Titel: Analyse der Kontextabhängigkeit von Substanzanamnesen bei PJ-Studierenden in simulierten Anamnesegesprächen
Sprache: Deutsch
Autor*in: Wittmann, Hilko Tim Dario
Schlagwörter: Substanzgebrauch; Medizinstudierende; Substanzanamnese; Clinical Reasoning; Medizinstudenten; Anamnese; Alkohol
GND-Schlagwörter: AnamneseGND
NicotinmissbrauchGND
AlkoholkonsumGND
MedizinstudiumGND
Medizinische AusbildungGND
Erscheinungsdatum: 2023
Tag der mündlichen Prüfung: 2024-05-30
Zusammenfassung: 
Der Konsum von Alkohol, Nikotin und anderen Drogen hat große Auswirkungen auf die Krankheitslast sowie die Kosten im Gesundheitssystem. Eine Vielzahl von Erkrankungen wird unmittelbar von Substanzkonsum beeinflusst. Deshalb ist es wichtig, Patient:innen in Anamnesegesprächen gezielt dahingehend zu explorieren. Ziel dieser Arbeit war es herauszufinden, ob und wie Medizinstudierende in fortgeschrittenen Semestern in simulierten Anamnesegesprächen nach Substanzkonsum fragen. Es wurde analysiert, aus welchen Beweggründen sowie mit welchen sprachlichen Mitteln diese sensiblen Fragen gestellt wurden. Es wurden 138 Videos einzelner Anamnesegespräche verbatim transkribiert und mit einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet. Sowohl in regulären, als auch in telemedizinischen Gesprächen wurden die Patienten häufiger nach Rauchen (74,6%) als nach Alkohol (61,6%) und anderen Drogen (18,0%) gefragt. Dabei wurde der größte Anteil der Fragen (77,7%, 86,5% und 88,9% für Rauchen, Alkohol und andere Drogen) nicht aus Gründen des Clinical Reasonings gestellt, sondern im Sinne einer sogenannten Protokollfrage. Außerdem konnten verschiedene Fehler in der Fragestellung identifiziert werden, zum Beispiel das Fragen nach mehreren Substanzen in einer Frage oder logische Fehler in der Fragenformulierung. In der sprachlichen Analyse konnte gezeigt werden, dass der überwiegende Teil der Fragen sachlich gestellt wurde (74%). Aus Einzelbeispielen ließ sich erarbeiten, dass Fragen nicht-sachlich gestellt wurden, um es beispielsweise zu erleichtern, die unangenehme Frage nach Substanzgebrauch zu stellen. Beispielsweise wurde Substanzkonsum verharmlost („… trinken Sie ab und zu ein Bierchen?“) oder Patienten wurden suggestiv gefragt („Andere Drogen kann ich ausschließen?“), was das Verheimlichen von Konsumverhalten erleichtert. Verschiedene andere gleichartige Beispiele ließen sich zumeist darauf zurückführen, dass die Studierenden versuchten, Konflikten mit den Patienten aus dem Weg zu gehen und deshalb unangenehme Fragen nicht auf eine direkte Art stellten. Diese Arbeit liefert eine Reihe von Anhaltspunkten, welche Defizite bei Medizinstudierenden inhaltlich und sprachlich in der Anamnese von Substanzkonsum noch bestehen. Anamnesekurse in den frühen Semestern des Medizinstudiums sollten daher nicht nur auf die inhaltlichen Aspekte von Anamnesen und deren Vollständigkeit ausgerichtet sein, sondern auch auf sprachliche und psychologische Aspekte eingehen, damit besonders schambesetzte Themen wie Substanzkonsum trotzdem thematisiert werden, insbesondere dann, wenn sie für differentialdiagnostische Überlegungen im Sinne des Clinical Reasoning von Bedeutung sind.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/10965
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-118538
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Harendza, Sigrid
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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