Titel: Ecomorphology, biomechanics and ontogeny of the pectoral girdle in anurans (Lissamphibia: Anura) with emphasis on morphological methods
Sprache: Englisch
Autor*in: Engelkes, Karolin
Schlagwörter: pectoral girdle; ecomorphology; biomechanics; Anura; ontogeny
Erscheinungsdatum: 2020
Tag der mündlichen Prüfung: 2021-03-19
Zusammenfassung: 
Frogs and toads (Amphibia: Anura) inhabit a wide range of habitats that are each associated with specific modes of locomotion. Despite the generally conserved anuran Bauplan, various anatomical adaptations to locomotor behaviors have been reported in previous studies. Most of these studies, however, focused on the limbs or the pelvic girdle. The pectoral girdle, that is the anatomical complex that connects the forelimbs to the axial skeleton, has rarely been analyzed with regard to its adaptation to and function in locomotion. Various previous studies on the anatomy and evolution of the pectoral girdle skeleton provide a base for ecomorphological and functional analyses of the skeletal girdle elements. The inclusion of the pectoral girdle muscles in such studies is complicated by inconsistencies in the identification and naming of the shoulder joint muscles in literature accounts. Therefore, the aims of this thesis were twofold: The first aim was to analyze the relationships between locomotor mode, skeletal shape variation, and biomechanical function of the anuran pectoral girdle. The second aim was to assess the ontogenetic development and innervation of the shoulder joint muscles in order to resolve the inconsistencies in literature accounts and to thereby provide a base for future studies that could include those muscles in biomechanical analyses or reconstruct muscle evolution.
The first aim was approached by assessing whether geometric morphometrics was a valid method to analyze the shape of the anuran pectoral girdle and by optimizing the corresponding workflow. As geometric morphometrics proved to be a suitable approach, it was used to study the shape diversity in the pectoral girdle bones in relation to locomotor behavior within a phylogenetic framework. The analyses were complemented by musculo-skeletal modelling and finite element analyses in order to understand the biomechanical implications of shape differences in the context of locomotion. Digital dissections of volumes that were generated by histological serial sectioning, episcopic microtomy, or micro-computed tomography of larval and adult specimens were performed to approach the second aim.
Phylogenetic relationships, size, and locomotor behavior had an effect on the shape of the pectoral girdle in anurans, but the relative impact of these factors varied between bones. Remarkable shape diversity was observed within locomotor groups which indicates many-to-one mapping of form onto function. The girdle shapes of burrowing and non-burrowing species, and headfirst and backward burrowing species significantly differed from one another. The moment arms of (simulated) humerus retractor muscles crossing the shoulder joint were enlarged in burrowing species by specific pectoral girdle geometries. This potential adaptation to burrowing behavior was achieved by different, species-specific mechanisms. Differences in the pectoral girdle shapes were associated with differences in the reaction of the coracoid to simulated loading by physiologically relevant forces.
The anuran shoulder joint muscles were ontogenetically derived from the ventral and the dorsal pre-muscle mass that can be found in all vertebrates. The commonly used names ‘m. coraco-brachialis longus’ and ‘m. deltoideus’ were found to be misleading with regard to the ontogenetic origin of the corresponding muscle units. The mm. scapulohumeralis profundus anterior and posterior, although present in all examined species, have been overlooked in some studies. If present, the portions of the mm. cleidohumeralis, supracoracoideus, and coracobrachialis have occasionally been incorrectly recognized or assigned in previous studies. All other shoulder joint muscles have correctly been identified and named in previous studies. A nomenclature consistent with regard to inter-specific homologies and the ontogenetic origin of muscle units was suggested. Shape variations in the skeletal elements of the pectoral girdle and also of the forelimbs provide the base for various, potentially adaptive configurations of the shoulder joint muscles.

