Titel: Viktimisierung in der Grundschule – Eine Untersuchung der Delinquenzerfahrungen von Viertklässler:innen auf der Datengrundlage von TIMSS 2015
Sonstige Titel: Victimization in elementary school – An examination of fourth-grade students' delinquency experiences based on TIMSS 2015 data
Sprache: Deutsch
Autor*in: Beese, Christin
Schlagwörter: Schülerkompetenzen; Victimization; Prävention; TIMSS 2015; Academic Achievement; Structural Equation Modeling
GND-Schlagwörter: ViktimisierungGND
GrundschuleGND
StrukturgleichungsmodellGND
SchulleistungGND
Erscheinungsdatum: 2022-10-07
Tag der mündlichen Prüfung: 2022-11-25
Zusammenfassung: 
Viktimisierungen – und dazu gehören auch Mobbing und Bullying, – stellen ein großes Problem an Schulen dar und beeinträchtigen sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit der betroffenen Schüler:innen. Für die Opfer stellt das Erleiden von Viktimisierungen einen hohen Stressfaktor im Schulalltag dar, das Lernen wird erschwert und schlechtere Schülerleistungen sind in vielen Fällen die Folge.
Um Viktimisierungen in der Schule zu verhindern bzw. zu vermindern sind entsprechende Maßnahmen nötig, die sich auf relevante Risiko- und Schutzfaktoren in der Grundschule fokussieren. Die aktuelle Viktimisierungsforschung in Deutschland setzt sich jedoch primär aus vereinzelten regionalen Studien und Einzelbefunden zusammen, repräsentative Daten und komplexe Modelle zu den Einfluss- und Bedingungsfaktoren von Viktimisierung an Grundschulen in Deutschland fehlen bislang. Im Rahmen dieser Arbeit wird sich daher den Fragestellungen gewidmet, inwieweit Viktimisierungen und verschiedene Formen von Viktimisierungen bereits in der Grundschule in Deutschland auftreten und welche Einflussfaktoren in Bezug auf Viktimisierungen im Schulkontext bestehen. Ergänzend wird der Zusammenhang zwischen Viktimisierungen und den schulischen Kompetenzen von Grundschüler:innen in den Blick genommen.
Die Datengrundlage für die durchgeführten Sekundäranalysen bilden die Datensätze der Schüler- und Elternbefragung der internationalen Schulvergleichsuntersuchung Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS) aus dem Jahr 2015. Im Rahmen der Studie werden sowohl die Kompetenzen von Viertklässler:innen in den Domänen Mathematik und den Naturwissenschaften mittels standardisierter Leistungstest sowie verschiedene Aspekte ihrer Lehr- und Lernbedingungen erhoben. Mit Hilfe der Strukturgleichungs-modellierung (SEM) können auf dieser Datengrundlage verschiedene Einflussfaktoren auf Viktimisierungen im Schulkontext und der Zusammenhang von Viktimisierungen mit den mathematischen bzw. den naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Schüler:innen simultan in komplexen Modellen betrachtet werden.
Die Ergebnisse der deskriptiven Analysen zum Auftreten von Viktimisierungen zeigen zunächst, dass nahezu die Hälfte der Viertklässler:innen an deutschen Grundschulen mindestens ein paar Mal pro Monat Opfer von Viktimisierungen geworden ist. Die häufigsten Viktimisierungsformen sind hierbei sozialer Ausschluss und körperliche Gewalt, gefolgt von verbalen Beleidigungen und Beschimpfungen.
Bezogen auf die untersuchten Einfluss- und Bedingungsfaktoren auf Viktimisierungen zeigen sich in der Betrachtung der Strukturgleichungsmodelle sowohl theoriekonforme als auch erwartungswidrige Effekte. Im Bereich der individuellen Faktoren zeigen sich erwartungsgemäß die sozialen Kompetenzen und das nicht explizit prosoziale Verhalten als signifikante Einflussfaktoren auf Viktimisierungen. Die Analysen dieser Arbeit liefern erwartungswidrig jedoch weder im Bereich der schulischen noch der familiären Faktoren statistisch bedeutsame Effekte auf Viktimisierungen. Weitere Befunde dieser Arbeit sind die signifikanten, jedoch als gering zu beurteilenden Effekte der Viktimisierung auf die mathematischen sowie auf die naturwissenschaftlichen Kompetenzen der Schüler:innen.
