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Titel: Evaluation einer spezifischen Verhaltenstherapie-Tagesklinik unter besonderer Berücksichtigung der Drop-Out-Problematik
Sprache: Deutsch
Autor*in: Ortmann, Jürgen
Schlagwörter: Evaluation; Drop-Out-Problematik; Partial Hospitalization; Behavior Therapy
GND-Schlagwörter: Psychiatrische Tagesklinik
Verhaltenstherapie
Evaluationsforschung
Psychotherapeutische Versorgung
Erscheinungsdatum: 2006
Tag der mündlichen Prüfung: 2005-06-20
Zusammenfassung: 
In dieser Studie werden erstmals Daten zum Langzeitverlauf nach verhaltenstherapeutischer teilstationärer Behandlung dargestellt. Die seit 1997 im Universitäts-Klinikum Hamburg Eppendorf bestehende Verhaltenstherapie-Tagesklinik ist eine spezifisch verhaltenstherapeutische Tagesklinik mit einer zum Erhebungszeitpunkt hohen Personaldichte für Patienten mit depressiver, Angst- oder Zwangssymptomatik, für die i.d.R. ein ambulantes Angebot nicht ausreichend ist oder war. Das Behandlungskonzept fußt auf einer intensiven lebensgeschichtlich orientierten, multi-modalen Verhaltenstherapie. In einer naturalistischen Follow-up-Untersuchung mit Ein-Gruppen-Prä-Post-Design konnten von den 127 Index-Patienten der Jahre 1999 und 2000 durchschnittlich 2 Jahre nach Behandlungsende 83 Patienten (65,3%) erreicht werden, davon 73 Behandlungsbeender, 35 Patienten (42,2%) mit einer primären depressiven Störung, 38 Patienten (45,8%) mit einer Angststörung, 6 Patienten (7,2%) mit einer Zwangsstörung (und sonstige). Neben Fragen zum Katamneseintervall erhielten die Diagnosegruppen (aufgrund einer Testbatterieveränderung nach Jahrgängen unterschiedliche) störungsspezifische Fragebögen. Methodisch wurden Missing data aufgrund von Drop-out mit verschiedenen Ersatzdaten ersetzt (Prä-Wert, Post-Wert, Zufallswert). Nur die Prä-Wert-Ersatzdaten erscheinen hinreichend konservativ. Behandlungsabbrecher wurden berücksichtigt. Die varianzanalytischen Ergebnisse wurden zudem auf Individuumebene gemäß ihrer klinischen Signifikanz überprüft. Für Angstpatienten ist das Angebot hoch effizient. Es gibt auf den Hauptsymptomskalen signifikante Effekte über die Zeit mit z.T. hohen Effektstärken. Auf Individuumebene können bis zu annähernd zwei Drittel der Angstpatienten als „geheilt“ betrachtet werden. Die depressiven Patienten profitieren langfristig in Hinblick auf die depressive Symptomatik bei signifikanten Zeiteffekten und klinisch relevanten Veränderungsraten von zwei Drittel im Follow-up. Gleichzeitig gibt es in der allgemeinen Psychopathologie gegenüber dem Entlassungszeitpunkt eine leichte Verschlechterung zum Follow-up, die vermutlich der hohen Komorbidität geschuldet ist. Patienten mit sozialer Phobie profitieren zwar zum Entlassungszeitpunkt mit signifikanten Prä-Post-Effekten und hohen Veränderungsraten, verzeichnen zum Katamnesezeitpunkt jedoch wieder einen Relapse nahezu bis aufs Ausgangsniveau. Die Daten verweisen bei geringer Fallzahl auf eine besonders beeinträchtigte Katamnesestichprobe. Zwangspatienten zeigen nur nominell leichte Verbesserungen in der Hauptsymptomskala zum Entlassungszeitpunkt, profitieren insgesamt aber weder kurz- noch langfristig ausreichend. Für diese Patientengruppe waren die instrumentellen Lernbedingungen ungenügend, es konnte aufgrund geringer Fallzahlen keine Gruppenidentität ausgebildet werden. Es erscheint dann eine tagesklinische Aufnahme sogar kontraindiziert. Für die Gesamtstichprobe ist bedeutsam, dass nachfolgend eingeleitete psychiatrische oder psychotherapeutische ambulante Maßnahmen keinen Einfluss auf die subjektive oder objektive Erfolgsbewertung haben. Annähernd drei Viertel der Patienten äußern sich zufrieden mit der Behandlung und annähernd zwei Drittel beschreiben eine Verbesserung der Symptomatik. Retrospektiv verändern sich die Einschränkungen in vielen Lebensbereichen signifikant. Auftretende Verschlechterungen und Rückfälle haben vor allem mit beruflich-schulischen Kontexten zu tun. Das Ausmaß reliabler Veränderungen in der Gesamtstichprobe zum Postzeitpunkt ist leicht besser als in vergleichbaren teilstationären Einrichtungen. Behandlungsabbrecher unterschieden sich soziodemografisch nicht von Teilnehmern, berichteten langfristig von signifikant geringeren Verbesserungen in verschiedenen Lebensbereichen. Die spezifische tagesklinische Behandlung in der VTTK ist demnach kurzfristig eine effektive Behandlungsmaßnahme für (sozial-) ängstliche und depressive Patienten und stellt langfristig für Patienten mit einer depressiven und ängstlichen Symptomatik eine effektive Behandlungsmöglichkeit dar.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/1227
URN: urn:nbn:de:gbv:18-27857
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Dahme, Bernhard (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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