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Titel: Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft Alt-Rehse
Sonstige Titel: The leaderschool for German physicians Alt-Rehse
Sprache: Deutsch
Autor*in: Maibaum, Thomas
Schlagwörter: Deuschl; Hans; Peltret; Johannes
GND-Schlagwörter: Alt Rehse / Führerschule der Deutschen Ärzteschaft
Blome
Kurt
Boehm
Hermann (Arzt)
Erscheinungsdatum: 2007
Tag der mündlichen Prüfung: 2007-09-25
Zusammenfassung: 
In der Führerschule der deutschen Ärzteschaft in Alt-Rehse wurden zwischen Mai 1935 und Kriegsbeginn im September 1939 sowie zwischen 1941 und vermutlich Anfang 1942 Schulungen für Personen des Gesundheitswesens veranstaltet. Diese dauerten zwischen wenigen Tagen und vier Wochen, wobei insbesondere die Jungärzte und die Teilnehmer, die aus neu hinzu gekommenen Gebieten des deutschen Reiches nach Alt-Rehse kamen, länger geschult wurden. Zielgruppen der Schulungen waren neben den Jungärzten auch nationalsozialistische Funktionäre des Gesundheitswesens (insbesondere 1935), Hebammen, Ärztinnen und Ärzte und Laien, die sich mit Naturheilkunde beschäftigten. Besonders bei den Jungarztkursen der Jahre 1937 und 1938 wurde versucht Alt-Rehse zu einem Zentrum der nationalsozialistischen Medizinstudenten und Jungärzte zu machen. Durch die Etablierung von Jungarztobmännern und Verbindungsmännern sollten Strukturen geschaffen werden, junge – in Alt-Rehse geschulte – Mediziner in den Ämtern für Volksgesundheit zu plazieren und sie so zu einem Knotenpunkt der gesundheitspolitischen Kontrolle zu machen.
Die gesamte Teilnehmerzahl dürfte bei einer Anzahl von 81 Kursen á max. 128 Teilnehmer 9000 wohl nicht überschritten haben und es konnte damit auch nicht die Anzahl erreicht werden, die sich die Gesundheitsführung des Deutschen Reiches erhoffte.
Der Tagesablauf eines Kurses war unabhängig von der Teilnehmergruppe relativ ähnlich. Neben den Vorträgen umfasste dieser sportliche Aktivitäten und Arbeitsdienst sowie Ausflüge in die mecklenburgische Umgebung. Nach heutigen Maßstäben müsste man geradezu von einer Kasernierung der Teilnehmer sprechen mit Flaggenappell und Uniform.
Da die eigentlichen Schulungsunterlagen fehlen, ist man heute auf die Berichterstattung der Medien der damaligen Zeit angewiesen. Die meisten Berichte (insgesamt 50 Artikel zu 25 Kursen) bleiben jedoch vage und sind eher Stimmungsbilder als Zusammenfassungen des Kursablaufes. Deshalb sind die statistischen Angaben über die Kurse, Vorträge und Dozenten als lückenhaft zu bezeichnen. Schulungsschwerpunkte waren während der Schulungen bis zum August 1939 die Vermittlung der Struktur der Ärzteorganisationen, NS-Politik und -Propaganda, Naturheilkunde und Ernährungsfragen sowie Rassenkunde, Eugenik und Genetik. Dazu diente auch das Forschungsinstitut des Erbbiologen Hermann Alois Boehm, der zuständig für die erbbiologische Fortbildung vor allem der Jungärzte in Alt-Rehse war und versuchte, in diesen Lehrgängen auch Nachwuchs für die Erbbiologie zu rekrutieren. Das Institut existierte von 1937 bis zu seinem Verkauf an die Universität Rostock im Juli 1943.
Insgesamt sollten die Vorträge der Schulungen an der Führerschule die Teilnehmer auf gesundheitspolitischen und ideologischen Gebieten fortbilden. Das Ziel war es nie, wie die verantwortlichen Leiter Alt-Rehses von Anfang an betonten, eine fachliche Fortbildung zu gestalten, sondern Personen zu nationalsozialistischen Gesundheitsführern auszubilden. Es ergaben sich keine Hinweise, dass in Alt-Rehse KZ-Ärzte oder Ärzte, die an maßgeblicher Stelle die Euthanasieaktionen leiteten, ausgebildet wurden. Dies kann aber angesichts der lückenhaften Datenlage auch nicht ausgeschlossen werden.
Es konnten 210 Referenten identifiziert werden. Der Großteil der Referenten waren Ärzte und Funktionäre des Gesundheitswesens und der NSDAP, darunter auch viele namhafte Personen wie Heinrich Himmler, Robert Ley, Alfred Rosenberg, Gerhard Wagner und Leonardo Conti, die an zahlreichen Verbrechen der Nationalsozialisten aktiv beteiligt waren. Aber auch Hebammen und Dozenten anderer Fachdisziplinen lasen in Alt-Rehse. Meist trugen die Referenten die Themen vor, mit denen sie sich hauptberuflich beschäftigten.
Adolf Hitler definierte in „Mein Kampf“ das Ziel, dass ‚kein Knabe und kein Mädel’ die Schule ohne die Grundbegriffe der Rassenkunde in sich aufgesogen zu haben, verlassen dürfe . Alt-Rehse hat sicherlich unter anderem dazu beigetragen, dass die Rassenkunde unter den Kursteilnehmern weiterverbreitet wurde. Diese Teilnehmer konnten dann als Multiplikatoren den nationalsozialistischen Rassegedanken an die Bevölkerung weitergeben und waren somit als intensiv geschulte Ärzte wichtig zur Verbreitung dieser Ideologie.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/1888
URN: urn:nbn:de:gbv:18-34572
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Schmiedebach, Heinz-Peter (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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