Die empirischen Befunde dieser Arbeit machen deutlich, dass ein großer Teil der Viertklässler:innen in Deutschland von Viktimisierungen betroffen ist und folglich bereits an Grundschulen ein deutlicher Bedarf an geeigneten Präventions- und Interventionsmaßnahmen besteht. Anhand der durchgeführten Analysen zeigten sich hierbei die sozialen Kompetenzen und das nicht explizit prosoziale Verhalten der Schüler:innen aufgrund der gefundenen signifikanten Effekte auf Viktimisierungen als Schutzfaktoren und somit als plausible Ansatzpunkte. Basierend auf diesen Ergebnissen liegt die Forderung nahe, in der Grundschule verstärkt Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu etablieren, die diese individuellen Schülermerkmale stärken.
Bei der Betrachtung der Ergebnisse muss jedoch berücksichtigt werden, dass es sich bei der Datengrundlage dieser Arbeit um Querschnittsdaten handelt und folglich keine Kausalitäten angenommen werden können. Um hierbei die Wirkrichtungen ermitteln zu können, bedarf es weiterer Forschung mit längsschnittlichen Studiendesigns.

Victimization – including mobbing and bullying –, is a major problem in schools and affects both the mental and physical health of the students involved. For the victims, suffering victimization is a high stress factor in everyday school life, learning is consequently impaired and poorer student performance is often the result.
In order to prevent resp. reduce victimization at school, appropriate measures are needed that focus on relevant risk and protective factors in elementary schools. Current victimization research in Germany is primarily composed of isolated regional studies and individual findings, representative data and complex models on the influencing and conditioning factors of victimization at elementary schools in Germany are lacking so far. Therefore, the questions of the extent to which victimization and various forms of victimization already occur in elementary schools in Germany and what influencing factors exist with regard to victimization in the school context are being addressed in this work. In addition, the relationship between victimization and the academic competencies of elementary school students is examined.
The data basis for the secondary analyses carried out is formed by the data sets of the student and parent survey of the international large-scale study Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS) from 2015. Within the framework of the study, both the competencies of fourth graders in the domains of mathematics and science are surveyed by means of standardized achievement tests as well as various aspects of their teaching and learning conditions. By using structural equation modelling (SEM), various factors influencing victimization in the school context and the relationship between victimization and the mathematics and science competencies of students can be considered simultaneously in complex models.
The results of the descriptive analyses on the occurrence of victimization show that almost half of the fourth graders in German elementary schools have been victimized at least a few times per month. The most frequent forms of victimization are social exclusion and physical violence, followed by verbal insults and verbal abuse.
With regard to the investigated influencing and conditioning factors on victimizations, the examination of the structural equation models reveals both effects that conform to the theory and effects that are contrary to expectations. In the section of individual factors, social competencies and non-explicit prosocial behavior emerge as significant influencing factors on victimizations, as expected. Contrary to expectations, the analyses of this thesis do not provide statistically significant effects on victimizations in the section of either school or family factors. Further findings of this study are the significant effects of victimization on the mathematics and science competencies of the students, which can be interpreted as small.
The empirical findings of this study show that a large proportion of fourth graders in Germany are affected by victimization and that there is therefore a clear need for appropriate preventions and interventions at elementary schools. Based on the conducted analyses, the social competencies and the non-explicit prosocial behavior of the students were found to be protective factors and thus plausible starting points due to their significant effects on victimization. Based on these results, there is an obvious demand to establish more preventions and interventions in elementary schools that strengthen these individual student characteristics.
When considering the results, it must be kept in mind that this study is based on cross-sectional data and therefore no causalities can be assumed. In order to be able to determine the direction of the effects found, further research with longitudinal study designs is required.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/9943
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-104873
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Schwippert, Knut
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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