Kindergärten während der Lockdown-Phasen begründet. Die vorliegende Forschungsarbeit untersuchte anhand retrospektiver Daten die Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen auf die Untersuchungszahlen des Kinder-KOMPT am Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf, welche sich in den vergangenen Jahren auf einem gleichen Niveau von ungefähr 800 Untersuchungen pro Jahr befanden. Das Kinder-KOMPT untersucht Kinder und Jugendliche (0-18 Jahre) wegen des Vd. a. Kindesmisshandlung. Die Mehrheit der Untersuchungen (zwischen 60-70 %) werden durch die Jugendämter in Auftrag gegeben. Im Kinder-KOMPT blieb die Gesamtzahl der Untersuchungen auf einem im Vergleich zu den Vorjahren hohen Niveau (2020: 829 Untersuchungen, 2019: 832 Untersuchungen). Betrachtet man den Zeitraum des strengsten Lockdowns (15.03.-19.04.2020) genauer, zeigt sich, dass die Untersuchungszahlen im Vergleich zu „Vor-Corona“ (2017-2019) statistisch hochsignifikant (p < 0,01) und im Vergleich zu 2021 signifikant (p < 0,05) gesunken waren. Dieses Ergebnis unterstreicht den starken Einfluss der drastischen Eindämmungsmaßnahmen auf die Untersuchungszahlen. Bei den Auftraggebern des Kinder-KOMPT kam es im Jahr 2020 lediglich zu leichten Schwankungen der prozentualen Anteile, die jedoch zu keiner Änderung der Rangfolge der Auftraggeber führten. Die Jugendämter gaben wie in den Vorjahren die meisten Untersuchungen in Auftrag (68 %). Für die Häufigkeiten der Untersuchungsaufträge nach Auftraggebern erfolgte ebenfalls eine genauere Analyse im Zeitraum des strengsten Lockdowns 2020. Diese ergab, dass trotz der erheblichen Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen auf das gesellschaftliche und private Leben sowie den Kinderschutz die Jugendämter stärkster Auftraggeber des Kinder-KOMPT blieben. Dies gilt auch, obwohl die absolute Zahl der Untersuchungsaufträge durch die Jugendämter in dieser Zeit stark zurückging. Außerdem wurde festgestellt, dass der medizinische Kinderschutz an Bedeutung gewinnt, wenn etablierte Detektions- und Unterstützungssysteme ausfallen. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit verdeutlichen zum einen die etablierte, institutionalisierte Struktur der Zuweisung im Einzugsbereich des Kinder-KOMPT zur Detektion von Kindesmisshandlung in Hamburg, die vor allem über Schulen und Kindergärten durch Jugendämter erfolgt. Sie unterstreichen die wichtige Rolle der Jugendämter als größten Auftraggeber des Kinder-KOMPT und zeigen, dass bei Ausfall der üblichen Detektionswege für Kindesmisshandlung kein anderer Auftraggeber diese Lücke effektiv füllen kann. Zum anderen zeigen sie, dass der medizinische Kinderschutz in Zeiten massiver gesellschaftlicher Einschränkungen im Allgemeinen an Bedeutung gewinnt und eine konstante und verlässliche Säule im Kinderschutzsystem darstellt, die von äußeren Einflüssen weitgehend unberührt bleibt. Die gerichtsfeste Dokumentation von Verletzungs- und Misshandlungsbefunden, welche die Hauptaufgabe des Kinder-KOMPT darstellt, ist somit stark abhängig von einem gut funktionierenden Detektionssystem für Kindesmisshandlung, was es in zukünftigen Pandemien nicht nur in Hamburg vor allen politischen Reaktionen zu berücksichtigen gilt. |
URL: | https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/11823 | URN: | urn:nbn:de:gbv:18-ediss-130087 | Dokumenttyp: | Dissertation | Betreuer*in: | Seifert, Dragana Lohner, Larissa |
Enthalten in den Sammlungen: | Elektronische Dissertationen und Habilitationen |
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Datei | Beschreibung | Prüfsumme | Größe | Format | |
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