Frösche und Kröten (Amphibia: Anura) leben in vielen verschiedenen Habitaten, in denen sie jeweils spezifische Fortbewegungsweisen verwenden. Trotz des weitestgehend konservierten Bauplans der Anuren haben frühere Studien verschiedene anatomische Anpassungen an die Fortbewegungsweisen gefunden. Die meisten dieser Studien haben sich jedoch auf die Beine und den Beckengürtel konzentriert. Mögliche Anpassungen des Schultergürtel, also des anatomischen Komplexes, der die Vorderbeine mit dem Achsenskelett verbindet, wurden bisher kaum untersucht. Frühere Studien zur Anatomie und Evolution des Schultergürtelskeletts bieten eine Grundlage für weiterführende ökomorphologische und funktionelle Analysen des Skeletts. Die Einbeziehung der Schultergürtelmuskeln in solche Analysen wird jedoch durch die inkonsistente Identifizierung und Benennung der einzelnen Muskeleinheiten in der Literatur erschwert. Darum werden mit dieser Arbeit zwei Ziele verfolgt: Zunächst sollen die Beziehungen zwischen Fortbewegungsweise, Form und Funktion des Schultergürtels der Anuren analysiert werden. Das zweite Ziel besteht darin, die ontogenetische Entwicklung und Innervierung der Muskeln des Schultergelenks zu klären und mit diesen Erkenntnissen die Inkonsistenzen in der Literatur aufzulösen, um damit eine Basis für mögliche zukünftige Studien, die die Schultergürtelmuskulatur in biomechanische Analysen einbeziehen oder die Muskelevolution rekonstruieren könnten, zu schaffen.
Um das erste Ziel zu erreichen, wurde zunächst untersucht, ob die Geometrische Morphometrie eine valide Methode ist, um die Form des Schultergürtels der Anuren zu untersuchen, und der Workflow wurde für diesen speziellen Fall optimiert. Da sich die Geometrische Morphometrie als geeignete Methode herausgestellt hat, wurde mit ihrer Hilfe die Formvarianz der Knochen des Schultergürtels im Kontext von Lokomotion und Phylogenie untersucht. Die Untersuchungen wurden durch Muskel-Skelett-Modellierungen und Finite Elemente Analysen ergänzt, um die biomechanischen Auswirkungen von Formunterschieden zu verstehen. Digitale Präparationen von Volumendaten, die durch histologische Serienschnitte, episkopische Mikrotomie und Mikro-Computer Tomographie gewonnen wurde, wurden an larvalen und adulten Individuen durchgeführt, um das zweite Ziel zu erreichen.
Phylogenetische Verwandtschaft, Größe und Fortbewegungsweise hatten einen signifikanten Effekt auf die Form des Schultergürtels der Anuren; die Stärke des Einflusses dieser Faktoren unterschied sich jedoch zwischen den einzelnen Knochen. Eine bemerkenswerte Formenvielfalt wurde innerhalb der Lokomotionsgruppen beobachtet, was many-to-one mapping der Form auf die Funktion impliziert. Signifikante Unterschiede in der Form des Schultergürtels wurden zwischen grabenden und nicht-grabenden, sowie zwischen vorwärts- und rückwärts-grabenden Arten beobachtet. Die Hebelarme von (simulierten) Humerus-Retraktormuskeln waren in grabenden Arten durch spezielle Schultergürtel-geometrien vergrößert. Diese mögliche Adaptation an das Graben wurde durch verschiedene, artspezifische Mechanismen erreicht. Die Unterschiede in der Form des Schultergürtels gingen mit Unterschieden in der Reaktion auf simulierte, physiologisch relevante Kräfte einher.
Die Schultergelenksmuskeln der Anuren leiteten sich ontogenetisch von der ventralen und der dorsalen Prä-Muskelmasse, die in allen Vertebraten beobachtet werden kann, ab. Die Ergebnisse zeigten, dass die häufig verwendeten Namen ‘m. coraco-brachialis longus’ und ‘m. deltoideus’ missverständlich in Bezug auf den ontogenetischen Ursprung der zugehörigen Muskeleinheiten sind. Die mm. scapulohumeralis profundus anterior und posterior waren in allen untersuchten Arten vorhanden, wurden in einigen früheren Studien aber übersehene. Die Portionen der mm. cleidohumeralis, supracoracoideus und coracobrachialis wurden, wenn vorhanden, in früheren Studien gelegentlich falsch erkannt oder falschen Muskelgruppen zugeordnet. Die übrigen Schultergelenksmuskeln wurden in der Literatur richtig identifiziert und benannt. Eine Nomenklatur, die hinsichtlich interspezifischer Muskelhomologie und ontogenetischem Ursprung konsistent ist, wurde vorgeschlagen. Die Formvarianz in den Skelettelementen des Schultergürtels und auch in den Knochen des Vorderbeins stellt die Grundlage für verschiedene, möglicherweise adaptive Konfigurationen der Schultergelenksmuskulatur dar.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/9052
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-93225
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Haas, Alexander
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

Dateien zu dieser Ressource:
Datei Beschreibung Prüfsumme GrößeFormat  
Dissertation_Engelkes.pdfDissertationf63485f519c534fe6529ba9de8a94a3219.49 MBAdobe PDFÖffnen/Anzeigen
Zur Langanzeige

Info

Seitenansichten

225
Letzte Woche
Letzten Monat
geprüft am 18.04.2024

Download(s)

495
Letzte Woche
Letzten Monat
geprüft am 18.04.2024
Werkzeuge

Google ScholarTM

Prüfe