Titel: Fluchtmigration: Begegnungsszenarien in deutschsprachigen Gegenwartsromanen (2014-2018)
Sonstige Titel: Flight Migration: Meeting scenarios in contemporary German-language novels (2014-2018)
Sprache: Deutsch
Autor*in: Steidl, Sarah
Schlagwörter: Fluchtmigration; Flüchtlingskrise; Gegenwartsliteratur; Globalisierung; Begegnungsszenarien
Erscheinungsdatum: 2019
Tag der mündlichen Prüfung: 2020-05-20
Zusammenfassung: 
Die vorliegende Untersuchung widmet sich sieben deutschsprachigen Gegenwartsromanen, die in zeitlicher Nähe zur ‚Flüchtlingskrise‘, nämlich in den Jahren von 2014 bis 2018 veröffentlicht wurden. Diese zeichnen sich allesamt dadurch aus, dass Geflüchtete explizit oder implizit als Schlüsselfiguren der Wirklichkeit aufgerufen werden und emblematisch ein Neusortieren von Gesellschaft und Gemeinschaft in Zeiten der Ambivalenz von Globalisierung und Kapitalismus andeuten. Über verschiedene Genres zeigen die Romane auf, wie von den Zuwanderungsbewegungen Richtung Europa bereits bestehende gesellschaftliche Konflikte aus der Latenz an die Oberfläche gespült werden. Die Texte legen Konflikt- und Affektpotenziale frei und dringen in die Tiefensemantik kollektiver Identität und die in ihr verankerten Regulierungsmechanismen den Umgang mit dem kulturell Anderen betreffend ein.

Die Studie analysiert die im Kontext kontrovers geführter gesellschaftlicher Debatten um Fluchtmigration greifenden Konstruktionen von Fremdheit und die daraus resultierenden Differenzerfahrungen in Kommunikationssituationen. Obwohl die für die Untersuchung ausgewählten Romane allesamt eine auf verbalen Austausch des jeweiligen Figurenpersonals ausgerichtete Erzählanordnung aufweisen, bedeutet dies keineswegs, dass jeweils ein Dialog zwischen Geflüchteten mit Bürger_innen des Zufluchtslandes zustande kommt. Im Gegenteil: vielmehr rücken mit sprachlichen Barrieren, bürokratischen Strukturen sowie rassistischen Ressenti-ments asymmetrische Machtverhältnisse in den Fokus, mit denen die Konnotation des Dialogs als ‚Lösungsbringer‘ durchkreuzt wird. Die narrative Vielstimmigkeit der Romane bringt gewisse gesellschaftliche Unstimmigkeiten zum Vorschein.

Einem literatursoziologischen Ansatz folgend befragt die Arbeit die Romane nach gesellschaftlichen Zeit- sowie Zukunftsdiagnosen und rekurriert damit indirekt auf die Bedeutung von Literatur als Vermittlungsinstanz. Die Studie liefert einen Beitrag zu einer Kartografie des Sozialen; sie rekonstruiert die literarisch ausgestellten Indizien gesellschaftlicher Verwerfungen im Prozess interkultureller Begegnungen in Zeiten von Fluchtmigration.

The present study is devoted to seven contemporary German-language novels that were published in close temporal proximity to the 'refugee crisis', namely in the years from 2014 to 2018. The novels are all characterized by the fact that fugitives are called upon explicitly or implicitly as key figures of reality and emblematically suggest a re-sorting of society and community in times of ambivalence of globalization and capitalism. The novels show how the immigration movements towards Europe bring existing social conflicts from latency to the surface through various genres. The texts expose conflict and affect potentials and penetrate into the deep semantics of collective identity and the mechanisms of regulation anchored in it with regard to dealing with the cultural other.

The study analyzes the constructions of foreignness and the resulting experiences of difference in communication situations in the context of controversial social debates on flight migration. Although the novels selected for the study all have a narrative arrangement geared to the verbal exchange of the respective character staff, this does not in any way mean that a dialogue between fugitives and citizens of the country of refuge takes place. On the contrary, linguistic barriers, bureaucratic structures and racist resentments bring asymmetrical power relations into focus, with which the connotation of dialogue as a 'solution provider' is thwarted. The narrative polyphony of the novels reveals certain social discrepancies.

Following a literary-sociological approach, the study questions the novels about social diagnoses of time and future and thus indirectly refers to the importance of literature as a mediating instance. The study contributes to a cartography of the social; it reconstructs the literary evidence of social distortions in the process of intercul-tural encounters in times of flight migration.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/8808
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-88320
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Gutjahr, Ortrud
Bischoff, Doerte
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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